„Im Leben der Christen und auch im Leben der Kirche gibt es antike Strukturen, vergängliche Strukturen: Es ist nötig, dass wir sie erneuern!“ Das sind die Sätze, die viele vom Papst erwartet haben. In der Predigt am Samstag – der letzten seiner Morgenpredigten vor der Sommerpause, hat er noch einmal das Thema angesprochen, auf das viele in Deutschland warten: Die Reform.
„Erinnern wir uns nur an die erste theologische Auseinandersetzung: Um Christ zu werden, ist es da nötig, sämtliche jüdische Praktiken zu befolgen, oder nicht? Nein! [Die ersten Christen] haben gesagt, es ist nicht nötig! Anders- und Nichtgläubige können kommen, so wie sie sind, sie können in die Kirche eintreten und die Taufe empfangen. Das ist eine erste Erneuerung in der Struktur. Und so ist die Kirche immer voran gegangen, im Vertrauen darauf, dass der Heilige Geist diese Strukturen erneuern möge, Strukturen der Kirche. Habt also davor keine Angst! Habt keine Angst vor den Neuigkeiten des Evangeliums! Habt keine Angst vor dem Neuen, das der Heilige Geist in uns bewirkt! Habt keine Angst vor der Erneuerung der Strukturen!“
„Neuer Wein in neuen Schläuchen“, das sei das Motto, so Franziskus. Um dann aber das anzuführen, was so gar nicht in die Berichterstattung passt: Christsein bedeutet, sich selbst erneuern zu lassen. Sich selbst, und nicht nur die Hoffnung, dass ein anderer die anderen erneuert.
„Wird der Papst die Kurie reformieren?“, „ist er stark genug?“, das sind so Fragen, die mir in Interviews gestellt werden. Aber ohne den Verweis auf die geistliche Dimension der Reform sind diese Fragen letztlich nicht zu beantworten bzw. bleiben sie an der Oberfläche.
Der Verweis auf den Streit um die Beschneidung unter den ersten Christen zeigt außerdem, dass die Reformdebatte auch eine Selbstanfrage ist: Will ich „meine“ Strukturen verändern, bin ich bereit, von mir und meiner Weise Kirche zu sein abrücken? Kann ich das überhaupt? Das erst ist der geistliche Nährboden für eine mögliche Reform.
Angstfrei
Dieser Papst ist und bleibt beeindruckend. Sein Reformdenken wird seinen Einfluss haben, sowohl auf die Strukturen hier im Vatikan als auch auf die geistliche Gestalt der Kirche weltweit.
Denn seine Predigt zeigt auch noch etwas anderes: Keine Angst haben – das ist auch ein Charakteristikum seiner selbst. Papst Franziskus hat keine Angst, und das sieht man ihm geradezu an. Die besten Voraussetzungen für Reform, meiner selbst wie auch der Strukturen.
Lesen Sie zu diesem Thema bitte das Gedicht Robert Gernhardts „Couplet von der Erblast“ , das in heiterer Form vom Wirken spätantiker Männerkreise handelt.
Mit heiterem Gruß J.B.
Habe ich gerade gelesen, sehr amüsant!
Nun hat ja so Mancher was zu knobeln, was der Papst vorhat….
Vielleicht steht uns ja ein „heißer Herbst“ bevor.
Vielleicht hat nun ja auch der letzte erkannt, was bei aller Erneuerung, es bedeutet Christ zu sein. Was immer so war und ist und bleiben wird. …“sich selbst erneuern zu lassen. Sich selbst, und nicht nur die Hoffnung, dass ein anderer die anderen erneuert….“
Der Papst hat keine Angst vor Reformen, und das ist gut so. Dafür haben aber die Bischöfe, besonders die in Europa (Deutschland) große Ängste, wenn sie an das Wort Reform nur denken. Es ist nämlich so einfach alles beim Alten zu lassen.
Selbständig handeln können die deutschen Bischöfe auch nicht, denn sie haben das doch nie gelernt, immer ist auf eine Order von Rom gewartet worden. Es ist schwer für die alten Herren jetzt plötzlich noch umzudenken.
Zumal sich die Bischöfe jetzt nicht mehr herausreden können mit ihrem Standartsatz „wir sind eine Weltkirche, und deshalb können wir nicht ….“.
Denn der Papst weist darauf hin, dass die unterschiedlichen regionalen Erfordernisse berücksichtigt werden sollen.
Wenn mehr Kompetenzen für die Ortskirche zum Tragen kommen sollen, braucht es dafür natürlich Bischöfe, die bereit und in der Lage sind, selbständig zu handeln und die Notwendigkeiten überhaupt zu erkennen.
Frau Bussmann, anstatt hoffärtig über die Bischöfe zu schreiben, sollten wir alle beten, dass sie die Kraft finden, in Einheit mit dem Heiligen Vater notwendige Veränderungen vorzunehmen.
Arnd,genau. Zumal ja lang nicht alle Bischöfe und Kardinäle gleich sind. So wie lang nicht alle Katholiken gleich sind.Der Begriff Weltkirche beinhaltet mehr als Festhalten am Alten.Kardinal Woelki hat zum Thema Ausländerfeindlichkeit und Asylantenhass gesagt ganz zu Anfang, Wir sind Weltkirche, unter Katholiken darf es keinen Ausländerhass geben.Wir sind nicht Ausländer, wir sind Katholiken. Gleich hatte er die B..Zeitung am Hals, aber wie.Wenn wenigstens d a s mal gewährleistet wäre. Weltkirche bedeutet auch, dass nicht einzelne Völker den Ton angeben. Mein Gott, die deutsche Leid-Kultur ist wirklich nichts, womit man protzen könnte.Die Kolonialzeit ist vorbei.A n d r e a s, Ihren Kommentar finde ich auch gelungen.. :-).Von innen, nicht von aussen. Die Reformen werden an die Bistümer angepaßt, das bringen die jeweiligen Zustände mit sich. Siehe Berlin und wer macht den Stress..Katholiken und wer hat so wenig Lust, mitzumachen bei den Reformen..Katholiken. Der Kardinal schreibt jedem einen Brief..ermuntert zum Mitmachen..also von d i e Bischöfe sehe ich da nichts, Woelki ist nicht die Ausnahme. Wer kennt denn d i e Bischöfe? Die Bischofskonferenz hat Woelki nach Amerika und El Salvador geschickt ,damit er sich dort die Caritas ansieht. Wie man dort Caritas in die Tat umsetzt.Weltkirche sieht sich um. Über den Tellerrand hinaus.Zum Thema d i e Bischöfe empfehle ich die HP s der einzelnen Bistümer.
order von rom in die tat umsetzen wäre doch jetzt gut.unselbständig, aber im moment gut. selbständig sein und die reformen verweigern,wäre selbständig, aber schlecht..was nun? kardinal meisner-der alte herr-hat eigentlich immer s e i n e meinung gesagt. wer ihn kennt, weiß bescheid. das geht sehr gut: loyalität versprechen und selber denken. nicht dem kritiker nach der pfeife tanzen ist auch eine form von selbständigkeit.es haben halt auch bischöfe ihre träume.
Das wirklich Neue an diesem Erneuerungswillen sehe ich darin, dass er aktiv von innen her gewollt ist und nicht bloß als eine Reaktion auf einen allgemeinen außerkirchlichen, gesellschaftlichen Erkenntnis- und Wertewandel erfolgt.
Nachtrag: zum Thema „die Bischöfe können nicht selber denken“..auch dazu hat Kardinal Woelki etwas gesagt, nämlich:“ Ich habe dem Bischof–inzwischen dem Papst und all seinen Nachfolgern Loyalität versprochen. daran halte ich mich“…D a s ist genauso unmodern wie Gebet, Arnd, nicht wahr? Das Einhalten von Versprechen.Da fängt dann der moderne Mensch an, es umzudeuten.Ob es sich nun um Bischöfe oder Ordensleute oder andere Versprechen handelt. Ist ja alles nur ein Jokus? Nein, das hat Folgen.