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Schlagwort: Glauben

Glauben sprechen

Veröffentlicht am 20. Oktober 202018. September 2020
Sprache ist eines unserer Mittel: Über Glauben, Sprache, ewige Wahrheiten und die Neuheit des Evangeliums. Das Ganze ist lebendig und nicht immer einfach. Einfach ist's, wenn ein Egel spricht. Fresko in Subiaco

Sprache ist eines unserer Mittel, Glauben zu Verkünden und zu erklären. Ein anderes – laut Papst Franziskus das vorzuziehende – ist das gelebte Christsein, das „Zeugnis“, wie wir es nennen. Aber  es ist die Sprache, die wir hier schon einige Male besprochen haben.

Es ist unsere Aufgabe, „ewige Wahrheiten“ und „deren ständige Neuheit“ übereins zu bringen. Was nicht einfach ist. Der Papst skizzierte das 2013 in Evangelii Gaudium, was ich hier nachreichen möchte.

Sprache ist eines unserer Mittel

„Manchmal ist das, was die Gläubigen beim Hören einer vollkommen musterhaften Sprache empfangen, aufgrund ihres eigenen Sprachgebrauchs und -verständnisses etwas, was nicht dem wahren Evangelium Jesu Christi entspricht. Auf diese Weise sind wir einer Formulierung treu, überbringen aber nicht die Substanz. Das ist das größte Risiko. Denken wir daran: » Die Ausdrucksform der Wahrheit kann vielgestaltig sein. Und die Erneuerung der Ausdrucksformen erweist sich als notwendig, um die Botschaft vom Evangelium in ihrer unwandelbaren Bedeutung an den heutigen Menschen weiterzugeben. « (Ut Unum Sint)“. (EG 41).

Mit dieser Erneuerung unserer Sprache (als eine der Ausdrucksformen, über Kunst etwa wäre eigens zu sprechen) tun wir uns schwer. Aber auch das Klickzahlen-erhöhende Bashing hilft nicht unbedingt weiter, es gibt da ja einen kleinen Markt mit Büchern, die viel kritisieren. Das hilft, es braucht aber mehr als Kritik oder den Rückzug auf das Unkritisierbare, auf das immer-wahre Wort, das nur wiederholt werden will.

Einfach ist’s, wenn Engel reden

Die Schrift spricht immer wieder davon, dass sich Engel direkt an einen Menschen wenden. Gott in direktem Kontakt zu den Menschen, über Wesen, die Gott näher sind als wir. Auf Gott hören geht auch heute noch, mit einer Weise – der Unterscheidung der Geister – werde ich mich demnächst mal hier beschäftigen.

Aber dann unsere Weise des Sprechens daraus zu machen, eine Weise die wirklich Kommunikation und Dialog ist und nicht bestimmen will oder klein beigibt, das ist ein nicht so einfacher Schritt. Aber auch hier gilt die Weisheit von Papst Paul VI.: „Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind“.

Einheit als Erweis der Vollmacht

Von diesem Papst stammt auch die Betonung des gemeinsamen Tuns. Verkündigung oder auch nur Sprechen über den Glauben ist nie nur individuelles, sondern immer kirchliches Tun. Es findet in Gemeinschaft statt, ob die nun präsent ist oder nur Kontext.

Paul VI. zum Beispiel spricht in Evangelii Nuntiandi über die Einheit als Erweis der Vollmacht, aber auch über den Skandal des Fehlens dieser Einheit. Das betont die Wichtigkeit dieser gemeinschaftlichen Dimension. „Die Kirche entsteht aus der Evangelisierung durch Jesus und die Zwölf. Sie ist deren normales, gewolltes, ganz unmittelbares und sichtbares Ergebnis”, beides ist nicht voneinander zu trennen: Kirche ohne Verkündigung ist nicht Kirche und Reden über Jesus ohne die Kirche, die Gemeinschaft der Hörenden, gibt es nicht (Nr. 14, siehe auch Nr. 16).

Dem dient der synodale Weg, das ist letztlich der Kern dessen, was wir da vorhaben. Aber nicht nur die im Saal versammelten, sondern letztlich alle, denen Glaube und Kirche am Herzen liegen.

 

 

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Engel, Glauben, Kirche, Sprache, synodaler Weg, Verkündigung8 Kommentare zu Glauben sprechen

Verschleierte Wirklichkeit

Veröffentlicht am 14. Juni 202013. Juni 2020
Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders Kirche und Welt, das ist so eine Sache. Wien, Stephansdom

„Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders“: Ein Satz meines ersten Geschichtsprofessors, der bei uns Studierenden regelmäßig für Gelächter gesorgt hat. Lachen über den Witz, aber auch Lachen über uns selbst.

Der Satz ist aber weise. Weil er den Finger darauf legt, dass wir unsere eigenen Realitäten haben, die von Tatsachen nicht immer gedeckt sind. Und damit meine ich noch gar nicht diejenigen, die George Soros oder Bill Gates hinter allem vermuten, die von einer angeblichen Weltregierung raunen, oder die hinter allen kirchlichen Debatten eine Zerstörung der Kirche vermuten. Damit meine ich erst einmal uns alle.

Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders

Der Philosoph Immanuel Kant warnt uns, dass die Wahrnehmung uns täuschen kann, erst durch die Vernunft gelangen wir Richtung Wirklichkeit. Also erst wenn wir lernen, uns selbst zu hinterfragen. Kurz formuliert: Denken hilft.

Aber wir tun das Gegenteil. Die Normalität verliert, stattdessen begegnen mir immer mehr Sonderwelten. Jeder und jede hat zu allem was gelesen und baut sich die eigene Weltsicht zusammen. Jedenfalls begegnet mir das immer mehr in den öffentlichen Debatten, auch und gerade in der Kirche. Die Wirklichkeit kommt uns abhanden.

Es regieren die Sonderwelten

Was daran ärgerlich ist, ist vor allem die Unangreifbarkeit. Dass man sich Meinungen bildet ist ja geschenkt, und dass man dabei Fehler macht auch. Das macht jeder und jede. Aber dass man auch angesichts von widersprechenden Argumenten oder Zahlen lieber dabei bleibt statt sich zu korrigieren – und das als Lernen positiv wahrzunehmen – das ist zunehmend ärgerlich. Und es nervt.

Papst Franziskus nannte das mal „Formen von Verschleierung von Wirklichkeit“ (Evangelii Gaudium 231). Heraus kommen die ganzen „-ismen“, die er da auch gleich mal aufzählt. Psychologisch mag das aller erklärbar sein, aber ab einem gewissen Punkt mag ich nicht mehr erklären oder verstehen oder verständnisvoll sein. Sondern will widersprechen. Oder selber mal was lernen. Was nicht immer ganz einfach ist.

Es nervt

Die Schrift sagt uns: „Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus bekennt als im Fleisch gekommen, ist aus Gott“ (1 Joh 4:2). Das ist die Stelle, die auch der Papst zum Thema Wirklichkeit zitiert. Der Kern des Christlichen, der Geist, liegt eben nicht in Überzeugungen und Weltbildern. In Sätzen und Büchern. In Bekenntnissen und Interpretationen. Sondern in der Wirklichkeit.

In den Worten eines Bischofs: „Gott liebt uns durch die Wirklichkeit kann ich da nur drüber schreiben. Diese Wirklichkeit anzunehmen und trotzdem nüchtern zu bleiben und sehen, wo wir jetzt gemeinsame Schritte finden können, ist eine große Herausforderung, der wir uns jetzt deutlich zu stellen haben.“

Fliehen ist feige. Sich Scheuklappen aufsetzen verkennt sie. Sich ihr stellen ist anstrengend. Aber der Geist will uns genau dahin führen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Fake News, Glauben, Papst Franziskus, Realismus, Tatsachen, Verschwörungstheorie5 Kommentare zu Verschleierte Wirklichkeit

„He does not play Pope“

Veröffentlicht am 16. Dezember 20196. Oktober 2019
Franziskus lebt Christsein vor Fußwaschung am Gründonnerstag, Archivbild

Papst Franziskus kommuniziert nicht, er ist Kommunikation. Da ist nicht eine Botschaft, die er weiter geben möchte, Franziskus lebt Christsein vor. Einige Gedanken zu seinem Geburtstag, am 17. wird er 83 Jahre alt.

Gefragt, ob ihn die Selfies nicht irgendwie nerven, schließlich drehen ihm immer mehr Leute den Rücken zu, wenn er ihnen begegnen will, sagte der Papst, dass das nicht seine Art sei, aber wohl die dieser Generation. Also macht er mit. Erstaunlich, sonst hört man von Menschen diesen Alters – ohne dass ich hier jemandem zu nahe treten will – gerne kritisches, mindestens sich selber distanzierendes über diese Marotte.

Franziskus lebt Christsein vor

Soll heißen: dann macht er es halt mit, weil er erkennt, dass die Menschen etwas erkennen und sich selber damit abbilden wollen. Weil sie vielleicht keine andere Sprache haben, oder weil diese Selfies halt heute eine Sprache sind.

Ähnlich geht es ihm auch mit dem Sprechen: Er wiederholt Metaphern und Sprachfiguren, viele funktionieren sofort, auch über kulturelle Grenzen hinweg, andere gehen auch schon mal schief. Aber sie funktionieren, weil da nicht eine Figur ist, die etwas sagt. Sondern die Kommunikation zu ihm dazu gehört. „He does not play Pope“  sagt ein Mitbruder über den Papst (der unlängst zum Kardinal gemachte Michael Czerny SJ), er lässt nicht das Amt ihn übernehmen, er ist er.

Das kann auch mal schief gehen

Und das hat Folgen für uns, die wir das sehen oder hören oder ernst nehmen. Es geht Papst Franziskus nicht darum, einen Standart für das Christsein zu setzen. Dies muss man tun und das glauben und jenes ablehnen. Solche heteronomen Bestimmungen des Christliche, die von denen bevorzugt werden, die von „die Lehre“ sprechen und diese schützen wollen, gehören nicht zu Papst Franziskus. Und das ist dann auch gerne Quelle der Kritik. Er nehme Glauben nicht Ernst und so weiter. Aber damit verfehlt man glaube ich das, was er sagen und zeigen will.

Er will keinen Standard setzen, sondern vorleben, wie es gehen kann. Und so Gemeinschaft bilden, nicht um ihn herum, sondern um den Glauben, um Christus herum.

Lebe das vom Evangelium, was du verstehst: Diesen Satz Frère Rogers kann man auch dem Papst zuschreiben. Für ihn ist es vor allem die Bergpredigt und die Gerichtsrede in Matthäus, die er ja auch immer wieder zitiert.

Der Rest ist dann an uns. Kopieren kann man das nicht, und soll man das nicht. Aber einen eigenen Weg finden, das schon. Das ist der Auftrag an uns.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Glauben, Kommunikation, Lehre, Papst Franziskus7 Kommentare zu „He does not play Pope“

Und wir sind keine Superhelden

Veröffentlicht am 15. April 20197. November 2019
die Macht des Guten Papst Franziskus erklärt uns Maria Knotenlöserin

Ein in unter normalen Umständen sehr merkwürdig aussehenden Stoffstücken gehüllter Held rauscht heran, leidet, kämpft und besiegt den Bösen. Er oder sie erfüllt den Traum, dass das Schlechte, dass das was uns bedroht, ein für alle Mal mit einem Machtgestus, einem Sieg, weggeht. Verschwindet. Vernichtet wird. Dass das Gute siegt. Dass die Macht des Guten sich in einer Person zeigt.

Und dann auch verehrt wird, als Star, als Held, als – schwieriges Wort hier – Erlöser. Aber genau das sehen wir im Kino und leider sehen wir das auch in der Politik: Menschen die mit Macht agieren, die als „ich trete gegen die bösen Mächte an“ auftreten, die verehrt und gewählt werden.

Die Macht des Guten

Neulich gab es eine kleine private Audienz des Papstes. Versammelt waren alle diejenigen, welche während der Kinderschutz-Konferenz im Februar die Hintergrundarbeit gemacht hatten: Übersetzer, Orga-Leute, all die versteckten Dienste, die man nicht sieht und die auch nie in der Öffentlichkeit neben dem Papst stehen. Ohne die aber nichts geht.

Und zum Abschluss erklärte Papst Franziskus uns das Bild, das dort im Saal in der Casa Santa Marta hängt, eine Kopie der „Maria Knotenlöserin“ aus der Kirche Sankt Peter am Perlachberg, Augsburg (das Original hat der Papst nie gesehen, eine witzige Geschichte). Es zeigt Maria, die wie er Name sagt eine sehr komplexe Situation dadurch löst, dass sie sich der Knoten annimmt. Das ist natürlich ein Zitat der Geschichte um den Gordischen Knoten: Alexander der Große hatte einfach zum Schwert gegriffen, um den zu „lösen“. Typ Superheld.

Maria ist kein Superheld

Maria Knotenlöserin: Das Bild in Santa Marta
Maria Knotenlöserin: Das Bild in Santa Marta

Maria auf dem Gemälde aber zeigt Geduld. Und wer schon mal versucht hat, ein in sich verknotetes Wollknäul zu lösen, weiß was das bedeutet. Da ist man gerne mal versucht, fluchend zur Schere zu greifen.

Die Metapher ist natürlich wunderbar auch für die Religion. In der es eben nicht den Superhelden gibt, der alles löst. Nicht die Machthandlung, die alles schafft. Nicht denjenigen oder diejenige, die schon durch ihre Kleidung zeigen, dass sie nicht sind wie wir, uns aber retten. All das gibt es nicht. Und diese Botschaft verbreitet sich auch, Papst Franziskus hatte noch als Pater das Bild nach Argentinien exportiert (nicht das Original, eine Kopie, also vielmehr die Idee dahinter). Und seitem verbreitet es sich weiter.

Schlechtes Bild, gute Geschichte

Damit das Gute siegt, braucht es Geduld, nicht Macht. Das ist die Botschaft des Bildes. Papst Franziskus hat es uns mit sehr viel Wohlwollen erklärt, man konnte sehen wie wichtig ihm die Botschaft ist. Die Botschaft, nicht das Bild, das nannte er „barocco barbaro“, das brauche ich hier nicht zu übersetzen. Er sagt das mit einem Augenzwinkern, wie immer bei solchen Sachen, aber die Botschaft ist klar: die Geschichte hinter dem Bild ist wichtig.

All die Sehnsucht nach dem starken Mann, dem Helden, auf den alle Sehnsucht projiziert wird, bringt uns religiös auf den Holzweg. Unser „Held“ geht den Weg des Kreuzes, den wir in der kommenden Woche feiern und erinnern. Nicht den Weg der Macht, wie wir sie kennen.

Christsein heißt ausgehen von seiner eigenen Schwachheit, so hat er der Papst in seinem Schreiben Gaudete et Exsultate beschrieben. Nicht von der Stärke. Er benutzt Metaphern vom Kampf, das ist richtig, aber es ist nicht der eine alles entscheidende Kampf der Superhelden, sondern tatsächlich eher der Kampf gegen die Knoten. Im Pastoral-Sprech nennt man das dann „ein Ringen“.

Christein ohne Spezialfähigkeiten

Hier wird dann das Sprechen vom Teufel, das der Papst immer wieder einfügt, für unsere Ohren gefährlich. Es geht eben nicht für den Stellvertreter-Bösen, den es ein-für-allemal in unserem Leben zu besiegen gilt.

Mir gefällt das Bild der Knotenlöserin. Weil es Christsein im Alltag zeigt, ein Christsein das jeder kann. Ein Christsein das nicht nur Glaubens-Helden sondern jeder Getaufte kann, weil es um Geduld geht, nicht um besondere geistliche Fähigkeiten.

Natürlich ist es ein mühsames Bild, dauernd Knoten lösen zu müssen. Aber es ist auch gut zu wissen, dass das geht. Und in diesem Sinn ist es sehr hoffnungsvoll. Und in diesem Sinn können wir gut in die Karwoche gehen: Unser Held ist anders als die auf der Kinoleinwand. Unser Held ist einer, dem wir im Alltag nachfolgen können. Ohne Sonderwelten. Ohne Sonderfähigkeiten. Ganz einfach christlich.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Glauben, Heilig, Knotenlöserin, Macht, Maria, Papst Franziskus, Superheld18 Kommentare zu Und wir sind keine Superhelden

Wenn wir es begreifen, dann ist es nicht Gott

Veröffentlicht am 10. März 201910. März 2019
Sprechen von Gott: Gottesbilder im Museum Bilder von Gott können schnell was von in-den-Griff-bekommen haben. Fremdheit bleibt geboten

„Die Welt ist Gottes so voll“: Der Satz von Alfred Delp begleitet mich im Gebet seit meinem Eintritt in den Orden. Ein wenig schüchtern, wenn ich an die Umstände im Gefängnis denke, unter denen er ihn aufgeschrieben hat. Und doch ist es diese zuversichtliche Haltung, auf die ich immer zurück falle, wenn mich die Fragen nach Gott umtreiben. Oder wenn generell das Thema Sprechen von Gott aufkommt.

Aber wenn ich darüber nachdenke, wie sich dieser Satz von Delp über die Jahre entwickelt hat, dann muss ich auch sagen, dass Gott mir über die Jahre immer fremder geworden ist. Und ich habe nicht das Gefühl, dass das eine schlechte Nachricht ist. Das Gebetsleben wird damit nicht einfacher und natürlich hätte ich lieber eine Überzeugung, ein Gefühl, eine Einstellung die auf Sicherheit baut. Das will Gott aber offensichtlich nicht.

Gott wird fremder

Wie gesagt, ich halte das nicht für eine schlechte Nachricht. Denn dass die Welt Gottes voll ist, das kann man auch falsch verstehen. Seit zehn Jahren lebe ich in Rom, genauer: im und um den Vatikan herum, da ist Gott allüberall sichtbar, in Kunst, in Leben, in Kitsch beim Händler nebenan genauso wie bei Rubens, Michelangelo oder Caravaggio. Und dieser Gott ist mir ein wenig zu selbstverständlich. Ein „ist“- Gott: Gott ist dies, jenes, hier, dort. Da kann ich Gott nicht sehen oder nicht begegnen.

Mich beschleicht wenn über Gott geredet wird immer der Verdacht, dass ich Gott klein gemacht habe. Ein kleiner und beherrschbarer Gott entsteht in meinem Kopf immer dann, wenn ich ihn mit Worten begrenzen will. Selbst Gottesnamen wie „barmherzig“, „Frieden“ oder „Schöpfer“ helfen mir nur bedingt. Damit erscheint mit Gott irgendwie handhabbar.

Sprechen von Gott

Mit einem Gott, der von uns auf Augenhöhe betrachtet wird, will ich auch eigentlich gar nichts zu tun haben. Wenn all das, was wir über Gott sagen und glauben, für mich einen Sinn haben soll, dann fühle ich mich mit der wachsenden Fremdheit zu Gott zwar nicht wohl, aber auf der anderen Seite ist das auch der einzige Gott, mit dem ich was anfangen kann.

Deswegen meine ich, dass die zunehmende Fremdheit Gottes für mich nicht unbedingt etwas Schlechtes ist.

Im Augenblick lese ich wieder einmal die Bibel vollständig, von Genesis bis zur Offenbarung, hintereinander. Jeden Tag ein Kapitel, oder auch mal zwei. Und wieder bin ich überrascht, wie dort die Menschen ihre Erfahrungen mit Gott erzählen. Da macht Gott Moses „für Pharao zum Gott“. Da fordert Gott den Tod der Feinde und wenn Israel nicht wirklich jeden umbringt, wird Gott zornig. Da verhärtet Gott Herzen, um Rache nehmen zu können. Staunend stehe ich vor der Fremdheit, die mich von diesem Gott trennt. Und das ist der Gott, von dem die Welt so voll ist.

Gott bleibt Suche. Gott „ist“ niemals. Wenn wir es begreifen, dann ist es nicht Gott.

 

 

Dieser Text ist auf der Grundlage von einem Text entstanden, den ich für ein kleines Buch geschrieben habe.

Kategorien Allgemein, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bibel, Delp, fremd, Gebet, Glauben, Gott, Zuversicht17 Kommentare zu Wenn wir es begreifen, dann ist es nicht Gott

Glauben sehen: Der Barock und die Religion

Veröffentlicht am 3. März 20192. März 2019
Barock in der Religion Der allerbarockeste Barock: Palazzo Barberini

Sant’Ignazio, Palazzo Farnese und natürlich Sankt Peter: Rom ist nicht arm an barocker Kunst. Statuen auf der Engelsbrücke, Fassaden an den Palazzi, die ganze Anlage der Piazza Navona, und so weiter. Man kann das tage- und wochenlang genießen, oder man kann sich schnell satt sehen, und wer mit dem Barock so gar nichts anfangen kann, dem wird das schnell über. Vor allem gilt das für den Barock in der Religion. Aber dazu später.

Zunächst mein persönlicher Favorit: Das eindrücklichste Werk von all den Barock-Dingen findet sich meiner bescheidenen Meinung nach im Palazzo Barberini, am Abhang des Quirinal, ein großes Deckenfresko. Pietro da Cortona hieß der Künstler, der hier kreativ war.

„Allegorie der göttlichen Vorsehung“

Man kommt in einen großen Saal. Dankenswerterweise haben die Museeumsgestalter dort nichts hinein gestellt. Der Saal ist einfach groß und hoch und leer und ganz anders als etwa in einer Kirche haben die Wände keine Verzierung, der Saal hat auch keine Blickrichtung auf einen Altar.

Und nach Oben öffnen sich Räume. Man schaut durch die Decke hindurch ins Himmelreich, sehr plastisch und sehr hoch hinauf. „Allegorie der göttlichen Vorsehung“ heißt das, und es hat viel mit den Auftraggebern, der Familie Barberini zu tun.

Wir wissen alle, dass das gemalt ist, aber hier lassen sich Sinne und Augen im Besonderen doch zu gerne täuschen. Man schaut hier durch die Decke hindurch.

Durch die Decke hindurch

Das Dargestellte hat nicht unbedingt was mit Realität zu tun, man sieht viele Tugenden dort. Und eine der zu sehenden Tugenden der Familie der Barbarini ist die des Friedens-Papstes, genauer des Papstes Urban VIII. Er habe den Nationen den Frieden gebracht. Ganz schön absurd, wenn man bedenkt, dass das Fresko Mitten im 30jährigen Krieg entstand. Aber es will eine andere Wirklichkeit bezeichnen.

Barock in der Religion: die Treppe iim Palazzo Bernini
Francesco Borrominis Treppe

Und wenn wir schon mal da sind: Direkt Daneben gibt es im selben Palazzo gleich ein zweites architektonisches Meisterstück des Barock, Francesco Borrominis Treppe. Eine Spitze gegen seinen Konkurrenten Bernini, der im gleichen Palazzo auch eine Treppe gebaut hat, aber ganz eckig. Dagegen setzt Borromoni die pure Eleganz. Aber das führt jetzt zu weit.

PR könnte man sagen, Identitäts-Politik, Fürsten – und das waren die Päpste damals vor allem anderen – haben sich inszeniert. Dieses Fresko ist da ein ganz besonderes Beispiel der Gattung.

Der Barock in der Religion

Der Barock oder auch die Barocke, wenn man will, laden ein in Bildern zu denken. Es ist trotz aller Bildhaftigkeit aber auch das Zeitalter der Vernunft, der Aufklärung, der Mathematik. Aber diese Vernunft ist noch nicht der Positivismus, barocke Wirklichkeit kennt noch alle Dimensionen der Welt nebeneinander, Wissenschaft und Glauben. 

Unsere Religion ist bis heute immer noch von diesem Denken und vor allem von diesem Schauen geprägt. Nicht nur, weil sehr viele unserer Kirchen barock gebaut oder umgestaltet sind. Unsere ganze religiöse Vorstellungswelt ist zutiefst von diesen An-Schauungen gefüttert.

In Bildern denken

Passt das heute noch? Immer wenn der Papst davor warnt, dass die Kirche zu einem Museum wird, habe ich so eine barocke Kirche vor Augen, ganz automatisch. Selbst Sankt Peter ist da keine Ausnahme. Die meisten Menschen kommen hier eben wegen der Kunst rein wie in ein Museum. Nicht der Religion willen.

Dabei ist der Barock vor allem eins nicht: langweilig. Hier passieren Dinge, hier passiert was, hier ist alles in Bewegung. Egon Friedell schrieb in seiner „Kulturgeschichte der Neuzeit“ in den 20er Jahren, dass Menschen, welche die Renaissance höher stellten als die Barocke glauben „dass man ein Kunstwerk nur dann erhaben finden dürfe, wenn es langweilig ist.“ Barock ist Theater, ist Handlung, ist nicht langweilig. Jedenfalls nicht, wenn es gute Kunst ist.

Theater, Handlung, nicht langweilig

Noch einmal die Frage: passt das heute noch? Die Geschichte-Politik der Papst-Fürsten-Familien können wir nicht mehr Ernst nehmen. Das großartige Deckenfresko im Palazzo bleibt uns museal. Gilt das auch für religiöse Kunst? Für Rubens Christusbilder? Für Sankt Peter? Für all die kleinen und mittleren Barock-Kirchen bei uns?

Wenn ich im Palazzo hoch schaue, ist mir das alles sehr fremd. Wenn ich in der Kirche auf ein Bild aus der gleichen Zeit schaue, dann gestehe ich mir dieselbe Fremdheit oft nicht ein. Schließlich ist es eine Kirche, ein  Altarbild, oder so etwas. Aber es gibt sie, diese Fremdheit. Wir leben nicht mehr im Barock, unsere Bilder sind heute andere. Deswegen müssen wir noch längst nicht alles weg- oder abtun, aber das Denken in Bildern heute läuft anders.

Da ist jetzt unsere eigene Kreativität gefragt. In der Bild- und Zeichensprache von heute Kunst schaffen, die in unseren Glauben passt, als Darstellung, als Infragestellung, als Kommentar, als Widerspruch. Ein Besuch hier in Rom in einer der großen Kirchen zeigt uns jedenfalls, an welchen Vorläufern sich Kunst messen lassen muss.

 

Kategorien Allgemein, Geschichte, Kunst, Kultur und Können, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Barberini, Barock, Fresko, Glauben, Kultur, Kunst13 Kommentare zu Glauben sehen: Der Barock und die Religion

Zum Jahresende: Ganz große Geschichte machen

Veröffentlicht am 31. Dezember 201826. Dezember 2018
Gerade zum Fest und zum Jahreswechsel hören wir viel von einem Christentum, das uns irgendwie das Leben besser macht. Dabei gehört zum Fest so viel mehr - bunt geht das Jahr zu Ende Zum Abschluss des Jahres noch einmal Weihnachten. Und dann ab ins neue Jahr.

Wir machen Geschichte. Nichts weniger. Gerade zum Fest und zum Jahreswechsel hören wir viel von einem Christentum, das uns irgendwie das Leben besser macht. Dabei gehört zum Fest so viel mehr. Weihnachten macht Geschichte.

Gott wird Mensch und die Geschichte der Welt ändert sich: Aus Schwach wird stark, aus Schuld Vergebung, aus Gott Mensch. Das ist die eine Weihnachtsgeschichte, sozusagen erzählt aus einer heilsgeschichtlichen Perspektive. Groß und irgendwie fern, aber Gott gemäß weil in ganz großer Sicht, in kosmischer Sicht. „Der Augenblick, in dem die Menschheitsgeschichte sich umkehrt“, nichts weniger. Das ist aus einer Predigt von Papst Franziskus: „Es ist der Moment, in dem sich alles ändert, vom Beginn her.“

Weihnachten macht Geschichte

Und dann ist da die andere Geschichte: Gott gibt, er nimmt nicht. Während wir Menschen haben wollen, will Gott geben. Es ist an uns, genau dasselbe zu tun, zu geben, das Geben zu lernen, es wie Jesus zu machen. Angeleitet von den weihnachtlichen Fragen „Brauche ich wirklich so viele Dinge und komplizierte Rezepte zum Leben? Schaffe ich es, auf viele überflüssige Nebensächlichkeiten verzichten, um ein einfacheres Leben zu wählen?“ Das ist die individuelle Sicht, die fast schon moralische Sicht, meine eigene Sicht auf die Dinge, das was ich selber ändern kann.

Weihnachten ist der Ort, an dem beide zusammen gehören. Ich kann die Botschaft nicht auf Moral und Ethik reduzieren, nicht auf soziale Wirkung abklopfen. In den Berichten zum Fest hier in Rom kam überall das Wort „Gier“ im Titel vor, der Papst hatte in seiner Predigt schön deutlich formuliert, das macht sich gut.

Kritik macht sich immer gut

Wenn ich das aber dabei belasse, als Kritik an unserer westlichen Welt und so weiter, und wenn ich den Blick nicht weite, dann wird das irgendwie belanglos. Dann ist das wie die Reduktion von Fasten auf Abnehmen. Dafür brauche ich Gott nicht.

Nehmen wir noch einmal die Weihnachtspredigt von Papst Franziskus, und zwar genau diese Sätze, die danach überall zitiert wurden: „Der Mensch ist gierig und unersättlich geworden. Das Haben, das Anhäufen von Dingen scheint für viele der Sinn des Lebens zu sein. Eine unersättliche Gier durchzieht die Menschheitsgeschichte, bis hin zu den Paradoxien von heute, dass einige wenige üppig schlemmen und so viele kein Brot zum Leben haben.“

Ein neues Lebensmodell

Da merkt man schon, dass die beiden Sichten – die auf die Menschheit als solche und die auf den einzelnen Menschen – nicht auseinandergehen. Die Frage nach Gott und die Frage, wie unsere Welt aussieht, gehören zusammen.

Und auch theologisch geht das nicht. Was ich tue ist eben keine Selbstoptimierung, nicht Individualmoral. Was ich tue hat heilsgeschichtliche Bedeutung. Den Herrn annehmen hat Folgen, nämlich ein neues Lebensmodell: „nicht verschlingen und hamstern, sondern teilen und geben“. Und zwar nicht nur weil dann die Welt besser wird und gerechter und so. Das auch. Aber nicht nur. Sondern weil das das Lebensmodell Gottes ist.

Wendepunkt

„Betlehem bezeichnet den Wendepunkt im Lauf der Geschichte“, so hatte es der Papst gesagt. Es ist aber auch der Wendepunkt in meinem Leben. „Wenn wir dieses Leben [das in Christus geschenkt wird] annehmen, ändert sich die Geschichte, ausgehend von jedem von uns.“ Immer wieder. Jeden Tag: „wachsam warten, losgehen, Risiken eingehen, das Schöne weitererzählen.“ Und dann machen wir Geschichte. Heilsgeschichte.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein gesegnetes und gutes, Geschichte machendes Jahr 2019.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und VernunftSchlagwörter Glauben, Heilsgeschichte, Moral, Papst Franziskus, Weihnachten9 Kommentare zu Zum Jahresende: Ganz große Geschichte machen

Glauben im Paradox

Veröffentlicht am 17. November 201817. November 2018
Eine Entscheidung musste her Ignatius von Loyola - Bild in der Jesuitenkommunität in Jerusalem

Man kann christlichen Glauben nicht verstehen, wenn man nichts mit Paradoxen anfangen kann. Wir Christen leben einen paradoxen Glauben. Dass Leben durch den Tod kommt, dass Tod nicht das Ende ist, das ist wohl das zentralste Paradox, denn Tod bedeutet ja schlicht Ende vom Leben, nicht mehr leben.

Der „gerechtfertigte“ Sünder des Paulus ist auch so eine paradoxe Figur, auch die Seligpreisungen leben ja davon.

Eine der poetischeren Formulierungen des christlichen Glaubens-Paradoxons zitiert der Papst gerne, es ist der Satz des Dichters Hölderlin: „Non coerceri a maximo, conteneri tamen a minimo divinum est – nicht eingegrenzt sein vom Größten und dennoch umschlossen sein vom Kleinsten, das ist göttlich.“ Es ist das Motto über dem Hyperion-Roman und Hölderlin sagt, das sei die Grabschrift des Loyola, also die Schrift auf dem Grabstein des Ignatius von Loyola.

Papst Franziskus und Hölderlin

Wer nach Rom ans Grab des Ignatius von Loyola kommt, wird den Satz aber vergeblich suchen. Was aber nicht heißt, dass der Hölderlin-Satz nicht doch etwas von diesem Heiligen eingefangen hat. Was zweitens auch nicht heißt, dass der Jesuit Papst Franziskus nicht auch diese Hölderlin-Tradition aufgreift, etwa 2015, in der Predigt zum Konsistorium. Oder auch am Donnerstag in einer Ansprache.

Der Papst greift als Jesuit ja gerne auf geistliche Traditionen aus dem Orden oder um den Orden herum zurück, auch sind zentrale Gedanken und Anliegen ganz klar von seiner jesuitischen Herkunft geprägt. Aber natürlich ist der Hölderlin-Satz älter als Ignatius. Den paradoxen Zusammenhang von klein und groß hat uns schon Augustinus mit auf den theologischen Weg gegeben: Deus in minimis maximus, im Kleinsten zeigt sich Gottes Größe.

Nun ist das nicht logisch-dogmatisch zu verstehen. Ein Paradox ist ja das genaue Gegenteil von Klärung. Aber es hilft uns, unser Denken etwas aus der Verankerung zu schütteln.

Das Denken aus der Verankerung schütteln

Umschlossen vom Kleinsten: es gibt nichts, wo Gott nicht ganz enthalten wäre. Und umgekehrt: das Größte grenzt Gott nicht ein. Da kingt etwas der Satz an, dass über Gott Größeres nicht gedacht werden kann. Wir machen uns unwillkürlich Bilder von Gott, das geht ganz automatisch, weil wir unsere Welt anhand unserer Erfahrungen abbilden. Auch sprachlich. Und Gott wird gerne anhand von Macht beschrieben, auf Kirchenfenstern, in Glaubensaussagen, im Denken. Da ist das Kleinste hilfreich. Es nimmt uns die Hierarchie aus dem Denken heraus. Der allmächtige Gott, der Schöpfer, ist in allem enthalten.

Andersherum mit dem Größten: wir denken unsere Welt und begreifen. Wir haben Bilder vom Universum, auch wenn es schwer fällt, diese Unendlichkeit zu begreifen. Der Philosoph Hegel nennt es die „schlechte Unendlichkeit“, es geht immer weiter. Das Größte ist also immer etwas größer als das, was bisher das Größte war. Gott ist aber nicht eingegrenzt von diesem Größten, Gott bekommt keinen Ort zugewiesen, sondern weist umgekehrt der Welt ihren Ort zu, indem er sich der „Größe“ entzieht.

Die „schlechte Unendlichkeit“

Und dann die Kombination von beidem: beide Sätze für sich sind schon schwer, Hölderlin dreht in der poetischen Formulierung aber noch einmal an der Schraube des Paradoxen.

Was das mit Papst Franziskus und Ignatius zu tun hat: die Entgrenzung des Denkens und Glaubens. Wer dem eigenen Denken und Beten und Glauben Grenzen setzt, verfehlt Gott. Gott ist immer größer und immer kleiner als wir wissen, ahnen, glauben und sagen können. Das entzieht sich dem Begriff und unserem Sprechen, deswegen auch auch unserem Glauben, wenn wir keine Mystiker sind. Aber wir können uns danach ausstrecken.

Den großen Horizont im Blick, also Schöpfung und Erlösung durch Gott, und gleichzeitig sich um die Kleinen, Armen, Weggeworfenen kümmern. Das wäre die pragmatische Umformulierung des Spruchs, und so nutzt ihn Papst Franziskus. Aber es geht auch geistlicher, indem man sich nicht zufrieden gibt mit dem eigenen Glauben. Paradoxe bedeuten ja auch, dass die Logik und damit die Herrschaft über die Welt in Frage steht.

Paradoxe tun dem Glauben gut. Weil sie ihn nicht in Regeln und Sätzen aufgehen lassen, weil man sich ausstrecken muss, da das Ziel jenseits des Logischen liegt.

Und anderers ist christlicher Glaube nicht zu verstehen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Dichter, Friedrich Hölderlin, Glauben, Ignatius, Loyola, Papst Franziskus, Paradox11 Kommentare zu Glauben im Paradox

So einfach ist das. Und so schwer

Veröffentlicht am 3. November 201811. November 2018
Unterhaltungen bei der Synode Unterhaltungen bei der Synode

Es muss an der Basis beginnen. Wer ist Gott? Wie ist das mit dem Bösen? Und so weiter. Wenn wir über en Glauben sprechen, über Religion und Kirche, dominieren leider meistens diejenigen die Debatte, die über Moral sprechen. Oder es wird die „Hierarchie der Wahrheiten“ umgedreht und wir reden über Nachgeordnetes, als ob es das Wichtigste und vor allem das Entscheidende wäre.

Unterhaltungen bei der Synode
Unterhaltungen bei der Synode

Ja, der Teufel liegt im Detail und Gott auch, das stimmt und auch in den Kleinigkeiten und gerade in ihnen erkennen wir manchmal das Große.

Nur muss alles an der Basis beginnen. Bei der Synode – und auch dieses Stück hier nimmt seinen Ausgang bei der vergangenen Bischofssynode – gab es oft die Debatte, wie denn der Glauben an die kommenden Generationen weitergegeben werden könnte. Denn wenn das nicht gelingt, sind alle anderen Fragen irrelevant.

Die Ecksteine unseres Glaubens, die Basis, auf die müssten wir uns konzentrieren.

Auf die vier Fragen nach Gott und uns, wie es ein Synodenteilnehmer formulierte.

  • Wer ist Gott?
  • Wenn Gott gut ist, warum gibt es das Böse?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt, was tut Gott dann dagegen?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt und Gott etwas dagegen tut, wie können wir Teil davon werden?

Ziemlich überzeugend, das. Die Antwort auf Frage Eins ist natürlich „die Liebe“. Auch die Schöpfung ist auf diese Liebe zurück zu führen, auch die Gesetze, alles was wir von Gott sagen und sprechen, wie Benedikt XVI. es in Deus Caritas Est ausgefaltet hat.

 

Die Liebe Gottes und das Drama der Sünde

 

Frage Zwei: Das Drama der Sünde. Hier müssen wir über uns Menschen reden und über das, was in der Menschheit und in unserem Leben alles falsch gelaufen ist. Wo Schwäche ist, wo Sünde, wo Versagen. Und was das für Folgen hatte und hat. Das Ganze ist natürlich komplexer als ich das hier in einigen Zeilen sagen kann. Aber zur Basis unseres Glaubens gehört eben auch der Kontrast, den wir zu der Liebe Gottes bilden.

Frage drei: Die Geschichte der Erlösung. Jesus und die Liebe, die in die Schöpfung kommt.

 

Erlösung. Und dann wir

 

Und Frage vier: Jüngerinnen und Jünger dieses Jesus Christus werden und sein und bleiben, Kirche werden und sein und bleiben.

Das erfindet nicht das Rad neu, aber es hilft vielleicht, das eigene Sprechen von Kirche und Glauben auf einen tragenden Grund zu stellen und sich nicht in Quisquilien zu verlieren. Die mögen wichtig sein, aber sie begründen keinen Glauben. Und schon gar nicht führen sie dazu, dass Menschen fragen, an was dir da eigentlich glauben.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bischofssynode, Christus, Erlösung, Glauben, Gott, Jesus, Kirche, LiebeSchreiben Sie einen Kommentar zu So einfach ist das. Und so schwer

Die Schrift in der Hand

Veröffentlicht am 30. Oktober 201811. November 2018
Vor Sankt Ansgar in der Hamburger Neustadt Vor Sankt Ansgar in der Hamburger Neustadt

Wir Katholiken und die Bibel – das ist so eine Sache. Das gängige Vorurteil hat es ja, dass wir eher in den Katechismus schauen, während unsere evangelischen Schwestern und Brüder die Heilige Schrift lesen.

Große Freude hat mir gemacht, wie oft während der Bischofssynode die Bibel ins Gespräch kam. Genauer: wie versucht wurde, die Bibel, und hier vor allem das Neue Testament, als Schlüssel für die Sichtweise auf die Welt zu nutzen.

Das ist immer mit einem Perspektivwechsel verbunden, die Logik der Schrift verlangt von mir, dass ich meine eigenen Logiken verlasse oder zumindestens in Frage stelle. Die alterwührdige Sitte, einfach Bibelsprüche aus dem Zusammenhang zu reißen – und hier sind wir und unsere Geschwister der Reformationskirchen gleich schlimm – und irgendwo einzufügen oder aufzuhängen, das passt nicht.

Vor Sankt Ansgar in der Hamburger Neustadt
Vor Sankt Ansgar in der Hamburger Neustadt

Seit ich in Hamburg gelebt habe fallen mir dort auf der Straße und vor allem um unsere Kirche in der Neustadt immer wieder diese Schriftzüge auf, die eine sehr hartnäckige Person da seit mehr als zehn Jahren abringt. Immer derselbe Satz.

„Märchen“, das steht wohl dafür, dass das alles nicht wahr ist. Sondern „nur“ erzählt. Dass es Regeln und Weisheiten vergangener Tage enthält, die heute nicht mehr gelten. Dass es vielleicht unterhaltsam ist, aber mehr nicht. Das es Moral enthält wie die von den Grimm-Brüdern gesammelten Märchen. Was auch immer die Intention des Satzes von Hamburg ist, es geht vor allem um die Negierung des zentralen Satzes: Die Bibel ist eben nicht das „Wort Gottes“.

 

Eben nicht Wort Gottes?

 

Mir gibt das immer und immer wieder zu denken. Sonst würde ich ja auch hier nicht darüber schreiben. Was denken wir über die Bibel? Wie lese ich sie? Wie versuche ich, meinen Blick auf die Welt durch die Logik Jesu, die Logik der Schrift prägen zu lassen.

Denn das ist es ja schließlich, worum es geht. Lasse ich zu, dass mich das prägt, meinen Glauben, mein Leben, meine Entscheidungen, meine Perspektiven. Und wenn wir sagen und liturgisch bekennen dass das, was wir lesen und hören „Wort Gottes“ ist, dann muss das ja Folgen haben. Dann ist das nicht nur einfach so ein Satz, den man halt sagt.

 

Nicht einfach nur ein Satz, den man sagt

 

Gott ist eben nicht nur Objekt der Erzählungen, sondern auch Subjekt. Die Bücher der Bibel haben „echte Verfasser“, wie das Konzil es nennt, sie sind nicht von Gott irgendwie diktiert worden. Deswegen sprechen wir von Inspiration. Trotz der menschlichen Verfasserschaft ist da Gott, ist da Heiliger Geist zu entdecken. Weiterlesen „Die Schrift in der Hand“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Ökumene, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bibel, Glauben, Schrift, Wort Gottes7 Kommentare zu Die Schrift in der Hand

Das war’s jetzt. Punkt. Fragezeichen?

Veröffentlicht am 28. Oktober 201811. November 2018

Das soll es jetzt gewesen sein? Viele Kolleginnen und Kollegen fragen sich und mich, wo denn in dem Synodendokument jetzt der Aufbruch stecken soll. Wo das Neue, wo das Inspirierende. Und ob das nicht viel zu alt-hergebracht ist.

Gestern war ein langes Dokument nach über drei Wochen Beratungen abgestimmt worden, viel Enthusiasmus hatte es gegeben um diese Synode herum. Und jetzt?

#synod2018
Pressegespräch mit Frère Alois, Taizé, bei Vatican News
Pressekonferenz im Vatikan
Vorbereitung auf eine Pressekonferenz, mit Kardinal Schönborn und Erzbischof Martin
Der Autor dieser Zeilen mit dem brasilianischen Kollegen im Pressebalkon der Synodenaula

Das geht hin bis zur Berichterstattung, die als erstes die Suchfunktion auf bestimmte Begriffe loslässt um heraus zu finden, ob erstens Erregungspotential drin steckt und zweitens die eigenen Erwartungen erfüllt werden.

 

Suchfunktion auf bestimmte Begriffe gerichtet

 

Die Kirche und die Welt wird nicht durch ein Dokument gerettet. Auch nicht durch dieses. Was aber hilft ist, wenn sich Kirchen vor Ort das Ding vornehmen und die Schritte Erkennen – Deuten – Wählen nachvollziehen. Das ist in etwa so wie bei vielen anderen kirchlichen Texten, vor allem von Papst Franziskus. Wenn man sie nicht dem Alltag aussetzt, weiß man gar nicht, was sie taugen.

Also: Ob die Synode und ihr Dokument wirklich hilfreich gewesen sein werden, wird sich noch herausstellen müssen. The pudding is in the eating, wie das englische Sprichwort sagt, ob es was taugt stellt sich erst im Gebrauch heraus.

 

The pudding is in the eating

 

Dass es jetzt vielleicht die eine große zündende Idee nicht gibt, das muss gar nicht schlecht sein. Bei all unseren Krisen haben wir doch ein ums andere Mal festgestellt, dass es die eine Lösung für alle nicht gibt. Es wäre vielleicht vermessen, von einer Synode solch eine Lösung zu erwarten. Oder vom Papst, der aus den Ergebnissen dann ja sein eigenes Dokument macht, wie schon bei Amoris Laetitia und davor bei Evangelii Gaudium.

Es hat was von Allmachtsphantasie, an die eine, alles umfassende Lösung zu glauben.
Aber immerhin sind da einige Themen fest im Bewusstsein verankert, um welche die Kirche nun nicht mehr herum kommt.

Die Rolle und die Beteiligung von Frauen in der Kirche, vor allem auch in der Leitung. Die Frage der Migration in den Herkunftsländern, den Gastländern und den Ländern, wie die Flüchtlinge landen. Überhaupt die Frage der Verschiebungen ganzer Gesellschaften. Die Frage nach der digitalen Sprache und Kultur, dem digitalen Kontinent. Die Frage nach der Ausbildung und Befähigung von Christen zu sozialem und politischem Engagement. Und immer wieder die Frage nach dem Missbrauch von Macht und nach Umgang damit und von Prävention. Das alles liegt offen auf dem Tisch.

Die Schwäche des Dokuments wird so zu einer echten Stärke: Man kann es selber nachvollziehen und auf die eigenen Realitäten anwenden. Wenn man denn will.
Aber genau so kann man zum Teil des synodalen Prozesses werden.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bischofssynode, Dokument, Glauben, Gläubige, Jugend, Laien, Ortskirche, Papst Franziskus, Pastoral, Priester, Vatikan1 Kommentar zu Das war’s jetzt. Punkt. Fragezeichen?

„Hass auf was Göttlich ist im Menschen“

Veröffentlicht am 14. Oktober 201811. November 2018
Kardinal Gregorio Rosa Chavez betet am Grab seines Ziehvaters Oscar Romero Kardinal Gregorio Rosa Chavez betet am Grab seines Ziehvaters Oscar Romero

Oscar Arnulfo Romero ist nun heilig gesprochen. Die Kirche bekennt gemeinsam, in ihm Gottes Wirken unter uns zu erkennen und zu verehren.

Kardinal Gregorio Rosa Chavez betet am Grab seines Ziehvaters Oscar Romero
Kardinal Gregorio Rosa Chavez betet am Grab seines Ziehvaters Oscar Romero

Der Weg dahin war holprig, bis heute gibt es Menschen, die in Romero und seinem Kampf gegen die Gewalt im Land – von rechts wie von links – einen Politiker sehen. Keinen Kirchenmann. Sein Einsatz für die Schwachen wurde runtergemacht, sein Aufstehen gegen die Mächtigen von den Freunden der Mächtigen – auch in der Kirche – abgetan.

Papst Franziskus hatte das als „zweites Martyrium“ bezeichnet, nach dem Tod wurde er von der eigenen Kirche verleumdet, im eigenen Land.

Selbst dass er ein Märtyrer war, wurde lange nicht anerkannt. Schließlich sei er ja von Katholiken umgebracht worden, ein Hass auf den Glauben könne deswegen nicht vorliegen, lautete lange das vorgeschobene Argument.

 

Das „zweites Martyrium“

 

In einem Artikel für Adveniat bin ich dem mal nachgegangen. Und bin auf eine Formulierung von Papst Johannes Paul II. gestoßen, welche dieser über Maximilian Kolbe geprägt hatte. Auch der war ja nicht wegen seines Glaubens umgebracht worden. 1982 stellte der Papst aber klar, dass Kolbe Märtyrer sei, er sei getötet worden aus „Hass auf den Menschen und auf das, was Göttlich ist im Menschen“.

Und genau das verehre ich persönlich auch in Romero. Sein Einsatz für die Schwachen und gegen Gewalt, gegen die Gewalttäter und Mächtigen, sein nicht-schweigen-können hat etwas Göttliches. Wenn das Gottes Wirken ist, wenn wir uns für unsere Schwestern und Brüder einsetzen, gleich gegen wen, dann verehre ich dieses Wirken in diesem Heiligen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Gerechtigkeit, Glauben, Göttlich, Heiligsprechung, Kirche, Märtyrer, Menschen, Rom, Romero, Vatikan, Zeugnis12 Kommentare zu „Hass auf was Göttlich ist im Menschen“

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