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Schlagwort: Jesus

Du wirst noch Größeres sehen!

Veröffentlicht am 29. September 202029. September 2020
Der spirituelle Komparativ „Es sind die Dinge, die ihr nicht kennt, die euer Leben verändern“: Ein Plakat in Rom

Es ist der Satz, den Natanaël von Jesus zu hören bekommt. Der spirituelle Komparativ, Größeres sehen. Der Satz steht am Ende einer ganzen Kaskade von Berufungen. Johannes-Jünger sprechen Jesus an, dann erzählen die es andern weiter, und die dann wieder anderen. Das sitz ihm Kleinen die Kirchengeschichte, die Nachricht von Jesus wird weiter gegeben, und darin erklingt der Ruf des Herrn an jede und jeden.

Der spirituelle Komparativ „du wirst noch Größeres als dieses sehen“ erinnert uns daran, dass das aber nicht statisch bleibt, sondern eine Dynamik enthält. Größeres! Unsere Erfahrungen mit Gott und Glauben haben uns an einen gewissen Punkt gebracht, aber das ist nicht alles, scheint die Schriftstelle uns zu sagen.

Der spirituelle Komparativ

Dieser Satz Jesu klingt wie ein Versprechen, aber er ist auch mehr.

Das Plakat in Rom, das als Bild für diesen Beitrag dient, gibt einen Hinweis: das Größere ist nicht etwa bekannt. Es gibt kein kapitalistisches Verständnis von „immer mehr vom Selben“. Es gibt kein olympisches „höher, schneller, weiter“, dessen was wir kennen. Sondern das Größere ist im Kern unbekannt.

Unbekannt

Uns geht es wie den Aposteln. Wir wissen, wie wir hierhin gekommen sind. Aber was ist da das Größere? Die Kirche anhand der Kriterien, wie wir sie kennen? Und uns besser vorstellen?

Aber wie es dem Apostel gegangen ist, so wird es auch uns gehen: das Größere, das uns versprochen ist, ist noch unbekannt.

Der Papst spricht immer wieder vom Gott der Überraschungen, und genau das ist gemeint. Wer glaubt, zu wissen und sich auf diese seine Überzeugung zurück zieht, den nennt der Papst „in sich selber eingeschlossen“. Das sind diejenigen, die das Größere aus dem Reservoir des Bekannten hervorgehen sehen. Also letztlich aus dem Kontrollierbaren, weil wir es kennen. Gott durchbricht das durch Überraschungen, also durch ein Aufbrechen dieser Sicherheiten, die in unseren Plänen nicht vorkommen.

Nicht aus dem Reservoir des Kontrollierbaren

Die Beton-Form dieses Selbst-Einschlusses sind die Regeln und Normen, die einen gegen derlei Überraschungen absichern und im Fall eines Eintritts verteidigen sollen: „Die Norm gibt (…) die Sicherheit, sich überlegen zu fühlen, eine genaue Orientierung zu besitzen. Darin findet er seine Kraft, nicht im sanften Hauch des Geistes“, wie der Papst sagt.

Das Größere, auf das wir zugehen und zuglauben, lässt sich aber nicht einhegen. Es sind die unbekannten Dinge – so sagt das Plakat – die unser Leben ändern werden.

Ich lese dieses Jesus-Versprechen durchaus als etwas uns „Gefährdendes“. Das gehört dazu. Mein Plädoyer: keine Angst! Das kann man nicht dekretieren, aber wir können uns um innere Offenheit bemühen. Wenn wir denn wollen. Und wenn wir uns an die Seite von Natanaël stellen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Berufung, Bibel, Glaube, Jesus, Kirche20 Kommentare zu Du wirst noch Größeres sehen!

Synodaler Weg: Zum Beginn des Tages eine Frage

Veröffentlicht am 4. September 20204. September 2020
Ein Impuls für alle Schrift und Kreuz: Nürnberg, St Sebald

Im Anfang schuf Gott das Fragezeichen. So begann vor Jahren der Servitenpater Ermes Ronchi die Exerzitien für Papst Franziskus. Und so beginnen heute die Impulse bei den fünf Veranstaltungen des einen synodalen Weges, ein Impuls für alle. Und weil der Weg ja für alle da ist, nicht nur für die im Raum versammelten, mag ich den Impuls auch hier anbieten.

Also: Im Anfang schuf Gott das Fragezeichen. Fragen sind wichtig. Fragen – und nur Fragen – führen zu Neuem. Ein durchschnittliches vierjähriges Kind stellt angeblich über 400 Fragen am Tag, so wollen es Pädagogen in einer Studie gezählt haben. Alle Eltern mögen an dieser Stelle nicken oder seufzen.

Ein Impuls für alle

Fragen sind die Art, wie wir uns auf die Welt zu bewegen. Wir sind Fragende, Suchende. Und bleiben es auch, wenn wir uns nicht zu schnell mit dem, was ist, zufrieden geben.

Deswegen ist die Frage auch ein beliebtes Mittel Jesu, die Menschen um ihn herum auf den Weg zu Gott zu führen. Die Aussage, er lehre nur in Gleichnissen, ist so nicht ganz korrekt, so scheint es, ein Bibelwissenschaftler will 307 Fragen gezählt haben, die Jesus im Laufe der Evangelien stellt.

„Für wen haltet ihr mich?“, „Frau, warum weinst du?“, „Liebst du mich?“ oder auch „Wie viele Brote habt ihr?“

307 Fragen Jesu

Eine dieser Fragen habe ich deswegen an den Beginn des Tages gestellt:

Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wirst du bleiben? Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen’s und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.

Joh 1:35-39 (Lutherübersetzung 2017)

„Was sucht ihr?“ Die Frage kann nur hören, wer nicht betäubt ist von dem, was ist. Vom Erreichten. Vom Erfolg. Vom Status.

Fragen befreien von der Selbstbeschränkung. Wir haben doch genug. Wir sind doch schon. Wir haben doch schon. Aber auch von der Selbstbeschränkung im Kleinmachen: Wir können doch nicht. Das geht doch nicht.

Deswegen zum Impuls, vor all den Debatten, einige von der Frage Jesu abgeleitete Fragen an alle Teilnehmenden und in den Gemeinden Mitmachenden:

Was sucht ihr?

Was fehlt dir?

Was suchst du?

Was ist in deiner Berufung, in deinem Christsein lebendig? Was will da weiter werden, wachsen?

Was suchst du hier, heute, bei diesem Treffen?

Und lassen wir uns von Christus fragen: „Was soll ich dir tun?“, „Was soll ich für euch tun?“

Allen Beteiligten einen geistvollen Tag!

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Frage, Gebet, Impuls, Jesus, Johannes, Kirche, synodaler Weg17 Kommentare zu Synodaler Weg: Zum Beginn des Tages eine Frage

In Memoriam Klaus Berger

Veröffentlicht am 10. Juni 2020
ein großer Sprecher von Gott Klaus Berger 2017 bei einem Vortrag an der Universität Gregoriana in Rom

Und wieder geht ein großer Sprecher von Gott. Klaus Berger, Exeget, Frager, Schreiber, Sprecher, starb am vergangenen Montag. Unbequem war er und immer eine Bereicherung. Nie um ein Wort verlegen, gerne auch blumig und kantig, so hat er sich jahrelang zu Jesus und Kirche und Theologie geäußert. Gemeinsam mit seiner Frau hat er eine eigene Übersetzung des NT heraus gebracht, in eigener Reihenfolge der Texte und samt der Apokryphen. Da war keine Scheu in ihm, die ihn vor solch einem Werk zurück gehalten hätte.

In den vergangenen Jahren hatte ich mehrfach das Vergnügen, in kleinerem Kreis mit ihm zu tun zu haben. Ein anstrengendes Vergnügen war es, man konnte sich wunderbar an ihm reiben und irgendwie hatte ich auch immer das Gefühl, dass das auch seine Absicht war. Nicht abschauen, nicht ablesen, sondern selber denken.

Ein großer Sprecher von Gott

Dazu verwirrte er gerne. Mit Worten zum Beispiel: „Es herrscht ein bestimmtes Jesusbild vor, dass immer noch den Schlafzimmern des 20. Jahrhunderts entstammt”, so in einem Interview in Rom. Der Jesus, von dem er sprach, war einer, der „wirklich Neues [bringt], was häufig ja verschüttet ist, nicht zuletzt durch die dogmatischen Handbücher, durch die Katechismen und durch die Praxis der Kirchen.“ Und das Neue machte er sichtbar, in dem er das Alte aufrüttelte und durchschüttelte.

Hagenkord: Was würden Sie denn sagen, wie man sich Jesus nähern kann?

Berger: „Indem man anhand von Texten gnadenlos fragt: Wie soll ich das verstehen? Es geht zunächst um das Verstehen eines Fremden, der fremd geworden ist und in anderen Jahrhunderten wahrscheinlich nicht weniger fremd war (..). Es geht um die Begegnung mit einem, der fremd ist und diese Begegnung macht einen schon heiß, wenn man kurz davor ist, etwas davon mit zu bekommen. Es ist wie beim Topfschlagen (…), Theologen können helfen aber die Menschen müssen den entscheidenden Schlag selber machen. Wirkliche Begegnung mit Gott.“

Hagenkord: Bleibt uns der Jesus aber nicht doch auch nach allem Erklären und dann Nachfragen letztlich fremd?

Berger: „Ich finde, dass man jeden Tag gespannt sein darf, was man an genau diesem Tag aus dem Text herausfindet. Das ist bei manchen Texten manchmal ohne Ergebnis, dass man nichts findet, aber meistens ist es doch so, dass man weiter geführt wird, wirklich weiter geführt wird, so dass Jesus nicht fremd bleibt, sondern neue Eigenschaften von sich zeigt. Genau wie meine Frau auch. Meine Frau liebe ich in vergleichbarer Weise, dass ich gespannt bin, was ich heute an ihr entdecken kann.“

Hagenkord: Ruhe und beruhigt sein ist das Gegenteil von Bibellektüre?

Berger: „Ja. Man muss bereit sein, sich überraschen zu lassen und bereit sein, die liebsten Überzeugungen aufzugeben.“

Kirchlich, bildreich, liturgisch

Dabei war Berger immer auch kirchlich. Verwirrend kirchlich, eine Zeit lang wurde eifrigst spekuliert, ob er nun katholisch oder evangelisch sei, Klarheit und kirchliche Eindeutigkeit im Rahmen der Konvention war seine Sache nicht. Und liturgisch war er, da lag seine Bindung an den Orden der Zisterzienser, die ihm wichtig war und die ihn geprägt hat.

Er war ein Mann der Sprache, nicht nur der überlieferten. Seine eigene war bildreich. Ob er nun biblische Theologie mit Geflügelsalat verglich oder in ruhigen aber bestimmten Tönen über die Theologie schimpfte, die Jesus verharmlose. Nicht zuletzt deswegen war es stimmig, dass er sich zuletzt ausführlich dem bildreichsten Buch des Neuen Testamentes gewidmet hat, der Offenbarung des Johannes. „Die Kirche des Wortes lebt in der Welt der Bilder“, so Berger.

Ein großer Sprecher von Gott war er. Und sein unbequemes sprachlich anstrengendes Aufrütteln wird uns fehlen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exegese, Jesus, Klaus Berger, Neues Testament, TheologieSchreiben Sie einen Kommentar zu In Memoriam Klaus Berger

Plage, Sünde und das Kreuz: Wie Gott handelt

Veröffentlicht am 10. April 202010. April 2020
Gott wirkt Gesundheit Symbol unseres Glaubens: Kreuze im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg

Mit Krankheiten war es mal einfacher: Moses richtet in der Wüste eine Schlange auf, eine bronzene mitten im Lager. Und die Menschen, getroffen von einer Plage, wurden gesund, sobald sie diese Schlange anschauten. Gott wirkt Gesundheit. Diese Schlange hat es bis heute ins Logo der Ärzte und Apotheker geschafft, in Verschmelzung mit dem Stab des Äskulap.

Immer wieder meckert Israel und wendet sich gegen Gott, auf dem Zug durch die Wüste muss Mose immer wieder einschreiten, oder Gott selbst ist es, der straft. Unter anderem mit einer Plage. Die von Gott befohlene Schlange wird zur Hilfe gegen eine von Gott geschickte Plage. Die Plage bleibt, nur gibt Gott auch die Rettung dazu.

Gott wirkt Gesundheit

Es ist nicht das einzige Mal, dass der Abfall des Volkes von Gott mit Krankheit bestraft wird. Die Bibel kennt da noch mehrere Erzählungen. Aber die Schlage im Lager Israels ist deswegen so spannend, weil sie es bis in unsere christliche Theologie geschafft hat. Die Textstelle aus dem Buch Numeri hat es in die Leseordnung zum Fest Kreuzerhöhung geschafft.

Die im biblischen Bericht durchscheinende naive Vorstellung von Krankheit als Strafe ist leider so weit weg nicht. Corona zeigt uns, dass diese Vorstellungswelt bis heute wirkt, und das in allen Religionen. Auch in der Kirche gibt es solche Stimmen, die angesichts der Angst und Sorge lieber von Sünde und Umkehr reden. „Die Coronavirus-Pandemie ist wie alle Krankheiten und der Tod selbst eine Folge der Erbsünde“, sagt Erzbischof Carlo Viganò. Nicht die erste wirre Aussage aus seinem Mund.

Straf-Pädagogik Gottes?

Kardinal Raymond Burke geht noch weiter: „Es steht außer Frage, dass große Übel wie die Pest eine Auswirkung der Erbsünde und unserer tatsächlichen Sünden sind. Gott muss in Seiner Gerechtigkeit die Unordnung, die die Sünde in unser Leben und in unsere Welt bringt, reparieren. In der Tat erfüllt Er die Anforderungen der Gerechtigkeit durch Seine überreiche Barmherzigkeit.“ Barmherzigkeit?

Nun ist auch das Neue Testament voller Verweise darauf, dass jemand wegen seiner Sünden krank wird oder nach deren Vergebung geheilt. Deswegen meint auch der deutsche Kardinal Paul Josef Cordes, eine Verbindung der Corona-Pandemie mit Sünde und Gott könne nicht ausgeschlossen werden. 

„Gott will das Gute!”

Und Cordes wendet sich ausdrücklich gegen eine Aussage seines Kardinals-Kollegen Angelo Scola, dieser würde „Gott das Strafen verbieten“, so Cordes über Scola.

Was hat Scola denn angeblich so schlimmes gesagt? Dies hier:

„Gott will das Gute! So sehr will er das Gute, dass er unser Übel, unsere Sünde, auf sich genommen und ans Kreuz genagelt hat. Er benutzt sie nicht als ein Element der Rache. Die Vorstellung von einer göttlichen Bestrafung gehört nicht zur christlichen Vision – auch nicht in so einer dramatischen Situation, wie wir sie gerade erleben. Natürlich ist das ein komplexes Thema, aber Gott greift nicht zur Bestrafung, um uns zu bekehren!“

Und hier sind wir beim Kern: dass die Geschichte von der Schlange auf dem Stab zum Fest Kreuzerhöhung gelesen wird, hat ja seinen Sinn. Denn Jesus hat eben nicht Plage gebracht, Sodom vernichtet, er hat nicht mit Macht gehandelt um Umkehr zu erzwingen.

Keine Macht, kein Zwang

Sondern er ist ans Kreuz gegangen. Das genaue Gegenteil von Macht. Er ist für uns von Gott zur Sünde gemacht geworden, formuliert es auf seine ganz eigene prägnante Art der Apostel Paulus (2 Kor 5).

Die Schlange am Stab weist also nicht auf den Tun-Ergehens-Zusammenhang hin, auf das quasi-erzieherische Strafen Gottes, sondern auf das Kreuz. Auf die bedingungslose Liebe Gottes.

Wir müssen aufpassen, wie wir in diesen Zeiten über Gott und Gottes Handeln sprechen, sagt Erzbischof Vincenzo Paglia (das letzte Zitat eines Bischofs in diesem Text, versprochen). Und sein Beispiel ist einleuchtend: Weil die Pandemie gerade auch diejenigen treffe, die eh schon am Rande seien, die Armen und Schwachen, wäre das zynisch, so von Gott zu denken.

Gott gibt sich am Kreuz zu erkennen

Wenn wir gerade heute an Gott denken, dann so, wie Gott selber sich zu Erkennen gegeben hat. Über das Kreuz. Das lässt die uns so sperrig erscheinenden Stellen der Bibel nicht verschwinden, auch das Sprechen über Sünde bleibt. Aber die Perspektive wird eine andere.

Und: das Kreuz erlaubt etwas nicht, was es leider in der Geschichte der Kirche bis heute – siehe oben – immer wieder gegeben hat, nämlich in seinem Namen Macht ausüben. Menschen zu zwingen, indem man dieses oder jenes zur Ursache erklärt. So geht Kreuz nicht. So geht Erlösung nicht.

So geht Erlösung

Heute, am Karfreitag, lesen wir vom Tode Jesu am Kreuz. Hier ist das Heilshandeln Gottes fokussiert. Nicht in einer Straf-Pädagogik, die letztlich vom Kreuz doch nur ablenken will. Wer angesichts menschlicher Not von Strafe und nötiger Bekehrung spricht, will letztlich das Kreuz nicht wahrhaben.

Sagt uns deswegen das Kreuz etwas über unsere Not? Ja. Gott zeigt sich uns in der Hingabe. Es gibt eben keine größere Liebe, als wenn jemand sein Leben hingibt für andere, heißt es im Johannesevangelium. Das macht Gott in uns möglich. Und das Kreuz erinnert uns daran, dass Gott selbst diesen Weg zuerst gegangen ist: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat“ (Joh 3).

Ich wünsche Ihnen gesegnete Kar-Tage, auch und gerade weil sie in diesem Jahr so ungewöhnlich sind. Vielleicht wird ja etwas sichtbar, was sonst eher verdeckt bleibt.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Barmherzigkeit, Corona, Glaube, Jesus, Karfreitag, Kirche, Kreuz, Kreuzigung, Ostern33 Kommentare zu Plage, Sünde und das Kreuz: Wie Gott handelt

Glauben in Zeiten von …

Veröffentlicht am 20. März 202018. März 2020
Religion hat auf Virus keine einfachen Antworten Eine Kerze kann eine Fürbitte sein: St Klara, Nürnberg

Messfeier oder nicht Messfeier, das ist die Frage. Wie kann Glauben in Corona-Vorsichts-Zeiten gelebt werden? Am hin und her in Italien und nicht zuletzt im Papst-Bistum Rom kann man es sehen: Religion hat auf Virus keine einfachen Antworten.

Aber wie soll das dann geben? Wenn Jahrzehntelang wie selbstverständlich von der Sonntagspflicht gesprochen wurde, jetzt aber die Sprecher selber die Kirchen zumachen. Aus gutem Grund, aber dennoch, sie sind zu, oder zumindest nur mit eingeschränkten Messfeiern. Mit Listen. Und Höchstzahlen.

Religion hat auf Virus keine einfachen Antworten

Mein Mitbruder Tom Reese in den USA hat die Devise ausgegeben, dass Spiritualität nicht nur dazu da ist, Übel zu vermeiden, sondern um Gutes zu tun. Also, gelebter Glaube kann nicht nur heißen, allem Schlimmen aus dem Weg zu gehen. Sondern sucht auch neue Wege.

Toms erstem Vorschlag kann ich mich voll und ganz anschließen: wir haben die Schrift. Vielleicht ist das die Gelegenheit, mal ein Buch der Bibel zu lesen, das man noch nie in der Hand hatte. Oder mal ein Evangelium ganz. Oder verschiedene, jeder ein anderes, und dann darüber sprechen. Eine Zeit vereinbaren, davor und zum Abschluss ein Gebet gesprochen, und dann mit der Bibel glauben.

Bibel lesen, Bibel hören

Ich mache das im Augenblick in einer Variante: ich höre die gesamte Bibel. Der wunderbare Sprecher Rufus Beck hat die komplette Lutherbibel aufgesprochen, da höre ich mich langsam und allmählich durch. Sehr meditativ, und mal eine neue Weise, Bibel auf lange Strecke zu hören.

Auf der Webseite unserer Pfarrei in Frankfurt – Sankt Ignatius – gibt es auch Anleitungen für Hausgottesdienste, ich bin mir sicher auch auf anderen Webseiten. Oder das Projekt ignatianische Nachbarschaftshilfe online.

Für mich selber ist das mit der Messfeier einfach, als Priester kann ich das in der Hauskapelle tun, in kleiner Gruppe. Was ich auch tue. Aber anders als sonst, nämlich ausdrücklich für all diejenigen, die an keiner Messfeier teilnehmen können. Das ist nicht dasselbe, ich weiß, aber es ist mir ein Anliegen, und ich kenne andere Priester, die das ebenso oder ähnlich halten.

Kreativ helfen

Stichwort Helfen: Sie kennen mittlerweile alle die Zettel in den Hausfluren, die bei Facebook und so weiter weitergegeben werden: wenn Sie Probleme haben und Hilfe beim Einkauf, geben Sie uns die Einkaufsliste, und so weiter. Telefon-Hilfe für Menschen, die es nicht so einfach haben mit der Isolation ist auch eine Variante.

Und natürlich das – vielleicht sogar gemeinsame – Gebet: Fürbitten für all diejenigen Menschen, die jetzt doppelt belastet sind: Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger, und so weiter. Die Familie und das noch einen jetzt belastenden Beruf haben.

Und was würde Jesus tun?

Wir sitzen hinter verschlossenen Türen, in der Dynamik des Weniger, viele von uns stehen vor einer ungewissen Zukunft, viele haben Angst um die Arbeit, da ist bei uns Kreativität gefragt, wie wir helfen können.

Was würde Jesus tun? Vielleicht hilft es ja, sich das Leben Jesu als Inspiration anzuschauen. Nicht zur Imitation, das wäre zu billig. Aber vielleicht hilft das Lesen und das Bibel-Teilen ja dabei, sich inspirieren zu lassen. Der Kontakt mit Gott, das Gebet, um Talente in sich zu entdecken, die jetzt vielleicht helfen.

Oder hier: wenn Sie mögen, setzen Sie doch Ihren eigenen positiven Vorschlag unter diesen Beitrag. Ich bin sicher, Sie haben da noch viel mehr Ideen oder sogar Erfahrungen, je mehr davon unter die Gläubigen kommt, um so besser.

Kommen Sie gesund durch diese Tage!

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Barmherzigkeit, Corona, Glaube, Jesus, Kirche, Messfeier75 Kommentare zu Glauben in Zeiten von …

Leib Christi

Veröffentlicht am 22. Juni 201914. Juni 2019
Leib Christi ist noch einmal Thema Jesus-Darstellung in Vilnius

Es ist der Schlussakkord der Osterzeit. Pfingsten ist sie liturgisch zu Ende, davor feiern wir Himmelfahrt, danach Fronleichnam. Jedenfalls habe ich diese Feste mein Leben lang immer zusammen gedacht und wahrgenommen. Der Leib Christi ist noch einmal Thema, das schien und scheint mir passend nach dem Sprechen und Feiern des Geistes.

Hier in Italien wie auch woanders sind diese klassischen Donnerstags-Feste bereits verlegt, sie werden sonntags gefeiert, um das Feiern auch zu ermöglichen. Seit kurzem macht das auch der Papst so. Eine pragmatische Lösung, die nicht alle befriedigen kann, aber in einer sich ändernden Welt kann man nicht alles haben.

Der Leib Christi ist noch einmal Thema

Bei dem Fest geht es nicht um ein Ereignis, auch wenn natürlich der Gründonnerstag und das letzte Abendmahl hervordrängt. Es ist aber die Prozession, die wir heute – noch – damit verbinden. Das geht auf das Zeigen der Eucharistie hervor, die besonders um die Reformation herum wichtig wurde.

Was mir immer sehr gefallen hat ist, dass hier nicht gesprochen wird. Die Prozession unterstreicht das Zeigen und Schauen. Hier wird Jesus nicht zu einer These, nicht einmal zu einer Geschichte. Der Unsagbare Gott bleibt unsagbar und gewissermaßen in der Schwebe. Die Eucharistie ist auch aus ihrem unmittelbaren Zusammenhang – der Feier – herausgenommen.

Bei uns bis zum Ende der Welt

Nun höre ich in meinem Hinterkopf die Bibelstelle in der Jesus uns verspricht, bei uns zu sein bis zum Ende der Welt (Mt 28:20). Ist das hier gemeint? Wie ist die Präsenz, das bei-uns-Sein des Auferstandenen zu verstehen? Wenn das Versprechen Jesu nicht Mythos werden soll, dann muss es irgendeine Art von Entsprechung im Leben von Christen haben. Ist es das hier? Die Eucharistie?

Schauen wir uns an, was die Schrift von den Begegnungen mit dem Auferstandenen berichtet. Es sind alles Einzelerzählungen, Ereignisse, keine zusammenhängende Geschichte. Es wird nicht erklärt, was es mit dieser Auferstehung auf sich hat. Man erfährt nichts über deren Natur. Was wir lesen und hören ist die Beziehung Jesu zu den Menschen, denen er begegnet. Auferstehungsgeschichte ist Beziehung des Glaubenden mit Christus.

Auferstehungsgeschichte

So auch Fronleichnam: stundenlang könnten wir darüber sprechen, was wir dort verehren. Es ist aber die Verehrung selber, die im Zentrum steht, ein Beziehungsgeschehen. Es ist nicht die Natur des Brotes. Das ist genauso wie bei unserer Beziehung zu dem, was wir Auferstehung nennen: Wir können es nicht genau wissen, was uns bleibt ist der Glaube und das Vertrauen in die Zeugen. Auch das ein Beziehungsgeschehen.

Das passt wunderbar zum Zeigen und Schauen. Das Gehört auch zum Glauben dazu, ist vielleicht sogar der zugänglichste und einfachste Teil.

 

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Marienmonat

Veröffentlicht am 3. Mai 20191. Juni 2019
Muttergottes und Jesus Marienstatue in Sankt Canisius, Berlin

Statuen und Bilder von Maria ohne Jesus machen mich nervös. Die Muttergottes und Jesus gehören zusammen, ein Bild von ihr muss immer auf Jesus verweisen, wie auch Bilder von den anderen Jüngern um den Herrn herum.

Schon in der Bibel ist das so, literarisch gesehen scheinen mir die Jünger wie auch die Gegner wie überhaupt alle Figuren dadurch schlüssig, dass sie einen Bezug zu Jesus haben. Da wird keine Geschichte erzählt, in die dann Jesus als einer unter vielen Handelnden eintritt. Sondern es wird die Geschichte Jesu erzählt, in der dann andere Figuren dazu dienen, einzelne Episoden, Eigenschaften Jesu, Ereignisse und so weiter zu beleuchten. Die Figuren haben kein Eigenleben außerhalb ihres Bezuges zu Jesus. Und das gilt auch für seine Mutter, für Maria.

Muttergottes und Jesus

Nun hat Marienfrömmigkeit bei uns nicht unbedingt einen guten Ruf. Einige schwören drauf und finden dort das, was in der sonst sehr verkopft daherkommenden Theologie und Verkündigung nicht zu finden ist. Andere wiederum werden nervös, weil hier Übertreibungen gesehen werden. Und es stimmt ja, manchmal klingt es so, als ob die Mutter Jesus quasi neben Jesus stünde. Unabhängig.

Der Mai ist der Marienmonat, besser: einer von zwei Marienmonaten. Die Muttergottes und Jesus gehören also mehr in den Blick, als sonst. Jedenfalls habe ich seit einigen Jahren wieder einen neuen Zugang gefunden, um diese Zeiten geistliche fruchtbar zu machen.

Marienmonat und Frömmigkeit

Einen Zugang, besser gesagt zwei verschiedene Zugänge.

Zum einen ist da die Maria in den Exerzitien des Ignatius. Mir war das noch nie aufgefallen, aber ein Mitbruder machte mich darauf aufmerksam, dass Maria immer dort als Gesprächspartner auftauche, wo es um die menschlich, allzu menschlichen Dinge ginge. Das am Menschsein, was wir schwer ausdrücken können, was sich der Vernunft entziehe und wo Denken nicht immer weiter hilft. Wo Worte nicht weiterhelfen.

Zweitens habe ich Maria entdeckt als Zugang zu Jesus, der nicht über Tugend führt. Nicht über Moral. Nicht über Regeln.

Die Muttergottes wird in der Schrift von Jesus ja nicht immer wirklich gut behandelt, „wer soll das bitte sein“, weist er seine Familie zurück. Er hat andere Bindungen, nicht von Stamm und Großfamilie, sondern allein Bindungen im Glauben.

Keine Tugend-Maria

Aber unter dem Kreuz taucht sie dann wieder auf. Das ist alles nicht so glänzend, wie wir es auf den Säulen der Kirchen immer aussehen lassen, auf den Gemälden und in den Gebeten. Das ist zumindest für mich rauer, unsicherer, menschlicher, und eben nicht überwölbt von den Vorstellungen der Zeit. Da darf erst mal alles bleiben, wie es ist.

Im 19. Jahrhundert hatte Maria eine erstaunliche Entwicklung, zum Beispiel in Lourdes. Während in Europa nach den napoleonischen Kriegen die Nationalismen erwachten, erst bürgerlich und später militärisch gefüttert, bliebt der Katholizismus transnational. Und wollte das auch bleiben.

Dass der Papst zu dieser Zeit eine große Bedeutung in der katholischen Identität bekam, mehr als vorher, liegt auch an dieser Entwicklung. Dasselbe kann man eben auch mit Blick auf die Marienfrömmigkeit sehen. Die war nicht national, die war sozusagen das Gegenstück zu den Nationalismen.

So bietet mir Maria auch heute einen Zugang zu Jesus, der sich dem Zeitgeist entzieht. Der nicht schon im Voraus kalkulierbar ist.

Und dann brauche ich auch nicht mehr nervös sein, wenn ich Maria mal ohne Jesus sehe.

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„Um das Menschengeschlecht zu retten”

Veröffentlicht am 24. Dezember 201824. Dezember 2018
Weihnachten: Gott wird Mensch. Konrad Witz: Ratschluss der Erlösung, nach 1444 gemalt. Berlin, Gemäldegalerie Konrad Witz: Ratschluss der Erlösung, nach 1444 gemalt. Berlin, Gemäldegalerie

Drei göttliche Personen im Himmel, die beraten, wer von ihnen denn nun Mensch werden soll: Es ist eine der beim Lesen skurril anmutenden Texte aus dem Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola. Wenn man die Exerzitien macht und nicht nur liest, dann ist man an dieser Stelle bereits eine Woche lang geistlich unterwegs. Man hat die Geschöpflichkeit der Welt meditiert, die eigene Beziehung zum Schöpfer, man hat das „Ich“-sagen vor Gott bewusst gemacht, gemeinsam mit dem Blick auf die eigene Schwäche und Sünde, der Fehlbarkeit und der Bedürfigkeit vor dem Hintergrund der liebenden Zusage Gottes. Wenn mir der Super-Schnell-Lauf hier mal gestattet ist.

Und nun der Beginn der zweiten Woche, die mit der Menschwerdung beginnt. Die Übung, die Ignatius anleitet, beginnt mit einer Hinführung:

„Die Geschichte der Sache herbei­brin­gen, die ich zu betrachten habe. Hier ist dies: Wie die drei göttlichen Personen die ganze Fläche oder Rundung der ganzen Welt voller Menschen schauten und wie, da sie sahen, dass alle zur Hölle abstiegen, in ihrer Ewigkeit beschlos­sen wird, dass die zweite Person Mensch werde, um das Menschengeschlecht zu retten; und so senden sie, als die Fülle der Zeiten gekommen ist, den heiligen Engel Gabriel zu unserer Herrin“.

‚Herbeibringen‘ ist hier die Anweisung, sich das schweigend in der Meditation vorzustellen, nicht nur abstrakt zu bedenken.

Weihnachten: Gott wird Mensch

An diese Übung wurde ich neulich erinnert, als ich ein Bild von eben dieser Szene gesehen habe. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist damit ein halbes Jahrhundert älter als die Worte des Ignatius. Der hat ja bekanntlich nicht alles erfunden, sondern er hat gut zusammen gestellt.

Auf dem Bild sieht man die drei. Daneben dann das Resultat, wenn man so will, die Begegnung der schwangeren Frauen Maria und Elisabeth.

Diese Übung habe ich einige Male in Exerzitien gemacht, das schwerste daran war für mich immer die Anstrengung, die es kostet, sich das Ganze wie den Olymp und die griechische Götterwelt vorzustellen. Als gäbe es Drei Personen in dem Sinn als ob drei getrennt existierende Wesen um den Tisch versammelt diskutierten: Du. Nein Du. Oder doch vielleicht er? Oder sie?

Da wird man wirr im Kopf

Da wir außerdem vom Ergebnis her auf die Übung schauen, weil wir wissen, wer Mensch wurde, klingt das doppelt schwierig. Was soll es schon für Argumente geben? Und wie sollen wir verstehen, was genau der Sohn ist, wenn die Möglichkeit bestanden haben sollte, dass nicht der Sohn, sondern der Vater Mensch wird? Da wird man ganz wirr im Kopf.

Aber wie bei allen Übungen des Ignatius geht es gar nicht um dogmatische Aussagen, die gelernt werden sollen, sondern um innere Prozesse, um Gebet.

Hier geht es – Stichwort Hölle – darum dass Gott den Menschen nicht sich selbst überlässt. Dass die Frage nach dem Schicksal der Menschen im inneren Gottes, in den Personen, Widerhall findet. Das ist eben kein olympischer Gott, der aus seiner Distanz heraus handelt.

Kein olympischer Gott

Menschwerdung, das ist eben nicht etwas huldvoll-herablassendes. Gott selber involviert sich, und zwar nicht „erst“ auf der Erde, bei der Geburt Jesu, sondern bereits im Entschluss. Gott ist ganz involviert, die Einheit der drei Personen, so schwer das auch zu verstehen ist. Der menschgewordene Gott ist keine „Abteilung“ Gottes, nur ein Drittel, sozusagen. Das ist ganz-Gott.

Es ist Weihnachten. Wir feiern diese Menschwerdung. Das Bild und die Ignatius-Übung helfen mir dabei, die Fragezeichen offen zu halten. Wir haben nicht alle Antworten auf das Fest. Der Ursprung – das wollen und Bild und Übung sagen – liegt in Gott selbst. Gott sieht, auch wenn das fürchterlich formuliert ist weil Gott eben kein Mensch ist, Gott fühlt und liebt, Gott reagiert und macht die Geschichte des Menschen zu Gottes Geschichte.

Innere Erkenntnis

Die Übung hat noch eine zweite und eine dritte „Hinführung“. Die dritte ist in den Übungen immer eine Bitte, und mit der möchte ich diese Weihnachts-Gedanken abschließen und Ihnen ein gesegnetes Fest wünschen.

Diese Bitte sagt uns, worum es bei dem Fest, bei der Menschwerdung, für uns geht:

„Innere Erkenntnis des Herrn erbitten, der für mich Mensch geworden ist, damit ich mehr ihn liebe und ihm nachfolge.“

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exerzitien, Glaube, Ignatius, Jesus, Menschwerdung, Trinität, Weihnachten21 Kommentare zu „Um das Menschengeschlecht zu retten”

So einfach ist das. Und so schwer

Veröffentlicht am 3. November 201811. November 2018
Unterhaltungen bei der Synode Unterhaltungen bei der Synode

Es muss an der Basis beginnen. Wer ist Gott? Wie ist das mit dem Bösen? Und so weiter. Wenn wir über en Glauben sprechen, über Religion und Kirche, dominieren leider meistens diejenigen die Debatte, die über Moral sprechen. Oder es wird die „Hierarchie der Wahrheiten“ umgedreht und wir reden über Nachgeordnetes, als ob es das Wichtigste und vor allem das Entscheidende wäre.

Unterhaltungen bei der Synode
Unterhaltungen bei der Synode

Ja, der Teufel liegt im Detail und Gott auch, das stimmt und auch in den Kleinigkeiten und gerade in ihnen erkennen wir manchmal das Große.

Nur muss alles an der Basis beginnen. Bei der Synode – und auch dieses Stück hier nimmt seinen Ausgang bei der vergangenen Bischofssynode – gab es oft die Debatte, wie denn der Glauben an die kommenden Generationen weitergegeben werden könnte. Denn wenn das nicht gelingt, sind alle anderen Fragen irrelevant.

Die Ecksteine unseres Glaubens, die Basis, auf die müssten wir uns konzentrieren.

Auf die vier Fragen nach Gott und uns, wie es ein Synodenteilnehmer formulierte.

  • Wer ist Gott?
  • Wenn Gott gut ist, warum gibt es das Böse?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt, was tut Gott dann dagegen?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt und Gott etwas dagegen tut, wie können wir Teil davon werden?

Ziemlich überzeugend, das. Die Antwort auf Frage Eins ist natürlich „die Liebe“. Auch die Schöpfung ist auf diese Liebe zurück zu führen, auch die Gesetze, alles was wir von Gott sagen und sprechen, wie Benedikt XVI. es in Deus Caritas Est ausgefaltet hat.

 

Die Liebe Gottes und das Drama der Sünde

 

Frage Zwei: Das Drama der Sünde. Hier müssen wir über uns Menschen reden und über das, was in der Menschheit und in unserem Leben alles falsch gelaufen ist. Wo Schwäche ist, wo Sünde, wo Versagen. Und was das für Folgen hatte und hat. Das Ganze ist natürlich komplexer als ich das hier in einigen Zeilen sagen kann. Aber zur Basis unseres Glaubens gehört eben auch der Kontrast, den wir zu der Liebe Gottes bilden.

Frage drei: Die Geschichte der Erlösung. Jesus und die Liebe, die in die Schöpfung kommt.

 

Erlösung. Und dann wir

 

Und Frage vier: Jüngerinnen und Jünger dieses Jesus Christus werden und sein und bleiben, Kirche werden und sein und bleiben.

Das erfindet nicht das Rad neu, aber es hilft vielleicht, das eigene Sprechen von Kirche und Glauben auf einen tragenden Grund zu stellen und sich nicht in Quisquilien zu verlieren. Die mögen wichtig sein, aber sie begründen keinen Glauben. Und schon gar nicht führen sie dazu, dass Menschen fragen, an was dir da eigentlich glauben.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bischofssynode, Christus, Erlösung, Glauben, Gott, Jesus, Kirche, LiebeSchreiben Sie einen Kommentar zu So einfach ist das. Und so schwer

Einmal Religion mit Gott, bitte

Veröffentlicht am 1. November 201811. November 2018
Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen

Morgens früh mache ich gerne Sport. Weil danach, im Laufe des Tages, keine Zeit mehr ist und ich 1.000 Ausreden habe. Außerdem ist um 6 Uhr Zeit, in Ruhe Radio zu hören um zu wissen, was so alles los ist. Gerne höre ich dann auch noch die Morgenandacht. Sie merken, um diese Uhrzeit ist der Deutschlandfunk mein Sender.

Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen
Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen

Und neulich musste ich mich ärgern. So richtig ärgern. Es gab eine Andacht – ich sage nicht wann und wer – die über den Perspektivwechsel auf die Dinge sprach und darüber, dass man dadurch das, was einem selber wichtig ist, ganz neu in den Blick bekommt. Also ein Leib- und Magenthema auch von mir.

Nur wurde das als Andacht angekündigt, aber diese christlichen Gedanken kamen völlig ohne die Worte „Gott“ und „Jesus“ aus. Die 10 Gebote wurden genannt, aber nur die zwischenmenschlichen, die ersten, wo von Gott die Rede ist, nicht.

Es wurde nicht klar, warum diese Person sich für Flüchtling einsetzt. Oder besser: als Motivationen wurde „Bürgersinn“ und „Mitmenschlichkeit“ genannt. Alles ehrenvoll.

 

Es hört keiner mehr zu

 

Aber wenn das alles ist, was Christinnen und Christen vorzubringen haben, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn uns keiner mehr zuhört.

Selbstverkleinung ist das. Wir sollen Zeugnis ablegen für den Grund unserer Hoffnung.

Die Zivilreligion, die sich einpasst, die nimmt uns keiner mehr ab. Und junge Menschen. „Wofür steht ihr eigentlich?“ höre ich sagen. In einer Welt voller Optionen und Möglichkeiten muss die Sache mit Gott klar sein. Wer so tut, als ob irgendwie Gott keine Rolle bei uns spielt und dass Religion ja sozialverträglich und gut sei, der wird junge Menschen nicht erreichen. Die brauchen sowas nicht.

 

Jugend braucht sowas nicht

 

In Rom haben ältere Herren getagt, gemeinsam mit wenigen jungen Menschen und einigen Fachleuten. Also nichts Repräsentatives, was die Welt junger Menschen heute angeht. Trotzdem habe ich niemanden gehört, der „weniger über Gott sprechen“ als Option genannt hätte.

Mein Morgenandacht ist natürlich nur ein Schlaglicht. Aber es markiert ein Extrem im Christentum, das leider Mehrheitsfähig wird. Eine Zivilreligion, welche die Gesellschaft besser machen will, die aber keine Ecken und Kanten mehr hat.
Auch Christen sollen und wollen die Welt besser machen. Aber aus einem gelebten Glauben heraus, für sich und mit anderen. Wenn wir darauf verzichten, dann verzichtet die kommende Generation auf uns. Und ich kann es ihr noch nicht einmal verdenken.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Ökumene, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bischofssynode, Gebote, Gott, Jesus, Jugend, Religion, Verkünden, Zeugen, Zivilreligion3 Kommentare zu Einmal Religion mit Gott, bitte

Brutalität der Sünde

Veröffentlicht am 30. März 201829. März 2018

Karfreitag, die Trauer und die und Verehrung des Kreuzes. Aber nicht nur das: Papst Franziskus hat 2015 beim traditionellen Kreuzweg am Kolosseum ein Gespräch mit dem Gekreuzigten geführt, ein Gebet in ignatianischer Tradition:  „Wie ein Freund mit einem Freund spricht“, wie Ignatius sagt. Ein wunderbarer Text der Meditation und offensichtlich Frucht eines lebenslangen Betens. Zur geistlichen Begleitung dieses Tages stelle ich diese Meditation/dieses Gebet hier ein weiteres Mal ein.

 

Papst Franziskus beim Kreuzweg 2015
Papst Franziskus beim Kreuzweg 2015

„O gekreuzigter und siegreicher Christus, dein Kreuzweg ist die Synthese deines Lebensweges und das Abbild deines Gehorsams gegenüber dem Willen des Vaters. In ihm wird deine unendliche Liebe für uns Sünder Wirklichkeit und zum Erweis deines Auftrags und zur endgültigen Erfüllung der Offenbarung und der Geschichte des Heils.

Das Gewicht deines Kreuzes befreit uns von all unseren Bürden. In deinem Gehorsam gegen den Vater verringert sich unser Auflehnen und unser Ungehorsam.

In dir, verkauft, verraten und gekreuzigt von deinem Volk und von denen, die du liebtest, sehen wir unseren alltäglichen Verrat und unsere gewöhnliche Untreue.

In deiner Unschuld, unbeflecktes Lamm, sehen wir unser Verschulden. In deinem geschlagenen, angespuckten und entstellten Antlitz sehen wir die Brutalität unserer Sünden. In der Grausamkeit deines Leidens sehen wir die Grausamkeit unseres Herzens und unseres Handelns. In deinem Verlassenen sehen wir alle von den Familien, der Gesellschaft, von Aufmerksamkeit und Solidarität Verlassenen. In deinem geopferten Leib, durchbohrt und zerrissen, sehen wir die Körper unserer am Weg liegen gelassenen Brüder und Schwestern, entstellt von unserer Achtlosigkeit und unserer Gleichgültigkeit. Weiterlesen “Brutalität der Sünde”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Erlösung, Gebet, Jesus, Karfreitag, Meditation, Ostern, Papst Franziskus, Vergebung7 Kommentare zu Brutalität der Sünde

Lüge tötet Seele

Veröffentlicht am 6. März 20185. März 2018

Gedanken zur Fastenzeit, 5

„Hütet euch also vor unnützem Murren und verwehrt eurer Zunge das Verleumden! Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehört und ein Mund, der lügt, tötet die Seele.“  So steht es im Buch der Weisheit (1:11). Wessen Seele? möchte ich nachfragen und gleich vermuten, die eigene sowie die des Angelogenen gleich mit.

Lügen zersetzt Gesellschaft, hat Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Thema aus dem Januar diesen Jahres gesagt. Gemeinschaft ist Kommunikation, Kommunikation ist Gemeinschaft, und wer das kontaminiert, zersetzt das andere gleich mit.

 

Es gibt keine Notlügen

 

Schon in meiner Zeit in der Jugendseelsorge habe ich mich immer vehement gegen die Ausrede der so genannten „Notlüge“ gewandt. Die gibt es nicht. Lüge ist Lüge. Oder in den Worten des Papstes: „keine Desinformation ist harmlos. Im Gegenteil: dem zu vertrauen, was falsch ist, hat unheilvolle Folgen. Schon eine scheinbar leichte Verdrehung der Wahrheit kann gefährliche Auswirkungen haben.“

Fastenzeit: Der Papst begann sie mit Exerzitien (c) Vatican Media
Fastenzeit: Der Papst begann sie mit Exerzitien (c) Vatican Media

Aber was ist das genau, die Wahrheit? „Wahrheit hat mit dem ganzen Leben zu tun”, sagt der Papst, nicht nur mit der Übereinstimmung von Worten und Fakten. „In der Bibel hat sie auch die Bedeutung von Stütze, Beständigkeit, Zuversicht, worauf schon die Wurzel ‘aman schließen lässt, von der sich auch das liturgische Amen herleitet. Die Wahrheit ist das, worauf man sich stützen kann, um nicht zu fallen.“

 

Worauf man sich stützen kann

 

Was dann auch erklärt, wieso Jesus davon spricht, die Wahrheit zu sein. „Ich bin die Übereinstimmung von Fakt und Aussage“ wäre ziemlich schräg. Auf Wahrheit bauen wir auf, auf sie verlassen wir uns.

Im Mai wird es deswegen einen Welttag der sozialen Kommunikation geben, eine „kirchliche Mahnwache für alle Blogger, Facebooker und Instagram-User”, wie der Journalist Stefan Cornelius das nennt. Gelegenheit, uns das noch einmal gut durch Kopf und Herz gehen zu lassen.

Lügen, bewusst eingesetzt, sind nichts wirklich Neues in der Welt der Menschen, sei es zwischen Staaten, sei es in Familien. Aber im Augenblick scheint es durch die Dauerbeschallung durch Medien und durch die Dauerpräsenz von Bild und Bildschirm epidemisch zu werden.

Wir alle sind dem ausgesetzt. Ein Fastengedanke für die kommenden Tage: genauer hinschauen und überlegen, wo da die Wahrheit drin steckt.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Fake News, Gesellschaft, Jesus, Lüge, Notlüge, Papst Franziskus, Wahrheit, Zusammenhalt30 Kommentare zu Lüge tötet Seele

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