Die Predigt in Havanna: Vierzehn mal hat er das Wort „Freiheit“ oder „frei“ benutzt, fünfzehn mal das Wort „wahr“ oder „Wahrheit“. Die schiere Macht der Zahlen spielt keine Rolle in Predigten, aber sie gibt doch einen Hinweis darauf, in welche Richtung der Papst denkt.
Zum einen unterstreicht es noch einmal klar und deutlich, wie sehr Benedikt XVI. die Theologie des Johannesevangeliums schätzt.
Zum anderen spricht der Papst das – nach der alttestamentlichen Lesung von den Jünglingen im Feuerofen – in Kuba. Freiheit ist eine der großen Vokabeln der Revolution. Der Papst hat klar gemacht, dass auch die Kirche immer auf der Seite der Freiheit steht. Im Flugzeug auf dem Hinflug hat er das bei der Pressekonferenz betont, und bei der Predigt in Havanna war das nicht zu überhören.
Die Freiheit ist aber eine, die Menschen zu etwas befähigt und die Verantwortung auferlegt. Sie verwandelt die Welt, sie öffnet die Zukunft. Kuba blicke schon auf das Morgen, so der Papst in Santiago de Cuba. Die Freiheit und die Wahrheit werden ihre Rolle in diesem Morgen spielen. Das ist der Wunsch des Papstes bei dem Besuch in der Karibik.
Unser freies Land ist im Begriff, den Glauben wegzuwerfen. Das, was andere suchen, weiß man hier nicht mehr zu schätzen.
Wahrheit und Freiheit sind wunderbar, ja lebensnotwendig. Doch das kann man nicht nur von den anderen einfordern. Zuerst einmal müsste die Kirche selbst ein Ort sein, an dem man in Freiheit die Wahrheit suchen kann. Wie es einem dabei ergeht, das kann man an Martin Luther beispielhaft studieren.