Mit dem Konsistorium heute wird Papst Franziskus insgesamt 49 Kardinäle ernannt und erhoben haben, ich rechne in diesem Stück nur die wahlberechtigten Kardinäle, also die unter 80 Jahren.
Benedikt XVI. hatte es in seinem Pontifikat auf insgesamt 74 Kardinäle gebracht, rechnet man nur die ersten vier Jahre – als Vergleich zu Franziskus’ ersten vier Jahren – dann liegen die beiden etwa gleichauf, da waren es bei Papst Benedikt 50 Erhebungen.
Hier also wenig Neues, die Verschiebungen in den Pontifikaten liegen woanders. Während Benedikt XVI. insgesamt 19 Italiener zu Kardinälen erhob, sind es bei Franziskus bislang 7. Und während Papst Franziskus 5 Leiter von Kurienbehörden zu Kardinälen gemacht hat, waren es bei Papst Benedikt insgesamt 31. Man muss hier zwar einrechnen, dass Papst Benedikt viel mehr Kurienleiter neu eingesetzt hat, als es Papst Franziskus bisher getan hat, aber auch so wird klar, dass sich das Schwergewicht verschiebt.
Haiti, Laos, Tonga
Noch auffälliger sind die Herkunftsländer: während in den letzten Pontifikaten eher „klassische“ Länder Kardinäle stellten, finden wir nun vermehrt Mali, Laos, Papua-Neu Guinea, Bangladesch, Tonga und Kap Verde. Einen Nuntius hat Franziskus ebenso zum Kardinal ernannt wie einen Weihbischof, sozusagen an seinem Bischof vorbei, der kein Kardinal ist.
Das ist alles sehr ungewöhnlich und wird – korrekterweise – als zunehmende Verweltkirchlichung des Kardinals-Kollegiums gesehen.
Das hat einige Folgen: Erstens kennen sich die Kardinäle bei einem künftigen Konklave nicht so gut wie in der Vergangenheit. Noch 2013 gab es eine große Gruppe von Vatikan-Kardinälen oder solchen, die früher im Vatikan gearbeitet hatten, sozusagen eine Kerngruppe. Dieser Kern schmilzt. Man kennt sich also nicht so gut und deswegen könnte entweder ein Konklave länger dauern oder aber man wählt einen der plausiblen Kandidaten, der schnell eine größere Menge an Stimmen auf sich vereinen kann.
Zweitens wird die Wahl eines Papstes weniger vorhersagbar. Bereits beim letzten Mal war das schon so, wo sich die gesamte Riege der Bescheidwisser gründlich blamiert hat, ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich in jede Kamera hinein gesagt habe, dass ich nicht weiß, wer Papst wird. Andere meinten es zu wissen und haben daneben gelegen.
Venedig und Turin
Drittens sind auch Kardinalserhebungen weniger kalkulierbar. Venedig und Turin – um nur zwei Städte zu nennen, die „eigentlich“ immer schon einen Kardinal hatten – sind immer noch ohne roten Hut. Madrid, Buenos Aires und Brüssel haben schnell einen Kardinal bekommen, andere warten bis heute. Dagegen stehen dann Tonga und ein Weihbischof.
Viertens: Daraus folgt, dass das Kardinalsamt nicht nur weltkirchlicher wird, sondern auch persönlicher. Es repräsentiert weniger ein Bistum als mehr eine Person, welche der Papst bei der nächsten Wahl beteiligt sehen möchte.
Zwei Kriterien sind es also, nach denen der Papst wählt: die Weltkirche und hier vor allem die Peripherie, damit die Wirklichkeit der Kirche repräsentiert ist. Und dann ist es die Persönlichkeit des Ausgewählten selber, nicht die Tradition – im schlechten Sinn das-war-schon-immer-so – welche den Ausschlag gibt.
So prägt Papst Franziskus das Kollegium der Kardinäle, ganz auf derselben Linie wie er die Kirche prägt.