„Wer Menschheit sagt, will betrügen“. Ein Satz von Carl Schmitt, der in den letzten Jahren fröhliche Urständ erlebt hat. Universalimus steht unter Verdacht, da würde eine Verschwörung der Mächtigen in der Welt das Bergende, Eigene, Bekannte wegnehmen wollen.
Margret Thatcher ist berühmt geworden mit dem Satz „Society, no such thing“: Gesellschaft, das gibt es nicht. Das einende Gesamt, das über Interessen hinaus gehende das mehr ist als die Summe der Teile, hat sie verneint. Was Schmitt Thatcher voraus hat ist die Verdachts-Hermeneutik, „will betrügen“ sagt er. Das macht aus dem Irrtum eine böse Absicht.
Ich erlebe das gerade all-überall, und nicht nur beim Lesen von News über Europa, auch in anderen Organisationen, in denen es um Solidarität geht, vor allem um Solidarität zwischen groß und klein, arm und reich, und so weiter. Zu sehen, dass Werte schnell aus dem Fenster gehen mit Verweis auf das Eigene, das Nicht-Universale, ist traurig.
Katholisch
Schon allein das Wort „katholisch“ widerspricht dem. „Christlich“ auch. Wenn wir von einer universalen Kirche sprechen, dann ist das noch mal etwas anderes als eine weltweite Kirche, universal bedeutet eben nicht nur global, es bedeutet einen inneren Zusammenhalt, der auch über Eigeninteressen hinweg geht.
Gehen wir noch einen Schritt weiter: Die Bibel spricht von dem Menschen, der geschaffen wurde. Die Vertreibung, die Zersplitterung beim Turmbau, die Arche und die Flut negieren das nicht oder heben das nicht auf.
Wir sagen also weiter „Menschheit“. Das hebt die Unterschiede nicht auf, das macht uns nicht alle irgendwie kulturell gleich, aber das gibt allen eine Würde und das nimmt das Argument weg, wir seien nur für eine Kultur oder gar eine Nation zuständig.
Wer „Menschheit“ sagt, will nicht betrügen. Wer so spricht, schaut nur weiter als bis zum nächten Horizont.