Luther Bombons gibt es. Eine Playmobil-Figur, die fast schon wieder witzig ist und die bestverkaufte Einzelfigur, sagt die evangelische Kirche. Es gibt Socken mit „Hier stehe ich und kann nicht anders“ drauf. Und Kondome, obwohl die Aktion schon wieder eingestellt wurde.
Alles irgendwie nervig oder banal oder glatt am Thema vorbei.
Aber was mich wirklich geärgert hat, warum auch immer, war die Werbung im Fahrplan der Bahn AG. Dort hat man eine These zum Reformationsjubiläum: Entspannter ankommen.
Ich bin mir sicher, dass auch nach zehn Jahren Vorbereitung und der Hälfte des Feier-Jahres immer noch die meisten Christen, lutherisch oder andere, die Thesen Luthers nicht kennen.
Irgend wie weiß man, dass das gegen Ablasshandel war und an eine Tür genagelt war, aber sonst ist da wenig Wissen. Behaupte ich.
Deswegen gönne ich uns hier mal einige der Originalthesen, zur Meditation, meinetwegen während der Bahnfahrt:
These 92 Darum weg mit allen jenen Propheten, die den Christen predigen: „Friede, Friede“, und ist doch kein Friede.
These 93 Wohl möge es gehen allen den Propheten, die den Christen predigen: „Kreuz, Kreuz“, und ist doch kein Kreuz.
These 94 Man soll die Christen ermutigen, dass sie ihrem Haupt Christus durch Strafen, Tod und Hölle nachzufolgen trachten
These 95 und dass die lieber darauf trauen, durch viele Trübsale ins Himmelreich einzugehen, als sich in falscher geistlicher Sicherheit zu beruhigen.
Gar nicht so einfach zu schlucken, das alles. Da ist viel Kreuz drin, wenig Frieden. Nachfolge durch Strafe, Tod und Hölle, Trübsal und falsche geistliche Sicherheit.
Luther ging es ums Heil der Seele, um Vergebung durch Gott. Bei all der Banalisierung droht das leider völlig vergessen zu werden.