Hört sich mächtig wichtig an: General-Kazike! Er ist der gewählte Leiter des Volkes der Munduruku, Kaba Remubu’, Arnaldo Amancio Ceutemo Kube. Wobei gewählt: Auch sein Vater hatte das Amt schon inne, es gibt eine Übergabe und es gibt eine Wahl. Andere Welten, andere Zugänge zu Autorität.
Aber wenn er spricht, dann hört man aber nicht Autorität. Sondern die Machtlosigkeit der Indigenen.
Der Kazike ist immer wieder Vertreter seines Volkes, bei Versammlungen aller Indigenen Amazoniens in Vorbereitung auf die Bischofssynode, er war auch schon in Paris zu einem Treffen, er bringt die Perspektive vom Rio Tapajos in die Welt.
Die Machtlosigkeit der Indigenen
„Wir Munduruku und die Region hier sind tot, hier gibt es so viele geplante Wasserkraftwerke, und es gibt das Quecksilber im Wasser, das ist unser Ende.“ 30.000 Munduruku gebe es, deren Zukunft sieht der Kazike schwarz. „Die Regierung weiß nicht, was die Indigenen sind“, sagt er, „der Präsident will uns zertreten.“
Deutliche Worte, dramatische Worte, er weiß die Schwierigkeiten seines Volkes deutlich zu artikulieren. Und trifft in der Deutlichkeit seiner Worte die Drastik seines Präsidenten, der von Indigenen einmal als „Tiere im Zoo“ gesprochen hatte.
Drastische Worte
„Gott hat den Rio Tapajos geschaffen, damit er in Ruhe gelassen bleibt, und nicht damit man da rumfuhrwerkt“, Kazike Arnaldo wendet sich klar gegen die Regierungslinie, dass sich alle in die kapitalistische Wirtschaftsordnung einordnen müssen. Die 43 Wasserkraftwerke, die in der Region geplant seien, würden tief in den Kreislauf eingreifen. Und sie als die Menschen, die vom Fluss leben, seien nicht gefragt.
Aber was sollen sie machen? Die Klarheit seiner Sprache sucht nach der Möglichkeit, jetzt etwas tun zu können. Kazike Arnaldo sieht schwarz, anders als viele andere Indigene, die ich auf meiner Reise getroffen habe. Aber er ist als Vertreter seines Volkes und hat einen anderen Einblick und auch andere Informationen über das, was hier alles passieren soll.
Hilfe von der Synode?
Wäre die Synode in Rom eine Lösung? Er selber hat ja an einem Vorbereitungstreffen zu Beginn des Jahres teilgenommen. Kazike Arnaldo ist sehr skeptisch. „Unser Wunsch ist, dass wir Unterstützung in unserem Kampf für unsere Rechte bekommen“.
Der Pessimismus ist schwer auszuhalten. Wir haben auf der Reise bis dahin immer wieder Leute getroffen, die etwas tun oder tun können. Nun treffen wir einen Indigenen, der keine Zukunft für sein Volk sieht. Der die Pläne für sein Land kennt und um das Gift im Fluss weiß und auch den Streit und der die Worte seines Präsidenten hört.
„Diese Region ist tot“, dieser Satz klingt nach. Es ist halt nicht irgendein Projekt, die Welt besser zu machen, das da im Vatikan verhandelt wird. Hier geht es um Gottes Schöpfung, um die Würde jedes Menschen. Neue Wege zu finden ist auf einmal sehr viel dringender geworden.
Nichts hat bei der Reise in Amazonien diese Perspektive so klar gemacht wie das Gespräch mit dem General-Kaziken: Es kann auch scheitern.