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Schlagwort: Ausstellung

Aus dem Zentauren wird Christus

Veröffentlicht am 15. März 2018

Bewegung, Dynamik, Tiefe und Kraft allüberall: Wer Bilder von Peter Paul Rubens sieht und schätzt, wird immer wieder von dessen geradezu überbordenden Darstellungen überrascht. Da steht nichts still, da ist immer Entwicklung drin, Geschichten eingefangen in einem Moment.

In Frankfurt kann man das zur Zeit sehen, in einer wunderbaren Ausstellung im Städel Museum. Da hängen die Rubensbilder neben den Vor-Bildern, also seinen Zeichnungen oder neben Gemälden von anderen Künstlern, die Rubens aufgriff und ästhetisch weiter führte.

Die Ausstellung will aber zeigen – und schafft das bravourös – dass Rubens keineswegs schlicht kopiert, so wie wir das heute verstehen würden. Wenn heute ein Künstler eine Melodie benutzt um sie in seinem eigenen Werk einzusetzen, geht es um Rechte und um intellektuelles Eigentum. Von dieser Besitz-Denke müssen wir uns lösen, wollen wir den kreativen Prozess nachvollziehen, der sich da im Städel Museum zeigt.

 

„Kraft der Verwandlung“

 

Es geschieht mehr als nur Kopie, es geschieht Verwandlung. „Kraft der Verwandlung“ heißt die Ausstellung deswegen, wobei die Frage offen bleibt, wer hier was verwandelt oder verwandelt wird. Aber dazu gleich noch eine Bemerkung, zuerst zurück zur Kreativität.

Rubens: Augustinus zwischen Maria und Christus, davor: Torso Gaddi
Aus dem sog. Torso Gaddi wird Christus, neben Augustinus stehend

Rubens war eine Zeitlang in Italien, in Mantua angestellt mit zwei Aufenthalten in Rom. Und er machte das, was alle Künstler machten, er zeichnete die Klassiker, die Statuen und Reliefs, die idealisierten Körper der Antike. All das wurde zu einem unerschöpflichen Fundus für ihn, die Figuren und Haltungen, ihr Ausdruck und die ihnen innnewohnende Spannung wird verwandelt in neue Bildideen.

Aus dem Farnese-Herkules wird Christophorus, aus dem Zentaur der Villa Borghese wird ein Ecce Homo, aus dem Torso Gaddi wird Christus mit Kreuz.

Die Zeichnungen Rubens aus seiner italienischen Zeit sind wie gesagt ebenfalls in der Ausstellung zu sehen, sogar einige Torsi, so dass man sich von diesem Vorgang der Verwandlung selber ein Bild machen kann.

Aber es sind nicht nur antike Meister, die gezeichnet zitiert und kreativ weiterentwickelt werden. Wir wissen von 35 Rubens-Gemälden, die Titian verwandeln, um im Tenor zu bleiben. Dazu kommen Tintoretto und natürlich Caravaggio.

 

Griechische Statuen, Tizian und Caravaggio

 

Aber ich wollte ja noch mal auf die Frage zurückkommen, wer hier wen verwandelt. Denn das zitieren oder kreative verwandeln von antiken Statuen bleibt ja nicht unschuldig. Es sind nicht einfach nur schlicht Formen, die in ein neues Jahrhundert und in eine neue Kultur transponiert werden. Mit den Formen werden auch die Ideale übertragen und mit den Idealen Vorstellungen in das Dargestellte eingepflanzt. Weiterlesen “Aus dem Zentauren wird Christus”

Kategorien Allgemein, Geschichte, Kunst, Kultur und Können, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Antike, Ausstellung, Barock, Frankfurt. Städel, Gemälde, Geschichte, Kunst, Museum, Rubens10 Kommentare zu Aus dem Zentauren wird Christus

Menschen zeigen

Veröffentlicht am 16. August 201714. August 2017

Drei Ausstellungen – Teil 3

Er gehört zu den Berühmteiten im Mode-Business: Peter Lindbergh. Seine Bilder kennt jeder. Oder besser, man kennt vielleicht nicht seinen Namen, aber sein Stil ist unverkennbar. Harte schwarz/weiß Modefotografie (vor allem s/w), starke Frauen, keine auf Perfektion getrimmten Schönheiten sondern gerne auch mit Macken. Seine Bilder haben eine neue Art Model geschaffen, die Supermodels aus den 90ern, die Turlingtons, Moss, Schiffers, Macphersons.

Er wollte eben Menschen zeigen, nicht Abziehbilder, mag man seine Einstellung zusammen fassen. Und die Fotos in der Ausstellung in München in der Kunsthalle sind genau so: direkt, offen, in die Kamera schauend (meistens), stylisch aber nicht ästhetisiert. So wirken sie jedenfalls und so sollen sie auch wirken.

Es sind einfach fantastische Fotos von nicht nur schönen Menschen, er kann mit seiner Kamera Charakter einfangen und zeigen und inszenieren.

 

Die Welt der Supermodels

 

Kunsthalle München: Werbung für Lindbergh
Kunsthalle München: Werbung für Lindbergh

Man kann kaum anders als all die schönen Menschen bewundernd anzusehen. Und genau an dieser Stelle befallen mich da meine Zweifel. Was für Menschen zeigt uns da Lindbergh? Denn bei allem künstlerischen Anspruch darf man doch nicht vergessen, dass das alles einen Zweck hat: Werbung!

Es ist eine künstliche Welt, die Lindbergh zeigt und in die er uns hinein nimmt. Es ist eine Konsumwelt, wenn der potentielle Käufer soll ein Gefühl bekommen, das zu Konsum anregt.

Lindbergh zeigt Selbstbewusstsein und Individualität, gar kein Zweifel. Aber der Zweck der Bilder ist eben der, dass man meint, genau dieses Selbstbewusstsein und diese Individualität habe mit Kleidung und Stil zu tun. Und lasse sich kaufen.

 

Ich kann das kaufen

 

Und anders als die Fotos des großen Vorgängers Helmut Newton machen seine Bilder auch nicht nervös, da ist letztlich doch alles glatt. Er orientiert sich an Filmszenen, stellt wie an einem Drehort mit riesigem Aufwand alles nach. Er will Geschichten erzählen. Aber bei aller Brillianz ist es dann doch Verkauf. Das Menschenbild des Peter Lindbergh – in seinen Fotos – ist letztlich nicht sehr verlockend.

Will man in München in einer Ausstellung Fotografien von Menschen sehen, dann geht man besser einige Meter weiter, ins Haus der Kunst. Dort ist Thomas Struth ausgestellt, streng genommen schon Ausstellung vier dieser kleinen Reihe. Da kann man sehen, wie die Organisation von Lebensabläufen sich in der Welt niederschlägt. Das sind großartige Fotos, nicht immer einfach zu erschließen, abervon  der Welt in der wir leben, nicht wie die schwarz/weiß-bunte Werbewelt.

 

Ausstellung 4: Thomas Struth

 

Das ist eine Ausstellung, die ich empfehlen kann, auch wenn für sie nicht halb München plakatiert ist, wie für Lindbergh. Aber um Werbung geht es Struth ja auch nicht … .

Blick in die Ausstellung von Thomas Struth in München
Thomas Struth im Haus der Kunst, München

 

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Fotografie, Haus der Kunst, Kunst, Kunsthalle München, Menschen, Menschenbild, Peter Lindbergh, Thomas Struth, Werbung3 Kommentare zu Menschen zeigen

Realität, nicht versteckt

Veröffentlicht am 12. August 201711. August 2017

Drei Ausstellungen, Teil 2

Es sind Szenen, wie wir sie eigentlich täglich auf der Straße sehen: Obdachlose Menschen, unter Pappe, in alten und zerrissenen Sachen. Aber wenn sie übergroß und sehr bunt im Eingangssaal einer Ausstellung hängen, als Fotografie und Portrait, dann ist da dann doch mehr.

Auf der Straße schauen wir normalerweise weg oder verschämt irgendwie drüber hinweg, wir umgehen diese Szenen. Andres Serrano, seit Jahren einer der Stars der Fotografie-Szene, zeigt uns diese Menschen direkt und wir schauen hin. Jedenfalls wenn wir uns die Ausstellung im Amsterdamer Huis Marseille ansehen.

 

Andres Serrano

 

Eingangssaal der Ausstellung: Nomaden und Bürger von New York und Brüssel
Eingangssaal der Ausstellung: Nomaden und Bürger von New York und Brüssel

Man sieht auf den Bildern nicht vor allem Armut, von der wir uns irgendwie abgrenzen müssten. Wir sehen Menschen.

Es sind keine schönen Bilder, aber sie erzählen Geschichten. Von Menschen. Von Würde. Die Bilder sind auch nicht plakativ oder appellativ, moralisierend. Die Bilder sentimentalisieren nicht und gaukeln uns eine heilere Welt vor.

Eine Serie, die dort in der Ausstellung zu sehen ist, heißt „Residents of New York“. Ganz bewusst sieht und zeigt Serrano die Obdachlosen als Bewohner der Stadt, nicht als Fremdkörper.

Eine andere Serie heißt „Nomaden“, er vermeidet die Definition, die ich hier verwendet habe, nämlich ‚Obdachlos’. Er will nicht Menschen negativ definieren, über etwas was sie nicht haben. Sondern positiv, als Bewohner, als Menschen mit eigener Lebensweise, ob die nun freiwillig gewählt ist oder nicht.

 

Bewohner und Nomaden

 

Anschließend an die Fotos hat Serrano den Residents und Nomaden dann ihre Pappschilder abgekauft. Sie wissen schon, wo drauf steht warum sie jetzt Geld brauchen oder Hilfe. Und auch diese Schilder sind in der Ausstellung zu sehen, eine ganze Wand voll. Traurig oder witzig sind die und in der Menge und Enge ungewöhnlich. Aber auch sie gehören zu den Geschichten, welche von den Fotos erzählt werden. Geschichten für den, der sie denn sehen will.

Die Ausstellung beginnt mit Fotos von Obdachlosen, und sie endet auch mit solchen Fotos. Dazwischen gibt es aber noch allerlei anderes aus dem Werk von Serrano zu sehen. Er schaut zum Beispiel auf christliche Ikonographie, zeigt gläubige Menschen und Kirchen. Serrano ist katholisch geprägt, das merkt man auch seinen Bildern irgendwie an, da ist immer auch der Respekt vor dem Glauben im Bild.

„Revealing reality“ heißt die Ausstellung. Dass wir uns Realität schonreden oder schönsehen, dass wir sie nicht wirklich sehen wollen, das ist normal. Ob das nun bei Nomaden ist oder anderen Bereichen des Lebens. Serrano richtet seine Kamera darauf, kunstvoll, respektvoll. Und – wenn wir denn schauen – lernen zu sehen, was um uns herum so alles zu sehen ist.

Noch bis zum 3. September in Amsterdam zu sehen.

 

 

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Andres Serrano, Ausstellung, Bewohner, Foto, Fotografie, Huis Marseille, Nomaden22 Kommentare zu Realität, nicht versteckt

Individuum

Veröffentlicht am 25. Mai 201724. Mai 2017

Allein schon das Gebäude ist ein Ereignis: Als Museum oder Ausstellungsgebäude nicht überragend groß, aber von Anlage, Licht und Räumen her einfach toll. Das Kolumba-Museum in Köln. Es drängt sich architektonisch nicht auf, als sei es wichtiger als das Ausgestellte, und bietet immer einen wunderbaren unterstützenden Rahmen.

Blick ins Museum
Blick ins Museum

„Über das Individuum“ heißt die Ausstellung, die derzeit dort läuft. Und irgendwie ist das witzig, denn der Bau an sich ist schon individuell und ein erster Kommentar.

Begrüßt wird man im Bau von Vitrinen voller Plastikroboter, denen – die 70er lassen grüßen – menschliche Gesichter aufgeklebt sind. Ein Individuum ist eben keins, auch wenn es vom Kind beim Spielen so behandelt wird.

Man schaut in Bildschirme sieht und hört Menschen, die von ihren Geschichten erzählen. Sie dürfen einfach berichten, ohne Thema, und das ganze ist sehr individuell, menschlich, manchmal skurril, sehr langwierig, authentisch. Manchmal hat das sogar was von Beichten oder Bekennen, hier ist eine Linie vom Thema Sünde oder Schuld zum Individuum zu spüren.

Es gibt jede Menge Andachtsbilder alter Zeit in Vitrinen zu sehen, früher einmal Gegenstände persönlicher Frömmigkeit, heute in ihre Ästhetik banal und niedrigsten Niveaus. Individualität bleibt eben nie, wie sie einmal war.

Es gibt auch eine Menge mittelalterliche Statuen, wahrscheinlich die spannendsten Exponate in der Ausstellung. Angeblich wurde das Individuum ja erst nach dem Mittelalter „erfunden“, hier sieht man aber bei stirnrunzelnden Bischöfen oder sich abwendenden Architekten, dass nicht ein Typus abgebildet wird, sondern tatsächlich ein bestimmter Mensch, oder eine bestimmte Rolle. Spannend ist hierbei auch, dass nicht etwa nur die Vorderseite dieser Statuen, also die sichtbare Seite, sondern auch die völlig unsichtbar bleibende Rückseite sorgfältig behauen wurde. Bei Büchern sieht man sogar die in Stein angedeuteten Seiten eingemeißelt, völlig unsinnig, weil das nach Anbringung in einer Kathedrale nie wieder jemand zu Gesicht bekommen hat. Unsinnig, könnte man denken. Ist aber nicht so, zeigt es doch die Sorgfalt und die Einstellung der Steinmetze zu ihrer Arbeit und zum Dargestellten. Zum Individuum halt.

Es ist eine Ausstellung, die leichtfüßig und sehr gekonnt Fragen stellt. In einer Gesellschaft, die so viel auf Individualität gibt und gleichzeitig Uniformität voran treibt, kann ein Besuch nur gut tun. Und Spaß macht es außerdem noch.

 

Und dann: Gerhard Richter

 

Eine Empfehlung: Dann nicht in Köln bleiben, sondern den Zug nach Essen nehmen, wenn man schon mal dabei ist, und ins Museum Folkwang gehen. Dort wird Gerhard Richter zur Zeit ausgestellt, vieles von dem, was man dort sieht, passt wunderbar zum Thema.

Gerhard Richter Ausstellung Essen
Gerhard Richter Ausstellung Essen

Wie etwa seine Portraits von berühmten Männern, sorgfältig gehängt und in der Anordnung irgendwie ihre Individualität verlierend. Oder das berühmte Bild seiner Tochter, die vom Betrachter weg schaut und nicht erkennbar ist, aber in ihrer Kopfhaltung die des Betrachters aufnimmt, man schaut also – irgendwie gemeinsam – in dieselbe Richtung.

Man muss nicht unbedingt beide Ausstellungen sehen, der Kölner würde ich in diesem Fall den Vorzug geben, aber für beide gilt das, was ich eben sagte: Schauendes Denken oder denkendes Schauen – Schaudenken? Denkschauen? – tut manchmal richtig gut.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Gerhard Richter, Gesellschaft, Individualität, Individuum, Kolumba Museum Köln, Museum2 Kommentare zu Individuum

Räume entstehen beim Gehen

Veröffentlicht am 29. März 2017

Mit Räumen muss man umgehen lernen. Es ist ein Thema, zu dem ich hier immer wieder zurück komme. Räume haben es mir angetan, neulich erst war ich in einer Ausstellung in Leipzig, dann im öffentlichen Raum Dresdens, vor der Frauenkirche. Und jetzt wieder, wenn ich darf, und zwar in einer Ausstellung in Berlin.

Joseph Beuys: Richtkräfte einer neuen Gesellschaft, Museum Hamburger Bahnhof, Berlin
Joseph Beuys: Richtkräfte einer neuen Gesellschaft, Museum Hamburger Bahnhof, Berlin

Räume sprechen. Wer einmal eine Kathedrale besucht hat und auf sich hat wirken lassen, kennt das. Kirchen, davor Tempel und so weiter der-räumlichen Religion. Es ist ja kein Zufall, dass die ersten Christen nicht etwa Tempel übernommen haben, sondern Basiliken, nicht die alten Kult-Orte, sondern Versammlungsorte. Das sagt einiges über die christliche Religion aus.

Aber auch Machtinhaber aller Zeiten haben Räume genutzt. Und zwar nicht zur zur Darstellung, sondern auch zur aktiven Machtausübung. Sei es durch Transparenz, wie beim Reichstagsgebäude für den Bundestag in Berlin, sei es durch ästhetische Unterwerfung, gigantische Schreibtische, lange Korridore etc.

Bibliotheken sollen zur Konzentration anregen, Büros zur Effektivität, Kirchen zur Einkehr oder Anbetung, und dann sind da Schulen, Fabriken, Theater, Museen und so weiter und so weiter. Und nicht zuletzt unsere eigenen vier Wände.

 

In alle Richtungen

 

In Berlin werden derzeit Räume und Installationen ausgestellt, die Künstler entworfen haben. Es sind also ganz besondere Räume, die keinen “Nutzen” haben, wie wir das im Alltag vermuten würden. Raum kostet Geld, da ist es schon ein Luxus, Räume um der Räume willen zu haben. Also braucht es Kunst, die uns das vor Augen und vor Sinnen führt. “Moving in every direction” heißt die Ausstellung, zu sehen im Museum Hamburger Bahnhof, noch bis Mitte September.

Da gibt es wunderbare anregende Räume zu besehen und begehen, ein wenig Beuys geht immer, aber da sind auch andere Namen, bekannte und eher unbekannte, die präsentieren. Meine Lieblingsräume sind zwei Installationen, die aus Klang bestehen. Man steht irgendwo, schließt die Augen und hört. Drumherum entsteht dann Raum, aus verschiedenen Richtungen kommen Klänge, lösen sich aber und ziehen sozusagen an einem vorbei. Wunderbare Erfahrungen.

Leider gibt es aber auch einiges an intellektualistischer Arroganz zu besichtigen, die entsteht, wenn Kunst nicht mehr die Kommunikation sucht, sondern sich abwendet von Menschen, die vielleicht nicht alles richtig verstehen, was sich der Künstler oder die Künstlerin in ihrem Studio so alles gedacht haben. Weiterlesen “Räume entstehen beim Gehen”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, begehbar, Berlin, Bruce Naumann, Hamburger Bahnhof, Joseph Beuys, Raum4 Kommentare zu Räume entstehen beim Gehen

Gedanken-Räume

Veröffentlicht am 16. März 201720. März 2017

Meistens heißen sie “Räume der Stille” oder ähnlich. Man findet sich in Bahnhöfen, Flughäfen, Unis, aber zunehmend auch in Innenstädten als Anlaufstellen für Laufkundschaft, die mal raus will aus der Umtriebigkeit. Es sind modern gestaltete Räume, zurückhaltend gestaltet, mit Kugelnd drin oder abstrakten Bildern oder Formen. Dieses Räume zeichnet vor allem aus, dass sie verzichten. Verzichten auf zu viel Symbolik, verzichten auf zu viel Dinge, verzichte auf zu viel Voraussetzung beim Besucher, verzichten auf eine eindeutige Funktion.

Gedanken Raum geben
Ausstellung: Gedanken Raum geben

Diese Räume zeigen vor allem eines: was man als gut und wichtig und erstrebenswert erachtet – mal für sich sein, nicht überflutet werden von Reizen, still sein – steht im direkten Gegensatz zu der Welt, in welche diese Räume hinein gebaut werden. Aufatmen sozusagen in der Hektik. Man tritt aus etwas heraus, um dort hinein zu treten.

Konsum allüberall, diese Räume wollen Inseln sein, wo man sich all dem anderen nicht unterwerfen muss. Die Reduktion, das Weniger wird als etwas Gutes gesehen, entweder als Alternative zum Viel und Mehr um uns herum, oder aber mindestens als wichtige Ergänzung. Das zeigt, dass es einen Widerspruch gibt zwischen dem, was man Besinnung nennen mag oder zu-sich-selbst-Kommen, und dem, was unsere Welt sonst so ausmacht.

 

Heraus und hinein

 

Aber was passiert, wenn man nicht kirchliche Mitarbeiter oder Pastoraltheologen so einen Raum gestalten lässt, sondern Künstler? Und ich meine jetzt nicht solche, die sich spezialisiert haben. Was genau dann passiert, das kann man derzeit noch in Leipzig sehen. “Gedanken Raum geben” heißt dort eine Ausstellung.

Gedanken Raum geben
Ausstellung: Gedanken Raum geben

Wie so vieles in diesem Jahr hat auch diese Ausstellung im Museum Grassi ihren Bezug zum Reformations-Jahr. Der Besucher wird mit einem Luther-Zitat begrüßt: “Wenn … gute Gedanken kommen, so soll man diese Bitten fahren lassen und diesen Gedanken Raum geben und ihnen in Stille zuhören.” ‘Wie man beten soll’ heißt der Text Luthers, aus dem das genommen ist.

Der Jesuit in mir lächelt zufrieden, denn fast wortgleich findet sich dieser Satz bei Ignatius von Loyola, wenn man genauer hinsieht, dann bestimmt auch noch bei anderen. Was heißen soll, dass Martin Luther hier eine geistliche Methode beschreibt, oder einen geistlichen Ratschlag gibt, der klug und erprobt ist. Auch beim Beten soll man also da inne halten, wo man etwas findet, was ein “guter Gedanke” ist. Und der Raum dazu, das ist die Stille.

 

Bleiben

 

Wenn ich ein wenig Bibel einwerfen darf: “Bleiben” ist eines der wichtigsten Worte im Evangelium nach Johannes, es kommt immer und immer wieder vor. Bleiben, das hat ja etwas Räumliches, etwas von nicht weiter gehen. Da muss man noch nicht gleich an drei zu bauende Hütten denken, aber innerlich kann dabei schon so etwas wie ein Raum entstehen.

Diese Räume, die in Leipzig entworfen und ausgestellt sind, sind aber anders als die “Räume der Besinnung”, sie man sonst so findet und die sich ja alle irgendwie in ihrer Kargheit, dem Benutzen von rohem hellen Holz und so weiter gleichen. Weiterlesen “Gedanken-Räume”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Leipzig, Museum Grassi4 Kommentare zu Gedanken-Räume

Fremder Barock

Veröffentlicht am 28. Januar 2017

Er gehört zu den sichtbarsten Kunstrichtungen der Kirche.  Oder vielleicht ist er sogar die dominierende weil Form-prägende Kunstrichtung überhaupt, welche unsere Kirchen gestaltet: Der Barock. Überwältigende Farben und Formen, die ganze Kirchen, mindestens aber die Altarräume in ein Gesamtereignis gestalten.

Dabei ist diese Bildsprache für uns heute gleichzeitig vertraut und fremd. Vertraut, weil sie nicht überrascht. Wir sind an sie gewöhnt, auch wenn wir persönlich mit Backsteinkirchen aufgewachsen sein sollten. Fotos, Besuche, Tourismus, der Barock ist die „Normalform“. Aber auch fremd, weil es so gar nicht mehr unsere Welt ist.

Das Goldene Jahrhundert: Ausstellung in München
Das Goldene Jahrhundert: Ausstellung in München. Im Hintergrund: Statuen von zwei Jesuitenheiligen, Francisco de Borja und Ignatius von Loyola.

Zu besichtigen etwa derzeit in München in einer Ausstellung zum so genannten goldenen Jahrhundert Spaniens, dem 17. Jh. Sehr schöne Bilder, El Greco etwa und Diego Velázquez, aber auch Bildhauer und andere sind vertreten.

Es ist nicht nur religiöse Kunst vertreten, aber die hat mich in dieser Ausstellung besonders interessiert.

Es ist schon eine überwältigende Kunst, die da gezeigt wird, wenn auch nur in kleinem Ausschnitt. Alleine wie El Greco Stoffe malt, daran kann man sich gar nicht satt sehen.

Es ist natürlich wunderbar, dass Bilder, die normalerweise in Madrid oder in Chicago hängen, nun bei uns zu sehen sind. Soweit der Vorteil von Ausstellungen. Es macht – und das ist mir besonders in München aufgefallen – aber auch die Fremdheit deutlich, die wir empfinden mögen. Die stark zurück genommene Gestaltung der Räume trifft auf volle Formen, man kann die Jahrhunderte der ästhetischen Wahrnehmung, die uns trennen, geradezu spüren.

 

Weit, weit weg

 

Ganz besonders deutlich wird das beim Zusammentreffen von Gestern und Heute, in einem Film über eine Prozession. Die Gewänder und getragenen Figuren sind wohl dieselben wie im Barock, die Hauben die das Gesicht verdecken, die ausdrucksstarken Figuren, aber unser Lebens- und Bildgefühl heute ist so anders, wunderbar repräsentiert durch die Brechung des Filmes. Weiterlesen “Fremder Barock”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Barock, El Greco, Hypo Kunsthalle München9 Kommentare zu Fremder Barock

Schmerzensmänner

Veröffentlicht am 4. Oktober 20164. Oktober 2016

Eine Figur, aufrecht gerade stehend, den Betrachter von der Leinwand aus anblickend. In der einen, flach vor sich gehaltenen Hand trägt sie eine Art Modell von einer Kirche. Eine ganz klassische Szene, so werden Stifter von Kirchen und Klöstern dargestellt, Heilige oder auch nicht.

Nur, das Bild, das ich hier meine, hat so gar nichts von Kirche oder Andacht. Es ist eines einer Serie des Malers Georg Baselitz, “Helden” genannt. Derzeit sind die Bilder in Frankfurt im Städel-Museum zu sehen.

Gemälde von Georg Baselitz: Der Hirte, von 1965
Georg Baselitz (*1938) Der Hirte, 1965, Öl auf Leinwand, 162 x 130 cm Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Leihgabe der Österreichischen Ludwig-Stiftung, seit 1993 © Georg Baselitz 2016 Foto: Frank Oleski, Köln

Vor den Renaissance-Malern wurden diese Heiligen oder Stifter, diese bewundernswerten Menschen, ohne Handlung dargestellt. Die stehen da nur, da geschieht nichts in den Statuen oder den Altarbildern. Die Handlung ist heraus genommen, sie passiert höchstens im Kopf des Betrachters, der die Geschichten kennt. Aber der Mensch dort auf der Säule oder der Leinwand tut nichts. Er wird schlicht dargestellt.

So macht es auch Baselitz mit seinen “Helden”, es sind Typen, keine Individuen, sie sind dargestellt, sie handeln nicht. Sie stehen, schauen den Betrachter an, grob und roh in den Gesichtszügen aber nicht aktiv. Da steckt zwar Bewegung drin, aber keine Handlung. Das ist ein Widerspruch, zugegeben, aber genau so stellen sich die Bilder vor.

Und obwohl alles an ihnen vom Krieg und Verwundung erzählt, hilft nichts im Bild dabei, die Figuren zu identifizieren oder zu individualisieren. Es sind halt Typen.

 

Baum, Fahrrad, zerrissene Uniformen

 

Zurück zum Mann mit der Kirche in der Hand: christliche Symbolik gibt es einige bei Baselitz, wenn ich mir auch nicht sicher bin, dass er genau das meint. Das Bild mit der Kirche in der Hand heißt “Der Hirte”. Es gibt aber noch viele andere Bilder, die genau so heißen, ein anderer Hirte hat zum Beispiel ein Kreuz am Kopf, auch das christliche Symbolik.

Überhaupt scheinen Baselitz Helden so etwas wie Schmerzensmänner zu sein, allein das schon christliche Bildsprache. Sie sind kraftvoll-muskulös und schwach zugleich, klar verletzt, verwundet, sie stehen in zerstörten Landschaften, da klingt deutlich der Krieg nach. Sie tragen alle Uniform, oder vielmehr: Lumpen, die mal Uniform waren. Die Bilder sind aus den 60er Jahren, Baselitz holt die Erfahrung des Krieges noch einmal auf die Leinwand.

Seine Leidensmänner stehen alleine da. Oftmals stehen sie freigestellt, viele Bilder haben keinen Hintergrund. Da ist höchstens ein Baum, scheinbar immer derselbe. Oder es ist einige Male nur dieser Baum, den Baselitz gemalt hat. Er hat immer einen gebrochenen Ast, dann sind da rote Tropfen – Blut – die herab tropfen. Auch die ständige Wiederholung der Themen und Attribute wie der Uniform der “Helden” trägt zur Typenhaftigkeit bei. Daneben stehen immer wieder Schubkarren, Fahrräder oder brennende Häuser.

Baselitz - Die Helden: Blick in die Ausstellugsräume
Ausstellungsansicht “Georg Baselitz. Die Helden”
Foto: Städel Museum

Es sind flächige Bilder, sie haben keine Tiefe, keinen Raum. Karminrot, braun, pink, das sind die vorherrschenden Farben. Die Bilder halten sich zurück, da ist keine Geste, kein Triumpf. Sie vereinnahmen nicht, posieren nicht wie es Helden heutzutage immer tun, wenn sie auf der Leinwand zu sehen sind.

 

Keine Bruce-Willis-Schmerzensmänner

 

Und hier wird die Ausstellung spannend. Einerseits sind da die christlichen Symbole und Anspielungen. Andererseits haben wir heute viele Helden vor Augen, die als leidende Schmerzensmänner über die Leinwand laufen. Nehmen wir Bruce Willis, blutend, zerrissen und schwitzend hat er aus dieser Figur eine ganze Filmkarriere gemacht, “Die Hard” und so weiter. Oder auch Jason Bourne und all die anderen blutenden Filmhelden. Sie sind ist der Held, der leidet und der dann am Ende, nun, genau: Held ist. Großes Gefühl, und am Ende überwiegt der Sieg das Leiden. Weiterlesen “Schmerzensmänner”

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Georg Baselitz, Heilige, Helden, Heldentum, Krieg, Museum, Städl, Typen4 Kommentare zu Schmerzensmänner

Die Welt ist fantastisch

Veröffentlicht am 20. April 201518. April 2015

Renaissance-Malerei gibt es eigentlich in Italien genug. Sollte man denken. Deutschland ist für diese Zeit nicht gerade als eine kulturelle Hochburg bekannt, als Avantgarde, Dürer vielleicht einmal ausgenommen. Um so schöner ist es, in einer Ausstellung eine eher unbekannte Seite von Kunst neu zu entdecken.

Das Kunsthistorische Museum Wien widmet sich in „Fantastische Welten“ einem eher vergessenen Blick auf die Welt. Und es ist eine Welt voller Bäumen. Ganz überraschend.

Albrecht Altdorfer: Sankt Georg und der Drachen
Albrecht Altdorfer: Sankt Georg und der Drachen

Nehmen wir nur einmal das Bild Der Heilige Georg und der Drache von Albrecht Altdorfer. Das erste, was man sieht, ist dass man fast nichts sieht. Stellen wir uns dieselbe Szene als Fresko in einem italienischen Palazzo vor, dann haben wir einen blauen Himmel vor Augen, im Hintergrund eine Stadt auf dem Berg, davor ein Ritter auf dem Pferd und ein durchbohrter Lindwurm zu seinen Füßen. Strahlende Farben und eine klare Strukturierung des Bildes auf seine Aussage hin. Bei Altdorfer sieht man den Ritter kaum. Man muss genau hinsehen, um ihn in all den Zweigen zu entdecken, auch farblich hebt er sich nicht ab.

Dass die Natur so dermaßen im Vordergrund steht, dass kennen wir vielleicht von Caspar David Friedrich oder von anderen Malern des 19. Jahrhunderts. Für die Renaissance ist uns das eher fremd.

 

Erdig, wuchernd, voller Ausdruck

 

Ende des 15. Jahrhunderts war eine Schrift wiederentdeckt worden, die nicht ganz unschuldig ist an der Entwickung. Tacitus hatte die ‚Germania’ geschrieben, und darin war der Raum östlich des Rheins beschrieben worden. Die Menschen des ausgehenden Mittelalters konnten sich dort wiederfinden: Die Germanen seien sittliche Menschen mit einem sehr geordneten Sozial- und Familienleben. Aufrichtig seien sie, tapfer und so weiter. Lange Haare und Bärte, Krieg und Stammeswesen, all das bestimmt die Kultur. Aber Tacitus weist auch auf die Menge Alkohol hin, die getrunken wird, und auf andere Schwächen. Kurz: Wild aber auf ganz eigene Weise zivilisiert.

Die Nachfahren der Germanen hatten also auf einmal im beginnenden 16. Jahrhundert eine eigene Geschichte, nicht nur eine Ableitung der römischen Geschichte, die sich in Italien und Frankreich kulturell fortsetzte. Und diese – und damit kommen wir zurück zu den Bäumen auf Altdorfers Bild – hat mit Wald zu tun. Weiterlesen “Die Welt ist fantastisch”

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Altdorfer, Ausstellung, Cranach, Dürer, Fantastische Welten, Kunst, Malerei, Wien1 Kommentar zu Die Welt ist fantastisch

Die Kirche und die schönen Sachen

Veröffentlicht am 15. November 2013

Die USA haben tonnenweise Elfenbein zerstört, absichtlich. Man will gegen illegalen Handel vorgehen und ein Zeichen setzen. Die Philippinen, Kenia und Gabun hatten es vorgemacht, es kommt also in Mode.

Vor einigen Tagen war ich in einer Ausstellung hier in Rom. Zum ersten

(c) Tesoro di Napoli
(c) Tesoro di Napoli

Mal sind die Kunstschätze aus der „Schatzkammer San Gennaros“, also aus Neapel, außerhalb ihrer Heimatstadt zu sehen. Wunderbare Sachen, aber im Zuge der Debatte um Geld und Kirche steigt im mir da die eine und auch die andere Frage auf.

Da sieht man Diamantenbesetzte Mitren, Messgewänder, Kelche und Ziborien, alles wunderbare Arbeiten. Wirklich gutes Handwerk. Aber um es mit den zahlreichen eMails zu fragen, die uns immer wieder erreichen: Warum verkauft die Kirche das nicht alles und gibt das Geld den Armen?

Das wäre sozusagen die „Elfenbeinmethode“ in Sachen Kirchengut. Weiterlesen “Die Kirche und die schönen Sachen”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und Können, RomSchlagwörter Ausstellung, Franziskus, Kirche, Museum, Napoli, Reichtum, Rom, Schönheit30 Kommentare zu Die Kirche und die schönen Sachen

Der Versuch der vielen Blicke

Veröffentlicht am 31. Dezember 201231. Dezember 2012
Zeichnung seiner Perspektivvorstellungen von David Hockney
David Hockney: Perspektive Diagram

Von der besten Kunst in der Ausstellung kann ich hier keine Bilder zeigen. Im Museum Ludwig in Köln sind zur Zeit hunderte von Bildern von David Hockney zu sehen. Landschaftsbilder vor allem, immer wieder Wald, Wiese, Horizont. Da steckt unendlich viel van Gogh drin und so fürchterlich aufregend ist das alles nicht. Ölgemälde, ins riesige vergrößerte iPad-Zeichnungen, Zeichnungen: Alles Mögliche ist zu sehen und schaut man auf die Jahreszahl dann fragt man sich unwillkürlich, wann der Mann Zeit hatte, das alles zu schaffen.

Dass Hockney sich aber Zeit lassen konnte, das sieht man an seinen Videoinstallationen. Sechs Kameras an einem Auto installiert, alle mit leicht anderes Perspektive. Und dieser Wagen rollt dann durch die Landschaft des ländlichen England. Die Filme sind nebeneinander montiert und zeigen zusammengesetzt ein Blild von der Landschaft, aber die Bilder sind nicht völlig synchron, die Perspektiven sind immer leicht anders und so gehen die einzelnen Blicke nicht fugenlos ineinander über.

Das sind die Bilder, die man selber sehen muss und die hier keinen Platz haben.

Es geht Hockney um Perspektive. Er sagt, dass uns die Gewöhnung an die eine Perspektive beschränke, dass wir viele Perspektiven bräuchten, und das gleichzeitig. Siehe die von ihm gezeichnete Grafik. Und was er sagt, das zeigen seine Bilder.

Da ist nichts Spektakuläres zu sehen, es ist wie ein Sonntag-Morgen-Spaziergang durch eine menschenleere Landschaft, Bäume eben, viele Bäume, Pflanzen, und alles zieht an unserem Auge vorbei. Oder besser, mit den vielen Kamras und den verschiedenen Perspektiven: Es zieht an unseren vielen Augen vorbei. Weiterlesen “Der Versuch der vielen Blicke”

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Bigger Picture, David Hockney, Köln, Museum Ludwig, Perspektive, Zentralperspektive1 Kommentar zu Der Versuch der vielen Blicke

Die unerträgliche Dauerpräsenz des öffentlichen Ich

Veröffentlicht am 20. November 201220. November 2012
Ausstellung in Frankfurt: ein Besucher vor Fotos
Manchmal wird es peinlich (c) Schirn

Das Private verschwindet. Immer mehr von uns wird öffentlich, das Inteernet, unsere Bank und nicht zuletzt Facebook wissen mehr von uns, als uns lieb sein kann. Das verbleibende Private wird immer mehr medial inszeniert: Lebensstile, Internetauftritte, so genannte Meinungen und all das viele andere tritt medial gebrochen öffentlich auf. Gleichzeitig heißt es, dass das Religiöse immer weiter in die Privatsphäre zurückgedrängt wird oder sich von selbst aus dorthin zurück zieht. Das gibt mir die Gelegenheit zu einem Gedankenexperiment: Wie sieht das Verhältnis denn nun aus zwischen dem Religiösen und dem medial-öffentlichen Privaten? Wie sieht das private Religiöse denn nun aus, unter welchen Bedingungen tritt es an?

Bei dem Experiment hilft eine Ausstellung in der Schirn Kunsthalle in in Frankfurt: “Privat” heißt diese und läuft noch bis zum Februar 2013.

 

Privat: Eine Ausstellung in der Schirn

 

Eine Warnung vorweg: Die Ausstellung ist eine Zumutung. Ganz wörtlich verstanden, sie mutet dem Betrachter einiges zu. Es wird viel Intimes gezeigt, das wir viel lieber dort hätten, wo es hingehört, eben ins Private.

Da wird die Geburt eines Kindes gefilmt. Liebe gerät voyeuristisch groß auf den Bildschirm oder als Pornografie tausendfach in winzigen Bildern an die Wand projiziert. Sehen will man das eigentlich nicht. Aber so ist das eben beim Verschwinden des Privaten: Alles wird banal.

Vor 150 Jahren war das Suchen der Öffentlichkeit für das Private noch ein öffentlicher Akt, noch bis in die 60er Jahre hinein waren “sleep-ins” und dergleichen Proteste gegen die Konvention. Davon ist nichts mehr übrig. Der letzte Vertreter, der uns in der Ausstellung von dieser Dimension erzählt, ist Ai Weiwei: Öffentlichkeit des Privaten ist in China noch eminent politisch. Weiterlesen “Die unerträgliche Dauerpräsenz des öffentlichen Ich”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ai Weiwei, Ausstellung, Facebook, Frankfurt, Internet, Kunst, Medien, Nan Goldin, Öffentlich, Öffentlichkeit, Privat, Privatsphäre, Schirn3 Kommentare zu Die unerträgliche Dauerpräsenz des öffentlichen Ich

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