Sie saßen im Petersdom direkt unter der Kuppel: Als 1962 das zweite Vatikanische Konzil zusammentrat, blickten einige Teilnehmer neidisch auf die Beobachter der anderen christlichen Konfessionen. Es ging unter den Konzilsvätern der Witz um, man wolle aus der katholischen Kirche austreten und dann als Beobachter wieder kommen, dann säße man besser und könne mehr sehen.
Die reformierte Kirche war vertreten, verschiedene orthodoxe, die anglikanische, und natürlich die lutherische. Edmund Schlink saß für die EKD im Zentrum des Geschehens, fleißig und ausführlich berichtete er nach Deutschland, was denn da in Rom so alles vor sich ging. Und das war auch die Absicht von Papst Johannes XXIII., wie Kardinal Kurt Koch erläutert, der Ökumenebeauftragte des Vatikan:
„Papst Johannes XXIII. hatte zwei Ziele für dieses Konzil. Das war erstens die Erneuerung der katholischen Kirche und zweitens die Wiederherstellung der Einheit der Christen. Das Ziel des Konzils war von vornherein ein ökumenisches.“
Um dieses ökumenische Ziel zu erreichen, waren Vertreter anderer christlicher Kirchen eingeladen, und zwar keineswegs versteckt in Logen und abseits des Geschehens, sondern eben direkt unter der Kuppel des Petersdoms, sichtbar für alle.
„Man muss unterscheiden zwischen den offiziellen Beobachtern von den Kirchen, zum Beispiel war der große evangelische Theologe Edmund Schlink ein solcher Beobachter, auf der anderen Seite hat es Gäste gegeben, die nicht im Auftrag von Kirchen dagewesen sind, sondern im persönlichen Namen. So etwa der großartige reformierte Theologe Oscar Cullmann. Die haben sehr positiv gewirkt. Sie haben auch teilnehmen können an den Generalversammlungen in der Basilika, sie haben in den Gruppierungen sehr viel beigetragen und ihre Bemerkungen eingeben können und Papst Johannes XXIII. war es ein ganz wichtiges Anliegen, dass Beobachter und Gäste auch präsent sind.“
Einfluss in Rom, Einfluss in Deutschland
Edmund Schlink war für die EKD in Rom, aber er hat sich nicht nur am Konzilsgeschehen beteiligt, er hat vor allem auch ausführliche Berichte über das Geschehen in Rom nach Deutschland geschickt. Die EKD nahm das Konzil, dessen Verhandlungen ja vertraulich waren, durch die Linse Edmund Schlink wahr. Aber was genau sollte er dort machen?
„Das ist schwer zu sagen, weil es nämlich keine genaue Arbeitsbeschreibung für Schlink gibt und er sich seine Arbeit selber gestalten konnte“, sagt Margarethe Hopf, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für evangelische Kirchengeschichte in Bonn, die sich wissenschaftlich mit Schlink befasst. In jedem Fall war er aber nicht nur für die EKD wichtig, sondern auch für die Arbeit des Konzils selber. Weiterlesen “Das ökumenische Ökumenische Konzil”