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Monat: September 2016

„Call it anything!“

Veröffentlicht am 28. September 201624. September 2016

Ich weiß es noch wie heute: Ich saß mit zwei Freunden in der Bretagne in einem Café, abends. Ich hatte eine Woche Rucksack-Wandern dort hinter mir und die beiden waren mit dem Auto gekommen, gerade angereist, wir wollten weiter um mit einigen Kommilitonen zusammen in einem Haus im Norden, an der Küste, Urlaub zu machen. Es muss in Concarneau gewesen sein, oder in Quimper, das Detail habe ich vergessen, aber das Café sehe ich noch vor mir.

Miles Davis 1986 in Den Haag
Miles Davis 1986 in Den Haag
Das war der Tag vor genau 25 Jahren, der Tag an dem Miles Davis starb. Wir haben in der Jukebox nachgesehen und tatsächlich gab es mehrere Stücke von Davis da drin, also spielte die Box zur großen Verwunderung der anwesenden Franzosen „Kind of Blue“. Als Hommage.

Damals hätte ich mich in den Hintern treten können. Ich hatte noch die Gelegenheit gehabt, Miles Davis live zu sehen, war damals aber nicht ins Konzert gegangen, weil zu Hause was anderes stattfand. Und so ging der Mann, dessen Musik mir so viel sagt wie kaum eine andere, ohne dass ich ihn jemals habe live hören können.

Seine Kollegen habe ich dann alle in Concert gehört, Wayne Shorter, John McLaughlin, Herbie Hancock, Chick Corea, und so weiter. Nur eben Miles Davis selber nicht.

Der Mann war die perfekte Synthese aus Markt und Genie. Jede Platte war ein Schritt weiter, der Mann ist nie stehen geblieben. Und wie bei den Beatles kamen die Platten oft in atemberaubend kurzen Abständen. Und immer was Neues. Die Story ist ja eigentlich, dass aus den Kulturen und Traditionen der Schwarzen der Jazz entstand, dann vermarktet wurde – von Weißen – bis er schließlich im Mainstream, damals bei Glen Millers Gedudel, heute bei norwegischen Sängerinnen in immer schnellerer Abfolge, endgültig marktkonform ist. Bei Davis stimmt das nicht. Seine großen Werke wie Bitches Brew und In a Silent Way sind erst durch die Zusammenarbeit mit der Plattenfirma Columbia überhaupt möglich geworden. Er wollte Pop und Rock einbeziehen, er wollte Musik nicht für die Oberklasse-Elite der Jazzversteher machen, sondern für alle (Schwarzen, das muss man dazu sagen). Und das würde dann die Synthese von Markt und Genie. 

Fachleute sagen, dass er nicht gerade ein genialer Techniker an der Trompete war. Sein Genie lag woanders. Vor allem darin, Musiker zusammen spielen zu lassen. Er hat aus allen das Beste heraus geholt. Und wenn auch andere die Stücke geschrieben haben, er hat daraus in seinen wechselnden Besetzungen Musik gemacht.

 

Immer neu: Probierer oder Verräter?

 

Seine Musik ist herrlich unpathetisch, ohne Romantik, so gar nicht verspielt. Sie ist anders als so viel Anderes Zeug in den Jazz-Regalen nicht Gehörgang – angepasst. Sie besteht immer aus vielen Stimmen, nie nur der Trompete, die Trompete antwortet und übernimmt, sie ist der Chef aber lässt den Rest der Truppe nicht als Untermalung auftreten.

Zuletzt schrien sie dann alle „Verrat“, als er mit Pop experimentierte. Er wollte halt kein Archivar des klassischen Jazz sein, sondern von den Leuten gehört werden. Schon Ende der 60er und dann heftig in den 70ern mit „Bitches Brew“ und so weiter hat er Massentaugliches in seine Musik aufgenommen, auch wenn das heute völlig schräg klingt. Er wollte den Anschluss an die Menge, an die Vielen, aber ohne Kompromisse zu machen. Mal gelang es ihm, mal weniger, vor allem in den letzten Jahren ist er Wege gegangen, die nur noch weniger Jazzer mitgehen wollten.

War das noch Jazz? Seine Antwort: „Call it anything!“

Bis heute höre ich die alten Scheiben genauso gerne wie die neuen, die unbekannten genauso wie die Stars unter den Platten „Kind of Blue“ oder „Filles de Kilimanjaro“.

Musik ist eine Sprache. Und wenn man sie nicht dauern im Hintergrund dudeln lässt und zu einem Ambient-Wohlfühl-Geräusch herabwürdigt, dann kann sie auch was erzählen. Und gute Musik tut das auch, wenn man ein Stück zum x-ten Mal hört. Und genau deswegen mag ich Miles Davis.

Also schiebe ich heute, am 25. Todestag, seine beste Scheibe in den Player, „In A Silent Way“. Und freue mich, dass seine Musik immer noch zu mir spricht.

 

 

PS: Da ich in diesen Tagen unterwegs bin und nicht ständig Zugang zum Netz habe, kann es mit dem Freischalten von Kommentaren etwas länger dauern. Ich bitte um Nachsicht.

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Jazz, Miles Davis, Todestag9 Kommentare zu „Call it anything!“

„Ich nicht fromm!“

Veröffentlicht am 23. September 201623. September 2016

Während meines Studiums in München habe ich einmal mit einem Mitbruder aus einem asiatischen Land zusammen gelebt, der sehr gut inkulturiert war. Eines Tages nun hatten wir Besuch und er bekam – idiotischerweis – eine Frage auf Englisch gestellt, irgendwie traute der Gast ihm kein richtiges Deutsch zu, typisch. Also die Frage war: „Where are you from?“ Seine spontane Reaktion: „Ich nicht fromm, ich nicht fromm!“ Nervös, wie er war, vergaß er das Verb im Satz, um klar und deutlich zu sagen, dass „fromm“ auf keinen Fall für ihn zutreffe; ignorierend, was eigentlich die Frage war.

Fromm sein, das ist bei uns immer noch sehr oft ältere Menschen mit Kerzen oder ein Rosenkranzgebet im Altenkreis oder traditionelle Innerlichkeit oder alte Gebetbücher. In jedem Fall würden sich die meisten Christen in Deutschland, sollten sie sich selber beschreiben sollen, nicht „fromm“ auf ihre Karte schreiben. Oder? Hand aufs Herz!

Fromm sein hört sich an wie harmlos sein, wie klein beigeben, wie alles über sich ergehen lassen. Das will man nicht sein, man lebt seinen Glauben ja schließlich selbstbewusst. „Es ist ruhig das Alter und fromm“, dichtete Hölderlin (‘meiner verehrungswürdigen Großmutter zum 72sten Geburtstag’, zitiert übrigens auf Deutsch von Papst Franziskus bei seiner allerersten Audienz), da will man sich nicht vor der Zeit einreihen.

 

„Es ist ruhig das Alter und fromm“

 

Die Geschichte meines Mitbruders fiel mir wieder ein, als mir neulich eine meiner Aufzeichnungen zu den vielen Papstthemen wieder in die Hand gerät. Ich bin nicht unbedingt ein großer Fanatiker in Sachen Ordnung, da kann schon mal ein Thema liegen bleiben. Reifen, sozusagen.

Was ist das also nun, die Frömmigkeit?

Auch das ist 'Frömmigkeit': Michelangelos Pietà im Petersdom
Auch das ist ‘Frömmigkeit’: Michelangelos Pietà im Petersdom
Viel ist aus der lateinischen Sprachwelt zu uns gekommen, früher bedeutete Frömmigkeit/Pietas eine Art Unterordnung unter die Götter, eine Verehrung und Achtung. Pietas, das war auch die Achtung der Kinder vor den Eltern samt Unterwerfung unter das Urteil des Vaters, kein Wunder, dass die deutsche Entsprechung, Frömmigkeit, nicht wirklich beliebt ist.

Versuchen wir also den Begriff zu umgehen. Nennen wir das „innere Haltung des Glaubens“. Das kann dann selbstbewusst sein, ohne die Unterwürfigkeit mit zu transportieren.

Pietas hat aber als Wort einen Vorteil, den weder ‚fromm’ noch die von mir gerade formulierte Haltung wettmachen kann, Pietas bedeutet auch Erbarmen, Barmherzigkeit. Wie es im liturgischen Ruf heißt: „Ten piedad de nosotros!“ auf Spanisch, „abbi pieta di noi!“ auf Italienisch, und auf Deutsch: „Erbarme dich unser!”.

Wenn wir also „innere Haltung des Glaubens“ sagen, oder unsere Haltung Gott gegenüber irgendwie anders ausdrücken, dann müssen wir sicher gehen, dass diese Dimension zumindest mitgedacht wird. Weiterlesen “„Ich nicht fromm!“”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Barmherzigkeit, Frömmigkeit, Heiliges Jahr Papst Franziskus, Hölderlin46 Kommentare zu „Ich nicht fromm!“

Dafür sein

Veröffentlicht am 19. September 201629. August 2016

„Mir gefällt es nicht, von islamischer Gewalt zu sprechen, denn ich sehe Gewalt jeden Morgen, wenn ich die Zeitung aufschlage, hier in Italien“: Es sind Sätze wie diese, welche die Emotionen ausschlagen lassen. Was sagt er da nur? Vergleicht er häusliche Gewalt oder Mafia-Gewalt mit den Gewaltorgien des sog. Islamischen Staates?

Mit Papst Franziskus fährt am Dienstag jemand zum Friedenstreffen nach Assisi, der immer und immer wieder sehr deutlich macht, dass Gewalt und Religion nichts miteinander zu tun haben und dass Versuche, Religion für Gewalt und deren Legitimation heran zu ziehen, Blasphemie sind. So weit, so gut.

Aber ist das mehr als nur ein hilfloses Zeichen, oder abgespulte Gedenk-Trefferei?

Symbolort Assisi
Symbolort Assisi

Auf jeden Fall. Der Papst – und all die anderen – können gar nicht genug nach Assisi fahren, um dem Dröhnen der Gewalt etwas entgegen zu setzen. Dort hat sich so etwas wie eine gemeinsame Basis herauskristallisiert, seit 1986, mehr noch in den Treffen danach.

Die Assisi Erklärung von 2002 – noch ganz unter dem Eindruck der Terroranschläge in New York von 2001 – wurde anlässlich es Papstbesuches beim Treffen von 2011 wieder aufgegriffen und nennt die Eckpunkte dieser Basis. Da ist erstens der Charakter der Verpflichtung. Das ist keine Übereinkunft, das ist mehr.

„Irrtümer und Vorurteile in Vergangenheit und Gegenwart“

 

Dann spricht man von „Kultur der Dialogs“, von „Recht auf ein würdiges Leben“, von „Verzeihung“ in Bezug auf „Irrtümer und Vorurteile in Vergangenheit und Gegenwart“. „Wir, Angehörige von unterschiedlichen religiösen Traditionen, werden nicht müde, zu verkünden, dass Frieden und Gerechtigkeit nicht voneinander zu trennen sind“, heißt es abschließend.

Der Verweis auf 2001 ist dabei nicht unwichtig: Damals schon standen die Zeichen auf Konfrontation, auf „Achse des Bösen“ und Einmarsch in Irak und so weiter. Auch heute passt das, der Terror ist kleiner geworden, aber dafür zielt er nicht auf große Gebäude, sondern auf den Alltag hier in Europa. Auch hier steht viel auf Mauer bauen, ausgrenzen, Sicherheit, bis hin zu Gewalt.

Dagegen richten sich die Treffen von Assisi seit nun 30 Jahren.

Die Polemiken dagegen haben seitdem nicht nachgelassen, die ignoriere ich hier einmal, vor einigen Tagen habe ich ja schon was dazu gepostet.

 

Keine Sofortresultate

 

Stattdessen will ich dafür sein. Was ja schwerer zu sein scheint als dagegen zu sein. Natürlich gibt es keine Sofortresultate, was man ja auch daran sieht, dass 30 Jahre nach dem ersten Treffen die Welt noch immer nicht gerettet ist. Trotzdem ist es wichtig, dass sich auch diejenigen zeigen und treffen, die für etwas sind, die keine politischen Pragmatiker sind. Und das an dem symbolischen Ort Assisi tun. Weiterlesen “Dafür sein”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Ökumene, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Assisi, Friedenstreffen, Gebetstreffen, Papst Franziskus, Respekt vor den Religionen29 Kommentare zu Dafür sein

Dem Unfrieden ein „Nein“!

Veröffentlicht am 16. September 201622. August 2016

Es war vorauszusehen. Als wir auf unserer Facebook-Seite das Gebetstreffen von Assisi in diesem Jahr (18.-20. Sept) ankündigten, kamen gleich die üblichen Kommentare, ob es denn helfe, wenn Götzen angebetet würden und so weiter. Es gibt immer irgendwelche Menschen, die von sich selber so sehr überzeugt sind, dass sie nur auf andere herab schauen können. Und das dann auch noch sagen müssen, Facebook ist voll davon.

Dabei verlangt die Kirche Respekt, auch und gerade vor anderen Religionen. Die Frage nach der Wahrheit unseres eigenen Glaubens bleibt davon unberührt. Natürlich gehen wir davon aus, dass Jesus Christus der Retter der Menschen – aller Menschen – ist, der einzige Retter. Aber genau so gehen Muslime von ihrer Wahrheit aus, Buddhisten, Hinduisten und andere Religionen von ihrer Religion und in ihrem Verständnis von Wahrheit.

Das erste Gebetstreffen in Assisi mit Papst Johannes Paul II.
Das erste Gebetstreffen in Assisi mit Papst Johannes Paul II.

Das als „Götzendienst“ abzutun hat nicht die Absicht, den eigenen Anspruch auf Wahrheit zu betonen. Das kann man auch anders tun, ohne respektlos zu sein. Diese Vokabel hat nur den Zweck, zu beleidigen.

Warum ich derlei hier aufgreife? Und damit noch mehr Aufmerksamkeit schenke, als so was verdient?

Ich greife das auf, weil ich glaube, dass wir derlei beleidigendes Reden nicht einfach durchwinken können mit der Begründung, dass sich ein Streit gar nicht lohnt. Das mag schon sein, dass der nicht lohnt, aber trotzdem muss hier und an anderer Stelle mal „Nein“ gesagt werden.

Wenn in Assisi Menschen beten, nach ihren Riten und Religionen, und es allen gemeinsam um Frieden geht, dann ist das etwas Gutes. Wer kleingeistig und letztlich menschenverachtend gleich „Götzendienst“ ruft oder „Sorgen“ um die Integrität christlicher Altäre äußert, dem ist offenbar der Frieden nicht wichtig. Das muss man mal so sagen.

Frieden ist nicht nur nachgeben. Frieden heißt auch, nicht allen alles durchgehen zu lassen. Dem Unfrieden ein „Nein“! Und genau deswegen fährt auch Papst Franziskus in vier Tagen dorthin.

 

 

PS: Da ich in diesen Tagen unterwegs bin und nicht ständig Zugang zum Netz habe, kann es mit dem Freischalten von Kommentaren etwas länger dauern. Ich bitte um Nachsicht.

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Ökumene, Sprechen von GottSchlagwörter Assisi, Friedenstreffen, Gebetstreffen, Papst Franziskus, Respekt vor den Religionen20 Kommentare zu Dem Unfrieden ein „Nein“!

„Mut zur Weite der Vernunft“

Veröffentlicht am 12. September 20168. August 2016

Es ging um Dialog. Wenn man heute irgendwo im kirchlichen oder journalistischen Kontext die „Regensburger Rede“ von Papst (mittlerweile emeritus) Benedikt XVI. erwähnt, ist das Urteil klar: das war Konflikt, Beschwerde, Beleidigung des Islam und danach musste der Papst zu seiner schwierigsten Reise antreten, zu der in die Türkei. Genau zehn Jahre ist das nun her.

Dabei ging es in Wirklichkeit um Dialog. Das ist ironisch und vielleicht sogar tragisch. Man könnte jetzt nachzeichnen, mit wie viel Verspätung den meisten erst aufgegangen ist, wie skandalös das eine Zitat angeblich gewesen ist. Viel von der Aufregung war nachträglich inszeniert, vor allem in den Medien, man hatte einen Griff, mit dem man den Papst mal so richtig schön packen konnte.

Papst Benedikt in Regensburg
Regensburger Rede

Das geht schon damit los, dass der Papst den alten Gedanken der „universitas“ lobt, Fachleute aller Studien- und Lehrrichtungen treffen aufeinander, etwas was der Papst damals schon in der Vergangenheitsform beschrieb. In einer modernen Hochspezial-Universität mit wirtschaftlicher Förderung gibt es so was ja nicht mehr.

Es geht ihm um Dialog, und zwar ganz in seinem Denken verankert. Während Papst Franziskus ebenfalls ein Papst des Dialoges ist, lebt er ihn ganz anders, als „Dialog der Freundschaft“, während des Benedikt XVI. um das nicht minder wichtige Denken geht. Und deswegen hat er wohl diese Gedanken auch an einer Universität geäußert.

 

„Gott hat kein Gefallen am Blut”

 

In diesen universitären Dialog hinein gehört – so fährt die Vorlesung, wie es der Papst selber nennt, fort – auch das Fragen nach der Vernunft und dem Glauben: Das Thema von Papst Benedikt.

Und dann fällt das Zitat, das er selber als „für uns unannehmbar“ bezeichnet, was ihn aber nicht vor Kritik geschützt hat. Ob zu Recht oder nicht, das soll hier erst mal nicht das Thema sein.

Ich zitiere aus der Vorlesung: „Der Kaiser [Manuel II. Palaeologos von Byzanz] begründet, nachdem er so zugeschlagen hat, dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat kein Gefallen am Blut”, sagt er, „und nicht vernunftgemäß, nicht „σὺν λόγω” zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider“.“ Wer mag da widersprchen? „Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung”, um noch ein Zitat des Kaisers, das der Papst anführt, zu nennen.

Und dann beginnt der Papst seine Ausführungen zur Frage, ob vernunftmäßiges Handeln und das Wesen Gottes zusammen zu denken sind oder nicht. Er argumentiert theologisch, er argumentiert vor allem auch biblisch, er zeichnet kurz Entwicklungslinien im Christentum nach. Letztlich sagt er, dass das Aufeinandertreffen von griechischer und christlicher Welt kein Zufall war, dass sich Vernunftdenken und biblische Tradition ergänzen und gegenseitig befruchten, dass auch in der Bibel „Aufklärung“ zu finden ist.

 

Plädoyer für den Dialog von Glauben und Vernunft

 

Sehr kritisch geht der Papst mit der Reformation um, die durch „sola scriptura“ die Schrift wieder vom sie auslegenden Denken trennen wollte, so der Papst, das gehört in eine lange Debatte, in die sich Joseph Ratzinger immer wieder eingeschaltet hat.

Damit hat er die beiden Grundpositionen markiert: Gehören Logos-Denken, vernunftgemäßes Denken, und Bibel und Glaube zusammen? Oder nicht? Wie steht es mit der Wissenschaftlichkeit, um den Ort der Vorlesung – die Universität – wieder mit ins Spiel zu bringen? Weiterlesen “„Mut zur Weite der Vernunft“”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Papstreise, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Deutschlandreise, Glaube und Vernunft, Manuel II. Paleologos, Regensburger Rede18 Kommentare zu „Mut zur Weite der Vernunft“

Fran: lehm-glück der rhani, ran, komponente f contra Zahl: 6,9

Veröffentlicht am 8. September 20168. September 2016

Immer wieder eine Überraschung: man macht den Rechner an und schaut in den Posteingang, man liest die Kommentare bei Facebook oder hier im Blog, man schaut ins Fax oder am besten noch öffnet einen Briefumschlag – immer und immer wieder schlagen einem da kleine Kunstwerke entgegen.

Meist wie ich annehmen muss verwirrte Menschen schicken uns Meinungen, Aufforderungen, Texte deren Sinn und Zweck sich nicht sofort erschließen, wenn überhaupt. Sie schicken überhaupt alles, was einem in den Sinn kommen kann. Oder was einem selber nie in den Sinn kommen würde. Jedenfalls hoffentlich nicht.

Das Leben ist zu kurz, sich mit all dem zu beschäftigen, aber einiges davon kommt in meinen Lieblingsordner im Büro, „Best of Zuschriften“ genannt. Den pflege ich jetzt seit ich hier bin, also seit 2009. Sehr voll ist der nicht, man muss sich also schon was einfallen lassen, um da hinein zu kommen.

Die Aufforderung zum Beispiel, doch zu kontrollieren, ob der Papst wirklich Papst ist und ob er „korrekt die Personen aus der Bibel mit Vor- und Nachname in den Fußnoten genannt hat.“ Ist ja wirklich ein wichtiges Kriterium.

 

„Best of Zuschriften”

 

Oder der Mensch, den man nicht in Rom hat studieren lassen, weil das die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst verhindert hätte. Da waren wohl finstere Kräfte am Werk.

imageOder die Interpretation des Namens Franziskus: „Fran: lehm-glück der rhani, ran, komponente f contra Zahl: 6,9 / Zis: c# musik aus zisterne lehm und wasser nach ignatius Vitaminsäuren zur Wasserreinigung Zahl 7 / Kus: kosen, küssen, Küste, alteuropäisch für Tangente Zahl 28″. Dankenswerterweise hat der Schreiber uns die Rechte zur Nutzung zugestanden. Puh, wäre das also auch gelöst.

Oder es schreibt uns Jesus Christus, der endlich zur Kenntnis genommen werden will. Der Erlöser ruft auch manchmal an, aber das ist ein anderer. Wie ignorant wir doch sind. Oder einfach nur verwirrt von so viel Jesus. Also muss dieser Jesus Christus nun eine neue Kirche gründen.

Oder da sind die Kreativlinge im Beschimpfen. Eigentlich mag ich so was ja gar nicht, aber wenn man uns „Irrationalismusheiten“ nennt, dann kann man nicht anders als schmunzeln. Mindestens.

 

„bin jetzt frei … Grüße an Papa“

 

Oder es ist etwas leicht und locker Geschlagenes: „Spielt ihr was für uns … Jazz aus den 30er Jahren … bin jetzt frei … Grüße an Papa.“ Das ist alles. Es reicht aber irgendwie auch. Weiterlesen “Fran: lehm-glück der rhani, ran, komponente f contra Zahl: 6,9”

Kategorien Allgemein, Neulich im InternetSchlagwörter Fanpost, Humor, Radio Vatikan Briefe, Redaktion, wirr4 Kommentare zu Fran: lehm-glück der rhani, ran, komponente f contra Zahl: 6,9

„Den Menschen aber möchte ich nicht in die Hände fallen”

Veröffentlicht am 5. September 201629. August 2016

Und gleich noch mal das Thema Barmherzigkeit: Es ist halt das Thema des Heiligen Jahres. Und die Debatten hier auf dem Blog haben gezeigt, dass das ganz und gar kein harmloses Thema ist.

Im Oktober werden sicherlich zu den Herbstferien noch einmal viele Pilger nach Rom kommen, unter anderem ganze Bistumsfahrten, etwa aus den Bistümern Köln und Essen. Und sich die Frage stellen, was es denn in ihrem Leben mit der Barmherzigkeit so auf sich hat.

Im Sommer habe ich einfach mal herum gelesen, Autoren, Theologen, und natürlich in der Bibel. Bei einer Stelle musste ich laut auflachen, sie ist mir fast zufällig in die Hände gerutscht, als ich das Wort „Barmherzigkeit“ nachgeschlagen habe.

Albrecht Dürer: König David tut Buße
Albrecht Dürer: König David tut Buße

David hat mal wieder gesündigt, ein nicht wirklich seltene Situation. Statt auf Gott zu setzen hat er das Volk zählen lassen, er hat kalkuliert statt zu vertrauen. Volkszählungen sind – das wissen wir nicht erst seit Big Data – Machtfragen, und hier hat er dann doch lieber auf seine eigene als auf die Gottes vertraut, berichtet die Bibel.

Nun bekommt er es mit dem Propheten Gad zu tun (2 Samuel 24:11-14): „Als David am Morgen aufstand, war bereits folgendes Wort des Herrn an den Propheten Gad, den Seher Davids, ergangen: Geh und sag zu David: So spricht der Herr: Dreierlei lege ich dir vor. Wähl dir eines davon! Das werde ich dir antun. Gad kam zu David, teilte ihm das Wort mit und sagte: Was soll über dich kommen? Sieben Jahre Hungersnot in deinem Land? Oder drei Monate, in denen dich deine Feinde verfolgen und du vor ihnen fliehen musst? Oder soll drei Tage lang die Pest in deinem Land wüten? Überleg dir sehr genau, was ich dem, der mich gesandt hat, als Antwort überbringen soll. Da sagte David zu Gad: Ich habe große Angst. Wir wollen lieber dem Herrn in die Hände fallen, denn seine Barmherzigkeit ist groß; den Menschen aber möchte ich nicht in die Hände fallen.” Also entscheidet er sich für die Pest.

 

Lieber die Pest als der Mensch

 

Eine krasse Stelle. Aber die Sinnspitze ist eindeutig – und auch ein wenig ironisch. Lieber auf Gott setzen, denn auf die Barmherzigkeit der Menschen. Denn auf die kann man nicht bauen, meint David. Wenn die Feinde einen erst einmal verfolgen und dazu drei Monate Zeit von Gott bekommen, dann ist es abschließend mit der Barmherzigkeit nicht weit her.

Barmherzigkeit ist ein „Name Gottes“, wir vermuten beim Nächsten eher weniger davon. Einsicht in das menschlich-allzu-Menschliche? Lebensweisheit? Oder wie bei David Angst? Immerhin geht es ja auch bei Gott um Strafe, oder um eine Konsequenz aus dem eigenen Fehlverhalten, die David sich „auswählen“ muss.

Vielleicht liegt hier die eigentliche Ironie der Geschichte. Er, der auf sich selbst – also einen Menschen und menschliche Fähigkeiten und Macht – gebaut hatte, will was die Konsequenzen seines Tuns angeht dasselbe lieber nicht haben. Bloß nicht! möchte man mit ihm ausrufen. Als er sich stark fühlt, streckt er die Brust raus und lässt die Macht spielen. Als das schief geht, geht es kleinlaut Heim zu Gott.

Der Welt ginge es besser, wären wir barmherziger, so viel ist sicher. Bei Gott hingegen kann man auf diese Barmherzigkeit bauen, wie der Psalmist sagt: „Sei mir gnädig, Gott, nach deiner Gnade; tilge meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit!“ (Psalm 51,3)

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Barmherzigkeit, Heiliges Jahr, König David, Papst Franziskus, Psalm, Strafe Gottes6 Kommentare zu „Den Menschen aber möchte ich nicht in die Hände fallen”

Gott im Menschen suchen und verehren

Veröffentlicht am 1. September 201617. August 2016

Heiligsprechung ist keine Beförderung. Diesen Satz habe ich 2011 das erste Mal benutzt, bei der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. Wir haben halt kaum noch Verständnis dafür, was das eigentlich ist, so eine Heiligsprechung, da muss man halt bunte Bilder malen.

Verehrung für eine große Heilige
Verehrung für eine große Heilige

Mit einer Heiligsprechung wird nicht alles gutgeheißen, was ein Mensch im Laufe seines Lebens alles getan und gesagt hat. Das gilt auch für Mutter Teresa von Kalkutta, die am 4. September heilig gesprochen wird. Es ist kein historisches Urteil. Eine Heiligsprechung sagt schlicht, dass die Kirche glaubt, in einer Person das Wirken Gottes in der Welt erkennen zu können und dieses Wirken verehrt. Wir beten keine Menschen an, wir schauen nicht über Schwächen und Sünden hinweg, wir blicken auf Gott, wenn wir Heilige verehren.

Dass wir alles Sünder sind, brauche ich nicht extra zu betonen. Dass das aber auch für die Heiligen gilt, vielleicht schon. Die sind nicht makellos, nur weil wir die Unsitte haben, sie auf Säulen zu stellen. Die sind gar nicht makellos rein. Unter den Heiligen und Seligen der Kirche gibt es sogar ausgemachte Schlitzohren und Menschen, die wir da gar nicht vermuten würden.

 

Gott entdecken, nicht um den Menchen kreisen

 

Aber zurück zu Mutter Teresa: Ihre Heiligsprechung sagt weniger über die Frau aus als über uns. Ihre Heiligkeit wird durch den kirchlichen Akt nicht verändert, das ist allein Gottes Sache.

Eine Heiligsprechung sagt etwas über uns, nicht über die Heilige aus. Das ist der Clou. Bei einer Heiligsprechung geht es um die Verehrung durch die Kirche, nicht um die Veränderung eines metaphysischen Status im Himmelreich. Dafür ist der Papst nun wirklich nicht zuständig.

Ein Heiliger oder eine Heilige ist nicht wichtiger oder wichtiger als jemand anders, es sind keine zu verleihenden himmlischen Dienstgrade, um die es hier geht. Es geht um die Kirche und ihre Verehrung.

So sieht das aus, wenn auf dem Petersplatz heilig gesprochen wird
So sieht das aus, wenn auf dem Petersplatz heilig gesprochen wird

Die Kirche schaut genau hin, ob es bei dieser Verehrung mit rechten Dingen zu geht. Ob die Menschen jemandem aufsitzen oder ob es genuin ist. Deswegen gibt es die Heiligsprechungsverfahren. An deren Ende verkündet dann der Papst im Namen der gesamten Kirche, jawoll, hier erkennt die ganze Kirche das Wirken Gottes in der Welt.

Mutter Teresa war nicht nur eine großartige Helferin, sie war auch ein schwacher Mensch. Wer die unglaublichen Aufzeichnungen aus ihren letzten Lebensjahren zu ihrer empfundenen Gottesferne gelesen hat, ist erschüttert, ich war es jedenfalls. Da ist mehr zu entdecken als die resolute Ordensgründerin und Menschenfreundin. Wie gesagt, mit der Heiligsprechung befördern wir Mutter Teresa nicht im Himmel, aber sie lädt ein, doch einmal mehr hinzuschauen, wo genau da überall Gott zu entdecken ist.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Heiligsprechung, Johannes Paul II., Mutter Teresa von Kalkutta38 Kommentare zu Gott im Menschen suchen und verehren

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Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2023