Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Schlagwort: Ostern

Und Gott dient dem Menschen

Veröffentlicht am 4. April 202131. März 2021
Das Grab ist leer Das Grab ist leer!

Gott befreit. Das ist die Botschaft des Osterfestes. Was uns begrenzt, Sünde, Tod, all das wird weg genommen. Das Grab ist leer, wir sind frei, diejenigen zu sein, als die wir geschaffen und gewollt sind.

Die Feier beginnt am Gründonnerstag ganz bewusst mit dem Aufgreifen der Freiheitsgeschichte schlechthin, des Exodus des Volkes Israels aus Ägypten. Das Paschafest, das Jesus mit seinen Jüngern feiert und bei dem er ihre Füße wäscht, gehört zur Erinnerungs-Liturgie an diesen Exodus.

Das Grab ist leer

Wobei, man muss schon genau lesen, um zu verstehen, was für eine Freiheit das ist. Sie dreht sich um das Wort ‚Dienst‘. Dienst am Pharao bedeutet Sklaverei, und das Gegenteil ist der Gottesdienst. Gott befreit, damit sein Volk im dient, heißt es mehrfach im Buch Exodus, das Gegenteil von Unterdrückung ist also Gottesdienst.

Weswegen das Buch Exodus ja in seiner Mehrheit auch ein Buch des Bundesschlusses und der Liturgie, genauer des heiligen Zeltes, ist. Hier buchstabiert sich Freiheit aus: Gottesdienst.

Gottes Dienst an uns

Und dann kommt Jesus und dreht das. Gottesdienst, das ist auf einmal nicht mehr unser Dienst für Gott. Die Zeichenhandlung der Fußwaschung macht klar, dass wes Gottes Dienst an uns ist, der im Zentrum steht. Gottes Hingabe in Brot und Wein, Gottes Hingabe in Jesus am Kreuz.

All das, was wir tun und tun können, ist nur der Versuch einer menschlichen Antwort auf göttlichen Dienst. Für uns bedeutet Gottesdienst erst einmal Dank für die Erlösung, dank für den Dienst, den Gott zuerst getan hat. Nicht die Frage, was ich tun muss und darf ist er erste Schritt, dieser Schritt  gebührt zuallererst Gott.

Ostern geht es ausschließlich darum, was Gott tut. Wir feiern das Osterfest und stehen staunend oder zweifelnd oder distant oder voller Freude davor, was uns dieses Fest erzählt. Jedes Jahr wieder.

In diesem Sinne darf ich Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest wünschen, der Herr ist auferstanden, wahrhaft auferstanden, Halleluja!

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Auferstehung, Christentum, Freiheit, Glaube, Gott, Kirche, Ostern1 Kommentar zu Und Gott dient dem Menschen

Oster-Kirche

Veröffentlicht am 31. März 202124. März 2021
Raum der Gott-Suche Einladend zur Suche? Oder Gott habend?

Kirche ist nicht der Raum des Gott-Habens. Kirche ist der Raum der Gott-Suche. Da in diesen Tagen uns wieder ein ‚normales‘ Osterfest verwehrt ist, weil wir wieder nicht in die Kirche dürfen oder sollen wie bisher, fällt mir diese Dimension unseres Glaubens besonders auf.

Das Gegenteil scheint ja der Fall zu sein. Da ist der Tabernakel, das ewige Licht das Präsenz anzeigt. Da ist das Bildprogramm der Kirchen, Architektur, innere Struktur bis zum Altarraum hin. Das alles will Sicherheit verleihen.

Raum der Gott-Suche

Dabei fühlen wir uns aber zu sicher. Kirchen sind Such-Orte. Irgendwo in meinem Hinterkopf hat sich noch die Ansprache von Papst Benedikt während seiner Deutschlandreise 2011 festgesetzt. Vor Seminaristen hatte er betont, dass die Zuordnung von Struktur und Gottsuche stimmen müsse, die Strukturen dürfen die Frage nach Gott nicht verdunkeln.

Was passiert, wenn Religion sich ihrer zu sicher ist, davon erzählt die Passionsgeschichte Jesu. Er gerät zwischen die Mühlen all derer, die Gott haben, nicht suchen, nicht fragen.

Die Konsequenzen einer solchen Such-Kirche sind ganz praktisch. Es geht nicht nur um ein spirituelles Fundament oder eine theologische Begründung. Kirche entsteht aus der Suche aller, letztlich aus der Taufe aller. So beschreibt Papst Franziskus etwa das, was Kirche ist, zunächst nicht theologisch, sondern soziologisch: „Die Kirche entsteht aus Gemeinschaften, entsteht von unten, aus der Gemeinschaft, entsteht aus der Taufe, und sie organisiert sich um einen Bischof herum, der sie zusammen ruft. Der Bischof ist der Nachfolger der Apostel. Das ist die Kirche.“ Das geht nur, wenn ‚unten‘ gesucht wird, gefragt. Das geht nicht im Bauklotz-Verfahren.

Kirche entsteht von unten

Sich nicht zufrieden geben mit den einfachen, den nützlichen, den materiellen, den scheinbar ausreichenden Antworten, sondern weiter fragen, den Dialog suchen, die Möglichkeiten der Vernunft, alle Möglichkeiten der Vernunft, ausschöpfen. Selbst wenn dann Kirche dabei heraus kommt, wie wir sie vielleicht noch gar nicht kennen.

Ostern ist auch ein Kirchen-Fest. Wir stellen fest, das uns Kirche aus den Händen gerinnt, dass wir neu fragen müssen und dürfen, dass wir suchen und bauen dürfen. Immer wieder neu.

Damit Kirche nicht für den Raum des Gott-Habens gehalten wird, sondern als Orr für Menschen, die diesen Gott in dieser Welt suchen.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter katholisch, Kirche, Ostern, Spiritualität, Suche4 Kommentare zu Oster-Kirche

Kalender-Ökumene

Veröffentlicht am 12. März 2021
wann wir Ostern feiern Wann diese Kerze brennt, ist nicht ganz selbstverständlich

Bei den Verhandlungen wäre ich gerne als Beobachter dabei: die Vertreter der Kirchen gehen zu den Landesregierungen und sagen denen, wann sie in Zukunft die Osterferien einzuplanen hätten. Da gäbe es nämlich einige wenige Verschiebungen, wann wir Ostern feiern würde neu bestimmt werden. Und in dieser Frage gibt es Bewegung.

Christinnen und Christen auf der Welt feiern immer noch zu verschiedenen Terminen die Auferstehung. Manchmal fallen die zusammen, manchmal liegen sie Wochen auseinander. Besonders in Jerusalem ist das verwirrend, wenn die einen gerade Auferstehung gefeiert haben und die anderen in die Karwoche einsteigen.

Wann wir Ostern feiern

Der Unterschied betrifft die Ökumene mit den Kirchen der Orthodoxie. Und es scheint ein wenig Bewegung zu geben, zumindest schon einmal in Worten. Schön wäre es, wenn wir diesen irritierenden Punkt, der zwischen den feiernden Gemeinden steht, ausräumen könnten.

Wobei wir aber schon bei den Ferienordnungen von Kantonen und Bundesländern wären: wenn Osterferien wirklich was mit Ostern zu tun haben, dann müssten die Staaten ihre Osterpläne umbauen. Und die Tourismus- und Reise-Wirtschaft auch.

Die Ordnung der Zeit

Sind wir wirklich noch Herr unserer Kalender? Im Allgemeinen nein, die Ordnung unserer Zeit lassen wir uns von anderen Mächten vorgeben. Es ist ein spannendes Gedankenexperiment, sich vorzustellen, dass die Kirchen sich einigen und dann der Staat und die Wirtschaft sich dazu verhalten müssten. Ganz abgesehen davon, dass Kirchen ohne ökumenische Anliegen – einige Freikirchen etwa – auch noch integriert werden wollen. Oder sich dort neue Risse auftun.

Und wenn wir schon mal dabei sind: an Ostern hängen ja auch noch andere Termine, die Fastenzeit und damit der Karneval … .

Wie gesagt, bei den Verhandlungen wäre ich gerne dabei. Mindestens auch deswegen, weil das für uns Glaubende selber einige Fragen aufwirft: wären wir bereit, um der Ökumene Willen diese Auseinandersetzung zu suchen? Wären wir bereit, für den selbstbestimmten Ostertermin einzutreten oder sind wir zufriedener, wenn der Staat das übernimmt?

Allein die Debatte unter uns wäre es wert.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und Medien, ÖkumeneSchlagwörter Kalender, Kirchen, Ökumene, Ostern12 Kommentare zu Kalender-Ökumene

Ostern vor dem Schirm, aber es ist Ostern!

Veröffentlicht am 12. April 20204. April 2020
Ostern in Distanz Distanz ist dieses Jahr die Grundierung des Osterfestes: Blick auf den Apennin, Zentralitalien

So skurril das klingt: Für mich ist es in diesem Jahr ein Osterfest wie in den vergangenen Jahren auch. Zehn Jahre lang habe ich Ostern – wie auch Weihnachten – nicht am Altar verbracht, sondern in der Übertragungskabine. Vor dem Mikrophon. Gründonnerstag, zwei Messen. Karfreitag die ganze Papstliturgie. Ostern die Osternacht und dann der Sonntag mit Urbi et Orbi. Alles aus der Kabine. Ostern in Distanz.

Es waren also zehn Osterfeste vor dem Schirm, nicht direkt beteiligt. Und ich habe mich auch nie beklagt. Das gehörte zu meinem Beruf. Aber gefreut hatte ich mich schon, dass es dieses Jahr anders wird. Anders werden sollte.

Ostern in Distanz

Stattdessen nun wieder der Bildschirm. Zwar ohne Mikrophon, aber die Trennung vom Geschehen bleibt mir erhalten. Ja, ich bin Priester, ich könnte das auch alleine feiern. Und dich im Augenblick wirklich alleine lebe, hieße alleine auch alleine, nicht in Gemeinschaft mit anderen Jesuiten unter Vorsichtsmaßnahmen.

Aber Ostern alleine? Nach langer Überlegung habe ich mich für das Fern-Mitfeiern entschieden. Also wieder Bildschirm-Ostern. Wie in den vergangenen Jahren auch: vom Gründonnerstag bis in die Osternacht.

Bildschirm-Ostern

Dabei geht natürlich was verloren. Ostern ist das Fest der Gemeinschaft und der Begegnung, und das meine ich nicht soziologisch oder liturgisch, sondern theologisch. Wir werden erlöst, nicht nur ein Ich. Und dass die Begegnung mit dem Auferstandenen der Kern der Botschaft sind, ist offensichtlich. Das kommt zu kurz.

Aber wenn diese Dimension zu kurz kommt, dann gibt es vielleicht den Weg frei für anderes. In unserem Fall für Distanz. Nicht nur auf die soziale Distanz, ich meine vielmehr die Distanz des Osterfestes.

Distanz der Erfahrung: Wir wissen ja eigentlich gar nicht, was das war oder ist, eine Auferstehung. Zwischen dieser Wirklichkeit und unserer Erfahrungswelt liegt eine Distanz, die auch nicht zu überbrücken ist.

Distanz zum Auferstandenen: Mit dem Fest Himmelfahrt markieren wir den Moment, der uns von der Erfahrung der Begegnung mit dem Auferstandenen trennt. Die erste Generation war Christus noch begegnet, wir können das so nicht mehr. Da ist Distanz.

Distanz untereinander: Wie wir hier feiern ist zu tiefst kulturell geprägt. Das ist es woanders auch. Die Feier ist dieselbe und der Herr auch, aber kulturelle Einfärbungen prägen das Fest. Da entstehen Distanzen.

Distanz zu Gott, die nur Gott von sich aus überwinden kann und überwunden hat. Oder auch Distanz des Verstehens. In den Worten des Credo von Papst Paul VI.: „Sein und Liebe bezeichnen in unaussprechlicher Weise die gleiche göttliche Wirklichkeit dessen, der sich uns zu erkennen geben wollte und der, da Er „in einem unzugänglichen Lichte wohnt”, in sich selbst jenseits jeglicher Bezeichnung, über allen Dingen steht und alles geschaffene Denken übersteigt. Gott allein kann uns von sich eine angemessene und volle Erkenntnis mitteilen, indem Er sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart.“

Oster-Distanzen

Distanz gehört zum Osterfest dazu, auch wenn diese Dimensionen vielleicht bei der normalen Feier etwas hintenan stehen. Und da wir dieses Jahr nicht so feiern können, wie es richtig und angemessen wäre, ist es vielleicht Gelegenheit, das neu zu entdecken.

In diesem Sinn darf ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest wünschen.

Der Herr ist auferstanden, wahrhaft auferstanden, Halleluja!

 

 

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Corona, Feier, Glaube, Krise, Ostern, Radio Vatikan, TV, Übertragung5 Kommentare zu Ostern vor dem Schirm, aber es ist Ostern!

Plage, Sünde und das Kreuz: Wie Gott handelt

Veröffentlicht am 10. April 202010. April 2020
Gott wirkt Gesundheit Symbol unseres Glaubens: Kreuze im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg

Mit Krankheiten war es mal einfacher: Moses richtet in der Wüste eine Schlange auf, eine bronzene mitten im Lager. Und die Menschen, getroffen von einer Plage, wurden gesund, sobald sie diese Schlange anschauten. Gott wirkt Gesundheit. Diese Schlange hat es bis heute ins Logo der Ärzte und Apotheker geschafft, in Verschmelzung mit dem Stab des Äskulap.

Immer wieder meckert Israel und wendet sich gegen Gott, auf dem Zug durch die Wüste muss Mose immer wieder einschreiten, oder Gott selbst ist es, der straft. Unter anderem mit einer Plage. Die von Gott befohlene Schlange wird zur Hilfe gegen eine von Gott geschickte Plage. Die Plage bleibt, nur gibt Gott auch die Rettung dazu.

Gott wirkt Gesundheit

Es ist nicht das einzige Mal, dass der Abfall des Volkes von Gott mit Krankheit bestraft wird. Die Bibel kennt da noch mehrere Erzählungen. Aber die Schlage im Lager Israels ist deswegen so spannend, weil sie es bis in unsere christliche Theologie geschafft hat. Die Textstelle aus dem Buch Numeri hat es in die Leseordnung zum Fest Kreuzerhöhung geschafft.

Die im biblischen Bericht durchscheinende naive Vorstellung von Krankheit als Strafe ist leider so weit weg nicht. Corona zeigt uns, dass diese Vorstellungswelt bis heute wirkt, und das in allen Religionen. Auch in der Kirche gibt es solche Stimmen, die angesichts der Angst und Sorge lieber von Sünde und Umkehr reden. „Die Coronavirus-Pandemie ist wie alle Krankheiten und der Tod selbst eine Folge der Erbsünde“, sagt Erzbischof Carlo Viganò. Nicht die erste wirre Aussage aus seinem Mund.

Straf-Pädagogik Gottes?

Kardinal Raymond Burke geht noch weiter: „Es steht außer Frage, dass große Übel wie die Pest eine Auswirkung der Erbsünde und unserer tatsächlichen Sünden sind. Gott muss in Seiner Gerechtigkeit die Unordnung, die die Sünde in unser Leben und in unsere Welt bringt, reparieren. In der Tat erfüllt Er die Anforderungen der Gerechtigkeit durch Seine überreiche Barmherzigkeit.“ Barmherzigkeit?

Nun ist auch das Neue Testament voller Verweise darauf, dass jemand wegen seiner Sünden krank wird oder nach deren Vergebung geheilt. Deswegen meint auch der deutsche Kardinal Paul Josef Cordes, eine Verbindung der Corona-Pandemie mit Sünde und Gott könne nicht ausgeschlossen werden. 

„Gott will das Gute!”

Und Cordes wendet sich ausdrücklich gegen eine Aussage seines Kardinals-Kollegen Angelo Scola, dieser würde „Gott das Strafen verbieten“, so Cordes über Scola.

Was hat Scola denn angeblich so schlimmes gesagt? Dies hier:

„Gott will das Gute! So sehr will er das Gute, dass er unser Übel, unsere Sünde, auf sich genommen und ans Kreuz genagelt hat. Er benutzt sie nicht als ein Element der Rache. Die Vorstellung von einer göttlichen Bestrafung gehört nicht zur christlichen Vision – auch nicht in so einer dramatischen Situation, wie wir sie gerade erleben. Natürlich ist das ein komplexes Thema, aber Gott greift nicht zur Bestrafung, um uns zu bekehren!“

Und hier sind wir beim Kern: dass die Geschichte von der Schlange auf dem Stab zum Fest Kreuzerhöhung gelesen wird, hat ja seinen Sinn. Denn Jesus hat eben nicht Plage gebracht, Sodom vernichtet, er hat nicht mit Macht gehandelt um Umkehr zu erzwingen.

Keine Macht, kein Zwang

Sondern er ist ans Kreuz gegangen. Das genaue Gegenteil von Macht. Er ist für uns von Gott zur Sünde gemacht geworden, formuliert es auf seine ganz eigene prägnante Art der Apostel Paulus (2 Kor 5).

Die Schlange am Stab weist also nicht auf den Tun-Ergehens-Zusammenhang hin, auf das quasi-erzieherische Strafen Gottes, sondern auf das Kreuz. Auf die bedingungslose Liebe Gottes.

Wir müssen aufpassen, wie wir in diesen Zeiten über Gott und Gottes Handeln sprechen, sagt Erzbischof Vincenzo Paglia (das letzte Zitat eines Bischofs in diesem Text, versprochen). Und sein Beispiel ist einleuchtend: Weil die Pandemie gerade auch diejenigen treffe, die eh schon am Rande seien, die Armen und Schwachen, wäre das zynisch, so von Gott zu denken.

Gott gibt sich am Kreuz zu erkennen

Wenn wir gerade heute an Gott denken, dann so, wie Gott selber sich zu Erkennen gegeben hat. Über das Kreuz. Das lässt die uns so sperrig erscheinenden Stellen der Bibel nicht verschwinden, auch das Sprechen über Sünde bleibt. Aber die Perspektive wird eine andere.

Und: das Kreuz erlaubt etwas nicht, was es leider in der Geschichte der Kirche bis heute – siehe oben – immer wieder gegeben hat, nämlich in seinem Namen Macht ausüben. Menschen zu zwingen, indem man dieses oder jenes zur Ursache erklärt. So geht Kreuz nicht. So geht Erlösung nicht.

So geht Erlösung

Heute, am Karfreitag, lesen wir vom Tode Jesu am Kreuz. Hier ist das Heilshandeln Gottes fokussiert. Nicht in einer Straf-Pädagogik, die letztlich vom Kreuz doch nur ablenken will. Wer angesichts menschlicher Not von Strafe und nötiger Bekehrung spricht, will letztlich das Kreuz nicht wahrhaben.

Sagt uns deswegen das Kreuz etwas über unsere Not? Ja. Gott zeigt sich uns in der Hingabe. Es gibt eben keine größere Liebe, als wenn jemand sein Leben hingibt für andere, heißt es im Johannesevangelium. Das macht Gott in uns möglich. Und das Kreuz erinnert uns daran, dass Gott selbst diesen Weg zuerst gegangen ist: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat“ (Joh 3).

Ich wünsche Ihnen gesegnete Kar-Tage, auch und gerade weil sie in diesem Jahr so ungewöhnlich sind. Vielleicht wird ja etwas sichtbar, was sonst eher verdeckt bleibt.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Barmherzigkeit, Corona, Glaube, Jesus, Karfreitag, Kirche, Kreuz, Kreuzigung, Ostern33 Kommentare zu Plage, Sünde und das Kreuz: Wie Gott handelt

Pfingsten ist das neue Ostern

Veröffentlicht am 5. April 20202. April 2020
Der Kern des christlichen Lebens fällt aus Eine Perspektive braucht es für das christliche Feiern. Kümmern wir uns jetzt drum!

Aus Ostern wird in diesem Jahr wohl nichts. Jedenfalls nicht als kirchliche Feier, als Karfreitagsgottesdienst und Osternacht. Von Gründonnerstag und Fußwaschung mal ganz zu schweigen. Der Kern des christlichen Lebens fällt aus, Tod und Auferstehung müssen in diesem Jahr halb privat gefeiert werden.

Deswegen wird es Zeit, darüber hinaus zu denken. Ohne dass wir wissen und wissen können, was nach der Krise passieren wird und wann sie zu Ende geht, braucht es eine Perspektive. Und diese Perspektive heißt Pfingsten.

Der Kern des christlichen Lebens fällt aus

Wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie wir Pfingsten feiern wollen. Immer unter der Wolke, dass die Krise bis dahin noch nicht zu Ende ist. Aber wir haben ja jetzt Zeit, uns etwas zu überlegen. Gründe dafür gäbe es genug.

  • Pfingsten ist der Abschluss der Osterzeit, gehört zu Ostern hinzu.
  • Pfingsten ist als Heilig-Geist-Fest das Fest des Beistandes, der uns nie verlässt
  • Pfingsten ist der Auftrag Gottes an uns, unser Gedenken daran, dass die Kirche nicht unsere eigene Veranstaltung ist, sondern Gottes Wille und Werk
  • Pfingsten sagt, dass wir niemals losgelöst von Gott handeln, sozusagen als Gottes Gegenüber.

Die Theologinnen und Theologen hier mögen da gerne noch etwas hinzu fügen.

Pfingst-Ostern

Nun geht der Spruch unter Predigern, man kann gar nicht über das Pfingstfest predigen ohne mindestens eine Häresie zu begehen. Soll heißen: einfach zu verstehen ist die Sache mit dem Heiligen Geist und uns nicht. Und ins Wort zu heben schon gleich gar nicht.

Auch hieraus folgt: Habt Ideen! All die liturgischen Institute und Pastoraltheologinnen und -theologen, all ihr Praktiker und Kreativen, Mönche und Schwestern, geistliche Bewegungen: habt Ideen. Lasst uns Pfingsten feiern und damit den Zuspruch Gottes und den Beistand Gottes, lasst es uns kreativ tun, offen für die Hoffnung.

Offen für die Hoffnung

Bisher sind die Klagen groß, Kirche reagiere bloß, vollziehe nur staatliche und gesellschaftliche Vorgaben und stelle das Eigene, das Liturgische, hintenan. Es wird Zeit, eine Antwort zu finden. Eine Antwort aus Heiligem Geist. Eine pfingstliche.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Corona, Feier, Krise, Liturgie, Ostern, Pfingsten81 Kommentare zu Pfingsten ist das neue Ostern

Auferstehung: In Adam gestorben, in Christus lebendig

Veröffentlicht am 21. April 201917. April 2019
Sünde und Erlösung: Begegnung mit dem Auferstandenen Begegnung mit dem Auferstandenen: Jesus, Johannes und Maria. Relief in Steingaden

Das leere Grab, die Begegnungen mit dem Auferstandenen und der Auftrag, zu verkünden: Ostern beginnt etwas Neues. Das Kreuz war ein Ende, das was wir die Auferstehung nennen ist ein Anfang. Der Beginn der neuen Schöpfung. In Christus, dem Auferstandenen, sind wir eine neue Schöpfung, denn das Alte ist vergangen, sagt uns Paulus (2 Kor 5). Schöpfung, Sünde und Erlösung, das gehört zusammen

Aber wenn das so ist, wenn theologisch Sünde und Erlösung diesen Bezog haben, lässt mich ein Beitrag stutzen, den ich in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Communio gelesen habe. Nicht der Sündenfall war der Sündenfall, heißt es da. Wie bitte?

Sünde und Erlösung

Das erste Mal, dass in der Schöpfungsgeschichte das Wort „Sünde“ falle, sei nicht bei der Übertretungs-Geschichte, also nicht beim Essen vom Baum, sondern erst beim Brudermord. Das Argument: es ist noch nicht die Erkenntnis von Gut und Böse, und auch nicht das Erlangen derselben, welche die Sünde in die Welt brachten. Sondern erst das Handeln gegen die erworbene Erkenntnis. Es sündigt also erst Kain, der weiß was er nicht tun darf, es aber trotzdem tut.

Das Gegenargument wird aber ebenfalls referiert: Immerhin sei das Essen von der Frucht bereits Vertrauensbruch und Übertretung, das dürfe man nicht herunterspielen.

Mich faszinieren solche Debatten. Vor allem deswegen, weil sie mir Dinge zeigen, die ich vorher nicht gesehen habe, die aber vor aller Augen liegen. Das Auftauchen des Wortes „Sünde“ zum Beispiel. Es fasziniert mich aber auch, weil das natürlich Folgen hat. Der Apostel Paulus spricht ja gerne vom „neuen Adam“, wenn er Christus meint.

Der „neue Adam“

Die Auferstehung, welche wir in diesen Tagen feiern, sei die Überwindung der Urschuld, und das ist die Sünde des Adam. „Er hat für uns beim ewigen Vater Adams Schuld bezahlt“, haben wir in der Osternacht, im Exsultet über Christus gehört. Und etwas später, im selben Gesang: „O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat. O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“

Paulus suchte mit Blick auf das Kreuz den Sinn des Todes Jesu. Er suchte den theologischen Grund für diese menschliche Katastrophe. Und fand sie bei Adam, damit werden Tod und Auferstehung als Sieg über die Sünde relevant für alle Menschen, wie es der Sündenfall auch war.

„Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden“, so heißt es im Ersten Korintherbrief (15:22) . Das ist die Antwort auf den Vers davor: „Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten.“

Durch einen Menschen kommt die Auferstehung

Jesus ist gestorben, um das zu tun, was wir selber nicht schaffen können: Uns von der Sünde zu befreien, das ist die theologische Einsicht des Paulus. Und die theologische Zuspitzung des Sieges über die Sünde braucht eben auch die theologische Zuspitzung der Sünde.

Die Frage, welche jetzt aufgeworfen ist, ist die Frage nach dem Ursprung der Sünde. War es die Übertretung des Verbots? Oder erst der Brudermord? Wodurch genau – mit Paulus gesprochen – ist der Tod in die Welt gekommen? Die Verneinung unseres Menschseins?

Es wäre vermessen von mir, dazu etwas abschließend klingendes zu sagen. Aber die Frage ist da. Die Frage nach der Sünde und danach, wozu Christus am Kreuz gestorben ist. Zu unserer Befreiung, zur Befreiung von der Sünde. Aber dass das nicht so ganz einfach ist, das legt uns die zitierte Argumentation nahe.

Nicht nur ich und mein Gott

Zum einen ist das keine individuelle Angelegenheit, die nur mich und meinen Gott anginge. Das geht genauso die Gemeinschaft und die „Sünden des Wir“ an, etwas was Papst Franziskus schon in seiner Fastenbotschaft betont hat.

Zum anderen bestehen die biblischen Erzählungen darauf, dass mit der Auferstehung alles anders wird, keine Lehre mehr, keine Heilungen, keine Gleichnisse. Ab jetzt sind da Begegnungen, und das bis Himmelfahrt.

Aber das sind nur Hinweise. Auf was mich der Artikel in Zusammenhang mit Sünde und Erlösung hinweist ist schlicht, dass wir genauer hinsehen müssen. Theologisch hat Paulus in seiner Zuspitzung Recht, aber wenn wir das ausbuchstabieren, müssen wir uns schon der Mühe unterziehen, genauer hinzusehen. Sünde „ist“ nicht einfach, wie ein metaphysischer Schatten in unserem Leben. Sie wird, sie hat viele Formen. Und genau so hat die Vergebung, die Erlösung, viele konkrete Formen. Die eine Erlösung ereignet sich in meinem Leben, in unserem Leben.

Sünde entwickelt sich, ist noch nicht sofort erkennbar, benennbar. Sondern – so scheint die Bibel uns zu sagen – erst dann wenn sie sich gegen den Menschen selber wendet. Mit Adam ist noch nicht voll da, sie zeigt sich auch in den Erzählungen erst allmählich.

Seit ich denken und beten kann habe ich ein Problem damit, was Auferstehung sein soll. Wie sollte es auch anders sein? Wir wissen ja nicht, was wir uns genau darunter vorstellen sollen, niemand von uns hat in seiner Erfahrung gespeichert, was das ist, so eine Auferstehung. Deswegen müssen und dürfen wir weiter fragen. Für uns ist das Osterfest nicht einfach Vergangenheit, ein für allemal und dann fertig. Wir feiern es jedes Jahr. Und jedes Mal ist es anders.

 

 

Text: Ludger Schwienhorst-Schönberger: Der Sündenfall, eine Befreiungsgeschichte? Communio März/April 2019

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Sprechen von GottSchlagwörter Adam, Auferstehung, Befreiung, Christus, Erlösung, Ostern, Sünde, Sündenfall27 Kommentare zu Auferstehung: In Adam gestorben, in Christus lebendig

„Auf Wiedersehen“

Veröffentlicht am 31. März 20181. April 2018

Ein ganz schlichter Wunsch. Irgendwie klingt das ein wenig wie das „Buongiorno“ des Papstes, „auf Wiedersehen“. Nur dass der Schlussgruß von Kardinal Karl Lehmann war. Es ist der Abschluss seines geistlichen Testaments. Gesprochen mit dem Blick auf den Tod, aber dann auch darüber hinaus.

Die zwei Worte haben mich nachhaltig beeindruckt, und nicht nur mich. Aus ihnen spricht als erstes eine Zuversicht und ein Glauben, der mit beiden Beinen auf der Erde steht. Zweitens aber hat Karl Lehmann damit auch Worte gefunden, die wir verstehen.

Petersdom am Morgen: Manchmal ist der Glaube groß und abstrakt
Petersdom am Morgen: Manchmal ist der Glaube groß und abstrakt

Für Theologen ist es oft nicht einfach, Glauben zu erklären, vor allem wenn es um Dinge geht, von denen wir in unserer Erfahrungswelt keine Ahnung haben. Auferstehung etwa. Keiner von uns hat je einen Auferstandenen gesehen, wir wissen nicht, wie wir uns das vorstellen sollen. Das Glauben daran ist eben das, ein Glauben. Und ein Hoffen, und ein Lieben. Anders kann man das nicht glauben.

Aber auch Nichttheologen finden nicht immer die richtigen Worte, obwohl in meiner Erfahrung hier das unbeholfene Ausdrücken manchmal näher an meinem Glauben ist als abstrakte Aussagen aus den Lehrbüchern.

 

Etwas ganz Normales

 

Und deswegen haben die Lehmann-Worte solche Resonanz: das ist der Gruß, den wir täglich verwenden. Etwas ganz Normales. Und angewendet wird er auf etwas ganz und gar nicht Normales, auf die Auferstehung. Anders ergeben die Worte ja keinen Sinn.

Unser Glaube kommt manchmal sehr abstrakt daher. Muss er auch, Gott, Schöpfung, Erlösung sind ja nicht Dinge, die sich sofort jedem erschließen. Das so weiter zu geben, dass es jeder versteht, ist eine Kunst. Unser Papst kann das. Und Kardinal Lehmann eben auch.

Innerkirchlich nennt man das oft ‘herunter brechen’ auf die konkrete Wirklichkeit. Aber genau das machen diese Worte nicht. Sie bleiben auf der Höhe der Theologie, sie nehmen von Zuversicht und Hoffnung nichts weg, und sprechen doch unsere Alltagssprache. Das ist das, was mich daran so packt.

Es ist ein Glauben, der auf dem Boden steht. Eine Zuversicht, die im hier und heute und jetzt gründet. Eine Hoffnung, die keine Vertröstung auf ein Jenseits ist sondern mit den Menschen hier um uns herum zu tun hat: Das ist die Brücke, welche der Gruß zur Auferstehung schlägt.

In diesem Sinne Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Auferstehung, Leben, Lehmann, Ostern, Sterben, Wiedersehen5 Kommentare zu „Auf Wiedersehen“

Brutalität der Sünde

Veröffentlicht am 30. März 201829. März 2018

Karfreitag, die Trauer und die und Verehrung des Kreuzes. Aber nicht nur das: Papst Franziskus hat 2015 beim traditionellen Kreuzweg am Kolosseum ein Gespräch mit dem Gekreuzigten geführt, ein Gebet in ignatianischer Tradition:  „Wie ein Freund mit einem Freund spricht“, wie Ignatius sagt. Ein wunderbarer Text der Meditation und offensichtlich Frucht eines lebenslangen Betens. Zur geistlichen Begleitung dieses Tages stelle ich diese Meditation/dieses Gebet hier ein weiteres Mal ein.

 

Papst Franziskus beim Kreuzweg 2015
Papst Franziskus beim Kreuzweg 2015

„O gekreuzigter und siegreicher Christus, dein Kreuzweg ist die Synthese deines Lebensweges und das Abbild deines Gehorsams gegenüber dem Willen des Vaters. In ihm wird deine unendliche Liebe für uns Sünder Wirklichkeit und zum Erweis deines Auftrags und zur endgültigen Erfüllung der Offenbarung und der Geschichte des Heils.

Das Gewicht deines Kreuzes befreit uns von all unseren Bürden. In deinem Gehorsam gegen den Vater verringert sich unser Auflehnen und unser Ungehorsam.

In dir, verkauft, verraten und gekreuzigt von deinem Volk und von denen, die du liebtest, sehen wir unseren alltäglichen Verrat und unsere gewöhnliche Untreue.

In deiner Unschuld, unbeflecktes Lamm, sehen wir unser Verschulden. In deinem geschlagenen, angespuckten und entstellten Antlitz sehen wir die Brutalität unserer Sünden. In der Grausamkeit deines Leidens sehen wir die Grausamkeit unseres Herzens und unseres Handelns. In deinem Verlassenen sehen wir alle von den Familien, der Gesellschaft, von Aufmerksamkeit und Solidarität Verlassenen. In deinem geopferten Leib, durchbohrt und zerrissen, sehen wir die Körper unserer am Weg liegen gelassenen Brüder und Schwestern, entstellt von unserer Achtlosigkeit und unserer Gleichgültigkeit. Weiterlesen “Brutalität der Sünde”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Erlösung, Gebet, Jesus, Karfreitag, Meditation, Ostern, Papst Franziskus, Vergebung7 Kommentare zu Brutalität der Sünde

Alles für mich

Veröffentlicht am 14. Februar 2018

„Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren”, so heißt es im Weihnachtsevangelium, 1.000 Mal gehört. Und doch ist da ein Wort drin, das auffällig ist: „euch“. Für die Hirten.

Warum finde ich das auffällig? Nehmen wir den Tweet des Papstes vom 24. Dezember vergangenen Jahres dazu: „Und indem wir die grenzenlose Liebe des Jesuskindes betrachten, sagen wir ihm einfach: Danke, dass du all das für mich getan hast“.

Das kleine unscheinbare Wort wird radikal, wenn man es bis zum Ende durchdenkt, wie der Papst es gemacht hat: für mich ist der Heiland geboren. Für mich.

Das Unterscheidet erstens Religion von Philosophie und Weltanschauung. Es macht aber auch ein Christentum kenntlich, das diese persönliche Dimension nicht kennt. Und das gibt es, gar nicht so selten. Ein Christentum, das Gott und Jesus prinzipiell anerkennt, verehrt, aber dieses „für mich” hinten an lässt.

Denn dieses „für mich” hat ja Folgen. Wobei wir bei der Fastenzeit wären, die heute beginnt. Wenn das „für mich” geboren stimmt, dann stimmt auch das „für mich” gestorben. Fastenzeit ist Vorbereitungszeit, nicht weil ich mich bessern kann, sondern weil ich mich vorbereiten will, das zu feiern, was jemand anders „für mich” getan hat.

Man müsste in der Fastenzeit mal das Fasten sein lassen, bin ich versucht zu sagen, all das Bemühen und die Angestrengtheit. Es geht um etwas, was „für mich” getan wurde und was „für mich” auch heute noch wirkt. Das ist das Zentrum der Fastenzeit, nicht ich selber.

In diesem Sinne: Ihnen alle eine gesegnete Vorbereitungszeit auf Ostern.

 

 

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Fastenzeit, Leiden und Sterben Christi, Menschwerdung, Ostern, Vorbereitung3 Kommentare zu Alles für mich

Ostern in Moll

Veröffentlicht am 16. April 2017

Es sind sehr nachdenkliche Worte, die Papst Franziskus in diesen Tagen wählt. Zum Gründonnerstag, dem Tag der Hingabe und des Verrats, und am Karfreitag, dem Tag des Todes, war das noch verständlich, dass Papst Franziskus viel vom Leiden und von Opfern sprach, in deren Gesicht wir Christus erkennen können.

Aber auch am Ostersonntag, in der Predigt auf dem Petersplatz, und bei der Osterbotschaft zum Segen Urbi et Orbi danach war das Thema eher in Moll gesetzt. Eigentlich predigt der Papst am Ostersonntag nicht, Johannes Paul II. hatte meines Wissens nach einmal eine Ausnahme gemacht, aber Papst Franziskus ist es offenbar so wichtig, dass er frei predigte.

Der Papst auf der Loggia
Der Papst auf der Loggia

Und auch hier lag das Schwergewicht auf dem Leiden: Wie könne man angesichts von Menschenhandel, Krieg, Korruption und so weiter Ostern Feiern?

„Wie können so viel Unglück, Menschenhandel, Kriege, Zerstörungen, Verstümmelungen, Rache und Hass sein? Wo ist der Herr?“ Der Papst berichtete von einem Telefonat am Samstag mit einem kranken jungen Mann, der mit seinem Schicksal hadere. Das alles in einer Osterpredigt.

Das waren die Gedanken, denen er nachging. Und die er nicht auflöste. Die Osterbotschaft in diesem Jahr war froh, aber nicht triumphierend. Das Leiden bekommt nicht nachträglich einen Sinn, sondern bleibt erst einmal Leiden. Die Hoffnung sagt uns nur, dass die Auferstehung uns einen Horizont sehen lässt, keine Mauer, wie der Papst sagte.

Man merkt, dass ihm die vielen Konflikte, auf die er nicht müde wird hinzuweisen, ans Herz gehen. Auch die, von denen wir wenig mitbekommen: erst langsam dringen der Hunger in Teilen Afrikas und die Situation im Sudan, im Süd-Sudan, im Kongo in unsere Medien. Und über den Jemen hören wir gar nichts. Der Papst nennt es und nennt es immer wieder.

Auch am Osterfest.

Ostern macht auch 2.000 Jahre danach nicht einfach alles gut. Auch das ist eine Dimension des Festes. In diesem Jahr bei Papst Franziskus stärker als sonst.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Leiden, Osterfest, Osterfreude, Ostern, Papst Fanziskus, Urbi et Orbi5 Kommentare zu Ostern in Moll

Alleluja!

Veröffentlicht am 4. April 20155. April 2015

„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauung ohne Begriffe blind”: Dieses (stark gekürzte) Zitat aus der Kritik der Reinen Vernunft von Immanuel Kant lässt uns zu Ostern etwas ratlos. Denn wir wissen ja nicht, was das ist, was wir feiern. Wir haben keine Anschauung oder Inhalt dessen, was das ist, eine Auferstehung. Wir sprechen davon, bekennen sie, haben also ‚Gedanken’, aber keine Empirie der Welt kann uns sagen, was genau ein Auferstandener bedeutet und ist. Wie das aussieht.

Mattia Preti: Der ungläubige Thomas
Mattia Preti: Der ungläubige Thomas

Die Schrift gibt uns zwar Anhaltspunkte, aber eher hinweisender denn zeigender Natur. Erstmal wird auch dort nicht gesagt, wie die Auferstehung vor sich gegangen ist. Alle Bebilderungen nachher, wie etwa aus dem Grab aufsteigende die Arme ausbreitende Christus-Figuren, sind nicht biblisch. Die Evangelien kennen die Auferstehung dagegen nur als Begegnung mit den Jüngern.

In der Begegnung mit dem Auferstandenen zeigt sich die Auferstehung. Sie – die Jüngerinnen und Jünger – verstehen erst nachher, was er vorher über sein Sterben und sein Gehen zum Vater gesagt hatte.

Es ist interessant, dass es keine der Begegnungs-Erzählungen zwei Mal in der Bibel gibt, während sonst – vor Kreuzigung und Tod – einige Male Erzählungen und Episoden in mehr als einem Evangelium vorkommen. Nicht so bei den Begegnungen. Hier hat jeder Evangelist seine eigene Tradition, seine eigene Gemeinde mit ihren Erinnerungen. Es kann für uns aber auch bedeuten, dass es diese Begegnungen nur in konkreten Einzelformen gibt, nicht abstrakt, nicht allgemein, nicht typisch. Jede ist anders.

Und: die Begegnungen sind sehr physisch, körperlich. Da wird angefasst, durch Wände gegangen, gegessen. Die Evangelisten legen großen Wert darauf, dass es keine Erscheinungen sind, die den Jüngerinnen und Jüngern begegnen.

Und: es gibt keine Lehre mehr, keine Gleichnisse, keine Heilungen, all das, was Jesus vor seinem Tod getan hat. Es zeigt sich, dass das alles auf diesen Tod und die Auferstehung hinführte. Jetzt zählt aber nur er, der Auferstandene selbst.

Auferstehung ist Begegnung mit dem Auferstandenen. Für uns ist das schwierig, denn nach der Himmelfahrt sind diese Begegnungen so nicht mehr möglich. Uns ist der Heilige Geist gegeben, zu glauben und zu verstehen, aber sehen, anfassen und so begegnen geht nicht mehr.

Und bleibt es, uns an die ersten Begegnungen derer zu erinnern, die damals am Grab waren oder sich hinter verschlossenen Türen oder am See versammelten. Sie sind die Zeugen, deren Zeugnis wir glauben.

Ohne „Inhalt“ und „Anschauung“ feiern wir also das Osterfest. Was uns bleibt, ist selber der Begegnung entgegen zu gehen, die uns versprochen ist. Denn die Geschichte der Erlösung ist noch nicht zu Ende, er kommt uns entgegen, zur letzten, großen Begegnung.

Alleluja!

 

Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Auferstehung, Christus, Jesus, Ostern23 Kommentare zu Alleluja!

Beitrags-Navigation

Ältere Beiträge

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2023