Teil 2
Er stellt Schweizergardisten Stühle hin, er ruft Pförtner und Zeitungsausträger an, er steigt in den Kardinals-Bus, anstatt sich fahren zu lassen. All diese Geschichten haben uns zu Beginn des Pontifikates fasziniert. Dann aber kam auch bald die Frage – und sie kam gerne in den beobachtenden Medien – wann nun die inhaltlichen oder personellen Entscheidungen kämen. Oder übersetzt: Die wichtigen Entscheidungen.
Vor einigen Wochen war es dann soweit: Der Papst sprach über das Vatikanum. Endlich, dachten viele, endlich gibt es Inhalt.
Der Heilige Geist und das Zweite Vatikanum
Es war eine Predigt, die auf sehr viel Aufmerksamkeit gestoßen ist. Nach all den kleinen Symbolen und Zeichen schien hier nun das erste mal eine inhaltliche Stellungnahme zu einem in der Kirche umstrittenen Thema zu geben: Dem Umgang mit dem Konzil.
Viel ist um das Konzilsjubiläum herum aber auch schon davor, etwa bei der Auseinandersetzung mit der Piusbruderschaft, um die „Erbschaft des Konzils“ gestritten worden. Vorwürfe hin und her. Und nun will der Papst die Dynamik des Konzils – den Heiligen Geist – wach halten, er wirft einigen sogar vor, vor das Konzil zurück zu wollen. Klare inhaltliche Aussagen.
Aber Vorsicht, so ganz einfach ist es nicht. Viel von dem, was der Papst sagt, findet sich so schon bei Benedikt XVI. Mit seiner Ansprache vor dem diplomatischen Corps am 22. März greift Franziskus etwa den Begriff der „Diktatur des Relativismus“ wieder auf: Frieden könne es ohne Wahrheit nicht geben und das setze voraus, dass sich nicht jeder als Maßstab setzt.
Verkündende Kirche
Die Sprache ist eine andere, schlichter, klarer, weniger beim Sprechen denkend. Er wird sich den Vorwurf einfangen, der Komplexität der Kultur nicht gerecht zu werden. Dagegen setzt er sofort die Notwendigkeit des Dialoges. Aber: Er ist kein Fan des Relativismus.
Die Predigt zum Vatikanum kennt auch den Begriff der „Kontinuität“, vielleicht etwas versteckt, aber deswegen nicht weniger wichtig. Was der Papst nicht tut, ist einer bestimmten Lesart carte blanche zu geben und einen undefinierbaren „Geist des Konzils“ zu proklamieren.
Was er aber tut, ist die Dynamik des Konzils aufgreifen, und die ist – liest man und hört man den ganzen Text – zuerst geistlich zu verstehen. Es ist keine irgendwie geartete und immer zu kurz greifende kirchenpolitische Festlegung. Es ist die Warnung an alle, sich nicht einzurichten in den Sicherheiten. „Il Santo Spirito ci da fastidio“ – „Der Heilige Geist nervt“. Das ist die Überschrift. Wer will, dass alles so bleibt, wie es ist, der will den Geist zähmen.
Wenn man also diese oder andere Aussagen als erste inhaltliche Aussagen des Papstes verstehen will, dann muss man auch diese im Zusammenhang mit der „verkündenden Kirche“, der herausgehenden und sich bewegenden Kirche verstehen.
In meiner Lesart passt das aber nicht in die Schablone „erste inhaltliche Aussage“ hinein, es passt zu all dem anderen, was er vorher auch schon gesagt und gepredigt und in seinen Zeichenkommunikationen ausgedrückt hat.
Was wir sehen ist was wir bekommen: Keine heimliche Agenda, keine kirchenpolitischen überholten Debatten, sondern Bewegung. Für alle. Auch wenn es unbequem wird.
Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum gläubige Christen sich immer wieder über die menschlich einfachen, normalen und von christlicher Mentalität geprägten Umgangsformen unseres neuen Papstes Franziskus wundern. Hat das vielleicht mit dem bisher praktizierten, hierarchischen Umgangsformen in unserer Röm. Kath. Kirche zu tun? Aber ja doch, auch im Röm. Kath. Kirchenamt und auch unter den verantwortlichen Klerikern gibt es sicherlich Menschen, die “sog. Gewohnheitstiere” zu sein scheinen, die sich bekanntlich ja sehr schwer auf Neues einstellen können bzw. wollen. Das muss ich allerdings auch unter der Schar der gläubigen Christinnen und Christen beobachten. Papst em. Benedikt XVI. war in seinen apostolischen Aussagen vom selben Holze geschnitzt, wurde aber ob seiner akademischen Ausdrucksweise von so manchen Fachmann und u. U. auch vom Volk schwer verstanden. Papst Franziskus kommt aus dem einfachen Volk, hat Lebensformen wie das einfache Volk, handelt meist und spricht wie das Volk und deshalb wird er auch vom einfachen Volk besser verstanden. Allerdings überkommt mich so ein Gefühl, als wenn es im kirchlichen Amt, in der Kurie und unter den Vertretern der Teilkirchen schon immer Menschen im Hirtenamt und in den Organisationen gegeben hat, die beide nicht so recht verstanden haben oder verstehen wollten bzw. wollen. Zumindest eiern einige bei ihren Aussagen und Interpretationen manchmal ziemlich herum. Warum sollte sich Papst Franziskus den Vorwurf einfangen, der Komplexität der Kultur nicht gerecht zu werden. Wer seine täglichen Predigten verfolgt und auch ernsthaft und objektiv darüber nachdenkt, wird erkennen, dass er täglich Aussagen zur Religion, zur Kultur und weltlichen Normen macht.
Wer Ohren hat, der höre und wer gehen kann, der folge!
Einen undefinierbaren „Geist des Konzils“ muss er nicht eigens proklamieren, weil sein Pontifikat scheinbar ständig von diesem Geist geprägt zu sein scheint. Warum sollte also er in seiner im eigenen Ausdrucksform oder wir Gläubigen meinen, dass der Hl. Geist nervt?
Im Gegenteil er hilft und beflügelt, man muss nur bewusst hinhören.
Die verkündende Kirche dürfte sich auch nicht nur auf den Hl. Vater beschränken!
Die Schablone „erste inhaltliche Aussage“ wird von Papst Franziskus m. E. durch die Kontinuität seiner täglichen Verkündigung und durch sein gelebtes Beispiel reichlich gepflegt und gefüllt.
Wer das nicht annehmen will muss sich halt weiterhin seinen Kopf darüber zermartern und versuchen das sich bereits drehende Rad nochmals neu zu erfinden.
Lieber Pater Hagenkord, was genau wollen Sie uns denn mit Ihren Aussagen in Teil 2 sagen?
Wie definieren Sie Bewegung in der erwähnten Predigt des Papstes? Was sind für Sie überholte kirchenpolitische Diskussionen.
Und vor allem: Was erwarten Sie persönlich von Papst Franziskus, wenn er von der Umsetzung des Konzils bzw. der mangelhaften Umsetzung spricht?
Ich würde es begrüßen, wenn Sie etwas konkreter würden.
Genau das will ich eben nicht. Nicht, um mich zu drücken, sondern weil der Papst die Fixierung auf bestimmte Themen und Sichtweisen auflösen will. Bewegung heißt eben, dass man nicht stehen bleiben und warten darf, dass der Papst was tut.
Bislang war es aber so, dass der Papst die Marschrichtung vorgegeben hat und jeder, der selbständig vielleicht einen Schritt zu weit gegangen ist, musste mit Sanktionen rechnen:
Amtsenthebungen von Bischöfen, die mal laut in verbotener Richtung gedacht haben, Angst vor Exkommunikation unter den Laien., Angst bei den Pfarrern, irgendwas zu riskieren (konnte bisher auch das Amt kosten).
Woher sollen wir Katholiken denn wissen, was wir plötzlich dürfen?
Wenn man das mal etwas in Perspektive betrachten: Wie viele von diesen Fällen hat es denn eigentlich gegeben? Kennen Sie einen Fall, in dem ein Laie Exkommuniziert wurde? Einen Pfarrer, der wegen liberaler Ansichten sein Amt verloren hat?
Von Pfarrern weiß ich auf Anhieb keinen Fall. Aber von zwei Bischöfen: Australien und Slowakei.
Ach ja, und jüngst wurde in Brsilien ein Priester sogar exkommuniziert, weil er sich liberal zur Homosexualität geäußert hat, stand sogar hier auf der Homepage.
Ich glaube nicht, dass die genannten Fälle so einfach zu erklären sind: Weil er X gesagt hat, passiert Y. Gerade hier muss man genauer hinsehen. Liberale Äußerungen sind jedenfalls im Kirchenrecht kein Grund für eine Exkommunikation. Da müssen andere Tatbestände her.
Eine Exkommunikation bei Laien ist doch gar nicht notwendig Pater Hagenkord und würde den so bestraften wohl wenig erschrecken, wenn sie denn wegen Ungehorsam ausgesprochen würde. Wäre das bei Laien überhaupt möglich? Ich finde dazu im Codex Iuris Canonici nichts. Und auch bei Geistlichen muss nicht gleich exkommuniziert werden. Sie erinnern sich sicher, wie lange es gedauert hat, bis die Piusbrüder so gemassregelt worden sind. Da gibt es vorher noch genügend andere Sanktionen, um Angst und Schrecken sowohl unter Laien, als auch unter Klerikern zu verbreiten. Sie kenn die Fälle. Sie reichen vom schlichten Entzug des Ehrentitels Monsignore, als erste Warnung, über verschiedene Stufen der Versetzung bis in den Ruhestand bei Geistlichen und kann bei Laien ganz schnell zum völligen Verlust der bürgelichen Existenz führen. Die Fälle sind Legion, da muss nichts aufgezählt werden, weil wir die alle kennen.
Nein, ich kenne sie nicht. Sie bauen hier das Bild einer angsteinflößenden Institution auf, da braucht es mehr Begründung als ein “weil wir die alle kennen”.
Exkommunikation ist keine Strafe für Fehlverhalten, sie ist das, was die Juristen eine “Beugestrafe” nennen. Das kann man nicht einfach so verhängen oder auch nur androhen.
Kurzer Hinweis für eine Nachfrage in der deutschen Diozese Regensburg.
Dort soll es unter dem Kurienerzbischof Müller, damals Bischof Regensburg, Exkommunizierungen bei Laien gegeben haben, wenn ich mich recht an entsprechende Pressemeldungen recht erinnern kann. Könnt aber auch sein, dass diese durch Papst Benedikt XVI. nicht bestätigt bzw. zurückgenommen wurden.
Noch einmal: Nicht einfach “Presseberichten” glauben, selber nachdenken und checken, bevor man solche Vorwürfe in den Raum wirft.
Es gibt die Tatstrafe der Exkommunikation, die unter bestimmten Voraussetzungen automatisch eintritt, natürlich auch bei Laien. Im Internet wird immer wieder damit gedroht.
Wer droht?
Lieber Pater Hagenkord, Sie haben gefragt “wer droht”.
Im Internet ist mir von Konservativen schon mehrmals dargelegt worden, dass ich mir für diese und jene liberale Meinung oder Forderung automatisch die Tatstrafe der Exkommunikation zuziehe. Auch ein alter Priester hat davon gesprochen.
Dann kann ich nur raten, diese Kommentare zu ignorieren. Da spielen sich Leute nur auf.
Jetzt habe ich mich schon gefreut über die Überschrift “Themen” und dann schreiben Sie “Bewegung. Für alle. Auch wenn es unbequem wird.” Hm…
Wenn ich dem Papst einfach nur zuhöre wie einem Pfarrer oder jemand mit dem ein Gespräch führe, dann merke ich, dass ich mich herausgefordert fühle, nachdenke, bete, beichte und sogar handle. Damit ist der Papst Pastor für mich. Darüber bin ich schon überrascht, denn sein Stil im Papstamt – ganz ehrlich – gefällt mir nicht.
Besonders problematisch am lockeren Auftreten finde ich manche der Spontan-Predigten, z. B. die Predigt in der er über das II. Vatikanum gesprochen hat. Diese ist so unterschiedlich gelesen worden. Nicht wenige sind sich sicher, dass sie genau richtig liegen. Das sollte nach meinem Gefühl nicht der Fall sein. Es sollte klar sein, wohin der Papst will und nicht, dass jeder etwas anderes hineinliest und damit auch entsprechende Hoffnungen pflegt (die so verschieden sind, dass sie sich nicht gleichzeitig erfüllen können). Sobald ich also über das Persönliche hinausgehe und über die Themen des Papstes nachdenke oder mit anderen darüber spreche komme ich nicht weiter. Er ist irgendwie zu ungenau.
Ein anderes Beispiel: Radio Vatikan (in Englisch) hat folgenden Ausschnitt gebracht (24.04.): “And the Church is not an NGO. It is a love story… But there are those guys at the IOR. … Excuse me, eh?. … Everything is necessary, the offices are necessary… okay, fine! But they are necessary up to a certain point: as an aid to this love story. But when the organization takes the top spot, love steps down and the Church, poor thing, becomes an NGO. And this is not the way.” Wenn ich das lese denke ich mir: Wie würde eine Abteilung in einer Firma reagieren, wenn der Firmenchef so über sie redet? Excuese me, eh? Entschuldige lieber Franziskus, ist dir eigentlich bewusst, dass du jetzt der Papst bist? Du könntest diesen Laden tatsächlich schließen oder umgestalten! Wirst du das machen oder hältst du nur eine Predigt? Und dann lese ich auf der Seite von Radio Vatikan (2013-05-01 Vatikan weist IOR-Spekulationen zurück), dass der Papst überrascht sei, dass ihm Worte in den Mund gelegt werden, die er nie gesagt habe. Was erwartet der Papst? Dass die Medien über die Liebe zwischen Gott und den Menschen berichten? tolle Schlagzeile…. Natürlich wird da über die Zukunft der Vatikanbank spekuliert, wenn er solche Äußerungen macht.
Das IOR Stück ist ein anschauliches Beispiel: Ich habe den Ton gehört – er hat ganz klar mit den Leuten gescherzt. Das lässt sich nicht im Druck oder im Netz darstellen. Er hat keineswegs die IOR in Frage gestellt, wie es behauptet wurde, sondern mit den Menschen vor ihm kommuniziert. Er ist Papst, das weiß er sehr genau, aber wir sollten aufhören, aus jedem Halbsatz eine Enzyklika machen zu wollen.
Das Problem könnte auch bei den jeweiligen Übersetzungen liegen.
Lieber Pater Hagenkord, Ton konnte ich keinen hören. Ich finde diese Morgenpredigten sollten entweder wie alle anderen Predigten übertragen und übersetzt werden, oder sie sollten privat bleiben. Zur Zeit übersetzen verschieden Quellen unterschiedlich und mit unterschiedlicher Vollständigkeit. Das finde ich nicht sehr professionell von Radio Vatikan oder wer dafür verantwortlich ist. Was die Medien aus dem Halbsatz eines Papstes machen können, sahen wir bei der Regensburger Rede.
Ja, gerade was seine Predigt über das Konzil angeht, wäre Klarheit dringend nötig. Interpretationen von allen Seiten und kirchlichen Lagern führen nur zu noch mehr Streit, als wir bisher schon hatten.
Solange der Papst keine wirklich konkreten Aussagen in so wichtigen Fragen macht, wird sich niemand bewegen.
EB Zollitsch will eine Art Zweiterklassediakonat ohne Weihe für Frauen einführen, auf konservativer Seite wird dagegen polemisiert. Und ich stelle mir die Frage, was der Papst dazu sagt. Er könnte solche Entscheidungen natüelich an die nationalen Bischofskonferenzen übertragen, das hat er aber noch nicht getan.
Ach laßt ihn doch einfach mal arbeiten, den Papa Franziskus. Ich halte es für denkbar, daß es zur Zeit – global gesehen – das eine oder andere Problem gibt, welches zu lösen vorrangiger und noch wichtiger ist, als das von Ihnen angesprochene.
@ Elasund
Bitte sehen Sie es mir nach, aber mir gefällt sein Stil der kleinen, aber fesselnden Schritte mit dem er endlich wieder die Herzen aller Gläubigen erreichen kann, sehr gut. Ich meine, wir ungeduldigen Menschen verlangen zu schnell zu viel von anderen Menschen und übersehen dabei unsere eigenes Versagen und unsere Schwächen. Sollten wir nicht eher unseren gesunden Menschenverstand gebrauchten und ernsthaft betrachten, dass sogar schon in der Natur jedes zarte Pflänzchen erst einmal gepflegt und gegossen werden muss, bevor es später reiche Frucht tragen kann. Franziskus wusste schon als Bischof und Kardinal in seiner Heimat mit gefährlichen Projekten und Gegnern umzugehen. Lassen wir ihn doch auch im Papstamt die Chance hier seine Erfahrung einzubringen und hoffentlich Gewinn bringend für unsere Kirche der gläubigen Christinnen und Christen umzusetzen. Oder meinen Sie nicht, dass Gott schon wusste, warum er gerade ihn auf dem Stuhl Petri haben wollte? Aber gut Ding braucht eben auch Weile. Wir wollen doch nicht durch unsere Ungeduld sein Leben durch skrupellose Gegner u. U. vorschnell beenden lassen? Dass diese auch in der Kirche und ihren Einrichtungen da sind, dessen können wir sicher sein. Der Satan und das Böse lauern überall, hat er/ es doch nicht mal vor „Jesus dem Christus halt gemacht? Mussten wir nicht schon so lange darauf warten, dass sich das auch von mir als „NGO“ eingeschätzte Röm. Kath. Kirchenamt, ändert? Lieber in kleinen markanten Schritten vorgehen, dann aber hoffentlich mit Erfolg im Sinne der Christlichen Glaubenslehre unseres „Jesus der Christus“. Wer das Volk und die Massen gewinnt und hinter sich bringen kann, hat meist auch den Erfolg. Es wird immer so sein, dass die Gegner des Papstes Franziskus hell wach und stets extrem gefährlich sein werden, das weiß Franziskus aus seinem Umgang mit den Gewaltigen in seiner Heimat. Er überlegt sich jeden Schritt eben ganz genau, sucht Berater und Verbündete und geht den oft beschwerlicheren, aber erfolgreicheren Weg der kleine Schritte. Vertrauen wir doch auch endlich mal auf die Kraft, die Gnade und das unterstützende Wirken des Dreifaltigen Gottes und auf den hoffentlich seelsorgerischen Erfolg des Weges unseres Papstes. Oder meinen Sie nicht auch, dass es eine Fügung Gottes sein könnte, dass wir derzeit zwei Päpste im Vatikan haben, die sich gegenseitig geistig befruchten, vor allem für den Erfolg im Pontifikat von Papst Franziskus? Gemeinsamkeit und Gottes Wirken machen eben stark.
Ich meine schon zu erkennen, dass sich bei Papst Franziskus hin zum Guten und zu großen Veränderungen etwas wächst und fundamentiert.
-Aber, wie schon oben erwähnt, gut Ding braucht eben oft Weile und in der Kirche den Hl. Geist. –
Wollen wir doch noch etwas zuwarten, es positiver sehen und es beharrlich aber sehnsüchtig betend beim Herrn erbitten.
@Elasund:
Ich finde Franziskus Aussagen und Predigten nicht widersprüchlich. Wohl bemerke ich eine gewisse Begriffsstutzigkeit bei denjenigen, die einfach anderer Auffassung als Franziskus sind und sich in dem Pontifikat Bendikt XVI. besser vertreten fühlten, landläufig die Konservativen / Traditionalisten genannt. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass Franziskus ihre in den letzten Jahren / Jahrzehnten gewonnenen Überzeugungen in Frage stellen könnte und sind relativ frech, indem sie diesen Widerspruch Franziskus “Zweideutigkeit” in die Schuhe schieben.
Zu den Bemerkungen zum IOR: Scherz oder nicht, hinter dieser Predigt steckt doch die Aussage, die Institutionen haben sich dem Willen Gottes anzupassen und wenn sie dies nicht tun oder ihm entgegenwirken, stehen sie zur Disposition.
Das bedeutet nicht, dass Franziskus die Bank bald auflöst, wie es die ungeduldigen und sensationshungrigen Medien gerne hätten, aber es bedeutet, dass er das IOR, wenn sich keine Reform realisieren lässt, auflösen könnte.
@Arnd: Das mit der Begriffsstutzigkeit wurde mir auch schon vorgeworfen und plötzlich sehe ich mich in der Tradi-Ecke. Bei den sog. Progressiven habe ich manchmal den Verdacht, dass sie Franziskus in Ihrem Sinne deuten. Beispiel: Der Papst sei für ein Adoptionsrecht für Homosexuelle und er denke liberaler als er bisher durfte (siehe Leonardo Boff im Spiegelinterview, das wurde mir schon freudig zitiert). Beispiel Teufel, bei Benedikt wäre es Ausdruck seiner reaktionären Haltung gewesen, bei Franziskus ist es halt sein lateinamerikanischer Sprech. Das mit dem Teufel meine der Papst schon richtig, wurde mir von Leuten erklärt, die jeden anderen fertigmachen würden, wenn er das Wort Teufel verwendet. Und die US-Vereinigung katholischer Nonnen wurde vom Vatikan nur zurechtgewiesen, weil Franziskus deren Anliegen noch(!) nicht verstanden habe. Das mag alles so sein, aber in seinen Aussagen / Predigten sehe ich bisher keine Anzeichen dafür. — Ich finde es faszinierend, dass z. B. Befürworter und Gegner des Frauenpriestertums gleichermaßen freudig der Überzeugung sind, dass Papst Franziskus in ihrem Sinne weitergehen wird. Wie schafft er das nur? —- Zum IOR: sehe ich genauso. Wenn der Papst “IOR” sagt, darf er sich halt nicht wundern, dass die Medien sofort drauf anspringen. Zum Scherzen eignet sich das Thema nur bedingt.
Sie haben sicher recht, dass man immer geneigt ist, die eigene Position in den Papst “hineinzuprojezieren”. Allerdings ist mir hier tatsächlich die verbreitete Logik der traditionell denkenden Gläubigen aufgefallen, zunächst davon auszugehen “Um Gottes Willen, das kann er doch nicht gesagt haben, das kann er zumindest nicht gemeint haben” und dann zu dem Schluss zu kommen “naja, das ist ja so ins Unreine gepredigt, eigentlich zweideutig”.
Es wäre gut, wenn jemand dem Papst erklären würde, dass er als erster Nichteuropäer auf dem Stuhl Petri für die europäischen Katholiken so etwas wie ein “unberechenbares Novum” ist.
Wir können nicht genau einschätzen, was er vorhat, wie er das Konzil auslegt, welche Kompetenzen er den Ortskirchen und den Laien zugesteht, wie er zu den Frauen in der Kirche steht usw. Und das verunsichert uns.
Sein unkonventioneller Stil und seine Predigten gefallen mir, aber ich möchte jetzt auch gerne mal wissen, wohin er die Kirche führen will.
Er ist der Papst und so lange er noch keine Kompetenzen delegiert hat, erwarten wir von ihm Vorgaben, klare Ansagen.
Vielleicht denke ich da typisch deutsch, aber der Chef muss der Mannschaft die Richtung vorgeben.
Vielleicht klingt das jetzt etwas herablassend, verzeihen Sie mir, aber ich versuche es trotzdem: Genau diese Erfahrung haben tausend Jahre lang andere Kirchen gemacht. Europa spielt nicht mehr die erste Geige.
Na ja, aber wenn auch Europa nicht mehr die erste Geige spielt: Wir sind eine Weltkirche und die ganze Kirche sollte wissen, welche Richtung er einschlagen will.
Allerdings könnte ich mir denken, dass die Lateinamerikaner besser durchblicken.
Aber es erscheint mir auch typisch deutsch zu sein, dass wir uns plötzlich künstlich kleinmachen, nur weil der Papst kein Europäer mehr ist.
Ich denke, wir sollten ihm Zeit geben. Nichts überstürzen und keine zu hohen Erwartungen äußern. Auch nicht, was den Zeitplan angeht.
Richtung Nähe zu Gott, liebe Silvia. Es ist der Kardinalfehler – exakte Vorgaben zu machen und und nach denen zu verlangen. Es ist eben das fehlende fröhliche Gesicht der Kardinäle, der Priester und einigen anderen, die die Lehre und das Handling falsch verstanden haben. Eben deshalb, da da einer war, der zu deutlich sich ausgedruckt hatte. Es war aber nur sein Verständnis, nichts mehr. Benedikt XVI. sagte in einem Seiner Verfassungen – höhere Priorität hat immer die Bibel, höher als die Kirchenvorgaben. Wenn Ihr Gewissen nach der Richtung dürstig ist, dann schauen Sie die Evangelien einfach an, und vergleichen mit dem Verhalten und Worten des jetzigen Papstes. Vielleicht kommt dann die Antwort. Das wünsche ich Ihnen.
Könnten die fehlenden lachenden Gesichter nicht eine gewisse Enttäuschung und Resignation über eine nur partielle Umsetzung der Beschlüsse des V II oder auch deren teilweise Rücknahme sein? Fehlt in unserem kirchlichen Amt vielleicht Verlässlichkeit und Kontinuität oder ist es vielleicht garLethargie?
Kürzlich haben Sie, Voluntarius, von Ängsten gesprochen, die die Gesichter so prägen. Jetzt kommt die Enttäuschung und Resignation dazu. Obwohl, dies auch noch nicht die vollständige Liste der Gründe ist, stimme ich Ihnen zu. Denke an all die Menschen, die seiner Berufung nachgehen und dann aus welchen Gründen auch immer, langsam die Hoffnung, Liebe und vielleicht auch den Glaube verlieren. Daraus wird das traurige, manchmal sogar frustrierte, gelangweilte Gesicht geboren. Lassen wir Papst Franziskus lächeln, die Freude und Offenheit verbreiten, neue Ideen für die Erneuerung mitbringen. Bin mir nicht sicher, ob die “alte” Wunden und verhärtete Herzen und Seelen dies noch berühren kann, wird aber für die neue Generation und für die, die so wie Franziskus I. den christlichen Glauben ausleben, eine offene Tür und endlich große Perspektive für die Zukunft da sein.
Was das Zeitgeben angeht, haben sie recht, aber wenn ich quer durch das Internet alle möglichen Interpretationen, Hoffnungen und Befürchtungen lese, denke ich, der Papst sollte etwas vorsichtiger mit seinen Äußerungen sein.
Genau – so ist es. Aber warum wird diese Frage überhaupt in den Raum gestellt, als ob es uns allen – gleich wo wir auf dieser Erde leben – nicht allein um Jesus Christus und um Sein Reich: um Seine Liebe und um Seine Gerechtigkeit gehen? Sieht die hier so aus und dort wiederum anders? Und wer anders hat die sog. “erste Geige zu spielen”, wenn nicht Jesus Christus und Seine Botschaft, die an alle Völker gleichsam gerichtet ist und eben hier wie dort die selben Früchte hervorbringen können: also nichts mit all` dem zu tun hat, wo wir geneigt sind eben Mauern von Misstrauen, Ängste usw. aufzubauen? Ich glaube, P.Hagenkord, ein solches Denken und Sinnen ist weniger herablassend, als vielmehr den Glauben an und in Jesus Christus verlassend….gleich wo diese Gedanken und Ängste gedacht und/oder geschürt werden….
Was sollen bitte diese Art Antwort? Damit schlagen Sie einfach alle Diskussion tot, unglaublich arrogant. Selbstverständlich werden wir uns ganz normal über die Perspektiven und das Verständnis unserer Welt unterhalten, ohne auch nur ein bisschen von Jesus Christus abzuweichen. Selbstverständlich sieht die Konkretion von Liebe überall anders aus, wo denken Sie leben wir eigentlich? Das hier ist die Erde, wir sind Menschen und Gott wurde einer von uns.
Ich glaube, Sie haben mich falsch verstanden!…oder ich mich wieder mal falsch ausgedrückt.
@ Silvia Brückner
Vielleicht sollten gerade wir als Europäer Papst Franziskus als Nichteuropäer mit der nötigen Gelassenheit entgegentreten. Meinen Sie nicht auch, dass Gott schon gewusst hat, warum er gerade in dieser Zeit Papst Franziskus auf den Stuhl Petri gesetzt hat. Um mich nicht wiederholen zu müssen, lesen Sie vielleicht auch mal meinen Blog an @ Elasund. Interessant scheint mir auch das zu sein, was Famulus dazu meint. Auch die Antworten von Pater Hagenkord an Sie treffen m. E. genau des Pudels Kern.
Behüte Sie Gott!
ich bin mir absolut sicher, dass Gott “den Richtigen” zum Papst gemacht hat.
scusi, chef ist nicht der papst, sondern der Herr
@ Wolfgang Ernst Giese
Chef ist für mich aber ein unwürdiges und unzutreffende Wort für Gott und im Zusammenhang mit der Christlichen Lehre, wie ich meine. Deshalb kann man den Papst durchaus auch als Chef der Röm. Kath. Kirche nennen. Da wird Gott sicherlich nicht beleidigt sein. Be cool!! Bleiben Sie ruhig und locker!!
da braucht es mehr Begründung als ein “weil wir die alle kennen”.
Sie behaupten, dass Sie wirklich nicht wissen, dass Personen, die vom Staat bezahlt, aber von der Kirche beaufsichtigt werden, die nach Ansicht der Kirchenführung falsch lieben, gleichgeschlechtlich, Geschiedene und die zu ihrer Liebe stehen und an ihr festhalten, um Lohn und Brot gebracht werden? Dass Religionslehrerinnen und Lehrer, wenn sie es wagen zu laut über so eine verpönte Liebe nachdenken, sprich nicht sofort den Stab darüber brechen, die Vocatio, pardon, die Missio Canonica verlieren? Dass in anderen viel schwerwiegenderen Fällen absolut nichts getan wird, wissen Sie sicher auch. Ich hoffe Sie verlangen nicht noch eine Namensliste von uns, um zu begreifen welches drohende Szenario, vor allem für finanziell Kirchenabhängige, dabei entsteht.
Exkommunikation ist keine Strafe für Fehlverhalten, sie ist das, was die Juristen eine “Beugestrafe” nennen. Das kann man nicht einfach so verhängen oder auch nur androhen.
Das ist doch gar nicht mehr nötig. Die Exkommunikation (ich habe inzwischen im C. I. C. nachgelesen) wird ja als VOLLAUTMATISCHE Strafe angedroht. Die muss dann gar nicht expressis verbis ausgesprochen werden, aber es genügt vollkommen, eine fristlose Kündigung auszusprechen, ein nihil obstat zu widerrufen, um die Menschen zu disziplinieren. Das war von Frau Brückner gemeint. Ein Bischof, der seines Amtes enthoben wird, ist ja nicht automatisch exkommuniziert. Und die Tatbestände sind klar. Kindesmissbrauch, da passiert meist nichts (den Tätern), aber bei nicht genehmer Liebe passiert ganz schnell was.
Sie werfen hier Dinge durcheinander, es war ausdrücklich von Exkommunikation die Rede. Das ist eine Tatstrafe, das ist völlig korrekt, aber eben eine Beugestrafe. Damit kann man also nicht drohen. Wenn wir uns den anderen Geschichten zuwenden wollen – und das sollten wir als Kirche durchaus tun – dann sollten wir zumindest unsere Fakten richtig haben.
Ich habe die Tatstrafe der automatischen Exkommunikation gemeint.
Der Monsignoretitel wurde Pfarrer Schüller, dem Gründer der österreichischen Pfarrerinitiative, von Rom entzogen, weil er nicht von seinen Forderungen abrücken will. Ein Dekan, Mitglied in dieser Initiative, musste aus demselben Grund sein Dekanenamt niederlegen. Das sind deutliche Drohungen, dass weitere disziplinarische Maßnahmen folgen können. In der Schweiz gibt es eine Pfarrei – Initiative mit ähnlichen Forderungen wie die der österreichischen Pfarrerinitiative. Dort können auch Laien im kirchlichen Dienst Mitglieder sein und sind es auch. Religionslehrern (Laien) hat man vom Bischof den Entzug der Missio Canonica angedroht, wenn sie ihre Mitgliedschaft nicht beenden. Falls diese Lehrer nicht noch ein anderes Fach unterrichten, wäre dies die vollkommene Vernichtung der beruflichen Existenz.
Aber da muss man genau hinsehen: Herr Schüller ruft zum Ungehorsam auf, hier geht es nicht um inhaltliche Positionen. Gehorsam ist etwas, was er versprochen hat. Nicht zur Unterwerfung, aber als geistliche Haltung. Wenn er das bricht und dazu aufruft, zu brechen, dann finde ich das auch nicht wirklich hilfreich. Monsignore übersetzt sich als “päpstlicher Ehrenkaplan”, den Titel kann er bei seiner Haltung nicht ernsthaft führen wollen.
Die letzten Jahre waren sehr turbulent für die Kirche, Reforminitiativen und Gegeninitiativen sind wie Pilze aus dem Boden geschossen, da konnte man leicht die Orientierung verlieren, was richtig und falsch ist. Ich hoffe, dass Papst Franziskus der Kirche wieder mehr Stabilität geben kann.
@ Pater Hagenkord
Hallo Pater Hagenkord,
nicht dass Sie meinen ich möchte hier im Blog als Störenfried auftreten, aber nachfolgen Quellen, die etwas anderes aussagen
http://www.regensburg-digital.de/diozese-regensburg-bekraftigt-keine-kirchensteuer-keine-kommunion/10092010/
http://www.regensburg-digital.de/katholisch-ohne-kirchensteuer-der-vatikan-sagt-%E2%80%9Eja%E2%80%9C/01092010/
http://www.wochenblatt.de/nachrichten/regensburg/regionales/Kirchenaustritt-Bistum-bezieht-Stellung;art1172,12043
http://www.kirchensteuern.de/Texte/AustrittExkommunikationverstoesstgegenroemischeRechtsauffassung.htm
http://www.regensburg-digital.de/jungstes-gericht-fur-kirchensteuer/03052011/
Die Gesten des neuen Papstes kommem gut an. Nun wollen wir sehen, welche
Taten für die Universalkirche folgen: Die Aufwertung der Kollegialität der Bischofe
(Papst ist Bischof von Rom=, die Barmherzigkeit mit den Geschiedenen, deren
Ehe gescheitert ist