Wenn ein sehr großer Flachbildschirm vor einem eher schlechten aber dafür monumentalen Papstgemälde aus dem 19. Jahrhundert steht, dann sind wir mitten drin, in der Vatikanreform. Meiner Erfahrung nach sieht das genau so aus: Die Säle bleiben, die Bilder auch, und die Einrichtung und die Struktur drin wird neu. Das ergibt ästhetisch ein merkwürdiges gemischt, aber auch irgendwie sympathisch.
Zu besichtigen war das am Wochenende im neu entstandenen Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, das der Papst eingerichtet hat. Oder genauer: in einer Sektion desselben, der Sektion für Migranten und Flüchtlinge.
Diese war einmal der Päpstliche Rat für Flüchtlinge, wurde dann mit Gerechtigkeit und Frieden und anderen Räten zusammen gelegt, um gleich wieder eine Sonderstellung zu bekommen: sie untersteht direkt dem Papst.
Diese Sektion hat nun eine eigene Webseite, die mehr ist als nur eine Darstellung, darüber soll ein Großteil der Arbeit laufen. Und genau diese Seite wurde am Donnerstag den Medien vorgestellt.
Das erste Besondere an dieser Vorstellung: sie war auf Englisch. Nicht auf Italienisch. Das muss man im Vatikan immer extra bemerken. Aber in der Welt spricht man halt kaum Italienisch, wenn man international unterwegs sein will, müssen andere Sprachen ran. Diese Einsicht verbreitet sich auch hier.
Man will Ressourcen bereit stellen, für Helfer wie vor allem auch für Journalisten, eine Bilddatenbank etwa. Emails von Medien hätten immer Priorität, verspricht Pater Michael Czerny, einer der beiden Leiter der Sektion. Und da gute Werke immer versteckt blieben, im Gegensatz zu Konflikt, Destruktion und Streit, wolle man hier ein wenig dagegen setzen. Constructive News nennt man das mittlerweile im Gewerbe.
Gute Werke bleiben oft versteckt
Dort fließen dann auch die Erkenntnisse ein, die durch die jahrelange Zusammenarbeit mit vielen Organisationen gesammelt wurden, etwa über Fluchtursachen. Hier zucken jetzt bestimmt schon wieder Finger über der Tastatur wenn ich schreibe, dass die meisten Flüchtlinge und Migranten eben gar nicht fliehen wollen, die wollen viel lieber im Land ihrer Herkunft leben und bleiben, aber aus Krieg, Hunger, Ausbreitung der Zonen von Trockenheit, Perspektivlosigkeit etc. müssen sie sich auf den Weg machen, um überleben zu können.
Wirkt das alles? „Das hilft uns dabei, mehr zu erfahren, was in der Kirche auf der ganzen Welt für Flüchtlinge und Migranten getan wird“, lobt Don Carmelo La Magra, Pfarrer auf Lampedusa, der bei der Vorstellung dabei war. Und das ist ja das Maß der Dinge: hilft es den Leuten vor Ort? Hilft es zum Beispiel der Insel, wo die Flüchtlinge ankommen, also Lampedusa? „So eine Seite kann uns helfen, dass unsere Stimme gehört wird, dass man aus erster Hand erfahren kann, was passiert. Die Menschen brauchen Berührung und Nähe, sie brauchen Erfahrungen. Über Bilder und Fotos kann man das zwar nicht direkt machen, aber dann doch dabei sein. Leider geben die Massenmedien immer nur einzelne Aspekte wieder. Ein solches kirchliches Instrument erlaubt es uns vor Ort, unsere lebendige Realität besser darzustellen.“