Assisi 2 – wie ich es einmal nennen möchte – stand ganz unter dem Eindruck der Terroranschläge vom 11. September einige Monate zuvor.
Das Wort ‚Frieden’ hatte einen ganz anderen Klang, nach dem Terror standn die Zeichen auf Konfrontation, auf Vereinfachung der Konfliktsprache in ‚Kampf der Kulturen’, es herrschte Angst vor dem unsichtbaren Terror: Es wurde schnell gerüstet, Journalisten machten Geschichten über militärische Spezialeinheiten und man schaute in den Irak und nach Afghanistan. Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 war das Thema auch in der westlichen Welt angekommen.
Papst Johannes Paul II. in seiner Ansprache: „Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass die Wolken des Terrorismus, des Hasses, der bewaffneten Konflikte vertrieben werden, denn in den vergangenen Monaten haben sich diese Wolken am Horizont der Menschheit besonders verdichtet. Deshalb wollen wir aufeinander hören, weil das schon ein Zeichen des Friedens ist, das fühlen wir. Darin liegt ja schon eine Antwort auf die besorgten Fragen, die uns beunruhigen. Das dient bereits dazu, die Nebel des Misstrauens und Unverständnisses zu lichten.“
Aufeinander hören ist schon ein Zeichen des Friedens. Miteinander den Berg nach Assisi hinauf ziehen ist schon ein Zeichen des Friedens, möchte ich mit Blick auf das Friedenstreffen in diesem Jahr anfügen.
Einigen reicht das nicht. So heißt es bei Deutschlandradio Kultur in einem Kommentar: „Ein Armutszeugnis, eine Kapitulation, eine Alibi-Veranstaltung ohne große Bedeutung.” Es brauche eine Debatte, als ob uns die politischen Debatten der Vergangenheit den Frieden gebracht hätten. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin immer dafür, Menschen, die reden, schießen nicht aufeinander. Aber es braucht noch mehr, es braucht das Gemeinsame.
Die Vergangenheit – und der Kommentar bei Deutschlandradio-Kultur zeigt das noch einmal – ist viel Verwirrung in die Zeremonie in Assisi gekommen. Anstatt über den Frieden und seine Möglichkeit zu sprechen, über Gerechtigkeit und den Beitrag aller Menschen guten Willens, wollten einige lieber über Synkretismus, das Problem des Betens mit anderen Religionen und die Konflikte zwischen den Religionen sprechen. Das sind alles wichtige Themen und keineswegs zu vernachlässigen, nur dürfen sie den Frieden nicht verdunkeln.
Wenn Benedikt XVI. dieses mal entschieden hat, die Konfliktbereichte zu umschiffen, dann sehe ich darin nicht das „Armutszeugnis“, dass verschiedene Journalisten-Kollegen erkennen wollen, sondern die Konzentration auf die Frage des Friedens und der Gerechtigkeit.
Noch einmal Johannes Paul II. in Assisi 2002: „An erster Stelle die Gerechtigkeit, denn es gibt keinen wahren Frieden ohne die Achtung der Würde der Personen und der Völker, der Rechte und der Pflichten eines jeden und der gleichen Verteilung von Wohltaten und Lasten zwischen den einzelnen und der Gesamtheit. Nicht zu vergessen ist, dass den Akten von Gewalt und Terrorismus oft Situationen von Unterdrückung und Ausgrenzung zugrunde liegen. Und dann auch die Vergebung, weil die menschliche Gerechtigkeit der Brüchigkeit und den Grenzen der Egoismen von Einzelpersonen und Gruppen ausgesetzt ist. Nur die Vergebung heilt die Wunden der Herzen und stellt die gestörten menschlichen Beziehungen im Innern wieder her.“
Das wollen die in Assisi zusammen kommenden Menschen auch jetzt wieder zeigen.
Babylonische Verwirrung sehe ich im Moment.