Herzlichen Glückwunsch, Katechismus! Du wirst heute fünfundzwanzig Jahre alt! Ich kann mich noch gut an die Kontroverse um deine Geburt erinnern, an das eine oder andere Gefecht, um das es mittlerweile auch still geworden bist. Mittlerweile bist du wie wir alle in die Jahre gekommen, ein wenig alt, ein wenig immer noch frisch, wie das halt so ist.
Neulich bin ich gefragt worden, ob nicht jede Manifestation von Glauben – und das bist du sicherlich – nicht gleichzeitig auch der Tod dieses Glaubens ist. Wenn du die Kommentare hier im Blog verfolgt haben solltest, weißt du, was ich meine. Aufschreiben und damit Festlegen verfehle den Glauben und damit den Geist Gottes, so heißt es in einem Kommentar.
Ich höre dich schon zitieren: „Zwischen Schöpfer und Geschöpf gibt es keine so große Ähnlichkeit, dass nicht noch eine größere Unähnlichkeit feststellbar wäre.“ Das vierte Laterankonzil hat uns einen wunderbaren Schlüssel für dein Verständnis geliefert, und das ist noch viel älter als du, einige hundert Jahre sogar.
Was uns – und da gebe ich dir recht – nicht von der Verantwortung enthebt, Rechenschaft abzulegen über den Grund der Hoffnung, die uns trägt. Dein Vorgänger haben das ja schon lange getan, nach der Reformation zunächst die lutherischen Theologen und dann mit Petrus Canisius und anderen auch katholische. Frage und Antwort war das, was darauf hindeutete, dass wir damals nicht mehr genau wussten, was das ist, Glauben, und was der Inhalt des Glaubens eigentlich ist. Du erinnerst dich aus dem Schulunterricht an die vielen Formen des Aberglaubens und Vermischungen, die immer und immer wieder beklagt wurden und dann irgendwann zum Aufschreiben geführt haben. In Frage-und-Antwort-Form, zum besseren Verständnis. Leider auch zum Aufsagen, was deine Vorgänger nicht wirklich beliebt gemacht hat.
Nicht mehr Frage und Antwort
Du gibst mir nun keine Antworten mehr auf meine Fragen. Zugegeben, das ist eine Erleichterung, denn beim Lesen deiner Vorfahren hatte ich immer ein wenig den Eindruck, dass die Antworten auf Fragen haben, die keiner stellt. Oder so stellt. Oder nicht mehr stellt.
„Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen [den Menschen] offenbar; Gott hat es ihnen offenbart.“ Das schreibt ein offensichtlich zorniger Paulus im Römerbrief, du erinnerst dich. Also ist das, was du unternimmst nicht verfehlt. Du wirst mich auf das Zusammen von Glaube und Vernunft verweise, danke, aber mir liegt der biblische Bezug einfach mehr, deswegen darf ich mich darauf beziehen. Du versuchst uns Richtschnur zu sein für Glauben, Denken, Beten, Suchen. Denn unser Glaube hat ja Folgen, wir erfinden ihn ja nicht jeder für uns selber, er ist uns seit Jahrhunderten überliefert und wird tradiert. Wobei du nicht einfach nur wiederholst, jede Zeit hat ihre eigene Weise, den Glauben auszudrücken.
Vel potius quomodo non sit
Und doch sitzt mir auch Thomas von Aquin im Nacken, der sagt: „circa essentiam vero divinam, primo considerandum est an Deus sit; secundo, quomodo sit, vel potius quomodo non sit“. Mit ein wenig Latein darf ich angeben: „In Bezug auf die göttliche Wesenheit aber muss zuerst betrachtet werden, ob Gott ist; zweitens, wie er ist, oder vielmehr, wie er nicht ist.“ (STh 1q2a1). Also bleibt bei allem, was du sagst, immer auch der Zweifel, was alles ungesagt ist und bleibt und bleiben muss.
Und das ist ja auch gut so, der Glaube – das sagt unser Papst – ist ja keine Sammlung von Regeln und Sätzen, sondern Nachfolge. Was Generationen und Generationen vor uns geglaubt und an uns weiter gegeben haben, das sammelst du. Das Glauben selber müssen wir dann selber leisten.
Und das ist ja auch gut so, das nimmt die die Last und gibt uns die Würde des Glaubens. Dafür Dank und einen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
Steingaden – allein der Name ist lyrisch-brutal: Ein Garten aus Steinen – Gethsemane? Irgendwie muss Ihnen genau dieser Tag, der 11.10. 2017, persönlich viel bedeuten, nicht, Pater Hagenkord? So lyrisch formulieren Sie selten. Schöner Artikel: Einen Tag mit „Du“ anzureden, das macht man doch eher selten. Doch was uns nicht umbringt, macht uns noch stärker.
Viele Grüße!
Lyrisch-brutal? Es ist ein alter Name, das Kloster heißt nun mal so. Und was hat das mit umbringen und härter machen zu tun?
Wenn ich den blog verfolge, dann fällt mir auf, dass sich gerade in der letzten Zeit sich Absolutheit wie auch Endgültigkeit….Unfehlbarkeit zeigt. Seitens von Kommentaren wie auch vom Moderator. Da wir alle nur Menschen und somit nicht absolut wie endgültig, noch weniger unfehlbar, so sehe ich das als sehr gefährliche Entwicklung.
Und dann war da noch Jesus der sagte: „Nur wer meine Gebote hält kann mein Jünger sein“, oder „wer den Willen meines Vaters tut!“ Der Glaube ist also nur insofern keine Sammlung von Regeln und Sätzen, wenn es keine Regeln und Sätze gibt. Jesus spricht also, so verstehe ich den Papst, ins Blaue? Bedeutet Nachfolge im Extremfall nicht bis ans Kreuz?
Nein, überhaupt nicht. Kein Iota der Gesetze wird verändert, sagt Jesus. Aber der Glaube ist eben mehr als eine Reduktion. Es reicht nicht, alles nach den Vorschriften zu machen. „Verkaufe alles und folge mir nach“ sagt er demjenigen, der alles richtig macht. Das ist die Herausforderung.
Da sind wir beieinander, P.Hagenkord. Ebenso sagt Jesus:“Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch.“
Er hat also auch in Seinem Reich alles verlassen um es auch auf due Erde zu bringen. Diese Seine Sendung, die Er uns überträgt ist in der Tat -wie Sie schreiben- eine Herausforderung. Gerade in der heutigen Zeit.