Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Monat: Februar 2014

Ein Buch, ein Buch!

Veröffentlicht am 28. Februar 2014

Warum muss damit Geld gemacht werden? Eine Frage bei Facebook auf meine Ankündigung dort, dass der Text, den Kardinal Walter Kasper während des Konsistoriums den Kardinälen hinter verschlossenen Türen vorgetragen hat, als Buch veröffentlicht werden wird. Viele hatten gesagt, dass sie es nicht verstünden, weswegen dieser Beitrag zu einer so wichtigen Debatte um Familie und Werte und Ehe und Theologie und Sakramente geheim bleiben solle. Bleibt er nicht, sagt Kardinal Kasper und veröffentlicht ihn.

Warum muss also damit Geld gemacht werden? Eine andere Frage ging an mich, hier im Blog: Wohin denn die Einnahmen aus meinem Buch flössen. Das war sicherlich nicht als Frage gemeint.

Geld zu verdienen hat einen komischen Geruch bekommen. „Eigentum ist Diebstahl“, sozusagen. Das Internet beliefert frei Haus, da will man nichts mehr an Geld auf den Tisch legen. Und wer doch noch was verlangt, dem wird irgendwie Franziskus vorgehalten.

Das ist ein ziemlich trauriges Spiel. Die christlichen Kirchen in Deutschland haben heute ein Papier vorgelegt, in dem es um Wirtschaft und Gerechtigkeit geht. Da geht es um verantwortliches Wirtschaften. Diese „Haben-will-und-zwar-sofort“ dagegen geht mir ziemlich auf den Keks.

Es muss nicht immer alles gleich sofort auf den Tisch, weil es jemand haben will. Es muss nicht frei für alle zugänglich sein, Millisekunden nachdem das Wort im Saal verhallt ist. Vertraulichkeit darf auch Vertraulichkeit bleiben und wenn man sich für Öffentlichkeit entscheidet, dann ist immer noch nicht sicher gestellt, dass eine theologische Debatte wie die von Kardinal Kasper auch wirklich ohne jegliche theologische Vorbildung verstehbar wird.

Also: Fuß vom Gas und abwarten, wir haben eine längere Zeit vor uns, in der wir die vom Kardinal angesprochenen Themen behandeln werden. Da darf man ruhig eine Woche warten. Und manch einer wird froh sein, das Buch dann im Regal zu haben und nicht angelesen im Netz von tausend Halbzitaten verdeckt neben all den anderen halbgelesenen Dokumenten zu vergessen.

 

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Buch, Familie, Kasper, Konsistorium, Rede, Synode, Vatikan, Vorbereitung15 Kommentare zu Ein Buch, ein Buch!

Elende Geschichten

Veröffentlicht am 26. Februar 2014

Die Zukunft des Journalismus ist nicht die Übermittlung von Nachrichten, sondern das Erklären und die Einordnung: „News sources can’t just give us the facts. They must tell us what those facts mean.“ Ein guter Artikel über unsere Branche.

Die These: Aus längeren, spannenden und nicht einfach zu verstehenden Zusammenhängen einfach Einzelsätze und Fakten herauszubrechen, wird dem Ganzen nicht gerecht. Kurz: Es geht um Verantwortung.

Der Artikel lag diesen Morgen gemeinsam mit einem weiteren auf meinem Desktop: La Stampa – eine italienische Zeitung – hatte einen Brief auf der Titelseite veröffentlicht, den Papst emeritus Benedikt ihnen geschrieben hatte. Italienische und dann auch andere Journalisten hatten pünktlich zum Jahrestag des Amtsverzichtes am 28. Februar spekuliert, ob denn dieser Verzicht denn überhaupt gültig gewesen sei.

Es ist wie beim Wort „umstritten“, indem ich es benutze, mache ich es wahr. Jemand schreibt, dass es Fragen zum Amtsverzicht gäbe, und allein dieses Schreiben macht die Fragen wahr, denn er selbst hat ja angefragt.

Es gibt aber keine kirchenrechtlichen Anfragen an den Amtsverzicht Benedikt XVI.

Was aber einige Kolleginnen und Kollegen nicht davon abhält, daraus trotzdem Artikel zu machen, weil es halt schön die Zeitung füllt und Kontrast, Konflikt, Streit und so weiter bringt.

Was mich wieder zum oben genannten Artikel bringt: verantwortungsbewusst dem Leser gegenüber ist das nicht. Und ich kann nur hoffen, dass es nicht die Zukunft des Journalismus ist.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Amtsverzicht, Benedikt XVI., Brief, Journalismus, Medien3 Kommentare zu Elende Geschichten

Wortumdrehung

Veröffentlicht am 25. Februar 201425. Februar 2014

Es ist der erste Schritt zur strukturellen Reform des Vatikan: Papst Franziskus hat an diesem Montag eine Zentralbehörde im Vatikan gegründet, der alle wirtschaftlichen und finanziellen Belange unterstehen: einen Rat für die Entscheidungen, ein Sekretariat für die Umsetzung und einen Revisor bzw. Auditor, der alle Konten und Finanzverwaltungen jederzeit kontrollieren kann.

Beim Rat bin ich allerdings hängen geblieben. So gut ich das Projekt finde, musste ich bei einer Formulierung stutzen. Und zwar soll der Rat aus 15 Menschen bestehen, davon sollen acht Kleriker sein und sieben Laien. Und genau da bleibe ich hängen. Sprachlich ist das nämlich mindestens merkwürdig.

Die Pressemitteilung des Vatikan sagt ausdrücklich, dass das Sekretariat und der Rat, so wie sie gegründet sind, sicher stellen sollen, dass fachmännischer Rat einfließen kann. Die sieben Mitglieder, die keine Kleriker sind, sollen also Fachwissen über den Finanzsektor beisteuern, während die Kleriker Fachwissen über die Kirche beisteuern. An sich eine wunderbare Arbeitsteilung. Nur macht das einmal mehr klar, wie vollkommen unsinnig das Wort „Laien“ geworden ist.

Die sieben werden eben genau deswegen ausgewählt, weil sie keine Laien, sondern Fachleute sind. Das Wort „Laien“ wie wir es in der Kirche benutzen, hat einen völlig anderen Sinn als das Wort, wie wir es in der normalen, deutschen Umgangssprache benutzen. Laie bedeutet hier unwissend, Amateur. Und genau das sollen die Mitglieder des Rates nicht sein.

Es wird Zeit, sich nach einer neuen Unterscheidung umzusehen, die alte trägt nicht mehr . Ich gebe zu: Ich habe keine Lösung. Mit dem Gedankenspiel laufe ich schon länger herum, allein, ohne Erfolg.

Hat jemand eine Lösung dafür, wie man über Kleriker und Nichtkleriker sprechen kann, ohne die Zweiteren negativ als „nicht“Kleriker zu bezeichnen oder einen obsoleten Begriff, nämlich „Laien“, zu benutzen? Ich freue mich über alle Vorschläge.

 

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, VatikanSchlagwörter Franziskus, Kleriker, Laien, Priester, Rat, Sekretariat, Vatikan25 Kommentare zu Wortumdrehung

Wege des Papstes

Veröffentlicht am 24. Februar 201424. Februar 2014

Wie geht das mit dem Papst und Jesus? Wortzähler wollen festgestellt haben, dass Franziskus häufiger „Jesus“ sagt als „Christus“. Ob das dann schon den Schluss rechtfertigt, der Papst denke eher biblisch als dogmatisch-theologisch lasse ich mal dahin gestellt, sicher ist aber, dass Franziskus mit der Bibel lebt. Und was kann man auch sprachlich nachverfolgen.

Immer wieder wird das auch in den Morgenpredigten hörbar, wenn er über das spricht, was er vorher meditiert hat. Papst Franziskus ist ganz buchstäblich mit Jesus Christus auf dem Weg. Zwei Abschnitte vom vergangenen Wochenende möchte ich dazu noch einmal anführen, in ihrer Prägnanz sind sie mir hängen geblieben und ich finde sie beispielhaft.

 

Aus der Ansprache bei der Feier zur Erhebung neuer Kardinäle am 22. Februar, über das Wort „gehen“.

 

„Heute kehrt dieses Wort [im Evangelium] wieder, aber als eine Geste, als das Handeln Jesu, das fortdauert: ‚Jesus ging…’. Das beeindruckt uns in den Evangelien: Jesus wandert viel umher, und während des Weges unterweist er die Seinen. Das ist wichtig. Jesus ist nicht gekommen, um eine Philosophie, eine Ideologie zu lehren… sondern einen „Weg“ – einen Weg, der gemeinsam mit ihm zurückzulegen ist, und diesen Weg erlernt man, indem man ihn beschreitet, im Gehen. Ja, liebe Mitbrüder, das ist unsere Freude: mit Jesus zu gehen. Doch das ist nicht einfach, ist nicht bequem, denn der Weg, den Jesus wählt, ist der des Kreuzes.“

 

Aus der Morgenpredigt am 20. Februar über die Frage, wie man Jesus kennenlernen kann.

 

„Es sieht so aus, als ob es nicht reicht, auf diese Frage einfach mit dem zu antworten, was wir im Katechismus gelernt haben. Natürlich ist es wichtig, den Katechismus zu studieren, aber es reicht nicht! Um Jesus kennenzulernen, müssen wir den Weg mitgehen, den Petrus gegangen ist. Weiterlesen „Wege des Papstes“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Christus, Franziskus, gehen, Glauben, Jesus, kennen, Papst, Predigt, Spiritualität1 Kommentar zu Wege des Papstes

Mit ganzer Würde

Veröffentlicht am 22. Februar 201424. Februar 2014

AP2288583Ein großartiges Bild: Der Papst und sein Vorgänger. Als ich gestern Abend die Ansprache von Pietro Parolin übersetzte, in der er den Anwesenden Papst emeritus begrüßt, musste ich erst zweimal hinsehen. Es war die erste öffentliche Anwesenheit Benedikt XVI. nach seinem Amtsverzicht bei einer Feier im Petersdom.

Keiner wusste etwas davon, die vor der Feier einziehenden Kardinäle waren sichtlich überrascht und erfreut, schnell bildete sich eine Traube. Beim Einzug in die Basilika machte auch Papst Franziskus einen kleinen Umweg und ging zu seinem Vorgänger. Der hatte entschieden, dass er unter den Kardinälen sitzen wollte, also nicht extra für sich. Allein das ist eine Geste.

Benedikt nimmt sein Pilelolus – das kleine weiße Scheitelkäppchen – ab, er zieht sozusagen respektvoll den Hut. Eine herzliche Umarmung, dann nimmt das Konsistorium seinen Lauf.

Die Kirche feiert heute „Kathedra Petri“, und ein Konsistorium ist quasi das päpstlichste aller vatikanischen Ereignisse. Papst Benedikt hatte vor seinem Rücktritt gesagt, dass er nicht weglaufe, sondern auf andere Weise dem Amt zur Verfügung stehen würde: betend. Genau das haben wir heute gesehen. Hut ab, möchte ich das sagen.

Kleine Nebenbemerkung: Papst emeritus Benedikt gibt damit auch allen Nachfolgern ein Beispiel. Die nächsten Päpste, die sich mit Rücktrittsgedanken tragen, werden in ihm ein Beispiel finden, dass das gut gehen kann. Dass man nicht eingesperrt sein muss und dass trotz Mediengesellschaft mit Hype-Versessenheit man auftauchen kann, ohne den Nachfolger zu stören.

Mich hat dieses Konsistorium heute sehr beeindruckt. Eine sehr würdevolle Sache.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Benedikt, Franziskus, Gebet, Kardinäle, Papst8 Kommentare zu Mit ganzer Würde

Blog ohne Strom

Veröffentlicht am 21. Februar 2014

FranziskusBuchEs ist angekommen: Mein Papst-Buch. Dank dem Benno-Verlag sind meine Gedanken und Beobachtungen aus den ersten Monaten mit Papst Franziskus nun im Regal. Wer diesem Blog folgt, der wird nichts Neues finden, es sind die Artikel, die hier eingestellt waren. Aber es ist eben ein Buch, ein Blog ohne Strom, leider auch ohne Kommentarfunktion, aber eben ein Buch. Wer sich mit dem Internet schwer tut, dem kann ich vielleicht damit dienen.

Und deswegen habe ich auch keine Hemmungen, an dieser Stelle für das Buch zu werben. Auch wenn es merkwürdig ist, virtuell für etwas Reales zu werben, das etwas vorher Virtuelles herausgibt. Wie dem auch sei, wem es gefällt, dem sei es empfohlen.

Viel Vergnügen beim Nachstöbern.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und MedienSchlagwörter Benn-Verlag, Blog, Buch, Franziskus, Hagenkord, Medien10 Kommentare zu Blog ohne Strom

Arme Kirche für die Armen

Veröffentlicht am 19. Februar 201419. Februar 2014

Etwas nicht zu haben, also arm sein, muss nichts Schlimmes sein, im Gegenteil. Mangel und Bedürftigkeit ist Teil des Menschseins, wir schaffen uns nicht selbst mit unseren Gütern und Fähigkeiten und hängen immer von anderen ab. Wenn man sich das eingesteht, dann ist der Weg frei für eine solidarische Gesellschaft, in der wir uns gegenseitig als Bereicherung erfahren. Und das ist auch gemeint, wenn Jesus im Evangelium die Armut in die Seligpreisungen aufnimmt.

corriere-della-seraDas ist zugegeben eine halsbrecherische Kurzversion des Textes, den Papst Franziskus als Vorwort für ein Buch von Kardinal Gerhard Ludwig Müller geschrieben hat. Im heutigen Corriere della Sera ist der Text abgedruckt. Auf die Titelseite hat es der Papst dieses Mal nicht geschafft, die Regierungsbildung Renzi ist dann doch spannender als geistliche Überlegungen zu Armut und Bedürftigkeit. Nebenbemerkung: Kardinal Müller, weil das Buch erst am Dienstag erscheint, dann wird Erzbischof Müller bereits Kardinal sein. „Arm für die Armen“, „Povera per i Poveri“ heißt das Buch. „Povera“ ist grammatisch feminin, es ist also eindeutig die Kirche, chiesa, gemeint.

Für Radio Vatikan habe ich den Text des Papstes etwas ausführlicher zusammen gefasst, als in meinem Radikalmanöver oben.

Aber in dieser Kürzung wird etwas sichtbar, was als Bewegung dem Sprechen des Papstes über Armut zu Grunde liegt: Es ist nie nur Wirtschaftskritik, wenn er Armut anprangert. Das auch, und der erste Teil des Vorwortes ist genau das. Dahinter liegt aber eine geistige und geistliche Haltung. Geld könne etwas Gutes oder auch etwas Schlechtes sein, je nachdem, ob es Freiheit fördere oder einschränke indem es unterdrücke. Das Gleiche gelte für Armut: Das von anderen Abhängen sei Teil des Lebens, das könne man fruchtbar machen und solidarisch leben, indem man die Güter verteile, in einer Art gegenseitiger Fruchtbarkeit des Gewinnens und Weggebens.

Es wird Zeit, sich all dem genauer zuzuwenden. Fast ein Jahr nach dem Satz, er wolle eine „arme Kirche für die Armen“ wird langsam deutlich, was genau Papst Franziskus darunter verstanden wissen will, das Vorwort liefert einen weiteren Verständnisschritt dazu.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Befreiungstheologie, Buch, Franziskus, Gerhard Ludwig Müller, Kardinal Müller, Papst, Vorwort41 Kommentare zu Arme Kirche für die Armen

Für den Jahrestag lernen

Veröffentlicht am 18. Februar 201418. Februar 2014

In Jahrestagen gerechnet sind wir noch im Pontifikat Benedikt XVI. Am 11. jährte sich die Ankündigung zum Amtsverzicht, am 28. wird sich dieser selbst jähren, und erst am 13. März ist dann Jahrestag der Wahl Franziskus’.

Trotzdem richten sich die Blicke vor allem auf letzteren Termine. In den vergangenen Tagen habe ich mit vielen Kolleginnen und Kollegen gesprochen, interessanterweise auch aus anderen Ländern, die meine Sichtweise der Dinge hören wollten, was den „neuen“ Papst angeht. Alle arbeiten gerade an den Titelgeschichten zur Papstwahl-Erinnerung und jeder möchte eine profunde Analyse abgeben.

 

Liberale Werte, Benedikt XVI. und die Frage nach den Entscheidungen

 

Drei Dinge möchte ich dazu an dieser Stelle loswerden, sozusagen als Synthese der Gespräche:

Erstens: Franziskus ist nicht der Kreuzritter der europäisch-liberalen Werte. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Frauenpriestertum, was auch immer alles auf der Agenda der sich selber als liberal verstehenden Menschen – Christen und auch nicht – steht, das ist nicht die Agenda des Papstes. Er will eine missionarische Kirche, und was das bedeutet, das hat er uns schriftlich gegeben (Evangelii Gaudium). Jede Frage, die mit „wann wird Franziskus endlich …“ beginnt, trifft unvermeidlich ins Leere.

Er selber hat von sich gesagt, dass er „vom Ende der Welt“ sei. Das heißt vor allem erst einmal, dass die bisherigen europäischen oder westlichen Schubladen oder Kategorien nicht mehr alleine bestimmen, wie die Welt funktioniert. An uns Europäern entscheidet sich nicht mehr die Zukunft. Das müssen wir einsehen lernen.

 

Zweitens: Jeder Vergleich Benedikt XVI. und Franziskus zeigt mehr eigenes Vorverständnis als dass er zum wirklichen Verstehen beiträgt. Weiterlesen „Für den Jahrestag lernen“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Franziskus, Jahrestag, Medien, Papstwahl, Verstehen, Wahrnehmung2 Kommentare zu Für den Jahrestag lernen

Keine Experten für apokalyptische Diagnosen

Veröffentlicht am 16. Februar 2014

„Es ist gut, dass man in uns nicht so sehr Experten für apokalyptische Diagnosen sieht bzw. finstere Richter, die sich damit brüsten, jede Gefahr und jede Verirrung aufzuspüren, sondern frohe Boten, die befreiende Lösungen vorschlagen, und Hüter des Guten und der Schönheit, die in einem Leben, das dem Evangelium treu ist, erstrahlen.“ In der vergangenen Woche habe ich erneut intensiv Evangelii Gaudium gelesen, das Schreiben Papst Franziskus, das er „programmatisch“ genannt hat. Und an diesem Satz bin ich hängen geblieben (EG 168).

Als Belgien den Weg frei machte für die aktive Sterbehilfe für Kinder, habe ich mehrfach angesetzt, um im Blog etwas dazu zu schreiben. Einige Zeilen oder Absätze ging das dann auch gut, aber am Ende haben sich meine Gedanken immer mit dem Satz verhakt, den ich eingangs zitiert habe.

 

Nicht gleich der Untergang

 

Es sei der Anfang eines gefährlichen Weges, ein Schritt zur Unterwerfung des Menschen unter Nützlichkeit und so weiter, das waren immer die Schlussgedanken. Dammbrucheffekt, der Verweis auf andere Gesetze, deren erst strengen Regeln nach und nach aufgeweicht wurden und so weiter, das alles stand schon auf dem Bildschirm. Die Vorstellung, Kinder zu töten, korrespondierte in meinem Kopf und in meinen Fingern immer mit starkem Widerspruch und den schlimmsten Folgen.

Aber der Papst sagt mir gleichzeitig, dass das nicht meine Aufgabe ist. Natürlich sollen wir Christen auf die Absurdität hinweisen, Leben zu töten, das Töten kann nie fortschrittlich sein, wie es Franziskus selber sagt. Da gibt es einiges zu zu sagen und glücklicherweise machen das die Fachleute auch.

Aber bei mir stellte ich die Versuchung fest, genau das zu werden, was der Papst nicht von mir will. Ich bin kein Experte für apokalyptische Diagnosen, auch wenn so eine Diagnose das von mir vehement Abgelehnte erst so richtig schlimm aussehen lässt.

Stattdessen sollen wir befreiende Lösungen vorschlagen. Wir sollen über das Leben sprechen, über Geschenk und Liebe und darüber, dass es sich lohnt, das Leben zu schützen, immer. Wir sollen die Errungenschaften, medizinische, psychologische und technische loben, die es uns ermöglichen, Menschen den Schmerz zu nehmen, ohne sie zu töten. Wir sollen die Verantwortung loben, die Menschen für andere Menschen übernehmen, wenn sie sich entscheiden, Kinder zu bekommen. Wir sollen die Gesellschaft loben, die es auch denen unter uns die schlimme Schicksale erleiden ermöglicht, ein würdevolles Leben zu leben. Und dort, wo wir nicht loben könne, dort gilt es mitzuarbeiten, dass das möglich wird.

 

Befreiende Lösungen

 

Was Belgien da erlaubt, ist schlimm. Gegen solche Tendenzen zu arbeiten können wir aber nur, wenn wir das Gute am Leben betonen und jedes Leben ermöglichen, so dass der Wunsch zu töten um eine Last loszuwerden gar nicht entsteht. Mauern aufbauen und das Ende der Zivilisation beschwören ist jedenfalls nicht dem Evangelium gemäß.

Franziskus’ Reformideen sind manchmal gar nicht so leicht.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Belgien, Evangelii Gaudium, Franziskus, Gesellschaft, Gesundheit, Hilfe, Lebensschutz, Moral, Staat, Sterbehilfe31 Kommentare zu Keine Experten für apokalyptische Diagnosen

Geistliche Übung

Veröffentlicht am 13. Februar 201413. Februar 2014

„Es muss nun daran erinnert werden, dass die liturgische Verkündigung des Wortes Gottes … das Gespräch Gottes mit seinem Volk ist“ sagt Papst Franziskus in Evangelii Gaudium (Nr. 137). Es geht in dem Abschnitt um die Predigt und der Papst will sicher stellen – wie auch an anderen Stellen im Text – dass das nichts Theoretisches bleibt, sondern praktisch wird.

Papstpredigt in der PFarrei Sacro Cuore, Rom, 19. Januar
Papstpredigt in der Pfarrei Sacro Cuore, Rom, 19. Januar

Ab und zu haben wir seine Form, das praktisch werden zu lassen, auf dem Petersplatz erlebt. Wenn er zum Beispiel bei Audienz oder Angelusgebet Fragen stellt und dann von den Versammelten Antworten erbittet, in Form von Zuruf oder gemeinsamen Gebetsruf. Er schließt die Menschen in sein Denken und Sprechen ein, lässt sie nicht nur Zuhörer sein sondern Mitmacher.

Das kann man noch für rhetorische Mittel halten oder für einen eigenen oder kulturell geprägten Predigtstil. Aber Franziskus kann noch mehr, er kann in seine Predigten kleine angeleitete geistliche Übungen einbauen, ohne die Zuhörer und Mitfeiernden zu überfahren oder zu überfordern.

Eine dieser Predigten möchte ich noch einmal hier zitieren, sie ist etwa einen Monat her aber beschäftigt mich seitdem: Die Papstpredigt bei einem Pfarreibesuch in Rom am 19. Januar:

 

„Und jetzt lade ich euch ein, etwas zu tun: Wir wollen die Augen schließen und uns jene Szene dort am Ufer des Flusses vorstellen: Johannes tauft, und Jesus kommt auf ihn zu. Und wir hören die Stimme des Johannes: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt.“ Wir wollen Jesus anschauen, und im Stillen möge jeder von uns aus seinem Herzen heraus etwas zu Jesus sagen. Im Stillen. [Augenblick der Stille]. Der Herr Jesus, der sanft ist, der gut ist – der ein Lamm ist –, der gekommen ist, um die Sünden hinwegzunehmen, begleite uns auf dem Weg unseres Lebens. So sei es.”

Kategorien Allgemein8 Kommentare zu Geistliche Übung

Der wahre Revolutionär

Veröffentlicht am 11. Februar 201411. Februar 2014

Papst Benedikt XVI. verlässt die GeneralaudienzAm 11. Februar 2013: Die revolutionäre Tat Papst Benedikt XVI., mit einem wachen Blick auf die Realität seinen Rücktritt anzukündigen. Damit habe dieser Papst das Papstamt für immer verändert lauteten viele Kommentare, auch der meine.

Ein Jahr später ist das irgendwie in den Hintergrund geraten. Franziskus wird auf eine Art und Weise mit dem Amt identifiziert, wie es bei Benedikt nie der Fall war. Und während der Rücktritt ja gerade Mensch und Amt wörtlich voneinander trennte, findet im Augenblick in den Augen der Öffentlichkeit das Gegenteil statt.

Nun kann man sagen, dass wir und noch nicht richtig daran gewöhnt haben, dass nun diese Möglichkeit eines Rücktritts besteht. Die Kirche denkt immer in Präzedenzfällen, und einen zurück getretenen Papst gibt es ja nun. Und dass das auch noch problemlos vonstatten geht, mit Treffen, Besuchen und einem geringen Maß an Öffentlichkeit, das ist um so mehr das Zeichen dafür, dass es kein Ausnahmefall bleiben wird. Irgendwann wird wieder ein Papst zurück treten, wer und wann das auch immer sein wird.

Bei all dem Revolutionären, mit dem Papst Franziskus im Augenblick in Verbindung gebracht wird, ist doch der bei weitem revolutionärste Akt immer noch der Rücktritt seines Vorgängers. Alles, was an Wandel derzeit in der Kirche geschieht, verdankt sich ihm. Danke, Papst Benedikt.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Februar, Franziskus, Papstwahl, Revolution, Rücktritt, Wandel7 Kommentare zu Der wahre Revolutionär

Verfahren

Veröffentlicht am 10. Februar 201410. Februar 2014

Zwei konträre Aussagen können nicht gleichzeitig wahr sein. Als vor zwei Wochen das Magazin Focus meldete, der Abschlussbericht zu Limburg sei fertig und er werde Bischof Tebartz-van Elst so gut wie frei sprechen, musste die für den Bericht verantwortliche Deutsche Bischofskonferenz dementieren: Der Bericht sei noch nicht fertig. „Fakten, Fakten, Fakten“? Fehlanzeige. Das gleiche Dementi könnte die dbk gestern abgesetzt haben, dieses Mal über das Magazin Spiegel mit der genau gegenteiligen Meldung: Der Bericht belaste den Bischof sehr stark und mehr noch als bisher bekannt.

Mindestens eines der beiden Blätter muss sich dringend neue Informationsquellen beschaffen, um sich nicht weiter vor aller Welt vorführen zu lassen.

Meine Respekt vor den Recherchefähigkeiten des Spiegel ist immens, aber auch nach diesem neuesten Bericht bin ich weiter von dem überzeugt, was ich im Oktober gesagt habe: Der Papst hat richtig gehandelt, ein Verfahren einzusetzen und es lokal zu verorten. Dort wird untersucht und gesammelt, und erst wenn alles feststeht, dann wird entschieden. Nicht auf die Schnelle, nicht auf Hörensagen, sondern mit Tatsachen.

Das ist wie bei der so genannten „Vatikanbank“, dem IOR. Da hatten die Medien in ihren Schnellmeldungen im letzten Jahr spekuliert, der neue Papst Franziskus wolle es auflösen. Stattdessen passiert dasselbe wie im Limburger Fall: Eine Kommission – in diesem Fall Fachleute von außen – schaut sich die Bank an und dann wird entschieden, was geändert werden muss, wie es weiter gehen muss, wozu das Institut weiter dienen kann. Danach, nicht aus dem Bauch heraus davor.

Im Spiegel-Bericht wird ein namentlich nicht weiter genannter Priester zitiert, der sagt, jeder Tag der ohne Entscheidung vergehe schade dem Ansehen von Papst Franziskus. Das ist ein ganz gefährlicher Satz. So sehr ich den Druck verstehen kann, so ist es doch nur ein klares Verfahren, was die Situation lösen kann.

Geduld ist anstrengend, aber die müssen wir jetzt aufbringen.

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Bischofskonferenz, Franziskus, Limburg, Medien, Papst, Spiegel, Verfahren8 Kommentare zu Verfahren

Beitragsnavigation

Ältere Beiträge

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2025
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.OKNeinDatenschutzerklärung