Religion ist eine fremde Welt. Jedenfalls vielen Leuten, die sich beruflich mit Religion befassen. Gleich ob das die Frage nach dem Jüdischen im Jüdischen Museum in Berlin, nach dem Islam in den vielen Formen, nach Ökumene und nach katholischen Spezifika ist: Journalismus und Religion sind sich oft fremd geworden. Zu oft gelten nur noch Schlagworte – „konservativ“, „unmodern“ – die nicht wirklich beim Verstehen helfen.
Ja, Religionen in ihrer verfassten Form tun alles möglich dafür, falsch verstanden zu werden. Machtkämpfe, Intransparenz, Geldgeschichten, all das gibt es immer wieder. Und trotz allem: Religion wird wichtig. Konflikte machen sich an Religonen fest, es gibt eine zunehmende Vielfalt von Religionen. Das Verstehen von Religion wird wichtiger, wenn man diese Phänomene verstehen und verstehbar machen will, und zwar sowohl was das fremd gewordene Eigene angeht, das Christentum, als auch was etwa den Islam angeht, um nur eine weitere Religion zu nennen.
Journalismus und Religion
Religion ist eben nicht nur ein soziologisch zu begreifendes Phänomen, sie ist nicht nur von politikwissenschaftlichen, geschichtlichen oder kulturwissenschaftlichen Begriffen zu fassen. Ich verliere sogar eine wichtige Dimension von Religion, wenn ich mich als Journalist in meiner Berichterstattung nur auf solche Begriffe stütze.
Ganz besonders gilt das vielleicht für die Psychologie, wenn man also versucht, Religion völlig aus nicht-religiösen Kategorien heraus zu erklären. Und damit zu unterwerfen. Das alles kann richtig sein und kann wichtig sein und kann helfen, zu verstehen, aber es ist eben nicht alles.
Wie ich in den Wald hinein rufe …
Wenn zum Beispiel ein neuer Papst gewählt wird, dann findet die Berichterstattung oft im Modus von demokratischen Wahlprozessen statt. Da gibt es dann Parteien, Wahlsieger, da gibt es konservativ und progressiv und so weiter. Und das ist ja auch verständlich, die Kategorien, die ich anlege, bestimmen das Bild, das ich sehe.
Aber es verhindert eben leider auch, dass ich die vollständige Geschichte erkenne. Die selbstverständliche Präsenz Afrikas zum Beispiel (um beim Beispiel der Papstwahl zu bleiben) wurde reduziert auf die Frage, ob Kardinal Turkson „Chancen“ auf das Papstamt habe, etc. Dass dahinter eine Weltkirchlichkeit steckt, wird übersehen. Ganz zu schweigen, dass das ziemlich herablassend einem ganzen Kontinent gegenüber ist.
Aber auch die geistliche Dimension gehört dazu. Was Gebet ist, was Tradition, welche Rolle die Schrift oder die Liturgie spielt ist eben nicht nur Beiwerk. Und Volksfrömmigkeit ist nicht nur Folklore.
Berichterstattung via Bilder
Am ehesten noch gelingt die Berichterstattung über die religiöse Dimension der Religion interessanterweise im Fernsehen, das wird von Bildern viel besser getragen als von Worten. Aber wie erklärt man das? Verstehen braucht Bilder, braucht aber auch Worte, Konzepte, Reflexion.
Man kann – davon bin ich überzeugt – über Religion als Religion sprechen, selbst wenn man dieser Religion nicht angehört. Man muss nicht selber gläubig oder fromm sein, um klug über Religion zu sprechen. Aber wie kommt man dahin?
Angst verlieren
Ein erster Schritt ist es, die Angst zu verlieren, sich vereinnahmen zu lassen. Nicht die Vorsicht und nicht die Sorgfalt, aber die Angst. Natürlich gibt es die Versuchung, zum Teil des Systems zu werden, wie bei Sportreportern und Sportfunktionären, Politikreportern und Politikern, und so weiter. Es ist aber kein Automatismus.
Ich stelle eine Sorge bei Kolleginnen und Kollegen fest, zu „fromm“ zu klingen. Ich stelle auch eine Sorge fest, sich zu weit von einem Publikum zu entfernen, das man als der Religion entfremdet vermutet. Und drittens stelle ich die Sorge fest, vor Kolleginnen und Kolleginnen komisch auszusehen, wenn man sich mit sowas auskennt. Ich meine das gar nicht herablassend, das muss man ja auch ernst nehmen. Aber daraus darf sich keine Angst entwickeln, die Unkenntnis in Sachen Religion zu einer Tugend erhebt.
Unkenntnis zur Tugend
Ein zweiter Schritt wäre, Religion neu kennen zu lernen. Wie gesagt, Unkenntnis ist keine Tugend. Auch ist es keine Tugend, Religion den immer wieder gebrauchten Begriffen aus Politik oder Kultur zu unterwerfen. Drittens ist es keine Tugend, schon gar keine journalistische, immer wieder dieselben Fragen aufzuwerfen ohne nachzusehen, ob solche Fragen ein richtiges Bild des Berichteten abgeben. Neugier ist auch hier wie überall im Journalismus wichtig.
Beispiel Amazonas-Synode: ob es die Realität Amazoniens trifft, wenn immer wieder die gleichen europäischen Fragen aufgeworfen werden, wage ich zu bezweifeln. Um zu verstehen und vor allem um die Menschen, die es angeht, zu hören muss ich als Journalist (glaube ich jedenfalls) in der Lage sein, fertige Vorstellungen mindestens in Frage stellen zu lassen.
Fragen stellen
Der dänische Statistiker Hans Rosling zum Beispiel ist um den Planeten gezogen und hat allen, die es hören wollten, beigebracht dass unsere Sicht auf die Welt oft genug eben nicht auf Daten und Zahlen, mithin von der Realität abhängt, sondern von Vor-Urteilen. Die seien erklärbar, aber man müsse eben auch über sie hinaus, um die Realität nicht zu verfehlen. Das Problem ist nicht, dass es keine Daten gäbe, sondern dass wir – Journalisten – mit fertigen Vorstellungen dort heran gehen. In Sachen Religion weiter gedacht: Es ist nicht so, als dass es nichts zu berichten gäbe. Aber wenn wir uns für Religion als Religion interessieren, dann darf ich mich nicht an Vorstellungen des 20. Jahrhunderts hängen. Oder um es simpel zu formulieren: Die Tugend lautet, Fragen zu stellen. Dem Gegenüber aber auch sich selber.
Drittens braucht es eine gesunde Selbsteinschätzung in Sachen „Aufgeklärtheit“. Es ist eben nicht so, dass post-religiöse Menschen „aufgeklärter” sind, „weiter” sind als andere. Es gibt eine Auffassung von Fortschrittlichkeit, die post-religiös daher kommt. Das mag ja sein – nehmen wir das mal hypothetisch an – muss dann aber auch gezeigt werden. Als stille Voraussetzung verzerrt es die Perspektive.
Jenseits des Klick-baiting
Viertens braucht es Sachkenntnis. Das klingt jetzt wie ein versteckter Vorwurf, als ob es das nicht gäbe. Es gibt aber tatsächlich viele Kolleginnen und Kollegen, die sehr viel wissen, meistens aber über die jeweiligen Institutionen von Religion, etwa die Kirche. Das ist aber nicht immer dasselbe. Religion ändert sich, Formen und Praxis von Religiosität ändern sich, innerreligiöse Konflikte etwa zwischen Institution und Gläubigen brauchen auch den Blick auf diese Wandlungen.
Und als letzten Punkt muss ich an dieser Stelle in die Klage über das Klick-Baiting einstimmen. Das füttert Vorurteile, weil es nichts Neues bringt (was Journalismus ja eigenglich sein soll), sondern nur Bestehendes abruft. Das gilt bei allen Bereichen der Medien, beim Thema Glauben und Religion stelle ich das selber als verheerend fest. Es gibt so viele als festgefügt angenommene Meinungen, die mit Schlagzeilen gefüttert werden, dass es im Netz immer weniger qualitätsvolle Berichterstattung außerhalb von klar religiös orientierten Medien gibt.
Es gibt sie, das ist hier keine Generalkritik, aber es gibt sie immer weniger. Wenn wir die Welt in der wir leben verstehen wollen, und wenn wir als Journalisten sie beschreiben und verstehbar machen wollen, wenn wir gute Geschichten erzählen wollen, dann gilt das für alle Bereiche unserer menschlichen Realität. Und auch für die Religion.
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Nachbemerkung:
Meine Gedanken habe ich hier schon mal vorgelegt, vor einigen Jahren. Aber ich erlaube mir, das hier noch einmal aktualisiert anzubieten.
…”Viertens braucht es Sachkenntnis. Das klingt jetzt wie ein versteckter Vorwurf, als ob es das nicht gäbe. Es gibt aber tatsächlich viele Kolleginnen und Kollegen, die sehr viel wissen, meistens aber über die jeweiligen Institutionen von Religion, etwa die Kirche. Das ist aber nicht immer dasselbe. Religion ändert sich, Formen und Praxis von Religiosität ändern sich, innerreligiöse Konflikte etwa zwischen Institution und Gläubigen brauchen auch den Blick auf diese Wandlungen”…
Eine gute Beschreibung von Sachkenntnis und oder Sachverstand. Man merkt halt gleich den guten Journalisten in Ihnen.
Eine genaue, zuverlässige Kenntniss auf einem bestimmten Gebiet, die zu einer entsprechenden Tätigkeit, der Beurteilung, Einschätzung o. Ä. von etwas befähigt, muss noch längst nicht heissen was ich zu Vorzeiten mal gelernt habe gilt für alle Zeiten. Alles unterliegt Veränderung und oder (wie Sie schreiben Wandlung) und lange Ausführungen mit viel “akademischem” Fremdwörtern hat nicht immer was mit viel Sachverstand und Klugheit zutun. Sie sprechen mir mal wieder aus der Seele.
“Die Tugend lautet, Fragen zu stellen. Dem Gegenüber aber auch sich selber.”
Wobei es auch die richtigen Fragen sein müssen.
Und meiner Ansicht heißt das manchmal – gerade wenn es viele Vorurteile über ein bestimmtes Thema gibt – Fragen, die in gewissem Maße provozieren und/oder gezielt an diesen Vorurteilen rütteln.
Um es konkret zu machen:
“sondern von Vor-Urteilen.”
in dem verlinkten Video wird hervorragend optisch dargelegt, dass – wenigstens nach Daten ca. 2005 – Asien was Lebenserwartung und Wohlstand angeht stark gegenüber westlichen Ländern zwischen ca. 1962 und 2005 aufgeholt hat.
Das alleine erlaubt schon allerlei an Vorurteilen rüttelnde Fragen, z. B. welchen Sinn es überhaupt noch macht, von “westlichen Ländern” zu sprechen (vor allem, wenn die Entwicklung so weiter ging).
Aber natürlich könnte man auch manche Leute, die viel davon reden, weniger Armut in der Welt zu wollen, und gleichzeitig davon reden, vor Kapitalismus warnen, mal provokant fragen, warum sie das beste Mittel der letzten Jahrzehnte gegen Armut eigentlich verteufeln, wenn sie weniger Armut wollen?
Denn eine in Frage kommenden Ursache, warum Armut in Asien (vor allem Ostasien) zurückgegangen ist, wie der Vortrag zeigt, ist wenigstens freie Marktwirschaft, internationaler Warenverkehr und auch grenzüberschreitende Investitionen.
Klar, Kapitalismus ist kein Allheilmittel; mehr eine bittere Medizin mit regelmäßig unerfreulichen und manchmal gefährlichen Nebenwirkungen. Aber manche – und zu denen gehören auch einige Katholiken – übersehen wohl aus Vorurteilen, dass die bittere Medizin auch positive Wirkungen haben kann.
Und ich sehe nicht, wie man das ohne manch provokative Frage überwinden kann.
(Selbstverständlich gibt es Leute mit gegenteiligen Vorurteilen, die denken das Kapitalismus so eine Art Manna von Himmel sei)
Bei VA news und eben auf diesem blog geht nach meiner Beobachtung immer mehr um parteiische Tagespolitik. Nicht um Religion.
Gestern wurde Frau Merkel zum 65. Geburtstag in allen Ehren gratuliert. Sie sei genuin christlich. Dann Gratulation an Ursula Leyen, keine kritische Frage, was da lief in den letzten Wochen.
Also mir ist das zu einseitig, wenn man dann liest, wie eine fragwürdige Aktion von salvini an den Pranger gestellt wird.
Gratuliert der Vatikan jedem Kanzler zum 65?
Erstens parteiisch: das weise ich zurück. Und zwar hier im Blog für den Blog. Natürlich greife ich Themen auf, die aktuell sind, und wenn sich jemand der Religion bedient, dann schaue ich mir das genau an. Und wenn Frau Merkel sich über Religion äußern würde, würde ich auch das tun. Vatican News ist nachrichtlich unterwegs, nicht in Sachen Meinung, da liegen die Sachen anders, aber bleiben wir mal hier beim Blog.
Wenn Sie sagen, dass es hier nicht um Religion geht, dann haben Sie schlicht nicht gelesen. Pardon wenn das so hart rüberkommt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich all die Jahre so geschrieben habe, dass mich keiner versteht. Es geht mir gerade um Religion, um die religiöse Dimension. Und eben deswegen bekommen Leute wie Salvini meine Aufmerksamkeit, weil er sich aufs Feld der Religion wagt. Wie auch Markus Söder mit seinem Kreuz.
Das akzeptier ich schon. Gut im Tagesbrief sprach ja gestern vor allem Herr jüsten.
Wo merkte man (als Europäer z.b. In Österreich), dass Frau Merkel tief im christentum verwurzelt ist?
Das Ausbooten von Weber und das ganze Geschacher wird uns allen nur schaden. Online Umfrage des Krone Portals für Österreich: 76 Prozent tragen das Vorgehen der Eu und die Wahl leyens nicht, 24 finden es ok.
Was in der Regierung Merkel z.b. Lief- neben den kriegen an den aussengrenzen:
Köhler, Wulf, Koch, Weber etc. Alle würden sie abmontiert.
Zur Bundeswehr fällt mir eine religiöse Frage ein: was tut die deutsche Armee im Mali. Und warum müssen Österreicher in Naivität gleich wieder mit?
Der Mali ist für ein katastrophales Phänomen weltspitze: 80 bis 90 Prozent der Mädels werden dort vor dem 8. Lebensjahr genitalverstümmelt. War das im Auftrag von eu und NATO, da was zu tun.
Haben Angela und Ursula zu solchen Problemen je was gesagt?
Hat Merkel in 17 Jahren was zu christenverfolgung im vorderen Orient gesagt oder gar getan?
Usw.
Warum ist sie der vorzeigepolitiker für den Katholizismus?
Moment mal, erst sagen Sie mir – werfen mir vor – es gehe hier um parteiische Tagespolitik, und dann Schreiben Sie so einen Kommentar? Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?
Niemand spricht Ihnen ab, dass Sie in Sachen Religion und Geschehen Vatikan best informierter Journalist sind, sonst würden wir hier nicht mitlesen.
Ich sprach das ganze Lob von va News für die Politik Merkel an. Und den ganzen Deal von der Leyen und akk. Heute kam noch der Segen der Comece dazu, das war zu erwarten.
Kritische Stimmen, gibt es die?
Muss der Vatikan hier überhaupt so unterstützen oder könnte man etwas neutraler bzw. Weniger euphorisch sein.
Ich kann mich nicht erinnern, aber wurde bei Berlusconi oder kurz oder … Sarkozy früher jemals der Geburtstag thematisiert und kirchlich bestätigt, ob diese Herren im christentum verwurzelt sind?
Frau Merkel ist sozialisiert in relativer Elite-Höhe der DDR (wer durfte sonst Physik in Moskau studieren) und in dem Protestantismus dort.
Alles schön und gut, aber den Kompass für Katholiken im 21. Jahrhundert kann ich nicht erkennen.
Ich gebe zu, ich mag sie als Politikerin mittlerweile kaum mehr und bin da auch emotional.
Ist Weber Katholik? Bestimmt.
Sie sprachen nicht nur Vatican News an, sondern “eben diesen Blog”. Um dann selber einen rein parteipolitischen Kommentar setzen, siehe weiter oben.
Wobei, politisch ist der ja gar nicht, der geht gegen Personen. In einer Fußballmetapher: sie spielen nicht den Ball, sondern die Person (was man im Sport Foul nennt). Ihnen geht es um Personen, nicht um Positionen.
@ Dietmar
Um der Kritik von Pater Hagenkord an Ihrem (politischen) Post zu begegnen: Sie wollten ja nur begründen, warum Fr. Merkel keine christliche Politik macht. Also man darf die Argumentationskette nicht verdrehen.
Und Sie haben Recht: Fr. Merkel geht es ganz bestimmt nicht um christliche Politik. Das hat sie auch nie behauptet, soweit ich ihre Aussagen kenne ! Und zwar auch nicht im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise, wo ihre Politik eine schlichtweg rein weltpolitische Motivation hat.
Und natürlich ist der Vatikan derzeit in Sachen Politik gefragt, denn hier “geht gerade die Post ab” in dieser Welt … Allerdings wird die katholische Kirche ihrer Aufgabe hier leider nur unzureichend gerecht … Aber wir sind halt alle nur Menschen …
Und Pater Hagenkord, vielen Dank für diese Diskussionen hier im Blog !
Dietmar, ich stimme Ihnen bzgl Frau Merkel und Ihrer Politik voll zu.
In katholischen Kirchenkreisen wird sie nichtsdestotrotz bejubelt, auch an der Basis.
Mutti ist halt die Beste.
Welcher Politik? Das ist mir zu oberflächlich. Nur etwas zustimmen sagt noch nichts aus. Da fehlen mir die Fakten. Ach Sie brauchen mir nicht zu antworten sonst werden das nur endlos Debatten. (Ihre Worte).
Darf ich mich freuen, hier aus aktuellem Anlass auch etwas zur ersten bemannten Mondlandung zu lesen – vielleicht sogar theologisch und unpathetisch aufbereitet? https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/wdr-dok/video-als-keiner-schlafen-wollte-die-mondlandung-100.html
Die Errungenschaft der Sozialen Marktwirtschaft ist etwas, was die Bundesrepublik ausmachte. In einem Statement von 2011 wollten auch die europäischen Bischöfe darauf aufmerksam machen
„Der europäische Markt braucht sowohl Regeln, insbesondere auf dem Finanzsektor, als auch die Tugend der Marktteilnehmer, angefangen vom Unternehmer bis hin zum Verbraucher. Es geht um Ordnungspolitik und Institutionenethik wie auch um Moral und Tugendethik.“
Nach 2012 kam immer mehr die Kritik von liberalen Seiten dass Wohlfahrtsverbände unter dem Schutz der Kirchen monopolistische Erscheinungen ausweiten konnten. Hierbei die Frage: Könnte ein liberaler Markt per se die soziale Sicherheit und Gerechtigkeit schaffen und ein Gleichgewicht in der Gesellschaft bewirken? Könnte eine „unsichtbare Hand“ den Ausgleich, die Befriedigung der Bedürfnisse und menschliche Freiheit schaffen? Was bedeutet für Kirchen „Social Business“?
Doch bei diesem Thema bin ich völlig abgedriftet vom eigentlichen Thema des Blogs, wo es primär um Religion gehen soll.
ABER es scheint dass das eine mit dem anderen sehr wohl zu tun hat.
„Der freiheitliche säkulare Staat lebt von Voraussetzungen, die er nicht selbst garantieren kann.“ (Verfassungsrichter Böckenförde)
Vermutlich haben sich auch die Diskurse in den kirchlichen Medien verändert, möglicherweise viel zu einseitig. Aber ob dies der Grund ist, dass die Kirchen und die christliche Religion in der gesellschaftlichen Wahrnehmung nicht mehr den Rang und den Einfluss hat, den sie früher hatten, weiß ich nicht. Vielleicht hat hierbei jemand eine gute Antwort darauf.
2004 kam ein Buch raus „Eine Geschichte der Medien. Von der Oblate zum Internet“ . Ich kenne es nicht. Es hat primär nichts mit Religion zu tun. Aber wenn er versucht über vieles zu schreiben, die wir nicht grundsätzlich. in Verbindung gebracht hätten (z.B. „ Bits, Atome, Babel“ ) Auch inwieweit haben sich innerhalb der christlichen (katholischen)Religion Dinge verschoben „Sinne statt Sinn oder Oberfläche statt Substanz oder Sinnen-Faszination statt Bedeutungs-Gehalt oder Bild statt Schrift oder synchron statt diachron“. Finden wir uns darin wieder?
Auch bzgl. Medienbildung gab es schon 2001 von der Seite der Bischöfe der Comece sehr wohl ein guter Forderungskatalog, Inwieweit die Forderungen in Entscheidungsgremien einen Einfluss hatten weiß ich nicht, vermutlich viel zu wenig.
Es gibt gute kirchliche Zeitschriften, aber diese werden weniger – und dies schon seit den 60 er Jahren. Und junge Leute interessiert dies überhaupt nicht mehr. Und angeblich haben schon früh Wochenblätter wie „Christ und Welt“ ihre Spitzenposition an die „Zeit“ verloren. Was haben die anders gemacht?
Es gibt zwar sehr viel gute Literatur, auch Zeitschriften/ Berichte über das Leben in der Weltkirche, aber viel zu wenige lesen darin. Bzw. Menschen sind mit der Fülle von alltäglichen Schwierigkeiten, heterogenen Institutionen, ihren Besonderheiten etc. einfach überfordert. Und manchmal scheint die Kriegsverbrechen und Verletzungen moralischer Normen innerhalb religiöser Radikalität und Vorstellungen fast als „Hilflosigkeitsbeispiel“ für eine breite Bevölkerung, die eigentlich in ihrer kl. prekären Welt nur „über“- leben möchten.
Die Politikwissenschaftlerin Prof. Zehnpfennig ermutigt 2018, die Verbreitung des Wissens um das Christentum als gesellschaftliche Aufgabe zu sehen – ohne dass die christliche Religion aufgedrängt wird. Welche Anstrengungen kann hierbei der Vatikan noch mehr einnehmen? Vielleicht gibt es vermehrt konstruktive Gespräche mit der neuen EU-Kommissarin.
meinte natürlich “EU-Kommissionspräsidentin”
Allgemeinen Dank für die Duldung dieser elendslangen themenfremden Diskussion bei Globalisierung der Gleichgültigkeit.
Nur ggf. falls Sie dort drüben eh keine themenfremden Posts mehr freischalten, das klar hinschreiben. Denn ansonsten verschwinden unter Umständen lange Antwortposts im Nirvana ohne dass das für den Schreiber absehbar war.
Also ich “beobachte” mehr, was Ihre Journalistenkollegen(innen) zu religiösen Themen schreiben; sage bewusst NICHT beurteile. Weil ich selbst ein eher gespaltenes Verhältnis zum “Christentum” habe – –
– gerade heute wird dieser Begriff im Zusammenhang mit dem ” christlichen Abendland” gerade von Rechtspopulisten bzw. Rechtsextremisten auf das schwerste missbraucht (Migranten etc.) –
besser geht’s mir mit dem jesuanischen Weg. Also die von mit immer wieder last wiederkauend eingebrachten Essentials JESU.. ————-
ich spüre sowohl bei “demütigen” -wenn ich das schreibe meine ich KEIN DUCKMÄUSER, aber J. die sehr deutlich hinterfragen und kritisieren und diesen bestimmten Background haben ich nenne einen Namen -pars pro toto- wohlwissend dass deren durchaus nicht wenige gibt, vor allem in Zeitungen-Medien die nicht explizit “katholisch” sein mögen, bei denen beobachte ich eher dogmatisches Denken..
Ja sehr kritisch hinterfragen-nicht Menschen mit ihrer Schreibe bloßstellen und trotzdem Defizite klar schreiben!!
also Heribert Prantl gehört dazu, vielleicht weil er recht umfassend gebildet und auch zusätzlich mit juristischen Fachkenntnissen operiert wie früher auch Leyendecker..
@ Pater Hagenkord Sie kennen doch die “Journalisten Akademie ” in München mit der sie vielleicht jetzt schon zu tun haben…?
dort wird sicher gute Arbeit geleistet ..
ich war da bei einer Feier’ wo ein recht ernst-lockeres fast kurzwelliges Gespräch stattfand : die beiden Diskutanten waren Marx Und Gottschalk, der dort selbst ein Praktikum absolvierte ..
@Pater Hagenkord ich schätze Ihre Beiträge sehr aber beobachte zunehmend in den poste diese immer stärker rechtslastigen Beiträge…
als 70j. Sohn von Flüchtlingen, gepaart mit den ganzen Traumata der Kriegsheimkehrer ist das – Sorry- für mich kaum mehr auszuhalten., nämlich wie sich die ganze SCH…..zu widerholen scheint- DIESE TODSÜNDE des NATIONALISMUS etc…
also ich bleibe der Intention des Blogs wohlgesinnt- Ihr Schreiben hat eigentlich immer was auch für einen “Fremdling” in der Kirche Mut macht-wie übrigens der Hoffnungsschimmer Heiner Wilmer in Hildesheim ,dessen Buch: GOTT IST NICHT NETT sehr empfehlen kann..