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PaterBerndHagenkord.blog

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Monat: November 2019

Synodaler Weg ist wie das Lösen von Knoten

Veröffentlicht am 30. November 201926. November 2019
Der synodale Weg beginnt Maria Knotenlöserin, das Originalbild in Sankt Peter, Augsburg

Was werden wir davon haben? Über zwei Jahre sitzen einige hundert Katholikinnen und Katholiken zusammen beim synodalen Weg, in Themengruppen und in Vollversammlungen, aber was zu erwarten ist, ist noch nicht völlig klar. Der synodale Weg beginnt, und zwar an diesem Sonntag, dem 1. Advent. Aber weil nicht klar ist, was genau es sein wird, das zeichnet sich noch nicht ab.

Das ist ein Problem. Weil es eben nicht klar ist, gibt es wenig Interesse. Viele Meinungen, viele kluge Ratschläge, viele Warnungen, aber noch nicht wirklich eine klare Perspektive. Es gibt zum Beispiel Kritik an der Unverbindlichkeit, eine richtige, kanonische (kirchenrechtlich eingerichtete) Synode wäre besser. Weil verbindlich. Damit wäre ein Quelle der Erwartungsunsicherheit beiseite geräumt.

Der synodale Weg beginnt

Schwächen können aber auch Stärken sein. In den vergangenen Wochen durfte ich mich ja länger damit beschäftigen, ich werde einer der beiden geistlichen Begleiter des Prozesses sein. Natürlich wäre auch mir eine klare Vorgabe einfacher. Aber ich sehe auch die Chance, die in der eher anstrengenden weil unbestimmten Vorgehensweise liegt.

Es hat etwas vom Lösen von Knoten. Einen gemeinsamen synodalen Weg wolle man gehen, haben Bischöfe und Laien gemeinsam beschlossen, angestoßen von den Bischöfen nach der MHG-Studie. Weil aber nicht klar ist, wie genau mit den einzelnen Problemkomplexen umgegangen werden kann und soll und darf, ist vielleicht die offene Form besser. Weil offen gesprochen werden kann, ohne auf das Ziel zu peilen.

Das Lösen von Knoten

Das Knotenlösen habe ich natürlich mit dem Verweis auf das oben abgebildete Gemälde zitiert. Knoten lösen braucht Geduld. Die kann man nicht machen, die sollte man auch auf keinen Fall anmahnen, weil das schnell als übergriffig rüber kommt. Aber trotzdem ist ein gehöriges Quantum davon nötig. Nicht um Dinge zu verschieben. Sondern der Sorgfalt wegen. Vor dem ersten Treffen der geistlichen Begleiter in Augsburg war ich deswegen in der Kirche Sankt Peter und habe die „Maria Knotenlöserin“ meditiert. Wer Knoten lösen will, ist mit Hektik schlecht beraten. Eben weil es nicht hilft. Hartnäckige Geduld aber führt weiter.

Manch einem mag die Versuchung begegnen, zum Schwert greifen zu mögen, um den Gordischen Knoten zu durchschlagen. Diese Geschichte wird ja in der Knotenlöserin zitiert. Viele Wortmeldungen, die nach Macht klingen, haben wir leider schon gehört. Komischerweise auch von Leuten, die damit gar nichts zu tun haben. Macht bringt aber nicht weiter.

Macht bring den Prozess nicht weiter

Christsein heißt ausgehen von seiner eigenen Schwachheit, nicht von der Stärke. Zuletzt hat diese zutiefst christliche Einsicht Papst Franziskus in seinem Schreiben Gaudete et Exsultate beschrieben. Er benutzt Metaphern vom Kampf, das ist richtig, aber es ist nicht der eine alles entscheidende Kampf der Superhelden, sondern tatsächlich eher der Kampf gegen die Knoten. Und genauso hat er selber das Bild von der Knotenlöserin interpretiert, bei einer kleinen Audienz für Mitarbeiter in der er das tat durfte ich mit dabei sein, da hat er das Bild erklärt.

Und dann wird da auch ein geistlicher Prozess draus. Über die Geduld. Ja, das bedeutet, unsichere Erwartungen. Das ist vielleicht im Augenblick nicht zu vermeiden. Mein Mitbruder Pater Stefan Kiechle bringt das so auf den Punkt:

„Ein geistlicher Prozess setzt voraus, dass alle, die teilnehmen, indifferent hineingehen; dieses Schlüsselwort ignatianischer Spiritualität meint zunächst ergebnisoffen, aber tiefer noch: von persönlichen Vorlieben, Vorurteilen, Vorfestlegungen so frei, dass man ganz auf den Geist hören kann, der vielleicht ganz Neues wirken will. Ein solcher Prozess muss abgeschirmt stattfinden, damit er nicht schon im Ansatz von Lobbyisten, Machtkämpfern und doktrinären Struktur-Bewahrern manipuliert wird – diese sind ja nicht indifferent und wollen es nicht sein. Vetorechte darf es keine geben. „Geistlicher Prozess“ bedeutet auch, dass alle Beteiligten mit Freimut und Ehrlichkeit auf die „Regungen“ achten, also auf geistliche Gedanken, Gefühle und Stimmungen, und dass sie durch die Unterscheidung von Trost und Trostlosigkeit entdecken, wohin der Geist sie führt.”

Der Prozess muss abgeschirmt stattfinden

Da stecken alle Chancen und alle Gefahren schon drin. Der synodale Weg beginnt nämlich nicht abgeschirmt. Das kann er auch gar nicht, sollte er auch gar nicht. Das ist aber ein Problem für die Teilnehmenden, die immer auch die öffentliche Wirkung ihrer Statements klugerweise bedenken müssen. Unter diesen Bedingungen trotzdem ergebnisoffen denken und hören zu können, das wird die Herausforderung.

Dazu braucht es die Geduld, die ich mit dem Knotenlösen meine. Da ist dann die Schwäche der unklaren Erwartungen vielleicht eine Hilfe, eben weil es offen ist. Was werden wir davon haben? Das wird sich erweisen. Das können wir nicht vorher definieren.

…

Zum Thema geistlicher Weg darf ich an dieser Stelle eine Erklärung per Video verlinken, welche P Franz Meures SJ, geistlicher Begleiter der Synode des Bistums Trief, zu Beginn des Weges dort gegeben hat. Da steckt sehr viel drin.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Sprechen von GottSchlagwörter Bischöfe, Dialog, Kirche, synodaler Weg, Synode, ZdK16 Kommentare zu Synodaler Weg ist wie das Lösen von Knoten

Eine Bitte …

Veröffentlicht am 25. November 2019
Jesuiten Flüchtlingsdienst Ein Kardinalskreuz aus dem Holz eines Flüchtlingsbootes: Kard. Michael Czerny SJ

Liebe Leserinnen und Leser meines Blogs, bislang habe ich hier noch keinerlei Bitten um Unterstützung veröffentlicht. Das ist irgendwie nicht Teil des Blogs. In diesem Jahr möchte ich aber eine Ausnahme machen. Und zwar geht es um eine Institution des Jesuitenordens, den Jesuiten Flüchtlingsdienst. Ich mag jetzt hier nicht groß auftragen und die Worte des Papstes von der Globalisierung der Gleichgültigkeit auslegen, wenn Sie diesen Blog lesen wissen Sie eh, wovon ich spreche.

Jesuiten Flüchtlingsdienst

Die Mailings fluten in diesem Wochen den Posteingang. Aber wenn Sie noch eine Spende übrig haben sollten und es für eine internationale, kirchliche, kluge und langfristig denkende Institution einsetzen möchten, dann darf ich Ihnen den JRS ans Herz legen. Auf der Webseite oder per Info-Brief können Sie sich selber ein Bild machen.

Das sind Menschen, die vor Ort helfen, noch bevor Menschen auf die Flucht gehen. Die helfen, wenn Menschen unterwegs sind. Und die hier bei uns in Europa Menschen helfen, sie juristisch vertreten, besuchen und ihnen helfen.

Ok, trotzdem noch ein Zitat aus der Predigt des Papstes auf Lampedusa:

„Wer hat geweint über den Tod dieser Brüder und Schwestern? Wer hat geweint um diese Menschen, die im Boot waren? Um die jungen Mütter, die ihre Kinder mit sich trugen? Um diese Männer, die sich nach etwas sehnten, um ihre Familien unterhalten zu können? Wir sind eine Gesellschaft, die die Erfahrung des Weinens, des „Mit-Leidens“ vergessen hat: Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit zu weinen genommen!“

Mit-Leiden, helfen

Stimmt. Wir weinen nicht. Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt, Zäune zu bauen, damit auch ja keiner zu uns kommen kann. Aber wir können helfen. Und wenn Sie helfen mögen, wären Ihnen viele Menschen sehr dankbar.

Es ist eine Hilfe zur Hilfe. Danke Ihnen dafür.

Hier finden Sie die nötige Hilfe für Ihre Hilfe

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und GerechtigkeitSchlagwörter Flucht, Flüchtlinge, Hilfe, JRS, Migranten, SpendeSchreiben Sie einen Kommentar zu Eine Bitte …

Rufer in der Blase

Veröffentlicht am 22. November 201922. November 2019
Der neueste Star der Destruktiven Immer wieder im Fokus: die Deutschsprachigen. Hier die Teilnehmer an der Bischofssynode 2015 bei einer Pressekonferenz

So wird man ein Star: Der junge Österreicher, der während der Amazonassynode eine Holzstatue aus einer Kirche gestohlen hatte und sich dann per YouTube damit brüstete, ist auf Tournee. In den USA, wo sonst? Gesponsert von Life-Site News und anderen Organisationen der eher autoritär-aggressiven Sorte, wie Cruxnow berichtet. Der neueste Star der Destruktiven.

Die ganze absurde Geschichte habe ich eher aus der Ferne beobachtet, zu viel Aufmerksamkeit sollte man diesen destruktiven Kräften nicht schenken. Wer wissen will, ob es sich bei der Figur um eine Göttin handelt, soll einfach mal die Leute fragen, die sie mitgebracht haben. Habe ich gedacht.

Der neueste Star der Destruktiven

Die Aktion mit der Tournee jetzt erzählt aber eine weiter gehende Geschichte. Cruxnow verbindet das im Artikel mit dem Kreisen, in denen sich der junge Mann bewegt. Sie zeigen auch einen Tweet, in dem er sich mit Sturmgewehr auf einer texanischen Schießanlage fotografieren lässt. Da mag man den Kopf schütteln, oder denken dass man sich sowas schon gedacht hat, aber es sagt eben was aus über derlei Mechanismen.

Zum einen brauchen diese innerkirchlichen Bewegungen bestimmte Gesichter. Steve Bannon war so ein Gesicht, Kardinal Raymund Burke ist so eines oder auch Kardinal Robert Sarah, im deutschen Ableger wird gerne ein kasachischer Weihbischof vorgezeigt. Angebliche Querdenker werden auf den Schild gehoben, die können dann auch keinen Fehler machen und werden kritiklos gelobt.

Dann braucht es die Medienblase. In Rom habe ich es oft erlebt, wie etwa bei Pressekonferenzen im Vatikan dieselben Leute immer dieselben Fragen zu völlig unterschiedlichen Themen hatten. Damit kann man dann sagen, der Vatikan habe dies oder das zum Thema gesagt. Man schafft das Thema also erst, über das man dann berichtet. Das kreiert und füttert die Blase.

Die Blase wird gefüttert

Nicht dass das irgendwas mit Journalismus oder Information zu tun hätte, das ist Agitation. Siehe oben, man wollte gar nicht wissen, was diese Pachamama-Statue darstellt und was sie im Vatikan zu suchen hat, das Urteil stand fest: Götzendienst.

Und dann werden diese beiden Dinge zusammen gebracht. Die interessierten Kreise brauchen ihre „Querdenker“, um die Behauptungen aufzustellen. Autoritätshörig – natürlich nur selbst ausgesuchten Autoritäten – dient die Anführung eines Namens der Legitimierung der Vorwürfe.

Dummerweise fallen auch in Deutschland immer wieder Medien darauf herein und berichten fleißig, was dieser oder jener angeblich so einflussreiche Papst-Gegner so tue. Oder sehen Verschwörung und Gefahr. Gerne bei öffentlich debattierten Themen, etwa bei einer Synode.

Kleine aber laute Kreise

Dabei ist das vor allem das sich selbst Füttern der Blase kleiner aber lauter autoritär-aggressiver Kreise. Es gibt einen wunderbaren Artikel darüber, der die von Theodor Adorno entwickelte Idee der „autoritären Persönlichkeit“ auf diese Kreise anwendet. Die Lektüre lohnt sich.

Aber zurück zu unserem Österreicher. Der ist jetzt vorerst einmal Bestandteil des Arsenals dieser Kreise. Kreise, die auch wenn sie nichts mit unseren Kirchen hier zu tun haben gerne übergriffig werden und Entwicklungen bei uns über Kimme und Korn nehmen. Von Kardinal Burke wird der Satz zitiert, dass „jede mögliche Maßnahme ergriffen werden muss“, um den synodalen Weg zu verhindern, schließlich ginge es um das Heil der Seelen.

Das ist Teil auch unserer innerkirchlichen Debatten, daran müssen wir uns gewöhnen. Und an junge Männer oder alte Kardinäle, die in der Szene zu Stars werden, weil sie deren Argumentationsstruktur bedienen.

Auch hier lohnt einmal mehr ein Hinschauen, was da genau passiert. Und es lohnt die Warnung, sich auf derlei rein destruktive Wege nicht einzulassen.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Bischofssynode, Blase, Gegner, Kirche, Medien, Papst, synodaler Weg12 Kommentare zu Rufer in der Blase

Wege und Ziele: Synodal unterwegs

Veröffentlicht am 19. November 201918. November 2019
Veränderung oder Entwicklung Reise-Metaphorik: Köln, Hauptbahnhof

Noch einmal der Roman Il Gattopardo: „Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muß sich alles ändern“: Tancredi warnt Fürst Salina mit diesen berühmt gewordenen Worten vor dem Hereinbrechen der Republik in Italien. Sein Rat lässt sich übersetzen mit „viel Wirbel erzeugen, damit sich letztlich dann doch das Entscheidende nicht ändert“. Papst Franziskus hat schon mehrfach diese Haltung auch in der Kirche entdeckt und „geistlichen Gattopardismus“ genannt. Immer wenn ich an Reform, Veränderung und Entwicklung in der Kirche denke, geht mir schmunzelnd dieses Zitat durch den Kopf.

Veränderung oder Entwicklung

Dabei ist eine Debatte darüber, wie es weiter geht, „berechtigt und notwendig“, wie Papst Franziskus den Gläubigen in Deutschland bescheinigt. Was dann passieren soll, da sind sich aber beileibe nicht alle einig.

Jetzt nehmen wir mal den Gattopardismus weg, der ist ja in Wirklichkeit ein Nicht-Tun, nicht-Verändern, nicht-Entwickeln. Dann bleiben einige positive Möglichkeiten über, die sich lohnt genauer anzusehen. Da ist zuerst das Allerweltswort ‚Reform‘. Ein historisches Wort, immer positiv besetzt, etwas wird reformiert, also besser gemacht. ‚Reformation‘ hat auch damit zu tun, aber auch sowas wie Überflüssiges oder Schädliches wegnehmen.

Veränderung: Jeder redet von Reform

Aber in dieser Allgemeinheit liegt auch das Problem. Das Wort meint zu viel. Oder ist zu weit und breit. Jeder führt es im Munde, und der Applaus ist sicher. Aber wofür?

Letztlich verschleiert das Wort ‚Reform‘ mehr als es klärt. Zu viele verschiedene Dinge und Vorgehensweisen werden darunter verstanden, zu viele Ziele als selbstverständlich geglaubt. Nicht alle, die dasselbe Wort benutzen, meinen damit auch dasselbe. Deswegen ist es nicht mehr hilfreich, scheint mir. Lassen wir deswegen die ‚Reform der Kirche‘ und wenden wir uns zwei anderen Möglichkeiten zu.

Diese Möglichkeiten sind zum einen die Veränderung und zum anderen die Entwicklung. Und beide sind sauber auseinander zu halten, wenn sie hilfreich sein sollen.

Entwicklung: Da ist ein Unterschied

Da ist zum einen die Veränderung. Wenn ich etwas verändern will, weiß ich was dabei heraus kommen soll. Ich plane meine Schritte auf ein bekanntes Ziel hin, treffe Maßnahmen, und kann auch überprüfen, ob mein Handeln mit Blick auf das Ziel erfolgreich war oder dem Vorhaben entsprochen hat oder nicht. Legen wir das mal auf die Kirche an: Veränderung wäre, wenn ich den Umgang der Institution mit Missbrauch verändern will, zum Beispiel. Dann kann ich Strukturen und Maßnahmen festlegen und sehen, ob die so funktionieren wie gedacht und ob sie wirklich helfen. Dann kann ich festlegen, wer bis wann was macht.

Entwicklung hingegen hat kein vorgegebenes Ziel. Wir kennen vielleicht die Richtung, aber nicht das konkrete Ergebnis. Das Ziel bleibt offen. Legen wir das an die Kirche an: Entwicklung wäre ein Weg hin zu einer verkündenden Kirche. Einer Kirche, die ihrer Botschaft selber nicht im Weg steht. Das ist kein konkretes Ziel, für das es Maßnahmen zu beschließen gäbe.

Festlegen und überprüfen

Für Entwicklung braucht man die Bereitschaft, sich auf das Unbekannte einzulassen. Für Entwicklung braucht es deswegen den Willen zum Risiko und eine Offenheit. Und jetzt wird es kompliziert: Der synodale Weg, um den es in der Kirche in Deutschland geht, will – wie ich es sehe – beides. Veränderung und Entwicklung. Deswegen ist es so wichtig, die beiden Dinge auseinander zu halten.

Vergessen wir nicht: Auslöser war die MHG Studie. Die kann man debattieren und konkrete Maßnahmen wollen. Oder man kann sich über innerkirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit unterhalten. Darüber hinaus gibt es aber auch sehr viele Wünsche, die in die Kategorie Entwicklung fallen. In der Vor-Debatte, wie wir sie im Augenblick erleben, wird beides recht munter gemischt. Ein Anliegen des Gesamtprozesses wird es sein, die verschiedenen Bewegungen zu unterscheiden.

Eine Warnung

Ein Blick auf das Gegenteil mag uns hier helfen. Also auf Interessen, die bewusst die beiden Ebenen vermischen, um den gesamten Prozess zu unterlaufen. Für ein Beispiel greife ich auf Rom zurück, auf den Vatikan. Hier wird dem Papst fast ständig von den üblichen Überwacher-Blogs oder einzelnen Kirchenvertretern unterstellt, er wolle die Lehre ändern. Der Papst will in Schreiben oder in Bischofssynoden Entwicklung, also Offenheit. Unterstellt wird ihm – ohne Beweise – dass er oder interessierte Kreise sehr wohl Ziele habe, und nun Maßnahmen ergreife. Das torpediert die Offenheit und die Bereitschaft zu Entwicklung.

Wir werden beides brauchen. Veränderungen, konkret und überprüfbar. Aber auch Entwicklung, Bewegung in Richtung auf eine offene Zukunft, aber bewusst gestaltet und nicht fatalistisch hingenommen. Beides – Veränderung oder Entwicklung – muss und wird vorkommen. Aber beides will auch getrennt sein.

Das wird Teil des Prozesses sein. Und wenn das gelingt, dann kann man das meinetwegen auch gerne Reform nennen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Entwicklung, katholisch, Kirche, Reform, synodaler Weg, Wandel6 Kommentare zu Wege und Ziele: Synodal unterwegs

Laudato Si’ und die Machtfrage: Ein Papsttext revisited

Veröffentlicht am 14. November 201914. November 2019
„Die heutige Globalisierung annulliert die kulturellen, religiösen, persönlichen Identitäten: Alles wird gleich. Eine wirkliche Globalisierung müsste uns zusammenführen, Schöpfung und Verantwortung gehören in der Religion zusammen

„Die heutige Globalisierung annulliert die kulturellen, religiösen, persönlichen Identitäten: Alles wird gleich. Eine wirkliche Globalisierung müsste uns zusammenführen, wobei aber jeder Einzelne seine Eigenheiten bewahren können müsste.“ Und wieder nimmt Papst Franziskus sich die Welt vor, wie wir sie uns geordnet haben. Und kritisiert.

Am vergangenen Wochenende habe ich in München an einer Tagung teilgenommen, die sich unter anderem Laudato Si’ noch einmal vorgenommen hat, fast fünf Jahre nach ihrem erscheinen. Und es war spannend, mit den frischen Papstworten im Hinterkopf dieses Projekt Franziskus noch einmal durchzugehen.

Wirkliche Globalisierung müsste uns zusammenführen

Denn wirklich vollständig anschlussfähig ist das, was der Papst sagt, nicht, zumindest nicht für religiös Unmusikalische. Denn die Welt reicht als Horizont nicht aus. Schon gar nicht die konkrete Welt, die in der wir leben und so wie wir sie uns geordnet haben. Christen können in dieser Welt nicht ganz zu Hause sein. Jedenfalls nicht in einer Welt, die vom globalen Kapitalismus organisiert und geordnet wird. Es kann nicht um eine Nach-Justierung gehen, so dass es weiter gehen kann wie bisher. „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert“, heißt es in Il Gattopardo, einem berühmten italienischen Roman. Dieser „geistliche Gattopardismus“ – ein Franziskus-Wort – will die Änderung letztlich nicht, sondern ein Bleiben. Hier ein wenig Energiewende und E-Mobilität, dort Bäume-Pflanz-Programme, aber grundsätzliche Fragen sind nicht vorgesehen.

Hier liegt das Problem für Christen. Der Theologe Rainer Bucher beschreibt es unter der Frage „Wie im Kapitalismus wohnen, ohne ihm zu verfallen?“ Da ist zum einen die Ausbeutung der Natur über die Maßen hinaus, der Earth Overshot Day war in diesem Jahr am 29. Juli. Dann ist da die soziale Ungerechtigkeit, die Umverteilung, der Zugang zu den die Welt verändernden Entscheidungen. Und dann ist da die kulturelle Hegemonie, die individuelle Vorteilssuche, die bis in die letzten Regionen der Welt vordringt und Kulturen durchdringt und verändert.

Das ist nicht unsere Welt

Das ist aber nicht unsere – christliche – Welt. Unsere Welt wie wir selber auch verdanken uns Gott. Der Papst gibt uns auf, diese „Logik der Schöpfung“ zu verstehen. Das ist eben nicht die Logik des Besitzens. Besitzen, das bedeutet letztlich auf Nutzen abklopfen. Und was nichts nutzt, kommt weg. Kultur des Wegwerfens lautet eine der immer wieder kehrenden Vorwürfe, die Papst Franziskus seit 2013 unseren Gesellschaften vorwirft, Menschen die keinen verwertbaren Nutzen haben, werden weg-geworfen, wörtlich.

Sprechen wir von der Ausbeutung der Natur:  Der Schutz der Schöpfung ist für Christen nicht optional. So formuliert es Papst Franziskus in Laudato Si’ (LS, 5, 64, 159). Verschmutzung, Klima, Wasser, Biodiversität, immer wieder bezieht sich der Papst ausdrücklich auf Experten, die er zu Rate gezogen hat. Breit aufgestellt ist die Beschreibung der Probleme, die ich hier nicht zu wiederholen brauche. Aber der Kern ist eben seine nicht in allen katholischen Kreisen beliebte Feststellung, dass der Schutz der Schöpfung nicht optional sei. Und dazu braucht es eben sämtliche Wissenschaften.

Alles ist mit allem verbunden

Sprechen wir über Soziale Ungerechtigkeit:  Die Aufzählung der Umweltdesaster in Laudato Si’ geht lückenlos über in die Beschreibung der sozialen Katastrophen. Lieblingssatz des Papstes in seinem Text ist „alles ist ist mit allem verbunden“. Ökologie kann es deswegen nicht ohne Fragen der Gerechtigkeit, der Armut, der Verteilung, der Solidarität und der Geschwisterlichkeit geben. Nachhaltige Ökologie muss zu einem Paradigma der Gerechtigkeit werden (LS 53). An der Flucht-Frage und der Versteppung ist das offensichtlich, aber auch die Themen der Amazonas-Synode im Vatikan haben das noch einmal offen gelegt.

Der Papst sprach und spricht immer wieder von der „Versklavung durch ideologische Kolonisierung“. Dahinter steckt eine Überzeugung, nämlich die dass es für die Welt eben keine „europäische Leitkultur“ geben darf. Dass andere Kontinente Dinge anders wahrnehmen, vom Rande her eben. Die westliche verwertungsorientierte Ordnung der Welt ist eben auch eine Kolonisierung. Wirkliche Globalisierung müsste uns zusammenführen, hatte ich gesagt. Nicht den einen den anderen unterwerfen.

Keine europäische Leitkultur

„Der neue Kolonialismus nimmt verschiedene Gestalten an. Manchmal ist es die anonyme Macht des Götzen Geld: Körperschaften, Kreditvermittler, einige so genannte ,Freihandelsabkommen´ und die Auferlegung von ,Sparmaßnahmen´, die immer den Gürtel der Arbeiter und der Armen enger schnallen.“ Gesagt in La Paz, im Laudato Si’ Jahr 2015. Franziskus erwähnte außerdem die „monopolistische Konzentration der sozialen Kommunikationsmittel“, eine spannende Debatte um die Frage, wem das angebliche globale Dorf eigentlich gehört.

Das Schlüsselwort bei Papst Franziskus für jede Form der Veränderung lautet „Bekehrung“. Schon in Evangelii Gaudium, seiner Programmschrift noch aus seinem Wahljahr 2013, was das so. Was aber rein religiös klingt, hat noch eine weitere Sinnspitze. Denn es ist gleichzeitig auch eine Absage an Allmachtsphantasien. An die eine Lösung, die alles ändert. An das Machtwort, die große Geste, letztlich die Politik. Aber auch eine Absage an das stille „weiter so, wird schon gutgehen“.

Wem gehört das globale Dorf?

Die soziale, also zwischenmenschliche Übersetzung von „Bekehrung“ lautet „Dialog“. Der Dialog ist ihm so wichtig, dass das Wort in jeder Zwischenüberschrift des fünften Kapitels („Leitlinien für Orientierung und Handlung“) erscheint. Damit ist aber nicht das überstrapazierte Wort gemeint, das wir im politischen und leider auch kirchlichen Zusammenhang benutzen. Dialog bedeutet offene Augen und die Bereitschaft, sich verändern zu lassen.

Wie Bekehrung im Individuellen ist Dialog im sozialen Raum ein sich-verändern. Die Grundlinie des Dialoges ist ja, nicht über ihn verfügen zu können. „Einen Dialog zu führen bedeutet nicht zu verhandeln. Verhandeln heißt zu versuchen, das eigene ‚Stück’ aus der gemeinsamen Torte zu bekommen. Das meine ich nicht. Vielmehr bedeutet es, das Gemeinwohl aller zu suchen“ (Ansprache in Florenz aus dem Laudato Si’ Jahr 2015). Hier ist Bewegung gefragt.

Eine letzte Anmerkung: es geht auch um Macht. Zuerst ganz praktisch: Die internationalen Abkommen hätten nichts gebracht, Politik sei viel zu sehr mit dem Verschleiern von Problemen beschäftigt, schaue nur auf kurzfristige Wahlergebnisse und so weiter.

Und weil Franziskus Franziskus ist vor allem auf die Menschen im reichen Westen: Es sei Zeit, eine wirtschaftliche Rezession zu akzeptieren, damit sich die armen Länder besser entwickeln könnten. Wir hätten eine „ökologische Schuld“, die den leidenden ärmeren Menschen und Ländern gegenüber abzutragen sei (LS 51, 52). Was wir stattdessen bekämen, sei Verschleierungs-Taktik (LS 26).

Der Papst stellt die Machtfrage

Da stellt Laudato Si’ ganz klar die Machtfrage. Die wird aber auch noch einmal philosophisch gestellt:  Durch die Technik – so der Papst – habe der Mensch Mittel und Macht geschaffen, die er nun nicht mehr kontrollieren könne. Im Gegenteil, die Macht kontrolliere ihn. Die Technik sei nicht neutral, sie treibe denen, die Macht und Geld hätten, sie zu nutzen, immer mehr Macht zu. Und das so entstehende technokratische Paradigma – also dass durch technische Fragen alles zu lösen sei – mache alles nur noch schlimmer.

Damit ist die Grundfrage des biblischen Schöpfungsberichtes nach Hüten oder Dominieren angesprochen. Es geht dem Papst um Sorge für die Schöpfung, um das Hüten, es geht ihm um Widerstand gegen die Ausbeutung. Und das ist ein Gedanke, der sich bereits in seiner ersten Predigt findet, bei seiner Amtsübernahme am 19. März 2013. Welche Welt wollen wir hinterlassen? Das ist die Eingangsfrage für die Enzyklika.

Zeit, sich diese Frage zu stellen, ist es allemal, höchste Zeit sogar. Der Papst ist kein Alarmist und auch kein Moralist, aber er macht mit seiner Enzyklika sehr deutlich, dass es aus christlicher Sicht keine Alternative gibt zum Einsatz für eine ganzheitliche Ökologie, keine Alternative zur Sorge um die den Menschen anvertraute Schöpfung.

Es gibt Theologen, die dem Papst bescheinigen, in seinen Dokumenten wie etwa Laudato Si’ auch einer laikalen (und nichtchristlichen) Welt den Mehrwert theologischer Analysen vermitteln zu können und somit Gott als wirklichkeitseröffnendes Moment der heutigen Welt zu bezeugen. Das halte ich für etwas gewagt, aber vielleicht weist es in die richtige Richtung. Wenn Glauben Fragen stellt und nicht gleich die Weltdeutung beansprucht, dann ist Dialog ja vielleicht wieder möglich.

 

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Porträt einer Kirche

Veröffentlicht am 10. November 20196. November 2019
Schwächen und Stärken Selbstbildnis Richard Gerstls, Leopold Museum, Wien

Ein Mann schaut mich an. Von einem Bild. Das er selber gemalt hat. Ein Selbstporträt, das den Betrachter direkt anschaut. Wenn es ein gutes ist – wie das oben im Bild – dann sieht man dem Maler beim Reflektieren zu. Bei einer Selbstbefragung, in Schwächen und Stärken.

Wien, Leopold-Museum. Richard Gerstl, ein mir völlig unbekannter Expressionist, gestorben 1908. Freund Arnold Schönbergs, aber sonst immer auf Abstand zum Kunstbetrieb. In ihm erkennt man viel vom 15 Jahre vorher gestorbenen van Gogh, auch der ganz späte Rembrandt in seinen Farben dringt durch, anderes nimmt er seinen Kollegen vorweg.

Schwächen und Stärken

Dieser Gerstl zeichnete und malte nun immer wieder sich selber, nicht ungewöhnlich in der Selbstbefragungs-Atmosphäre der Jahrhundertwende. Warum kommt der Maler aber hier im Blog vor?

Auf diese Idee bin ich gekommen, weil in meinem Hirn ab und zu ganz verschiedene Erlebnisse und Erfahrungsräume kollidieren. So denke ich im Augenblick viel an den Synodalen Weg, an dem ich selber auch beteiligt sein werde. Gleichzeitig mache aber auch andere Dinge. Gehe zum Beispiel in eine Ausstellung.

Kollidierende Erfahrungsräume

Diese Kollisionen tun mir immer wieder gut. Wenn es gut läuft, gewinne ich neue Perspektiven, die meistens gar nicht so einfach in Worte zu fassen sind. Und so eine Frage hat mir Herr Gerstl mit seinem Bild – und den anderen, die in Wien gezeigt werden – zu stellen geholfen.

Denn letztlich ist der Synodale Weg auch eine Art Porträt. In diesem Sinn eine Art Selbstbefragung und Selbstdarstellung von Kirche. Wer sind wir? Die Kirche, die Gemeinden, die Gemeinschaften? Und wie bei einem gemalte Porträt kommt keine kosmetische Verschönerung dabei heraus. In den Worten von Papst Franziskus: Es braucht Selbsterkenntnis (ich ergänze: Selbstbefragung), weil die Frage nach Gott uns nicht einfach wie mit „zwei Pinselstrichen“ ein wenig verändert. Wir betreiben keine Kosmetik, keine Verschönerung. Wir versuchen uns nicht so darzustellen, wie wir gesehen werden wollen aber vielleicht gar nicht sind. Sowas würde keiner sehen wollen. Als Bild wäre es schlechte Kunst.

 

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Durchs Kreuz gehen

Veröffentlicht am 6. November 20193. November 2019
Frieden und Europa Kreuz Weg: Blick in den Innenraum der Nikolaikirche in Berlin

Man geht in einem Kreuz aufwärts. Eine Art Gang oder Gerüst, umzogen von weißer Kunstoffplane und beleuchtet, bildet eine Kreuzform, im Innenraum einer Kirche in Berlin. Ein Kunstwerk zu Frieden und Europa. Aber eben auch ein Kreuz.

Die Künstlerin Mia Florentine Weiss nutzt die Nikolaikirche für ein spannendes Projekt, es geht um den Frieden in Europa 100 Jahre nach den Versailler Verträgen, es geht um Begegnung in dem durch das Kreuz entstehenden Raum, um Bewegung.

Frieden und Europa

Die Kreuz-Symbolik ist fest in unserer europäischen Kultur verankert, über das religiöse hinaus. Das Kreuz ist auch mal für einen Streit gut, zuletzt prominent in Bayern, aber auch sonst wenn es um Schulen oder Gerichte geht. Immer geht es dabei um die Frage, für was es steht. Für Christus und sein Leiden? Das Abendland? Kultur? Tradition?

Nicht zuletzt damit spielt die Künstlerin, die ein großes begehbares Kreuz in eine Kirche gelegt hat. Oder hat hinfallen lassen? Wer weiß.

Spiel mit der Bedeutung des Kreuzes

Aber mindestens ich kann nicht anders, als bei dieser Kunst auch die Befragung des Religiösen zu sehen. Oder besser: vor allem eine Befragung des Religiösen. Ein Kreuz ist ja nicht nur ein Kreuz, schon gar nicht wenn das alte, spätgotische Kreuz samt Corpus im Kirchenschiff darüber steht.

Wenn man durch das Kreuz in der Kirche hindurch geht, stellt sich zuerst die Frage, was das sein soll. Man weiß um die Form, wenn man drinnen ist sieht man sie aber zuerst nicht. Man begegnet auch anderen Menschen im Kreuz, so das Museum nicht vollständig leer ist. Was soll das sein, oder bildlich mit der Installation gesprochen: Welchen Stellenwert, welchen Ort nimmt das Kreuz ein?

Welchen Ort hat das Kreuz?

Wir Christen verehren das Kreuz als Ort der Erkenntnis der eigenen Sünden und deren Vergebung. Es ist eine Verbindung. Es ist Ort der Begegnung mit Christus. Es ist auch Ort des Leidens in der Welt, auch wenn wir es nicht gleichsetzen können mit den Leiden des Menschen. Das Kreuz verweist gleichzeitig auf Gott und auf den Menschen.

Die Künstlerin Mia Florentine Weiss lädt dazu ein, das noch einmal aus einer künstlerischen Perspektive zu bedenken. Es mag ihr um ganz andere Themen gegangen sein, um Frieden und Europa, aber wie gesagt Christen verbinden mit dem Kreuz auch etwas anderes.

Verweisen auf Gott und Menschen

Haben wir die Deutungshoheit über das Kreuz verloren? Anfang der 2000er benutzte Madonna ein Kreuz bei ihrer Tournee-Show, Umhängekreuze sind Mode-Acessoires, ich will hier keine Litanei anstimmen aber es sind halt nicht mehr wir Christen, die entscheiden, wofür es zu stehen habe. Wir haben das Kreuz irgendwie verloren. Das Kunstwerk erinnert auch an diese Verlusterfahrung. Das schöne daran: das ist wiederum sehr christlich.

Denn ohne Verlust ist das Christentum nicht zu denken. Hier passt das Kreuz hin: Ich muss abgeben, wenn ich auf das Kreuz schaue und das Kreuz ernst nehme. Und dann kann ich das Kreuz auch neu entdecken. Etwa in dem Kunstwerk in Berlin.

 

Das Ganze ist noch bis Ende November zu sehen.

Und hier noch das Ganze im Film:

https://paterberndhagenkord.blog/wp-content/uploads/2019/10/Kreuz-Weg.mp4
Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter #loveurope, Berlin, Europa, Frieden, Kreuz, Kunst, Weltkrieg6 Kommentare zu Durchs Kreuz gehen

Auch du, Italien: Der Papst und die Synoden

Veröffentlicht am 2. November 20192. November 2019
Synodalität ist das Rückgrat Die Türen der Kirchen öffnen, um Jesus heraus zu lassen, sagt der Papst. Sankt Ansgar, Hamburg

Nach der Synode ist vor der nächsten: Wenn Papst Franziskus in seinem Pontifikat etwas geschafft hat dann ist das die Prominenz von Synoden in der Kirche. Das ist neu. Synodalität ist das Rückgrat dessen, wie Franziskus sich Kirche vorstellt. Auch wenn es hier und da hakt und wackelt und noch längst nicht alles ist, wie es sein soll: Das ist schon einmal ein guter Schritt.

Und nachdem nun die Bischofssynode in Rom zu Ende ist, richten sich die Blicke auf das nächste Kapitel: den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland.

Synodalität ist das Rückgrat

Auch was war ja wackelig und ruckelig, mit Gegenpositionen einiger Bischöfe, mit einem Papstbrief an die Gläubigen, mit einen Brief eines Kurienkardinals der zu intervenieren schien.

Aber bei all dem Blicken auf die Hierarchie, auf die Entscheider, und bei all den Bischöfen, die in Rom versammelt waren, so ist es doch eine andere Perspektive, die entscheidend ist.

Da hilft es vielleicht auf eine weitere Synode zu schauen, die sich anzubahnen scheint. Neben Deutschland, neben wahrscheinlich auch der Schweiz, neben Australien das auch im kommenden Jahr so einen Prozess beginnen wird ist es das Papst-Land selber. Italien. Hier ist Franziskus selber Bischof, und hier scheint es auch Ideen zu einer Synode zu geben.

Das Gerücht einer Italien-Synode

Die Bischöfe Italiens – eine der größten Bischofskonferenzen der Welt – treffen sich regelmäßig im Vatikan, und im Mai diesen Jahres hat der Papst ihnen mit Bezug auf die Idee einer Synode der italienischen Kirche was mit auf den Weg gegeben:

„Was die Synodalität betrifft, auch im Zusammenhang einer eventuellen Synode über die italienische Kirche – ich habe darüber neulich ein ‚Gerücht‘ gehört, das bis nach Santa Marta vorgedrungen ist! –, so gibt es zwei Richtungen: die Synodalität von unten nach oben, also die Sorge um die Existenz und das gute Funktionieren der Diözesen: die Räte, die Pfarreien, die Beteiligung der Laien… (vgl. CIC, 469-494). Bei den Diözesen beginnen: Man kann keine große Synode abhalten, ohne an die Basis zu gehen. Das ist die Bewegung von unten nach oben – und die Wertschätzung der Rolle der Laien.

Und dann die Synodalität von oben nach unten, gemäß meiner Ansprache an die Kirche in Italien auf dem 5. Nationalen Kongress in Florenz am 10. November 2015, die immer noch gültig ist und uns auf diesem Weg begleiten muss. Wenn man daran denkt, eine Synode über die Kirche in Italien abzuhalten, dann muss man von unten nach oben beginnen, und von oben nach unten mit dem Dokument von Florenz. Und das wird Zeit brauchen, aber man wird auf sicherem Boden wandeln, nicht auf Ideen.“

Auf den zweiten Blick verwirrend

Das ist wie fast immer bei Papst Franziskus auf den ersten Blick einfach und auf einen zweiten verwirrend, aber es hilft vielleicht auch beim Verstehen dessen, was die Kirche in Deutschland vorhat. Machen wir uns nichts vor: die meisten Gläubigen im Land haben Null Erwartungen. Wir sind im Minusbereich, wenn es um Spannung geht. Man traut der Kirche vieles einfach nicht mehr zu. Also darf dieser Weg nicht im Sande verlaufen, sonst ergeht es uns wie ein Kollege richtig bemerkte wie der Kirche in den Niederlanden in den 70er Jahren: Absinken in die Bedeutungslosigkeit.

Also, von unten beginnen. Und von oben nach unten nach bestimmten Kriterien. An dieser Stelle hatte ich über die vom Papst selbst zitierte Ansprache ja schon einmal gesprochen, Stichwort „christlicher Humanismus“. Über Konflikte hinaus gibt es also noch eine ganze Menge zu entdecken im Spannungsfeld Deutschland – Rom. Möge es den Debatten helfen!

Nachwort: da ich von den Verantwortlichen für den Synodalen Weg gebeten wurde, einer von zwei geistlichen Begleitern zu sein, werde ich an dieser Stelle öfters auf dieses Thema zurück kommen.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bischöfe, Bischofssynode, Deutschland, Italien, Papst Franziskus, Reform, synodaler Weg, Synodalität9 Kommentare zu Auch du, Italien: Der Papst und die Synoden

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