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PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

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Schlagwort: Gott

Und Gott dient dem Menschen

Veröffentlicht am 4. April 202131. März 2021
Das Grab ist leer Das Grab ist leer!

Gott befreit. Das ist die Botschaft des Osterfestes. Was uns begrenzt, Sünde, Tod, all das wird weg genommen. Das Grab ist leer, wir sind frei, diejenigen zu sein, als die wir geschaffen und gewollt sind.

Die Feier beginnt am Gründonnerstag ganz bewusst mit dem Aufgreifen der Freiheitsgeschichte schlechthin, des Exodus des Volkes Israels aus Ägypten. Das Paschafest, das Jesus mit seinen Jüngern feiert und bei dem er ihre Füße wäscht, gehört zur Erinnerungs-Liturgie an diesen Exodus.

Das Grab ist leer

Wobei, man muss schon genau lesen, um zu verstehen, was für eine Freiheit das ist. Sie dreht sich um das Wort ‚Dienst‘. Dienst am Pharao bedeutet Sklaverei, und das Gegenteil ist der Gottesdienst. Gott befreit, damit sein Volk im dient, heißt es mehrfach im Buch Exodus, das Gegenteil von Unterdrückung ist also Gottesdienst.

Weswegen das Buch Exodus ja in seiner Mehrheit auch ein Buch des Bundesschlusses und der Liturgie, genauer des heiligen Zeltes, ist. Hier buchstabiert sich Freiheit aus: Gottesdienst.

Gottes Dienst an uns

Und dann kommt Jesus und dreht das. Gottesdienst, das ist auf einmal nicht mehr unser Dienst für Gott. Die Zeichenhandlung der Fußwaschung macht klar, dass wes Gottes Dienst an uns ist, der im Zentrum steht. Gottes Hingabe in Brot und Wein, Gottes Hingabe in Jesus am Kreuz.

All das, was wir tun und tun können, ist nur der Versuch einer menschlichen Antwort auf göttlichen Dienst. Für uns bedeutet Gottesdienst erst einmal Dank für die Erlösung, dank für den Dienst, den Gott zuerst getan hat. Nicht die Frage, was ich tun muss und darf ist er erste Schritt, dieser Schritt  gebührt zuallererst Gott.

Ostern geht es ausschließlich darum, was Gott tut. Wir feiern das Osterfest und stehen staunend oder zweifelnd oder distant oder voller Freude davor, was uns dieses Fest erzählt. Jedes Jahr wieder.

In diesem Sinne darf ich Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest wünschen, der Herr ist auferstanden, wahrhaft auferstanden, Halleluja!

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Auferstehung, Christentum, Freiheit, Glaube, Gott, Kirche, Ostern1 Kommentar zu Und Gott dient dem Menschen

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Veröffentlicht am 28. Februar 202128. Februar 2021
Was und wie wenn ohne Gott So sind wir es gewohnt: Gott ist irgendwie oben. Kuppel der Sakramentskapelle, Petersdom, Rom

Für Jahre lag er im Zentrum meines Lebens: der Petersdom. Ich konnte nicht aus dem Haus gehen, ohne die beeindruckende Präsenz direkt ins Blickfeld zu bekommen. Präsenter kann Kirche gar nicht sein. Präsenter kann auch Gott gar nicht sein, denn schließlich ist Gott dort drin, Gott ist in der Kirche repräsentiert. Im Petersdom ist sogar so viel Gott, das ist kaum zu ertragen. In Heiligen, in Kreuzen, in Bildern, im Raum und den Kuppeln, ich kann Gott dort gar nicht suchen, da ist so viel Anwesenheit, das ist überwältigend. Für Fragen und Suche ist da kein Platz. Diese Kirche ist ein Statement.

Aber genau das ist uns heute ein Problem. Gott ist für viele, und auch vielleicht für uns, fremd. Abwesend. Wir wehren uns gegen die ästhetischen Überwältigungen, die uns im Petersdom und all den anderen Kirchen begegnen. Und das gilt nicht nur für die Ästhetik, sondern auch die Semantik: auch das kirchliche Sprechen über Gott stellt dar und stellt fest, dagegen wehren sich viel um uns herum und vielleicht auch wir selber. Darüber zu sprechen, dazu gab es in den vergangenen Tagen einen – digitalen – Kongress, „Was und wie wenn ohne Gott?“ – zum Geistlichen Leben im Verschwinden der Gottessicherheit.

Was und wie wenn ohne Gott?

Die Zustandsbeschreibung laut Kongress: „Für viele hat Gott keine Relevanz mehr, wenn sie nach Antworten nach dem Woher und Wohin suchen. Die naturwissenschaftlichen und technischen Erkenntnisschübe machen uns selbst immer mehr zu Schöpfern der Welt. Religion gilt vielen besorgten Zeitgenossen als Quelle von Macht und Gewalt. Die Missbrauchsskandale haben die Kirche als Rahmen der Gottesbeziehung diskreditiert.“

Wichtig ist das für alles religiöse Tun, auch für den Synodalen Weg, der ja nicht einfach eine Renovierung des Bestehen den sein kann, eine Runderneuerung der Struktur. Wir müssen uns in der neuen Kirche zurecht finden, die eben nicht mehr mit der Omnipräsenz Gottes und der Selbstverständlichkeit Gottes überwältigt.

Ohne die Präsenz Gottes

Gott und Welt sind sich fremd geworden, das war der Tenor des ersten Tages. Säkularer Staat und säkulare Gesellschaft, die naturwissenschaftliche und technizistische Bestreitung des Gottesglaubens, die philosophische Bestreitung des Gottesglaubens: das waren die drei Aufschläge in die Tagung.

Daran schloss sich gleich die eifrig debattierte Frage an, ob diese Bestreitungen nicht auch eine Form Gottes sei, sich uns zu entziehen. Und ob dieser Gottes-Entzug nicht auch eine mögliche Offenbarungsform Gottes sein könnte. Soll heißen: der Entzug Gottes funktioniert als Korrektiv gegen einen „allzu begriffenen Gott“, er zwingt uns zu neuen Weisen, von Gott zu sprechen.

Die Fremdheit Gottes soll fremd bleiben

Oder wie es Tomas Halik formuliert hat: der Entzug Gottes ist vielleicht ein erstes Wort, das an uns ergeht. Ein neuer Weg der Menschenzugewandtheit Gottes.

Mir ging das etwas zu schnell. Wenn dem wirklich so ist, wenn Gott fremd wird, dann müsse wir als erstes diese Andersheit, diese Fremdheit respektieren. Wenn ich von Korrektiv und Chance spreche, wird aus dem „Fremden“ gleich etwas „Eigenes“, mein Korrektiv, meine Chance. Mir geht es da eher wie den Emmaus-Jüngern: im Augenblick des Begreifen, des Schauens ist Gott schon wieder weg. Das Sprechen von Chance und Korrektiv ist mir zu vereinnahmend. Die Fremdheit Gottes soll fremd bleiben.

Spirituelle Entwürfe der Gegenwart

So sind mir die Gottes-Statements des Petersdoms zwar kunstgeschichtlich erschließbar, sagen mir aber für meinen Glauben nichts (mehr). Und das ist erst mal keine Chance, sondern bleibt Fremdheit.

Spirituelle Entwürfe der Gegenwart waren dann Thema des Gesprächs, und zwar von Madeleine Debrêl, Mutter Teresa und Chiara Lubich. Das war sehr dicht und ist sicherlich zu viel für wenige Zeilen hier im Blog. Es war aber wichtig auch in Bezug auf den dann folgenden Punkt: Missbrauch.

Zwischen Mystik und Missbrauch

Diese Spannung zeichnet unseren Gottesglauben heute aus: irgendwo eingespannt zwischen Mystik und Missbrauch. Denn wir können heute nicht über Gottes Anwesenheit oder Abwesenheit sprechen, ohne dass das vorkommt, was im Namen Gottes an Gewalt angetan wurde.

Das macht etwas mit der Gemeinschaft derer, die glauben, bekennen und verkünden und ist nicht einfach abschliebbar. Wir merken das ja auch an der Unglaubwürdigkeit der christlichen Botschaft, der wir in der Gesellschaft begegnen. Das liegt eben auch an der Unglaubwürdigkeit der Botinnen und Boten. Unserer Unglaubwürdigkeit. Kirche – die Gemeinschaft der Glaubenden – trägt bei zur Abwesenheit Gottes.

Mehr Fragen als Antworten

Und auch hier meldete sich wieder meine Vorsicht: nicht zu schnell nach Auflösungen dieser Spannung suchen. Ja, es braucht konkrete Lösungen, aber das nimmt noch nicht das Problem weg, das uns der Missbrauch von Macht auch in der Gottesfrage stellt. Allein von der All“macht“ Gottes zu sprechen, braucht Reflexion, das verweigert sich der schnellen Lösungen.

Und so komme ich mit mehr Fragen als Antworten aus der Tagung. Was eine gute Nachricht ist, finde ich. Fragen zu haben und nicht Gottes-Statements, das scheint mir der bessere Weg in eine glaubende Zukunft zu sein.

 

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Abwesenheit Gottes, Dresden, geistlicher Weg, Gott, Gottesferne, Pilger, Religion, Suche, synodaler Weg, Tagung10 Kommentare zu Nach oben blicken reicht nicht mehr

Bebilderter Glaube

Veröffentlicht am 2. Januar 202027. Dezember 2019
unsere Welt ist voller Bilder Andachtsbild 2020, Blick in die Ausstellung in München

Ich habe drei Stück davon, sie liegen zwischen den Seiten meines Breviers: Andachtsbilder. Und ich stehe dazu. Ist ja nicht wirklich modern, sowas. Sie haben den Ruch des Kitschigen, und die ach so fortschrittliche Kirche will davon so recht nichts mehr wissen. Dabei gilt: unsere Welt ist voller Bilder. Vom Selfie über die Werbung hin zu Sprach-Bildern, mehr als jemals. Und nur das Fromme hat sich daraus zurück gezogen. Und ist irgendwie ärmer geworden.

Wer außer preisgekrönten Architekten findet denn wirklich noch nackte Betonwände in Kirchen angemessen? Kaum jemand, denke ich. Das hat etwas von Zwang, von Vorenthalten. Dabei will unsere Emotion auch etwas Abhaben vom Glauben, und das ist auch gut so. Man muss ja nicht unbedingt die künstlerisch fragwürdigen Bilder aus dem 19. Jahrhundert nehmen. Wobei wir beim Thema wären: Kunst.

Unsere Welt ist voller Bilder

In München hat man sich des Themas angenommen: wie könnte so etwas heute aussehen, Andachtsbilder 2020? Ansehen kann man sich das derzeit in einer Ausstellung in der ehemaligen Karmeliterkirche. Wobei Andacht sehr weit verstanden ist. Es geht um Momente des Innehaltens, um ästhetisch vermittelte Begegnung mit Gott, mit sich selbst, mit der Welt um uns herum. Keine Pädagogik, kein Belehren, eher frei gehaltenes und meditatives An-Denken.

Über achtzig Stücke sind es geworden. Einigen sieht man noch an, dass sie aus der katholischen Formsprache entstammen, wenn auch entwachsen sind. Andere sind ganz neu und anders gestaltet. Und beim Jesus-Selfie ist auch eine gehörige Portion Ironie dabei. Die Bilder sind auch nicht dazu da, von mir ins Brevier gesteckt zu werden, es sind überwiegend Holz- und Metallarbeiten.

Selfie-Jesus

Solche Bilder werden zunehmend wichtig werden. Eben weil wir in einer Bild-Welt leben. Außerhalb unserer sich glaubensmäßig fortschrittlich gebenden europäischen Welt trifft man das noch viel mehr, es ist wichtig, das Glaube und Gebet auch ästhetisch vermittelt ist. Der viel geschmähte Volksglauben kennt das an vielen Stellen. Mit Papst Franziskus ist die Wertschätzung dieser Formen sogar in den Vatikan eingezogen, die Theologie des Volkes Gottes ist die argentinische Version der Befreiungstheologie und unterstreicht das, was Menschen für ihren Glauben brauchen. Sie geben nicht vor, sie wertschätzen erst einmal.

Nun müssen wir hier wohl erst einmal neu lernen, mit diesen Bildern umzugehen. Und deswegen finde ich die Ausstellung so interessant. Eben weil es nicht neue Formen des Alten bringt, sondern Neues. Es sind Versuche, da wird was ausprobiert.

Keine neue Formen des Alten

Einen großen Unterschied zu den alten Bildchen möchte ich aber noch einmal betonen: es ist keine Bebilderung von Lehre oder Bibel. Das war es ja, was in der Vergangenheit unter dem angestaubten Titel Andachtsbild verstanden wurde. Eine süßlich blickende Heilige, ein Maria mit Kinde (das ‚e‘ ist hier wohl wichtig), ein Kruzifix. Das findet sich hier nicht. Kreuze nur angedeutet, biblische Geschichten habe ich keine entdeckt. Engel gibt es, aber das passt ja auch irgendwie in unsere Moderne hinein.

Damit werden diese Bilder selbstständig. Sie dienen nicht der Vermittlung, sondern bleiben eher freie Assoziation. Wem so ein Bild in freier Wildbahn begegnen würde, der würde kaum auf den Titel ‚Andachtsbild‘ kommen. Das war früher anders, die Bildchen waren eindeutig zuzuordnen. Diese neuen Bilder brauchen also notwendigerweise den Zusammenhang und den Titel, alleine stehen sie nicht. Das ist anders.

Das Experiment ist es wert, finde ich. Und einen Besuch in der Ausstellung auch.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bilder, Gebet, Glaube, Gott, Kirche2 Kommentare zu Bebilderter Glaube

Was will Gott eigentlich?

Veröffentlicht am 5. Dezember 20193. Dezember 2019
Gott ist aber nicht wie wir So sah der Auftakt aus: Pressekonferenz nach der Messfeier in München, Karin Kortmann und Kardinal Reinhard Marx geben Auskunft

Es ist die Sache mit den Personalpronomina: Wenn ich „Gott“ sage, ist eigentlich noch alles in Ordnung. Wenn ich aber das Pronomen „er“ einfüge, dann gerät das ganze Sprechen in Schieflage, vor allem weil wir dann so tun, als ob wir Gott behandeln und sehen und einstufen könnten wie jeden Menschen um uns herum. Ganz abgesehen noch vom Geschlecht. Gott ist aber nicht wie wir.

Im Gegenteil, Gott ist so ganz und völlig anders. Aber offenbar will Gott etwas von uns, Gott sendet, sagen wir. Gott beruft. Gott sendet heiligen Geist, Gottes Sohn wird gar Mensch. Die Beziehung gibt es also sehr wohl. Und wir glauben auch, dass wir uns da auf Entdeckungsreise machen können. Gemeinsam Gottes Willen für uns suchen und unterscheiden.

Gott ist aber nicht wie wir

Das ist die Aufgabe des synodalen Weges. Nun ist der ja nicht unumstritten, und es ist ja auch gut so, dass gestritten wird. Neulich hatte ich eine kurze Internetdebatte in der ich der Meinung begegnet bin, das Sprechen vom Willen Gottes sei ein Autoritätsargument. Verhindere also offenes Reden.

Ich stimme zu, dass das so sein kann und in der Vergangenheit auch oft genug so war. Menschen – Männer – haben für sich reklamiert, den Willen Gottes genau zu kennen und alleine auslegen zu dürfen. Nicht nur mein Ordensgründer Ignatius von Loyola, viele Frauen und Männer der Kirchengeschichte fanden sich vor Kirchengerichten wieder, weil sie die Dinge anders sahen.

Der synodale Weg will nach Gottes Willen fragen

Nun beginnt also der synodale Weg. Und auch hierbei soll nach dem Willen Gottes gefragt werden. Das ist und kann nicht und darf nicht das Ende von Debatte sein. Wenn Gott ins Spiel kommt, dann ist das eine Infragestellung von allem, was wir unter uns ausmachen. Dann ist das mehr als das, was wir selber entscheiden und abwägen. Deswegen sprechen wir ja auch vom „unterscheiden“ des Willen Gottes. Herausfinden, prüfen wo Gottes Geist genau ist, hinweht, herweht. Nicht „entscheiden“.

Wir haben die Zusage und den Glauben, dass das weder magische Praktiken der Beschwörung noch Autoritätsargumente sind. Gottes Wille ist nicht arkan, nur Eingeweihten zugänglich. Der ganze Clou des Christseins ist doch, dass der allen Getauften zugänglich ist. Und zwar qua Taufe, nicht erst nach Ausbildung und Spezialisierung.

Das Gegenteil des Autoritätsarguments

Wenn ich also nach dem Willen Gottes frage, ist das richtig verstanden das genaue Gegenteil von Autoritätsargument. Da wird keine Instanz eingeführt, die nur wenigen zugänglich ist und über die einige Eingeweihte verfügen. Genau das ist nicht der Fall.

Der Preis: wir können selber nicht wissen, was genau passiert, wenn wir uns als Gemeinschaft und selbst als Einzelne auf die Suche machen. Wenn wir nach diesem Willen fragen. Also gehört die Frage „Was will Gott eigentlich?“ mitten in den synodalen Weg hinein. Was genau bedeutet das? Machen wir die Szene einmal auf:

Zwei Bedingungen, unter denen wir fragen:

Es bedeutet ein geistliches Suchen. Schwierig, weil es schon so viele Meinungen, Forderungen, Überzeugungen, Erwartungen gibt. Aber statt ins Klagen zu verfallen möchte ich anmerken, dass genau hier der Weg liegt. All die Dinge und Themen sind wichtig, bekommen für die Kirche aber ihre Relevanz auch dadurch, dass das was mit Gott zu tun hat.

Zweitens geschieht das öffentlich. Das ist problematisch, weil jeder und jede Statements immer durch Dritte überprüfbar macht. Es ist schwer, offen zu reden wenn man weiß, dass da die Medien genau drauf schauen. Aber auch hier: keine Klage. Das ist unsere Welt. Und wenn wir eine christliche Antwort und ein christliches Engagement in der Welt wollen, dann können wir uns keine Welt zusammen basteln, dann müssen wir das tun in der Welt wie sie ist. Außerdem hilft uns das vielleicht dabei, nicht in allzu innerkirchliche Sprache zu verfallen und tatsächlich so zu reden, dass man uns versteht.

Und das ist dann unsere Beitrag zur Synodalität, zur Kirche der Zukunft.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Sprechen von GottSchlagwörter geistlicher Weg, Gott, katholisch, Kirche, synodaler Weg, Synode, Zölibat6 Kommentare zu Was will Gott eigentlich?

Gott legt keine Hinterhalte!

Veröffentlicht am 7. Mai 20199. April 2020
Übersetzung des Vaterunser William Blake: The Examination of Hiob.

Es ist eine Leistung der besonderen Sorge, das Thema Glaube und Gebet auf die Titelseiten der großen Zeitungen zu bringen, und zwar weltweit. Das schafft nicht jeder. Selbst wenn man eine Kampagne anstrengen würde mit dem Ziel, genau das zu schaffen, würde man scheitern. Papst Franziskus schafft das mit einer kurzen Bemerkung. Sie erinnern sich? Genau, die Übersetzung des Vaterunser.

Im Dezember 2017 war das. Und wie gesagt, weltweit sprachen Journalisten, Bischöfe, Theologen über das Thema Versuchung, Bibelübersetzung und Gebet. Großartig!

Übersetzung des Vaterunser

Die Debatte mag ich hier nicht noch einmal nachzeichnen, nur hat es sich in meinen Augen sehr gelobt, die ganz verschiedenen Beiträge dazu zu verfolgen. Da ging es um das griechische Original des Textes, um den Jakobusbrief, es ging um die Natur des Bösen und was eine Versuchung im Leben so alles anrichtet.

Jetzt hat der Papst noch einmal nachgelegt, am 1. Mai war das, in einer Generalaudienz zum Thema. Erst mal räumte er theologische Unsicherheiten beiseite:

„Wie bekannt ist der griechische Originalausdruck in den Evangelien schwer exakt zu übersetzen, und alle modernen Übersetzungen humpeln da ein bisschen. Auf ein Element aber können wir uns alle einigen: Wie auch immer man den Text versteht, wir können ausschließen, dass es Gott wäre, der die Versuchungen auf dem Weg des Menschen auslöst. Als ob Gott seinen Kindern einen Hinterhalt legen würde! Eine derartige Interpretation widerspricht vor allem dem Text selbst und ist auch weit entfernt von dem Bild Gottes, das Jesus uns offenbart hat.“

Spannungsfeld Freiheit – Versuchung

Er betont aber auch noch einmal den Sinn dieser Bitte, nämlich das Spannungsfeld zwischen unserer Freiheit und Gottes Umgang damit. Die Botschaft aus der Bibel laute, dass Gott in diesen Versuchungen an unserer Seite stehe, nicht uns als Konkurrent gegenüber. Gott probiert uns nicht aus, Gott sieht uns nicht als Spielball oder als etwas zu Testendes. Gott begleitet.

Wobei wir bei Hiob wären.

Der wird zwar nicht in Versuchung geführt, erlebt aber Leid. Er erlebt, dass Gott ihn dem Leid aussetzt. So erzählt es jedenfalls die biblische Geschichte. Hiob wird Opfer einer „Wette“ zwischen Gott und Satan. Hier geschieht etwas sehr Spannendes: während Religion – bis Hiob, sozusagen – von einer Balance ausging und davon, dass Leid Ausgleich sei für Fehlverhalten, wird das nun durchbrochen. Das Leiden Hiobs ist sinnlos. Er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Hiob – Leid- Versuchung

Das hat Auswirkungen auf das Gottesbild in diesem biblischen Buch. Hiob geschieht nicht, wie es ihm zukommt. Die Welt ist nicht gerecht, sie belohnt nicht gutes Verhalten und bestraft böses. Leiden ist nicht Teil der Weltordnung, hat keinen Sinn, das ist die Spitze dieses Buches.

Dieser Glaube, dass Leiden etwas mit Schuld zu tun hat, war wichtig gewesen. Denn wer Schuld hat, der kann dann selber etwas dagegen tun. Dieser Glaube ermächtigt den Menschen, es belastet ihn gleichzeitig aber auch, weil es auf einmal an ihm hängt, ob er leidet. Genau das durchbricht das Buch Hiob.

Gott kommt nicht gut weg

Gott kommt in diesem in Märcheform geschrieben Buch nicht gut weg. Dieser Gott wäre ein Gott, der in Versuchung führt, oder jemanden sehenden Auges in die Versuchung führen lässt. Der Philosoph Christoph Türcke macht in einem wunderbaren Essay auf etwas Wichtiges aufmerksam: Solange Hiob nun das Böse als umsonst wahrnimmt, als „unerforschlichen Ratschluss Gottes“, kann er es hinnehmen. Wenn er aber erfahren würde, dass es der Deal zwischen Gott und Satan war, dann hätte wohl das getan, was Satan vorausgesagt hat, nämlich Gott geflucht.

Umso verwunderlicher ist es, dass dieses Buch in den Kanon der Heiligen Schrift aufgenommen wurde. Wie gesagt, wie die Geschichte erzählt wird kommt Gott da nicht gut weg. Aber genau das ist es vielleicht, was uns beim Thema Versuchung hilft.

Das Thema Versuchung

„Führe uns nicht in Versuchung“ klingt ja genau nach so einem Gott. Aber erst im Gesamtbild, erst mit der Bewusstwerdung und Entwicklung des Gottesbildes wird daraus der Erlöser, der Befreier. Das Vaterunser zeichnet im Bitten unseren Glaubensweg nach. Auch das gehört zur Frage nach der Übersetzung des Vaterunser.

Wenn wir die Bitte aussprechen müssten, genau weil Gott ein Verführer ist, dann käme unser Glaube auf Abwege und die Anschlussbitte, die nach Erlösung, würde leer.

Gott testet uns nicht, er macht keine Deals mit niemandem um heraus zu finden, wie fromm wir sind. Es ist nicht unsere Glaubens-Aufgabe, Gott unseren Glauben zu beweisen. Versuchungen gibt es. Reichlich. Aber die sind kein Test, sondern Ausweis unserer Freiheit, einer Freiheit die Gott uns geschenkt hat. Insofern hat es sehr viel Sinn, die Versuchungs-Bitte auszusprechen.

Dein Reich, dein Wille

„Dein Reich komme, dein Wille geschehe“, „führe uns nicht sondern erlöse uns“, das sind Formulierungen im Grundgebet der Christen, die dieses Thema umkreisen und sich direkt an Gott wenden.

Es tut gut, um die Übersetzung des Vaterunser zu streiten. Dann kommen auch solche Dinge ins Gespräch: was erwarten wir eigentlich, das Gott tut? Und an was für einen Gott wenden wir uns eigentlich?

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bibel, Gebet, Generalaudienz, Gott, Hiob, Papst Franziskus, Vaterunser, Versuchung21 Kommentare zu Gott legt keine Hinterhalte!

Wenn wir es begreifen, dann ist es nicht Gott

Veröffentlicht am 10. März 201910. März 2019
Sprechen von Gott: Gottesbilder im Museum Bilder von Gott können schnell was von in-den-Griff-bekommen haben. Fremdheit bleibt geboten

„Die Welt ist Gottes so voll“: Der Satz von Alfred Delp begleitet mich im Gebet seit meinem Eintritt in den Orden. Ein wenig schüchtern, wenn ich an die Umstände im Gefängnis denke, unter denen er ihn aufgeschrieben hat. Und doch ist es diese zuversichtliche Haltung, auf die ich immer zurück falle, wenn mich die Fragen nach Gott umtreiben. Oder wenn generell das Thema Sprechen von Gott aufkommt.

Aber wenn ich darüber nachdenke, wie sich dieser Satz von Delp über die Jahre entwickelt hat, dann muss ich auch sagen, dass Gott mir über die Jahre immer fremder geworden ist. Und ich habe nicht das Gefühl, dass das eine schlechte Nachricht ist. Das Gebetsleben wird damit nicht einfacher und natürlich hätte ich lieber eine Überzeugung, ein Gefühl, eine Einstellung die auf Sicherheit baut. Das will Gott aber offensichtlich nicht.

Gott wird fremder

Wie gesagt, ich halte das nicht für eine schlechte Nachricht. Denn dass die Welt Gottes voll ist, das kann man auch falsch verstehen. Seit zehn Jahren lebe ich in Rom, genauer: im und um den Vatikan herum, da ist Gott allüberall sichtbar, in Kunst, in Leben, in Kitsch beim Händler nebenan genauso wie bei Rubens, Michelangelo oder Caravaggio. Und dieser Gott ist mir ein wenig zu selbstverständlich. Ein „ist“- Gott: Gott ist dies, jenes, hier, dort. Da kann ich Gott nicht sehen oder nicht begegnen.

Mich beschleicht wenn über Gott geredet wird immer der Verdacht, dass ich Gott klein gemacht habe. Ein kleiner und beherrschbarer Gott entsteht in meinem Kopf immer dann, wenn ich ihn mit Worten begrenzen will. Selbst Gottesnamen wie „barmherzig“, „Frieden“ oder „Schöpfer“ helfen mir nur bedingt. Damit erscheint mit Gott irgendwie handhabbar.

Sprechen von Gott

Mit einem Gott, der von uns auf Augenhöhe betrachtet wird, will ich auch eigentlich gar nichts zu tun haben. Wenn all das, was wir über Gott sagen und glauben, für mich einen Sinn haben soll, dann fühle ich mich mit der wachsenden Fremdheit zu Gott zwar nicht wohl, aber auf der anderen Seite ist das auch der einzige Gott, mit dem ich was anfangen kann.

Deswegen meine ich, dass die zunehmende Fremdheit Gottes für mich nicht unbedingt etwas Schlechtes ist.

Im Augenblick lese ich wieder einmal die Bibel vollständig, von Genesis bis zur Offenbarung, hintereinander. Jeden Tag ein Kapitel, oder auch mal zwei. Und wieder bin ich überrascht, wie dort die Menschen ihre Erfahrungen mit Gott erzählen. Da macht Gott Moses „für Pharao zum Gott“. Da fordert Gott den Tod der Feinde und wenn Israel nicht wirklich jeden umbringt, wird Gott zornig. Da verhärtet Gott Herzen, um Rache nehmen zu können. Staunend stehe ich vor der Fremdheit, die mich von diesem Gott trennt. Und das ist der Gott, von dem die Welt so voll ist.

Gott bleibt Suche. Gott „ist“ niemals. Wenn wir es begreifen, dann ist es nicht Gott.

 

 

Dieser Text ist auf der Grundlage von einem Text entstanden, den ich für ein kleines Buch geschrieben habe.

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So einfach ist das. Und so schwer

Veröffentlicht am 3. November 201811. November 2018
Unterhaltungen bei der Synode Unterhaltungen bei der Synode

Es muss an der Basis beginnen. Wer ist Gott? Wie ist das mit dem Bösen? Und so weiter. Wenn wir über en Glauben sprechen, über Religion und Kirche, dominieren leider meistens diejenigen die Debatte, die über Moral sprechen. Oder es wird die „Hierarchie der Wahrheiten“ umgedreht und wir reden über Nachgeordnetes, als ob es das Wichtigste und vor allem das Entscheidende wäre.

Unterhaltungen bei der Synode
Unterhaltungen bei der Synode

Ja, der Teufel liegt im Detail und Gott auch, das stimmt und auch in den Kleinigkeiten und gerade in ihnen erkennen wir manchmal das Große.

Nur muss alles an der Basis beginnen. Bei der Synode – und auch dieses Stück hier nimmt seinen Ausgang bei der vergangenen Bischofssynode – gab es oft die Debatte, wie denn der Glauben an die kommenden Generationen weitergegeben werden könnte. Denn wenn das nicht gelingt, sind alle anderen Fragen irrelevant.

Die Ecksteine unseres Glaubens, die Basis, auf die müssten wir uns konzentrieren.

Auf die vier Fragen nach Gott und uns, wie es ein Synodenteilnehmer formulierte.

  • Wer ist Gott?
  • Wenn Gott gut ist, warum gibt es das Böse?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt, was tut Gott dann dagegen?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt und Gott etwas dagegen tut, wie können wir Teil davon werden?

Ziemlich überzeugend, das. Die Antwort auf Frage Eins ist natürlich „die Liebe“. Auch die Schöpfung ist auf diese Liebe zurück zu führen, auch die Gesetze, alles was wir von Gott sagen und sprechen, wie Benedikt XVI. es in Deus Caritas Est ausgefaltet hat.

 

Die Liebe Gottes und das Drama der Sünde

 

Frage Zwei: Das Drama der Sünde. Hier müssen wir über uns Menschen reden und über das, was in der Menschheit und in unserem Leben alles falsch gelaufen ist. Wo Schwäche ist, wo Sünde, wo Versagen. Und was das für Folgen hatte und hat. Das Ganze ist natürlich komplexer als ich das hier in einigen Zeilen sagen kann. Aber zur Basis unseres Glaubens gehört eben auch der Kontrast, den wir zu der Liebe Gottes bilden.

Frage drei: Die Geschichte der Erlösung. Jesus und die Liebe, die in die Schöpfung kommt.

 

Erlösung. Und dann wir

 

Und Frage vier: Jüngerinnen und Jünger dieses Jesus Christus werden und sein und bleiben, Kirche werden und sein und bleiben.

Das erfindet nicht das Rad neu, aber es hilft vielleicht, das eigene Sprechen von Kirche und Glauben auf einen tragenden Grund zu stellen und sich nicht in Quisquilien zu verlieren. Die mögen wichtig sein, aber sie begründen keinen Glauben. Und schon gar nicht führen sie dazu, dass Menschen fragen, an was dir da eigentlich glauben.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bischofssynode, Christus, Erlösung, Glauben, Gott, Jesus, Kirche, LiebeSchreiben Sie einen Kommentar zu So einfach ist das. Und so schwer

Einmal Religion mit Gott, bitte

Veröffentlicht am 1. November 201811. November 2018
Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen

Morgens früh mache ich gerne Sport. Weil danach, im Laufe des Tages, keine Zeit mehr ist und ich 1.000 Ausreden habe. Außerdem ist um 6 Uhr Zeit, in Ruhe Radio zu hören um zu wissen, was so alles los ist. Gerne höre ich dann auch noch die Morgenandacht. Sie merken, um diese Uhrzeit ist der Deutschlandfunk mein Sender.

Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen
Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen

Und neulich musste ich mich ärgern. So richtig ärgern. Es gab eine Andacht – ich sage nicht wann und wer – die über den Perspektivwechsel auf die Dinge sprach und darüber, dass man dadurch das, was einem selber wichtig ist, ganz neu in den Blick bekommt. Also ein Leib- und Magenthema auch von mir.

Nur wurde das als Andacht angekündigt, aber diese christlichen Gedanken kamen völlig ohne die Worte „Gott“ und „Jesus“ aus. Die 10 Gebote wurden genannt, aber nur die zwischenmenschlichen, die ersten, wo von Gott die Rede ist, nicht.

Es wurde nicht klar, warum diese Person sich für Flüchtling einsetzt. Oder besser: als Motivationen wurde „Bürgersinn“ und „Mitmenschlichkeit“ genannt. Alles ehrenvoll.

 

Es hört keiner mehr zu

 

Aber wenn das alles ist, was Christinnen und Christen vorzubringen haben, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn uns keiner mehr zuhört.

Selbstverkleinung ist das. Wir sollen Zeugnis ablegen für den Grund unserer Hoffnung.

Die Zivilreligion, die sich einpasst, die nimmt uns keiner mehr ab. Und junge Menschen. „Wofür steht ihr eigentlich?“ höre ich sagen. In einer Welt voller Optionen und Möglichkeiten muss die Sache mit Gott klar sein. Wer so tut, als ob irgendwie Gott keine Rolle bei uns spielt und dass Religion ja sozialverträglich und gut sei, der wird junge Menschen nicht erreichen. Die brauchen sowas nicht.

 

Jugend braucht sowas nicht

 

In Rom haben ältere Herren getagt, gemeinsam mit wenigen jungen Menschen und einigen Fachleuten. Also nichts Repräsentatives, was die Welt junger Menschen heute angeht. Trotzdem habe ich niemanden gehört, der „weniger über Gott sprechen“ als Option genannt hätte.

Mein Morgenandacht ist natürlich nur ein Schlaglicht. Aber es markiert ein Extrem im Christentum, das leider Mehrheitsfähig wird. Eine Zivilreligion, welche die Gesellschaft besser machen will, die aber keine Ecken und Kanten mehr hat.
Auch Christen sollen und wollen die Welt besser machen. Aber aus einem gelebten Glauben heraus, für sich und mit anderen. Wenn wir darauf verzichten, dann verzichtet die kommende Generation auf uns. Und ich kann es ihr noch nicht einmal verdenken.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Ökumene, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bischofssynode, Gebote, Gott, Jesus, Jugend, Religion, Verkünden, Zeugen, Zivilreligion3 Kommentare zu Einmal Religion mit Gott, bitte

Avatar und Name Gottes

Veröffentlicht am 25. Februar 201825. Februar 2018

„Herr, unser Gott, wir rühmen deinen herrlichen Namen“. Die zweite Antiphon der Laudes vom vergangenen Montag. Ich war verblüfft. Wir rühmen den Namen Gottes? Was genau muss ich tun, so dass jemand anderes mich sehend sagt, „ah, der da rühmt den Namen Gottes“? Und da dieser Satz im Canticum von heute, Buch Daniel, wieder vorkam, mag ich hier einige Zeilen dazu schreiben.

Selbstsuche im Netz (c) M Härtig / TMA Hellerau
Selbstsuche im Netz (c) M Härtig / TMA Hellerau

Die Sache mit dem Namen ist in Religionen keine banale Sache, wie wir wissen. Simon wurde Petrus, Saulus Paulus, das Umbenennen ist mehr als das Wechseln einer Bezeichnung, sie hat mit Identität zu tun. „Ich habe dich beim Namen gerufen”, heißt es bei Jesaja. Genesis erzählt: „Gott, der HERR, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte sein Name sein.“

Ein Beispiel aus dem 1. Buch Samuel: „Um seines großen Namens willen wird der HERR sein Volk nicht verstoßen; denn er hat sich entschlossen, euch zu seinem Volk zu machen.“ Der Name des Herrn spielt eine Rolle.

 

What’s in a name?

 

Was aber die Verblüffung ausgelöst hat, hat damit zu tun, wie weit dieser biblische – und nicht nur biblische – Gebrauch von Namen von unserer Realität heute entfernt ist. Papst Franziskus hat in einer Botschaft an Jugendliche davon gewarnt, sich das eigene Leben schönzuphotoshoppen (meine Worte), es gebe junge Menschen, die ständig digital ihre Selbstportraits bearbeiten „und sich verstecken hinter Masken und falschen Identitäten, was manchmal fast dazu führt, dass sie selbst ein „Fake“ werden. Viele sind darauf versessen, eine möglichst große Zahl an „Likes“ zu erhalten.” Weiterlesen „Avatar und Name Gottes“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Avatar, Gebet, Gott, Name Gottes, Romeo und Julia27 Kommentare zu Avatar und Name Gottes

Jeder Sünder ist heiliger Boden

Veröffentlicht am 28. Januar 201628. Januar 2016

Die Barmherzigkeit Gottes ist immer größer als jede Sünde: Es sind Sätze wie dieser, die seit Amtsantritt von Papst Franziskus immer wieder zu hören sind. Gott ist barmherzig, der Name Gottes ist Barmherzigkeit, und so weiter. Das Ganze ist aber nicht abstrakt, sondern wird in einen Punkt sehr konkret, und auch hier ist der Papst sehr klar. Es geht um das Sakrament der Versöhnung, um die Beichte. Immer wieder weist er darauf hin, hört selber beichte, beichtet sichtbar selber, bevor er beichte hört, spricht zu Beichtvätern, über Beichtväter und so weiter.

Weil das im Heiligen Jahr nicht ganz unwichtig ist, habe ich mich mal umgesehen, was der Papst alles zum Thema zu sagen hat, und eine kleine, sehr kleine Auswahl getroffen.

Papst Franziskus beichtet in Sankt Peter
Papst Franziskus beichtet in Sankt Peter

„Die Barmherzigkeit übersteigt stets das Maß der Sünde, und niemand kann der verzeihenden Liebe Gottes Grenzen setzen“, schreibt Papst Franziskus in der Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr, Misericordiae Vultus. Unter einer Bedingung: „Es gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben kann! Keine! Nur das, was der göttlichen Barmherzigkeit entzogen ist, kann nicht vergeben werden – so wie jemand, der sich der Sonne entzieht, weder erleuchtet noch gewärmt werden kann.“ (Ansprache 12. März 2015) Eine Anspielung auf die Beichte, oder besser, auf das nicht zur Beichte gehen? Wer sich nicht vergeben lassen will, im Sakrament, entzieht sich der Barmherzigkeit, könnte man das verstehen. Viele hätten vergessen, wie wichtig die Beichte sei. Man müsse immer daran denken, dass die Beichte „ein Gespräch mit dem unendlich barmherzigen Vater“ sei. (Angelus 2.8.15)

 

Ein Fest

 

„Gott versteht uns auch in unseren Grenzen, er versteht uns auch in unseren Widersprüchen. Und nicht nur das: Er sagt uns mit seiner Liebe, dass er gerade dann, wenn wir unsere Sünden bekennen, uns noch näher ist, und spornt uns an, nach vorn zu schauen. Er sagt noch mehr: Wenn wir unsere Sünden bekennen und um Vergebung bitten, wird im Himmel ein Fest gefeiert. Jesus feiert ein Fest: Das ist seine Barmherzigkeit, lassen wir uns nicht entmutigen. Vorwärts, vorwärts auf diesem Weg!” (GA 16.12.15) Die Vergebung der Sünden – so der Papst – ist kein Ergebnis unserer eigenen Anstrengungen, sondern Geschenk des Heiligen Geistes, der heile. „Ich kann nicht sagen: Ich vergebe mir die Sünden. Um Vergebung bittet man, bittet man einen anderen, und in der Beichte bitten wir Jesus um Vergebung.“ (GA 19.2.2014) Aber nicht nur Jesus: „Ja, du kannst zu Gott sagen: ‚Vergib mir’, und deine Sünden bekennen, aber unsere Sünden richten sich auch gegen die Brüder, gegen die Kirche. Daher ist es notwendig, die Kirche, die Brüder in der Person des Priesters um Vergebung zu bitten.” (ebd) Weiterlesen „Jeder Sünder ist heiliger Boden“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Barmherzigkeit, Beichte, Franziskus, Gott, Heiliges Jahr, Papst, Vergebung22 Kommentare zu Jeder Sünder ist heiliger Boden

Der Franziskus Effekt: Reform

Veröffentlicht am 5. Februar 20154. Februar 2015

Teil 2 einer kleinen Reihe

Das zweite Element, das ich unter dem Begriff des Franziskus Effektes sehe, ist die Reform, das Lieblingsthema unsere Medien, wenn es um den Papst geht. Damit wird meist die Kurienreform gemeint, Kardinäle, Vatileaks, Bürokratie, Vatikanbank und so weiter. Und das ist auch alles richtig und wichtig und gut. Aber es geht an der eigentlichen Absicht des Papstes vorbei.

Lesen Sie die Rede von Kardinal Bergoglio beim Vorkonklave: Wir müssen die Türen der Kirchen aufmachen, um Jesus hinaus zu lassen, hatte er damals gesagt.

Hören Sie nach, was er auf Lampedusa gesagt hat: 20.000 Menschen sterben, und wir weinen noch nicht einmal mehr. Oder jetzt, vor einigen Tagen, auf den Philippinen: nur mit Augen, die von Tränen gereinigt sind, erschließt sich die Welt. Das klingt in unseren Ohren vielleicht sprachlich pathetisch, ist aber nicht von der Hand zu weisen. So in etwa hat er sich auch letztes Jahr in Yad Vashem ausgedrückt.

Oder nehmen wir das jüngste Reform-Beispiel: Die 15 Krankheiten. Nehmen wir gleich die erste, nämlich die, sich für unentbehrlich zu halten, keine Selbstkritik zu üben. Ich zitiere den Papst: „Ein gewöhnlicher Friedhofsbesuch könnte uns dazu verhelfen, die Namen vieler Menschen zu sehen, von denen einige vielleicht auch meinten, unsterblich, immun und unentbehrlich zu sein!“.. und so weiter. Abgesehen davon, dass ich mehrere Beichtväter kenne, die einen Friedhofsbesuch gerne empfehlen, um den eigenen Hochmut zu kurieren und der Papst hier also eine pastorale Perspektive hat, und abgesehen von dem Witz, der auch da drin steckt, sieht man deutlich, wo Reform ansetzt: Bei mir. Nicht in bei denen, nicht dort, nicht da wo wir immer schon das Üble vermutet haben, sondern bei mir. Das gilt auch für die Kurie, das gilt auch für Klerikalismus und so weiter.

 

Jenseits bürgerlicher Religion

 

„Deshalb sollten wir auch jenen Mangel an Bußfertigkeit und Selbstkritik, den wir in der Kirche, speziell bei unseren kirchlichen Amtsträgern, beklagen, wenigstens bei uns selbst überwinden.“ Das ist nicht Papst Franziskus, das ist Johann Baptist Metz 1980, also europäische Theologie. Oder hier: „Das eucharistische Tischtuch zwischen und und den armen Kirchen (ist) zerrissen, weil wir ihnen in ihrem Elend und ihrer Unterdrückung nicht mit unserer Umkehr beistehen und weil wir uns weigern, auf das zu hören, was als Prophetie des gemeinsamen Aufbruchs aus diesen armen Kirchen zu uns dringt.“ Wieder Johann Baptist Metz aus seinem Buch „Jenseits bürgerlichen Religion“. Das klingt wie O-Ton Franziskus und fasst das auch sehr gut zusammen: Wer Jesus nicht mit den Augen der Armen sieht, versteht ihn nicht, versteht Gottes Selbstoffenbarung nicht. Wir müssen auf all die Dinge achten, die uns daran hindern, das zu tun.

Als da sind: Karrierismus, Korruption, Neo-Gnostizismus, Neo-Pelagianismus, Marta-ismus also Aktivismus ohne Geist, Versteinerung, Ästhetizismus, Funktionalismus, NGO-sein, und die Lieblingssünde des Papstes: Gerede, Klatsch und Tratsch. Weiterlesen „Der Franziskus Effekt: Reform“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Effekt, Franziskus, Gott, Papst, Reform, Umkehr, Vatikan20 Kommentare zu Der Franziskus Effekt: Reform

Im Namen des barmherzigen Gottes

Veröffentlicht am 26. September 2014

Islamisten haben wir sie bislang genannt, Fachleute sind da spezifischer aber wer hört schon lange genug zu? Also: Islamisten. Das sind Terroristen, die Gewalt zur Unterdrückung und Einschüchterung und Ausbeutung und Vergewaltigung nutzen, das alles im Zeichen einer Weltreligion.

Nicht wenige Besserwisser auch hierzulande meinen nun, das sei nun mal so im Islam. Einschlägige Webseiten ernähren sich geradezu davon.

Nun will ich niemanden freisprechen, jede Religion, Gesellschaft, Gruppe muss sich mit ihren extremen Formen befassen, auch wenn diese schon gar nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Das gilt auch für die Muslime. Und viele muslimische Gelehrte haben genau das nun getan.

Unsere Meldung von gestern: Mehr als 120 Islamgelehrte weltweit haben die Terrormiliz ‚Islamischer Staat’ (IS) verurteilt. In einem 18-seitigen Schreiben legen sie dar, warum die Organisation in eklatantem Widerspruch zum Koran stehe. Zu den Unterzeichnern zählen der ägyptische Großmufti Schawki Ibrahim Allam und hohe Vertreter der Al-Azhar-Universität in Kairo, der Jerusalemer Mufti Muhammad Ahmad Hussein sowie Gelehrte und Geistliche aus Arabien, Nordafrika, Asien, Europa und den USA. Das namentlich an den IS-Führer Abu Bakr Al-Baghdadi gerichtete Schreiben spricht den Islamisten die Kompetenz für Religionsurteile ab. Die Ausrufung eines Kalifats sei unzulässig. Unter den 24 Punkten des Dokuments bekräftigen die Gelehrten den vom Koran geforderten Schutz von Christen und anderen religiösen Minderheiten. Akte wie Folter und Leichenschändung, Versklavung, Zwangsbekehrungen und Unterdrückung von Frauen seien im Islam verboten. Der arabische Brief, der auch in einer englischen Übersetzung im Internet dokumentiert wird, ist in einer theologisch-technischen Fachsprache gehalten. Das Schreiben benutze jene klassischen islamischen Quellen, die auch von IS benutzt würden, um Nachfolger anzuwerben, sagte der Leiter des Rats für Amerikanisch-Islamische Beziehungen, Nihad Awad, dessen Institution in Washington das Dokument verbreitete. Es handle sich um eine Punkt-für-Punkt-Widerlegung der IS-Philosophie.

Das ist ein Schritt, aber auch nicht mehr, schreibt ein Mitbruder von mir bei Facebook, als ich den Link dazu gestern gepostet hatte. Das mag sein. Aber es ist ein wichtiger Schritt. Worte schaffen Realität und was das Schreiben tut ist den Terroristen das Recht abzusprechen, im Namen irgendeiner Religion zu sprechen. Auch das gehört zum Kampf gegen den so genannten IS.

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Gewalt, Gott, Irak, IS, Islam, Recht, Religion, Syrien26 Kommentare zu Im Namen des barmherzigen Gottes

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