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PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

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Monat: Oktober 2018

Die Schrift in der Hand

Veröffentlicht am 30. Oktober 201811. November 2018
Vor Sankt Ansgar in der Hamburger Neustadt Vor Sankt Ansgar in der Hamburger Neustadt

Wir Katholiken und die Bibel – das ist so eine Sache. Das gängige Vorurteil hat es ja, dass wir eher in den Katechismus schauen, während unsere evangelischen Schwestern und Brüder die Heilige Schrift lesen.

Große Freude hat mir gemacht, wie oft während der Bischofssynode die Bibel ins Gespräch kam. Genauer: wie versucht wurde, die Bibel, und hier vor allem das Neue Testament, als Schlüssel für die Sichtweise auf die Welt zu nutzen.

Das ist immer mit einem Perspektivwechsel verbunden, die Logik der Schrift verlangt von mir, dass ich meine eigenen Logiken verlasse oder zumindestens in Frage stelle. Die alterwührdige Sitte, einfach Bibelsprüche aus dem Zusammenhang zu reißen – und hier sind wir und unsere Geschwister der Reformationskirchen gleich schlimm – und irgendwo einzufügen oder aufzuhängen, das passt nicht.

Vor Sankt Ansgar in der Hamburger Neustadt
Vor Sankt Ansgar in der Hamburger Neustadt

Seit ich in Hamburg gelebt habe fallen mir dort auf der Straße und vor allem um unsere Kirche in der Neustadt immer wieder diese Schriftzüge auf, die eine sehr hartnäckige Person da seit mehr als zehn Jahren abringt. Immer derselbe Satz.

„Märchen”, das steht wohl dafür, dass das alles nicht wahr ist. Sondern “nur” erzählt. Dass es Regeln und Weisheiten vergangener Tage enthält, die heute nicht mehr gelten. Dass es vielleicht unterhaltsam ist, aber mehr nicht. Das es Moral enthält wie die von den Grimm-Brüdern gesammelten Märchen. Was auch immer die Intention des Satzes von Hamburg ist, es geht vor allem um die Negierung des zentralen Satzes: Die Bibel ist eben nicht das „Wort Gottes”.

 

Eben nicht Wort Gottes?

 

Mir gibt das immer und immer wieder zu denken. Sonst würde ich ja auch hier nicht darüber schreiben. Was denken wir über die Bibel? Wie lese ich sie? Wie versuche ich, meinen Blick auf die Welt durch die Logik Jesu, die Logik der Schrift prägen zu lassen.

Denn das ist es ja schließlich, worum es geht. Lasse ich zu, dass mich das prägt, meinen Glauben, mein Leben, meine Entscheidungen, meine Perspektiven. Und wenn wir sagen und liturgisch bekennen dass das, was wir lesen und hören „Wort Gottes” ist, dann muss das ja Folgen haben. Dann ist das nicht nur einfach so ein Satz, den man halt sagt.

 

Nicht einfach nur ein Satz, den man sagt

 

Gott ist eben nicht nur Objekt der Erzählungen, sondern auch Subjekt. Die Bücher der Bibel haben „echte Verfasser“, wie das Konzil es nennt, sie sind nicht von Gott irgendwie diktiert worden. Deswegen sprechen wir von Inspiration. Trotz der menschlichen Verfasserschaft ist da Gott, ist da Heiliger Geist zu entdecken. Weiterlesen “Die Schrift in der Hand”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Ökumene, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bibel, Glauben, Schrift, Wort Gottes7 Kommentare zu Die Schrift in der Hand

Das war’s jetzt. Punkt. Fragezeichen?

Veröffentlicht am 28. Oktober 201811. November 2018

Das soll es jetzt gewesen sein? Viele Kolleginnen und Kollegen fragen sich und mich, wo denn in dem Synodendokument jetzt der Aufbruch stecken soll. Wo das Neue, wo das Inspirierende. Und ob das nicht viel zu alt-hergebracht ist.

Gestern war ein langes Dokument nach über drei Wochen Beratungen abgestimmt worden, viel Enthusiasmus hatte es gegeben um diese Synode herum. Und jetzt?

#synod2018
Pressegespräch mit Frère Alois, Taizé, bei Vatican News
Pressekonferenz im Vatikan
Vorbereitung auf eine Pressekonferenz, mit Kardinal Schönborn und Erzbischof Martin
Der Autor dieser Zeilen mit dem brasilianischen Kollegen im Pressebalkon der Synodenaula

Das geht hin bis zur Berichterstattung, die als erstes die Suchfunktion auf bestimmte Begriffe loslässt um heraus zu finden, ob erstens Erregungspotential drin steckt und zweitens die eigenen Erwartungen erfüllt werden.

 

Suchfunktion auf bestimmte Begriffe gerichtet

 

Die Kirche und die Welt wird nicht durch ein Dokument gerettet. Auch nicht durch dieses. Was aber hilft ist, wenn sich Kirchen vor Ort das Ding vornehmen und die Schritte Erkennen – Deuten – Wählen nachvollziehen. Das ist in etwa so wie bei vielen anderen kirchlichen Texten, vor allem von Papst Franziskus. Wenn man sie nicht dem Alltag aussetzt, weiß man gar nicht, was sie taugen.

Also: Ob die Synode und ihr Dokument wirklich hilfreich gewesen sein werden, wird sich noch herausstellen müssen. The pudding is in the eating, wie das englische Sprichwort sagt, ob es was taugt stellt sich erst im Gebrauch heraus.

 

The pudding is in the eating

 

Dass es jetzt vielleicht die eine große zündende Idee nicht gibt, das muss gar nicht schlecht sein. Bei all unseren Krisen haben wir doch ein ums andere Mal festgestellt, dass es die eine Lösung für alle nicht gibt. Es wäre vielleicht vermessen, von einer Synode solch eine Lösung zu erwarten. Oder vom Papst, der aus den Ergebnissen dann ja sein eigenes Dokument macht, wie schon bei Amoris Laetitia und davor bei Evangelii Gaudium.

Es hat was von Allmachtsphantasie, an die eine, alles umfassende Lösung zu glauben.
Aber immerhin sind da einige Themen fest im Bewusstsein verankert, um welche die Kirche nun nicht mehr herum kommt.

Die Rolle und die Beteiligung von Frauen in der Kirche, vor allem auch in der Leitung. Die Frage der Migration in den Herkunftsländern, den Gastländern und den Ländern, wie die Flüchtlinge landen. Überhaupt die Frage der Verschiebungen ganzer Gesellschaften. Die Frage nach der digitalen Sprache und Kultur, dem digitalen Kontinent. Die Frage nach der Ausbildung und Befähigung von Christen zu sozialem und politischem Engagement. Und immer wieder die Frage nach dem Missbrauch von Macht und nach Umgang damit und von Prävention. Das alles liegt offen auf dem Tisch.

Die Schwäche des Dokuments wird so zu einer echten Stärke: Man kann es selber nachvollziehen und auf die eigenen Realitäten anwenden. Wenn man denn will.
Aber genau so kann man zum Teil des synodalen Prozesses werden.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bischofssynode, Dokument, Glauben, Gläubige, Jugend, Laien, Ortskirche, Papst Franziskus, Pastoral, Priester, Vatikan1 Kommentar zu Das war’s jetzt. Punkt. Fragezeichen?

Ausprobieren

Veröffentlicht am 24. Oktober 201811. November 2018
Papst Franziskus bei einer Mate-Tee-Pause Papst Franziskus bei einer Mate-Tee-Pause

Früher war mehr Streit. Vor drei und vier Jahren hatte der Papst seine ersten beiden Synoden offen unter das Thema der Synodalität gestellt. Es gab eine Veranstaltung zum Jahrestag der „Erfindung“ der Synode unter Paul VI., es gab Ansprachen zum Thema, und Papst Franziskus hat sehr deutlich gemacht, dass das Prinzip lautet, dass er selber für die Einheit stehe und deswegen alle offen reden können. 2014 hatte er es sehr deutlich gesagt:

„Der Papst ist in diesem Sinn nicht der oberste Herr sondern vielmehr der oberste Diener, der Diener der Diener Gottes; er ist der Garant des Gehorsams, der Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, mit dem Evangelium Christi und der Tradition der Kirche. Jede persönliche Willkür beiseite lassend ist er dem Willen Christi gemäß der „oberste Hirte und Lehrer alle Gläubigen” (CIC 749), dazu hat er „die volle ordentliche Autorität, die oberste, volle, unmittelbare und universale in der Kirche” (CIC 331-334).“ (Ansprache zum Abschluss der Synode).

Papst Franziskus bei einer Mate-Tee-Pause
Papst Franziskus bei einer Mate-Tee-Pause

Es gab Streit darum. Einige meinten, die Autorität des Papstes offen anzweifeln zu können, er könne keine Lehre ändern war der Code, gemeint war aber ein offenes Zweifeln an der Autorität des Papstes. Andere wollten gar nicht neue Methoden, sondern lieber einfach nur das Wiederholen, was immer schon gesagt wurde.

Nach dieser Doppelsynode hieß es dann, dass die Bischöfe sich über Synodalität unterhalten müssen. Eine Synode zur Synodalität also. Eine Synode über Autorität, über Prozess, über Beteiligung. Die Entscheidung war dann aber eine andere, deswegen unterhalten wir uns in der Aula seit drei Wochen über die Jugend.

Aber das Thema Synodalität ist keineswegs weg.

 

Dynamik und Wandel

 

Man wollte keine Synode zur Synodalität, aber aus dieser Synode ist genau das geworden. Es wird über Prozess gesprochen und über Dynamik. Es wird darüber gesprochen, wie es weitergehen muss. Es wird darüber gesprochen, was sich ändern muss. Und darüber, was sich schon geändert hat. Das Thema ist Jugend, aber es ist auch eine Synode zur Synodalität geworden. Weiterlesen “Ausprobieren”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan7 Kommentare zu Ausprobieren

Dritte Synodenwoche: Bildung, Frauen, Migration

Veröffentlicht am 19. Oktober 201811. November 2018
Eine der jungen Teilnehmerinnen bei ihrem Beitrag während der Synode Eine der jungen Teilnehmerinnen bei ihrem Beitrag während der Synode

Wählen: das war die Aufgabe für den dritten Arbeitsteilung der Bischofssynode. Nicht klassisch „Handeln“, wie in sehen-urteilen-handeln, sondern „wählen“. Das ist etwas schärfer, braucht mehr Nachdenken und hat klarere Folgen.

Vorgegeben im Arbeitsdokument war das „Wählen“ so: Es bedeutet nicht, „ein für allemal Antworten auf die aufgetretenen Probleme zu geben, sondern vor allem, konkrete Schritte zu unternehmen, damit wir als kirchliche Gemeinschaft immer effektivere Prozesse zur Erkenntnis unserer Mission in Gang setzen können.“ Es ging um die Schwierigkeiten, „sich in einer komplexen Welt zu orientieren, von der sie keine Landkarte besitzen. Vor diesem Hintergrund ist die Synode eine Übung darin, wie wir die Fähigkeit zur Erkenntnis, zur Unterscheidung, stärken können, die mit das Thema der Synode ist” (IL 139).

Eine der jungen Teilnehmerinnen bei ihrem Beitrag während der Synode
Eine der jungen Teilnehmerinnen bei ihrem Beitrag während der Synode

Sich-zurecht-Finden, so mag ich das verkürzt übersetzen. Die Wahl führt zu konkreten Schritten, welche die Aufgabe der Kirche, die Mission, die Verkündigung, die Gemeinschaft stärken sollen. Aber ohne Master-Plan. Ohne Ableitung von fertigen Rezepten. Nicht einfach als Beibehaltung oder Neugestaltung des Alten. Das erlaubt die Welt, das erlauben die kommenden Generationen nicht mehr.

Konkrete Schritte: Das war im Verlauf dieser dritten Phase gar nicht so einfach. Immer wieder einmal glitten Beiträge ins Appellative ab, „man müsste ..“ , „die Kirche könnte …“, und so weiter. Nur natürlich, wenn man sich der schier überwältigen Verschiedenheit der Realitäten gegenübersieht. Viele Beiträge haben dann darüber berichtet, was in ihren verschiedenen Regionen und Bistümern schon besteht.

 

Roter Faden? Schwierig

 

Das zusammen zu tragen, war nicht einfach. Hier einen roten Faden, eine klare Tendenz zu erkennen, war fast unmöglich.

Hier ist wirklich das Vorgehen der Synode hilfreich. Das Sprechen im Plenum ist eben nicht das Zentrum, sondern dient lediglich dem aufeinander-Hören. Das wurde dann in den Kleingruppen vertieft, erst hier entstanden die Überlegungen, die basierend auf dem Hören dann zu konkreten Vorschlägen führen sollen.

Aus Afrika zum Beispiel kamen in den Plenar-Beiträgen immer und immer wieder dieselben Themen: Schule und politische/gesellschaftliche Bildung, zwei Themen die sich mindestens berühren, wenn nicht sogar weitgehend überschneiden. Dazu noch die Frage der Migration und der Flucht, das umschreibt das Engagement – aktuell und gewünscht – sehr gut.

 

Frauen, Migration, Bildung

 

Auch das Thema Frauen kam immer wieder, warum sind 80 Prozent des Ordenslebens weltweit nur durch drei Frauen ohne Stimmrecht vertreten? Wie ist das mit der Machokultur in der Kirche, nicht nur in Lateinamerika? Wie ist das mit dem Eintreten für die Rechte und die Würde der Frau? Weiterlesen “Dritte Synodenwoche: Bildung, Frauen, Migration”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Beratungen, Bildung, Bischofssynode, Flucht, Frauen, Jugend, Migration, Rom, Synode, Wählen2 Kommentare zu Dritte Synodenwoche: Bildung, Frauen, Migration

Alltägliches

Veröffentlicht am 18. Oktober 201811. November 2018
Das WJT-Kreuz für den Papst Das WJT-Kreuz für den Papst

Mittwochnachmittag, Synodenaula: alle lateinamerikanischen Teilnehmer hatten sich im Eingang versammelt, um Papst Franziskus zu begrüßen. Und zwar mit einem Lied, einem der ganz typischen liturgischen Lieder das über den gesamten Kontinent verbreitet ist.

Ein sehr menschlicher Augenblick voller echter Zuneigung, vor allem von Seiten der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Das WJT-Kreuz für den Papst
Das WJT-Kreuz für den Papst

Als Geschenk bekam der Papst ein Kreuz überreicht, das er auch gleich umhängte, das Kreuz der kommenden Weltjugendtages im Januar 2019 in Panamá. Die Farben repräsentieren die verschiedenen Regionen des Kontinents, Grün ist Mexiko im Norden, Gelb die Karibik, Rot die Andenregion und so weiter. Das Kreuz hatte bis dahin schon als Bischofskreuz einige schwarze Talare geziert, jetzt also kurz auch Papst Franziskus.

Was mir dabei aufgefallen ist ist die Tatsache, wie wenig die Weltjugendtage bislang bei der Bischofssynode vorgekommen sind. Man könnte denken, dass beim Thema Jugend im Vatikan diese vatikanische und päpstliche Initiative eine besondere Rolle spielen würde. Das tut sie meiner Beobachtung nach nicht.

 

Keine besonders starke Rolle

 

In den Plenarsitzungen kamen sie nur selten vor. Und das liegt meiner Meinung nach daran, dass der Schwerpunkt aller Überlegungen eindeutig auf dem Alltag lag und liegt. Es geht um Schulen und Hochschulen, um Migration und Hilfen für Menschen auf der Flucht. Es geht um Katechese und das Wegbrechen der Rolle der Pfarrei für die Jugend. Es geht um die Missbrauchsprävention und die Frage nach zeitgemäßer Liturgie.

Das alles sind Alltags-Themen. Hier geht es nicht um große Einzelaktionen, sondern um das Leben vor Ort. Und das sehe ich als gute Entwicklung, ohne die WJTs jetzt herunterspielen zu wollen. Aber kirchliches Leben und Glaubensleben wird nur dann Wurzeln haben, wenn es vor Ort und vor allem im Alltag passiert.

 

Wurzeln vor Ort

 

Zumal so auch all die jungen Menschen vorkommen, die sich lange Reisen schlicht nicht leisten können und deswegen bei WJTs regelmäßig unterrepräsentiert sind. Vor allem hier sind es die Fragen nach Migration und nach Bildung und sozialer Kompetenz aus dem Glauben heraus, die immer und immer wieder genannt werden. Der Einsatz der Kirche konkret, vor Ort, mit jungen Menschen, in konkreten Umständen. Darum geht es.

So schön die WJTs auch sein mögen und wie viel junge Menschen von dort mitnehmen, bei der Synode wird deutlich, dass der Alltag der Ort des Glaubens und der Kirche ist.

Singen und Warten auf den Papst
Singen und Warten auf den Papst
Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, RomSchlagwörter Alltag, Bildung, Bischofssynode, Jugend, Jugendsynode, Schule, Weltjugendtag, WJT1 Kommentar zu Alltägliches

Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens

Veröffentlicht am 16. Oktober 201811. November 2018
Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen? Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?

Es ist mein Lieblingsthema: Wie geht weltweite Kirche und lokale Kirche in Zukunft zusammen? Wie können wir den universellen – katholischen – Charakter der Kirche vertiefen, neu entdecken, bewahren und gleichzeitig kulturelle Verschiedenheiten wertschätzen und deren Beitrag für andere Kulturen fördern?

Dass das ein nicht einfach zu lösende Aufgabe ist, wurde noch einmal sehr deutlich, als in den vergangenen Tagen die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit zusammen getragen wurden. Das bekannte Problem: Wenn die Aussagen zu konkret sind, sind sie von ihren Umständen nicht zu lösen. Wenn sie abstrakt werden, sprechen sie kaum noch zur Wirklichkeit. Und das ist nur das induktive Vorgehen, also von Konkret zu Abstrakt. Wenn man den umgekehrten Weg geht, den deduktiven der Anwendung abstrakter Regeln auf konkrete Umstände, wird es noch schwieriger.

Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?
Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?

Das Ganze wird sich noch mal zuspitzen jetzt wo die dritte Phase der Synodenarbeit läuft, die Frage nach dem „was tun?“.

Wir sind uns glaube ich schnell einig, dass das Leben der weltweiten einen Kirche nicht schlicht das Ergebnis eine Forderung oder einer Vereinheitlichung sein kann. Dafür ist theologisch die Wirklichkeit zu wichtig.

Es ist auch hier mal wieder eine Frage der Haltung. Der Germanicus – die deutschsprachige Kleingruppe – hat das in ihrem Bericht zur zweiten Phase so gesagt: der Versuchung widerstehen, das wir schon alles wüssten. „Wir sind zuerst Hörende und nicht schon die Wissenden“, so heißt es in dem Text. Das ist auf die Jugend hin gesprochen, gilt aber auch für den weiteren Blick auf die katholische Welt.

 

Zuerst Hörende

 

Dass das in die Sprache von „Versuchung“ gepackt ist ist natürlich Papst Franziskus geschuldet, der sehr stark immer wieder auf solche Versuchungen hinweist.

Es ist eine wichtige Betonung. Es ist nicht „falsch“, sondern eine „Versuchung“. Damit schieben wir es aus dem Bereich der Moral in den Bereich der Unterscheidung, vom Bereich ja/nein in den dynamischen Bereich des „welchen Schritt machen wir nun“.

„Versuchung“, das ermöglicht Umkehr.

 

Beginn der Weisheit

 

Dann: „nicht schon Wissende“. Es ist weise zuzugeben, dass wir noch gar nicht die Antwort haben. Einsicht ins eigene Nichtwissen haben ja schon die alten Philosophen als Beginn der Weisheit definiert. Da stellt man sich auch nicht vielleicht unnötige Hindernisse in den Weg. Weiterlesen “Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Bekehrung, Bischofssynode, Kirche, Reform, Synode, Versuchung, Weltkirche, Zukunft5 Kommentare zu Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens

„Hass auf was Göttlich ist im Menschen”

Veröffentlicht am 14. Oktober 201811. November 2018
Kardinal Gregorio Rosa Chavez betet am Grab seines Ziehvaters Oscar Romero Kardinal Gregorio Rosa Chavez betet am Grab seines Ziehvaters Oscar Romero

Oscar Arnulfo Romero ist nun heilig gesprochen. Die Kirche bekennt gemeinsam, in ihm Gottes Wirken unter uns zu erkennen und zu verehren.

Kardinal Gregorio Rosa Chavez betet am Grab seines Ziehvaters Oscar Romero
Kardinal Gregorio Rosa Chavez betet am Grab seines Ziehvaters Oscar Romero

Der Weg dahin war holprig, bis heute gibt es Menschen, die in Romero und seinem Kampf gegen die Gewalt im Land – von rechts wie von links – einen Politiker sehen. Keinen Kirchenmann. Sein Einsatz für die Schwachen wurde runtergemacht, sein Aufstehen gegen die Mächtigen von den Freunden der Mächtigen – auch in der Kirche – abgetan.

Papst Franziskus hatte das als „zweites Martyrium“ bezeichnet, nach dem Tod wurde er von der eigenen Kirche verleumdet, im eigenen Land.

Selbst dass er ein Märtyrer war, wurde lange nicht anerkannt. Schließlich sei er ja von Katholiken umgebracht worden, ein Hass auf den Glauben könne deswegen nicht vorliegen, lautete lange das vorgeschobene Argument.

 

Das „zweites Martyrium“

 

In einem Artikel für Adveniat bin ich dem mal nachgegangen. Und bin auf eine Formulierung von Papst Johannes Paul II. gestoßen, welche dieser über Maximilian Kolbe geprägt hatte. Auch der war ja nicht wegen seines Glaubens umgebracht worden. 1982 stellte der Papst aber klar, dass Kolbe Märtyrer sei, er sei getötet worden aus „Hass auf den Menschen und auf das, was Göttlich ist im Menschen“.

Und genau das verehre ich persönlich auch in Romero. Sein Einsatz für die Schwachen und gegen Gewalt, gegen die Gewalttäter und Mächtigen, sein nicht-schweigen-können hat etwas Göttliches. Wenn das Gottes Wirken ist, wenn wir uns für unsere Schwestern und Brüder einsetzen, gleich gegen wen, dann verehre ich dieses Wirken in diesem Heiligen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Gerechtigkeit, Glauben, Göttlich, Heiligsprechung, Kirche, Märtyrer, Menschen, Rom, Romero, Vatikan, Zeugnis12 Kommentare zu „Hass auf was Göttlich ist im Menschen”

Zweite Synodenwoche: Nicht von oben herab

Veröffentlicht am 13. Oktober 201811. November 2018
Über die Schulter der Technik: Blick in die Synodenaula Über die Schulter der Technik: Blick in die Synodenaula

„Danach aber wird Folgendes geschehen: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen.“ Ein Schnappschuss aus den Beratungen der Synode dieser Woche. Dieser Satz aus dem biblischen Buch Joel (3:1) fiel an einer Stelle, unter Applaus. Kurzfassung: Das Prophetische der jungen Menschen und die Träume der alten Menschen sind nur zusammen zu haben. Miteinander.

Über die Schulter der Technik: Blick in die Synodenaula
Über die Schulter der Technik: Blick in die Synodenaula

Geradezu zum Greifen war das bei der so genannten freien Aussprache, die jeweils den Abschluss des Tages mit Plenarsitzungen bildet. Die Teilnehmer können sich melden und zu dem sprechen, was sie möchten (zum Thema), ohne vorher ein Thema eingereicht zu haben. In dieser Woche war das geöffnet worden, und auch Nicht-Synoden-Väter – spricht die jungen Menschen im Saal – konnten sich melden. Mit dem Resultat, dass vor allem sie gesprochen haben. Eine nach dem anderen. Da war Leidenschaft drin, Engagement, da waren Ideen. Vor allem waren da aber auch Erfahrung drin, nicht nur Theorie, echtes Leben.

Viel von dem Applaus kam auch von den Bischöfen, selbst als sie einmal mit „liebe Alte“ angeredet wurden. Das hat der Versammlung sichtlich gut getan.

Ob das schon der „Tag des Herrn“ ist, von dem Joel verheißungsvoll spricht, lassen wir mal dahin gestellt, aber die Dinge gehören zusammen.

Da jetzt aber wieder die Kleingruppen tagen, schaue ich an dieser Stelle auf den zweiten Teil der Synode zurück. Zwei Eindrücke:

 

Begleitung

 

Zum einen ist da das alle Beiträge irgendwie durchziehende Thema der Begleitung.
Das Instrumentum Laboris sagt es so: „Die Jugendlichen werden von der sozialen Realität angesprochen, in der sie sich bewegen und die in ihnen oft starke Reaktionen auslöst, bei deren Interpretation sie Begleitung brauchen. Diese Begleitung kann zu einem Instrument werden, mit dessen Hilfe sich die Zeichen der Zeit identifizieren lassen, die der Heilige Geist den Jugendlichen und der Kirche zeigt“. Etwas steif ausgedrückt, aber hier wird der Übergang von der Wahrnehmung der Situation zum Urteil, zum Umgang, vollzogen.

Um den Begriff „Begleitung“ haben sich die allermeisten Beiträge gedreht. Wobei damit nicht nur Einzelgespräche gemeint sind, unter den Begriff fiel im Laufe der Beratungen alles, was man an Kontakt mit jungen Menschen beschreiben kann. Geistlich, individuell oder in Gruppen, beratend oder zuhörend, Freizeit oder Unterricht, alles wurde unter der Perspektive der Begleitung gesehen.

Mit zwei Spitzen: zum einen kann das nicht jeder, es braucht Ausbildung, Hinführung, für junge Menschen („Jugend leitet Jugend“) genauso wie für die Ehrenamtlichen, Priester, Ordensleute und so weiter. Hier gibt es weltweit ein Manko.

 

Manko Ausbildung

 

Die zweite Sinnspitze: Es geht nicht von oben herab. Natürlich gibt es auch jetzt noch Stimmen – auch in der Synode – die Begleitung als Bestehen auf den Regeln verstehen. Applaus bekommt das aber wenig. Begleiten bedeutet eben mehr als ein von-oben-nach-unten. In den Worten des Instrumentum Laboris: „Wer begleitet, ist aufgerufen, das Geheimnis zu respektieren, das jeder Mensch in sich trägt, und darauf zu vertrauen, dass der Herr bereits in dem Betreffenden wirkt.“ Weiterlesen “Zweite Synodenwoche: Nicht von oben herab”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Begleitung, Bischofssynode, Blase, Jugend, Öffentlichkeit, Papst Franziskus, Rückblick, Synode, Themen3 Kommentare zu Zweite Synodenwoche: Nicht von oben herab

Ökumenisch lernen

Veröffentlicht am 12. Oktober 201811. November 2018
Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst

Lernen will Kirche. Dann machen wir doch mal ein Beispiel. Man kann junge Menschen einbeziehen. In Leitung. In der Kirche. Systematisch. Das kann man lernen.

Der Lutherische Weltbund macht es vor: schon 1984 hatte er beschlossen, dass in allen Gremien des Bundes junge Menschen vertreten sind. Und es funktioniert, zumindest auf internationaler Ebene. Julia Braband, „geschwisterliche Delegierte“ (also Delegierte einer anderen Konfession, davon gibt es eine ganze Reihe hier) bei der Synode, gab der Katholischen Kirche die Erfahrungen ihrer Kirche mit: Heute seien 20 Prozent aller Mitglieder der Gremien des LWB unter 30 Jahre alt.

Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst
Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst

Wie bitte, Frauenquote in einer Kirche? Ja. Eine Quote außerdem noch, die nicht nur von den jungen Menschen im Bund verteidigt werde.

Es geht also. Ob es über Quoten passieren muss, sei dahin gestellt, Kardinal Marx hatte in seinem Statement Ähnliches zum Thema Frauen in Verantwortung gesagt. Aber hier soll es erst mal weiter um die Jugend gehen. Junge Menschen, systematisch beteiligt in den Gremien des Weltbundes.

Vor Ort sehe das leider noch anders aus, weil in den lutherischen Kirchen alle Mitgliedskirchen einzeln entscheiden müssten, sei da noch viel Nachholbedarf. Da könne die Katholische Kirche schneller sein, sagte Braband.

Jugendbeteiligung sei ein Laboratorium des Glaubens, das sei ihr Schluss aus den Erfahrungen. Um das dann in die Worte von Papst Johannes Paul II. zu übersetzen: „fürchtet euch nicht!“

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Ökumene, RomSchlagwörter Bischofssynode, Frauenquote, Leitung, Lernen, Lutherischer Weltbund, LWB, Ökumene, Verantwortung11 Kommentare zu Ökumenisch lernen

Ist das Kunst ….?

Veröffentlicht am 11. Oktober 201811. November 2018
Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news) Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)

Was hat der Papst da in der Hand? Einige Bemerkungen hier im Blog haben mich zucken lassen. Da hatte Papst Franziskus bei der Eröffnungsmesse der Synode vor einer Woche eine neue Ferula in Händen, also einen neuen Kreuzstab. Das ist der Stab, wie Päpste ihn tragen, wie andere Bischöfe auch. Dieser neue Stab hat nun einige Menschen zu bösen Kommentaren verleitet.

Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)
Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)

Hier nun einige Bilder von dem Stab. Ein Kommentator, den ich erst gar nicht verstand, fragte nach einer Wünschelrute. In den üblichen bösartigen und sich selbst als katholisch bezeichnenden Blogs vor allem englischer Sprache ging es noch härter zu. Die nehmen auch alles, um es auf Biegen und Brechen bösartig auszulegen. Und um damit Geld zu verdienen. Aber zurück zur Ferula.

Papst Franziskus ist jemand, der oft diesen Kreuzstab wechselt.

Erinnern wir uns: Papst Paul VI. war der erste, der überhaupt einen solchen Stab benutzte. Der ist also sehr neu in den Händen der Päpste. Für die Abschlussmesse des Konzils hatte er sich einen solchen machen lassen, analog zu den Hirtenstäben der Bischöfe. Dazu hatte er Künstlern den Auftrag gegeben. Wir kennen den Stab vor allem aus der Hand von Papst Johannes Paul II., der leidende, ausdrucksstarke Christus in Silber.

 

Paul VI. war der erste mit einem Kreuzstab

 

Papst Benedikt hat zunächst auch diese Ferula benutzt, dann aber eine ander. Was für ein Aufschrei! Beweis seiner Rückwärtsgewandheit, weil es ein Kreuz aus der Zeit Pius IX. war! Was man da alles reininterpretiert hat!

Und nun Franziskus: Mal ist es ein Kreuz, das aus den Trümmern von Flüchtlingsbooten gemacht ist. Mal eine Ferula, die ihm Häftlinge schaffen haben. Dann wieder die Ferula von Paul VI., oder eine andere klassische Kreuzdarstellung.

Der Stab, den Papst Franziskus am Mittwoch der vergangenen Woche benutzte, war ein Geschenk der Jugendlichen Italiens, die zu ihrer Sternwallfahrt nach Rom gekommen und mit dem Papst gebetet und gefeiert hatten. Das war im vergangenen August, ist also aktuell.

 

Wanderstab, Hirtenstab, Bischofsstab

 

Es ist ein Holz-Stab, erinnert also auch an einen Wanderstab.

Der Künstler heißt Gregorio Cividini, aus Bergamo, der pro bono gearbeitet hat. Der Stab ist aus Olivenholz, dessen natürlich gewachsene Gabel das Grundmotiv liefert. Darüber ist ein Nagel durch die beiden Kreuz-Arme getrieben, so „entsteht“ also das Kreuz durch den Nagel.

Wenn man also etwas über die Kreuzdarstellungen bei Papst Franziskus sagen kann, dann doch vor allem das: Da ist überhaupt keine ideologische Aussage mit verbunden, im Gegenteil. Das hat mit den Menschen zu tun, mit denen er in dem Augenblick die Messe feiert. Mit nichts anderem.

Er feiert zur Eröffnung einer Bischofssynode, welche das Thema Jugend hat, also wählt er einen Stab, den ihn Jugendliche geschenkt haben.

 

Das hat mit den Menschen zu tun, mit denen der Papst feiert

 

Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)
Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)

Die Polemik – die schlechte Polemik, muss man an dieser Stelle sagen – ist also wieder einmal nur das: Der Versuch, den Papst in eine Ecke zu drängen. Ein wenig innere Freiheit, ein wenig Wertschätzung für Kunst und die Kreativität anderer, ein wenig Gelassenheit, ein wenig Vertrauen dürfte auch hier der Debatte gut tun.

Da bin ich naiv, ich weiß. Das ist Wunschdenken. Es wird immer diejenigen geben, die auf biegen und brechen Böses sagen wollen.

Aber diese Ferula ist einfach nur Kunst. Man muss das nicht mögen, aber das gilt für alle Darstellungen in der Kunst. Auch für den Barock, auch für den Klassizismus, auch für alle anderen kirchlichen Stile.

Kunst ist eine Form von Kommunikation. Sich der zu verweigern, sollte nicht als kirchlicher Beitrag zur Moderne durchgehen. Sondern als das was es ist: Spießertum.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kunst, Kultur und Können, Papstreise, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bischofsstab, Bischofssynode, Ferula, Kreuzdarstellung, Kunst, Künstler, Nagel, Papst Franziskus, Polemik10 Kommentare zu Ist das Kunst ….?

Entscheidung – Unterscheidung

Veröffentlicht am 9. Oktober 201811. November 2018
der Papst bei der Arbeit der Papst bei der Arbeit

Es sei keine „Mode dieses Pontifikats”: während der Eröffnungsansprache hatte der Papst für einige Lacher gesorgt, als er so kurz auf die Wichtigkeit von Unterscheidung/Entscheidung einging.

der Papst bei der Arbeit
der Papst bei der Arbeit

Und hier stehen wir schon vor einem Problem. Mit der Renaissance des Wortes „Unterscheidung“ in der geistlichen Sprache wissen wir so recht nichts anzufangen. Kurz: Was heißt das? Unterscheiden ist ein Wort, das in unserer Sprache eine klare Bedeutung hat. Zwei Dinge, Personen etc. werden unterschieden. Fertig.

Im Geistlichen – und das ahnt man schon wenn man das Wort hört – hat es eine leicht andere Bedeutung. Und hier beginnt unser Problem.

Zum Beispiel die Jugendsynode. Da geht es um die „Unterscheidung der Berufung“, im italienischen Ursprungstext „discernimento vocazionale“. Französisch: „discernement vocationnel”. Englisch: “Vocational Discernment”. Nur Deutsch fällt heraus, hier ist das übersetzt mit „Erkenntnis der Berufung“.

Die Arbeitsgrundlage, das so genannte Instrumentum Laboris, übersetzt oft „discernimento“ mit Erkenntnis, manchmal aber auch mit Unterscheidung. Und das nicht, weil die es nicht besser wüssten. Sondern weil eben „unterscheiden“ bei uns was anderes heißt. Manchmal eher in die eine, manchmal eher in die andere Richtung.

 

„Innere Haltung, die in einem Glaubensakt verwurzelt ist”

 

Nun werden während der Synode noch öfters davon öfters hören, vielleicht also Zeit, sich das etwas genauer anzusehen. Ich werde das nicht in einem Aufwasch machen, systematische Artikel ist nicht so mein Ding, aber vielleicht einige wichtige Elemente herausgreifen.

Eine „innere Haltung, die in einem Glaubensakt verwurzelt ist”, so nennt das der Papst. Bleiben wir mal bei ihm, man könnte auch die Meister der Spiritualität hier anführen, aber ich mache es mir mal einfach. Unterscheidung, so der Papst, „gründet auf der Überzeugung, dass Gott in der Geschichte der Welt, in den Ereignissen des Lebens, in den Personen, denen ich begegne und die mit mir sprechen, am Werk ist.” Die Welt ist Gottes so voll, es ist an uns, aufmerksam zu sein. „Deshalb sind wir gerufen, auf das zu hören, was der Geist uns in oftmals unvorhersehbaren Arten und Richtungen eingibt.” Weiterlesen “Entscheidung – Unterscheidung”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Berufung, Bischöfe, Bischofssynode, Jugend, Jugendsynode, Spiritualität, Unterscheidung17 Kommentare zu Entscheidung – Unterscheidung

Die ersten Synodentage: Die Verschiedenheit und die Autoritätsfrage

Veröffentlicht am 6. Oktober 201811. November 2018
Morgengebet in der Synodenaula Beginn mit Gebet: Es soll auch ein geistlicher Austausch sein

Hören, Missbrauch, Armut und Migration, Sexualmoral: all das kam auf den Tisch. In den ersten Tagen der Bischofssynode ging es um die Realitäten, in denen Jugend und junge Menschen heute Leben. Vier mal trafen sich alle Teilnehmer in Plenarsitzungen, um dann – ab Freitag Nachmittag – in Kleingruppen das gehörte zu beraten.

Morgengebet in der Synodenaula
Beginn mit Gebet: Es soll auch ein geistlicher Austausch sein

Zeit für einige Gedanken dazu, drei Punkte möchte ich nennen, die ich aus diesen ersten Tagen mitnehme, erstens die Breite der Themen, zweitens eine gewisse Hilflosigkeit, drittens die Anfrage an Autorität in der Kirche.

Zuvor aber noch ein erster Eindruck, nach dem werde ich in den vergangenen Tagen besonders oft gefragt. Und schließlich sitze ich ja als Beobachter drinnen.

Es ist weniger kontrovers in diesem Jahr. Vor drei und vier Jahren, bei der Doppelsynode zur Familie, ging es – vor allem auch im Umfeld – aggressiv zu, drinnen wurde stärker gestritten. Es ging stärker um das Festzurren und Vertreten von Positionen. Das ist jetzt und bisher anders. Es geht viel mehr um Inhalte, um Interesse, die Fixierungen auf das, was einige Synodenteilnehmer gesagt haben (Kasper, Müller, Caffarra … sie wissen schon) gibt es nicht. Und das ist gut so. Aber nun zu meinen Punkten:

 

Der Streit ist nicht das Wichtigste

 

Ein erster Punkt: Die Breite der Themen. Das ist nicht wirklich eine Überraschung, die Realitäten auf der Welt sind so unterschiedlich, da muss man notgedrungen breit aufmachen, wenn man alles irgendwie einbeziehen will.

Oben habe ich einige Punkte schon angerissen, einige weitere möchte ich nennen:

  • Die Frage nach der Weitergabe des Glaubens an die folgenden Generationen
  • Die Frage nach Generationengerechtigkeit (der Jugend mehr zugestehen)
  • Der Jugend gemäße Liturgie, selbst wenn das dann nach Pentecostalen Kirchen aussieht (vor allem in Afrika eine Frage)
  • Die Rolle von Musik
  • Falsche und verführende Nationalismen
  • Digitaler Kulturwandel
  • Bürgerkrieg und Kindersoldaten
  • Freiheit wider die Manipulation, durch Technik, durch Konsum
  • Die Tatsache, dass viele Länder jung sind in dem Sinn, dass bis zur Hälfte der Bevölkerung jung sind, anders als unsere eigene überalterte Gesellschaften
  • Missbrauch, Armut, Migration und Sexualmoral hatte ich schon genannt.

Das sind einige der mehrfach genannten Themen, dazu kamen noch viele weitere, vor allem auf konkreten Erfahrungen aufbauende Berichte. Das hat noch keinen Fokus, kein Hauptthema, soll es auch gar nicht haben. Es ist aber ein guter und weiter Blick auf die Welt durch die Brille von Glauben und Schrift. Das war in der Aula spürbar.

 

Wie geht das heute, Kirche sein?

 

Ein zweiter Punkt: Wir wissen nicht mehr, wie das geht, heute Kirche sein. Ab und zu wurde es ausgesprochen, oft genug klang es bei Beiträgen mit, eine gewisse Hilflosigkeit wenn die Frage aufkam, wie heute Kirche zu gestalten ist, so dass sie auch für die kommenden Generationen „hält“.

Die Welt ist nicht mehr so, wie sie war, digitaler Wandel und Migration sind nur zwei der weltweiten Phänomene – neben anderen – welche alles für immer ändern. Die Schwergewichte auch der Weltbevölkerung verschieben sich, Kultur wandelt sich. Kirche weiß oft genug nicht, wie darauf reagieren.

Man sieht das daran, dass Kirche oft genug wie aus der Zeit gefallen wirkt. In den USA etwa gibt es eine Studie des PEW-Instituts die zeigt, dass die Katholische Kirche zu den schlechtesten Glaubensgemeinschaften gehört wenn es darum geht, Glauben an die folgende Generationen weiter zu geben. Wir sprechen wenn wir ehrlich sind auch die digitale Sprache nicht. Die Moralvorstellungen werden schlicht nicht mehr gehört. Sakramente werden als hohl oder langweilig empfunden. Alles aus Stellungnahmen in der Aula.

 

Unbehagen

 

Der Diversität gegenüber ratlos und mit Unbehagen, sagt das Instrumentum Laboris dazu.

Und das sind nicht nur soziologische oder praktische Fragen. Das hat auch theologische Dimensionen, Kirche gibt es halt nie nur im Abstraktum, sondern immer nur gelebt, bezeugt, gefeiert. Wenn das nicht mehr gelingt, haben wir auch theologisch gesehen ein Problem.

Aber es ist das Land, das Gott uns jetzt gegeben hat, wie ein Teilnehmer sagte. Es hat keinen Sinn, sich zurück zu sehen, nach den guten alten Zeiten, die dann auch gar nicht so gut waren.

 

Kreativ trotz allem

 

Wie das gehen soll kann man nicht in einem Saal entscheiden, schon gar nicht für die ganze Welt auf einmal. Aber es ist gut, dass das gesagt wird, die Hilflosigkeit ist nicht hilflos, wenn ich das so sagen darf, sondern kreativ. Weiterlesen “Die ersten Synodentage: Die Verschiedenheit und die Autoritätsfrage”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Glaube, Jugend, Jugendsynode, Kirche, Papst Franziskus, Rückblick, Themen, Wandel, Woche22 Kommentare zu Die ersten Synodentage: Die Verschiedenheit und die Autoritätsfrage

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