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Monat: Januar 2020

Unterwegs-Sein, geistlich

Veröffentlicht am 31. Januar 2020
geistliche Reflexion der Arbeit der Synodalversammlung Auftakt-Messe der Vollversammlung in Frankfurt

„Für den Synodalen Weg gibt es eine Geistliche Begleiterin und einen Geistlichen Begleiter. Sie geben spirituelle Impulse und sorgen für eine geistliche Reflexion der Arbeit der Synodalversammlung.“ So nüchtern sagt es die Satzung für den synodalen Weg. Einer dieser beiden bin ich.

Und so sitze ich seit Donnerstag erst im Bartholomäusdom in Frankfurt und seit Freitag in der Aula des ehemaligen Dominikanerklosters, gemeinsam mit Maria Boxberg. Wir sollen diesen synodalen Weg geistlich begleiten.

Geistliche Reflexion der Arbeit der Synodalversammlung

Papst Franziskus spricht von einem gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes. Es geht um das Hinhören, um das Erkennen neuer Horizonte, um die Einwirkung des Heiligen Geistes. Dem auf die Spur zu kommen ist Teil des synodalen Weges.

Das ist die Aufgabe aller Mitglieder. Wir beiden sind hier dabei, um Hilfestellungen zu leisten, wie ein Sportlehrer am Barren. Wir beiden wollen Räume schaffen – zeitliche, innerliche – damit diese Dimension unseres Glaubens hier vorkommen kann. Unsere Hilfestellung will eine Weitung der Debatten.

Eine Weitung der Debatten

Wie genau das passieren wird, werden wir noch heraus finden. Wir überhaupt der gesamte synodale Weg muss sich auch geistliche Begleitung beim Tun erfinden. Es gibt Vorbilder, etwa bei kanonischen Synoden in Bistümern oder bei den Versammlungen der Bischofssynode in Rom, aber was wir hier machen muss sich noch finden.

Es gibt kein festes Muster, nach dem wir agieren. Das wir sozusagen auf die Versammlung drauf legen. Oder anders formuliert, wir reagieren auf das, was in den Debatten und unter den Mitgliedern passiert.

Schwerpunkte unseres Tuns

Aber es gibt natürlich Schwerpunkte. Das Hinhören und das Lernen etwa. Im Anderen, in den Anderen, und auch in mir auf die Stimme Gottes zu hören. Dazu braucht es neben Zeiten des Redens auch Zeiten der Stille, neben der Debatte auch das Gebet.

Wir beide sind nicht hier, weil wir dazu zuständig wären. Wir sind nicht die Delegierten fürs Fromme. Für die geistliche Dimension zuständig sind die Beteiligten, das möchte ich noch mal betonen.

Hören, Unterscheiden, Antworten

Es ist unser Anliegen, dass die Tage der Vollversammlung geistliche Elemente bekommen. Uns geht es dabei ums Hören, Unterscheiden, Antworten. Es geht um Kommunikationsfähigkeit – mit sich selbst, dem Anderen, mit Gott – um Konfliktfähigkeit, um Gemeinschaft in Verschiedenheit, um Anliegen und Überzeugungen. Um gemeinsames Beten. Um reifen Umgang miteinander. Um innere Freiheit. Um Mut und Zutrauen.

Und wie genau das passiert, das zeigt sich jetzt in diesen Tagen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Frankfurt, Gebet, geistlich, Kirche, Spiritualität, synodaler Weg2 Kommentare zu Unterwegs-Sein, geistlich

Offen vor dem ganzen Volk

Veröffentlicht am 30. Januar 202030. Januar 2020
Erste Vollversammlung des synodalen Weges Kaiserdom, Frankfurt: hier beginnt die Vollversammlung mit einer Messe

OK, zugegeben, es ist schon ein wenig mächtig, für einen eher technischen Hinweis ein Psalmen-Zitat in den Titel zu heben. Aber irgendwie ist es aber auch richtig so. An diesem Donnerstag beginnt die erste Vollversammlung des synodalen Weges, ab Freitag tagen wir dann im ehemaligen Dominikanerkloster in Frankfurt.

Und diese Versammlung wird im StreamStream mitzuverfolgen sein.

Erste Vollversammlung des synodalen Weges

Zwar werden sich bestimmt nur echte Hardcore-Enthusiasten stundenlang vor den Rechner setzen, um das mitzuverfolgen. Enthusiasten und Journalisten vielleicht. Aber trotzdem ist das wichtig und richtig und gut so.

Der Einwand gegen diesen live-stream ist sofort eingängig: das macht es Menschen schwer, sich wirklich offen zu äußern, vor allem solchen, die das nicht gewohnt sind. Zu wissen, dass man damit im Internet landet, kann einschüchternd wirken.

Und es macht es Teilnehmenden mit eher prägnanten und bekannten Meinungen schwer, von diesen abzurücken. Weil man das dann ja sehen kann.

Transparenz

Trotzdem braucht es den Stream. Und zwar weil nach so vielen internen Debatten und Insider-Gesprächen Transparenz angesagt ist. Ich habe volles Verständnis für Teilnehmende, die das nicht gut finden und nicht wollen. Aber wenn wir tatsächlich Probleme und Fragen besprechen wollen, welche Christinnen und Christen haben, und wenn wir wirklich eine Sprache sprechen wollen, die Menschen um uns Christus vermittelt, dann muss das transparent geschehen.

Und da kommt dann der Psalm ins Spiel. Da geht es zwar um Gelübde, aber eben um die Gegenwart des ganzen Volkes. Um offen gelebten Glauben. Einige Verse davor sprach der Beter noch in Verzweiflung „alle Menschen sind Lügner“, nun aber schwingt das in Offenheit um.

Ohne das jetzt überinterpretieren zu wollen: es ist wichtig, dass wir genau das tun.

  • Weil dann Leute teilnehmen können.
  • Weil wir dann daran messbar sind, ob das was wir da machen verstehbar ist.
  • Weil Offenheit Teil der Debatte ist, also diese auch prägen soll.
Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Kirche, Live-Stream, Stream, synodaler Weg, Synode, Versammlung4 Kommentare zu Offen vor dem ganzen Volk

Eine Kirche der Mitverantwortung aller

Veröffentlicht am 28. Januar 202027. Januar 2020
Nur Mitmachen schafft Verbindung Suchbild: irgendwo ist da Kirche

Nur Mitmachen schafft Verbindung: Während meiner Jahr als Jugendseelsorger in Hamburg hatte ich ein Haus. Draußen, im Kehrender Land, in die einzige Gegend Deutschlands wohin man nicht aus Versehen kommen kann. Ein Jugendhaus, sehr schlicht. 20 Betten etwa, und nur für Wochenenden und Schulungswochen des Jugendverbandes da.

Weil das Haus eher sehr schlicht war, waren viele Kinder und Jugendliche nicht wirklich begeistert. Aber dann gab es zwei Mal im Jahr in den Ferien so genannte Bauwochen, junge Menschen schraubten, strichen, räumten, putzten. Und auf einmal war es „ihr“ Haus.

Nur Mitmachen schafft Verbindung

Das Phänomen kennen Sie wahrscheinlich auch: Wenn man sich beteiligen kann, wenn man beteiligt wird, dann wächst die Identifikation. Oder anders herum formuliert: Identifikation setzt Partizipation voraus.

Während ich dies schreibe, sitze ich schon in Frankfurt, in Vorbereitung auf den synodalen Weg. Die erste Vollversammlung steht ja kurz bevor. Und auch wenn von diesem ersten Treffen noch keine Entscheidungen oder Abstimmungen zu erwarten sind – das Ding muss ja erst einmal auf die Schienen – so muss sich aber bereits hier Partizipation zeigen.

„Eine synodale Kirche ist eine Kirche der Partizipation und der Mitverantwortung“, so hat es aus dem Vatikan die Glaubenskongregation definiert. Was genau das sein soll, Synodalität, entwickelt sich ja gerade erst, um so wichtiger dass man sich auch um Definitionen bemüht. Die Glaubenskongregation schreibt weiter: „Partizipation beruht darauf, dass alle Gläubigen befähigt und berufen sind, die jeweils vom Heiligen Geist empfangenen Gaben in den Dienst des anderen zu stellen.“

Mitverantwortung

Die Autoritätsfrage bleibt davon noch nicht berührt, das ist einer der Punkte, über die sich die Kirche unterhalten muss und wird. Aber eben durch Einbeziehung aller derer, die dabei sind.

Und sofort ergibt sich daraus eine weitere Aufgabe: Das Ganze darf nicht bei den 230 Menschen, die in der Aula versammelt sind, stehen bleiben. Es gibt Vollversammlung und es gibt Foren. Aber wenn das Ganze „unter uns“ bleibt, ist nichts gewonnen. Auch und schon gar nicht in Sachen Partizipation.

Der synodale Weg muss in den kommenden Monaten auch in die Gemeinschaften, Pfarreien, Bistümer, Akademien, etc. In Blogs, Zeitungen, Debatten. Auch hier gilt: nur Mitmachen schafft Verbindung.

Raus aus dem Saal!

Ein Schritt weiter: nur über Mitmachen kommt auch die Verschiedenheit der Kirche vor. Das ist ja überhaupt einer der Zentralgedanken dahinter: Synodalität will kein Instrument sein, keine Methode, sondern beschreibt die Art und Weise, Kirche zu sein. Eben in Verschiedenheit, nicht in von Autorität hergestellter Einheitlichkeit.

Wenn nun die Verschiedenheiten bei sich bleiben, in ihren Blasen, selbstbetätigt, dann wird da kein Miteinander draus. Erst durch Einbringen und Mitmachen erreichen wir den Respekt und das Miteinander, das eine Kirche zusteht, die sich selber katholisch nennt. Dann kommt Partizipation zustande. Dann kommt Anerkennung der jeweils anderen zustande. Dann kommen Respekt und konstruktiver Diskurs zustande.

In Frankfurt beginnt etwas, was größer ist als „nur“ die Behandlung von Einzelfragen. Und das wird auch nicht bei den Vollversammlungen stehen bleiben dürfen. Das muss raus aus dem Saal, rein in die Gemeinden. Dann wird das auch in Zukunft eine Kirche sein, mit der man sich identifizieren kann.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Identität, katholisch, Kirche, Papst Franziskus, Partizipation, synodaler Weg, Synodalität7 Kommentare zu Eine Kirche der Mitverantwortung aller

Es muss nochmal gesagt werden

Veröffentlicht am 24. Januar 202024. Januar 2020
Ohne Beschränkungen und Ängste Ernst Grünwald: Wegweiser. Museum der Phantasie, Bernried, Starnberger See

„Ich rufe alle auf, großherzig und mutig die Anregungen dieses Dokuments aufzugreifen, ohne Beschränkungen und Ängste“: Das war der Appell des Papstes zu Beginn seines Schreibens Evangelii Gaudium vom Herbst 2013. Ohne Beschränkungen und Ängste: da kann ich gar nicht anders als an das anstehende Projekt des synodalen Weges denken. Das drängt sich sozusagen auf.

Für einen Vortrag habe ich das Schreiben des Papstes in den Weihnachtstagen noch einmal gelesen. Das ist immer noch sehr aktuell und bemerkenswert frisch, frischer vielleicht sogar als Ansprachen und Reden des Papstes jüngeren Datums. Da hat der damals neue Papst was vorgelegt, was immer noch gilt. Und das wir verstehen und nachvollziehen können.

Ohne Beschränkungen und Ängste

Es soll aber hier noch einmal um den synodalen Weg gehen. Ende kommender Woche – am 30. Januar – beginnt ja die erste Vollversammlung. Dazu könnte ich an dieser Stelle jede Menge Zitate aus Evangelii Gaudium anführen. In dem Papstschreiben steckt so einiges drin. Zum Beispiel bei der Zuordnung von Reform und Ziel der Reform:

„Die Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet.” (EG 27)

Der ganze Streit darum, ob nun die Reformen oder die Verkündigung Sinn des synodalen Weges sein soll, wird damit hinfällig.

Reform der Strukturen

Oder seine immer und immer wieder vorkommenden Appelle, die Versuchungen in uns drin wahrzunehmen. Gerne karikiert der Papst Fehlformen des Christlichen, gerne auch in bunten Metaphern. Das ist aber nie eine Einladung, darin die Fehler der anderen zu erkennen. Man muss schon auf sich selber schauen, damit das wirksam wird.

Oder sein Verweis auf die Kernfrage bei allen anstehenden Reformen: Lösungen wird und kann es nur aus dem Glauben heraus geben. Funktionale Lösungen bringen nicht den gewünschten Erfolgt, sie machen die Struktur vielleicht effizienter und damit die Lösung auch notwendig, das Ganze ist aber nur ein Schritt, nicht die Lösung.

Und genau das ist es ja auch, was der Papst der deutschen Kirche in seinem Brief mitgegeben hat: die Betonung der Struktur, die Engführung von Reformdebatten auf Einzelentscheidungen, das ist irgendwie unser Umgang mit Problemen. Und der reicht eben nicht, die weltkirchliche Perspektive des synodalen Weges ist weniger im Verweis darauf zu suchen, dass einige Fragen nicht lokal zu lösen sind. Sie liegt eher darin, dass wir vielleicht davon lernen können und sollen, was woanders geschieht.

Lernen von den anderen

Ja, es gibt auch Einzelfragen, die bei uns debattiert werden, die aber in Evangelii Gaudium entschieden sind: „Das den Männern vorbehaltene Priestertum als Zeichen Christi, des Bräutigams, der sich in der Eucharistie hingibt, ist eine Frage, die nicht zur Diskussion steht, kann aber Anlass zu besonderen Konflikten geben, wenn die sakramentale Vollmacht zu sehr mit der Macht verwechselt wird” (EG 104). Da ist beides drin, sowohl die Antwort als auch die Notwendigkeit, über die Verwechslung zu sprechen.

Der mir im Augenblick wichtigste Punkt aber kreist um die Frage, wie mit Konflikten umzugehen ist. Denn von denen gibt es viele, berechtigte, mitunter zu scharf formulierte. „Der Konflikt darf nicht ignoriert oder beschönigt werden”, sagt der Papst. „Man muss sich ihm stellen. Aber wenn wir uns in ihn verstricken, verlieren wir die Perspektive, unsere Horizonte werden kleiner, und die Wirklichkeit selbst zerbröckelt. Wenn wir im Auf und Ab der Konflikte verharren, verlieren wir den Sinn für die tiefe Einheit der Wirklichkeit” (EG 226).

Der Konflikt darf nicht beschönigt werden

Der Papstbrief zum synodalen Weg zitiert genau diese Stelle aus Evangelii Gaudium. Dem Papst ist also wichtig, dass die streitlustige deutsche Kirche das auf die Agenda nimmt. Und im Brief fügt er an: „Die synodale Sichtweise hebt weder Gegensätze oder Verwirrungen auf, noch werden durch sie Konflikte den Beschlüssen eines “guten Konsenses” (…) untergeordnet”.

Und letztens darf auch nicht die Grundmelodie fehlen, die alles Denken und Sprechen von Papst Franziskus durchzieht und prägt: Die Aufforderung zur Bekehrung. Wer wirklich verändern will der kann das nur von Gott her tun, aus der Begegnung mit Jesus Christus. Und das heißt immer auch Bekehrung.

Und diese Begegnung hat dann eine Kraft, die wir selber nicht mehr kontrollieren können: „Der Sohn Gottes hat uns in seiner Inkarnation zur Revolution der zärtlichen Liebe eingeladen“ (EG 88). Hier liegt der Motor für all das, was der synodale Weg in der kommenden Woche anfangen möchte.

 

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Realismus auf dem Weg

Veröffentlicht am 20. Januar 202013. Januar 2020
Kaum jemand ist religiös auf der Suche Kirche und Moderne: gebrochenes Spiegelbild der Michaelskirche München

„Kaum jemand ist religiös auf der Suche“. Der Satz eines Religionssoziologen am Ende einer ausführlichen Studie zu den Gründen des Rückgangs religiöser und kirchlicher Bindung. Der Satz sitzt. Denn er nimmt Kirche eine Illusion, nämlich die Illusion sich nur besser auf die Moderne einstellen zu müssen, dann würden die suchenden Menschen schon andocken.

Aber es sucht kaum jemand. So hart der Satz klingt, so wichtig finde ich ihn kurz vor Beginn des gemeinsamen Teils des synodalen Weges. Denn auf dem Weg braucht es einen Sinn für Realität. Dringend.

„Kaum jemand ist religiös auf der Suche“

Wenn wir uns Ende des Monats zur ersten Vollversammlung in Frankfurt treffen, sollte klar sein, was wir durch den synodalen Weg nicht erreichen werden: die Kirchen werden nicht voll, Religion nicht auf einmal wieder relevant und es wird nicht alles wieder gut. Das klingt jetzt vielleicht banal, ich finde es aber wichtig um sich nicht gleich bei den ersten Schritten zu verlaufen. Es wird nicht wieder alles gut, ganz gleich was wir dort beraten.

Der synodale Weg ist nur ein Schritt, nicht schon das Ende. Auch wenn der Papst den Weg „berechtigt und notwendig“ für die „Zeitenwende“ und „Wendezeit“ nennt: das ist nicht alles, was passieren muss.

Die Rezepte, die der Soziologe basierend auf seiner Studie anbietet, sind ebenfalls keine Heilmittel. Mehr Menschen einbeziehen zum Beispiel, um Bindungen zu stärken. Verbinden von religiösen mit nichtreligiösen Anliegen, um Menschen anzusprechen. Trotzdem sieht Detlef Pollack einen Trend, der nicht völlig aufzuhalten ist.

Ein Trend, der nicht aufzuhalten ist

Ich schreibe das nicht, um Mut zu nehmen. Oder um die Wichtigkeit zu dämpfen. Oder um gleich die Erfolgsaussichten herunter zu schrauben. Ich schreibe das, weil Realismus eine eigene Kraft hat. Nur wer die Welt Ernst nimmt und zu verstehen sucht, wird sich dort zurecht finden. Die Kirche, wie wir sie vielleicht noch in Erinnerung haben, die verschwindet. Auch kein noch zu verzweifeltes Klammern und Wiederholen alter Phrasen wird daran etwas ändern.

Wie gesagt, Realismus hat seine ganz eigene Kraft. Er befreit von falschen Verpflichtungen oder Illusionen. Er lehrt uns, unsere Welt zu sehen wie sie ist und nicht, wie wir sie gerne hätten. Er nimmt den Triumph und das „endlich haben wir es geschafft“ illusorischer Vorstellungen. Im Auge des Realismus kann es keine Wunderlösung geben.

Es bleibt uns die Arbeit, die der Kirche aufgegeben ist, ihr Auftrag. Den können wir aber nur dann erfüllen, wenn wir ehrlich sind mit uns und der Welt.

Es bleiben die Arbeit und der Auftrag

Ja, der Satz dass kaum jemand religiös auf der Suche sei ist frustrierend. Gerne wären wir eine Kirche, die wenn Störendes beiseite geräumt ist endlich wieder Zuspruch erführe. Das wird nicht passieren. Oder zumindest nicht sofort und automatisch.

Und trotzdem lohnt sich der Einsatz. Auch wenn vergangene Glorie, Wichtigkeit und Bedeutung nicht wieder kommen, er lohnt sich. Gerade weil die Realität ist wie sie ist.

 

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Autoritätendämmerung

Veröffentlicht am 16. Januar 20208. Januar 2020
eine glaubwürdige Autorität der Kirche Risse und Brüche in der Kirche: l'Aquila nach dem Erdbeben

Er war einer der bekanntesten Bischöfe der USA, Fulton Sheen. Eine eigene Fernsehsendung hatte er, er konnte Menschen für den Glauben begeistern. Sogar den Emmy hatte er für seine Sendung bekommen. Ein moderner Verkünder also, eine glaubwürdige Autorität der Kirche. Der Seligsprechungsprozess lief ebenfalls glatt, bis er urplötzlich auf eine Klippe lief: drei Wochen vor dem Termin wurde die Seligsprechung abgesagt. Der Vatikan hatte noch einmal gebremst. Die Begründung: “In our current climate it is important for the faithful to know that there has never been, nor is there now, any allegation against Sheen involving the abuse of a minor.” Vorsicht, Missbrauch!

Auch in Deutschland erleben wir das gerade, wenn auch nicht gleich bei Seligsprechungen. Bei immer mehr Bischöfen der älteren und emeritierten Generation erscheint das Fragezeichen, was sie denn getan hätten. In den USA ist das besonders deutlich, weil da alles an die Öffentlichkeit kommt, mit Klarnamen und allem drum und dran. Bei uns wäre das gar nicht erlaubt.

Eine glaubwürdige Autorität der Kirche

Wir sind zu recht vorsichtig geworden. Eine glaubwürdige Autorität der Kirche gibt es fast nur noch mit Vorbehalt. Nicht nur aber gerade bei Bischöfen kommt das nun immer wieder auf die Tagesordnung, obwohl nicht nur die weggeschaut haben.

Wir müssen also über Autorität reden. Die kann nicht so bleiben, wie sie ist, sie ist beschädigt. Ihre Legitimierung wird nicht mehr ohne weiteres akzeptiert, nach all den Geschichten über falsch und missbräuchlich ausgeübte Autorität. Papst Franziskus führt die Debatte um die Autorität in der Kirche gerne mit dem Begriff des Klerikalismus. Und er zieht eine eindeutige Verbindung zwischen dieser Form von falscher Autorität und dem Missbrauch bzw. der Vertuschung.

Formen falscher Autorität

Nun muss man vorsichtig sein, die Kritik am „-ismus“ ist wichtig, wenn sie aber als Schutzschild fungiert und damit Selbstkritik ausschließt, hilft sie nicht weiter. Im Gegenteil. Deswegen ist es so wichtig, neue Formen von Autorität in der Kirche einzuführen, Gewaltenteilung etwa.

Es bleibt leider der Verdacht, dass einige Autoritätsinhaber bei allen Debatten nur Zugeständnisse machen und so Herren des Verfahrens bleiben wollen. Das kann nicht sein. Ein wenig ändern, damit dann doch alles bleibt wie es ist, das kann nicht das Ziel sein.

Autorität steht unter Vorbehalt. Das können wir nicht weg blenden und auf alten Legitimität pochen. Zeit, sich vielleicht einige Bibelzitate zum Thema vorzunehmen:

„Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemanden auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.“ (Mt 23).

Und dann fügt Jesus an: Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Wenn das in der Umsetzung mehr sein soll als Prosa, dann müssen wir den Bibeltext noch einmal genau ansehen.

 

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Demokratie und der Wille Gottes

Veröffentlicht am 12. Januar 20208. Januar 2020
Synode ist kein Parlament Ein Parlament unter vielen: da können wir was lernen. Reichstagsgebäude in Berlin, September 2019

Warum eigentlich nicht? Synode ist kein Parlament, diesem Satz von Papst Franziskus habe ich mich immer angeschlossen. Und bin damit neulich auf Widerstand gestoßen, was denn schlecht am Parlamentarismus sei, dass man ihn nicht auch in der Kirche mehr gebrauchen könne.

Es geht natürlich um den synodalen Weg, oder im Fall von Papst Franziskus allgemein um Synoden in der katholischen Kirche. Da scheint etwas abgewehrt werden zu müssen. Jedenfalls höre ich aus dem Papst-Zitat und aus vielen Interviews in den vergangenen Wochen genau das heraus.

Synode ist kein Parlament

Das ZDK – die Laienvertretung der Kirche in Deutschland – hat vor Beginn des synodalen Weges einen Beschluss getroffen, in dem es um die Segnung von homosexuellen Paaren und Partnerschaften geht. Drunter steht „beschlossen durch …“. Ein Beschluss. Eine Stellungnahme weil sich das Gremium in Abstimmung dafür ausgesprochen hat. Und mindestens ein Bischof schließt sich dem an. Da ist also ein wenig Demokratie dabei. Ist das so schlimm?

Kirche hat immer die politischen und gesellschaftlichen Formen integriert, Adel und König haben ihre Stempel aufgedrückt, viel Kirchen- und vor allem Bischofs- und Papstgeschichte ist Machtgeschichte. Soziale und politische Formen haben Autorität in der Kirche geprägt. Warum also nicht auch jetzt? Jetzt, wo eben nicht mehr Oligarchen und Fürsten bestimmen, was der Rest der Welt zu tun hat, warum sollen wir ausgerechnet jetzt aufhören, Machdefinitionen von „außen“ auch bei uns in der Kirche anzuwenden?

Kirche hat sich Macht immer abgeschaut

Mal so gefragt: kann das Hören auf den Willen Gottes nicht auch Ausdruck in demokratischen Prozessen haben? Dass das missbraucht werden kann ist kein Argument, dasselbe ist mit monarchischer Machtfülle auch passiert. Und zwar reichlich.

In der Vergangenheit haben sich selbst Päpste in ihren Rüstungen an der Spitze von Armeen gesetzt, haben Bischöfe ohne Weihe nur nebenbei ihr Bistum geleitet und waren ansonsten als Fürsten unterwegs. Das mögen Einzelfälle sein, aber es hat Kirche eben auch geprägt. Wenn Autoritäts-, Macht- und vor allem Legitimitätsformen früher übernommen wurden, warum ausgerechnet jetzt damit aufhören wollen?

Formen von Autorität und Legitimität

Noch einmal zurück zum Papstzitat vom Anfang: Synode sei kein Parlament. Das ist natürlich richtig in dem Sinne, dass Parlament immer Repräsentation bedeutet. Glauben kann man aber nicht repräsentieren. Auch gibt es so etwas wie Gehorsam. Kein beliebtes Wort, wir können es aber nicht einfach fallen lassen.

Demokratische Elemente aber müssen dem doch nicht entgegen stehen. Wenn man das klug anstellt und transparente Vereinbarungen trifft, warum denn nicht? Nehmen wir ein dogmatisch ungefährliches Beispiel: Geld. Wie viel Schaden ist angerichtet worden durch intransparenten, dummen Umgang mit Geld? Und wie viel von dem könnte man vermeiden, wenn man auf Transparenz und Rechenschaft setzt? Aufbauend auf demokratische Prinzipien? Nicht weil es besser funktioniert, sondern schlicht weil Geld nicht Kirchenoberen gehört sondern allen?

Gottes Kirche heute

Wir wollen und sollen auf Gottes Willen hören. Der kommt aber in den seltensten Fällen direkt, sozusagen als Stimme aus dem „Off“. Der Wille zeigt sich uns vermittelt und will dann unterschieden werden. Warum sollte das nicht durch demokratische Elemente möglich sein?

Kreativität ist hier gefragt. Nicht um uns zeitgeistiger zu machen, sondern um besser zu hören und zu verstehen, was Gottes Kirche heute sein kann und soll.

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Wider die Negativitäts-Vergiftung

Veröffentlicht am 8. Januar 20208. Januar 2020
Aufeinander hören Synodaler Weg: Die Kerze am "Austragungsort", dem Dom in Frankfurt

Gebetsmühlenartig klingt es in diesen ersten Wochen des synodalen Weges: Aufeinander hören sollen wir, nicht nur betonierte Positionen verteidigen. Und selber gehöre ich ja auch zu denen, die meinen, nur das Hören bringt uns überhaupt weiter.

Die geistliche Tradition kennt da das Prinzip des „Rettens der Aussage des Anderen“. Ignatius von Loyola stellt das seinem Exezitienbuch voran (Nr. 22), es sei vorauszusetzen, dass „jeder gute Christ bereitwilliger sein muss, die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen“.

Aufeinander hören

Da steckt eine Menge drin, auch über die offensichtliche Aussage hinaus. Aber bleiben wir bei dieser Intention. „Wer bin ich, zu urteilen“ fragt der Papst immer mal wieder, berühmt bei einer Pressekonferenz im Flieger, aber auch bei Predigten.

Nicht urteilen, sondern aufeinander hören und verstehen wollen. Wobei, mit dem Urteilen kann man viel mehr verdienen, Klickzahlen zum Beispiel oder auch Selbstbestätigung. Ich sage das nicht zynisch, sondern beobachtend. Wer die vielen Webseiten anschaut, die von Negativität leben, dem kommt fast automatisch das Ignatius-Zitat in den Sinn.

Drei Dinge sind es, die ich an diesem Zitat und damit dieser Grundhaltung des „Rettens“ schätze.

Gegen den ersten Eindruck kommt man nur schwer an

Zum einen ist es, dass man ein Gespräch am Laufen hält. Wir sind durch unsere Evolution darauf getrimmt, schnell und instinktiv Entscheidungen über Situationen zu treffen. Und gegen den so entstandenen ersten Eindruck kommen wir nur schwer an. Der sitzt. Und kann verhindern, dass sich Gespräche entwickeln, welche diesen Namen auch verdienen.

Das Mühen um das Verstehen will darüber hinaus. Ignatius benutzt den Komparativ, also „bereitwilliger“ sein. Das schließt ein Urteil nicht aus, sagt aber deutlich, was vorzuziehen sei. Er formuliert eine bevorzugte Option, ein geistliches ‚im Zweifel für den Angeklagten’. Und das alles dient der Fortsetzung des Gesprächs, über die Kollision von Meinungen hinaus.

Zweitens hat das auch schon was von Unterscheidung. Also davon, dass wir uns gegen vorgegebene Meinungen zu wehren lernen. Selbstkritik wird möglich, eine neue Facette unserer bunten und spannenden Welt kommt in den Blick. Die Gefahr ist, dass ich meine eigene Meinung revidieren muss, es ist also ein echter Schritt, den wir tun müssen.

Die Gefahr, beim Hören die eigene Meinung ändern zu müssen

Der dritte Punkt aber ist mir in den letzten Wochen erst so richtig aufgegangen. Die vielen Meinungen und vor allem Urteile über den synodalen Weg der Kirche oder auch über Papst Franziskus oder einzelne Bischöfe verfolgend stelle ich mir zunehmen die Frage, wie die ganzen Verurteiler im Netz mit so viel Negativität in der Seele überleben können. Das Ignatius-Prinzip des eher Retterns als Verurteilens hat auch die Funktion, mich selber vor der Negativitäts-Vergiftung zu bewahren.

Negativ ist einfach. Das kann jeder und das gibt auch sofort den Selbstbestätigungs-Kick. Aber Negativität vergiftet. Weise legt Goethe seinem Mephisto in den Mund, er sei „der Geist, der stets verneint“. Mittlerweile lese ich die meisten Stücke des Chors der Negativen gar nicht mehr, nicht weil mich die Meinung nicht interessieren würde, sondern weil ich diese geballte und dauernde Negativität nicht ertragen will.

Positiv sein macht verwundbar, der zynische Kritiker ist vermeintlich stärker. Aber er macht nur kaputt. Er baut nicht auf. Ist nicht kreativ, ist ohne Geist. Kritik ist gut, Urteile müssen sein, aber vor der Negativität bewahrt uns das Prinzip, eher retten als verurteilen zu sollen.

Es bewahrt vor Negativität

Noch einmal zurück zum Komparativ, man soll „bereitwilliger“ sein. Auch das bewahrt vor zu schnellen Schlüssen. Es ist und bleibt ein Abwägen, ein Unterscheiden, kein absolutes Prinzip. Kein „du musst verstehen!“. Es bleibt menschlich.

Und damit erst wird es wirklich kreativ und nützlich für einen geistlichen Prozess, oder auch nur für ein menschliches Miteinander. Kein Zwang, kein kategorischer Imperativ. Kein Besserwisser, keine Kommunitaktions-Mechanik.

…

Bei Ignatius gehört das Zitat in die vorbereitenden Punkte für denjenigen, der Exerzitien begleitet. Vollständig lautet es:

„Damit sowohl der, der die geistlichen Übungen gibt, wie der, der sie empfängt, mehr Hilfe und Nutzen haben, ist vorauszusetzen, daß jeder gute Christ bereitwilliger sein muß, die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen; und wenn er sie nicht retten kann, erkundige er sich, wie jener sie versteht, und versteht jener sie schlecht, so verbessere er ihn mit Liebe; und wenn das nicht genügt, suche er alle angebrachten Mittel, damit jener, indem er sie gut versteht, sich rette.“

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Emeritiert und doch sehr präsent: Benedikt XVI. in den Medien

Veröffentlicht am 5. Januar 20204. Januar 2020
Drei mal Benedikt Interview durch Tassilo Forchheimer vom BR, der auch das Foto zur Verfügung gestellt hat

„Die zwei Päpste“. Davor „Verteidiger des Glaubens“. Und nun nun „Klein Bayern im Vatikan“, ein Beitrag im BR. Die letzten Monate haben viel vom emeritierten Papst gesehen. Und aus ganz verschiedener Perspektive. Drei Mal Benedikt, sozusagen. Denn die Erzählungen sind sehr verschieden geraten.

Das passt sehr gut zur Debatte um den emeritierten Papst. Auch die ist sehr vielgestaltig, von unkritischen Fans bis zu Leuten, die gar nichts Gutes sehen (oder sehen wollen) gibt es alles an Meinungen und Stellungnahmen. Das geht nun schon seit dem Ende der ersten Euphorie nach seiner Wahl 2005 so, und wird dieses Pontifikat und diesen Menschen immer begleiten.

Drei Mal Benedikt

„Die zwei Päpste“ ist ein Film über Gegensätze und Entwicklung, Schuld und Entwicklung. Und lebt natürlich vor allem auch von Franziskus. Und er ist fiktiv. „Verteidiger des Glaubens“ handelt von den Missbrauchsfällen, von Wegschauen und Kardinal Joseph Ratzingers Tun oder Nichttun. Und der BR erzählt von der Bindung, die Joseph Ratzinger an seine Heimat hatte und hat. Er kann selber kaum noch sprechen, der Film ist respektvoll aber ehrlich, es ist eine Art Hausbesuch beim Menschen Joseph Ratzinger.

Drei Wege zum emeritierten Papst. Keiner fasst ihn vollständig. Wie sollte das auch gehen? Das Gute daran: man muss sich nicht für einen entscheiden und die anderen dann notwendigerweise ablehnen.

Verschiedene Wege zum Papst

Ich muss zugeben, dass ich mit dem allen noch ringe. Ich war ja ein spät dazu gekommener in Sachen Ratzinger/Benedikt. Und meine Lesart ist bestimmt weniger vom kircheninnenpolitischen, obwohl es das immer auch gegeben hat. Persönlich habe ich mich vor allem an seinen geistlichen Texten und Ansprachen abgearbeitet. Und viel lernen können.

Was aber nicht bedeutet, dass etwa die Verantwortungs-Debatte in Sachen Missbrauch außen vor bleiben muss. Das darf sie nicht. Oder auch die Frage, wie es um die Frage von Kontrast oder Nähe zu seinem Nachfolger bestellt ist. Auch haben wir im vergangenen Jahr vom emeritierten Papst selber einiges gehört, obwohl er ja hat schweigen wollen. Einen langen Text mit sehr merkwürdigen Thesen zum Ursprung des Missbrauchs in der Kirche etwa.

Da kommt einiges zusammen

Was wir per Medien jetzt bekommen, sind Schnappschüsse der ganz verschiedenen Perspektiven. Und je weiter sein Pontifikat in die Vergangenheit rückt, von Konzil und dem Theologen Ratzinger mal ganz zu schweigen, umso mehr neue Stimmen und Perspektiven werden dazu kommen.

Ich finde das tut der Sache gut. Das tut dem Verstehen gut. Solange man mich nicht zwingt, die eine oder die andere Ansicht zu übernehmen, helfen verschiedene Perspektiven. Gerade auch bei einer Person, die für so viel Konflikt gesorgt hat wie Joseph Ratzinger.

Dass jetzt drei Filme zusammen kommen, mag Zufall sein. Es zeigt aber auch, dass das Interesse nicht abflaut. Die Geschichte um diesen Papst und emeritierten Papst ist ja auch spannend. Also, mehr davon.

 

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Bebilderter Glaube

Veröffentlicht am 2. Januar 202027. Dezember 2019
unsere Welt ist voller Bilder Andachtsbild 2020, Blick in die Ausstellung in München

Ich habe drei Stück davon, sie liegen zwischen den Seiten meines Breviers: Andachtsbilder. Und ich stehe dazu. Ist ja nicht wirklich modern, sowas. Sie haben den Ruch des Kitschigen, und die ach so fortschrittliche Kirche will davon so recht nichts mehr wissen. Dabei gilt: unsere Welt ist voller Bilder. Vom Selfie über die Werbung hin zu Sprach-Bildern, mehr als jemals. Und nur das Fromme hat sich daraus zurück gezogen. Und ist irgendwie ärmer geworden.

Wer außer preisgekrönten Architekten findet denn wirklich noch nackte Betonwände in Kirchen angemessen? Kaum jemand, denke ich. Das hat etwas von Zwang, von Vorenthalten. Dabei will unsere Emotion auch etwas Abhaben vom Glauben, und das ist auch gut so. Man muss ja nicht unbedingt die künstlerisch fragwürdigen Bilder aus dem 19. Jahrhundert nehmen. Wobei wir beim Thema wären: Kunst.

Unsere Welt ist voller Bilder

In München hat man sich des Themas angenommen: wie könnte so etwas heute aussehen, Andachtsbilder 2020? Ansehen kann man sich das derzeit in einer Ausstellung in der ehemaligen Karmeliterkirche. Wobei Andacht sehr weit verstanden ist. Es geht um Momente des Innehaltens, um ästhetisch vermittelte Begegnung mit Gott, mit sich selbst, mit der Welt um uns herum. Keine Pädagogik, kein Belehren, eher frei gehaltenes und meditatives An-Denken.

Über achtzig Stücke sind es geworden. Einigen sieht man noch an, dass sie aus der katholischen Formsprache entstammen, wenn auch entwachsen sind. Andere sind ganz neu und anders gestaltet. Und beim Jesus-Selfie ist auch eine gehörige Portion Ironie dabei. Die Bilder sind auch nicht dazu da, von mir ins Brevier gesteckt zu werden, es sind überwiegend Holz- und Metallarbeiten.

Selfie-Jesus

Solche Bilder werden zunehmend wichtig werden. Eben weil wir in einer Bild-Welt leben. Außerhalb unserer sich glaubensmäßig fortschrittlich gebenden europäischen Welt trifft man das noch viel mehr, es ist wichtig, das Glaube und Gebet auch ästhetisch vermittelt ist. Der viel geschmähte Volksglauben kennt das an vielen Stellen. Mit Papst Franziskus ist die Wertschätzung dieser Formen sogar in den Vatikan eingezogen, die Theologie des Volkes Gottes ist die argentinische Version der Befreiungstheologie und unterstreicht das, was Menschen für ihren Glauben brauchen. Sie geben nicht vor, sie wertschätzen erst einmal.

Nun müssen wir hier wohl erst einmal neu lernen, mit diesen Bildern umzugehen. Und deswegen finde ich die Ausstellung so interessant. Eben weil es nicht neue Formen des Alten bringt, sondern Neues. Es sind Versuche, da wird was ausprobiert.

Keine neue Formen des Alten

Einen großen Unterschied zu den alten Bildchen möchte ich aber noch einmal betonen: es ist keine Bebilderung von Lehre oder Bibel. Das war es ja, was in der Vergangenheit unter dem angestaubten Titel Andachtsbild verstanden wurde. Eine süßlich blickende Heilige, ein Maria mit Kinde (das ‘e’ ist hier wohl wichtig), ein Kruzifix. Das findet sich hier nicht. Kreuze nur angedeutet, biblische Geschichten habe ich keine entdeckt. Engel gibt es, aber das passt ja auch irgendwie in unsere Moderne hinein.

Damit werden diese Bilder selbstständig. Sie dienen nicht der Vermittlung, sondern bleiben eher freie Assoziation. Wem so ein Bild in freier Wildbahn begegnen würde, der würde kaum auf den Titel ‚Andachtsbild‘ kommen. Das war früher anders, die Bildchen waren eindeutig zuzuordnen. Diese neuen Bilder brauchen also notwendigerweise den Zusammenhang und den Titel, alleine stehen sie nicht. Das ist anders.

Das Experiment ist es wert, finde ich. Und einen Besuch in der Ausstellung auch.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bilder, Gebet, Glaube, Gott, Kirche2 Kommentare zu Bebilderter Glaube

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