„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauung ohne Begriffe blind”: Dieses (stark gekürzte) Zitat aus der Kritik der Reinen Vernunft von Immanuel Kant lässt uns zu Ostern etwas ratlos. Denn wir wissen ja nicht, was das ist, was wir feiern. Wir haben keine Anschauung oder Inhalt dessen, was das ist, eine Auferstehung. Wir sprechen davon, bekennen sie, haben also ‚Gedanken’, aber keine Empirie der Welt kann uns sagen, was genau ein Auferstandener bedeutet und ist. Wie das aussieht.
Die Schrift gibt uns zwar Anhaltspunkte, aber eher hinweisender denn zeigender Natur. Erstmal wird auch dort nicht gesagt, wie die Auferstehung vor sich gegangen ist. Alle Bebilderungen nachher, wie etwa aus dem Grab aufsteigende die Arme ausbreitende Christus-Figuren, sind nicht biblisch. Die Evangelien kennen die Auferstehung dagegen nur als Begegnung mit den Jüngern.
In der Begegnung mit dem Auferstandenen zeigt sich die Auferstehung. Sie – die Jüngerinnen und Jünger – verstehen erst nachher, was er vorher über sein Sterben und sein Gehen zum Vater gesagt hatte.
Es ist interessant, dass es keine der Begegnungs-Erzählungen zwei Mal in der Bibel gibt, während sonst – vor Kreuzigung und Tod – einige Male Erzählungen und Episoden in mehr als einem Evangelium vorkommen. Nicht so bei den Begegnungen. Hier hat jeder Evangelist seine eigene Tradition, seine eigene Gemeinde mit ihren Erinnerungen. Es kann für uns aber auch bedeuten, dass es diese Begegnungen nur in konkreten Einzelformen gibt, nicht abstrakt, nicht allgemein, nicht typisch. Jede ist anders.
Und: die Begegnungen sind sehr physisch, körperlich. Da wird angefasst, durch Wände gegangen, gegessen. Die Evangelisten legen großen Wert darauf, dass es keine Erscheinungen sind, die den Jüngerinnen und Jüngern begegnen.
Und: es gibt keine Lehre mehr, keine Gleichnisse, keine Heilungen, all das, was Jesus vor seinem Tod getan hat. Es zeigt sich, dass das alles auf diesen Tod und die Auferstehung hinführte. Jetzt zählt aber nur er, der Auferstandene selbst.
Auferstehung ist Begegnung mit dem Auferstandenen. Für uns ist das schwierig, denn nach der Himmelfahrt sind diese Begegnungen so nicht mehr möglich. Uns ist der Heilige Geist gegeben, zu glauben und zu verstehen, aber sehen, anfassen und so begegnen geht nicht mehr.
Und bleibt es, uns an die ersten Begegnungen derer zu erinnern, die damals am Grab waren oder sich hinter verschlossenen Türen oder am See versammelten. Sie sind die Zeugen, deren Zeugnis wir glauben.
Ohne „Inhalt“ und „Anschauung“ feiern wir also das Osterfest. Was uns bleibt, ist selber der Begegnung entgegen zu gehen, die uns versprochen ist. Denn die Geschichte der Erlösung ist noch nicht zu Ende, er kommt uns entgegen, zur letzten, großen Begegnung.
Alleluja!
Geehrter P.Bernd Hagenkord, die christlichen Kirchen -und somit auch Sie selbst- sprechen von der Auferstehung als ein Ereignis gleich Marta, die Schwester des Lazarus, die dem Herrn erwidert, dass sie weiß, dass deren Bruder aufersteht bei der Auferstehung am letzten Tag. Wie ist dann aber die Erwiderung Jesu auf den Glauben Martas zu verstehen, der die Auferstehung keineswegs „nur“ als ein Ereignis erkennen lässt, sondern vielmehr personifizieren lässt, da Er doch sagt.“ Ich bin die Auferstehung und das Leben…? (Joh. 11,24+25)
Wenngleich wir also nicht viel (bzw. gar nichts) über das „was“ und „wie“ der Auferstehung wissen (zumal ja die Heiligen Schriften von einer ersten und zweiten Auferstehung berichtet (Offb. 20,6) ), so ist es doch -so meine ich- weitaus wichtiger zu erkennen, dass nicht das „was“ und „wie“ der Auferstung für uns als Glaubende von Bedeutung ist, als vielmehr das „wer“ die Auferstehung ist, so dass Ihre Argumentation „dass keine Empirie der Welt uns sagen kann, was genau ein Auferstandener bedeutet und ist…“ so nicht ganz stimmen kann, da wir ja durch das Evangelium wissen, wer zumindest der Auferstandene ist und was Er (für uns) bedeutet, oder verstehe ich den Herrn oder/und Sie (die Kirche) da falsch? Die Aussage Kants ist also relativ, relativ ohne Erkenntnis und damit „ohne Inhalt und „Anschauung“, an die gerade zu diesem Fest nicht zurückgegriffen werden sollte…. Aber ich kann mich täuschen, darin Sie es eben anders sehen und erkennen. Uns allen wünsche ich, dass der Segensgruß des Papstes Franziskus zu diesem freudigen Fest in Erfüllung geht.
Wir haben nichts als unseren Verstand und unseren Glauben. Das sind Geschenke an uns, sie gehören zu unserem Menschsein. Sie nicht zu gebrauchen hieße, Gaben Gottes zu ignorieren. Wenn Kant also zu diesen Schlüssen kommt, dann tut er genau das, er benutzt seinen Verstand. Dem kann man nicht mit Bibelzitaten beikommen, auch wenn Jesus sagt „Ich bin die Auferstehung“, können wir das erkenntnistheoretisch nicht gegen andere Einsichten ausspielen. Das hatte seinen Sitz im Leben, das hat seine textliche Funktion innerhalb des Johannesevangeliums. „Personifizierung“ ist eine Verstandeskategorie, die meiner Meinung nach hier nicht weiter führt. Gerade bei Johannes sind die innentextlichen Bezüge sehr, sehr wichtig, der Jesus dieses Evangeliums kann nicht verstanden werden, nimmt man nicht die ständig kreisenden Wort-Beziehungen dazu. „Ich bin ..“ ist zum Beispiel eine der am häufigsten vorkommenden Formulierungen bei Johannes, man muss die anderen dazu nehmen um zu verstehen, was genau der Evangelist da sagen will.
Ich bleibe also dabei, dass Kant eine wichtige Frage gestellt hat, die uns verstehen hilft, dass wir nicht verstehen, was das genau ist, eine Auferstehung.
Dem kann ich so nur zustimmen und gebe hierzu eines meiner Gedichte Preis, das ich im Jahr 2010 geschrieben habe, um meine Einstellung zum Leben festzuhalten.
„Ich bin“
„Sein ist Gottes Gabe, denn er allein trägt mich zu Grabe. Ich war einst unter Gottes Segen, dafür erlangte ich mein eignes Leben. Erinnerungen sind für mich der Reinerlös, nicht viel Geld und nicht pompös. Durch Gott geführt und selbst gelenkt, so wurde mir mein Lebensgeist geschenkt. Die Seele füllte ich mit Gottes Gaben, an all meinen Lebenstagen. Jetzt bin ich hier, nach langer Zeit, einig mit der Dreifaltigkeit. Mein Leben fängt nun endlich an, in der Hoffnung, dass ich es gut führen kann. Geschichte ist aus Vergangenheit entstanden, hoffentlich kommt sie nicht mehr abhanden. Gott hat gezeigt des Menschen Art, die Bilder waren oft sehr hart. Lernen heißt Verständnis zeigen, nun geht er los, der große Reigen. Auch Gott wird auf den weiteren Wegen uns begleiten, damit endlich Frieden herrscht für alle Zeiten. Leben ist im Kleinen mit den Seinen, im Großen führt alleine Er, denn das wäre für den Menschen viel zu schwer. So habe ich „Mein Ich“ verstanden und kann dafür nur dem Herrgott danken, denn er hat Wort und Schrift gegeben, auch in meinem Leben. Über 35 Jahre hat mein Verständnis seinen Weg gesucht, im Glauben fand ich Stärke und auch meinen Mut. Auf das der Glaube siegen möge und Gott unsere Sünden uns vergebe.“
Dieses Gedicht ist das Ergebnis aus dem Leben, das mir Gott zur Verfügung stellte, um darin meinen Weg zu suchen. Auf diesem Weg fand ich mich selbst in Verbindung mit all dem, was ich daraus schließen konnte. Es ist dieses Selbst, das mich immer wieder vor die Frage meiner eigenen Existenz stellte, denn „Mein Ich“ war das Gedicht als der Beginn einer Reise nach dem Tod eines geliebten Menschen. Sein Leben wollte ich fortführen, denn es erschien mir so wertvoll, dass ich es der Zeit für würdig ansah. Es ist also nicht leicht sich selbst so ins Leben einzubringen, dass daraus ein Schuh wird, der einem dann auch noch passt, wenn man sein Ziel erreicht hat. „Mein Ich“ war das Ziel einer langen Reise für mich, in der mich mein Glaube führte, um mich dem Leben annähern zu können. Heute bin ich einfach nur Teil des Ganzen und hoffe auf die Einsicht derer, die meinen, sie wären die Götter über die Menschheit.
Sie schreiben: „es gibt keine Lehre mehr, keine Gleichnisse, keine Heilungen, all das, was Jesus vor seinem Tod getan hat“ Wie kommen Sie denn zu dieser Aussage? Die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten war doch eine besondere lt. Überlieferung der Kirche (und auf die berufen Sie sich ja auch) – Apg 1,3 „…vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.“ Da vermute ich jetzt schon Lehre und Gleichnisse wenn Jesus vom Reich Gottes spricht.
Aber es gibt keine Erzählung dazu, keinen Bericht. Das finde ich Bemerkenswert. Ich glaube nicht, dass irgendetwas am Text zufällig ist. Deswegen habe ich das so gesagt. Dass er mit den Jüngern immer und immer wieder gesprochen hat, das sagt uns zum Beispiel die Stelle, die Sie nennen. Aber das öffentliche Auftreten Jesu findet nicht mehr statt. Keine großen Mengen, die ihm folgen, kein Pilgern nach Jerusalem, keine Heilungen wie die vielen, die vorher berichtet werden. Das habe ich damit gemeint.
Nun dazu habe ich eine Frage oder einen Einwurf, ja Jesus tritt nicht mehr öffentlich auf aber hat er nicht seinen Jüngern, den Aposteln das aufgetragen zu tun hinauszugehen und die Menschen zu lehren. Sein Auftrag an die Nachfolger. Diese Kraft gibt er ihnen auch.
Das ist bemerkenswert, das stimmt. Vielleicht kann man sagen: Die Schaulustigen haben keine Zutritt mehr, nur noch die Zeugen.
Vielen Dank, sehr geehrter Herr Pater für diese Exegese. Warum aber traut sich kaum ein Prediger, klipp und klar auszusprechen, dass mit der Auferstehung Christi nicht eine Auferstehung „mit Haut und Haar“ gemeint sein kann, wie uns das vor 60 Jahren suggeriert wurde. Ein Grund, dass viele, welche nichts mit unwahrscheinlichen Begebenheiten anzufangen wissen, sich vom Christentum abgemeldet haben. Die kommen dann trotzdem in die Osterliturgien, wegen der Musik, und wären wieder erreichbar.“Alle Bebilderungen nachher, wie etwa aus dem Grab aufsteigende die Arme ausbreitende Christus-Figuren, sind nicht biblisch.“ Danke. Nur: Schauen Sie mal das Bild am Kopf von NEWS.VA von heute an.
@Christina von Waldkirch
P. Hagenkord schreibt aber auch:
„Und: die Begegnungen sind sehr physisch, körperlich. Da wird angefasst, durch Wände gegangen, gegessen. Die Evangelisten legen großen Wert darauf, dass es keine Erscheinungen sind, die den Jüngerinnen und Jüngern begegnen.“
Hier las ich die Langfassung obiger Gedanken: http://www.christ-in-der-gegenwart.de/aktuell/artikel_angebote_detail?k_beitrag=998116
„Erstmal wird auch dort nicht gesagt, wie die Auferstehung vor sich gegangen ist.“ Mit der heutigen Sensortechnologie, die unsere beschränkten Sinnesfähigkeiten erweitern, hätte man von dem Geschehen ein klareres Bild erhalten.
Und was soll uns dieser Kommentar sagen? Dass Gott einen Fehler gemacht hat, damals geboren zu werden? Oder dass er klug war es zu tun, als wir noch nicht die Fähigkeiten hatten, Gott auf die Schliche zu kommen?
Der Kommentar wird jedem etwas anderes oder vielleicht auch gar nichts sagen, aber er könnte zum Selber-Nachdenken anregen. Es dürfte zu einfach sein, daraus ein „Verhalten“ Gottes mit menschlichen Kategorien zu konstruieren. Was weiß ich denn, wie Auferstehung auf Planeten anderer Sterne und zu anderen Zeiten geschieht oder schon geschehen ist.
Noch rätselhafter ist die Auferweckung Mariens, da es hierüber noch nicht einmal urschriftliche Berichte von bzw. über Augenzeugen gibt.
http://immaculata.ch/Archiv/canisius_kapitel_47.htm bzw. hier:
https://download.digitale-sammlungen.de/pdf/1428782060bsb00079371.pdf
(Canisius, Petrus: De Maria Virgine Incomparabili, Et Dei Genitrice Sacrosancta,(1577))
Vielleicht könnten Sie die unterschiedlichen Auferweckungen gelegentlich in einem Aufsatz theologisch verständlich machen.
Als erstes würde ich antworten, dass es einen theologischen Unterschied zwischen Auferstehung und Auferweckung gibt. Es ist ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Schöpfer/Gott und Jesus, durch den und auf den alles hin geschaffen ist einerseits, und dem Geschöpf, darunter auch Maria, andererseits.
Wenn ich Sie richtig interpretiere, geschieht Auferstehung im theologischen Sinne aus eigener (göttlicher) Willenskraft als Selbsterweckung, also ohne Notwendigkeit einer Beziehung, und Auferweckung immer durch einen Dritten als Wiedererweckung, also mit zwingend notwendiger Beziehung. Geben die Bedeutungen von ‚in carne resuscitata‘ (S. 563 bei P. Canisius) und „ἠγέρθη“ (Bibel) diese Unterscheidung eindeutig her?
So kausal würde ich das gar nicht fassen, mir geht es um einen grundsätzlichen Unterschied zwischen göttlichem Handeln – durch und an Jesus Christus – und menschlichem Tun. Dass unsere Sprache versagt, ja versagen muss, wenn es um Auferstehung geht, sollte uns nicht zu sehr fesseln.
Danke, also trifft hier gewissermaßen das Wort von Ludwig Wittgenstein zu: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
Für mich als gläubiger Christ waren und sind die in der Hl. Schrift überlieferten Beiträge und Abhandlungen aus der Geschichte des „GÖTTLICHEN und Christlichen Glaubensrepertoires“ mit selbsterklärenden Bildern untermauerten Grundsatzaussagen meines Glaubens, die sich beim Lesen und Betrachten der Hl. Schrift und anschließender Meditation/ Diskussion von selbst untermauern und erklären.
Da bedurfte es für mich und sicher auch für viele andere gläubige Christinnen und Christen keine weitere Ideologie eines Herrn Kant, die meine christliche Glaubensideologie festigen bzw. erklären musste.
Leider ist diese meine Kirche nach meinen Erkenntnissen und Erfahrungen in sowie auch vieler anderer in den letzten Jahrzehnten diesbezüglich einen anderen für mich fatalen und unter uns Gläubigen Verwirrung stiftenden Weg gegangen.
Bereits in den Schul- und Religionsbüchern/ Bibeln wurden nicht mehr diese Sinn- und Geist anregenden, illustrierten Bilder bekannter Maler angeboten unter denen sich Kinder noch etwas Bleibendes in ihrer kindlichen Fantasie hätten vorstellen und behalten können.
Fratzenhafte Gestalten von Menschen und Tieren sowie Landschaften u. a. auch von Gott und unserem Herrn Jesus Christus wurden unseren Kindern angeboten und aufoktroyiert, unter denen sich nicht mal Erwachsene etwas vorstellen konnten.
Aus Religionsstunden mit erzählen oder lesen von Bibelgeschichten wurden Malstunden, in denen unsere Kinder vorgefertigte, verunstaltete Bilder von Lebewesen und GOTT ausmalten.
Eine wirklich lehrreiche und Geist schulende Tätigkeit mit bildendem Wert.
Priester, Diakone und weltliche Religionspädagogen unterrichteten nach eigenem Gutdünken über unseren christlichen Glauben.
Oft wurden in den Pfarrgemeinden religiöse Gruppenstunden mit Glaubensvermittlung, Sport, Spiel und Spaß abgeschafft und Pfarreien mit Amtsstunden für Pfarrer eingerichtet.
Aus meiner Sicht eine unverantwortliche Vernachlässigung der frühkindlichen Exegese und Evangelisierung.
Was wurde dadurch erreicht:
Leere Kirchen auch schon bei den Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen, sowie leblose, inaktive Pfarrgemeinden gibt es zu Huf, Priester werden gemieden, geschnitten, belächelt und Pfarrgemeinden werden jeden Sonntag mit einer anderen Kollekte überfrachtet.
Das Geld für die dringenden Vorhaben der eigenen Gemeinde kann aus Sammlungen nicht mehr aufgebracht werden, da das meiste über die Diözesen und Vatikan in die Weltkirche geht.
Ja sogar Erlöse aus Messstipendien müssen bei Mehrfachstipendien für eine Hl. Messe über die Diözese an die Weltkirche abgeführt werden.
Wie soll unter solchen Bedingungen ein aktives Pfarrgemeindeleben entstehen können, wenn die übergeordneten Kirchenorgane alles an sich reißen und in der eigenen Pfarrei nur noch unter einem übergeordneten Diktat abgenickt und gehorcht werden darf.
Wie sollen, da noch lebendige Gemeinden entstehen, wenn ihnen von vorgesetzten Kirchen-gremien das meiste entzogen wird und Priester andere Ideologien anführen und Klimmzüge machen müssen , um unseren christlichen Glauben zu predigen und erklären.
Als Ergebnis nur noch verwaiste Kirchen, massenhaft Kirchenaustritte, Kirchenschließungen,
Pfarreienzusammenlegungen.
Wie soll es auch anders sein bei derart gravierenden Fehlern unserer Kirche sowie deren Verantwortlichen in Kirchenführung, Glaubenslehre, Exegese und Evangelisierung mit Erklärung der eigenen Glaubenswahrheiten unter Zuhilfenahme fremder Ideologien?
Ich bitte deshalb unseren Herrn und Gott mehr Glaubensverständnis und religiöse Hirnmasse zu spenden!
Ihnen allen einen guten Tag und Gottes Segen.
„Der gesunde Verstand ist die bestverteilte Sache der Welt, denn jedermann meint, damit so gut versehen zu sein, dass selbst diejenigen, die in allen übrigen Dingen sehr schwer zu befriedigen sind, doch gewöhnlich nicht mehr Verstand haben wollen, als sie wirklich haben.“ – René Descartes, Diskurs über die Methode, §1-1
Geehrter Herr Pater Hagenkord,
danke für den Spruch von René Descartes, ob zutreffend oder auch nicht.
Nach einiger Zeit des Nachdenkens und auch Nachschlagens frage ich mich aber deutlich:
1.Was hat Ihr sarkastisch zitierter Spruch mit meinen Ausführungen zu tun?
2.Was hat Verstand mit Befriedigung zu tun?
Ich bin mir auch sicher, Ihnen ist bekannt, dass die Thesen von René Descartes sehr umstritten waren und von einigen seiner Zeitgenossen widerlegt bzw. in Zweifel gezogen wurden.
Von Ihnen als Kirchenmann und Jesuiten hätte ich erwartet, dass Sie wüssten, dass bereits lange vor Descartes Augustinus in seinem Gottesstaat (XI, 26) mit der unmittelbaren Selbstgegebenheit des Denkenden in ähnlicher Weise argumentiert hat:[5] „Si enim fallor, sum. Nam qui non est, utique nec falli potest. Ac per hoc sum, si fallor. Quia ergo sum, si fallor, quomodo esse me fallor, quando certum est me esse, si fallor?“
(„Selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich auch nicht täuschen. Und demnach bin ich, wenn ich mich täusche. Weil ich also bin, wenn ich mich täusche, wie sollte ich mich über mein Sein täuschen, da es doch gewiss ist, dass ich bin, gerade wenn ich mich täusche?“)
Auch hätte ich von Ihnen als Pater nicht erwartet, dass Sie nur um des Verteidigens Ihres oben Geschriebenen lieber einen Franzosen als den Kirchenvater Augustinus zitieren.
Ich bin mir nicht sicher, ob es adäquat für einen Pater ist, nur um der Wissenschaft/ Ideologien Willen im geringsten die Vermutung aufkommen zu lassen, dass Sie den Wahrheitsgehalt der Hl. Schrift anzweifeln könnten, nur um Ihren Hunger nach Ideologien- vergleich in Bezug auf die Hl Schrift stillen zu können?
Oder könnte dabei etwa etwas eitle Selbstüberschätzung zugrunde liegen?
Es liegt mir aber fern, Ihnen so etwas zu unterstellen.
Meine o.a. Ausführungen bezogen sich nämlich nur auf praktische Erfahrungen aus meinem 65-jährigen Leben in meiner Kirche ohne irgendeinen Hintergedanken.
Mein Kommentar war humorvoll gemeint, ist aber offensichtlich nicht angekommen. Also anders: Ich habe deswegen Descartes gewählt, weil er als der oder zumindest einer der Begründer der Subjektphilosophie gilt. Und genau das machen Sie: Sie definieren sich und Ihre Erfahrung als das Zentrum der Bewertung. Alles andere dreht sich darum herum.
Ich will niemandem seine Erfahrungen streitig machen, aber schon die daraus zu ziehenden Schlüsse, vor allem wenn Sie verallgemeinernd sind. Ich könnte auch aus dem Handgelenk zig Menschen zitieren, die die von Ihnen aufgerufenen goldenen Zeiten auch erlebt haben und sie als formalistisch, leer, kalt, umemotional und dem Glauben völlig fern beschreiben würden.
Noch zwei Nachbemerkungen: Dieses dauernde „sie als Pater“ ist unglaublich herablassend. Sie meinen es vielleicht nicht so, das nehme ich Ihnen gerne ab, aber sie versuchen mich hier in ein Rollenbild zu drängen. Ich ziehe daraus nur den Schluss, dass Sie nicht diskutieren wollen, sondern sobald es gegen Sie geht, persönlich werden um irgendwie mich zu treffen. Das funktioniert leider nicht. Auch ein Pater darf Bücher von Franzosen lesen, es ist ja auch nichts schlimmes daran, Franzosen zu lesen.
Zweitens: Ihre verkorkste Formulierung um den „Wahrheitsgehalt der Heiligen Schrift“ ist eines Kommentars unwürdig. Sie behaupten etwas, um dann zu sagen, dass es Ihnen fern liegt, so etwas zu behaupten. Glauben Sie, das merkt keiner?
Wenn wir wirklich glauben, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, dass Jesus also wahrhaftig wahrer Mensch und wahrer Gott war/ist, dann dürfte es auch möglich sein, an seine leibhaftige Auferstehung in Gestalt eines verklärten Leibes zu glauben.
Mit unserem begrenzten menschlichen Verstand werden wir Gott und seine Geheimnisse nie vollkommen erfassen können.
Oder wer von uns kann die Dreifaltigkeit Gottes wirklich verstehen? Wer kann die Realpräsenz in der Eucharistie ganz erfassen und erklären?
Mit der Naturwissenschaft wird man in Glaubensfragen immer scheitern.