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Realismus auf dem Weg

Veröffentlicht am 20. Januar 202013. Januar 2020
Kaum jemand ist religiös auf der Suche Kirche und Moderne: gebrochenes Spiegelbild der Michaelskirche München

„Kaum jemand ist religiös auf der Suche“. Der Satz eines Religionssoziologen am Ende einer ausführlichen Studie zu den Gründen des Rückgangs religiöser und kirchlicher Bindung. Der Satz sitzt. Denn er nimmt Kirche eine Illusion, nämlich die Illusion sich nur besser auf die Moderne einstellen zu müssen, dann würden die suchenden Menschen schon andocken.

Aber es sucht kaum jemand. So hart der Satz klingt, so wichtig finde ich ihn kurz vor Beginn des gemeinsamen Teils des synodalen Weges. Denn auf dem Weg braucht es einen Sinn für Realität. Dringend.

„Kaum jemand ist religiös auf der Suche“

Wenn wir uns Ende des Monats zur ersten Vollversammlung in Frankfurt treffen, sollte klar sein, was wir durch den synodalen Weg nicht erreichen werden: die Kirchen werden nicht voll, Religion nicht auf einmal wieder relevant und es wird nicht alles wieder gut. Das klingt jetzt vielleicht banal, ich finde es aber wichtig um sich nicht gleich bei den ersten Schritten zu verlaufen. Es wird nicht wieder alles gut, ganz gleich was wir dort beraten.

Der synodale Weg ist nur ein Schritt, nicht schon das Ende. Auch wenn der Papst den Weg „berechtigt und notwendig“ für die „Zeitenwende“ und „Wendezeit“ nennt: das ist nicht alles, was passieren muss.

Die Rezepte, die der Soziologe basierend auf seiner Studie anbietet, sind ebenfalls keine Heilmittel. Mehr Menschen einbeziehen zum Beispiel, um Bindungen zu stärken. Verbinden von religiösen mit nichtreligiösen Anliegen, um Menschen anzusprechen. Trotzdem sieht Detlef Pollack einen Trend, der nicht völlig aufzuhalten ist.

Ein Trend, der nicht aufzuhalten ist

Ich schreibe das nicht, um Mut zu nehmen. Oder um die Wichtigkeit zu dämpfen. Oder um gleich die Erfolgsaussichten herunter zu schrauben. Ich schreibe das, weil Realismus eine eigene Kraft hat. Nur wer die Welt Ernst nimmt und zu verstehen sucht, wird sich dort zurecht finden. Die Kirche, wie wir sie vielleicht noch in Erinnerung haben, die verschwindet. Auch kein noch zu verzweifeltes Klammern und Wiederholen alter Phrasen wird daran etwas ändern.

Wie gesagt, Realismus hat seine ganz eigene Kraft. Er befreit von falschen Verpflichtungen oder Illusionen. Er lehrt uns, unsere Welt zu sehen wie sie ist und nicht, wie wir sie gerne hätten. Er nimmt den Triumph und das „endlich haben wir es geschafft“ illusorischer Vorstellungen. Im Auge des Realismus kann es keine Wunderlösung geben.

Es bleibt uns die Arbeit, die der Kirche aufgegeben ist, ihr Auftrag. Den können wir aber nur dann erfüllen, wenn wir ehrlich sind mit uns und der Welt.

Es bleiben die Arbeit und der Auftrag

Ja, der Satz dass kaum jemand religiös auf der Suche sei ist frustrierend. Gerne wären wir eine Kirche, die wenn Störendes beiseite geräumt ist endlich wieder Zuspruch erführe. Das wird nicht passieren. Oder zumindest nicht sofort und automatisch.

Und trotzdem lohnt sich der Einsatz. Auch wenn vergangene Glorie, Wichtigkeit und Bedeutung nicht wieder kommen, er lohnt sich. Gerade weil die Realität ist wie sie ist.

 

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Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches Leben
Schlagwörter Gesellschaft, Kirche, Reform, Religion, synodaler Weg

8 Kommentare zu “Realismus auf dem Weg”

  1. Sven Heinrich sagt:
    20. Januar 2020 um 12:04 Uhr

    Gegen die Realität hilft kein Wünschen. Aber vielleicht ein Perspektivwechsel, wie ihn Prof. Dr. Eberhard Tiefensee kürzlich in seinem bemerkenswerten Vortrag „Umänderung der Denkart. Mission angesichts forcierter Säkularität” vorgeschlagen hat (z.B. hier nachzulesen: https://www.bistum-magdeburg.de/upload/2019/Bilder_September/20190919MagdeburgPastorale_Tiefensee.pdf). Unsere Sendung wahrnehmen und nicht warten, dass uns jemand findet. Denn wer nicht sucht, wird auch nicht finden. Und dann können wir lange aufs gefunden werden warten. Also: hinausgehen (Lk 10,3)!

    Antworten
    1. Silvia Brückner sagt:
      20. Januar 2020 um 16:45 Uhr

      Ein interessanter Artikel.

      Antworten
  2. Dietmar sagt:
    20. Januar 2020 um 18:05 Uhr

    2 Mio Russen feiern Jesu Taufe im eiskalten Wasser – gelebter Aktionismus/Zeugnis vs. reine Vernunftreligion

    https://religion.orf.at/stories/2997446/

    Positiver Aktionismus, durchaus mit Tiefgang, kann auch nicht schaden.
    Ich mag vieles an der Orthodoxie. Dieser Bericht ist schön und unterhaltsam: 2 Millionen Russen gehen aus Freude über die Epiphanie ins eiskalte Wasser (hilft nix, dass dieser Winter auch in Russland bisher recht mild ist). Wer hätte diese Religiösität früher um 1985 für möglich gehalten.

    Solche Zeichen in der Gesellschaft sind wunderbar. Real. Der Westen neigt dazu, alles sehr “verkopft” zu argumentieren. Ich finde, die Synode hat grad in Deutschland eben auch diesen sehr rationalen und realen Zugang.

    Religion ist auch emotional. Ich finde die Aktion der Russen uneingeschränkt toll. Bin selbst vermutlich zu schwach, um es mal auszuprobieren.

    Vielleicht sollte man diesen Feier der Russen dennoch ab 2021 im Katholischen kopieren. Klein beginnen. Der Marathon in Boston 1973 hatte angeblich auch unter 100 Teilnehmer.
    Eisbaden in Spree, Rhein, Main, Donau, Elbe usw. am 6. Januar. Wer schafft die meisten Teilnehmer.

    Mit einem Wettersegen dazu, kann nicht schaden. An jedem Standort ein Priester.

    Übrigens am 28. Mai kommt Patriarch Kyrill nach Wien. Sehr schön. Das wird bestimmt interessant. Herzlich willkommen.

    Antworten
  3. Stephan sagt:
    20. Januar 2020 um 20:36 Uhr

    Habe neulich mal ein Buch angefangen zu lesen, es war von einem Kardinal geschrieben und ging über Barmherzigkeit. So etwa auf Seite dreissig stand geschrieben: “Wir wissen die Wahrheit”. Nanu, Hoppla, ich hatte gemeint ein Buch eines Gläubigen zu lesen und mich für diese Perspektive interessiert, und jetzt weiss da einer, 2016 oder so, die Wahrheit und dann gleich noch in der Wirform. Ich fand das sehr uninteressant und abstossend und habe nicht mehr weitergelesen. Von mir aus kann ja einer ein Katholik, ein Lutherischer, Jude oder Moslem oder Heide sein wie er will – aber ein Mensch muss er sein. Und dazu gehört nun mal auch, dass er um die menschliche Schwäche weiss, auch bei sich selbst. Wenn er nicht Fragen hat, braucht er doch kein Buch zu schreiben.
    Warum schreiben Sie übrigens so oft die Formulierung, dass sich etwas lohne? Das ist doch ein Begriff aus der Ökonomie, und Gott hat doch uns Menschen so geschaffen, dass wir eher primär weniger Gewinn zu machen als einander zu helfen und zu lieben im Blut haben. Das ist ein schweres Erbe der Scholastik, den Menschen einzureden, sie wären im Kern böse oder selbstsüchtig. Sind sie nämlich nicht. Wir sind liebend im Anfang, kommt mir jedenfalls so vor.

    Antworten
  4. Silvia Brückner sagt:
    21. Januar 2020 um 16:27 Uhr

    Weitaus dramatischer als das Ergebnis der religionssoziologischen Studie, die Pater Hagenkord verlinkt hat und die sich übrigens auf die evangelische Kirche bezieht, finde ich den nicht abreißenden Missbrauchsskandal für die katholische Kirche.

    Ob eine generelle Aufhebung des Pflichtzölibats hier die Lösung sein könnte, kann ich nicht beurteilen. Aber es scheint mir im Hinblick auf den Missbrauchsskandal, dass das katholische Priesteramt in seiner jetzigen Form eine Menge sexuell und psychisch schwer gestörter Männer angezogen hat.

    Ich, Jahrgang 1951, kann mich auch noch gut daran erinnern, wie überhöht das Priesteramt früher in den Augen von uns Katholiken war. Ein Priester war sakrosankt und konnte sich alles erlauben.

    Dies hat sich ja inzwischen geändert.

    Betonen möchte ich, dass ich trotz allem eine gläubige und praktizierende Katholikin geblieben bin und selbst viel Gutes mit der Kirche erlebt habe, aber eben auch in meiner Jugend so manchen Priester, dem seine Rolle schwer zu Kopf gestiegen war.

    Antworten
  5. Johannnes Wald sagt:
    21. Januar 2020 um 17:32 Uhr

    Dass die Menschen religiös nicht auf der Suche seien, ist wahrscheinlich eine Aussage, die sich auf verschiedenen kontextuellen Ebenen zu betrachten lohnt.

    Ich kann diese Aussage aus meinen Erfahrungen einerseits bestätigen, andererseits nicht.
    Einerseits wird ein junger Mensch auf die -frontal gestellte- Frage: “Bist du auf der Suche nach Gott?” kaum einer mit “ja” antworten.

    Sätze wie “auf der Suche nach Gott”, “Sehnsucht nach Gott”, sind ja auch schon (obgleich sich kaum andere finden lassen) präokkupiert, haben einen gewissen “Ton”, bei dem Menschen (etwa Jugendliche) schon wissen, woher sie kommen, und sie in die – gar nicht so falschen- Schubladen einordnen.

    Andererseits konnte ich in vielen Gesprächen und in der Arbeit mit jungen Menschen feststellen, dass eine Sehnsucht nach Gott, freilich anders formuliert, sehr wohl vorhanden ist. Wenn ich von meinem Glauben berichtete (also: Zeugnis ablegte), merkte ich sehr starkes Interesse. Aber “Sehnsucht” hätten sie es wohl nicht genannt.

    Dieses Interesse kam wohl auch daher, dass die Jungen den Erzählenden als vertrauenswürdig und authentisch empfanden. Authentizität hat freilich immer auch mit einer gesunden Portion Realismus zu tun.

    Ich würde also auch gerne Begriffe wie “spirituellen Realismus”, “authentische Mystik” als Diskussionsgrundlage in den synodalen Prozess einbringen.

    Antworten
  6. Andreas sagt:
    21. Januar 2020 um 20:38 Uhr

    Sie schreiben: “Und trotzdem lohnt sich der Einsatz. Auch wenn vergangene Glorie, Wichtigkeit und Bedeutung nicht wieder kommen”. Ich tendiere, umzuformulieren: Gerade weil vergangene Glorie und Wichtigkeit nicht mehr wiederkommen, lohnt sich der Einsatz. An Glorie und Wichtigkeit besteht meines Erachtens kaum Mangel, ebensowenig an zeigefingerschwingenden Vorschriftenverkündern. Vielleicht aber an einer Organisation mit authentischen, glaubwürdigen Persönlichkeiten, die mitten im Leben verankert sind. Das könnte sogar heissen, dass die Institution nicht taktgeben-wollend am 0930 Uhr Gottesdienst mitten im Sonntagvormittag festhält, sondern sich an veränderten Gewohnheiten ausrichtet, beispielsweise Andachten mitten im Trubel des abendlichen Feierabendgewusel am Bahnhof anbietet. Und – ich weiss, ich verlasse den Boden, der da vorgegeben ist: Muss es denn stets ein für viele sinnentleerter Ablauf sein? Heisst es nicht , dass “wo zwei oder drei versammelt sind” … oder noch passender “… in allen Dingen suchen und finden”. Wie wäre es, wenn wir das etwas umformulieren: An allen Orten und mit zeitgemässen Formen?d Abendgruss aus den Schweizer Bergen!

    Antworten
  7. Stephan sagt:
    22. Januar 2020 um 21:34 Uhr

    Ursprünglich mal war ja von anderen, geradezu zärtlichen Methoden mit freiem Spiel des Geistes die Rede gewesen: Aussaat von Senfkörnchen, Sauerteig gären lassen, Verzicht auf Ausübung von Bemächtigung und von Rache, Anhängen, sich nähren und fruchtbar sein (Weinstock – Rebe), Belebung, Genuss und warmer Wind. Dann aber das Fällen einer heiligen Eiche, sogar Schwertritter und viele, viele Bedrängnisse. Freier Atem und freier Geist und Licht erfordern einen gewissen aufrechten Gang und Respekt des Anderen und auch Disziplin. Dann müsste man die Kirchenleute nicht fürchten…

    Antworten

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