
Einige katholische fromme Gedanken
„Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“ Luther steht mit einigen anderen Größen des Glaubens am Beginn unserer Frage: Wie ist das nun mit Gott und mir? Für Luther – und andere – ist die Frage die nach dem Individuum und Gott, nach meiner persönlichen Beziehung zu Gott. Oder wem das übernutzte Wort ,Beziehung‘ nicht gefällt: Wie begegne ich Gott? Wie ist mein Inneres, dort, wo die Zweifel wohnen, zu beruhigen?
Mit vielen anderen würde ich sagen: Das geht gar nicht allein. Ohne die vielen Glaubenden, ohne die von Gott selbst ins Leben gerufene Gemeinde, die Kirche, sein Volk, geht das gar nicht. Meine Frage ist also nicht Luthers Frage. Aber Luthers Frage hilft mir, meine eigene zu stellen. Es ist eben nicht alles happy und schön und zum Wohlfühlen, es gibt Selbstzweifel und Fragen und Unsicherheit, wie das mit mir und Gott ist und da trifft die Frage Luthers in den Kern: „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“
Wenn unser Glaube an die moderne Welt schön angepasst ist, wenn die Musik lustig und die Lebenshilfe von der Kanzel ungefährlich ist, spätestens dann muss Luthers Frage uns beunruhigen. Denn wenn wir ehrlich sind, dann gibt es da viel in uns, was nicht so lustig und passend ist, was nagt oder zumindest nagen möchte. Und auch hier trifft Luthers Frage meinen katholischen Glauben: Brauche ich das überhaupt, einen gnädigen Gott? Oder bin ich nicht vielleicht schon zufrieden? Bin ich zu sehr eingerichtet? Viel zu selbstbestätigt? Die Frag Luthers lässt sich an dieser Stelle eben so stellen: Wie kann ich es zulassen, dass ich diesen Gott der Gnade einlasse in mein Leben und damit zugebe, dass ich sie brauche, diese Gnade? Das ist die moderne Frage Luthers für uns, heute.