Es ist nicht leicht, Papst Franziskus zu Gast zu haben. Er besucht ein Land, das damit die Blicke der Welt auf sich gerichtet sieht. Ein Land, das zu den aufstrebenden Schwellenländern gehört, will man mal politisch-ökonomisch denken, das schon jetzt zu den größten Volkswirtschaften der Welt gehört. Man will seinen Platz in der Welt einnehmen. Und dann besucht der Gast Drogenentzugskliniken, Gefängnisse, spricht von den Armen und an die Seite gedrängte, den Rechtlosen, holt Obdachlose an den Altar und ermahnt alle zu mehr Solidarität – wenn auch ohne den erhobenen Zeigefinger – und weist allein dadurch auf Missstände hin. Nicht einfach, Gastgeber des Papstes zu sein.
Ich habe in den vergangenen Tagen mehr als nur einmal an die Deutschlandreise Papst Benedikt XVI. gedacht, vor allem an die Konzerthausrede mit ihrer „Entweltlichung“. Der Papst ist damals, im September 2011, durch das Land gezogen und hat Dinge gesagt, die quer lagen zum Mainstream des Denkens. Vieles ist angeeckt und sollte das auch.
Franziskus geht es ganz ähnlich. Das Jubeln und die Massen an Jugendlichen dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass es eine Herausforderung für die Gesellschaft und vor allem für die Politik des Landes ist, dass der prominente Gast mit jeder Geste und jedem von ihm selbst gewünschten Teil des Programms einen Finger in eine weitere Wunde legt. Wie gesagt: Ungleichheit, Gefängnis, Drogenklinik, Armenviertel und Gewalt, gerechte Welt. Und dazu kommen dann die Inhalte seiner Ansprachen, zum Beispiel an die Jugendlichen: Macht „lío“!, wie das spanische Wort in der Ansprache an die argentinischen WJT-Teilnehmer lautete, also „macht Wirrwar, Durcheinander!“ In einem Land, das gerade wochenlange Demonstrationen vor allem der jungen Generation gesehen hat, kann man das nicht einfach weglächeln, der Papst ist unbequem. Weiterlesen „Kein einfacher Gast“