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Vatican News

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Monat: März 2020

Aus Wissenschaft wird Politik

Veröffentlicht am 30. März 202029. März 2020
aus dem Sein folgt noch kein Sollen Debatten in Zeiten von Corona: Fenster in einem römischen Innenhof (Archiv)

In der Philosophie nennt man es einen ‚naturalistischen Fehlschluss‘: Aus der Bewertung als ‚gut‘ wird ein ‚muss‘ abgeleitet, also ein Sollen. Das Problem: aus dem Sein folgt noch kein Sollen. Dafür brauche ich einen Schritt mehr, ein Sollen kann sich nur aus einem anderen Sollen ergeben. Wenn der Schritt nicht gemacht wird, ist es eben ein Fehlschluss.

Weswegen ich das hier anbringe: Nicht aus dem Virus ergeben sich die vielen Maßnahmen, die uns derzeit belasten. Sondern aus dem Mandat, Menschenleben zu schützen und zu retten. Letzteres ist das Sollen. Klingt erst mal banal, hat aber wichtige Auswirkungen.

Aus dem Sein folgt noch kein Sollen

Bei der vielen Berichterstattung zu den Maßnahmen zum Corona-Virus ist mir vor einigen Tagen ein Philosoph untergekommen. Der wies auf eine Merkwürdigkeit des Politischen in diesen Tagen hin.

Zum einen würden die Experten den Rahmen des zu Tuenden definieren. Statistiken, vorsichtige Projektionen was noch passieren könnte, Ansteckungsmöglichkeiten, all das wird von Politik derzeit in Maßnahmen umgesetzt.

So schlimm und einschneidend das ist, es klingt selbstverständlich. Es gibt kluge und zurückhaltende Zweifel, es gibt rechtsstaatliche Debatten, aber keinen Widerstand gegen die Maßnahmen, weil die halt angesagt sind. Die Experten warnen und definieren, was gemacht werden muss. Und die Politik handelt.

Prinzipien bestimmen, nicht Wissenschaft

Was getan werden soll, ergibt sich aber nicht aus naturwissenschaftlichen Tatsachen, so der Philosoph Markus Gabriel. Sondern aus – meine Worte – politischen Prinzipien. Erst die Entscheidung, Menschen zu schützen, gibt der Politik das Mandat so oder eben anders zu reagieren.

Der Philosoph fragt: Warum gilt aber das gleiche nicht in anderen, ebenfalls massiven Krisen? Dieser Frage schließe ich mich an.

Politik reagiert hart und klar und tut alles, um eine Katastrophe zu vermeiden. Da mache ich mit, auch ich will das vermeiden. Ich will aber auch anderes vermeiden, zum Beispiel den massiven und uns gefährdenden Klimawandel.

Und die anderen Krisen?

Auch hier gibt es klare wissenschaftliche Modelle und Prognosen, wie beim Virus. Aber hier erlauben sich einige Politiker, das zu ignorieren oder gegen andere Prinzipien – Autoindustrie in Deutschland schafft Arbeitsplätze – abzuwägen. Hier richtet man sich dezidiert nicht nach naturwissenschaftlichen Einsichten und Modellen.

Oder besser: man richtet sich nach wirtschaftswissenschaftlichen Modellen, nicht nach der Klimaforschung.

Ich würde mich freuen, wenn wir in der Debatte diese Dimension nicht vergessen. In der augenblicklichen Krise traue ich der Politik zu, die richtigen Abwägungen zu treffen. Zwischen Kontaktverbot und Notwendigkeit zur Versorgung. Zwischen wirtschaftlicher Abschottung und damit Not und der Vermeidung der Überlastung des Gesundheitssystems.

Vertrauenssache

In der anderen Krise, der Krimakrise, habe ich das Vertrauen allerdings nicht. Zu laut rufen seit Jahren die Experten mit ihrer naturwissenschaftlichen Expertise, zu langsam gibt es da Fortschritt.

Die politischen Prinzipien bleiben, und das ist gut so. Nur müssten sie auch mal auf andere naturwissenschaftliche Erkenntnisse angewendet werden. Die nächste massive Krise steht bereits an, und die wird sich nicht mit zu-Hause-Bleiben lösen lassen.

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Neulich im InternetSchlagwörter Corona, Ethik, Klimakrise, Krise, Philosophie, Politik49 Kommentare zu Aus Wissenschaft wird Politik

Stärke und Schwäche in der Krise

Veröffentlicht am 28. März 202027. März 2020
Ein leerer Petersplatz Der Papst beim Urbi et Orbi (a) VaticanNews

Ein leerer Petersplatz. Nieselregen. Langsam geht eine in weiß gekleidete Gestalt die Rampe herauf zu seinem Sessel. Keine Sicherheit um ihn herum, keine jubelnden Menschen, einige wenige Menschen sind hinter dem Gitter hinten am Platz, aber um ihn herum nur Leere.

Normalerweise ist der Papst hier von tausenden von Menschen umgeben, der Platz ist eine einzige Inszenierung. Die Inszenierung der Macht, die Ästhetisierung von Autorität und Überlegenheit. Oder seit Johannes Paul II. der Ort liturgischer Großgebete, der Weg des Papamobils, des Jubels, das Epizentrum des modernen Papsttums.

Ein leerer Petersplatz

Nichts davon an diesem Freitag. Papst Franziskus steht alleine im Nieselregen vor einer Ikone, dann vor einem Kreuz. Es ist die Corona-Krise, ein Tag an dem in Italien alleine 1.000 Menschen gestorben sind. Und der Ort der Inszenierung der Macht wird zur Offenbarung der Ohnmacht. Zu keinem Zeitpunkt seines Pontifikats war Papst Franziskus so sichtbar schwach und irgendwie auch stark. 

Er spricht von der Schwäche, die wir in diesen Momenten erfahren. Vom Kreuz und der Nähe Gottes. Aber es ist nicht das, was er sagt, was diesen Moment so besonders gemacht hat. Es ist das Gebet danach. Die Anrufung. „Öffne uns für deine Hoffnung, o Herr!“.

Beten

Alle Debatten die wir derzeit führen sind symbolisch ebenfalls vom Petersplatz vertrieben. Dort gab es nur Gebet und Anrufung. Vor Gott treten, um Segen bitten.

Papst Franziskus hat wieder einmal gezeigt, wie heute und in einem solchen Moment Religion geht. Wo Gott ist. Was Christinnen und Christen tun. Alle Fragen sind wichtig und werden sich auch weiterhin stellen, ich habe sie hier ja auch gestellt. Aber erste einmal ist das die Hinwendung zu Gott. In aller Schwäche, die wir gerade erfahren.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan33 Kommentare zu Stärke und Schwäche in der Krise

Der Weg zur Solidarität

Veröffentlicht am 27. März 202027. März 2020
In welcher Welt wollen wir leben Nicht nur hier entscheidet sich die Zukunft, sondern auch bei uns zu Hause: Das Parlament in Berlin

Was jetzt in der Not beschlossen ist, das wird auch nach der Krise weiter wirken. Und das nicht nur positiv. So lautet die Warnung, welche der Historiker Yuval Noah Harari am vergangenen Sonntag über die Financial Times äußerte. Sofort übersetzt in der NZZ als „Totalitarismus bekämpfen und Bürgersinn stärken“. In welcher Welt wollen wir leben, wenn die Krise vorbei ist?

Harari ist nicht der einzige, der darüber nachdenkt, auch öffentlich gibt es viele Stimmen. Und das ist gut so, das Denken sollten wir nicht einschränken.

In welcher Welt wollen wir leben?

In welcher Welt wollen wir leben, wenn die Drucksituation der „Großschadenssituation“ vorbei ist?

Krisen „spulen historische Prozesse im Schnellgang vorwärts“, sagt Harari. Und er warnt. Vor dem alles überwachenden und immer modernere Mittel nutzenden Überwachungsstaat und vor isolierenden und abgrenzenden Nationalismen.

Das schöne daran: Wenn man die beiden Entscheide, so wie er sie beschreibt, genau ansieht, dann berühren sich die jeweils positiven Dinge: Solidarität und Ermächtigung der Bürger.

Solidarität und Ermächtigung der Bürger

Die Überwachung durch Staat und vor allem von Firmen diskutieren wir seit Jahren, jetzt sind wir aber nicht nur dagegen, sondern nennen auch die Alternative.

„Wenn die Bürger die wissenschaftlichen Fakten kennen und wenn sie den Regierungen glauben, dass sie ihnen diese Fakten offenlegen, dann tun sie das Richtige, ohne dass ihnen Big Brother über die Schulter schauen müsste. Eine eigenverantwortliche, aufgeklärte Bevölkerung bringt gewöhnlich viel mehr zustande als eine unwissende und gegängelte“, sagt Harari.

Was natürlich Vertrauen voraus setzt, ein Vertrauen, dass die großen Zertrümmerer in der Politik wie Trump und dergleichen fleißig zerstört haben.

Einsicht, nicht Zwang

Gerade habe ich ein wunderbares Buch über den menschlichen Körper gelesen, und der Autor macht denselben Punkt wie Harari: die einflussreichste Erfindung für die Gesundheit der Menschen war der Gebrauch von Seife. Also: Hygiene. Und das hat sich durch Einsicht und nicht durch Zwang durchgesetzt.

Ich schließe mich dem Plädoyer für informierte und verantwortete Entscheidungen an. Maßnahmen sind Maßnahmen, und sie waren in den gegebenen Umständen wohl auch nötig. Nur langfristig hilft das nicht, sondern nur Verantwortung.

Verantwortung hilft, nicht Zwang

Dass es dazu ökonomische Hilfe braucht, ist selbstverständlich, alleine können Familien das nicht tragen. Und damit sind wir beim zweiten Punkt: Solidarität. Was im Kleinen gilt, also die gesellschaftliche Hilfe von Menschen, welche diese brauchen, muss auch im Großen gelten. Sich nur um die eigene Gruppe oder Familie – Stichwort Hamsterkäufe – oder nur das eigene Land – „make it great again“ – zu kümmern, zerstört die Grundlage dessen, was uns gemeinsam stark macht.

Solidarität ist nicht wirklich hoch im Kurs, unsere Wirtschaft baut auf andere Prinzipien, was nicht zuletzt auch der Papst sehr deutlich beklagt hat. Ein Wiederentdeckung und ein Stärken dieser Solidarität ist angesagt. Im Kleinen sehen wir das dauernd: Nachbarschaftshilfe, Respekt durch Distanz, Hilfen zwischen Städten, Krankenhäusern, Ländern.

Solidarität wieder entdecken

Artikel wie der von Harari können uns beim Denken helfen. Auch wenn sie etwas zu sehr dramatisieren. Aber das ist für einen prophetisch gemeinten Artikel ist das ok. „Wenn wir uns aber für die globale Solidarität entscheiden, trägt uns das nicht nur den Sieg gegen das Virus ein, sondern gegen alle Epidemien und Krisen, die die Menschheit im 21. Jahrhundert treffen können.“

Klingt fein, oder? Aber wenn wir auf das große Versagen der Solidarität schauen, auf die Grenze von Türkei und Griechenland, auf Syrien, auf das Horn von Afrika, dann sehen wir, was für einen Weg wir da noch vor uns haben.

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Corona, Gesellschaft, Harari, Krise, Solidarität, Virus17 Kommentare zu Der Weg zur Solidarität

Leere Kirchen, öffentlicher Glaube: Wie soll das gehen?

Veröffentlicht am 24. März 202024. März 2020
Zeit der Reflexion Die Messfeier hängt in der Luft ...

Die Bundeskanzlerin hatte uns vergessen. In ihrer vielkommentierten Ansprache zur Verantwortung aller in Zeiten von Corona kamen Kirchen und Glauben nicht vor. Was wiederum auch bemerkt wurde. Wir sind nicht mehr selbstverständlich Teil von allem. Auch das Verbot von Gottesdiensten – da wurden Kirchen berücksichtigt – ist ohne vorherige Absprachen abgelaufen. Auch hier: wir sind nicht mehr selbstverständlich Teil von allem. Es ist Zeit der Reflexion, die Umstände tragen sie uns auf.

Zeit der Reflexion

Wir erleben gerade so etwas wie eine „Entkirchlichung auf Probe“. All das, was uns die Religionssoziologen voraus sagen, das haben wir gerade in einer Art Stresstest vor Augen. Leere Kirchen, die Frage nach der Wichtigkeit von Eucharistie, die Frage nach tragenden Formen des Glaubens über das Traditionelle hinaus. Denn das gibt es ja gerade nicht.

Da gilt es sensibel auf all da zu achten, was sich jetzt zeigt. Zugegeben, die Sorgen gehen in eine andere Richtung, und das auch zu recht, aber der erzwungene Stillstand der normalen gesellschaftlichen Vorgänge gibt uns neue Denkräume. Nutzen wir sie.

Einige Reflexionen, wie ich sie sehe:

Erstens: Glaube ist öffentlich

Es ist das Offensichtlichste: keine Messe in den Kirchen. Die theologische Debatte um die „private“ Messen und um liturgische Theologie, wie sie im Augenblick stattfindet, weist darauf hin, was da alles auf dem Spiel steht. Kurz: Einige Liturgen halten die virtuell-öffentliche Feier von „privaten“, also nur vom Priester gefeierten, Messen für einen Schritt hinter das Konzil. Die Messe sei nicht das Eigentum des Priesters, Träger sei die Gemeinschaft der Gläubigen.

Die Gegenmeinung: „virtuell“ ist noch nicht die Glaswand, welche Klerus von Glaubenden trennt, hier entstehe eine neue Form, die noch genau betrachtet werden muss. Außerdem sei das nicht die Normalsituation.

Normal ist das nicht

Dahinter vermute ich die Frage, wo genau eigentlich die Gefahr liegt. Die Warnung davor, aus der Messe eine Frömmigkeitsübung des Priesters zu machen, halte ich für richtig. Nur trifft sie meine ich nicht in diesem Fall. Gleichzeitig ist ‚virtuell‘ eben nicht dasselbe wie ‚real‘. Die Gefahr eines zurück hinter das Konzil ist eine ständige Sorge, und nicht zu unrecht. Aber die wirkliche Gefahr liegt woanders: was bleibt überhaupt übrig von der Messe, wenn es sie mal für einige Wochen nicht gibt?

Glaube will öffentlich und gemeinsam gelebt werden. Wenn das nicht so wäre, dann würde uns die Corona-Krise ja auch gar nicht als Christinnen und Christen treffen. Das Zurückdrängen ins Private erleben wir gerade nicht als Versuchung unter dem Anschein einer angeblichen Moderne, sondern als Gefahr für den Kern des Christlichen: das Öffentliche.

Zweitens: Glaube lässt sich nicht einfach auf neue Formen übertragen

Die Frage nach der Messe weitet sich, wenn wir überhaupt auf Rituale und Formen des gelebten Christlichen schauen: In meinem vergangenen Post hier hatte ich ja einige Formen gelebten Glaubens erwähnt und wer sich durchs Netz klickt, wird noch viele mehr finden. Nur dürfen wir nicht übersehen, dass der Ersatz einer Form – etwa der Versammlung durch eine Internet-Übertragung – etwas bewirkt. Das ist nicht neutral.

Das ist so wie alle Entwicklungen: da gibt es Konstruktives, was mit unserem Leben heute mehr oder besser in Kommunikation steht. Und da gibt es Destruktives, was tragende Formen und Strukturen in Trümmer legt. Es braucht feine Antennen, das eine zu pflegen und das andere nicht stark werden zu lassen.

Drittens: Glaube ist Heimat

Ein belastetes Wort, zugegeben. Aber all das Reden über den „Wirtschaftsstandort Deutschland“ seit den 90er Jahren hat uns ja gezeigt, dass wir eben nicht nur homo oeconomicus sind, sondern auch emotionale Wesen. Die eine Heimat haben, oder sogar ‚Heimaten‘, wenn mir dieser merkwürdige Plural erlaubt ist.

Das ist mehr als nur Gewohnheit. Da liegen Selbstverständlichkeiten, die uns prägen, die zu uns gehören, die eben auch unseren Glauben grundieren. Und wenn das weg bricht wie im Augenblick, dann ist da ein emotionaler Schaden. Den dürfen wir nicht klein reden.

Das sind auch nicht nur einige meistens ältere Menschen, die sich den angeblich modernen Zeiten nicht anpassen können. Wenn wir aufmerksam in uns hinein horchen, dann gibt es das auch bei uns. Und wenn nicht, halte ich das für ein wichtiges Signal: hier ist etwas weg.

Zeit der Reflexion: Work in progress

Natürlich ist es noch viel zu früh, jetzt irgendwie Schlüsse zu ziehen. Aber über unsere Blickrichtungen können wir uns schon unterhalten. Die Debatten im Augenblick sind gut. Sie sind anders als das, was uns die Zukunfts-Kenner prophezeit haben, allein das schon ist bemerkenswert. Auch die zentralen Problemfelder sind andere: Messfeier, Virtualität vs. Realität, Zugehörigkeit und Heimat.

Die Krise zwingt uns Zeit auf, Zeit die wir vielleicht sonst gar nicht hätten. Nutzen wir sie auch dafür, genau hin zu schauen und für die Zukunft zu lernen.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Corona, Glaube, Gottesdienst, Kirche, Krise, Liturgie, Messe, Virus103 Kommentare zu Leere Kirchen, öffentlicher Glaube: Wie soll das gehen?

Glauben in Zeiten von …

Veröffentlicht am 20. März 202018. März 2020
Religion hat auf Virus keine einfachen Antworten Eine Kerze kann eine Fürbitte sein: St Klara, Nürnberg

Messfeier oder nicht Messfeier, das ist die Frage. Wie kann Glauben in Corona-Vorsichts-Zeiten gelebt werden? Am hin und her in Italien und nicht zuletzt im Papst-Bistum Rom kann man es sehen: Religion hat auf Virus keine einfachen Antworten.

Aber wie soll das dann geben? Wenn Jahrzehntelang wie selbstverständlich von der Sonntagspflicht gesprochen wurde, jetzt aber die Sprecher selber die Kirchen zumachen. Aus gutem Grund, aber dennoch, sie sind zu, oder zumindest nur mit eingeschränkten Messfeiern. Mit Listen. Und Höchstzahlen.

Religion hat auf Virus keine einfachen Antworten

Mein Mitbruder Tom Reese in den USA hat die Devise ausgegeben, dass Spiritualität nicht nur dazu da ist, Übel zu vermeiden, sondern um Gutes zu tun. Also, gelebter Glaube kann nicht nur heißen, allem Schlimmen aus dem Weg zu gehen. Sondern sucht auch neue Wege.

Toms erstem Vorschlag kann ich mich voll und ganz anschließen: wir haben die Schrift. Vielleicht ist das die Gelegenheit, mal ein Buch der Bibel zu lesen, das man noch nie in der Hand hatte. Oder mal ein Evangelium ganz. Oder verschiedene, jeder ein anderes, und dann darüber sprechen. Eine Zeit vereinbaren, davor und zum Abschluss ein Gebet gesprochen, und dann mit der Bibel glauben.

Bibel lesen, Bibel hören

Ich mache das im Augenblick in einer Variante: ich höre die gesamte Bibel. Der wunderbare Sprecher Rufus Beck hat die komplette Lutherbibel aufgesprochen, da höre ich mich langsam und allmählich durch. Sehr meditativ, und mal eine neue Weise, Bibel auf lange Strecke zu hören.

Auf der Webseite unserer Pfarrei in Frankfurt – Sankt Ignatius – gibt es auch Anleitungen für Hausgottesdienste, ich bin mir sicher auch auf anderen Webseiten. Oder das Projekt ignatianische Nachbarschaftshilfe online.

Für mich selber ist das mit der Messfeier einfach, als Priester kann ich das in der Hauskapelle tun, in kleiner Gruppe. Was ich auch tue. Aber anders als sonst, nämlich ausdrücklich für all diejenigen, die an keiner Messfeier teilnehmen können. Das ist nicht dasselbe, ich weiß, aber es ist mir ein Anliegen, und ich kenne andere Priester, die das ebenso oder ähnlich halten.

Kreativ helfen

Stichwort Helfen: Sie kennen mittlerweile alle die Zettel in den Hausfluren, die bei Facebook und so weiter weitergegeben werden: wenn Sie Probleme haben und Hilfe beim Einkauf, geben Sie uns die Einkaufsliste, und so weiter. Telefon-Hilfe für Menschen, die es nicht so einfach haben mit der Isolation ist auch eine Variante.

Und natürlich das – vielleicht sogar gemeinsame – Gebet: Fürbitten für all diejenigen Menschen, die jetzt doppelt belastet sind: Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger, und so weiter. Die Familie und das noch einen jetzt belastenden Beruf haben.

Und was würde Jesus tun?

Wir sitzen hinter verschlossenen Türen, in der Dynamik des Weniger, viele von uns stehen vor einer ungewissen Zukunft, viele haben Angst um die Arbeit, da ist bei uns Kreativität gefragt, wie wir helfen können.

Was würde Jesus tun? Vielleicht hilft es ja, sich das Leben Jesu als Inspiration anzuschauen. Nicht zur Imitation, das wäre zu billig. Aber vielleicht hilft das Lesen und das Bibel-Teilen ja dabei, sich inspirieren zu lassen. Der Kontakt mit Gott, das Gebet, um Talente in sich zu entdecken, die jetzt vielleicht helfen.

Oder hier: wenn Sie mögen, setzen Sie doch Ihren eigenen positiven Vorschlag unter diesen Beitrag. Ich bin sicher, Sie haben da noch viel mehr Ideen oder sogar Erfahrungen, je mehr davon unter die Gläubigen kommt, um so besser.

Kommen Sie gesund durch diese Tage!

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Barmherzigkeit, Corona, Glaube, Jesus, Kirche, Messfeier75 Kommentare zu Glauben in Zeiten von …

Die Dynamik des Weniger

Veröffentlicht am 16. März 202014. März 2020
Das Corona-Virus zwingt uns zu einer neuen Haltung Da muss man sich auch dem Glauben neu stellen: Kreuze im Eingang einer Kirche in Mühlheim/Ruhr

Wir sind das nicht gewohnt. Seit Wochen zwingt uns die Corona-Pandemie zum Weniger. Weniger reisen, weniger Treffen, weniger Berührung. Weniger Kultur, weniger Konsum, weniger vom Alltag, wie wir ihn kennen. Statt einer Dynamik des Wachstums nun eine Dynamik des weniger, abzulesen an fallenden Börsenkursen und an der Angst. Das Corona-Virus zwingt uns zu einer neuen Haltung.

Das Fasten sollte uns eigentlich darauf vorbereitet haben. Fasten ist ja ein Weniger, und zwar mit einem Zweck: ein Weniger in Vorbereitung, in Bereitung auf ein Fest. Wir nehmen uns etwas für ein Mehr an anderer Stelle, zur Feier der Auferstehung.

Das Corona-Virus zwingt uns zu einer neuen Haltung

Nun fehlt es nicht an religiösen Deutungen dessen, was gerade passiert. Und natürlich gibt es auch die geistlich verwirrte Einlassung, das habe mit Gottlosigkeit zu tun. Doch mindestens ein Blick ins Buch Hiob sollte uns sehr vorsichtig werden lassen, was den Zusammenhang von Glauben und Leiden des Menschen angeht.

Viel Wichtiger als solcherart Verzweckung des Leidens und der Angst ist aber, dass uns der Umgang mit diesem Virus zwingt, vieles anders zu machen.

Ausgerechnet die FAZ rechten etwa vor, dass das Geschäftsmodell der Pharma-Industrie Teil des Problems ist, nicht Teil der Lösung. Unsere gesellschaftliche Vorstellung von Freiheit wird angefragt.

Freiheit, wie wir sie kennen

Auch das immer mehr von Konsum und das immer billiger der Beschaffung, der Sofort-Befriedigungs-Reflex funktionieren nicht mehr. Das mag vorübergehend sein, ist aber erst einmal ein Schock, und zwar einer, der vielen die Existenz bedroht.

Deswegen ist da auch nichts schön zu reden, etwa dass wir was lernen könnten oder dass da eine Allegorie drin läge oder Ähnliches. Der Schaden sollte uns davon abhalten, jetzt große moralische Lehren zu vermuten.

Keine moralischen Lehren

Es geht aber schon um die Dynamik des Weniger, die uns aufgezwungen ist.

Ein Fasten ist uns aufgezwungen, und zwar kein religiöses Fasten. Ein soziales Fasten. Ein ökonomisches Fasten. Wobei das Fasten selber – anders als im religiösen Kontext – keinen Zweck in sich hat, sondern nur Konsequenz eines Verhaltens der Risiko-Vermeidung ist.

Aber dass ein Weniger uns zwar im Augenblick sehr unangenehm auffällt, dahinter aber auch etwas entdecken lässt, das kann eine Einsicht sein, die wir aus religiöser Erfahrung vermitteln können. Gerade auch in der Fastenzeit.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Corona, Fastenzeit, Glaube, Kirche, Konsum, Virus42 Kommentare zu Die Dynamik des Weniger

Von Elchen, dem Zeitgeist und der Moderne

Veröffentlicht am 12. März 202011. März 2020
Zeitgeist: Das ist schlimm Kirche und Moderne: Passt das nun oder nicht? Bild: der Dom zu Essen

Ein Gespenst geht um. Ein Geist. Ein Zeitgeist. Wer sich in kirchlichen Debatten umtut, dem wird er immer wieder begegnen. Und zwar als etwas Negatives. Zeitgeist: Das ist schlimm. In den meisten Fallen aber ist die analytische Tiefe des Begriffs gleich Null. Es ist ein Dummy, der für alles steht, was einem nicht passt. Ein Etikett von dem man meint, jeder wisse schon, was das sei. Und so spielt man sich den Ball der „Gefahr des Zeistgeistes“ zu ohne begründen zu müssen, was das denn eigentlich genau sei.

Als etwas Negatives dient der Begriff in den innerkirchlichen Debatten dabei vor allem als Begründung der Warnung. Der Besorgnis. Der Anzeige eines Missstandes. Die Einigkeit der Warner liegt dabei aber – wegen der Inhaltsleere des Begriffs – eher im Duktus des Warnens selber denn in der Beschreibung einer konkreten Gefahr.

Zeitgeist: Das ist schlimm

Gewiss, es fehlt nicht an Hinweisen auf vermeintliche Missstände. Aber das sind genau das: Hinweise. Keine Begründungen, keine Analysen, keine Abwägungen. Man zeigt mit dem Finger, fragt dann aber nicht nach.

Dieser Zeitgeist hat in Glaubensfragen eine semantische Partnerschaft, und zwar mit dem Wort „Anpassung“. Glaube und Kirche dürften sich nicht an diesen Zeitgeist anpassen, denn dann würden sie sich verlieren. Als – exegetisch unhinterfragter – Überbau dient das biblische Sprechen von „Welt“. Die Warnungen Jesu und die des Paulus werden parallel gesetzt mit dem Warnen vor dem Zeitgeist.

Ohne denken, ohne Fragen

Was aber ist es denn, das den Glauben und die Kirche auf Abwege geraten lässt? Das „katholische“ verlieren lässt? Auf die Liste würde ich zum Beispiel die Anpassung an die Nationalismen setzen. Und ganz besonders auch die Integralismen, also die Formen von Selbstbestimmung durch Abgrenzung und Ablehnung, welche ihre jeweilige Weltsicht aus nur einer Quelle bezieht. Die nicht nachfragt.

Als Freund des gedruckten Buchstaben greife ich zum Lexikon für Theologie und Kirche. Dort lese ich: „Integralismus: Vor dem Hintergrund einer negativen Sicht der Welt, besonders der modernen Welt, lehnt der Integralismus das Bemühen, den christlichen Glauben mit dem Denken der jeweiligen Zeit zu verbinden, als Modernismus ab [und] sucht auch profane Lebensbereiche weitestmöglich kirchlicher Entscheidungsgewalt zu unterstellen (..).“

Die negative Sicht der modernen Welt

Das ist eine Haltung, die im Augenblick sehr modern ist, sehr viel Applaus bekommt, in kirchlichen Debatten laut warnt. Und selber dann den Zeitgeist heran führt, um sich selber einen Feind zu geben. Das ist eine Haltung, die das Katholische für sich reklamiert, um es eng zu machen. Das Pochen auf ewige Wahrheiten kann selber paradoxerweise sehr „zeitgeistig“ sein: „Das ist dem Katholizismus nicht fremd – wir tragen kirchlich jede Menge Zeitgeistiges mit uns, das bisweilen ganz unhistorisch als ewige Wahrheit verkauft wird“ (Prof. Julia Knop).

Somit wäre die Warnung vor der Moderne, vor dem Nachdenken und dem Fragen, vor der Suche nach der Verbindung der Botschaft Jesu mit der Moderne selber zeitgeistig. Um es mit F.W. Bernstein zu sagen: „Die schärfsten Kritiker der Elche / waren früher selber welche“.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Debatte, Integralismus, katholisch, Kirche, Moderne, synodaler Weg, Zeitgeist50 Kommentare zu Von Elchen, dem Zeitgeist und der Moderne

Synodalitäts-Synode

Veröffentlicht am 8. März 20207. März 2020
Selbstumkreisung oder Vertiefung Die Bischofssynode tagt: Blick aus meiner Beobachterbox, 2018 bei der Jugendsynode

Es klingt ein wenig absurd, der Gipfel der Selbstumkreisung: Papst Franziskus hat entschieden, dass die nächste Versammlung der Bischofssynode sich mit dem Thema Synodalität beschäftigen soll. Selbstumkreisung oder Vertiefung, ist man versucht zu fragen.

Das Thema hatte schon mal angestanden, nach der Doppel-Synode zur Familie 2014 und 2015 waren Stimmen laut geworden, die dieses Meta-Thema auf die Tagesordnung setzen wollten. „Was machen wir hier eigentlich?“, schien die Frage zu sein.

Selbstumkreisung oder Vertiefung?

Papst Franziskus hatte sich damals noch für das Thema Jugend entschieden. Das war weniger kontrovers. Denn machen wir uns nichts vor: hier wird es ums Eingemachte gehen. Damals schon waren die Kritiker der Synodalitäts-Synode dadurch aufgefallen, dass sie immer gleich aus Ganze gingen.

Die katholische Kirche hat nicht wirklich eine Tradition in Synodalität. Das Konzil spricht von Kollegialität, meint damit aber nur die Bischöfe in ihrer Leitung. Papst Franziskus versteht das aber weiter.

Mehr als Kollegialität

Es fehlt ja auch nicht an Auslassungen zum Thema, der Papst hat immer wieder im großen und auch im kleinen – etwa im Brief an die Glaubenden in Deutschland – das Thema aufgegriffen. Braucht es denn dann noch eine Synode zum Thema?

Braucht es. Es ist noch arg früh, aber da ich in der Vergangenheit immer und immer wieder dieses Thema hier aufgegriffen habe, habe ich schon eine kleine Wunschliste an Themen.

Eine kleine Wunschliste

Methoden: Es fehlt an Klarheit, wie genau Synodalität organisiert werden kann. Von oben und von unten, das Anhören und das Entscheiden. Es gibt Versuche wie den synodalen Weg in Deutschland, das kann man berichten, es braucht aber sicherlich noch mehr Formen.

Autorität: Wie zuletzt bei der Synode zum Thema Amazonien wird unendlich viel Erwartung in Sachen Entscheidung und Autorität auf das Thema gelegt. Hier geht es um Verbindlichkeit, um Offenheit, und letztlich um Legitimierung eines solchen Prozesses.

Erfahrungen: Genaues Hören auf die Erfahrungen der anderen Kirchen, immer mit dem Blick darauf, was alles geht und was nicht geht. Wir können lernen, aus guten wie aus schlechten Erfahrungen.

Belastbarkeit: Synodalität darf nicht bei Sonnenschein-Situationen stehen bleiben. In Labor-Bedingungen. Wenn alles gut geht. Wenn sie einen Sinn hat, dann nur dann, dass sie uns in der Gegenwart hilft, und die ist nicht immer rosig.

Teilhabe: Bislang sind Bischofssynoden die einzige Weise, wie Synodalität katholisch in freier Wildbahn vorkommt. Die Teilnehmer hierbei sind gesetzt: Bischöfe. Wie aber das gesamte Volk Gottes einbinden? Und wer darf oder soll oder muss oder kann dabei sein? Oder bewegen wir uns sogar in eine Richtung wie Repräsentanz?

Es wird Streit geben

Das sind nur einige meiner Punkte, die mir ganz spontan dazu einfallen. Synodalität sei die Zukunft der Kirche, hat Papst Franziskus immer wieder formuliert. Es wird Streit geben, vor allem wenn es an die Autorität-Frage und hier vor allem an die Bischofs-Theologie geht. Aber der muss sein. Vielleicht war es ja gut, dass Papst Franziskus dieses Thema aufgeschoben hat. Auf jeden Fall gut ist es, dass er es nicht aufgehoben hat.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, katholisch, Papst Franziskus, Synodalität, Vatikan, Weltkirche5 Kommentare zu Synodalitäts-Synode

Moralisierend, vertuschend, übergriffig: kirchliches Sprechen

Veröffentlicht am 4. März 202023. Februar 2020
Sprache schafft Realität Sprechen ist kirchlicher Grundvollzug, sollte man denken. Der ist aber in einer Krise.

Sprache schafft Realität. Deshalb will Sprechen überlegt sein. Das gilt vor allem für glaubende Menschen, die den Auftrag haben, zu verkünden. Also zu sprechen. Nun ist aber gerade dieses Sprechen in der Krise, die Konflikte, Blasen, Phrasen und Weltfremdheiten kirchlichen Sprechens sind eines der ganz großen Probleme.

Zwei Journalisten haben sich dessen jetzt in einem Buch angenommen, das in diesen Tagen auf den Markt kommt, „Phrase unser“. Sie analysieren diese Krise und die Gründe dahinter, ordnen historisch ein, fragen nach. Und haben keine alles lösende Antwort, sondern dankenswerterweise sortieren sie „nur“, so dass die Sprechenden, und zwar alle, sich selber einen Weg durch das Dickicht suchen können.

Sprache schafft Realität

Das Buch ist dabei weniger ein appelatives Geschimpfe, das ja einfach wäre. Jeder findet zig sprachliche Unfälle, wo Kirche eben nicht mehr kommuniziert, nicht mehr spricht. Das Buch schaut genau hin, was kirchliche – evangelische wie katholische – Sprache tut und fragt nach dem warum.

Es geht Sprache, die nur noch im kirchlichen Innenraum verstanden wird, verfehlt den wichtigsten Auftrag von Kirche. Kirche hört hier auf, Kirche zu sein.

„Phrase unser“

Es geht aber auch um das Vertuschen von Hierarchie oder Aggression. Das einnehmende „wir“ und das Sprechen von „Augenhöhe“ müssten als Warnsignale verstanden werden. Es geht um das Vertuschende von kirchlicher Sprache. „In der Regel wird überall dort Augenhöhe betont, wo eben keine ist“.

Das sind natürlich vor allem erst einmal die Phrasen: „Abholen, Mitnehmen, Mitfühlen, Authentischsein und so weiter – das sind tyrannische Phrasen. Es wird dabei so eine Art Begriffs-Bingo gespielt.“ Aber dahinter liegt eben eine Sprache, die Streit vermeiden will und dadurch Unterschiede vertuscht.

Begriffs-Bingo

Auf der einen Seite wird von „gleich“ gesprochen, „Schwester und Brüder“. Auf der anderen Seite liegen dahinter klare Unterschiede, die man aber nur benennen kann, wenn man bereit ist, das Sprachspiel zu stören. Das reibungslose Miteinander wird gestört.

Diese Doppelbödigkeit der kirchlichen Sprache ist unehrlich, so die Autoren. Wenn man das dann nicht mehr offen ansprechen darf, ohne dass einem selbst ein Problem unterstellt wird, dann macht das aggressiv. Oder man geht einfach.

Sozialpädagogisierung kirchlicher Sprache

Es geht um das moralisierende Sprechen, um die Sozialpädagogisierung kirchlicher Sprache. Gerade letzteres finde ich ein starkes Kapitel: pädagogisierendes Sprechen ist verlockend, weil man – wie die Autoren betonen – wunderbar als übergeordnete Instanz auftreten kann, gutwillig, wissend was gut und besser ist.

Gerade das Katholische hat aber noch eine eigene Sprach-Welt, die liturgische. Die ist noch einmal eigen, weil hier Worte noch auf eine ganz anderen Weise Wirkung haben, in der Wandlung etwa oder der Lossprechung.

Sprechen in der Krise

Bedeutung entsteht in der Kommunikation. Und wenn das Sprechen in der Krise ist, dann verliert auch die sprechende Institution und verlieren auch die sprechenden Einzelnen ihre Glaubwüdigkeit. Dann gehen Menschen weg. Dann mag niemand mehr zuhören.

Was soll aber Sprache leisten? Mein Favorit: sie soll aufschlüsseln. Nicht vertuschen, sondern offen legen in unserer Welt: Gott, Sünde, Gnade. Gerade in der Krise der Kirche, gerade in der Krise kirchlichen Sprechens.

Um mit dem Psalmvers zu enden, der dem Buch voran steht: „Mein Mund soll Weisheit reden /  und was mein Herz sagt, soll verständig sein.“ (Ps 49)

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Jan Feddersen und Philipp Gessler: Phrase unser. Die blutleere Sprache der Kirche. Das Buch ist im Claudius Verlag erschienen.

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