Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Raus aus der verbalen Gewalt

Veröffentlicht am 15. April 201815. April 2018

Die Zeit ist schnell über das jüngste Papstschreiben hinweggegangen, was eigentlich schade ist. Es liest sich wie eine Aktualisierung und Fortschreibung von Evangelii Gaudium, was immer noch die Programmschrift für die Reform der Kirche ist. Und deswegen nutze ich diesen Ort hier, um einige Aspekte noch mal aufzugreifen.

„Der Heilige verschwendet seine Energien nicht damit, über fremde Fehler zu klagen; er kann über die Schwächen seiner Brüder und Schwestern schweigen und vermeidet verbale Gewalt, die zerstört und misshandelt“ (GE 116): Wir Christen haben ein Problem. Wir sind seit einiger Zeit fixiert darauf, festzustellen, was der jeweils andere falsch macht.

Installation in der Oude Kerk, Amsterdam
Wer sind die anderen, in der Kirche, die ich gar nicht kenne? Wie verhalte ich mich denen gegenüber? Bild: Installation in der Oude Kerk, Amsterdam

Vor der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. habe ich hier im Büro mal das Archiv durchgeblättert, was mir mein Vorgänger hinterlassen hat. Artikel in christlichen Zeitschriften – vor dem Internet – aus den 80er Jahren. Die Sprache von damals war nicht weit weg von der, die sich heute im Netz findet: ad personam, unterstellend, spekulativ, immer die schlimmste mögliche Lesart annehmend und dann gegen jemanden richtend. Und Urteile fällend.

So völlig neu ist das Phänomen also nicht, und es kommt auch nicht nur aus einer bestimmten Richtung.

Der Papst spricht in Gaudete et Exsultate von der verbalen Gewalt, die auch Christen benutzen. Verleumdung, üble Nachrede, ohne Respekt, alles schlimmer gemacht dadurch, dass die Sprache eine Härte hat, die man sich im „echten“ Leben nie trauen würde zu benutzen. Seine Analyse: hier wird „im wütenden Abladen von Rachegelüsten die eigene Unzufriedenheit“ kompensiert. Und wieder von der Analyse weg schaut er auf das Geistliche und setzt noch einen drauf: „Es ist auffällig, dass unter dem Vorwand, andere Gebote zu verteidigen, das achte Gebot – ‚Du sollst kein falsches Zeugnis geben‘  – zuweilen komplett übergangen und das Ansehen anderer gnadenlos zerstört wird.“ (GE 115)

 

„Nein zum Krieg unter uns“

 

In Evangelii Gaudium hieß das „Nein zum Krieg unter uns“, dort zitiert er auch das Johannesevangelium, in dem die Wirksamkeit des christlichen Zeugnisses an die gegenseitige Liebe geknüpft wird (EG 99). Hier fügte der Papst aber auch eine Erklärung an, die im neuen Schreiben fehlt: „Für diejenigen, die durch alte Spaltungen verletzt sind, ist es schwierig zu akzeptieren, dass wir sie zur Vergebung und zur Versöhnung aufrufen, weil sie meinen, dass wir ihren Schmerz nicht beachten oder uns anmaßen, sie in den Verlust ihrer Erinnerung und ihrer Ideale zu führen“ (EG 100).

Ein deutliches „Achtung!“, gesprochen in die Richtung der Selbstgerechten: es gibt eben Verletzungen, die aus dem Hochmut der einen über die anderen stammen. Vergebung und Versöhnung kann auch überfordern, Vergebung und Versöhnung kann paradoxerweise selber zur Gewalt werden, wenn sie als Forderung daher kommt.

 

Weg heraus

 

In diesen Zeilen des Papstes liegt aber auch schon der Hinweis auf den Weg raus aus der verbalen Gewalt, raus aus der Respektlosigkeit. Und wie immer beim Papst beginnt dieser Weg innen, in mir selber, in jedem Christen selber. Indem der Papst in Gaudete et Exsultate von der Unzufriedenheit spricht, nimmt er das auch hier auf, aber eben nicht explizit.

„Unversöhnlich“ nennt er in Evangelii Gaudium dieses Verhalten, und das ist der Schlüssel. Wer so auf andere einschlägt, ist nicht versöhnt. Mit dem Nächsten nicht und auch mit sich selber nicht. Und mit Gott auch nicht, siehe Missachtung des Gebots.

Und ich möchte hier auch alle diejenigen einschließen, die sich an dieser verbalen Gewalt ergötzen, und sei es nur, um sie in Selbstgerechtigkeit abzulehnen. Diejenigen, die immer wieder auf die Gewalt-Seiten klicken, weil die angeblich so gut informiert sind, oder weil man ja wissen muss, was die anderen denken. Und die dies machen in dem Wissen, dass das den Gewalt-Seiten Aufmerksamkeit schenkt. Auch das hat etwas Unversöhntes.

 

In Gott gefestigt

 

In seinem Schreiben Gautete und Exsultate stehen diese Worte im Kapitel „Durchhaltevermögen, Geduld und Sanftmut“, Merkmale der Heiligkeit heute. In Gott gefestigt sein heißt das Merkmal, das der Papst bespricht. Und wer das nicht ist, verschwendet eben seine Energien in Gewalt.

 

  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches Leben
Schlagwörter Gaudete et Exsultate, Internet, Kommunikation, Netz, Papst Franziskus, Webseiten

3 Kommentare zu “Raus aus der verbalen Gewalt”

  1. Beobachter sagt:
    15. April 2018 um 19:54 Uhr

    „Diejenigen, die immer wieder auf die Gewalt-Seiten klicken, weil die angeblich so gut informiert sind, oder weil man ja wissen muss, was die anderen denken.“

    Wer solche Seiten besucht, schaut auch Westfernsehen. Da hilft nur eine neue „Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen“.

    Antworten
  2. Rosi Steffens sagt:
    16. April 2018 um 07:51 Uhr

    Mich belasten diese Kriege in einem Maße, als wäre ich selbst davon betroffen und kein Passant.

    Ich denke Korrespondenz und Kommunikation sollten immer so eingesetzt werden, dass Deeskalation gemäß der Goldenen Regel bereits durch Worte stattfinden kann.

    Wir sind alle Sünder und diese Erkenntnis sollte jeden dazu führen, dass er sich selbst vergeben kann, denn Sünde ist Sünde und wird nicht größer oder kleiner durch Worte sondern ausschließlich durch Taten.

    Ich höre und sehe das Volk Syriens in den Berichten und Bildern der täglichen Grausamkeiten, die über Medien präsentiert werden und trotzdem die betreffenden Akteure und Passanten gar nicht mehr im Herzen erreichen, weil die Angst vor dem Kontrollverlust bereits aus der Verzweiflung in den Gesichtern ihrer Opfer zu lesen ist. Politiker müssten durch diese Tatsache eigentlich ihr eigenes Verhalten gewissenhaft überprüfen und das Versagen dort erkennen wo es die eigene Angst auslöst, um sie davon abzuhalten aufzutreten und damit all das zu zerstören, was über 2 Jahrtausende mühevoll seinen Weg ins Leben gefunden hat.

    Jeder Mensch darf Fehler machen, nur sollte er auch die Größe besitzen, diese Fehler zuzugeben, weil jeder Sünder selbst seinen Teil davon mit verantwortet, indem er ihm die Stimme seines Herzens entzieht.

    Es mag schwer sein diese Worte nachzuvollziehen, doch Gott wartet nur darauf uns alle aufzufangen, um seinen Weg mit Jesus fortzusetzen. Dafür will er aber die ganze Menschheit bei sich wissen und nicht nur kampfbereite Akteure, die mit Waffen aufeinander losgehen und so ihre persönlichen Interessen und Machtspielchen auf dem Rücken der Völker durchsetzen.

    Wir sind für den Frieden geschaffen und nicht für Kriege, die unsere lebenswichtigen Ressourcen an die Zeit verschwenden, die wir letztendlich immer gemeinsam verbringen.

    Antworten
    1. Antonius Theiler geb.1941 sagt:
      25. April 2018 um 06:20 Uhr

      Da bin ich aber froh, dass da ein Physiker war, der uns allen die Zunge zeigte und sagte: „…Ich bin überzeugt, dass der Alte nicht würfelt….“ und dass dies alles sein Gesetz hat, nur wir erkennen es (noch) nicht. Das ist felsenfester Glaube. Bereits 1948 schrieb ein anderer Physiker: „Wer diesen Segen der entschleierten Atomenergie genießen will, schafft zur gleichen Zeit in fortschreitender Menge furchtbarste Zerstörungsmittel; die in seiner Hand befindlichen künstlich-radioaktiven Substanzen sind im schlechten Sinne angewendet – verheerender als alle Pestkulturen.“ Er sagte auch vormittags auf der Geburtstagsfeier bei Prof. Popp: „Eine Zahl ist mehr wert, als alles philosophische Geschwätz.“ Nachmittags wusste schon so ein Philosophphysiker nicht mehr, wer das gesagt hat, doch er schimpfte darüber. Dieser ständig an der Entstehung rumschraubenden, der verwirrten Klasse des Geistes angehörenden vergaß, dass er nebenbei vor tausend Jahren Häuser arisierte. Diese gewichtige germanische Physik-Garde vergaß, dass bei dem rückwärts gerichteten Schöpfungsprozess auch noch ein bisschen Atommüll übrig bleibt. Nach 1945 wurde dreißig Jahre Kernenergie rücksichtslos vorangetrieben. Kein Engel kam und griff diesen unfehlbaren Geschäftemachern in den Arm. Keiner sagte, dass auf dem Opferstein Asche zurückbleibt, die noch hunderte von Generationen in Schrecken und Angst versetzen wird. Wer darauf hinwies wurde verlacht. Alle Möglichkeiten wurden dem Menschen gegeben aber er will größer sein als was? Wir sollten und müssen diese Schöpfung annehmen und nicht versuchen sie zu optimieren. Was und wem wollen wir beweisen, dass wir glauben. Wir sind nicht Abraham. Müssen wir alle auf den Altarstein klettern auf das einer sagen kann: „Herr ich glaube so stark an dich, dass ich sie alle opfere.“ Sie alle hier im Blog können sicher sein, dass kein Engel kommt, wenn der Unbarmherzige auf den Knopf drückt. Ich habe einmal gelernt dass „ER“ nach jedem Schöpfungstag etwas sagte. Das müssen wir heute auch noch alle Tage sagen und immer wieder, solange wir es noch können. Ob die Kinder der Zukunft das noch sagen können?

      Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2025
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.OKNeinDatenschutzerklärung