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PaterBerndHagenkord.blog

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Schlagwort: Deutschlandreise

Das Mehrheitsprinzip reicht nicht

Veröffentlicht am 29. Dezember 2017

Mit nicht wenig Freude sehe ich, dass gerade wieder die Frage nach Kirche und Politik, genauer: Parteipolitik, debattiert wird. Zumindest in Deutschland. Bild und Welt, FAZ und Domradio, Kardinäle und Bischöfe, Theologen und Journalisten: was darf, soll, kann Kirche sagen und wie sich einbringen oder gar einmischen?

Nein, ich werde dazu an dieser Stelle nicht schreiben, das habe ich schon einige Male getan, zuletzt erst vor einer Woche. Ich mag nur einfach zitieren, und zwar aus der Bundestagsrede von Papst Benedikt XVI., September 2011.

„Im ersten Buch der Könige wird erzählt, dass Gott dem jungen König Salomon bei seiner Thronbesteigung eine Bitte freistellte. Was wird sich der junge Herrscher in diesem Augenblick erbitten? Erfolg – Reichtum – langes Leben – Vernichtung der Feinde? Nicht um diese Dinge bittet er. Er bittet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ (1 Kön 3,9). Die Bibel will uns mit dieser Erzählung sagen, worauf es für einen Politiker letztlich ankommen muß. Sein letzter Maßstab und der Grund für seine Arbeit als Politiker darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein.

Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen. Natürlich wird ein Politiker den Erfolg suchen, ohne den er überhaupt nicht die Möglichkeit politischer Gestaltung hätte. Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit.(…)

Wie erkennen wir, was Recht ist? Wie können wir zwischen Gut und Böse, zwischen wahrem Recht und Scheinrecht unterscheiden? Die salomonische Bitte bleibt die entscheidende Frage, vor der der Politiker und die Politik auch heute stehen.

In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein. Aber dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig: Jeder Verantwortliche muss sich bei der Rechtsbildung die Kriterien seiner Orientierung suchen.“

Und zurück zum Thema: Was darf, muss, soll Kirche? Weiter sagte der Papst damals.

„Im 3. Jahrhundert hat der große Theologe Origenes den Widerstand der Christen gegen bestimmte geltende Rechtsordnungen so begründet: „Wenn jemand sich bei den Skythen befände, die gottlose Gesetze haben, und gezwungen wäre, bei ihnen zu leben …, dann würde er wohl sehr vernünftig handeln, wenn er im Namen des Gesetzes der Wahrheit, das bei den Skythen ja Gesetzwidrigkeit ist, zusammen mit Gleichgesinnten auch entgegen der bei jenen bestehenden Ordnung Vereinigungen bilden würde …“.

Nun leisten wir gottlob keinen Widerstand gegen die Rechtsordnung, aber das Prinzip bleibt bestehen. Es ist vernünftig, eine Vereinigung zu bilden, spricht sich einzubringen, mitzumachen, mitzureden. Und wenn das zum lauten Aufschrei wird, um so besser, dann merkt man, dass es den richtigen Punkt trifft.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Papstreise, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Bundestagsrede, Deutschlandreise, Kirche, Politik14 Kommentare zu Das Mehrheitsprinzip reicht nicht

„Mut zur Weite der Vernunft“

Veröffentlicht am 12. September 20168. August 2016

Es ging um Dialog. Wenn man heute irgendwo im kirchlichen oder journalistischen Kontext die „Regensburger Rede“ von Papst (mittlerweile emeritus) Benedikt XVI. erwähnt, ist das Urteil klar: das war Konflikt, Beschwerde, Beleidigung des Islam und danach musste der Papst zu seiner schwierigsten Reise antreten, zu der in die Türkei. Genau zehn Jahre ist das nun her.

Dabei ging es in Wirklichkeit um Dialog. Das ist ironisch und vielleicht sogar tragisch. Man könnte jetzt nachzeichnen, mit wie viel Verspätung den meisten erst aufgegangen ist, wie skandalös das eine Zitat angeblich gewesen ist. Viel von der Aufregung war nachträglich inszeniert, vor allem in den Medien, man hatte einen Griff, mit dem man den Papst mal so richtig schön packen konnte.

Papst Benedikt in Regensburg
Regensburger Rede

Das geht schon damit los, dass der Papst den alten Gedanken der „universitas“ lobt, Fachleute aller Studien- und Lehrrichtungen treffen aufeinander, etwas was der Papst damals schon in der Vergangenheitsform beschrieb. In einer modernen Hochspezial-Universität mit wirtschaftlicher Förderung gibt es so was ja nicht mehr.

Es geht ihm um Dialog, und zwar ganz in seinem Denken verankert. Während Papst Franziskus ebenfalls ein Papst des Dialoges ist, lebt er ihn ganz anders, als „Dialog der Freundschaft“, während des Benedikt XVI. um das nicht minder wichtige Denken geht. Und deswegen hat er wohl diese Gedanken auch an einer Universität geäußert.

 

„Gott hat kein Gefallen am Blut”

 

In diesen universitären Dialog hinein gehört – so fährt die Vorlesung, wie es der Papst selber nennt, fort – auch das Fragen nach der Vernunft und dem Glauben: Das Thema von Papst Benedikt.

Und dann fällt das Zitat, das er selber als „für uns unannehmbar“ bezeichnet, was ihn aber nicht vor Kritik geschützt hat. Ob zu Recht oder nicht, das soll hier erst mal nicht das Thema sein.

Ich zitiere aus der Vorlesung: „Der Kaiser [Manuel II. Palaeologos von Byzanz] begründet, nachdem er so zugeschlagen hat, dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat kein Gefallen am Blut”, sagt er, „und nicht vernunftgemäß, nicht „σὺν λόγω” zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider“.“ Wer mag da widersprchen? „Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung”, um noch ein Zitat des Kaisers, das der Papst anführt, zu nennen.

Und dann beginnt der Papst seine Ausführungen zur Frage, ob vernunftmäßiges Handeln und das Wesen Gottes zusammen zu denken sind oder nicht. Er argumentiert theologisch, er argumentiert vor allem auch biblisch, er zeichnet kurz Entwicklungslinien im Christentum nach. Letztlich sagt er, dass das Aufeinandertreffen von griechischer und christlicher Welt kein Zufall war, dass sich Vernunftdenken und biblische Tradition ergänzen und gegenseitig befruchten, dass auch in der Bibel „Aufklärung“ zu finden ist.

 

Plädoyer für den Dialog von Glauben und Vernunft

 

Sehr kritisch geht der Papst mit der Reformation um, die durch „sola scriptura“ die Schrift wieder vom sie auslegenden Denken trennen wollte, so der Papst, das gehört in eine lange Debatte, in die sich Joseph Ratzinger immer wieder eingeschaltet hat.

Damit hat er die beiden Grundpositionen markiert: Gehören Logos-Denken, vernunftgemäßes Denken, und Bibel und Glaube zusammen? Oder nicht? Wie steht es mit der Wissenschaftlichkeit, um den Ort der Vorlesung – die Universität – wieder mit ins Spiel zu bringen? Weiterlesen “„Mut zur Weite der Vernunft“”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Papstreise, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Deutschlandreise, Glaube und Vernunft, Manuel II. Paleologos, Regensburger Rede18 Kommentare zu „Mut zur Weite der Vernunft“

Auf dem Weg zur Entweltlichung

Veröffentlicht am 26. Februar 201326. Februar 2013
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Deutschlandreise 2011: Olympiastadion Berlin, 22. Sept 2011

Vieles kann man nennen, was vom Pontifikat Benedikt XVI. weiter wirken wird. Was bei mir persönlich immer noch wirkt ist das Wort von der ‚Entweltlichung’, gesprochen in Freiburg beim letzten Papstbesuch im September 2011. Es hat damals einiges an Aufsehen erregt, an Diskussion, auch an ziemlich klarer Ablehnung. Danach gab es dann auch theologisches und journalistisches Nachdenken darüber, und wie sich zeigt, hat es sich gelohnt. Es hat die Debatte bereichert.

Im Dezember 2011 habe ich zu dem Begriff an dieser Stelle ein kleine Serie eingestellt die ich hier noch einmal verlinken will. Für mich ist es wie gesagt eine der prägenden Aussagen dieses Pontifikates und noch längst nicht ausgeschöpft.

 

1 Auf dem Weg zur Entweltlichung

2 Gaudium et Spes in der Freiburger Rede

3 Wir verlieren uns an die Welt: Rudolf Bultmann

4 Weltverneinung und Weltbejahung

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Deutschland, Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburg, KircheSchreiben Sie einen Kommentar zu Auf dem Weg zur Entweltlichung

Wahre Freiheit

Veröffentlicht am 13. Februar 201312. Februar 2013
Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag

Die Entscheidung des Papstes fällt nicht vom Himmel, er ist nicht gezwungen worden oder gescheitert, es war immer schon Teil seines Denkens, dass es Bedingungen für sein Handeln gibt, und die liegen in der Natur des Menschen. Und nur das Richten nach den Bedingungen macht frei, macht menschlich:

 

„Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur achtet, sie hört und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.“

Papst Benedikt XVI. vor dem Deutschen Bundestag.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Ansprache, Benedikt XVI., Berlin, Bundestag, Deutschlandreise, Freiheit, Grenzen, Natur, Rede, Rücktritt10 Kommentare zu Wahre Freiheit

Kirchensteuer, entweltlichte

Veröffentlicht am 27. September 2012
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Deutschlandreise: Berlin, 22. Sept 2011

Es ist vielleicht bezeichnend, dass die Neuregelung des Kirchenaustritts in Deutschland ausgerechnet zum Jahrestag des Papstbesuches kommt, geht es doch letztlich um die Frage, was das Spezifikum des Glaubens ist und ob es dazu des Geldes, der Steuer bedarf. Diese Diskussion hatten wir im vergangenen Jahr ausgiebig im Anschluss an die Rede des Papstes in Freiburg, Stichwort “Entweltlichung”.

Bezeichnend finde ich dieses Zusammentreffen der Daten deswegen, weil es in Deutschland kaum möglich ist, beides getrennt zu verhandeln. Die beiden Themen – Kirchenmitgliedschaft und Steuer – sind ineinander verwoben.

 

Also doch Entweltlichung der Kirchensteuer?

“Können Sie mir eventuell erläutern, wie der Begriff der “Entweltlichung” mit dem Erlass der dt. Bischöfe zum Kirchenaustritt zusammenhängt?” So eine kurze eMail an unsere Redaktion vor einigen Tagen. Meine erste Reaktion: Die hängen nicht zusammen. Es ist eben genau dieses Missverständnis, dass der Papst in Freiburg mit seinem Begriff der “Entweltlichung” die Kirchensteuer gemeint habe, gegen das ich vor einem Jahr und danach in diesem Blog angeschrieben habe. Es geht Benedikt XVI. um etwas Grundsätzliches, das alle angeht, um mehr als nur die Frage de Steuer.

Wer austritt, tritt aus. Das ist keine Frage der Steuer. Weiterlesen “Kirchensteuer, entweltlichte”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, PapstreiseSchlagwörter Austreten, Austritt, Benedikt XVI., Bischofskonferenz, Deutschland, Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburg, Kirche, Kirchensteuer, Zugehörigkeit35 Kommentare zu Kirchensteuer, entweltlichte

Ein Jahr danach

Veröffentlicht am 21. September 2012
Papst Benedikt XVI. bei der Ansprache im Garten von Schloss Bellvue
Papst Benedikt XVI. bei der Ansprache vor dem Bundespräsidenten und Gästen

Ein Jahr ist der Papstbesuch in Deutschland nun her. Ich habe ich in den vergangenen Wochen immer wieder gefragt, was davon geblieben ist. Aber dies ist ja ein Blog: Also frage ich Sie.

Was ist vom Papstbesuch geblieben? Überhaupt? Generell? Kirchlich? Gesellschaftlich?

Wie sehen Sie das heute, ein Jahr danach?

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, PapstreiseSchlagwörter Benedikt XVI., Berlin, Deutschlandreise, Eichsfeld, Entweltlichung, Erfurt, Freiburg, Ökumene, Papstreise, Reise10 Kommentare zu Ein Jahr danach

Buchtipp: Die Freiburger Rede

Veröffentlicht am 24. Mai 201223. September 2012

Ein Dauerthema in diesem Blog: Die „Entweltlichung“. Zurecht ein Dauerthema, weil die Diskussion anhält. Was der Journalist Jürgen Erbacher beweist, in dem er ein Buch zusammen gestellt hat, in dem er die ganz veschiedenen Perspektiven aufzeigt. Auf dem Katholikentag konnte man wieder einige Lesarten hören, meistens verkürzend, wie etwa die von Wolfgang Thierse, der Angst hatte vor einer Wiederkehr der DDR-Kirche. Das alles wird dem Gedanken aber nicht gerecht. Gleich, wie man selbst zu dem Gedanken steht, lohnt sich das Nachdenken.

 

„Wenn man sich näher mit der Freiburger Rede beschäftigt, merkt man, dass sie einen großen Interpretationsspielraum bietet. Der Papst hat zwar einige Impulse gegeben, aber viele Menschen lesen diese Rede auf ganz unterschiedliche Weise. Das haben wir beim Erstellen dieses Buches gemerkt: Man sieht da die verschiedensten Herangehensweisen, vom (Partei-) Politiker zum Neutestamentler oder Caritas-Präsidenten.“

 

Wenn Sie auf die Debatte der letzten Monate sehen – wo stehen wir gerade? Haben wir schon die Weite, um die ganze Bandbreite der Diskussion zu ermöglichen, oder sind wir immer noch bei der Frage Kirchensteuer ja oder nein?

 

„Das hat sich sehr schnell gezeigt: dass es nicht um die Frage geht, Kirchensteuer ja oder nein. Sondern dass es bei dieser Rede um viel mehr geht – um die Frage: Wie muß Kirche sein heute, welchen Ort hat sie in der Welt, wo muß sie als Kirche auch einmal gegen den Strom schwimmen, und wo muß sie nochmal Zeichen setzen und sich nicht gemein machen mit der Welt? Ich glaube, das ist ganz klar geworden. Weiterlesen “Buchtipp: Die Freiburger Rede”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Interview, PapstreiseSchlagwörter Benedikt XVI., Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburger Rede, Gesellschaft, Glaube, Jürgen Erbacher, Kirche, Welt1 Kommentar zu Buchtipp: Die Freiburger Rede

Nächstenliebe ist Verkündigung

Veröffentlicht am 19. März 201223. September 2012
Bischof Gerhard Ludwig Müller in der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl
Bischof Gerhard Ludwig Müller in Rom

Die Entweltlichung lässt uns nicht los. Die ersten Bücher zur Freiburger Rede des Papstes erscheinen und die Bezüge in Artikeln oder Ansprachen werden nicht weniger. Der Papst hat der Kirche damit wirklich ein Thema für die Zukunft hinterlassen.

So auch am vergangenen Mittwoch: Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller stellte in der deutschen Botschaft beim Vatikan einen Band aus den gesammelten Werken Joseph Ratzingers vor. In seiner Würdigung ging der Bischof auch auf den Entweltlichungs-Gedanken ein, vor allem auf die Interpretation, dass ‚Entweltlichung’ die Trennung vom Engagement der Kirche in vielen Feldern bedeuten würde. Das sicht Bischof Müller anders:

 

„Besondere Aufmerksamkeit wurde der sogenannten „Freiburger Rede“ entgegengebracht mit der Zuspitzung auf den Begriff der „Entweltlichung“. Viele Interpretationen sind seitdem mit dem Versuch einer Meinungsbildung gescheitert.

Warum? Weil sie die Intention des Heiligen Vaters nicht kannten – obwohl sie bereits in seiner Schrift „Die Einheit der Nation. Eine Vision der Kirchenväter“ grundgelegt und entwickelt ist.

Weder die Abkapselung von der Welt noch das Verurteilen einer gelungenen Kooperation zwischen Kirche und Staat / Welt sind gemeint, wie wir sie Gott sei Dank in Deutschland verzeichnen können. Nicht das ist gemeint, sondern – in den Worten des damaligen Regensburger Professors Joseph Ratzinger – „inmitten der Ordnungen dieser Welt, die Welt-Ordnungen bleiben und bleiben müssen, die neue Kraft des Glaubens an die Einheit der Menschen im Leibe Christi gegenwärtig zu setzen als ein Element der Verwandlung, deren Vollgestalt Gott selber schaffen wird, wenn diese Geschichte einmal ihr Ziel erreicht hat.“

Das ist die Aufgabe des Gottesvolkes in der Welt: Als von Christus gerufener Leib den Glauben Christi in die Welt hinein zu bezeugen als die Heil schaffende Zusage Gottes an die Menschen, die uns zutiefst verwandelt.

Die erste Enzyklika des Papstes „Deus Caritas est“ zum Beispiel greift die karitative Tätigkeit der Kirche als ein Element der Verkündigung auf, das zum Wesen der Kirche selbst gehört (Nr. 29). Auf Neudeutsch gesagt: Wir können Diakonia nicht ‚outsourcen’, weil es nichts mit uns zu tun hat, sondern Leiturgia, Martyria und Diakonia [Anm: die Feier und das Gedenken, das Bezeugen und der Dienst der Nächstenliebe] sind die Grundvollzüge der Kirche.“

https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2012/03/gerhard-ludwig-mueller-entweltlichung
Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige KircheSchlagwörter Benedikt XVI., Caritas, Deutschlandreise, Entweltlichung, Gerhard Ludwig Müller, Gesammelte Werke, Rom, Verkündigung3 Kommentare zu Nächstenliebe ist Verkündigung

Weltverneinung und Weltbejahung

Veröffentlicht am 13. Januar 2012

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 4. Vor einiger Zeit hatte ich hier an dieser Stelle ein wenig in den Werken des Theologen Rudolf Bultmann geblättert, von dem – unter anderen – der Begriff der Entweltlichung geprägt wurde. Es gab und gibt eine Reihe von Übereinstimmungen in den Gedanken des Papstes und in denen des evangelischen Theologen.

Aber die Übereinstimmungen sind nicht alles. Bultmann kann auch als Negativfolie hilfreich sein, denn es gibt auch klare und manifeste Unterschiede in den Theologien Ratzingers und Bultmanns. Und damit möchte ich einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Verständnis des Redens von der ‚Entweltlichung’ machen. Weiterlesen “Weltverneinung und Weltbejahung”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und VernunftSchlagwörter Benedikt XVI., Bultmann, da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburg, Freiburger Rede, Glaube, Gott, Joseph Ratzinger, Menschwerdung, Theologie, Wahrheit, Welt39 Kommentare zu Weltverneinung und Weltbejahung

Wir verlieren uns an die Welt: Lesen wir Rudolf Bultmann

Veröffentlicht am 17. Dezember 201119. März 2019

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 3. Bis jetzt habe ich ein wenig das Umfeld der Freiburger Rede betrachtet, vor allem das Konzil und das Dokument „Gaudium et Spes“, aus dem einer der Hauptgedanken der Papstrede stammt. Was aber eindeutig neu ist, ist der Begriff der „Entweltlichung“, der ja in der Folgezeit auch das Stichwort in der Öffentlichkeit geworden ist. Ich halte es für hilfreich, sich diesen Begriff einmal genauer anzuschauen, um den Papst besser verstehen zu können.

Schauen wir als erstes auf das Wort selber. Es ist ja zunächst klar verständlich, was an der Konstruktion des Wortes liegt. „Ent-“ ist ein Präfix, das eine Trennung ausdrückt. Nicht den Zustand des getrennt seins, sondern den (gewünschten) Vorgang des Trennens. Man entfernt, schafft also eine Ferne, eine Distanz. (Lassen wir in diesem Zusammenhang die zweite Bedeutung, ent-springen, ent-flammen, also etwas beginnen, weg, denn das ist offensichtlich nicht gemeint). Es wird also eine Ferne und Distanz zur Welt geschaffen. Soweit ist das sehr klar und eindeutig.

Allerdings ist der Begriff der „Entweltlichung“ keine Wortschöpfung Benedikt XVI., noch ist es ein im Alltag gebrauchtes Wort. In der Theologie ist es ein Begriff, den der evangelische Theologe Rudolf Bultmann geprägt und in die theologische Debatte eingeführt hat. Der Begriff taucht ansonsten auch bei Martin Heidegger auf. Ich denke aber, dass wir bei Bultmann gut aufgehoben sind, teilen Benedikt XVI. und er doch ihre Verankerung im Johannesevangelium und im Spannungspaar Welt – Gott. Dazu aber ein andern mal mehr.

Nun ist Bultmanns Lehre von der Kirche nicht gleich der katholischen, es gibt bedeutende und trennende Unterschiede. Benedikt XVI. hat in seiner Freiburger Rede auch seine eigene Lesart von „Entweltlichung“ deutlich gemacht, trotzdem meine ich aber, dass es sich lohnt, einmal bei Bultmann nachzuschauen. Beginnen wir aber nicht bei der Entweltlichung, beginnen wir bei der Welt selber.

Die ‚Welt’ Rudolf Bultmanns

Die ,Welt‘ versteht Rudolf Bultmann als Art und Weise, wie wir Menschen uns sehen und verstehen und wie wir leben. Das bedeutet, dass der Mensch sich selber begreift und verankert, in dem er auf die Mechanismen der Welt schaut. Wir unterwerfen uns die Welt, also verstehen wir uns als Unterwerfer und Herren. Wir verfügen über Dinge, also sehen und verstehen wir uns als Macher. Wir messen und nutzen, also sehen wir nur Messbares und Nutzbares. Daraus folgt, dass nur noch der materielle Nutzen als Norm unseres Handelns gilt: Was nützt, ist gut.

Das hat zudem noch die Folge, dass wir unsere Welt und dann auch uns Menschen organisieren. Solche Organisation verdrängt das Vertrauen zwischen Menschen, letztlich auch die Verantwortung. Das, was wir sind, geht nämlich nicht in solche Organisationen auf, das geht ja auch gar nicht. Wir sind mehr. Wenn wir uns aber als Teil einer solchen Institution wie Staat oder Volk etc. verstehen, wenn wir uns als Teil davon sehen, dann verdrängen wir etwas von uns, was uns individuell macht.

Hier merkt man deutlich, dass Bultmann als Teil der bekennenden Kirche gegen jede Form des Totalitarismus Stellung bezieht: Der Mensch definiert sich nicht von der Masse aus, von der Gemeinschaft, sondern ist selbst ein Individuum. Für uns heute scheint das selbstverständlicher als für Bultmann damals.

Was aber viel weniger zeitbedingt ist, ist Bultmanns Kritik am Relativismus. Wir Menschen hätten uns seit Beginn der Moderne als Teil eines historischen Prozesses zu sehen gelernt, wir sehen also unsere Geschichte. Wenn wir Geschichte sehen, dann aber immer auch die Möglichkeiten, wie es hätte anders sein können. Wir schauen die vielen Gründe und Motive, durchschauen die Komplexität historischer Vorgänge und erklären einzelne Dinge nicht mehr nur durch ‚Glauben’ oder ‚Macht’, alles wirkt zusammen. Bultmann beschreibt die Reaktion der Menschen hierauf als Relativismus: Wir hätten gelernt, die Möglichkeit zu leugnen, wirklich etwas von der Welt erkennen zu können. Alles sei kontingent, alles sei möglich oder auch nicht. Das betrifft dann auch sie Ethik: Verbindliche Moral kann es nicht geben, alles ist relativ in der Geschichte. Und das folgt dann ja auch logisch aus dem ersten Gedanken: Wenn der Nutzen zählt, dann kann es nichts geben, was größer ist. Alles muss sich letztlich dem Nutzen unterwerfen oder aus dem Nutzen legitimieren.

Ganz modern und zugegeben Bultmann nicht gerecht werdend könnte ich überspitzen: Anything goes.

Ganz wichtig ist für Bultmann, dass das alles sehr abstrakte Gedanken sind. Es ist keine Sozialkritik, die er in seiner Theologie entwickelt, er schaut nicht auf konkrete Anlässe oder Phänomene, sondern es sind Schlüsse, die er aus seinem Verständnis des Menschen heraus zieht. Es geht um Deutungen aus der Anthropologie heraus, aus der Art und Weise, den Menschen zu sehen und zu verstehen.

Das Problem: Wenn wir uns als Mensch früher als Geschöpf verstanden haben, das in die Schöpfungsordnung Gottes hineingehört, so wollen wir nun selbst sein, Geltung haben. Diese Geltung verschaffen wir uns in der ‚Welt’ durch Leistungen und durch all das, was wir tun. Wir sind wer wir sind durch Selbstbehauptung, durch unser Verhältnis zur Welt. Wir tun, schaffen, machen, und deswegen sind wir. Wir wollen unser Leben selbst in die Hand nehmen und sehen uns als diejenigen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Wenn wir das aber wollen, dann sind wir auf die Möglichkeiten beschränkt die das Sichtbare und uns Verfügbare uns gibt. Kurz: Die Welt. Diese Welt beschränkt uns, weil sie alles ist, was wir sehen, um ich selbst sein zu können. Die Welt wird Norm, die Welt wird Raum unseres Lebens. Und weil wir glauben, Herren der Welt zu sein, glauben wir auch, Herren unserer selbst zu sein. Und weil die Welt – das uns Verfügbare – uns genügt, genügen wir uns selbst. Wir verlieren uns an die Welt, sagt Bultmann.

Das ist Sünde. Wenn wir uns an die Welt verlieren, entfernen wir uns auch vom uns Unverfügbaren, von Gott.

Konsequenz der ‚Welt’: Relativismus

Wer Papst Benedikt XVI. zuhört, dem wird einiges bekannt vorkommen, und das nicht nur aus der Freiburger Rede. Nun ist die Theologie des Papstes nicht die Theologie Rudolf Bultmanns, es gibt bedeutende Unterschiede. Aber greifen wir einfach zum letzten Text, den der Vatikan veröffentlicht hat, zur Botschaft des Papstes zum Weltfriedenstag. Da heißt es (eine Ansprache vom Juni 2005 zitierend): „Ein besonders tückisches Hindernis für die Erziehungsarbeit stellt heute in unserer Gesellschaft und Kultur das massive Auftreten jenes Relativismus dar, der nichts als definitiv anerkennt und als letzten Maßstab nur das eigene Ich mit seinen Gelüsten gelten lässt und unter dem Anschein der Freiheit für jeden zu einem Gefängnis wird, weil er den einen vom anderen trennt und jeden dazu erniedrigt, sich ins eigene „Ich“ zu verschließen.“ Und weiter: „Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen aufruft und dazu, die Verantwortung für das vollbrachte Gute und das getane Böse zu übernehmen.“ Man kann bei Benedikt XVI. und Kardinal Joseph Ratzinger viele ähnliche Formulierungen finden, etwa in der Eröffnungsansprache zum Konklave April 2005 oder auch in seinem letzten Interviewbuch ‚Licht der Welt’.

Was ich damit sagen will: Mir scheint, dass die Kritik, die Bultmann aus seinem Verständnis der Welt entwickelt, sich ähnlich bei Benedikt XVI. findet. Beide sagen, dass das uns Verfügbare, die ‚Welt’, uns nicht bestimmen darf, weil dann alles relativ würde und wir Liebe und Gewissen verlieren würden. Entweltlichung – und mit diesem Gedanken möchte ich diesen Teil beenden – wäre demnach ein Schritt auf Gott zu, weg von unserem Selbstverständnis als Teil der Welt. Wenn wir aufhören, uns selbst und das von uns geschaffene wichtig zu nehmen und wenn wir aufhören, die Normen unseres Denkens und Handelns in der Welt selbst zu suchen, dann werden wir (wieder) offen für Gott. Ich denke, diese Position lässt sich bei beiden Theologen finden. Aber das will ich mir noch einmal genauer ansehen.

 

 

Anmerkung: Geholfen hat mir bei diesen Gedanken neben eigener Lektüre ganz besonders eine Promotionsschrift: Bernhard Dieckmann, ‚Welt’ und ‚Entweltlichung’ in der Theologie Rudolf Bultmanns, 1977 erschienen.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und VernunftSchlagwörter Benedikt XVI., da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Existenzialismus, Freiburg, Gaudium et Spes, Joseph Ratzinger, Kirche und Welt, Rede, Relativismus, Rudolf Bultmann, Welt4 Kommentare zu Wir verlieren uns an die Welt: Lesen wir Rudolf Bultmann

Gaudium et Spes in der Freiburger Rede

Veröffentlicht am 11. Dezember 20119. Dezember 2011

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 2. Direkt nach der Papstreise habe ich einen Blick auf die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes geworfen. Einige Beobachter hatten in den Reden des Papstes Zitate aus dem Konzil entdeckt, ein ganz großes Stück findet sich in der Rede Benedikt XVI. in Freiburg. Und wenn wir uns der Rede in Freiburg ausführlicher widmen, dann darf ich noch einmal dieses Stück aus dem Konzil zitieren.

Es geht um das Verhältnis von Staat und Kirche, vor allem aber auch um die vom Papst angesprochenen Privilegien.

 

Gaudium et Spes, Nr. 76

Sehr wichtig ist besonders in einer pluralistischen Gesellschaft, dass man das Verhältnis zwischen der politischen Gemeinschaft und der Kirche richtig sieht, so dass zwischen dem, was die Christen als Einzelne oder im Verbund im eigenen Namen als Staatsbürger, die von ihrem christlichen Gewissen geleitet werden, und dem, was sie im Namen der Kirche zusammen mit ihren Hirten tun, klar unterschieden wird. Die Kirche, die in keiner Weise hinsichtlich ihrer Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen Gemeinschaft verwechselt werden darf noch auch an irgendein politisches System gebunden ist, ist zugleich Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person.

Die politische Gemeinschaft und die Kirche sind auf je ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom. Beide aber dienen, wenn auch in verschiedener Begründung, der persönlichen und gesellschaftlichen Berufung der gleichen Menschen. Diesen Dienst können beide zum Wohl aller um so wirksamer leisten, je mehr und besser sie rechtes Zusammenwirken miteinander pflegen; dabei sind jeweils die Umstände von Ort und Zeit zu berücksichtigen. Der Mensch ist ja nicht auf die zeitliche Ordnung beschränkt, sondern inmitten der menschlichen Geschichte vollzieht er ungeschmälert seine ewige Berufung.

Die Kirche aber, in der Liebe des Erlösers begründet, trägt dazu bei, dass sich innerhalb der Grenzen einer Nation und im Verhältnis zwischen den Völkern Gerechtigkeit und Liebe entfalten. Indem sie nämlich die Wahrheit des Evangeliums verkündet und alle Bereiche menschlichen Handelns durch ihre Lehre und das Zeugnis der Christen erhellt, achtet und fördert sie auch die politische Freiheit der Bürger und ihre Verantwortlichkeit. Wenn die Apostel und ihre Nachfolger mit ihren Mitarbeitern gesandt sind, den Menschen Christus als Erlöser der Welt zu verkünden, so stützen sie sich in ihrem Apostolat auf die Macht Gottes, der oft genug die Kraft des Evangeliums offenbar macht in der Schwäche der Zeugen. Wer sich dem Dienst am Wort Gottes weiht, muss sich der dem Evangelium eigenen Wege und Hilfsmittel bedienen, die weitgehend verschieden sind von den Hilfsmitteln der irdischen Gesellschaft. Das Irdische und das, was am konkreten Menschen diese Welt übersteigt, sind miteinander eng verbunden, und die Kirche selbst bedient sich des Zeitlichen, soweit es ihre eigene Sendung erfordert. Doch setzt sie ihre Hoffnung nicht auf Privilegien, die ihr von der staatlichen Autorität angeboten werden. Sie wird sogar auf die Ausübung von legitim erworbenen Rechten verzichten, wenn feststeht, dass durch deren Inanspruchnahme die Lauterkeit ihres Zeugnisses in Frage gestellt ist, oder wenn veränderte Lebensverhältnisse eine andere Regelung fordern.

Immer und überall aber nimmt sie das Recht in Anspruch, in wahrer Freiheit den Glauben zu verkünden, ihre Soziallehre kundzumachen, ihren Auftrag unter den Menschen unbehindert zu erfüllen und auch politische Angelegenheiten einer sittlichen Beurteilung zu unterstellen, wenn die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen es verlangen. Sie wendet dabei alle, aber auch nur jene Mittel an, welche dem Evangelium und dem Wohl aller je nach den verschiedenen Zeiten und Verhältnissen entsprechen. In der Treue zum Evangelium, gebunden an ihre Sendung in der Welt und entsprechend ihrem Auftrag, alles Wahre, Gute und Schöne in der menschlichen Gemeinschaft zu fördern und zu überhöhen, festigt die Kirche zur Ehre Gottes den Frieden unter den Menschen.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Benedikt XVI., da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Franziskus, Freiburg, Gaudium et Spes, Joseph Ratzinger, Kirche und Welt, Peter Seewald, Rede, Welt11 Kommentare zu Gaudium et Spes in der Freiburger Rede

Auf dem Weg zur Entweltlichung

Veröffentlicht am 10. Dezember 20119. Dezember 2011
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Deutschlandreise 2011: hier im Olympiastadion Berlin, 22. Sept 2011

Die Freiburger Rede des Papstes bleibt spannend. Erst war die Aufregung groß, dann gab es viele Artikel, dann wurde es ruhiger um diese Schlussansprache der Deutschlandreise des Papstes. Aber nicht ganz ruhig. Ein ZDF Journalist hat einen Sammelband dazu herausgegeben, in der Zeit-Beilage Christ und Welt war sie mehrfach Thema – einmal sogar mit der Ansage, wer die Interpretationshoheit darüber erlange, qualifiziere sich für den Vorsitz der Bischofskonferenz – und der BR hat eine ganze Stunde der Sendung Theologik dem Thema gewidmet. Ausrisse nur, die aber zeigen, dass die „Entweltlichung“ die Kirche nicht loslässt.

Es wird Zeit, dass sich dieser Blog noch einmal dem Text zuwendet. Schritt für Schritt, nicht um eine definitive Interpretation anzubieten, sondern um Nutzen aus dem Text zu ziehen. Manch eine Wahrheit hat uns der Papst dort gesagt, viel ist aber auch am Schlagwort der „Entweltlichung“ hängen geblieben.

Den Anfang sollen zwei Zitate des Papstes machen, beziehungsweise des Kardinals Joseph Ratzinger: Aus dem zweiten Interviewband das Papstes mit Peter Seewald, „Gott und die Welt“. Das Kapitel 16 handelt vom Charisma, vom Geist der Kirche. Das Kapitel 18 heißt „von der Zukunft“.

 

Dem Abschnitt über den heiligen Franziskus fügt er den Gedanken an:

„Die Kirche selber lebt ja eigentlich in diesem Dilemma, dass wir alle mehr sein müssten, dass wir alle radikaler aus den Kompromissen unseres Lebens aussteigen sollten. Aber dann, wenn wir schon mal diese Kompromisse weiterleben müssen in der Welt, so wie sie eben beschaffen ist, dann sollten wir wenigstens den Stachel dieser Beunruhigung in uns getragen und unser eigenes Leben und das der Welt auf die ganze Größe des Evangeliums hin öffnen.“

 

Volks- oder Minderheitenkirche?

„Die Volkskirche kann etwas sehr Schönes sein sie ist aber nicht etwas Notwendiges“ (379)

„Wir werden Einbußen hinnehmen müssen, wir werden aber immer eine offene Kirche bleiben. Kirche darf keine geschlossene Gruppe sein, die sich selber genügt. Wir werden vor allem in dem Sinne missionarisch sein müssen, dass wir der Gesellschaft jene Werte vor Augen halten, die ihr Gewissen bilden sollten, Werte, die die Grundlage ihrer staatlichen Existenz und einer wirklich menschlichen Sozialgemeinschaft sind“ (380).

 

Weltkirche der Zukunft

„Aus diesem Grunde ist meiner Meinung nach die Verwesentlichung – ein Wort von Guardini – das Grundlegende. Dabei geht es weniger darum, phantasievolle Vorkonstruktionen von etwas zu machen, das dann doch ganz anders sein wird, und das wir nicht in der Retorte vorausbauen können, sondern auf das Wesentliche hinzuleben, das sich dann neu einkarniert und neu darstellen kann.“ (383)

 

Seewald, Peter u Ratzinger, Joseph: Gott und die Welt. München 2000

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Benedikt XVI., da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Franziskus, Freiburg, Joseph Ratzinger, Kirche und Welt, Peter Seewald, Rede, Welt1 Kommentar zu Auf dem Weg zur Entweltlichung

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