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Teuflisch!

Veröffentlicht am 8. November 2013

Die Schwelle zur Skandalisierung der katholischen Kirche sei im Augenblick unglaublich niedrig. Das sagte mir vor einigen Tagen ein Kollege einer großen deutschen Tageszeitung: Der kleinste Anlass und es geht wieder los. Ist gut vorstellbar.

Leider gibt es auch unter Katholiken eine reife Aufrege-Kultur. Schnell rauf mit dem Erregungs-Pegel, eine kleine Geschichte gerät da mal schnell aus den Proportionen. Und das hat nichts mit irgendwelchen kirchenpolitischen Vorzügen zu tun, im Gegenteil, man gleicht sich da ziemlich. Man sieht etwas, stilisiert hoch, ärgert sich (und dann andere) und zieht Grenzen. Meistens durch Forderungen.

 

C.S. Lewis lesen, den Menschen verstehen

 

Es wird Zeit, zu einem Klassiker zu greifen. Eines der besten und klügsten und dabei noch humorvollsten Bücher, die es über den Menschen und seine Suche nach Gott gibt, sind die „Screwtape Letters“, in den 40er Jahren in England von C.S. Lewis verfasst. Es ist ein kurzes Buch, 30 Briefe, die ein Oberteufel an seinen Unterteufel schreibt (deswegen auch die unsägliche deutsche Übersetzung des Titels „Anweisungen an einen Unterteufel“).

Unterteufel Wormwood ist neu im Geschäft und sein „Kunde“ soll von seinen guten Intentionen abgebracht und zum Bösen verführt werden. Der Jungverführer ist aber nicht sehr clever, und so muss ihn sein Onkel und Oberteufel Screwtape beibringen, wie das denn so geht mit den Menschen und was die Schwächen sind, die es auszunützen gilt.

Seite für Seite werden vergnüglich unsere Schwächen aufgelistet, mehr als einmal fühlt man sich ertappt. Ein großartiges und vergnügliches Stück Literatur, dass ich mindestens ein Mal im Jahr lese.

C.S. Lewis beginnt leicht und locker: Wenn man jemanden aus der Kirche bringen wolle, dann müsse man ihm beibringen, Jargon zu sprechen. Das entfremde. Wie wahr. Und das erste, was wir uns merken sollten.

 

 

Jargon, Parteiung, falsche Innerlichkeit

 

Dann etwas für alle Betenden und Suchenden: Der Teufel – in unserem Fall Unterteufel – will erreichen, dass wir Bekehrung für etwas „Innerliches“ halten. Gebet sei immer nur authentisch, wenn es spontan sei, Anbetung sei eine Stimmung, in der das Denken keinen Raum habe, und so weiter. Dann noch schnell das Wort „subjektiv“ drankleben, während die Welt um uns „wirklich“ sei, und schon hat man ein wunderbares Teufelsgemisch.

Und dann ein erstes Glanzstück: Hin zum Gefühl. Und zwar in dem Sinn, dass es von der Wirklichkeit wegführt, also sich großzügig fühlen anstatt großzügig zu sein, sich mutig fühlen anstatt mutig zu sein. Das sich konzentrieren auf sich selbst. Klingt das bekannt? Genau, das ist exakt Papst Franziskus‘ „aus sich selbst herausgehen“ im Gegenstück. Da kann man gleich noch Brief fünf anhängen: Die beste Waffe des Verführers sei „zufriedene Weltlichkeit“, auch das ein fester Begriff im Vokabelheft Franziskus‘.

Aber ich wollte ja über die Aufgeregtheiten sprechen.

Alle Extreme sind zu ermutigen, alle Parteiungen sind zu ermutigen. So einfach ist der Ratschlag Screwtapes an seinen Auszubildenden. Man solle den „Kunden“, also uns, dazu bringen, unsere Überzeugungen als Teil unserer Religion zu begreifen. Dann solle man diese Überzeugungen Schritt für Schritt wichtiger werden lassen. Und so werde dann die Religion schleichend Teil einer „Sache“. So werde Glaube zu einem Mittel und die Weltlichkeit der Zweck. Grandios. Und so einfach.

Wie viele Überzeugungen in der Kirche gibt es, die langsam eine Bedeutung gewinnen, die ihnen nicht zukommt? Und wenn man es richtig anstellt, dann bekommt man die Parteiung gleich noch gratis dazu.

 

Sünden wurzeln in der Zukunft

 

Eine meiner Lieblings-Taktiken: Der Feind – damit ist Gott gemeint, gesehen aus der Sicht des Teufels – berühre den Kunden – den Menschen – in der Gegenwart. Deswegen müsse man den Menschen aus dem Denken in der Gegenwart weg bekommen, das beste Mittel sei die Zukunft. „Nahezu alle Sünden haben ihre Wurzel in der Zukunft“, ein Satz, der in keinem geistlichen erste-Hilfe-Kasten fehlen darf. Die Zukunft sei unseren Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen unterworfen, ohne dass die Realität diese einfange. Also schauen wir doch mal beim nächsten mal, wenn wir uns aufregen, darauf, wo das seine Wurzel hat. In einer Erwartung dessen, wie etwas zu sein hat? Werden soll? Nicht werden soll? So so als Test.

Aber bevor das hier zu lang wird, springe ich gleich zu meiner Lieblingseinsicht: Die Aufgeregtheit des Augenblicks ist immer gegen die Laster zu richten, die am wenigsten gefährlich sind, lehrt Screwtape; gleichzeitig ist diejenige Tugend zu fördern, die am nächsten an dem Laster liegt, das die Teufel gerade endemisch machen wollen. „Das Spiel ist, sie mit Feuerlöschern herumlaufen zu lassen wenn eine Flut hereinbricht und alle auf der Seite des Bootes zu versammeln, das bereits mit dem Sill unter Wasser ist.“ Soll heißen: Bei alles Aufregung sich mal in aller Ruhe das Gegenteil anschauen, ob da nicht viel größerer Schaden liegt.

Das ist klug, weise, und vor allem sehr wahr.

Im Buch steckt noch mehr drin, aber das überlasse ich Ihnen. Oder ziehe es demnächst novh mal hervor, mal sehen. In jedem Fall schafft es das, was wir religiös derzeit am wenigste haben: Selbstironie und Gelassenheit.

 

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Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben
Schlagwörter C.S. Lewis, Kirche, Medien, Öffentlichkeit, Teufel

21 Kommentare zu “Teuflisch!”

  1. Claudia sagt:
    8. November 2013 um 10:25 Uhr

    Lieber Pater Hagencord,
    wie wahr, wie wahr!

    Antworten
  2. Guardianus sagt:
    8. November 2013 um 11:36 Uhr

    …und manchmal scheint es, als ob der Mensch sich im „teuflischen Treiben“ besser auskennt als im Göttlichen Wirken, bzw. den dem Menschen gegebenen göttlichen Auftrag. Das gibt zum (Nach-)Denken auf…..

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      8. November 2013 um 11:53 Uhr

      Wieso?

      Antworten
      1. Guardianus sagt:
        8. November 2013 um 12:55 Uhr

        Daa frage ich mich auch….! Vielleicht liegt es daran, dass der Mensch hinter allem etwas sieht und vermutet und somit ‚glauben‘ und ‚vertrauen‘ zerstört, bzw. diesem keine Chance zu geben scheint, dass sich als solches dann entwickeln kann….auch zur Klärung hin und nicht zur Anklage oder Diskriminierung: wo Arglosigkeit eben arglos wirklich ist und wir der Doppelzüngigkeit aktiv wie passiv keinen Raum geben….

        Antworten
      2. Guardianus sagt:
        8. November 2013 um 13:29 Uhr

        …weder Vergangenheit noch Zukunft, noch die Gegenwart eines Menschen, den wir für unser Mißtrauen zum Anlaß nehmen Doppelzüngigkeit zu werden, darin wir eben nicht mehr den Gegenüber sehen, sondern bereits das Bild, das wir uns vom Gegenüber bereits gemacht haben….und dabei die Gegenwart Gottes vergessen in der wir bewußt oder unbewusst wirklich leben.

        Antworten
  3. Chrisma sagt:
    8. November 2013 um 12:20 Uhr

    @Pater Hagenkordt, Ihre kleine Buchbesprechung liest sich so als wäre es ein Buch für mich. Wird gekauft und gelesen….

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      8. November 2013 um 12:21 Uhr

      Viel Vergnügen!

      Antworten
  4. Chrisma sagt:
    8. November 2013 um 12:26 Uhr

    @Pater Hagenkordt, Ihre kleine Buchbesprechung liest sich so als wäre es ein Buch für mich. Wird gelesen, kaufen nicht nötig. Es ist free online

    http://readanybooks.net/fantasticfiction/The-Screwtape-Letters.html

    Antworten
  5. Silvia Brückner sagt:
    8. November 2013 um 13:57 Uhr

    Ich lasse mir doch von so einem popeligen Unterteufel – Azubi wie Wormwood nicht meine tägliche Dosis Adrenalin nehmen!!!!!

    Echt teuflisch so was!!!!!

    Antworten
    1. Chrisma sagt:
      9. November 2013 um 11:23 Uhr

      @Silvia, hab herzlich gelacht, hätte Ihnen so gern diese kleinen Teufelchen, die es gibt geschickt. Habe ich nicht gefunden. Wie das Leben so spielt sind die „Blagen“ nie da wenn man Sie braucht……

      Antworten
      1. Silvia Brückner sagt:
        9. November 2013 um 12:15 Uhr

        Freut mich, liebe Chrisma!

        Antworten
  6. veruschka sagt:
    8. November 2013 um 16:50 Uhr

    Die Teufelstories gibt es doch schon seit dem Faust. Alles nur Plagiat! Aber natürlich muss man den Lewis erst lesen, bevor man sich ärgern kann und darf! (Hab‘ ich noch nicht).
    Allerdings, muss man auch einschieben, haben da die Engländer eine große Tradition vorzuweisen: Vorreiter war John Milton mit seinem barocken „Paradise Lost“. Lesenswert? Nein, lieber nicht (wieder zu langweilig für den Gegenwartsmensch).

    Antworten
    1. veruschka sagt:
      8. November 2013 um 17:21 Uhr

      Uppps: Milton gab es vor dem „Faust“. Also „… gibt es doch schon seit ,Paradise Lost‘ “ muss es heißen.

      Antworten
  7. Rudi sagt:
    9. November 2013 um 10:27 Uhr

    Warum nur denke ich beim lesen dieses Beitrags, an so manchen Kommentar auch in diesem Blog?

    Antworten
    1. KRP sagt:
      9. November 2013 um 13:07 Uhr

      Hat sicher seine Gründe, nichts ist ohne Bedeutung.. 😉

      Antworten
  8. Jerusalem sagt:
    13. November 2013 um 10:34 Uhr

    Ist das eine kritische Bemerkung zu P.Franziskus ?
    Meine größte Sorge ist, dass das 1. Gebot mit der Nächstenliebe und nicht mit der Gottesliebe beginnt. Diese Tendenz des nicht mehr Höhrens auf den Willen des Vaters zieht sich wie ein roter Faden durch alle Gruppierungen und lässt immer mehr eine verwirrte Babel Kirche/Gesellschaft entstehen.
    Shema Israel!

    Antworten
    1. KRP sagt:
      13. November 2013 um 11:26 Uhr

      Ist Gottesliebe nicht Nächstenliebe? Gott ist doch in allen Menschen und liebt alle Menschen gleich. Müsste dann nicht der Mensch mit der Liebe zum Nächsten anfangen und dadurch liebt der Mensch automatisch Gott weil er seine Geschöpfe liebt? Lieben wir die Menschen, seine Schöpfung lieben wir Gott.

      Antworten
    2. KRP sagt:
      13. November 2013 um 11:42 Uhr

      Nächstenliebe ist das 1. Gebot das Christus gegeben hat: „Liebe deinen Nächsten…“ also liebe ich Gott.

      Antworten
      1. AM sagt:
        13. November 2013 um 20:45 Uhr

        Das ist korrekt, KRP.

        Antworten
        1. KRP sagt:
          14. November 2013 um 14:29 Uhr

          Danke liebe Anna für die Unterstützung , hoffentlich hat es auch Jerusalem verstanden dem das galt.

          Antworten
    3. Guardianus sagt:
      15. November 2013 um 06:58 Uhr

      Denke ich nicht, Jerusalem, dass dies eine kritische. Bemerkung zu Franziskus ist, wenn er selbst immer wieder vor einer „zufriedenen Weltlichkeit“ warnt, bzw. innerhalb der Kirche festzustellen scheint und somit wahrscheinlich auch jene Feststellung/Beobachtung macht wie Sie …….

      Antworten

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