Langa habe ich nichts mehr von ihm gehört. Der Dalai Lama war jahrelang immer wieder präsent, in den letzten vielleicht zehn Jahren hat das nachgelassen. Am Montag war er wieder einmal in Deutschland zu lesen, weil er ein buddhistisches Zentrum in Frankfurt einweihte und einige Veranstaltungen abhielt, erschien ein Text von ihm in der FAZ.
Zunächst hatte ich den Autor überlesen und ertappte mich beim Kopfnicken: Innere Abrüstung ist eine schöne Formulierung für ein wichtiges Anliegen.
Kurz: Es beginnt halt drinnen, in uns, wenn es um Gewalt und Frieden geht. Ob das die Sprachwahl im Internet oder das Verghalten draußen ist: die innere Haltung des Friedfertigen will eingeübt und dann ausgeübt sein.
Mit gefällt das Wort “kultiviere”. Mein Ordensgründer hätte “einüben” gesagt, was strenger klingt, aber denselben Effekt hat: Etwas zum Teil des Lebens werden lassen klingt an. Auch Sorgfalt und Aufmerksamkeit, wenn man den Begriff aus der Pflanzenzucht herüber bringt.
Auch dass er so unbeschwert von einer “Erziehung des Herzens” redet, das trauen wir Christen uns schon gar nicht mehr, weil es so schräg klingt. Das Herz? Irgendwie kitschig. Und dann noch “erziehen”? Aber er hat recht, wenn man es im Zusammenhang mit dem Wort “kultivieren” sieht. Es kommt nicht von selber, es braucht liebevollen Einsatz und Aufmerksamkeit auf sich selbst.
Große Worte, große Ideen
Mir gefällt auch sehr der Ehrgeiz, der hinter den Worten steckt. Ehrgeiz deswegen, weil der Dalai Lama nicht nur von unseren eigenen Leben spricht, sondern von den “Krisen der Menschheit”. Das ist groß gedacht, er hat keine Angst, die ganz dicken Fische anzugehen. Eine vollständig demilitarisierte Welt: das ist eine Vorstellung, die ich gerne teile. Hier geht es nicht nur – wie ihm oft vorgeworfen wird – um love, peace and happieness, hier geht es um viel mehr.
Es geht um die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen. Etwas, was man heute wieder sagen muss, weil nicht alle das im Herzen haben, um in der Sprache zu bleiben. Es geht – und an dieser Stelle muss ich einfach den Papst anführen – um die falsche Vorstellung, Wirtschaftswachstum mache die Menschen glücklich und führe zu mehr Gleichheit. Das Gegenteil sei der Fall. Und so weiter, und so weiter.
Man muss kein Buddhist sein, um im Dalai Lama und in diesem Text einen Verbündeten zu sehen.