„Der lange vorhergesagte Bedeutungsverlust der Religionen in modernen Gesellschaften ist nicht eingetreten”: So beginnen wir den Text einer Ausschreibung für eine Fortbildungsreihe. Ich darf „wir” sagen, weil es ein Projekt ist, an dem ich beteiligt sein darf. Die Frage nach dem (nicht eingetretenen) Bedeutungsverlust zieht aber die Frage nach der Bedeutung in den Redaktionen der Medien nach sich, das ganze Feld Religion ist unübersichtlich geworden, auch für die Berichterstatterinnen und Berichterstatter. Journalisten tun sich oft schwer mit dem Subjekt. Und das gerade auch dann, wenn Menschen zunehmend irritiert sind von den Dynamiken der verschiedenen Religionen.
Aber dagegen kann man ja was tun, das ist keine Frage von Genialität. Deswegen diese Fortbildungsreihe. Die katholische Journalistenschule ifp in München nennt sie „Fachjournalist/in Religion”. Über zwei Jahre hinweg wollen wir berufsbegleitend helfen, Kontakte, Fachwissen und Erfahrung zu erwerben.
Bedeutungsverlust der Religionen
Die Fortbildungsreihe Fachjournalist „Religion“ will Journalistinnen und Journalisten qualifizieren, über diese Entwicklungen und Konflikte sachkundig zu berichten. Sie lernen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften in Deutschland kennen. Sie erleben die religiöse Praxis der Gemeinschaften, lernen ihre Gotteshäuser kennen und knüpfen Kontakte zu Repräsentantinnen und Repräsentanten sowie Akteurinnen und Akteuren aus Politik und Kultur.
So heißt es in der Ausschreibung. Selber habe ich immer wieder dazu was geschrieben, ich glaube, dass Religion eben nicht nur ein soziologisch oder psychologisch zu begreifendes Phänomen ist. Religion ist nicht nur von politikwissenschaftlichen, geschichtlichen oder kulturwissenschaftlichen Begriffen zu fassen. Ich verliere sogar eine wichtige Dimension von Religion, wenn ich mich als Journalist in meiner Berichterstattung nur auf solche Begriffe stütze.
Das ist mehr als Soziologie und Psychologie
Nun will das keine Vorgabe für die Fortbildung sein, aber es beschreibt vielleicht mein persönliches Anliegen dabei. Die konstruktive und auch die kritische Dimension von Religionen herauszufinden braucht eben auch dieses Verstehen.
Es wird um Kopftücher gehen, um weltanschauliche Vielfalt. Es wird ums Religionsverfassungsrecht gehen. Um Flüchtlinge, Dialog und die Frage nach Krieg oder Frieden im Namen Gottes. Also ein veritabler Rundumschlag.
Wer mehr wissen will, hier gibt es auch noch einen Flyer dazu, die Ausschreibung selber habe ich weiter oben verlinkt.
Es geht leider, was das Christentum betrifft, immer mehr um die Abgrenzung Religion und Politik. Siehe die letzten Tage. Ich fand vor einigen Tagen einen sehr intelligenten Artikel, es geht um die neue “Kurz” Regierung in Österreich. Man kann es mE überall in der EU diskutieren, sicherlich auch über Berlin oder im modernen urbanen Bayern:
https://www.diepresse.com/5753886/diese-regierung-neigt-zur-religionsfeindlichkeit
Also das an sich viel gelobte Modell türkis-grün. Die Volkspartei (eine typische C-Partei, vorher, Tradition mindestens wie die CSU) hat sich ja von schwarz auf Türkis umgefärbelt. Das war ein Wunsch des Herrn Kurz und so konsequent vor einigen Jahren, als er der Chef wurde.
Nun, der Artikel sagt, diese Regierung ist offen religionsfeindlich. Ich war etwas perplex. Und frage mich: übertreibt der Artikel.
Ein Konservativer in Brüssel könnte ja ansonsten den Kurz, wenn er so religionsfeindlich ist, auch aus den Volksparteien ausschließen, oder nicht?
Andererseits. Schon kam das juristische Thema Kopftuch, dann das Kreuz im Krankenhaus und im Gerichtssaal. Alle Themen sind da…Letztes Jahr der Karfreitag…
Ich meine, diese Themen bestimmen weiter die EU-Realität. Aber was ist das wahre Wesen der C-Parteien Europas.
Wie darüber berichten??