Gott sei genauso wie Allah, JHWH, und all die anderen Bezeichnungen der Religionen nur ein Name für dasselbe. Oder denselben. Das ist ein Zitat, das seit einigen Wochen durch das Netz schwirrt, zugeschrieben wird es Papst Franziskus. Es ist offensichtlicher Unfug, aber dann doch so hartnäckig, dass der Pressesprecher des Vatikan selber zu Protkoll gab, dass es Unfug ist, erfunden.
Neulich hat hier im Blog jemand behauptet, der Papst habe den Missionsauftrages Christi mit der Gräuelmission des sogenannten Islamischen Staates verglichen. Gleichermaßen erfunden.
Was wäre aber, wenn es einen ‚Beweis’ gäbe? Wenn jemand eine solche Aussage aufgezeichnet hätte?

Die Frage ist so theoretisch nicht, denn es wird in Kürze möglich sein, einen Audiobeweis über solche Aussagen vorzulegen, ohne dass der Papst jemals irgend etwas in dieser Richtung gesagt hat. Wie das? Der Computer macht es möglich. VoCo heißt die Software, die seit Wochen auf den Fach-Webseiten, aber auch in Medien-Formaten etwa im Radio – das ja besonders betroffen wäre – debattiert wurde. VoCo hört sich 20 Minuten gesprochenes Wort einer Person an, danach kann es einen Text in der Stimme, die gespeichert und analysiert wurde, selber aufsagen. Inhalte also, welche von der Stimme selber nie gesagt wurden, klingen nun so.
VoCo stammt von der Firma Adobe, die dasselbe ja auch schon mit Bildern gemacht hat, Photoshop ist der Standard.
Realitäts-Verschiebung
Es funktioniert auch genau so: Die Sprache wird in kleine Bestandteile zerlegt – Phoneme, bei Bildern sind es Pixel – und dann neu zusammen gesetzt, je nachdem, was gebraucht wird. Man kann sich die Vorführung hier ansehen.
Ich vermute einmal, dass es zuerst so ruckelig sein wird, wie Computer-generierte Menschen im Film, irgendwie erkennen wir noch, dass das alles „falsch“ ist. Menschen in Wirklichkeit sind komplexer als das, was der Computer über sie weiß, intuitiv erkennen wir. Aber mit Rechenleistung und lernenden Programmen werden die immer besser.
Das Gleiche wird auch mit dem Audio passieren, das kleine verlinkte Video zeigt das schon ganz gut. Der Horror für jeden Radio-Menschen.
OK, Kulturpessimismus bringt es nicht, Technikfeindlichkeit auch nicht, Alarmismus hat auf die Dauer auch noch nie was gebracht. Aber Obacht, hier werden mal wieder die Grenzen der Wirklichkeit verschoben. Was ‚wirklich’ ist, ist nicht mehr offenbar. Wir brauchen andere Software, um zu entdecken, ob etwa eine menschliche Stimme eine menschliche Stimme ist, oder ob sie erzeugt wurde.
Noch einmal eine Verschiebung dessen, was Realität bedeutet. Was das für eine Mentalitätsverschiebung bedeuten wird, können wir heute noch nicht wissen. Achtsam sollten wir aber bleiben, dass uns die Wirklichkeit nicht entgleitet.
Es ist für den Leser schwer zu beurteilen, ob diese Zitate echt oder frei erfunden sind. Um sie einfach abzutun, braucht man ein gewisses Vertrauen in diesen Papst.
Dieses Vertrauen wäre deutlich ausgeprägter, wenn er sich wie seine Vorgänger etwa präziser und überlegter artikulieren würde.
Der Papst drückt sich klar und deutlich aus, nur kennt er eben zwischen schwarz und weiß auch Grautöne
Vielleicht liegt es ja auch weniger an Unbedachtheit und Schwammigkeit des Papstes, als eher an Ihrer Bereitschaft, das, was in Ihre Wahrnehmung passt, zu leicht als gegeben anzunehmen, während sie an davon abweichende Inhalte viel höhere Anforderungen der Evidenz stellen.
Das hat nicht unbedingt etwas mit Vertrauen in den Papst zu tun, sondern zuerst mit dem Vertrauen in die eigene Betrachtungsweise.
Ich muss mich häufiger einmal revidieren, wenn ich zu willig freudig zugestimmt oder Menschen verurteilt habe – weil es gerade „so gut ins Bild passte“. Wobei ich im Nachhinein, wenn es ganz schlimm kam, nicht einmal das Gesamtbild richtig verstanden hatte…
Deshalb versuche ich zunehmend, erstmal meine eigene Motivation, etwas zu glauben oder anzuzweifeln zu hinterfragen, ehe ich nach der Plausibilität einer Aussage im Kontext frage, um dann erst den Absender in den Blick zu nehmen.
Gelingt mir aber leider auch nicht immer.
Lieber Pater Hagenkord, die Möglichkeit mit der Siliziumkiste solche Manipulationen vorzunehmen, wie Sie beschreiben ist seit 1991 dank wav (IBM) üblich, aber durch Frequenz analytische Geräte leicht zu entlarven (Atemgang). Mit midi ist die Manipulation auch auf dem instrumentalen Bereich möglich. Im guten Sinne ist es sehr schön. Doch Ihnen, von der schreibenden Zunft, sind die Betrüger richtig nah auf den Pelz gerückt. Bei dem Machwerk eines Gefreiten kann aus Satzstellung, Wortschatz, Weite und Polemik erkannt werden, ob es einer oder mehrere waren, die das ausschwitzten. Auch wenn Historiker es nicht wahr haben wollen.
Ein Experiment mit Radio Vatikan Blog:
Test Beginn:
Erster Leserbrief vom: 21. Dezember 2016 um 20:56
Der Beobachter sagt:
Vor allen Dingen möchte ich an dieser Stelle betonen, daß dieser LKW-Unfall in Berlin nichts mit dem Islam zu tun hat.
Der tunesiche Fahrer wahr durch seine drohende Abschiebung so traumatisiert, daß er, nachdem er von dem katholischen Kuffar aus Polen bedroht wurde, nur noch Gas geben konnt.
Zweiter Leserbrief vom: 1. Januar 2017 um 10:25
Der Beobachter sagt:
Eine Politik des Friedesn ist möglicht, sagte Stalin und befahl der Roten Armee, die Waffen niederzulegen.
Dritter Leserbrief vom: 5. Januar 2017 um 20:25
Der Beobachter sagt:
Und was hat der Papst in seinem Brief über den millionenfachen Mord an ungeborenen Kindern geschrieben?
Vierter Leserbrief vom: 8. Januar 2017 um 09:01
Der Beobachter sagt:
Es ist für den Leser schwer zu beurteilen, ob diese Zitate echt oder frei erfunden sind. Um sie einfach abzutun, braucht man ein gewisses Vertrauen in diesen Papst.
Dieses Vertrauen wäre deutlich ausgeprägter, wenn er sich wie seine Vorgänger etwa präziser und überlegter artikulieren würde.
Test Ende:
Es ist leicht zu erkennen, dass der völkische Beobachter lernt: Wir sollten jetzt beobachten ,was der oder die Beobachter wollen. Gefahr erkannt, Gefahr bebannt!
Ich hoffe, dass die Bürger namenlose Lebensmittel nicht in sich hineinfressen.
In einem Buch steht: Du sollst nur essen von dem, den du kennst.
Klingt zunächst gruselig (ist es auch). Aber mit Sprache wurde schon immer manipuliert und verfälscht.
Am vielleicht nachvollziehbarsten ist die Diskrepanz zwischen „unserer Sprache“ und der Sprache der Politik.
Wenn zum Beispiel Spitzenpolitiker Worte wie Solidarität, Reformen oder Werte verwenden, kann etwas völlig anderes gemeint sein, als wir mit dem uns angelernten Sprachverständnis (und der positiv geprägten Bedeutung) darunter verstehen. Es bräuchte ein eigenes Wörterbuch für das, was nicht gesagt, aber gemeint ist (das gibt es inzwischen sogar).
Sie können einen Menschen live interviewen, der neben Ihnen sitzt und trotzdem mit etwas Pech in der einen Sprache fragen und in der anderen Antwort erhalten, ohne es überhaupt zu bemerken oder direkt nachweisen zu können.
Sie müssen da vielleicht hinnehmen, dass Dinge, die gesprochen werden und die Sie hören, nicht das sind, was eigentlich gesagt wird. Und das, ohne dass das Gegenüber lügen würde. Es bedient sich nur einer anderen Sprachdefinition.
Was nicht gesagt – aber gemeint ist -, können Sie oft genauso wenig sehen wie die Wahrheit hinter einem künstlich generierten Adobe-Abbild.
Und eine Software zur Wahrheitsfindung wird da kaum helfen können.
Im schriftlichen Medium haben Sie zumindest eine reelle Möglichkeit, die Deutungshoheit zu hinterfragen und das gesprochene Wort in einen Kontext der Geschehnisse zu setzen. Was Sie ja auch tun.
Diese Software mag eine neue Qualität bedeuten. Aber das manipulative Spiel mit Wort und Sprache wird seit Menschengedenken getrieben.
Mich selber stößt die aktuelle Pervertierung und Instrumentalisierung dieses unseres wichtigsten Kommunikations- und Kulturmittels schon eine ganze Weile ab. Leider bleibt nicht die Zeit, jede Aussage nach dem eigentlichen Inhalt, der Motivation und der Plausibilität abzuklopfen.
Zumal es mit den früher „schlagenden“ Tatsachenbeweisen wie Bildern, Quellen oder eben Tonaufnahmen auch nicht mehr unbedingt weit her ist.
Vielleicht ja eine Einladung an den wachen Verstand, argumentativ etwas tiefer zu schürfen und mehr das Ganze im Blick zu behalten.
(Wieder zu lang ausgeführt, aber ich arbeite dran…)
Das erinnert mich an die Geschichte aus dem Buch Genesis mit dem Turmbau zu Babel und der daraus resultierenden
Sprachverwirrung. Analogie zur heutigen Zeit: keine guten Voraussetzungen für die Schaffung eines gerechten
Weltfriedens. Bitten wir Gott um seine Hilfe!
Sehr geehrter Pater Hagenkord,
da Sie in Ihrem Beitrag zum neuen, sehr zweifelhaften Adobe-Produkt nochmal einen meiner Kritikpunkte am Papst (aus „Alles bleibt anders“) erwähnen (Vergleich christlicher Missionsauftrag und Gräuelmission des sogenannten IS) und diesen als „erfunden“ einstufen, möchte ich im Sinne der Wahrheitsfindung nochmal darauf eingehen.
Meine Kritik geht zurück auf ein Interview, welches der Papst im Mai 2016 der französischen
katholischen Wochenzeitung „La Croix“ gegeben hat.
Die Papstaussage, um die es geht, lautet wörtlich (Quelle: ein Kommentar des Bloggers Peter
Winnemöller auf kath.net): „Es ist wahr, daß das KONZEPT VON EROBERUNG der Seele des Islam
innewohnt. Aber man könnte das Ziel des Matthäus-Evangeliums, in dem Jesus seine Jünger in
alle Nationen aussendet, ALS GLEICHEN EROBERUNGS-BEGRIFF interpretieren.“
Mein Kritikpunkt macht sich dabei die Zeilen von Alexander Kissler zu Eigen, der in seiner Kolume „Kisslers Konter“ in der Zeitschrift Cicero vom 19.05.16 schreibt: „Vom massenmör-
derischen Terror der „Islamischen Staates“ und dessen „Eroberungskrieg“ schlägt er eine
direkte (!) Brücke zur Sendung der Jünger durch Jesus, welche im Sinne „derselben Idee von
Eroberung“ gedeutet werden könne. Die Kirche als potenzielle Terrororganisation – eine
Entgleisung oder mehr?
Was mögen sich Christen, die vor fanatisierten Muslimen um ihr Leben rennen, bei dieser kontrafaktischen Zusammenballung denken? Fühlen sie sich von ihrem Oberhirten getröstet,
verstanden, aufgerichtet – oder zynisch im Stich gelassen? Wer alles mit allem vergleicht,
verliert den Halt, verfehlt die eigene Haltung. Was sagt es über eine Kirche aus, wenn
schon deren Chef sich schwertut mit einem Bekenntnis zur Heilsnotwendigkeit Christi?“
(Zitat Ende)
Meine Einschätzung: sowohl das Original-Papst-Zitat selbst, als auch der Kommentar von
Kissler zeigen: erfunden ist mein Kritikpunkt mitnichten. Wahrheitsmäßig konsolidiert wird
er, wenn man sich den Kontext der Interview-Passage genauer ansieht. Laut dem Blog „Kreid-
feuer“ vom 18.05.16 sagt der Papst in unmittelbarem Zusammenhang zum o.g. Originalzitat
sinngemäß, daß er nicht glaubt, daß die Angst vor Flüchtlingen mit einer generellen Furcht
vor dem Islam zu tun hat. Es sei vielmehr die Angst vor dem SOGENANNTEN ISLAMISCHEN STAAT
UND SEINEM EROBERUNGSKRIEG.
Berücksichtigt man also Original-Zitat, Kontext der Interviewpassage und Kommentar eines
seriösen katholischen Journalisten, so ist es unzulässig meinen Kritikpunkt als „erfunden“
zu bezeichnen. Der Papst selbst hat den Anlass dazu gegeben und ich sehe auch nicht, daß
er es anders gemeint hat, als seine Worte es in Wahrheit zum Ausdruck gebracht haben.
Die Auswahl Ihrer Quellen lasse ich hier unkommentiert, dass Sie auch auf diesem Blog unterwegs sind, spricht für sich und dafür, dass Sie mehr als nur eine Form von Meinung wahrnehmen. Danke dafür.
Zum Zitat: Kissler macht einen Kategorienfehler. Er glaubt, dass der Papst damit den mörderischen Islamismus mit der Verbreitung des Evangeliums gleichsetzt. Das ist natürlich Unfug. Was der Papst sagt ist schlicht, dass jede Form von Religion, die auf Verbreitung aus ist – und das sind nicht alle – in der Gefahr steht, als Legitimation für Mord missbraucht zu werden. Und wissen Sie was? Das ist im Christentum auch passiert. Mord, Vergewaltigung, Vertreibungen, Genozit, alles unter der Überschrift „Gott will es“.
Die „direkte Brücke“, die der Papst dort schlägt, muss man schon an den Haaren herbei ziehen, wenn mir diese etwas schräge Metapher erlaubt ist. Der Papst hat ausführlich über eine missionarische Kirche geschrieben, ein langes Dokument. Er ist dafür, hält die Verkündigung des Evangliums sogar für den Daseinszweck und die Daseinweise der Kirche. Nun zu behaupten, das vergleiche er gleichzeitig mit dem Islamismus, ist ein Zeichen von mutwilliger Blindheit. Da will man nicht verstehen wollen.
Wie gesagt, auch das Christentum hat gezeigt, wie Morden geht. In Frankreich im 16. und im Deutschen Reich im 17. Jahrhundert sind wir auch in Religionskriegen aufeinander losgegangen. Das sollte uns inne halten lassen und fragen, wie es in einer Religion so weit kommen kann, was da schief gegangen ist. Das sind die Reflexionspunkte, die ich aus den Worten des Papstes entnehme.
Klar und deutlich, heute wieder eine große Rede von Papst Franziskus das diplomatische Corps.#
http://de.radiovaticana.va/news/2017/01/09/die_papstansprache_an_das_diplomatische_corps/1284496