Wenn man der „römischen Papstkirche“ so richtig einen mitgeben will, dann zieht man das Wort der „Moderne“ aus dem publizistischen Setzkasten. Das klingt gut, zeitgemäß und jeder, der als moderner Mensch bezeichnet wird, fühlt sich irgendwie bestätigt.
Man dreht es um und sagt, der Papst oder der Vatikan oder wahlweise auch die ganze Kirche sei unmodern, vor-modern, oder sie sei gegen die Moderne. Jetzt wieder in Christ und Welt geschehen, durch den Chefredakteur der evangelischen Zeitschrift Chrismon. Aber er ist bei weitem nicht der einzige, der die Moderne für sich selbst reklamiert und dadurch Kopfnicken erntet.
Die „Moderne“ hat den Vorzug, für alles zu gelten, was wir an der Welt mögen. Alles bleibt schön privat und der eigenen Entscheidung unterworfen, niemand anderes darf mir hineinreden. Der Begriff ‚modern’ hilft mir bei einer ungesunden Immunisierung: Durch das Abwerten schaffe ich es, mich nicht weiter mit den Anfragen, die das derart Abgetane vielleicht an mich hätte, beschäftigen zu müssen.
Noch ein Beispiel gefällig? Die Katholische Nachrichtenagentur berichtet aus Münster, dort habe eine Historikerin der Kirche (und dem Islam) vorgeworfen, eine vormoderne und patriarchalische Gesellschaftsstruktur zu konservieren. Ich lasse das anonym, weil es sehr viele verschiedene Aussagen zu diesem Thema zusammenfasst.
Was ist denn nun „modern“? Anders herum gefragt: Was bedroht denn die Kirche in ihren Anfragen an die Welt, wie sie ist? Die Kirche sagt, dass man nicht alles auf Knopfdruck bekommen kann, dass man sich mühen und Verantwortung übernehmen kann. Sie sagt, dass nicht alles in der Welt – angefangen mit dem menschlichen Leben und der Schöpfung – zu unserer beliebigen Verfügung steht. Und sie sagt, dass es eine Schöpfer gibt, einen Erlöser, ohne den jede Religion sinnlos wäre. Sie spricht nicht von Wohlfühlen und davon, dass wir uns in der Welt einrichten. Denn das bedeutet, dass sich die Welt in uns einrichtet.
Die Einheit der Kirchen, die Gerechtigkeit unter den Menschen, und so weiter, all das muss seine Wurzel in Gott haben, sonst wird es haltlos. Dem muss man nicht unbedingt zustimmen, aber unmodern ist das nicht. Eine Kirche, die genauso ist, wie alles andere auch, die brauchen wir gar nicht, die wollte Jesus Christus auch gar nicht.
Was ist das denn nun, die Moderne? Mir scheint, man versteht das einfach und schlicht als Gegenbegriff zur Tradition. Tradition ist etwas, was festlegt, was die Rahmenbedingungen bestimmt, noch bevor ich selbst eine Entscheidung treffen kann. Es beschneidet die Freiheit, oder besser: Wird als beschneidend wahrgenommen. Modern heißt nun, dass sich diese Tradition zu rechtfertigen hat. Moderne ist, wenn ich zum Richter werde über die Vergangenheit und die Gültigkeiten von Anfragen. Und aus diese Position heraus, dass sich alles vor meiner Urteilsfähigkeit zu rechtfertigen hat, kann ich dann alles ablehnen, was dieses Kriterium nicht erfüllt. Und das nennen dann alle die Moderne.
Wie gesagt, es ist ein Versatzstück für den schnellen Applaus ohne Nachdenken. Zu schade, dass ich das immer weniger Ernst nehmen kann.
Guten Morgen, das war der herzerfrischendste Artikel, den ich seit Langem gelesen habe. Tausend Dank.Ich bin aus gutem Grund so unsicher, dass ich denke, hoffenlich habe ich alles verstanden. Sie haben noch den Spruch ecclesia semper reformanda vergessen, auf den sich innerkirchliche Reformer berufen. Die Feinde der Kirche sind innen. Ich bekomme die meisten Angriffe zu spüren von Theologen. Priestern. Altar als workshop.Papst als liebloser Ausgrenzer. Jeder ist seine eigene Glaubenskongregation, zwingt seine göttlichen Eingebungen anderen auf. Und natürlich soll Gott, den man eigentlich gar nicht so kennt,erstmal aller Diener sein und also wird er auf unterstes Wohlfühlniveua gezogen. Ja, komischerweise hilft das alles nicht, mit den Krisen des Lebens fertig zu werden.Diese Art von Wohlfühl-und-tu-mir-nichts-Kirche ist ein Verein, den man austauschen kann.Tradition hat sich zu rechtfertigen? Schön wär’s, wenn Tradition auch nur die Gelegenheit bekäme, sich zu erklären. Sie wird als tote Materie abgetan, welche Kirche zerstört. Ist da noch was zu zerstören?Da ist nur noch aufzubauen.
Gefaellt mir, dass hier oft geschrieben wird.
Wenn ich mir die Bischofskonferenz betrachte, es wird ja darüber berichtet, so habe ich den Eindruck, dass unsere Bischöfe Gott sei Dank verstanden haben, was der Papst meint.Kardinal Meisner drückt das auf seine Art aus, es müsse eigentlich jeder Katholik zu Hause seinen Altar haben.Seine Gebetsecke.Frei zitiert 😉
Es ist ja so schön, dass sie alle um die Kirche besorgt sind und um deren Wohlfahrt.
Durch das Evangelium aber erfahre ich, dass es uns allein um SEIN REICH gehen soll und um SEINE Gerechtigkeit.
Da ich zwei Reichen nicht dienen kann, muss ich mich wohl für ein Reich und einen HERRN entscheiden.
Tut mir fast leid für den Papst und dessen Reich, aber ich habe mich für JESUS und dessen Reich entschieden
und mich somit wohl zu dessen Feind und Gegner gemacht.
Also kümmert euch um eure Kirche so wie ich mich um SEIN REICH und dessen Kommen kümmere und wenngleich ihr sehr viele “Kümmerer” seid, so wird wohl der HERR dieses REICHES GOTTES auf meiner Seite stehen….
Ich denke deshalb, dass die römische Sichtweise des katholischen Glaubens zu einem eigenen, selbstständigen, Glauben geworden ist, dessen Vater und Oberhaupt tatsächlich der Papst, der Vatikan: der Mensch ist und eben nicht CHRISTUS JESUS.
Man sollte römisch und katholisch wirklich und endgültig voneinander trennen.
Wunderbarer Artikel. Die Menschen nach uns werden uns als unmodern bezeichnen, es ist der Lauf der Geschichte. Vielleicht hat deshalb die kath. Kirche über die Jahrhunderte hinweg Regularien verinnerlicht, damit die Lehre nicht willkürlich geändert werden kann.
an H. Sattel, der Papst ist Stellvertreter Jesus Christus hier auf Erden.
Was regt Sie an römisch so auf? Wäre Petrus in eine andere Stadt gezogen- aber Rom war damals der Nabel des Reiches und die Kirche hat das Grab des Petrus auch als einen Mittelpunkt wargenommen.
Einen Satz noch: nicht jeder, der zu mir Herr, Herr sagt wird in das Himmelreich eingehen.
Diese Worte sollten alle bedenken. Der Mensch denkt und Gott lenkt.
Die Einheit der Kirchen, die Gerechtigkeit unter den Menschen, und so weiter, all das muss seine Wurzel in Gott haben, sonst wird es haltlos.