„Das Thema Abtreibung gehört nicht zur Reformagenda von Franziskus: Erstmals äußert sich der Papst dazu – mit großer Schärfe“. Ich nehme mir nur diese Überschrift heraus, aus ZeitOnline von gestern, um eine Anmerkung zur Rede des Papstes von gestern zu machen.
Er hatte wie üblich das versammelte diplomatische Corps angesprochen, und ebenfalls wie üblich wurde es eine Grundsatzrede. Es ging um Frieden, um Armut und Reichtum, es ging um Syrien und um die Würde des Menschen. Und es ging um Abtreibung.
Alles in allem nichts wirklich Neues, auch wenn die Überschrift in der Zeitung etwas anderes sagt, der Papst hatte schon über Abtreibung gesprochen (was dann auch im Inhalt des Artikels erwähnt wird).
Meine Anmerkung zielt aber auf etwas anderes: Reformagenda. Das Wort zieht die Blicke auf sich und die Welt fragt sich, wie genau denn die Reformen aussehen. Persönlich halte ich das Widerstehen wenn es um Leben und Tod geht für die größere Reformbemühung als das Folgen bestehender Meinungen und kann nur ganzen Herzens dem Papst zustimmen: „ Es ist nicht fortschrittlich, sich einzubilden, die Probleme zu lösen, indem man ein menschliches Leben vernichtet.“ (Evangelii Gaudium 214)
Meine Anmerkung zielt aber in eine etwas andere Richtung, denn es scheint, als ob nicht klar ist, wie denn so eine Reform auszusehen hat und was Teil sein soll und was nicht. Seit den ersten Ansprachen spricht der Papst davon, die Kardinäle um Umfeld der Wahl sprachen davon, und langsam wird eine gewisse Unruhe spürbar, wann diese Reform denn nun sichtbar wird. Und das kann ich verstehen.
Reform fängt hier aber bereits bei der Erwartungshaltung an. All die Überraschungen, mit denen der Papst uns fast täglich bedenkt, zeigen ja, dass wir zu innerer Reform fähig sind. Wären wir das nicht, wären wir nicht überrascht und begeistert und würden das schnell als Show oder so abhaken. Hier sollten wir weiter denken. Die Offenheit, die sich da zeigt, die führt weiter.
So gesehen ist „Reformagenda“ zuerst einmal ein geistliches, dann erst ein thematisches und strukturelles Geschehen. Schade für die Überschriften, aber gut für uns.