Utopien und Dystopien im Rahmen des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland: zu diesem Titel hatten mich die Dominikaner eingeladen, einen Artikel zu schreiben. Auf den ich an dieser Stelle gerne hinweisen möchte.
Früher gab es den Traum vom Zurück zur Urkirche, jetzt sind wir mit Blick auf Austrittszahlen zaghaft geworden. Und auch die Unglückspropheten um den Synodalen Weg herum sind klein gedacht und streng an der Gegenwart ausgerichtet. Und für die hatte eigentlich schon Papst Johannes XXIII. klare Worte: „weder genügend Sinn für die rechte Beurteilung der Dinge noch ein kluges Urteil“ bescheinigte er ihnen.
Utopien und Dystopien im Rahmen des Synodalen Wegs
Dabei wäre die literarische Form der Utopie wichtig. Jesu Worte über seine Kirche, „bei euch soll es nicht so sein“, „liebet einander“, und natürlich der Sendungsauftrag haben durchaus utopische Züge. Auch die Apostelgeschichte kennt eine Ur-Gemeinde, die in unseren Ohren utopisch klingt: Alle hatten alles gemeinsam und waren „ein Herz und eine Seele“. Das alles ist nicht gerade eine Beschreibung der Kirche der Gegenwart, es ist aber eine Utopie, unsere Utopie, die Kirche anleiten soll.
Utopien – positiv wie negativ – brauchen ja keinen Regeln zu gehorchen. Realismus ist ihnen von ihrer literarischen Natur aus fremd. Utopien denken über die Wirklichkeit hinaus und schaffen neue Welten. Sie wollen das „immer weiter so wie es ist“ zertrümmern, sie drücken Sehnsucht und Angst aus. Sie entziehen sich jeder Form von Kontrolle.
Radikale Ideen
Radikale Ideen aber – ganz gleich ob sie sich in positive oder negative Form kleiden – lassen Weite entstehen. Es sind nicht Orte des Realen, sondern wie die Übersetzung des Wortes schon zeigt, Nicht-Orte. Sie sind ambivalente Orte. Und als solche handeln sie von Phantasie, nicht von Realismus und Ordnung.
Diese die Selbstverständlichkeiten unserer Kirche durchbrechenden Narrative vermisse ich im synodalen Weg. Natürlich muss zum Schuss oder auch nur als mittlere Perspektive Realisierbares dabei heraus kommen. Trotzdem braucht es die kritische Dimension des Utopischen. Utopie darf nicht in falschem Optimismus die Augen verkleben und Dystopie nicht kleinmachende Angst erzeugen.
Was es mit dem Roman „Katholiken“ und dem Synodalen Weg zu tun hat, das steht im vollständigen Text im Heft „Wort und Antwort“.
Und was wollten Sie nun mit diesen vielen Worten sagen?
Im Unterschied zum Kommentator Ulrich Hopfener verstehe ich Ihre kritische Frage und kann Ihre Frage nachvollziehen.
Es geht den Teilnehmern des Synodalen Wegs ja nicht um bloße Diskussion und den Austausch von Utopien, sondern um eine (reale) Lösung für Ihre (realen) Probleme mit der Kirche.
Ich nehme an, es soll mit akademischen Worten bereits jetzt der – absehbaren – Ablehnung einzelner Forderungen der Laien-Mitglieder des Synodalen Wegs seitens der Kirche begegnet werden. Die Teilnehmer sollen und dürfen am Ende des Wegs nicht den Eindruck behalten, die ganze Arbeit und Diskussion sei umsonst gewesen.
Nur wenn bereits zu Beginn des Synodalen Wegs den Teilnehmern klar und deutlich gesagt worden ist/wäre, dass sie – hinsichtlich einzelner für sie wichtiger Fragen – nicht mit einer Lösung in Ihrem Sinne rechnen dürfen, ist/wäre man mit den Teilnehmern offen umgegangen. Ob dem so ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Ich weiss nicht, wollen die Utopien das „immer weiter so“ zertrümmern? Wirklich? Oder sind das nicht mehr die erstarrenden Ideologien und das „immer weiter so“ , die zertrümmern wollen. Es gibt Traum, es gibt Wachsen, es gibt Verwandlung, es gibt Auferstehung, warmen Wind, es gibt Transzendenz, es gibt Vernunft. Man kann da mltkommen, oder besser gesagt, vorankommen. Es gibt den Weg der Wendung von aussen nach innen: was bringe ich hervor, was gebe ich, was säe ich, mit wem habe ich was. Es gab mal so ein Bewusstsein im Vorlauf der Renaissance, auch in der Kirche, Albertus z.B., fast verbrannt, dann doch heilig: Anima humana ea ipsa scire desiderat. Man solle einander nicht quälen, sondern sich füreinander interessieren meinte der.
Das andere war: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“.
Danke das war wieder mal ein „ Klassischer Hagenkord“
Im Gegensatz Zu @Lola Kann ich damit was anfangen.. gerade in dem Sinne dass ich Ihre beiden Ausführungen Pater H. Einfach meditierend WiRKEN und SETZEN lasse…!!!!
Johannes XXIII habe ich als Kind relativ bewusst erlebt und im Unterschied zum Aristokraten Pius XlI nahbar ein wenig auch wie einen Liebenden und gütigen „Opa”erfahren – also mit den Augen eines aufgeweckten Kindes..
Ich möchte einen Punkt herausgreifen, den HJB oben angesprochen hat: […]es gehe den Teilnehmern nicht um den bloßen Austausch von Utopien, sondern um reale Lösungen ihrer realen Probleme mit der Kirche[…]
Da hat also jemand nicht „in“ der Kirche ein Problem, sondern „mit“ der Kirche.
D.h. er/sie hat sich bereits separiert, und ruft der Kirche von außen zu: „Folge mir!“
Eigentlich ist da der Zug bereits abgefahren.
Wenn ich ein Problem „in“ der Kirche habe, wenn ich also „mit der Gesamtsituation unzufrieden bin“ (wie es Bulli Herbig formuliert hat) oder „mich nicht angenommen fühle“ oder „alles als Mangelzustand empfinde“, dann habe ich immer noch die drei Möglichkeiten, die ein unzufriedenes Mitglied immer hat (das gilt auch für ähnliche Situationen am Arbeitsplatz):
1) Love it or
2) Leave it or
3) Change it.
Der, der ein Problem „mit“ der Kirche hat, hat sich bereits für (2) entschieden.
Punkt (3) ist der Punkt für die Super Heroes, die ein System von innen verändern (zu ihnen zähle ich auch unseren Papst).
Punkt (1) ist für die Punkte, mit denen ich nicht einverstanden bin, wo mir aber die Kraft fehlt, daran zu rütteln. Meine Frau z.B. hat nach einiger Zeit aufgegeben, mich ändern zu wollen und hat mich verlassen, lieben konnte sie es nicht. Das war ehrlich und konsequent.
Meint
Euer Christoph
„Da hat also jemand nicht “in” der Kirche ein Problem, sondern “mit” der Kirche.
D.h. er/sie hat sich bereits separiert, und ruft der Kirche von außen zu: “Folge mir!”
Der, der ein Problem “mit” der Kirche hat, hat sich bereits für (2) entschieden.“
Diese Ihre Schlussfolgerung kann ich nicht nachvollziehen. Für mich gilt sie auch nicht.
Ich bin Mitglied unserer Kirche und werde dies auch weiterhin sein. Weil ich von Jesus begeistert bin. Und die von Menschen ausgestaltete Kirche ist selbstverständlich – wie es ausgebildete Theologen auch tun – stets auch kritisch zu betrachten. Von Austritt aus der – zwar langsam, aber doch stetig – sich wandelnden Kirche halte ich persönlich gar nichts.
Das bezweifle ich nicht.
Mir ging es in diesem Zusammenhang um den sensiblen Gebrauch des Wortes „in der Kirche“ vs. „mit der Kirche“ und was dieser Unterschied in meinen Gedanken auslöst.
Wandelt sich Gott? Dann ist Gott eine Erscheinung, die sich nach dem Zeitgeist richtet.
Die Kirche ist nicht das Christentum.
Trotzdem halte ich nichts davon, aus der Kirche auszutreten. Man sollte drinnen bleiben und sie zum Besten wenden.
Utopien enden immer in der Dystropie. Das kommt, weil sie dogmatisch sind und dadurch Menschen ausgrenzen.
Wir sollten wieder auf die Demokratie setzen, auf unsere Verfassung, und uns damit abfinden, daß Demokratien unvollkommen sind. Wie die Kirche auch unvollkommen ist. Sie ist im Lauf der Jahre wieder zur geschlossenen Veranstaltung geworden und ihre Nähe zu Politik macht sie zweifelhaft. Man kann nicht zwei Herren dienen. Man glaubt nämlich schon wieder allen möglichen Unsinn.
Alles, was gigantische Formen annimmt, kann imponieren – auch die Dummheit.
(Erich Kästner, dt. Schriftsteller, 1899-1974)
Das sollten sich die Coronaanbeter bitte zu Herzen nehmen. Man muß kein Christ sein, um das Offensichtliche zu sehen. Aber es erleichtert die Sache.
Was bitte ist ein „Coronaanbeter“?
[…]Wandelt sich Gott? Dann ist Gott eine Erscheinung, die sich nach dem Zeitgeist richtet.[…]
Die alte Streitfrage zwischen uns und den Atheisten: sind wir Gottes Ebenbild oder ist er das unsere?
Aber ich finde, die christliche Antwort ist schillernd und vielfältig genug, um sie staunend zu betrachten.
Da ist einerseits der ewige Vater. Unbeirrt, ohne auch nur ein Jota nachzugeben, verfolgt er – fast stur – sein Ziel, unser Glück.
Niemand könnte dem Vater etwas vormachen, in seinem Angesicht würden wir sofort im Boden versinken – das Wort „mündiger Christ“ zerfällt zur Bedeutungslosigkeit angesichts des Vaters.
Der Sohn – in seiner Menschennatur – war dem Wandel unterworfen.
Er machte sich auf einen Weg und ging ihn bis zum Ende. Als Mensch musste er lernen, zuerst von seiner Mutter – wie das halt so ist – dann von den Brüdern und Schwestern und aus der Schrift.
Die Kirche – und es gibt nur eine – ist als fortlebender Leib Christi dem Wandel unterworfen UND sie trägt die Ewigkeit in sich.
Als Braut Christi ist sie perfekt UND reformbedürftig.
Sind wir nicht alle bipolar? Zumindest ein bisschen.
Meint
Euer Christoph
zum Thema „Demokratie und Corona“ bin ich ihrer Meinung.
Beten wir für die Verantwortlichen, dass sie der Versuchung nicht erliegen.
„Coronaanbeter“
Interessantes Thema …
Ich nehme an, Sie meinen und kritisieren z.B. die Befürworter der „Ein-Freund-Regel“. 🙂
Richtig. Man kann Alles auch übertreiben … z.B. um politische Ziele zu erreichen.
Das ist keine Kritik. Wenn es eine wäre, wäre sie offen.