
Das Private verschwindet. Immer mehr von uns wird öffentlich, das Inteernet, unsere Bank und nicht zuletzt Facebook wissen mehr von uns, als uns lieb sein kann. Das verbleibende Private wird immer mehr medial inszeniert: Lebensstile, Internetauftritte, so genannte Meinungen und all das viele andere tritt medial gebrochen öffentlich auf. Gleichzeitig heißt es, dass das Religiöse immer weiter in die Privatsphäre zurückgedrängt wird oder sich von selbst aus dorthin zurück zieht. Das gibt mir die Gelegenheit zu einem Gedankenexperiment: Wie sieht das Verhältnis denn nun aus zwischen dem Religiösen und dem medial-öffentlichen Privaten? Wie sieht das private Religiöse denn nun aus, unter welchen Bedingungen tritt es an?
Bei dem Experiment hilft eine Ausstellung in der Schirn Kunsthalle in in Frankfurt: “Privat” heißt diese und läuft noch bis zum Februar 2013.
Privat: Eine Ausstellung in der Schirn
Eine Warnung vorweg: Die Ausstellung ist eine Zumutung. Ganz wörtlich verstanden, sie mutet dem Betrachter einiges zu. Es wird viel Intimes gezeigt, das wir viel lieber dort hätten, wo es hingehört, eben ins Private.
Da wird die Geburt eines Kindes gefilmt. Liebe gerät voyeuristisch groß auf den Bildschirm oder als Pornografie tausendfach in winzigen Bildern an die Wand projiziert. Sehen will man das eigentlich nicht. Aber so ist das eben beim Verschwinden des Privaten: Alles wird banal.
Vor 150 Jahren war das Suchen der Öffentlichkeit für das Private noch ein öffentlicher Akt, noch bis in die 60er Jahre hinein waren “sleep-ins” und dergleichen Proteste gegen die Konvention. Davon ist nichts mehr übrig. Der letzte Vertreter, der uns in der Ausstellung von dieser Dimension erzählt, ist Ai Weiwei: Öffentlichkeit des Privaten ist in China noch eminent politisch.
Früher politisch, heute peinlich
Für unsere Kultur wird es hingegen banal, geheimnislos. Und vor allem: Ungeschützt. Die Peinlichkeit der Bilder von Menschen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln schlafend mit offenem Mund und verdrehtem Kopf durch eine Handykamera aufgenommen und dann groß aufgeblasen aufgehängt sind, ist kaum zu ertragen.

Und dann kommt da die Inszenierung. Junge Mädchen fotografieren sich selber mit ihren Handys, Ryan McGinley inszeniert Authentizität, in Filmen sieht man ins Reale verlegte virtuelle Gespräche: Privat gibt es eben nicht mehr, es ist und wird inszeniert.
Dabei könnte ich es nun bewenden lassen, die Übergriffigkeiten, die sich in diesen Grenzüberschreitungen zeigen, sind abschreckend genug. Es wird mir schleierhaft, wie man guten Gewissen die Abschaffung des Privaten im digitalen Zeitalter bejubeln mag.
Kein Schutzraum für das Religiöse
Aber das Ganze ist ja ein Gedankenexperiment zum Thema Religiöses unter diesen Bedingungen von Privatheit. Wenn es also stimmt, dass das Religiöse in unserer Gesellschaft immer mehr dort zu finden ist, dann zeigt uns die Ausstellung, dass auch dieses Private nicht das ist, was wir uns darunter vorstellen. Es ist nicht mehr der geschützte Eigen-Raum, wo das Ich sich entfalten kann, die Seele in Pantoffeln sozusagen. Auch hier sind wir unter Dauerbeobachtung oder eben Teil unserer eigenen Inszenierung. Den das-geht-euch-gar-nichts-an Schutz gibt es nicht mehr.
Man mag das gefährlich finden, zunächst aber ist es Teil der Wirklichkeit. Und der Glaube muss damit umzugehen lernen. Hier fällt dann das altmodische Wort des Zeugnisses. Glaube eben nicht als medial vermittelte Inszenierung, sondern als im Leben gelebt. Nicht wie die pseudo-intimen Fotos in der Ausstellung, nicht wie die Selbst-Inszenierungen im Netz, sondern echt. Wie gesagt, das ist altmodisch.
Der Preis ist hoch
Ich will mich dem Terror der Dauerpräsenz des Pseudo-Privaten in der Öffentlichkeit gar nicht aussetzen, muss es aber, denn so ist die Welt. Was ich dem entgegen setzen kann, sind meine Grenzen. Ich muss nicht alles mitmachen. Ich muss nicht gut finden, dass es keine Rückzugsräume mehr gibt. Ich muss mich dem Auflösen von Konventionen und Grenzen nicht ergeben.
Wenn ich es tue, dann lasse ich zu, dass es alles banal wird und Teil der Inszenierung. Der Einsatz dagegen wird zunehmend schwer, das mindestens zeigt die Ausstellung. Aber sie zeigt auch den Preis, den wir zählen wenn wir diesen Einsatz nicht wagen.
ich m u s s nur sterben, sonst nichts.s i e bestimmen, was facebook von ihnen weiß. fb wird ja auch für missionszwecke genutzt. also ist religion nicht privat, bestimmte gruppen wollen uns in die ecke drängen, geht aber dank internet nicht. was mir zum thema omnipräsenz einfällt? immerfein ist nimmerfein. je mehr zu sehen ist, desto weniger sieht man hin. reizüberflutung.banal in der tat.wie es im beitrag gesagt wird.richtig interessant ist der mensch nur als exot, wenn er macht, was wenige machen.das kann man immer noch. immer noch…zum beispiel als nicht handy besitzer, als nicht fb mitglied, als katholik in berlin…als…was ich persönlich schlimm finde: all die statisten bei facebook. all die mit mail addy, die aber nicht antworten. all die, die ein handy haben und es ständig ausschalten..w a s wollen sie wirklich? fragezeichen.so tun, als ob.sich wichtiger machen, als sie ein können. ich hab kein handy, bin lange nicht mehr bei fb, bin katholisch in berlin und ziehe mich in kirchen zurück..die sind so schön leer immer.ich zahle keinen preis, ich bekomme…..mein einziges laster ist bloggen..;-)man gönnt sich ja sonst nichts.
eine geburt im film ist für bestimmte nie-wissende eine sehr gute gelegenheit, zu begreifen, w a s frauen leisten.ich kenne eine ganze reihe filme, habe selber 2 kinder..so wie es in deutschland gezeigt wird hat es für mich immer irgendwo doch etwas ästhetisches. trotz allem. der schmerz kommt auch heute mit betäubungsmitteln nie zu kurz. liebe im fernsehn oder film ist auch für so manchen nicht wissenden eine gute gelegenheit, sich zu informieren. vielleicht wird dann nicht mehr soviel drüber geredet. mit liebe hatte der jubel im berliner olympiastadion zu tun beim papstbesuch. wie wurde das von aufgeklärten runtergeputzt. was mir auch nie peinlich war, der kranke papst johannes…und es gibt einen priester hier, der mit parkinson messe feiert. was ist daran peinlich? peinlich ist, wenn sich kranke verstecken müssen, andere dumm gucken.sterbende..heimliche liebe.wenn das in die ecke muss..das ist zumindest mir peinlich.warum sollen alle immer rücksicht nehmen müssen auf die unfähigen, damit gut umzugehen?mein 2. sohn ist spastiker. der versteckt sich auch nicht.ist das peinlich?
Die Grundidee der Ausstellung “Privat” in der Schirn-Kunsthalle finde ich persönlich sehr interessant. Einen weiteren guten Beitrag zur Ausstellung habe ich hier gelesen: http://blog.premium-art-prints.de/privat-das-ende-der-intimitaet-in-der-schirn-kunsthalle-frankfurt.html