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Kategorie: Bischofssynode

Umso schlimmer für die Wirklichkeit

Veröffentlicht am 8. Februar 20198. Februar 2019
Durch den Missbrauchsskandal gelernt. Der Vatikan im Winter Vatikan im Winter: Vorbereitet auf die Kinderschutz-Konferenz in zwei Wochen

Es ist meine Lieblingsfrage. In Interviews vor allem nach Papstreisen, Tagungen oder dergleichen frage ich gerne Beteiligte danach, was sie gelernt haben. Das ist meine Art zu fragen, was das Ganze gebracht hat. Weiß jemand persönlich jetzt etwas, was er oder sie vorher nicht wusste? Gibt es eine neue, den Horizont erweiternde Frage. Genau diese Frage bekam in der ZEIT diese Woche auch Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz gestellt: Was habe er über sich und die Kirche durch den Missbrauchsskandal gelernt? (Interview aus der Beilage Christ&Welt ist noch nicht online verfügbar).

Bischof Kohlgraf spricht vom Zusammenhang Lehre – Leben, aufgehängt an der Sexualmoral: „Wir müssen uns von der Hybris verabschieden, ganz genau zu wissen, was in jeder Lebenssituation gut für den einzelnen Menschen ist. Wir können nicht mehr das Leben einzig und allein nach der Lehre bewerten. es muss umgekehrt sein: Die Lehre muss sich im Leben bewähren“, so im ZEIT-Interview.

Durch den Missbrauchsskandal gelernt?

Das meint natürlich auch die Art und Weise, wie Papst Franziskus diese Fragen anspricht, ausdrücklich nennt der Bischof Amoris Laetitia, das Schreiben nach der Bischofssynode zum Thema Familie.

Um Amoris Laetitia drehen sich die schärfsten Debatten, jedenfalls bis jetzt die Missbrauchs-Debatte auch im Vatikan verhandelt wird. Der Brief der vier Kardinäle hat vielen zum Mittel der Kritik am Papst gedient, nicht immer nur redlich.

Das Schweigen des Papstes damals halte ich immer noch für ein Verweigern des Machtgestus. Der Papst will Dynamik, nicht Macht. Und auch dazu finde ich in dem Kohlgraf-Interview Interessantes: „Es geht nicht um Macht. Es geht um Seelsorge. Bischöfe und Priester sind keine Wächter der reinen Lehre, sondern Begleiter auf dem Weg zu Gott.“

Es geht nicht um Macht

Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee, sagt der Papst dazu. Nicht eine Idee, nicht wie der Papst sagt „Formen von Verschleierung von Wirklichkeit“ bestimmen, sondern die konkrete Situation. Menschen auf dem Weg zu Gott, auf dem Weg miteinander, im Glauben und Zweifeln zu begleiten, dafür sollte die Kirche stehen. Das ist der Traum und der Wunsch nach der Reform der Kirche.

Bischof Kohlgraf nimmt hier noch mal den Macht-Diskurs auf: „Der einzelne hat die Macht, nicht der Bischof. Diesen Perspektivwechsel müssen wir zulassen.“ Es geht hier um Gewissen und Gespräch, um Begleitung und Unterscheidung. Und um die Welt und die Lebenssituationen, wie sie sind und nicht wie wir sie gerne hätten.

Hegel und Morgenstern

Ein Blick in die Geschichte und Literatur gefällig? Nur so zur Unterhaltung?

In seiner Habilitationsschrift hatte der Philosoph Georg Friedrich Wilhelm Hegel die Siebenzahl der Planeten deduziert. Seine Denkvorstellung kannte also diese sieben Planeten, und es konnten nur sieben sein. Auf die Existenz eines achten Planeten hingewiesen, der eben erst entdeckt worden war, stellte Hegel – in einer zugegeben apokryphen Geschichte – nicht seine Denkvorstellung in Frage, sondern antwortet baff: „Um so schlimmer für die Tatsachen”. Damit wurde seine Vorstellung zu einer „Form von Verschleierung von Wirklichkeit“.

Das gibt es leider auch in der Kirche, eine einmal festgeschriebene Wahrheit, als Lehre deklariert, die sich Veränderungen der Welt nicht anpassen will. Dann muss halt die Wirklichkeit schlecht sein. So kann das aber nicht gehen. Um einen anderen Bischof zu zitieren: Gott liebt uns durch die Wirklichkeit.

Die andere Sicht, das Verschleiern, wirkt dagegen fast tragisch. Christian Morgenstern dichtet das so:

Und er kommt zu dem Ergebnis:
„Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil“, so schließt er messerscharf,
„nicht sein kann, was nicht sein darf!“

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, InterviewSchlagwörter Amoris Laetitia, Interview, Kinderschutz, Kirche, Kohlgraf, Lehre, Medien, Missbrauch, Papst Franziskus, Zeit36 Kommentare zu Umso schlimmer für die Wirklichkeit

Man spricht Italienisch: der Vatikan und die vielen Kulturen

Veröffentlicht am 30. November 201829. November 2018
Man spricht Italienisch: Die Piazza del Popolo, einer der schönsten Plätze der Welt Italien wie es italienischer nicht geht: Piazza del Popolo, im Norden der Altstadt

Es gehört schon fast zum guten Ton unter Journalisten hier in Rom: Man klagt gerne, dass alles immer nur auf Italienisch passiert. Texte, Vorstellungen, Dokumente, auch wenn sie für die ganze Kirche gedacht sind, gibt es gerne einmal nur in einer einzigen Sprache. Und das auch noch in einer, die kaum auf dem Planeten gesprochen wird: Man spricht Italienisch.

Bislang zum Beispiel gibt es das Schlussdokument zur Bischofssynode in noch keiner offiziellen Übersetzung. Wie sollen junge Menschen oder auch andere aus der Seelsorge sich Inspiration holen, wenn sie den Text nicht verstehen?

Nur Italienisch

Auch ich gehöre gerne zu den Leuten, die immer wieder darauf hinweisen, wenn das Italienische übermächtig oder zu selbstverständlich zu werden droht. Wenn eine interne Hausmitteilung von „unserem Land“ spricht und Italien meint. Wenn bei einer Papstreise einige Sprachen nicht vertreten sind, Italienisch aber gleich zwei Leute schicken darf. Und so weiter.

Aber am Ende des Tages bin ich dann doch ein Fan des Italienischen hier im Vatikan. Und wie ich glaube aus guten Gründen.

Italienisch ist für die meisten von uns eine gelernte Sprache. Niemand auf dem Planeten – außer den Italienern – spricht Italienisch als Muttersprache. Also müssen alle, die in den Vatikan kommen, sie lernen. Natürlich sind die meisten hier Muttersprachler, die Verwalter, Journalisten, Techniker, und ich kann mir kaum vorstellen, wie grausam das manchmal für sie klingen muss. Aber das muttersprachliche Italienisch bleibt Minderheit, eben weil es keine Weltsprache ist.

Es ist halt nicht nicht die sonst dominante angelsächsische oder besser noch US-amerikanische Sprache und Kultur, die hier Wort und Vorstellung bestimmt. Und das ist gut so. Natürlich ist es immer noch die europäische Vorstellungswelt, aber das ist mir lieber als das Englische. Und das sage ich als bekennender Anglophiler.

Internationalismus und Italienisch

Es ist ein Internationalismus, der sich nicht der dominanten Macht anpasst. Der die Eigenheiten pflegt und eine Alternative bietet. Die Sprache ist außerdem noch ziemlich nah am Lateinischen, so dass die die Kirche prägenden Traditionen anschlussfähig sind.

Natürlich hat das auch Schwierigkeiten. Und die sind vor allem praktischer Natur. Nehmen wir noch einmal die Bischofssynode: Das Vorbereitungsdokument gab es am Tag der Vorstellung nur auf Italienisch. Und auch das Schlussdokument musste von den Teilnehmenden auf Italienisch abgestimmt werden, es war keine Zeit für Übersetzungen.

Aber das sind lösbare Probleme. Mit guten Übersetzerdiensten – die wir in diesem Jahr hatten – und in Zukunft mit guter Software ist das alles überwindbar, wenn denn die Muttersprachler des Italienischen sich etwas mehr Mühe geben würden. Italienisch ist die verbindende Sprache hier im Vatikan, nicht mehr Latein, und zumindest im Augenblick auch nicht Englisch.

Und das sollte auch so bleiben. Man spricht Italienisch.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Rom, VatikanSchlagwörter Europa, Internationalität, Italienisch, katholisch, Sprache, Tradition, Übersetzung6 Kommentare zu Man spricht Italienisch: der Vatikan und die vielen Kulturen

… was Gott sich von der Kirche erwartet

Veröffentlicht am 6. November 201812. November 2018
Pressekonferenz bei der Synode im Oktober Pressekonferenz bei der Synode im Oktober

Das Volk Gottes ist unfehlbar „in credendo“, als im Akt des Glaubens. Ein wunderbarer Ausgangspunkt wenn es darum geht zu überlegen, wohin es mit der Entscheidungsfindung in der Kirche weiter geht. Jedenfalls hatte Papst Franziskus sich das 2015 so gedacht, als er über die Synodalität sprach.

Das Thema ist uns geblieben. Und ich hatte ja gesagt, dass ich an dieser Stelle noch ein wenig nach-denken mag.

Die Bischofssynode im Oktober hat zwar über Jugend und Berufung gesprochen, das Thema „Synodalität“ lief aber immer mit. Da entwickelt sich gerade etwas, und mein Eindruck ist, dass das noch nicht fertig ist.

Synode ist aber keine Parlamentarisierung der Kirche, keine Verlagerung von Autorität auf ein Kollektiv. Eine Unterscheidung dessen, was Gott von seiner Kirche will, ist ja auch schlecht in parlamentarischen Mehrheiten zu bekommen.

Einmal ganz einfach gefragt: Wenn auf dem Weg der von ihm gewünschten Dezentralisierung der Kirche die Synode also kein Entscheidungsgremium sein kann, was dann?

 

Gestuftes aufeinander Hören

 

Dreistufiges Hören aufeinander nennt er es in der oben genannten Rede: zuerst im Volk Gottes, dann unter den Hirten, zuletzt der Papst selber. Der Sinn der Übung ist die Verkündigung, das Ganze ist kein Selbstzweck. „Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre“, zitiert er sein eigenes Schreiben Evangelii Gaudium (Nr. 120). Es geht also nicht um ein perfektes Funktionieren, sondern um ein tätiges Verkünden, und dazu hat der Herr die Kirche beauftragt.

Noch einmal: das ist keine pragmatische Lösung, um die zunehmend globalisierte Kirche besser leiten zu können. Das ist zuerst einmal eine theologische Frage, eine Frage der Art und Weise, wie der Auftrag Jesu heute umgesetzt werden kann.

 

Strukturierende Klammer

 

Zurück zur Synode: Sie wird in den Worten des Papstes also zu einer Art Klammer, welche das Hören innerhalb der Kirche ermöglicht und strukturiert. Nicht die einzige Klammer, der Papst ist sehr klar, dass es auch andere Wege und Möglichkeiten gibt, die zu nutzen sind oder sogar weiterzuentwickeln. Vielleicht gibt es ja in den antiken Kirchenordnungen, die ja sehr viel synodaler waren, noch etwas zu lernen, fragt er. Weiterlesen “… was Gott sich von der Kirche erwartet”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Jugend, Kirche, Konzil, Synodalität, Synode, Vatikan4 Kommentare zu … was Gott sich von der Kirche erwartet

So einfach ist das. Und so schwer

Veröffentlicht am 3. November 201811. November 2018
Unterhaltungen bei der Synode Unterhaltungen bei der Synode

Es muss an der Basis beginnen. Wer ist Gott? Wie ist das mit dem Bösen? Und so weiter. Wenn wir über en Glauben sprechen, über Religion und Kirche, dominieren leider meistens diejenigen die Debatte, die über Moral sprechen. Oder es wird die „Hierarchie der Wahrheiten“ umgedreht und wir reden über Nachgeordnetes, als ob es das Wichtigste und vor allem das Entscheidende wäre.

Unterhaltungen bei der Synode
Unterhaltungen bei der Synode

Ja, der Teufel liegt im Detail und Gott auch, das stimmt und auch in den Kleinigkeiten und gerade in ihnen erkennen wir manchmal das Große.

Nur muss alles an der Basis beginnen. Bei der Synode – und auch dieses Stück hier nimmt seinen Ausgang bei der vergangenen Bischofssynode – gab es oft die Debatte, wie denn der Glauben an die kommenden Generationen weitergegeben werden könnte. Denn wenn das nicht gelingt, sind alle anderen Fragen irrelevant.

Die Ecksteine unseres Glaubens, die Basis, auf die müssten wir uns konzentrieren.

Auf die vier Fragen nach Gott und uns, wie es ein Synodenteilnehmer formulierte.

  • Wer ist Gott?
  • Wenn Gott gut ist, warum gibt es das Böse?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt, was tut Gott dann dagegen?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt und Gott etwas dagegen tut, wie können wir Teil davon werden?

Ziemlich überzeugend, das. Die Antwort auf Frage Eins ist natürlich „die Liebe“. Auch die Schöpfung ist auf diese Liebe zurück zu führen, auch die Gesetze, alles was wir von Gott sagen und sprechen, wie Benedikt XVI. es in Deus Caritas Est ausgefaltet hat.

 

Die Liebe Gottes und das Drama der Sünde

 

Frage Zwei: Das Drama der Sünde. Hier müssen wir über uns Menschen reden und über das, was in der Menschheit und in unserem Leben alles falsch gelaufen ist. Wo Schwäche ist, wo Sünde, wo Versagen. Und was das für Folgen hatte und hat. Das Ganze ist natürlich komplexer als ich das hier in einigen Zeilen sagen kann. Aber zur Basis unseres Glaubens gehört eben auch der Kontrast, den wir zu der Liebe Gottes bilden.

Frage drei: Die Geschichte der Erlösung. Jesus und die Liebe, die in die Schöpfung kommt.

 

Erlösung. Und dann wir

 

Und Frage vier: Jüngerinnen und Jünger dieses Jesus Christus werden und sein und bleiben, Kirche werden und sein und bleiben.

Das erfindet nicht das Rad neu, aber es hilft vielleicht, das eigene Sprechen von Kirche und Glauben auf einen tragenden Grund zu stellen und sich nicht in Quisquilien zu verlieren. Die mögen wichtig sein, aber sie begründen keinen Glauben. Und schon gar nicht führen sie dazu, dass Menschen fragen, an was dir da eigentlich glauben.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bischofssynode, Christus, Erlösung, Glauben, Gott, Jesus, Kirche, LiebeSchreiben Sie einen Kommentar zu So einfach ist das. Und so schwer

Einmal Religion mit Gott, bitte

Veröffentlicht am 1. November 201811. November 2018
Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen

Morgens früh mache ich gerne Sport. Weil danach, im Laufe des Tages, keine Zeit mehr ist und ich 1.000 Ausreden habe. Außerdem ist um 6 Uhr Zeit, in Ruhe Radio zu hören um zu wissen, was so alles los ist. Gerne höre ich dann auch noch die Morgenandacht. Sie merken, um diese Uhrzeit ist der Deutschlandfunk mein Sender.

Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen
Rückblick Synode: Hier bei einer PK-Vorbereitung. Die jungen Menschen wissen, was sie wollen

Und neulich musste ich mich ärgern. So richtig ärgern. Es gab eine Andacht – ich sage nicht wann und wer – die über den Perspektivwechsel auf die Dinge sprach und darüber, dass man dadurch das, was einem selber wichtig ist, ganz neu in den Blick bekommt. Also ein Leib- und Magenthema auch von mir.

Nur wurde das als Andacht angekündigt, aber diese christlichen Gedanken kamen völlig ohne die Worte „Gott“ und „Jesus“ aus. Die 10 Gebote wurden genannt, aber nur die zwischenmenschlichen, die ersten, wo von Gott die Rede ist, nicht.

Es wurde nicht klar, warum diese Person sich für Flüchtling einsetzt. Oder besser: als Motivationen wurde „Bürgersinn“ und „Mitmenschlichkeit“ genannt. Alles ehrenvoll.

 

Es hört keiner mehr zu

 

Aber wenn das alles ist, was Christinnen und Christen vorzubringen haben, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn uns keiner mehr zuhört.

Selbstverkleinung ist das. Wir sollen Zeugnis ablegen für den Grund unserer Hoffnung.

Die Zivilreligion, die sich einpasst, die nimmt uns keiner mehr ab. Und junge Menschen. „Wofür steht ihr eigentlich?“ höre ich sagen. In einer Welt voller Optionen und Möglichkeiten muss die Sache mit Gott klar sein. Wer so tut, als ob irgendwie Gott keine Rolle bei uns spielt und dass Religion ja sozialverträglich und gut sei, der wird junge Menschen nicht erreichen. Die brauchen sowas nicht.

 

Jugend braucht sowas nicht

 

In Rom haben ältere Herren getagt, gemeinsam mit wenigen jungen Menschen und einigen Fachleuten. Also nichts Repräsentatives, was die Welt junger Menschen heute angeht. Trotzdem habe ich niemanden gehört, der „weniger über Gott sprechen“ als Option genannt hätte.

Mein Morgenandacht ist natürlich nur ein Schlaglicht. Aber es markiert ein Extrem im Christentum, das leider Mehrheitsfähig wird. Eine Zivilreligion, welche die Gesellschaft besser machen will, die aber keine Ecken und Kanten mehr hat.
Auch Christen sollen und wollen die Welt besser machen. Aber aus einem gelebten Glauben heraus, für sich und mit anderen. Wenn wir darauf verzichten, dann verzichtet die kommende Generation auf uns. Und ich kann es ihr noch nicht einmal verdenken.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Ökumene, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bischofssynode, Gebote, Gott, Jesus, Jugend, Religion, Verkünden, Zeugen, Zivilreligion3 Kommentare zu Einmal Religion mit Gott, bitte

Das war’s jetzt. Punkt. Fragezeichen?

Veröffentlicht am 28. Oktober 201811. November 2018

Das soll es jetzt gewesen sein? Viele Kolleginnen und Kollegen fragen sich und mich, wo denn in dem Synodendokument jetzt der Aufbruch stecken soll. Wo das Neue, wo das Inspirierende. Und ob das nicht viel zu alt-hergebracht ist.

Gestern war ein langes Dokument nach über drei Wochen Beratungen abgestimmt worden, viel Enthusiasmus hatte es gegeben um diese Synode herum. Und jetzt?

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Das geht hin bis zur Berichterstattung, die als erstes die Suchfunktion auf bestimmte Begriffe loslässt um heraus zu finden, ob erstens Erregungspotential drin steckt und zweitens die eigenen Erwartungen erfüllt werden.

 

Suchfunktion auf bestimmte Begriffe gerichtet

 

Die Kirche und die Welt wird nicht durch ein Dokument gerettet. Auch nicht durch dieses. Was aber hilft ist, wenn sich Kirchen vor Ort das Ding vornehmen und die Schritte Erkennen – Deuten – Wählen nachvollziehen. Das ist in etwa so wie bei vielen anderen kirchlichen Texten, vor allem von Papst Franziskus. Wenn man sie nicht dem Alltag aussetzt, weiß man gar nicht, was sie taugen.

Also: Ob die Synode und ihr Dokument wirklich hilfreich gewesen sein werden, wird sich noch herausstellen müssen. The pudding is in the eating, wie das englische Sprichwort sagt, ob es was taugt stellt sich erst im Gebrauch heraus.

 

The pudding is in the eating

 

Dass es jetzt vielleicht die eine große zündende Idee nicht gibt, das muss gar nicht schlecht sein. Bei all unseren Krisen haben wir doch ein ums andere Mal festgestellt, dass es die eine Lösung für alle nicht gibt. Es wäre vielleicht vermessen, von einer Synode solch eine Lösung zu erwarten. Oder vom Papst, der aus den Ergebnissen dann ja sein eigenes Dokument macht, wie schon bei Amoris Laetitia und davor bei Evangelii Gaudium.

Es hat was von Allmachtsphantasie, an die eine, alles umfassende Lösung zu glauben.
Aber immerhin sind da einige Themen fest im Bewusstsein verankert, um welche die Kirche nun nicht mehr herum kommt.

Die Rolle und die Beteiligung von Frauen in der Kirche, vor allem auch in der Leitung. Die Frage der Migration in den Herkunftsländern, den Gastländern und den Ländern, wie die Flüchtlinge landen. Überhaupt die Frage der Verschiebungen ganzer Gesellschaften. Die Frage nach der digitalen Sprache und Kultur, dem digitalen Kontinent. Die Frage nach der Ausbildung und Befähigung von Christen zu sozialem und politischem Engagement. Und immer wieder die Frage nach dem Missbrauch von Macht und nach Umgang damit und von Prävention. Das alles liegt offen auf dem Tisch.

Die Schwäche des Dokuments wird so zu einer echten Stärke: Man kann es selber nachvollziehen und auf die eigenen Realitäten anwenden. Wenn man denn will.
Aber genau so kann man zum Teil des synodalen Prozesses werden.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bischofssynode, Dokument, Glauben, Gläubige, Jugend, Laien, Ortskirche, Papst Franziskus, Pastoral, Priester, Vatikan1 Kommentar zu Das war’s jetzt. Punkt. Fragezeichen?

Ausprobieren

Veröffentlicht am 24. Oktober 201811. November 2018
Papst Franziskus bei einer Mate-Tee-Pause Papst Franziskus bei einer Mate-Tee-Pause

Früher war mehr Streit. Vor drei und vier Jahren hatte der Papst seine ersten beiden Synoden offen unter das Thema der Synodalität gestellt. Es gab eine Veranstaltung zum Jahrestag der „Erfindung“ der Synode unter Paul VI., es gab Ansprachen zum Thema, und Papst Franziskus hat sehr deutlich gemacht, dass das Prinzip lautet, dass er selber für die Einheit stehe und deswegen alle offen reden können. 2014 hatte er es sehr deutlich gesagt:

„Der Papst ist in diesem Sinn nicht der oberste Herr sondern vielmehr der oberste Diener, der Diener der Diener Gottes; er ist der Garant des Gehorsams, der Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, mit dem Evangelium Christi und der Tradition der Kirche. Jede persönliche Willkür beiseite lassend ist er dem Willen Christi gemäß der „oberste Hirte und Lehrer alle Gläubigen” (CIC 749), dazu hat er „die volle ordentliche Autorität, die oberste, volle, unmittelbare und universale in der Kirche” (CIC 331-334).“ (Ansprache zum Abschluss der Synode).

Papst Franziskus bei einer Mate-Tee-Pause
Papst Franziskus bei einer Mate-Tee-Pause

Es gab Streit darum. Einige meinten, die Autorität des Papstes offen anzweifeln zu können, er könne keine Lehre ändern war der Code, gemeint war aber ein offenes Zweifeln an der Autorität des Papstes. Andere wollten gar nicht neue Methoden, sondern lieber einfach nur das Wiederholen, was immer schon gesagt wurde.

Nach dieser Doppelsynode hieß es dann, dass die Bischöfe sich über Synodalität unterhalten müssen. Eine Synode zur Synodalität also. Eine Synode über Autorität, über Prozess, über Beteiligung. Die Entscheidung war dann aber eine andere, deswegen unterhalten wir uns in der Aula seit drei Wochen über die Jugend.

Aber das Thema Synodalität ist keineswegs weg.

 

Dynamik und Wandel

 

Man wollte keine Synode zur Synodalität, aber aus dieser Synode ist genau das geworden. Es wird über Prozess gesprochen und über Dynamik. Es wird darüber gesprochen, wie es weitergehen muss. Es wird darüber gesprochen, was sich ändern muss. Und darüber, was sich schon geändert hat. Das Thema ist Jugend, aber es ist auch eine Synode zur Synodalität geworden. Weiterlesen “Ausprobieren”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan7 Kommentare zu Ausprobieren

Dritte Synodenwoche: Bildung, Frauen, Migration

Veröffentlicht am 19. Oktober 201811. November 2018
Eine der jungen Teilnehmerinnen bei ihrem Beitrag während der Synode Eine der jungen Teilnehmerinnen bei ihrem Beitrag während der Synode

Wählen: das war die Aufgabe für den dritten Arbeitsteilung der Bischofssynode. Nicht klassisch „Handeln“, wie in sehen-urteilen-handeln, sondern „wählen“. Das ist etwas schärfer, braucht mehr Nachdenken und hat klarere Folgen.

Vorgegeben im Arbeitsdokument war das „Wählen“ so: Es bedeutet nicht, „ein für allemal Antworten auf die aufgetretenen Probleme zu geben, sondern vor allem, konkrete Schritte zu unternehmen, damit wir als kirchliche Gemeinschaft immer effektivere Prozesse zur Erkenntnis unserer Mission in Gang setzen können.“ Es ging um die Schwierigkeiten, „sich in einer komplexen Welt zu orientieren, von der sie keine Landkarte besitzen. Vor diesem Hintergrund ist die Synode eine Übung darin, wie wir die Fähigkeit zur Erkenntnis, zur Unterscheidung, stärken können, die mit das Thema der Synode ist” (IL 139).

Eine der jungen Teilnehmerinnen bei ihrem Beitrag während der Synode
Eine der jungen Teilnehmerinnen bei ihrem Beitrag während der Synode

Sich-zurecht-Finden, so mag ich das verkürzt übersetzen. Die Wahl führt zu konkreten Schritten, welche die Aufgabe der Kirche, die Mission, die Verkündigung, die Gemeinschaft stärken sollen. Aber ohne Master-Plan. Ohne Ableitung von fertigen Rezepten. Nicht einfach als Beibehaltung oder Neugestaltung des Alten. Das erlaubt die Welt, das erlauben die kommenden Generationen nicht mehr.

Konkrete Schritte: Das war im Verlauf dieser dritten Phase gar nicht so einfach. Immer wieder einmal glitten Beiträge ins Appellative ab, „man müsste ..“ , „die Kirche könnte …“, und so weiter. Nur natürlich, wenn man sich der schier überwältigen Verschiedenheit der Realitäten gegenübersieht. Viele Beiträge haben dann darüber berichtet, was in ihren verschiedenen Regionen und Bistümern schon besteht.

 

Roter Faden? Schwierig

 

Das zusammen zu tragen, war nicht einfach. Hier einen roten Faden, eine klare Tendenz zu erkennen, war fast unmöglich.

Hier ist wirklich das Vorgehen der Synode hilfreich. Das Sprechen im Plenum ist eben nicht das Zentrum, sondern dient lediglich dem aufeinander-Hören. Das wurde dann in den Kleingruppen vertieft, erst hier entstanden die Überlegungen, die basierend auf dem Hören dann zu konkreten Vorschlägen führen sollen.

Aus Afrika zum Beispiel kamen in den Plenar-Beiträgen immer und immer wieder dieselben Themen: Schule und politische/gesellschaftliche Bildung, zwei Themen die sich mindestens berühren, wenn nicht sogar weitgehend überschneiden. Dazu noch die Frage der Migration und der Flucht, das umschreibt das Engagement – aktuell und gewünscht – sehr gut.

 

Frauen, Migration, Bildung

 

Auch das Thema Frauen kam immer wieder, warum sind 80 Prozent des Ordenslebens weltweit nur durch drei Frauen ohne Stimmrecht vertreten? Wie ist das mit der Machokultur in der Kirche, nicht nur in Lateinamerika? Wie ist das mit dem Eintreten für die Rechte und die Würde der Frau? Weiterlesen “Dritte Synodenwoche: Bildung, Frauen, Migration”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Beratungen, Bildung, Bischofssynode, Flucht, Frauen, Jugend, Migration, Rom, Synode, Wählen2 Kommentare zu Dritte Synodenwoche: Bildung, Frauen, Migration

Alltägliches

Veröffentlicht am 18. Oktober 201811. November 2018
Das WJT-Kreuz für den Papst Das WJT-Kreuz für den Papst

Mittwochnachmittag, Synodenaula: alle lateinamerikanischen Teilnehmer hatten sich im Eingang versammelt, um Papst Franziskus zu begrüßen. Und zwar mit einem Lied, einem der ganz typischen liturgischen Lieder das über den gesamten Kontinent verbreitet ist.

Ein sehr menschlicher Augenblick voller echter Zuneigung, vor allem von Seiten der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Das WJT-Kreuz für den Papst
Das WJT-Kreuz für den Papst

Als Geschenk bekam der Papst ein Kreuz überreicht, das er auch gleich umhängte, das Kreuz der kommenden Weltjugendtages im Januar 2019 in Panamá. Die Farben repräsentieren die verschiedenen Regionen des Kontinents, Grün ist Mexiko im Norden, Gelb die Karibik, Rot die Andenregion und so weiter. Das Kreuz hatte bis dahin schon als Bischofskreuz einige schwarze Talare geziert, jetzt also kurz auch Papst Franziskus.

Was mir dabei aufgefallen ist ist die Tatsache, wie wenig die Weltjugendtage bislang bei der Bischofssynode vorgekommen sind. Man könnte denken, dass beim Thema Jugend im Vatikan diese vatikanische und päpstliche Initiative eine besondere Rolle spielen würde. Das tut sie meiner Beobachtung nach nicht.

 

Keine besonders starke Rolle

 

In den Plenarsitzungen kamen sie nur selten vor. Und das liegt meiner Meinung nach daran, dass der Schwerpunkt aller Überlegungen eindeutig auf dem Alltag lag und liegt. Es geht um Schulen und Hochschulen, um Migration und Hilfen für Menschen auf der Flucht. Es geht um Katechese und das Wegbrechen der Rolle der Pfarrei für die Jugend. Es geht um die Missbrauchsprävention und die Frage nach zeitgemäßer Liturgie.

Das alles sind Alltags-Themen. Hier geht es nicht um große Einzelaktionen, sondern um das Leben vor Ort. Und das sehe ich als gute Entwicklung, ohne die WJTs jetzt herunterspielen zu wollen. Aber kirchliches Leben und Glaubensleben wird nur dann Wurzeln haben, wenn es vor Ort und vor allem im Alltag passiert.

 

Wurzeln vor Ort

 

Zumal so auch all die jungen Menschen vorkommen, die sich lange Reisen schlicht nicht leisten können und deswegen bei WJTs regelmäßig unterrepräsentiert sind. Vor allem hier sind es die Fragen nach Migration und nach Bildung und sozialer Kompetenz aus dem Glauben heraus, die immer und immer wieder genannt werden. Der Einsatz der Kirche konkret, vor Ort, mit jungen Menschen, in konkreten Umständen. Darum geht es.

So schön die WJTs auch sein mögen und wie viel junge Menschen von dort mitnehmen, bei der Synode wird deutlich, dass der Alltag der Ort des Glaubens und der Kirche ist.

Singen und Warten auf den Papst
Singen und Warten auf den Papst
Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, RomSchlagwörter Alltag, Bildung, Bischofssynode, Jugend, Jugendsynode, Schule, Weltjugendtag, WJT1 Kommentar zu Alltägliches

Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens

Veröffentlicht am 16. Oktober 201811. November 2018
Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen? Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?

Es ist mein Lieblingsthema: Wie geht weltweite Kirche und lokale Kirche in Zukunft zusammen? Wie können wir den universellen – katholischen – Charakter der Kirche vertiefen, neu entdecken, bewahren und gleichzeitig kulturelle Verschiedenheiten wertschätzen und deren Beitrag für andere Kulturen fördern?

Dass das ein nicht einfach zu lösende Aufgabe ist, wurde noch einmal sehr deutlich, als in den vergangenen Tagen die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit zusammen getragen wurden. Das bekannte Problem: Wenn die Aussagen zu konkret sind, sind sie von ihren Umständen nicht zu lösen. Wenn sie abstrakt werden, sprechen sie kaum noch zur Wirklichkeit. Und das ist nur das induktive Vorgehen, also von Konkret zu Abstrakt. Wenn man den umgekehrten Weg geht, den deduktiven der Anwendung abstrakter Regeln auf konkrete Umstände, wird es noch schwieriger.

Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?
Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?

Das Ganze wird sich noch mal zuspitzen jetzt wo die dritte Phase der Synodenarbeit läuft, die Frage nach dem „was tun?“.

Wir sind uns glaube ich schnell einig, dass das Leben der weltweiten einen Kirche nicht schlicht das Ergebnis eine Forderung oder einer Vereinheitlichung sein kann. Dafür ist theologisch die Wirklichkeit zu wichtig.

Es ist auch hier mal wieder eine Frage der Haltung. Der Germanicus – die deutschsprachige Kleingruppe – hat das in ihrem Bericht zur zweiten Phase so gesagt: der Versuchung widerstehen, das wir schon alles wüssten. „Wir sind zuerst Hörende und nicht schon die Wissenden“, so heißt es in dem Text. Das ist auf die Jugend hin gesprochen, gilt aber auch für den weiteren Blick auf die katholische Welt.

 

Zuerst Hörende

 

Dass das in die Sprache von „Versuchung“ gepackt ist ist natürlich Papst Franziskus geschuldet, der sehr stark immer wieder auf solche Versuchungen hinweist.

Es ist eine wichtige Betonung. Es ist nicht „falsch“, sondern eine „Versuchung“. Damit schieben wir es aus dem Bereich der Moral in den Bereich der Unterscheidung, vom Bereich ja/nein in den dynamischen Bereich des „welchen Schritt machen wir nun“.

„Versuchung“, das ermöglicht Umkehr.

 

Beginn der Weisheit

 

Dann: „nicht schon Wissende“. Es ist weise zuzugeben, dass wir noch gar nicht die Antwort haben. Einsicht ins eigene Nichtwissen haben ja schon die alten Philosophen als Beginn der Weisheit definiert. Da stellt man sich auch nicht vielleicht unnötige Hindernisse in den Weg. Weiterlesen “Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Bekehrung, Bischofssynode, Kirche, Reform, Synode, Versuchung, Weltkirche, Zukunft5 Kommentare zu Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens

Zweite Synodenwoche: Nicht von oben herab

Veröffentlicht am 13. Oktober 201811. November 2018
Über die Schulter der Technik: Blick in die Synodenaula Über die Schulter der Technik: Blick in die Synodenaula

„Danach aber wird Folgendes geschehen: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen.“ Ein Schnappschuss aus den Beratungen der Synode dieser Woche. Dieser Satz aus dem biblischen Buch Joel (3:1) fiel an einer Stelle, unter Applaus. Kurzfassung: Das Prophetische der jungen Menschen und die Träume der alten Menschen sind nur zusammen zu haben. Miteinander.

Über die Schulter der Technik: Blick in die Synodenaula
Über die Schulter der Technik: Blick in die Synodenaula

Geradezu zum Greifen war das bei der so genannten freien Aussprache, die jeweils den Abschluss des Tages mit Plenarsitzungen bildet. Die Teilnehmer können sich melden und zu dem sprechen, was sie möchten (zum Thema), ohne vorher ein Thema eingereicht zu haben. In dieser Woche war das geöffnet worden, und auch Nicht-Synoden-Väter – spricht die jungen Menschen im Saal – konnten sich melden. Mit dem Resultat, dass vor allem sie gesprochen haben. Eine nach dem anderen. Da war Leidenschaft drin, Engagement, da waren Ideen. Vor allem waren da aber auch Erfahrung drin, nicht nur Theorie, echtes Leben.

Viel von dem Applaus kam auch von den Bischöfen, selbst als sie einmal mit „liebe Alte“ angeredet wurden. Das hat der Versammlung sichtlich gut getan.

Ob das schon der „Tag des Herrn“ ist, von dem Joel verheißungsvoll spricht, lassen wir mal dahin gestellt, aber die Dinge gehören zusammen.

Da jetzt aber wieder die Kleingruppen tagen, schaue ich an dieser Stelle auf den zweiten Teil der Synode zurück. Zwei Eindrücke:

 

Begleitung

 

Zum einen ist da das alle Beiträge irgendwie durchziehende Thema der Begleitung.
Das Instrumentum Laboris sagt es so: „Die Jugendlichen werden von der sozialen Realität angesprochen, in der sie sich bewegen und die in ihnen oft starke Reaktionen auslöst, bei deren Interpretation sie Begleitung brauchen. Diese Begleitung kann zu einem Instrument werden, mit dessen Hilfe sich die Zeichen der Zeit identifizieren lassen, die der Heilige Geist den Jugendlichen und der Kirche zeigt“. Etwas steif ausgedrückt, aber hier wird der Übergang von der Wahrnehmung der Situation zum Urteil, zum Umgang, vollzogen.

Um den Begriff „Begleitung“ haben sich die allermeisten Beiträge gedreht. Wobei damit nicht nur Einzelgespräche gemeint sind, unter den Begriff fiel im Laufe der Beratungen alles, was man an Kontakt mit jungen Menschen beschreiben kann. Geistlich, individuell oder in Gruppen, beratend oder zuhörend, Freizeit oder Unterricht, alles wurde unter der Perspektive der Begleitung gesehen.

Mit zwei Spitzen: zum einen kann das nicht jeder, es braucht Ausbildung, Hinführung, für junge Menschen („Jugend leitet Jugend“) genauso wie für die Ehrenamtlichen, Priester, Ordensleute und so weiter. Hier gibt es weltweit ein Manko.

 

Manko Ausbildung

 

Die zweite Sinnspitze: Es geht nicht von oben herab. Natürlich gibt es auch jetzt noch Stimmen – auch in der Synode – die Begleitung als Bestehen auf den Regeln verstehen. Applaus bekommt das aber wenig. Begleiten bedeutet eben mehr als ein von-oben-nach-unten. In den Worten des Instrumentum Laboris: „Wer begleitet, ist aufgerufen, das Geheimnis zu respektieren, das jeder Mensch in sich trägt, und darauf zu vertrauen, dass der Herr bereits in dem Betreffenden wirkt.“ Weiterlesen “Zweite Synodenwoche: Nicht von oben herab”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Begleitung, Bischofssynode, Blase, Jugend, Öffentlichkeit, Papst Franziskus, Rückblick, Synode, Themen3 Kommentare zu Zweite Synodenwoche: Nicht von oben herab

Ökumenisch lernen

Veröffentlicht am 12. Oktober 201811. November 2018
Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst

Lernen will Kirche. Dann machen wir doch mal ein Beispiel. Man kann junge Menschen einbeziehen. In Leitung. In der Kirche. Systematisch. Das kann man lernen.

Der Lutherische Weltbund macht es vor: schon 1984 hatte er beschlossen, dass in allen Gremien des Bundes junge Menschen vertreten sind. Und es funktioniert, zumindest auf internationaler Ebene. Julia Braband, „geschwisterliche Delegierte“ (also Delegierte einer anderen Konfession, davon gibt es eine ganze Reihe hier) bei der Synode, gab der Katholischen Kirche die Erfahrungen ihrer Kirche mit: Heute seien 20 Prozent aller Mitglieder der Gremien des LWB unter 30 Jahre alt.

Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst
Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst

Wie bitte, Frauenquote in einer Kirche? Ja. Eine Quote außerdem noch, die nicht nur von den jungen Menschen im Bund verteidigt werde.

Es geht also. Ob es über Quoten passieren muss, sei dahin gestellt, Kardinal Marx hatte in seinem Statement Ähnliches zum Thema Frauen in Verantwortung gesagt. Aber hier soll es erst mal weiter um die Jugend gehen. Junge Menschen, systematisch beteiligt in den Gremien des Weltbundes.

Vor Ort sehe das leider noch anders aus, weil in den lutherischen Kirchen alle Mitgliedskirchen einzeln entscheiden müssten, sei da noch viel Nachholbedarf. Da könne die Katholische Kirche schneller sein, sagte Braband.

Jugendbeteiligung sei ein Laboratorium des Glaubens, das sei ihr Schluss aus den Erfahrungen. Um das dann in die Worte von Papst Johannes Paul II. zu übersetzen: „fürchtet euch nicht!“

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Ökumene, RomSchlagwörter Bischofssynode, Frauenquote, Leitung, Lernen, Lutherischer Weltbund, LWB, Ökumene, Verantwortung11 Kommentare zu Ökumenisch lernen

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