Hoffentlich ist es nur ein Sturm im Wasserglas: Rom und Italiens Kulturwelt diskutieren gerade, ob es sinnvoll ist, für das Pantheon in Rom Eintritt zu verlangen. Der Kulturminister hat öffentlich Drei Euro ins Spiel gebracht, damit – 21 Mio Euro im Jahr – sollen dann andere Monumente erhalten werden, die nicht so viele Besucher haben wie das Pantheon.
Nun ist das Pantheon aber nicht nur ein antikes Gebäude, sondern eine Kirche. Und zwar eine, wo auch Gottesdienste stattfinden, Messen, Trauungen etc. In Rom gibt es das bisher noch nicht, Kirchen mit Eintritt, anders als etwa in den Touri-Hochburgen Florenz und Siena. Da muss man, wenn man den Duomo oder Santa Croce sehen will, zahlen, es sei denn, man kann bescheinigen, dass man Priester ist. Habe das selbst ausprobiert, funktioniert.
In Rom muss man zwar an Sankt Peter Schlange stehen, wegen der Kontrollen, aber zahlen muss man nicht.

Das Pantheon ist Antik, der Vorbau stammt aus der Zeit des Augustus, die Kuppelhalle ist jünger. Aus dem Tempel wurde dann eine Kirche, bevor das Königreich Italien versuchte, durch die Beerdigung seiner Könige dort drin so etwas wie ein Nationalgefühl zu schaffen, in rührender Nachahmung des Pantheons in Paris, wo die Großen Frankreichs liegen.
Das hat nie richtig funktioniert, kein Tourist kommt, um die Grablege der Könige zu sehen, sondern um die große Kuppel mit dem Loch drin zu bewundern. Die Halle hat wunderbare Proportionen und lohnt den Besuch wirklich, der Lichteinfall, der Raum, all das macht den Besuch zu einem touristischen Highlight.
Nur noch touristisches Highlight?
Was tatsächlich die Frage aufwirft, ob man das Pantheon deswegen nicht auch als touristisches Highlight behandeln soll und ein Ticket-Häuschen zwischen die Antiken Säulen stellen sollte. Kurz: Bleiben von Sancta Maria ad Martyres nur das Gebäude und die Angaben im Reiseführer?
Mein Herz sagt natürlich ‚Nein’. Aber auch der Verstand hat Zweifel. Das Geld, das hier eingenommen wird, reicht natürlich hinten und vorne nicht. Italien hat so viele zu erhaltene Stätten, da kann Eintritt für das Pantheon eine nur symbolische Bedeutung haben.
Was mich aber noch mehr nervt ist die Perspektive, dass alles nur noch mit Geld zu erreichen sein wird. Natürlich braucht man Geld, ohne Zweifel, so naiv bin ich nun auch wieder nicht. Aber die Innenstadt Roms verwandelt sich eh immer mehr zu einem Besucher-Park. Es wäre schade, wenn Kulturdenkmäler – und Kirchen – sich nahtlos darin einreihen würden.
Wer Geld bezahlt, erwirbt Rechte. Und wenn ich Rechte an etwas habe, etwa etwas zu sehen, dann bin ich irgendwie Herr der Sache.
Wer Geld bezahlt, verändert die Beziehung, die er zum Gebäude oder sonstwas hat. London hat die Gewohnheit, dass dort alle Museen ohne Eintritt funktionieren – noch, muss man ehrlicherweise sagen. Das verändert die Besucher, jedenfalls meinem Eindruck nach.
Wie gesagt, hoffentlich ist das alles nur eine der üblichen politischen Versuche, ein Nutztier durchs Dorf zu treiben, um Aufsehen zu erregen und so zu tun, als tue man was. Andererseits würde und dieses Kulturdenkmal und würde uns diese Kirche wieder ein Stück fremder.