Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Vatican News

Homosexualität und Papst: reflexhafte Meinungen

Veröffentlicht am 27. Oktober 202027. Oktober 2020
Papst und Homosexualität geht als Thema immer Familie im Normzustand? Figurengruppe in Nürnberg

Ooops, he did it again. Ein Kommentar des Papstes macht die Runde, und wieder geht es um eines der emotional heißesten Themen der innerkirchlichen Debatten: um Homosexualität. Der Papst ist für die staatliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, war einer Dokumentation zu entnehmen. Seitdem stapeln sich die Meinungen. Papst und Homosexualität geht als Thema immer.

Als erstes folgte der Überschwang der Reaktionen: viele Verbände loben die Papstworte. Kardinal Müller betont dagegen, dass der Papst nicht über dem Wort Gotte steht und Kardinal Burke sieht gleich eine Abweichung von der Lehre. Das Ganze hat dann auch seine Entsprechung in den Medien, und das wiederum ging dann glatt über in die übliche Einteilung der Debatte in Reformer hier, Traditionalisten dort.

Papst und Homosexualität geht als Thema immer

Dann aber wurde der Tenor deutlicher: der Papst drücke sich, seinen Aussagen auch Taten – lehrmäßige Taten – folgen zu lassen, das war zuletzt die Grundmelodie. Wobei ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass da auf allen Seiten vor allem Meinung war.

Nun gilt es vorsichtig zu sein mit der Relativierung: das ist aus dem Zusammenhang gerissen. Damit kann man alles an die Seite drücken. Aber hier, wo fast nur noch Meinung übrig war von der Berichterstattung, da darf das schon mal sein. Der beste Rechercheur unter all den Vatikanjournalisten, Gerard O’Connell, ist dem also nachgegangen. Auch katholisch.de hat das auf gleiche Weise unter die Lupe genommen, ich nehme an von O’Connell angestoßen.

Recherche erwünscht

Ich darf Gerard O’Connells Recherche zitieren:

But as the original unedited text shows, the first three short sentences of that statement in the documentary are only a small part of Francis’ long response to one question (..) about the integration into the church of people living in “irregular situations“.

Also: der Regisseur der Doku, um die es geht, hat die Interviews gar nicht selber geführt, sondern sich nur älteren Materials bedient, das ihm zur Verfügung gestellt wurde. Er habe überhaupt kein direktes Interview mit dem Papst bekommen, berichtet O’Connell.

Kein Interview, nur Archiv

Verändert das die Aussage? Ja, das tut es. Jeder Kontext tut es, also wird das auch hier der Fall sein. Aber die Versuchung, einen Scoop zu landen – und sei es auch nur mit Archiv-Material – war wohl zu groß. Sonst hätte sich wohl nur eine überschaubare Menge von Menschen für die Doku interessiert.

Dass die Bischöfe bei uns bis auf wenige schweigen, ist also klug. Erst mal wissen, worum es geht, bevor man sich in die Meinungsschlacht wirft zieht zwar den Vorwurf nach sich, man taktiere. Oder sei feige. Dabei ist es nur die Klugheit, die uns nach sechseinhalb Jahren Papst Franziskus gelehrt hat, was Schnell-Meinungen mit den Worten des Papstes anstellen können.

Drei Dinge, die wir lernen können

Das heißt aber nicht, dass wir aus den Papst-Aussagen gar nichts lernen können. Versuchen wir, etwas Ordnung in die Sache zu bringen:

Erstens: Der Papst hat gesagt, was er gesagt hat. Er ist für etwas, nämlich die gesetzliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Er ist aber nicht für die Änderung kirchlicher Lehre, sonst hätte er schon einige Jahre Zeit dafür gehabt. Dieser Teil der Papstkritik stimmt also.

Was er gesagt hat, ist ja auch nicht neu. Schon als Bischof von Buenos Aires hatte er sich so geäußert. Aber an der kirchlichen Ehe-Lehre will er nicht gerüttelt wissen, soviel ist nach gleich zwei Synoden zum Thema Familie klar. Er trennt ziviles Recht von kirchlicher Lehre und will diesen Schritt nur einen Bereich betreffen lassen. Ist das schon der Schritt, den einige wünschen und andere fürchten? Ich bezweifle das.

Zweitens: die Recherche hätte der Debatte gut getan. Davor. Der Papst spricht nun einmal gerne drauflos, soviel haben wir gelernt. Und auch wenn wir es gerne anderes hätten, so ist er und so bleibt er aller Voraussicht mach auch. Umso mehr müssen wir gelernt haben, dass das bislang immer einen Zusammenhang hatte, der gerne mal des größeren Kontrasts wegen weggelassen wird. Das hilft niemandem. Der Lehre nicht, den Homosexuellen in der Kirche auch nicht.

Drittens: einmal mehr zeigen sch die Gesichter aller, die den Papst vor ihre eigenen Karren spannen wollen. Aber die Fans der Aussage werden nicht ihre Änderung der Lehre beikommen. Und die Gegner werden auch nicht die Kirche untergehen sehen, auch wenn sie dem Papst Untreue zu Schrift und Theologie vorwerfen. Was sie aber alle bekommen: Aufmerksamkeit. Klickzahlen. Ist das schon befriedigend?

Uns bleibt ein Widerspruch

Was uns ebenfalls bleibt, ist der innere Widerspruch. Was Papst Franziskus dort gesagt hat, widerspricht dem, was sein Vorgänger 2003 hat veröffentlichen lassen. Auch wenn es aus dem Zusammenhang genommen ist, bleibt mindestens die Befürwortung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Damit wird manifest, dass es in der Kirche Redebedarf gibt. Wein Verstecken hinter den Buchstaben des Katechismus ist nur noch Ausflucht. Was den Katechismus nicht falsch macht. Aber es bleibt die Frage, wie unser Glaube und unsere Haltung heute dazu aussieht.

Wenn wir uns der Frage wirklich annehmen wollen, dann müssen wir das schon selber tun. Nach Rom oder sonstwo hin schauen in der Hoffnung, jemand anders würde das für uns tun, führt zu nichts. Auch nicht, wenn dieser jemand der Papst ist.

  • teilen 
  • twittern 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet
Schlagwörter Ehe, Familie, Homosexualität, Interview, Kirche, Medien, Papst Franziskus

36 Kommentare zu “Homosexualität und Papst: reflexhafte Meinungen”

  1. Klaus K. sagt:
    27. Oktober 2020 um 08:16 Uhr

    Viele Probleme würden erst gar nicht entstehen, wenn sich der Papst klarer äußern und sich in Interviews verantwortlicher artikulieren würde.

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      27. Oktober 2020 um 08:18 Uhr

      Was uns aber nicht von der Verantwortung löst, selber nachdenken zu müssen. Einfach die Schuld weiter zu schieben und so zu tun, als ob dahinter kein Problem läge, ist mir zu wenig.

      Antworten
      1. Klaus K. sagt:
        27. Oktober 2020 um 09:28 Uhr

        Der Papst ist nicht irgendein Dorfbürgermeister, der plappern kann was er will. Er weiß, daß seine Worte auf die Goldwaage gelegt werden und im Zweifel auch instrumentalisiert werden.
        Leider handelt er nicht danach.

        Antworten
        1. Pater Hagenkord sagt:
          27. Oktober 2020 um 09:30 Uhr

          Mir ist ein Papst, der so spricht, allemal lieber als einer, dessen Worte dreimal umgedreht, geputzt, poliert und berichtigt werden.
          Und was den Dorfbürgermeister angeht: ich nehme an, Sie meinen das als Herabsetzung. Schämen Sie sich!

          Antworten
          1. Lorenzo sagt:
            27. Oktober 2020 um 09:51 Uhr

            Das ist bei Papst Franziskus aber durchaus der Fall.
            Einerseits plappert er gerne, andererseits wollen die einschlägigen Medien genau das hören, was sie gerne hören wollen. Jetzt mussten diese aber einsehen, dass der Papst ein differenzierter Charakter ist, der nicht einfach linkskatholische Positionen vertritt.
            In diesem Fall kann der Papst klar zwischen Kirche und (säkularen) Staat trennen. Ich persönlich sehe da kein Problem, außer, dass 2003 was anderes festgestellt wurde.

          2. Pater Hagenkord sagt:
            27. Oktober 2020 um 10:18 Uhr

            De Papst plappert nicht. Das ist der Versuch einer Herabsetzung. Er spricht informell, das ist neu. Immer noch, offensichtlich.

          3. Klaus K. sagt:
            27. Oktober 2020 um 10:47 Uhr

            Das Wort “informell” stammt von Information. Eine Information ist dadurch gekennzeichnet, daß sie einen gewissen Informationsgehalt hat. Eine Nachricht braucht dagegen keinen Informationsgehalt zu besitzen.

            Wenn der Papst Informationen verbreitet, dann ist er es seinem Amt schuldig, dies in einer Form zu tun, der man diese Informationen auch entnehmen kann. Nachrichten plappern mögen andere Leute, die weniger bedeutend sind. Provinzpolitiker oder so.

          4. Pater Hagenkord sagt:
            27. Oktober 2020 um 11:03 Uhr

            Dass informell von Information stammt, haben Sie aber nett erfunden.

  2. Ullrich Hopfener sagt:
    27. Oktober 2020 um 08:16 Uhr

    Durch die schrecklichen Vorgänge in F- wo die religiöse. Freiheit mit der französischen Verfassung aufs Schändlichste kollidierte..!!!-, habe ich letzte Klarheit und Eisichten erfahren:

    Um dien auch den in europäischen Staaten gefährdeten LAIZISMUS((!!)
    Komme ich immer mehr zur Überzeugung , dass religiöse Überzeugungen NATÜRLICH legitim sind aber die SäKULAREN demokratischen Verfassungen gelten!!

    In Polen erleben wir gerade beispielsweise die Allianz von „Thron und Altar“ – die Eingriffe in das Intimste von Frauen!!

    Übrigens das Schwulen Thema dieses Beitrags zieht
    Sich auch – in den Beiträgen-
    Durch die vorige Debatte..

    Also als deutlicher Anhänger des Laizismus gilt für mich die persönliche Selbstbestimmung
    Immer im Rahmen der Achtung Überzeugungen Dritter

    Also die In der BRD die Verfassung:

    Religiöse Überzeugungen sind legitim aber nicht darüberhinaus!

    So sehe ich das übrigens auch das jüngste Urteil des BVG zum selbstbestimmten Umgang mit dem eigenen
    Lebensentwurf-
    KEIN kirchentreuer Katholik
    Wird gehindert seine Überzeugungen zu leben..
    Übrigens darf natürlich die Entscheidung NIE zur Manipulation Schwerkranker oder unserer älteren Mitbürger
    MISSBRAUCHT werden

    Zuletzt: ich erinner an die Debatte im Bundestag über die „Ehe für alle“

    Selbst CSU Abgeordnete haben in einer späteren Überprüfung eingeräumt das die klassische Ehe NICHT schaden nimmt.

    Antworten
    1. Lorenzo sagt:
      27. Oktober 2020 um 10:23 Uhr

      @Pater Hagenkord
      “Er spricht informell, das ist neu.”

      Keine Ahnung, was daran neu sein soll. #Scalfari-Interviews

      Antworten
      1. Pater Hagenkord sagt:
        27. Oktober 2020 um 11:00 Uhr

        Mit “neu” meinte ich dieses Pontifikat.

        Antworten
  3. Lorenzo sagt:
    27. Oktober 2020 um 10:30 Uhr

    Die fragende Überschrift erübrigt sich ja wohl: Vater, Mutter, Kind(er) sind die Regel katholischer Ehelehre.
    Daran hält auch Papst, offensichtlich, fest. Es steht auch in keinem Widerspruch zu seinen “aktuellen” Aussagen zu staatlich-zivilen Partnerschaften.

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      27. Oktober 2020 um 11:01 Uhr

      Und das ist schon falsch. Ehe geht katholisch auch ohne Kinder. Ich kenne viele Menschen, die keine Kinder haben (können) und denen Sie mit solchen Aussagen ziemlich weh tun.

      Antworten
      1. Jolina sagt:
        27. Oktober 2020 um 12:49 Uhr

        Ich vermute mal, daß Lorenzo diese Ehepaare nicht im Sinn hat.

        In Ihrem Beitrag kritisieren Sie die Menschen, die sich auf einzelne Wörter stürzen, um auf den Sprecher zu prügeln. (Meine Worte) Mit Ihrer Kritik an dem Vorposter reden Sie aber einer Political Correctness das Wort, die auch nicht besser ist.

        Antworten
        1. Pater Hagenkord sagt:
          27. Oktober 2020 um 12:57 Uhr

          Wenn Sie “political correctness” sagen, meinen Sie das wohl negativ. Ich nenne es Rücksichtnahme und ich nenne es Aufpassen auf die Wirkungen von Sprache. Das ist besser.

          Antworten
  4. Eskilcgn sagt:
    27. Oktober 2020 um 13:46 Uhr

    Und die Wirklichkeit Homosexueller Menschen geht unter.

    Homosexualität ist eine Schöpfungsgabe Gottes. Das muss die Kirche endlich wahr und ernst nehmen!!!

    Sie haben Recht. Es reicht nicht darauf zu warten wann der Häuptling endlich das sagt was ich hören will.

    Also: Lasst uns reden. Aber bitte vorurteilsfrei und ernsthaft.

    Auch hilft es nicht auf einen Katechismus zu pochen oder eine Lehre zu zementieren die weder die Wissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Zeit noch die Lebenszeugnisse Homosexueller Menschen auch nur wahr geschweige denn ernst zu nimmt.

    Es kann doch nicht sein, dass man sich sogar eher bei Evangelikalen Predigern Schützenhilfe holt anstatt Menschen ernst zu nehmen, die aus ihrem Glauben und ihrer Gotteserfahrung heraus sagen können wo ihr Platz in der Kirche ist.

    Ich stelle mir vor, welchen Spaß Luther hätte wenn er erleben könnte wie Evangelikale Prediger und Kardinäle unisono einschlägige Bibelstellen als direkte Gottesrede bestätigen und unumstöslich klarstellen, dass Sie auf jeden Fall wörtlich und nur wörtlich zu verstehen seien.
    Mal ehrlich wie absurd ist das denn?
    Welche Angst muss da sein?
    Wie viel Angst vor Gottes Schöpfung!

    Ich finde diese Debatte zeigt sehr deutlich wie weit sich Kirche wirklich schon vom Menschen und vom Leben entfernt hat. Und welche Angst die Aktöre vor der Realität haben.
    Und mal ehrlich. Wo sollen wir Gott denn sonst begegnen, wenn nicht in der Realität.

    Antworten
    1. Amadeus sagt:
      27. Oktober 2020 um 16:27 Uhr

      Ich denke, es geht nicht um Angst, sondern um Macht. Mit seiner nun kritisierten Aussage zur eingetragenen Lebenspartnerschaft hat Papst Franziskus an den lehrmäßigen Anschauungen von Ehe und Familie nichts geändert. Vielmehr erinnert er Gesellschaften an einen Regelungsbedarf. Und dabei geht es um – gerade auch in diesen Zeiten – beispielsweise um die Frage, darf ein Arzt Mitteilung über den Gesundheitszustand eines Menschen machen, dessen Lebenspartner nach bisherigem Recht In keiner Beziehung zum Patienten steht, quasi den Rang eines Wildfremden hat. Das diese Inhumanität unerträglich ist, liegt doch auf der Hand und es ist doch sicher Aufgabe der Kirche, des Papstes, darauf hinzuweisen.
      Müller und Burke, der eine Dogmatiker und der andere Jurist, erfassen die Lebenswirklichkeit aus Ihrer eingeschränkten Perspektive und mit einer unerträglichen Überheblichkeit – wie es schon immer war (?). Sie definieren das Sollen und die Pastoral geht dabei flöten. Der Papst hingegen denkt pastoral und nicht abstrakt.

      Antworten
  5. Eskilcgn sagt:
    27. Oktober 2020 um 18:05 Uhr

    Ehe und Familie ist noch nicht mal der schärfste Kritikpunkt von mir. Ehe und Familie das ist wieder ein Scheingefecht.

    Inhuman, unerträglich und gegen jegliche Lebenswirklichleit ist die Tatsache das Homosexuellen Menschen laut Katechismus mit Mitleid zu gegegnen ist.
    Diese kirchliche, lehramtliche Fehleinschätzung, dass Homosexualität etwas defizitäres und gelebte Homosexualität etwas moralisch verwerfliches sprich sündhaftes sei. Muss umgehend berichtig werden. Das ist widernatürlich und in meinen Augen widergöttlich!

    Daran hängt das grundsätzliche Verständnis von Sexualität als Lust und nicht nur auf Zeugung ausgerichtet. Das Verständnis von Liebe zwischen Menschen und und und.
    Ich glaube nicht mehr dass hier die Machtfrage der Knackpunkt ist.
    Die Reaktionen der letzten Tage zeigen mir dass es blanke Angst ist. Es ist die Angst vor der Gretchenfrage: Bist nicht auch du schwul?

    Ich hätte so eine Freude all die Kleriker, (nicht nur die aber vor allem die) die sich jetzt gerade so wehement für die Rettung der Ehe einsetzen. Ich hätte einen Spaß daran sie mir Antwort geben zu lassen vor Gott, ihrem Gewissen und mit der Hand auf der Bibel: Bist Du schwul?!?

    Aber alleine die Vorstellung das wir in der Kirche über unsere Sexuelle Orientierung und das was sie und von Gott erzählt frei und ehrlich sprechen …. never ever ….

    Nein. Das ist nicht mehr die Macht, es ist die Angst vor der Wahrheit. Der Wahrheit, dass die Institutionen Kirche ein krankhaftes Verhältnis zur menschlichen Sexualität und damit zum Leben hat. Und die Ahnung, dass Sie darum von den Menschen auf dem Gebiet der Lebensführung ind Lebensgestaltung nicht mehr ernst genommen wird.

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      27. Oktober 2020 um 18:11 Uhr

      Da werfen Sie viel zu viel in einen Topf und werden persönlich, wo es doch um Schrift und Tradition und Argument gehen sollte. Zum Respekt vor den Menschen – allen Menschen – gehört auch, nicht wild zu psychologisieren. Das führt zu nichts und ist selber auch ein Machtspiel.

      Antworten
      1. Eskilcgn sagt:
        28. Oktober 2020 um 08:35 Uhr

        Ich bringe viel zusammen? Natürlich, denn es geht um viel. Es geht um einen beständig gleichbleibenden Teil der Menschheit und es geht um die Frage der einschätzung und der Bewertung menschlicher Sexualität.

        Es wird immer so getan, als Sei Homosexualität ein Randphänomen, am besten noch eine perversion oder krankhafte willendlich herbeigefüfrte verfälschung einer Norm. Dem ist aber nicht so.

        Die Frage an der alles hängt ist die: Ist Homoseualität (und das ist jetzt nur ein Begriff für viele weitere erscheinungsformen) Ist Homosexualität Teil der natürlichen geschöpflichen Form menschlicher Sexualität oder ist sie es nicht.

        Ich sage, die ist es! Sie ist eine von Gott der schöpfung eingestifte Form der menschlichen Sexualität, die von Seiner Größe, Liebe und Zugewandheit zeugen kann und will.
        Und dazu stütze ich mich auf die wissenschaft, die das Phänomen der Homosexualität beschrieben hat. Auf die Lebenszeugnisse vieler, vieler Homosexueller Memschen und Paare und auf deren Erfahrungen bei ihrer Gott suche.

        Damit ist aber Homosexualität TEIL der Menschlichen Sexualität und muss daher auch mit allen anderen Formen der meschlichen Sexualität gleichberechtig und gleichwertig gesehen, anerkannt und bewertet werden.

        Antworten
      2. Eskilcgn sagt:
        28. Oktober 2020 um 08:44 Uhr

        Schrift, Tradition, Argument … nun gut.

        Die Schrift kennt keine Homosexualität. Woher auch. Sie wurde ja erst im 19. Jh. erkannt. Die einschlägigen Stellen der Schrift die immer wieder herangezogen werden Gen / Lev. / Röm und die davon abgeleiteten Stellen zum teil dann auch in den Evangelien sprechen nicht von Homosexualität. Wenn man sie genauer betrachtet sprechen sie von Sexualisierter Gewalt oder pervertierter Sexualität. Wir müssen die Stellen in ihrem hostorischen Entstehungskontext verstehen und bewerten. Und wenn wir dies tun, dann können wir sie auf dem Hintergrund der Erkenntnisse, die wir heute haben über die menschliche Sexusalität, als Hinweise, Verbote lesen, die die Sexualisierte Gewalt und die Perversion der Sexualität verurteilen.
        Du solst niemanden durch die Ausübung deiner Sexualität dominieren, verletzen, demütigen …
        Du sollst mit deiner Sexualität verantwortungsvoll Dir und deinem Gegenüber gegenüber umgehen. Du musst lernen sie zu beherrschen, nicht aber von ihr beherrscht zu werden.

        Wenn wir diese Stellen so verstehen. Und nichts sprichht dagegen, Dann sind alle Menschen mit diesen Stellen angesprochen. Und es werden nicht mehr Homosexuelle Menschen mithilfe dieser Stellen ausgeschlossen bzw. diskriminiert.

        Antworten
      3. Eskilcgn sagt:
        28. Oktober 2020 um 08:49 Uhr

        Tradition und Argument …

        Die eine Seite der kirchlichen Tradition kennt Homosexuellen gegenüber Ausgrenzung, Verteuflung, sogar Verfolgung. In den letzten Jahrzehnten in unseren Breiten die Verunsicherung, Entteuschung und Verletzung. Die offizielle Schiene ist Mitleid.

        Eine unsägliche Tradition. Diese Tradition brnötigt in meinen Augen nun die Schritte: Anerkennung der Schuld, Entschuldugung, Aufarbeitung und Bekehrung. Ich erwarte von meiner Kirche kein Mitleif dür Homosexuelle Menschen sondern Respekt und Anerkennung.

        Eine andere Schiene der Tradition kennt die Segnung. Segnung von Freundschaften, Freundschaftsbünden etc … Das ist eine Heilsame Tradition, an der mühelos gangeknütpft werden könnte.

        Antworten
  6. bernard sagt:
    27. Oktober 2020 um 20:46 Uhr

    Danke für die Analyse!

    Mehr journalistische Recherche wäre tatsächlich gut gewesen. Wenn es stimmt, dass der Doku-Regisseur mehrere Schnipsel eines früheren Papst-Interviews einfach nach Gutdünken zusammenmontiert hat, dann kann man dem Papst die Aussage nicht als solche zuschreiben oder gar anlasten.

    Und mir hat diese hanseatische Hochnäsigkeit ungeheuer weh getan – “Die Zeit” meine ich, die Franziskus den “Obersten Chaoten vor dem Herrn” genannt hat. Klar macht es einem dieser Papst nicht immer einfach damit, wie, wo, wann und mit was er sich äußert – aber so herablassend, herabwürdigend kann man sich über Franziskus nicht äußern.

    Zumal da das “Chaos” ja eher dem Filmmacher zuzuschreiben ist. Und wenn es wahr ist – so habe ich es zumindest in der “Stuttgarter Zeitung” gelesen -, dass das entscheidende Zitat, das zu den “Zivilen Lebensgemeinschaften”, in der ersten Sendefassung des Interviews gestrichen worden ist, dann muss man auch im Vatikan oder beim mexikanischen TV-Sender Televisa mal genauer nachhaken, wer dafür verantwortlich ist. Den Papst zu zensieren, bloß weil ihm seine Aussagen nicht passen, das ist ein unerhörter Vorgang. Auch von den Folgen her: dann kommen solche “purgierten” Passagen – “gereinigte Volksausgabe, hätte man früher gesagt – irgendwann durch einen dummen Zufall doch wieder ans Licht, und dann macht man den Sprecher, in diesem Falle den Papst, für ein “Kommunikations-Chaos” verantwortlich. Das ist nicht mehr nur unfair, das ist niederträchtig.

    (Es scheint ja wirklich zensiert worden zu sein. Ich hab zur Kontrolle die Transkription des Televisa-Interviews im Osservatore Romano vom 28. Mai 2019 nachgelesen. Da fehlt der Satz zu den “unioni civili” tatsächlich auch. Aber immerhin hat ihn der Papst tatsächlich gesagt. Und das war auch gut so.)

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      28. Oktober 2020 um 07:21 Uhr

      Nur zur Einordnung: TV-Interviews dauern normalerweise ein Vielfaches der dann gesendeten Fassung, ein Schnitt um ein Thema herum ist nicht Zensur, sondern journalistische Arbeit.
      Zusammenmontiert ist das Stück auch nicht, nur halt noch nicht genutzt gewesen.

      Antworten
    2. Lorenzo sagt:
      28. Oktober 2020 um 10:45 Uhr

      Die Televisia-Verantwortlichen haben nichts zensiert, sondern diesen Teil bewusst nicht veröffentlicht. Grund: zu uninteressant, da ähnliches vom Papst bereits in der Vergangenheit geäußert wurde.

      Antworten
  7. Novalis sagt:
    28. Oktober 2020 um 15:57 Uhr

    Im Alten Testament wird in denselben Büchern der Verzehr von Schweinefleisch untersagt, wie der Analverkehr von Männern (nicht die Masturbation, nicht der Oralvkehr). Ich kenne niemanden, der deswegen, weil wir Schweine essen, das als Verstoß gegen Gottes Wort, welches auch, ja gerade in den fünf Büchern des Pentateuch besteht, wertet. Warum eigentlich dann beim männlichen Analsex? Und warum bei Lesben? Die kommen in der Bibel gar nicht vor!
    Vom Zusammenleben zweier Männer oder zweier Frauen berichtet die Bibel ohnehin nur je einmal und zwar wertungsfrei: Bei David/Jonatan und bei Ruth und Noomi. Also Entspannen: Der Papst lenkt doch letztlich nur da ein, wo sich die Kirche mit der übrigens veränderlichen Sexualmoral aus purer Homophobie völlig verrannt und gegen jede psychologische Erkenntnis positioniert hat.

    Antworten
    1. Lorenzo sagt:
      28. Oktober 2020 um 17:22 Uhr

      Kam es denn während des “Zusammenlebens” denn zu homosexuellen Handlungen? Wenn nein, ist das ein ganz schlechtes Beispiel.
      Wegen AT bitte Röm 1, 21-27 lesen, was Paulus (als Pharisäer sollte er ja vom AT Ahnung haben) zum Thema zu sagen hat.

      Wenn man meint, die kath. Kirche habe sich in eine Sackgasse mit ihrer Tradition als (locus theologicus) verrannt, dann bitte auch bei allen anderen Themen konsequent sein.

      Antworten
      1. Eskilcgn sagt:
        28. Oktober 2020 um 20:40 Uhr

        AUCH Paulus kennt keine Homosexualität. Homosexualität wurde erst im 19. Jahrhundert erkannt.
        Paulus schreibt von pervertierter Heterosexualität.
        Ist das so schwer zu verstehen?

        Antworten
        1. Novalis sagt:
          29. Oktober 2020 um 09:53 Uhr

          Sehr richtig, es geht bei Paulus nicht um Männer, die Männer lieben, sondern um heterosexuell veranlagte Männer, die schwulen Sex praktizieren.

          Antworten
          1. Eskilcgn sagt:
            29. Oktober 2020 um 13:25 Uhr

            Jepp
            Homosexualität ist die Liebe zwischen Menschen gleichen Geschlechts die auf Liebe, Treue und Beständigkeit ausgerichtet ist.

            Das ist etwas völlig andes als das was Paulus beschreibt oder was auch aus den Stellen des AT herausgelesen werden kan.

            Homosexualität prangt die Identität eines Menschen und gehört zu seiner Persönlichkeit. Sie ist nicht frei wählbar oder veränderbar.

            Sie ist von Gott gegeben.

            Das muss die Kirche endlich zur Kenntnis nehmen würdigen.

        2. Lorenzo sagt:
          29. Oktober 2020 um 10:26 Uhr

          Interessant.
          So etwas wie eine “pervertierte” Homosexualität kannte Paulus also nicht.
          Wenn also “Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau aufgaben und in Begierde zueinander entbrannten”, ist das “Heterosexualität”.

          Vor allem aber finde ich es interessant, dass Sie nicht auf den Gedanken kommen, den Sie aber eigentlich meinen, zu schreiben: “Paulus schreibt von pervertierter Sexualität”.

          Aber natürlich kann man behaupten, die Menschen der Bibel kannten eine “echte” Homosexualität nicht, denn hätten sie diese gekannt, hätten sie es nicht verurteilt.

          Antworten
      2. Novalis sagt:
        29. Oktober 2020 um 10:05 Uhr

        Kam es nicht dazu? Das Zusammenleben von Männern mit Männern und Frauen mit Frauen ist per se nicht verwerflich und kann daher gesegnet werden.
        Ich glaube, die schwulsten Phantasien haben die Homophoben in der Kirche, nicht die Schwulen.
        Ja, klar. Die Kirche hat sich mit der Lehre vom Gerechten Krieg verrannt und das korrigiert (es gibt keine gerechten Kriege), das ist bei der Todesstrafe ähnlich (immerhin biblisch völlig akzeptiert, aber von Johannes Paul II. abgelehnt), ebenso bei der Organtransplantation (erst seit 70 Jahren erlaubt). Ja, sogar bei den Verhütungsmitteln wurde die Lehre geändert. Pius XI. lehnte kategorisch Verhütungsmittel ab, Paul VI. erlaubte die Knaus-Ogino-Methode und Benedikt XVI. erlaubte männlichen Prostituierten Kondome. Letzterer übrigens in einem Interview. Benedikt XVI. schaffte ebenso den rein aus der Tradition stammenden Inhalt wie Lehre des Limbus puerorum ab. Masturbation kommt gar nicht in der Bibel vor – und genügt nicht einmal den Definitionsanforderungen einer Sünde, weil es keinen Geschädigten gibt. Sklaverei wurde von der Bibel und der Tradition lange als gerechtfertigt angesehen. Zurecht sagen wir, dass Sklaverei eine nicht nur inhumane, sondern auch unchristliche Einrichtung ist. Hier hat die Kirche mit dem locus theologicus Tradition, der übrigens nur insoweit locus theologicus ist, als er mit Schrift und Lehramt übereinstimmt, gebrochen. Zurecht und Gott sei Dank.
        Wo also ist das Problem?

        Antworten
        1. Lorenzo sagt:
          29. Oktober 2020 um 10:56 Uhr

          “Kam es nicht dazu?” Steht es so in der Schrift, ja oder nein? Wenn nein, warum behaupten Sie es möge passiert sein?

          Wenn es keinen gerechten Krieg gibt, dann gibt es auch keine gerechte Selbstverteidigung.

          Todesstrafe wurde vom Ur-Christentum abgelehnt, nicht erst ab JPII.

          Es gibt Sünden gegen sich selbst, da ist man selber der Geschädigte. Oder ist es in Ordnung zu sündigen, wenn man “nur” sich selbst schadet?

          Auch Sklaverei hat das Ur-Christentum abgelehnt. Also steht die Ablehnung von Sklaverei in bester christlicher Tradition. Und wenn “Sklaverei von Schrift und Tradition lange als gerechtfertigt angesehen wurde”, dann hat das Lehramt ja mit Tradition UND Schrift gebrochen.

          Sie wissen aber schon, dass die Schrift ein “Produkt” der Tradition ist, nicht umgekehrt?

          Antworten
    2. Eskilcgn sagt:
      28. Oktober 2020 um 17:43 Uhr

      Was 8ch sage:
      Die Bibel kennt keine Homosexualität sie kennt nur pervertierte Heterosexualität.

      Alle einschlägigen Stellen auch die in NT können als Hinweis verstanden werden Sexualisierte Gewalt oder pervertierte Sexualität zu meiden bzw. Zu unterlassen.

      Diese Sicht schließt gleichgeschlechtlich liebende Menschen ein, nicht aus.

      Für alle gilt dann: Jeder der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe.

      Das ist eine Aussage der Schrift, die ganz klar Homosexualität meint!

      Antworten
  8. Quadragesima sagt:
    29. Oktober 2020 um 18:40 Uhr

    Würden Hirten und Herde die ganze Aufmerksamkeit und Leidenschaft, die sie dem Thema Sexualität schenken, der Überwindung der Armut zukommen lassen, Kirche und Welt sähen ganz anders aus.

    Antworten
  9. Matthias sagt:
    16. November 2020 um 14:58 Uhr

    Danke für den Satz “Wenn wir uns der Frage annehmen wollen, müssen wir das schon selber tun.” Er hat mich zu diesem Beitrag ermutigt.

    Im Lied von L. Zenetti, „das Weizenkorn muss sterben“ heißt es in der letzten Strophe „wir leben füreinander und nur die Liebe zählt“.

    Klingt gut und schön. Meine Erfahrung und meine Wahrnehmung sagen mir: Meine Liebe zählt nicht. Ich bin ein Mann und meine Liebe gilt einem anderen Mann. (Ich könnte auch eine Frau sein und eine andere Frau lieben.) Diese Liebe zählt nicht. Nicht für das römische Lehramt.

    Oder wie soll ich z.B. folgende „Lehraussagen“ (Gut, laut Titel sind es „Erwägungen“) verstehen? (Kongregation für die Glaubenslehre am 3. Juni 2003 – das ist vermutlich dieselbe Veröffentlichung mit dem Titel „Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Le-bensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen“ die Pater Hagenkord im Artikel erwähnt hat).

    Was im Titel so harmlos klingt („Erwägungen“) besteht im Inhalt vor allem aus Abwehr und Abgrenzung.
    Nachdem in der Einleitung die Homosexualität (da geht es noch gar nicht um Lebensgemeinschaft!) als ein „beunruhigendes moralisches und soziales Phänomen“ (welch eine Wortwahl!) bezeichnet wird, heißt es: “Noch bedenklicher wird es aber in den Ländern, die den homosexuellen Lebensgemeinschaften eine rechtliche Anerkennung, die in einigen Fällen auch die Befähigung zur Adoption von Kindern einschließt, bereits gewährt haben oder gewähren wollen.“ Sprich: das „Phänomen“ wird durch die rechtliche Anerkennung der ho-mosexuellen Verbindungen verschlimmert.

    Weiter wird umfassend erklärt, was die Ehe ist, warum das so ist und dass sie nur zwischen einem Mann und einer Frau möglich ist.
    Positiv aufgefallen ist mir folgender Satz “Die Sexualität gehört einerseits zur biologischen Sphäre, wird aber andererseits im menschlichen Geschöpf auf eine neue, und zwar auf die personale Ebene erhoben, wo Natur und Geist sich miteinander verbinden.“ Damit kann ich was anfangen! Jedoch für „menschliche Geschöpfe“, die homosexuell sind, scheint das nicht zu gelten, denn zusammenfassend und abschließend wird fest-gestellt: „Es gibt keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn.“
    Kein Fundament – keine Analogie – auch nicht in einem weiteren Sinne.

    Das ganze Dokument ist durchzogen mit „Wir sind dagegen!“ Weiteres Zitat: “Den homosexuellen Lebensgemeinschaften fehlen ganz und gar die biologischen und anthropologischen Faktoren der Ehe und der Familie, die vernünftigerweise eine rechtliche Anerkennung solcher Lebensgemeinschaften begründen könnten. Sie sind nicht in der Lage, auf angemessene Weise die Fortpflanzung und den Fortbestand der Menschheit zu gewährleisten“. (auf „angemessene“ Weise, nicht auf biologische oder natürliche!) Es klingt, als wäre der einzige „Ehezweck“ nach wie vor die Zeugung von Nachkommen. Und das Schreiben ist aus dem Jahr 2003!
    Abschließend wird festgestellt: “Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen.“

    Interessant finde ich, dass in all den „Erwägungen“, das Wort Liebe kein einziges Mal auftaucht. Die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes – in der das Kapitel Nr. 49 „Die eheliche Liebe“ vor das von der „Fruchtbarkeit in der Ehe“ gesetzt ist – wird nur einmal erwähnt. Eine Fußnote verweist auf Nr. 48 (“Die Heiligkeit von Ehe und Familie“).
    Dort steht aber nicht nur, dass “die Institution der Ehe und die eheliche Liebe auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft hinge-ordnet“ ist. Sondern es wird auch ein wahres Loblied auf die (eheliche) Liebe angestimmt. Eine Liebe, “die letztlich aus der göttlichen Liebe her-vorgeht“. Unter Nr. 49 geht es weiter: Von der „eigentümlich menschliche(n) Liebe…“, ist zu lesen, die „geht in frei bejahter Neigung von Person zu Person“. Eine Liebe, die „der Herr durch eine besondere Gabe seiner Gnade und Liebe geheilt, vollendet und erhöht (hat)“. „Eine … Liebe, die Menschliches und Göttliches in sich eint“.
    Nichts davon klingt in den „römischen Erwägungen“ auch nur an.

    Ich kann jetzt zwei Schlüsse ziehen. Entweder gibt es (mindestens) zwei „Lieben“ oder ich bin in den Augen des Lehramtes gar nicht zur Liebe fähig. Nachdem Gott Liebe ist und es nur einen Gott gibt, kann es auch nur eine Liebe geben.
    Was aber befähigt eigentlich einen heterosexuellen Menschen zur Liebe? Es ist doch nicht seine sexuelle Ausrichtung. Sondern nur wer ge-liebt wurde und wird kann sich und andere lieben.

    Es ist schön und wohltuend, dass Papst Franziskus und auch andere, nicht müde werden zu betonen, dass auch wir Homosexuellen Geliebte Gottes sind. Da dem so ist, sind auch wir zu dieser Liebe fähig mit der Gott uns „zuerst geliebt (1. Joh, 4)“ hat.

    Wenn Homosexuelle aber dieselbe Liebe weitergeben wie die Heterosexuellen, können ihre „homosexuellen Handlungen“ dann weiter “ nicht in Ordnung“ sein? “ in keinem Fall zu billigen“? („Erwägungen“ von 2003)

    Oder könnten es dann nicht auch „Akte … von sittlicher Würde…“(!) sein, weil auch in ihnen die „Liebe … durch den eigentlichen Vollzug der Ehe in besonderer Weise ausgedrückt und verwirklicht“ (GS Nr. 49) wird? (Diese Würde kommt ihnen ja zu, weil sie aus der Liebe kommen. Nicht, weil sie für die Zeugung von Nachkommen offen sind.)

    Mir geht es nicht um Ehe für Alle. Sondern um Liebe für alle. Darum, dass auch meine Liebe zählt.
    Denn nur aus der Liebe kommen letztlich jene Werte, die ja bereits wahrgenommen werden in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, auch von Vielen in der Kirche, bis hin zu Papst Franziskus.
    Treue und Verantwortung können dauerhaft nur aus der gegenseitigen Liebe kommen, sonst ist es (mühselige) Erfüllung einer Pflicht.
    Es schmerzt, dass Paare abgewiesen werden, die um Gottes Segen bitten. Ich schöpfe allerdings Hoffnung, wenn ich lesen darf, dass es den mutigen Pallotiner Siegfried Modenbach gibt, der liturgische Vorschläge für Segensfeiern für homosexuelle Paare oder wieder verheiratete Geschiedene veröffentlicht hat. (Wenn das Schule macht… Ich bin gespannt, wie und wann Rom sich äußert.)

    Vielleicht versteht das Lehramt irgendwann, dass Homosexuelle grundsätzlich genauso fähig zur Liebe sind, wie Heterosexuelle und, dass es deshalb durchaus „homosexuelle Handlungen“ gibt, deren Ziel es ist die Liebe auszudrücken und zu verwirklichen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • Wir können es nicht oft genug hören
  • Von Ur in Chaldäa zur globalen Krise
  • Nach oben blicken reicht nicht mehr
  • Dann macht doch rüber!

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2021