Sein ganzes Leben sei er Goldsucher gewesen und etwas anderes wolle er auch nicht machen. José Dallarosa nimmt uns mit in einem kleinen Boot, dem malerischen Fluss Crepori hinauf, bis hin zu den Stellen, an denen auf Flößen nach Gold im Fluss gesucht wird. Der Flussboden wird aufgesaugt, das Wasser nach Gold gefiltert, und dann geht alles zurück, aufgewühlt und dreckig.
Wir steigen aus dem Boot und klettern in den Urwald hinein. Eine Lichtung, ein Loch, infernalischer Lärm. Das was die Goldsucher im Fluss machen, das stellt José mit seinen Leuten an Land nach. Ein tiefes Loch hat er graben lassen, auf einer in den Wald geschlagenen Lichtung. Mit viel Druck spülen zwei Leute den Lehm von den Wänden, der wird dann mit dem Wasser aufgesaugt und gefiltert, bevor alles zurück in den Fluss fließt.
Gold im Fluss …
Wer einmal den Clint Eastwood Film „Pale Rider“ gesehen hat, der kann sich das etwa vorstellen. Am Amazonas-Nebenarm geht es nicht in ganz so großem Stil zu, aber ähnlich industriell. Dreckig ist es, laut und heiß. Dallarosa selber arbeitet nicht mehr, er lässt arbeiten. Er hat es zu was gebracht, Gold-Claims, ein Restaurant in der Stadt, und dann ist er noch Vizebürgermeister. Wieder so ein Pionier. Wieder so eine Persönlichkeit, die es mit harter Arbeit und nicht zu viel Rücksicht zu Wohlstand gebracht hat und der nun arbeiten lässt.
Nun muss die Frage nach dem Quecksilber gestellt werden. Viele Indigene klagen, dass die Garimpeiros – die Goldsucher – den Fluss mit diesem Metall vergiften. José Dallarosa steht uns Journalisten bereitwillig Rede und Antwort, das mit dem Aufwühlen des Schlamms sei doch gar nicht so schlimm, und alles sei legal, mit Genehmigung und so weiter. Auch bei den Suchern auf den Flößen? Das wisse er nicht. Und was das mit dem Quecksilber sei? Das brauchen sie, um nach einem Monat des Filterns die Filter auszuwaschen und das dort verfangene Gold heraus zu bekommen. Vielleicht gerate was davon in den Fluss, aber nur sehr wenig. Quecksilber sei teuer, es sei in ihrem eigenen Interesse, das zu behalten.
… und Quecksilber um es heraus zu bekommen
Quecksilber im Fluss? Eine schnelle Recherche ergibt, dass es ganz von der Art des Quecksilbers abhängt, wie giftig es ist. Aber Fakt ist auch, dass die Krankheitsfälle unter den Indigenen, die auf und vom Wasser leben, sprunghaft angestiegen seien. Vor allem bei Kindern, sagen uns immer wieder Vertreter der indigenen Völker. Quecksilber ist Gift und gehört nicht ins Wasser. Und ob das alles wirklich so legal sei, würden viele bezweifeln.
Nicht so Josè Dallarosa. Garimpeiro sei er, das brasilianische Wort für Goldsucher ist Synonym für eine ganze Kultur. Einer der ersten sei er gewesen, dort wo jetzt eine kleine Goldgräberstadt stehe. Er zeigt auf seine Mitarbeiter, die bis zur Brust im Schlammwasser stehen: er gebe Arbeit, und das sei doch was Gutes. Quecksilber-Vergiftung des Flusses? Keine Reue.
„Jeder der herkommt um Gold zu suchen hat natürlich den Traum, reich zu werden”, sagt er. „Aber dem Traum rennen wir hier nur hinterher. Irgendwann einmal reich zu werden.” Nachher rechnen wir aus: 600 Gramm Gold gewinnen sie in einem Monat, hatte Dallarosa gesagt, verteilt auf sechs Personen. Wir fragen im nächsten Laden in der Goldwäscherstadt Crepurizão, was der Ankaufpreis für das Flussgold ist und rechnen aus, einige Euro pro Kopf sind das. Und dann vermuten wir, dass der Chef auch noch seinen Schnitt macht, das Essen, die Unterkunft, Miete für Stiefel und Kleidung und was weiß ich. Die Goldsucher werden sicherlich nicht reich dabei. Und romantisch ist das auch nicht.
Wir gehen zurück zum Boot, der Lärm des Generators und der Wasserpumpen bleibt zurück. Und selbst wenn, sagt unser ortskunfige Begleiter, uns selbst wenn das alles in Ordnung ist, schaut euch das an, wachsen tut hier nie wieder was. Das Land ist kaputt.
Sein ganzes Leben sei er Kirchensteuer-sucher gewesen und etwas anderes wolle er auch nicht machen.
Als Priester in Deutschland. Gold im Fluss …
Wer einmal den Clint Eastwood Film „Pale Rider“ gesehen hat, der kann sich das etwa vorstellen.
Nun muss die Frage nach dem Quecksilber gestellt werden.
Alles ist legal, mit Genehmigung und so weiter.
Keine Reue.
Das Land ist kaputt.
Mit “Arten von Quecksilber” meinen Sie wohl das Methylquecksilber-Ion CH3Hg+. Die Tatsache, dass man Quecksilber verwendet, bedeutet nicht automatisch, dass es auch in die Umwelt gelangt. Es gibt sehr gute-auch einfache- Rückgewinnungsmethoden.
Ob diese dort angewendet sind, lässt sich aus der Ferndiagnose nicht sagen.
Sollten die Indigenen vom Quecksilber erkrankt sein, wäre es sinnvoll, sie auf die Minamata-Krankheit zu untersuchen. Quecksilber lässt sich problemlos im Blut nachweisen.
Ob Herr Dallarosa ein guter Mensch ist, weiß ich nicht. Ich würde aber davor warnen, irgendwelche Menschen vorschnell als Feindbilder aufzubauen.
Meine Intention war auch nicht, ihn als Feindbild zu etablieren. Was das Quecksilber angeht: es gibt keine Rückgewinnung. Dafür ist die verwendete Technik einfach zu schlicht. Es gibt den Versuch, ein Entweichen zu vermeiden, das war es aber auch schon. Und was die Diagnose angeht: das setzt medizinische Versorgung voraus. Die gibt es aber nicht, es gibt eine Grundversorgung bei Malaria, bei allgemeinen Krankheiten und so weiter, aber Labors und Krankenhäuser gibt es in indigenen Gegenden nicht.
Die Blutproben muss man nicht vor Ort auswerten.
Man kann sie auch einschicken. Das sollte machbar sein: Im Unterschied zu organischen Giften oder Krankheiten bleiben Schwermetall-Blutproben auch nach langer Reise, sogar ungekühlt, aussagekräftig. So könnte man Klarheit über die Situation bekommen.
Theoretisch ist das alles richtig. Nur gibt es niemanden, der sich darum kümmert. Keinen, der das bezahlt. Also passiert es nicht.
Eine Idee:
Der Vatikan und seine Bistümer verkaufen im Sinne vom Mt 6,19 einen Teil Ihres Goldes und führen die Menge dem allgemeinen Markt zu. Mit dem Erlös finanzieren sie die medizinische Hilfe der Ureinwohner.
Anscheinend gibt es aber doch Routen und Gelder, um etwa die Malaria-Prophylaxe aufrecht zu erhalten. Diese Routen könnte man nützen. Denn es würde reichen, vielleicht 10-20 Menschen zu untersuchen – und das ist widerum leistbar. Ich tippe tatsächlich auf die Minamata-Krankheit, aber es wäre wichtig, das abzuklären.
Vergleicht man den obigen Bericht und ergänzend noch diesen [https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/amazonasbecken-brasiliens-schuerfwunde-die-goldsucher-im-regenwald/24506408.html] mit Rüdiger Nehbergs Erlebnissen in den 1980ern, scheinen die Goldschürfer heutzutage ziviler und verträglicher geworden zu sein: https://www.ruediger-nehberg.de/yanomami.htm
Der von Ihnen verlinkte Bericht hat mich schmunzeln lassen, mit dem Autor war ich gemeinsam in der Goldgrube unterwegs, er beschreibt dieselbe Situation.