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Der Dom und die toten Kaiser

Veröffentlicht am 2. Oktober 2011
Das Kaiserrelief im Dom zu Speyer, zu sehen sind Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV. und Heinrich V.
Kaiserrelief im Dom zu Speyer: Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV. und Heinrich V.

Die Mächtigen dieser Erde suchen die Nähe zur Allmacht. Auf der Suche nach Legitimation in den ständigen Veränderungen der Welt binden sie diese an den einzigen unwandelbar Mächtigen der Welt, an Gott. Und so finden sich im Kaiserdom zu Speyer, der an diesem Sonntag 950 Jahre geweiht ist, Kaisergräber.

Nun will ich auf keinen Fall Urteile fällen über den persönlichen Glauben der Herren. Trotzdem fragen wir uns heute doch, wo denn all die anderen Gläubigen sind, die keine Macht hatten. Jedenfalls nicht in der wunderschönen Krypta unter dem Dom, einem der schönsten Räume, die ich kenne. Und diese Frage ist nicht nur aus political correctness gestellt. Warum erfahren diese Herren soviel christliche Aufmerksamkeit? Wie halten wir es mit dieser Nähe von Macht und Kirche?

Man greife hinter sich ins Regal und lese Ernst Kantowowicz „Zwei Körper des Königs“ oder Dubys „Ritter, Frau und Priester“. Politische Theologie, Gesellschaft und Macht, Darstellung und Ordnung der Welt. Oder man greife zu Reinhold Schneiders „Macht und Gnade“ um zu lesen, wie lange das noch die Wahrnehmung prägt. Der Monarch garantierte die Ordnung. Auch wenn der Kaiser selbst unterging und sich in langen Kriegen die Machtfrage stellte, so war der Thron an sich unhinterfragt. Er gehörte zur Ordnung der Welt wie der Ordnende selbst. Erst die Guillotine machte aus dem Monarchen einen Menschen. Aber zu Königen geworden sind wir Bürger deswegen noch lange nicht.

Es ist nicht einfach auseinanderzunehmen, die Macht und der Glaube, die Gesellschaft und die Kirche. Aber wenn wir die vom Papst wie vom Konzil gewünschte Überprüfung von Privilegien unserer Kirche ernsthaft in Erwägung ziehen, dann müssen wir wissen, woher diese kommen. Ein Besuch im Speyrer Dom und ein Blick in die Gruft dort erzählen uns die Geschichte von der gegenseitigen Durchdringung von Gesellschaftsordnung und Kirche, von der Einheit der beiden und der erst allmählichen Trennung.

Gehen wir davon aus, dass auch damals Menschen rechtschaffen und ehrlich entschieden haben (was vielen modernen Menschen gar nicht passt), dann hat viel von dem, was wir jetzt als Privilegium kennen, eine gute oder zumindest gut gemeinte Wurzel. Erst allmählich wurden daraus die Dinge, die den Glauben verdunkeln. Wir tun also gut daran, genau hinzuschauen, was woher kommt und wie gemeint war. Und nicht alles ist in den Kategorien Gut und Schlecht, Falsch und Richtig zu beantworten.

Als erstes einmal verbannen wir den Begriff „mittelalterlich“ aus unserem Vokabular, denn er spiegelt uns vor, dass wir verstünden und urteilen könnten, wie genau damals die Menschen ihr Verhältnis zur Ordnung der Welt sahen. Leider halten wir uns für so viel besser als die Menschen damals.

Wie gesagt, gehen wir davon aus, das auch damals die Menschen rechtschaffen und ehrlich entschieden haben und darüber hinaus nicht dümmer waren als wir heute. Das ist ein erster Schritt in Richtung Verstehen.

Wir haben 2.000 Jahre Geschichte im Christentum, 950 davon sind im Speyrer Dom sichtbar. Das steckt uns in den religiösen und kulturellen Genen. Die Auseinandersetzung mit der Welt ist eine Auseinandersetzung mit uns selber. So gesehen ist es genau richtig, dass die Kaisergräber im Dom zu Speyer bewahrt sind.

 

 

Blick in die Krypta des Doms zu Speyer
Kaiserdom zu Speyer - Krypta

 

 

 

 

Und für alle, die es genau wissen wollen: Papst Benedikt XVI. schreibt seinem Vertreter bei den Festlichkeiten, Walter Kardinal Kasper, folgendes:

 

Venerabili Fratri Nostro

VALTHERO S.R.E. Cardinali KASPER
Pontificii Consilii ad Unitatem Christianorum fovendam
Praesidi emerito

Praecipuae dignum memoriae censemus cathedrale hoc templum quod exstat in nobili urbe Spirensi ac omnes illud petentes ex longinquo salutat peregrinos, Germaniae populi catholicam fidem confirm.ans atque Marialem devotionem. Maiorum enim ope laboreque magno exstructum et anno MLXI consecratum, per saecula plurimas maximi momenti vidit caerimonias, praeclaris cardinalibus, episcopis et principibus participantibus, necnon cotidiano cultu Deo reddebat gloriam simulque fidelium turbis spiritale offerebat alimentum.
Idcirco Venerabilis Frater Carolus Henricus Wiesemann, Episcopus Spirensis, dum fausta daretur occasio hoc templum honorandi, CML videlicet elapsis annis ab eiusdem consecratione, iure meritoque postulavit ut quendam Patrem Purpuratum illuc mitteremus qui die statuto inter sollemnia Nostras ageret partes.
Te ergo, Venerabilis Frater Noster, Praesidem emeritum Pontificii Consilii ad Unitatem Christianorum fovendam, Germaniae illustrem Filium itemque Ecclesiae eminentem Praesulem, prorsus idoneum censemus, cui honorificam hanc missionem libenter concredamus.
Quapropter his Litteris NOSTRUM MISSUM EXTRAORDINARIUM te nominamus ad Spirensis ecclesiae cathedralis consecrationis nongentesimam quinquagesimam anniversariam memoriam sollemni ritu celebrandam.
Die altero mensis Octobris liturgicis celebrationibus Nostro nomine praesidebis fidelesque ibi praesentes cohortaberis ad Dei Genetricis Mariae usque ardentiorem cultum atque comiter commendabis eis virtutes eius, praesertim fidei, spei et caritatis, sedule imitandas. Haec autem tam celebris templi singulare festum in memoriam revocat veritatem de spiratali Dei tempio, quod sumus nos, testante sane Apostolo Paulo: templum Dei estis et Spiritus Dei habitat in vobis (1 Cor 3,16) . Invitabis insuper ut omnes in Christum credentes fulciantur qui suam Evangelio adhaesionem magis consciam reddant eamque corroborent atque ut hoc gratiae tempore cum Successore Petri coniungantur.
Benedictionem denique Apostolicam, supernae gratiae auspicem atque Nostrae benevolentiae testem, Ecclesiae Spirensis assiduo Pastori, cunctis adstantibus Episcopis, sacerdotibus, religiosis viris et mulieribus, omnibusque sacrorum rituum participibus nomine Nostro ex toto corde largiaris volumus.

Ex Arce Gandulfi, die XXI mensis Septembris, anno MMXI, Pontificatus Nostri septimo.

BENEDICTUS XVI

 

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Kategorien Allgemein, Geschichte
Schlagwörter Entweltlichung, Geschichte, Gesellschaft, Kirche, Macht

2 Kommentare zu “Der Dom und die toten Kaiser”

  1. Pingback: Zwei kleine Abendlinks « Aus dem Hollerbusch
  2. Alexei sagt:
    9. Oktober 2011 um 18:33 Uhr

    Gefaellt mir sehr der Blog. Tolle Themenwahl.

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