Handkommunion. Immer wieder ein beliebtes Thema, wenn man sich an Liturgie abarbeiten will. Immer wieder gibt es – wie jetzt erst wieder durch Kardinal Robert Sarah – die Einschätzung, Mundkommunion und das auf Knien sei die würdige Form, den Herrn in der Eucharistie zu empfangen.
Wer schnell ein Maximum (innerkirchlicher) Erregung erreichen will, der verhält sich zu diesem Thema. Kardinal Sarah tut das, Handkommunion „stelle einen Mangel an Ehrerbietung gegenüber den Zeichen Gottes dar“. Nun will ich dem Kardinal die Ernsthaftigkeit seiner Überzeugungen nicht absprechen, auch all den anderen nicht, die diese Form des Empfangs für würdig halten.
Aus eigener Erfahrung kenne ich Gemeinden, wo das die normale Form ist, das ist nicht unwürdiger oder altbackener als anderswo.
Mein Problem damit ist einerseits die Frage der Würde, andererseits der implizite Vorwurf, hier habe es eine Änderung gegeben. Eine Änderung der Tradition der Liturgie.
Bei der Frage der Würde denke ich immer an einen Mitbruder zurück, der von seiner Mutter erzählt hat. Die habe nach Einführung der Handkommunion auf derlei Vorwürfe immer mit dem Satz reagiert, „meine Hände haben sieben Kinder gefüttert und erzogen, die sind nicht unwürdig.“ Für mich ist damit die Frage erledigt. Besser kann man das glaube ich nicht ausdrücken.
Die Frage der Tradition
Die Frage der Tradition ist da schon schwieriger. Aber dank dem erneuten Einwurf von Kardinal Sarah haben sich andere Stimmen gemeldet, die ein wenig tiefer geschürft haben, als ich das kann.
Markus Tymister zum Beispiel, der in Rom Liturgie doziert und Pfarrer in Hamburg ist, hat ein wenig im frühen Mittelalter nachgelesen. Da ist es eindeutig: Mundkommunion und unter beiderlei Gestalten war die Norm, und zwar im römischen Ritus.
Ich darf Dr. Tymister zitieren: „Erst ab der ersten Jahrtausendwende vollzieht sich der Übergang zur Mundkommunion im Knien. Mindestens 900 Jahre haben die Christen die Eucharistie stehend und selbstverständlich unter beiderlei gestalten (meist wohl auch direkt am Altar) empfangen. Die Gründe, warum Laien der Zutritt zum Altarraum nach und nach verwehrt wurde, sind vielschichtig und haben vor allem mit alttestamentlichen (und heidnischen) Vorstellungen von kultischer Reinheit zu tun“.
1.000 Jahre lang
Mein Liturgie-Dozent in London, Pater Andrew Cameron-Mowat SJ, bezieht sich genau auf diese mit einem ausführlichen Ratzinger-Zitat: Man könne unmöglich sagen, dass die Kirche 1.000 Jahre lang die Eucharistie unwürdig gefeiert habe. Dem Theologen Joseph Ratzinger geht es um Verehrung und Würdigung im Herzen, für die man richtige Ausdrucksformen finden müsse, sein Beispiel ist die Art und Weise, die Hände zur Kommunion zu reichen, dem Kirchenvater Cyril von Jerusalem entnommen. Weiterlesen „Die Vergangenheit ist auch nicht mehr was sie mal war“