Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Es ist ein Verb

Veröffentlicht am 16. Mai 201516. Mai 2015

Koordinatensystem für den Papst, Teil 6

Ganz vollständig ist das Koordinatensystem natürlich noch nicht, man könnte noch weitere Themen anführen. Aber vor allem fehlen noch die Koordinaten, die der Papst selber eingeführt hat. Die Zeit ist mehr wert als der Raum ist das erste Koordinate, „Dem Raum Vorrang geben bedeutet sich vormachen, alles in der Gegenwart gelöst zu haben und alle Räume der Macht und der Selbstbestätigung in Besitz nehmen zu wollen. Damit werden die Prozesse eingefroren. Man beansprucht, sie aufzuhalten. Der Zeit Vorrang zu geben bedeutet sich damit zu befassen, Prozesse in Gang zu setzen anstatt Räume zu besitzen.“

Uns macht das nervös, weil wir keine Ergebnisse sehen, keine Ergebnissicherung, keine Pläne. Er geht einfach los und vertraut dem Heiligen Geist.

„Die Einheit wiegt mehr als der Konflikt“ wäre die zweite Koordinate, auch das etwas, was wir uns innerkirchlich hinter die Ohren schreiben könnten. Leider leben Fraktionen in der Kirche vom und für den Konflikt, da klingen diese Worte des Papstes sehr aktuell. Er selber sagt das so: „Der Konflikt darf nicht ignoriert oder beschönigt werden. Man muss sich ihm stellen. Aber wenn wir uns in ihn verstricken, verlieren wir die Perspektive, unsere Horizonte werden kleiner, und die Wirklichkeit selbst zerbröckelt. Wenn wir im Auf und Ab der Konflikte verharren, verlieren wir den Sinn für die tiefe Einheit der Wirklichkeit.“

 

Die vier päpstlichen Koordinaten

 

Die dritte päpstliche Koordinate: „Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“. Ich zitiere: „Das schließt ein, verschiedene Formen der Verschleierung der Wirklichkeit zu vermeiden: die engelhaften Purismen, die Totalitarismen des Relativen, die in Erklärungen ausgedrückten Nominalismen, die mehr formalen als realen Projekte, die geschichtswidrigen Fundamentalismen, die Ethizismen ohne Güte, die Intellektualismen ohne Weisheit.“ Das hat mit nichts weniger als der Inkarnation Gottes in die Welt zu tun. Und wer schöne Ideen hat, diese Dynamik der Inkarnation aber nicht nachvollzieht, der verfehlt Jesus: „Das Wort nicht in die Praxis umzusetzen, es nicht in die Wirklichkeit zu führen bedeutet, auf Sand zu bauen, in der reinen Idee verhaftet zu bleiben und in Formen von Innerlichkeitskult und Gnostizismus zu verfallen, die keine Frucht bringen und die Dynamik des Wortes zur Sterilität verurteilen.“

Und viertens: „Das Ganze ist dem Teil übergeordnet“. Diese vier Koordinaten sind eher abstrakt. Aber wenn man das sprechen und tun dieses Papstes beobachtet, dann wird das schnell sehr konkret.

 

Wie wird das umgesetzt?

 

Jetzt müssten wir noch die ganzen Weisen aufzählen, wie dieses Koordinatensystem in die Praxis umgesetzt wird, schließlich ist die Wirklichkeit ja wichtiger als die Idee. Man könnte das zum Beispiel an der Synode durchbuchstabieren, auch wenn da noch alles offen ist, jedenfalls sehe ich das so. Hier kann man das Prinzip, dass die Zeit mehr wert ist als der Raum, mit Händen greifen, und auch die Unruhe, die die Kirche dazu befällt. Das macht geradezu Angst. Vor einigen Tagen war Heinz Bude hier, habe ich gelesen. „Angst kommt daher, dass alles offen, aber nichts ohne Bedeutung ist“, sagt er in einem klugen Buch über die Angst. Das können wir auch auf die Kirche, auf die Synode anwenden: es geht um was, aber alles wird als irgendwie offen wahrgenommen, und das macht Angst. Oder damit wird Angst gemacht.

Wenn etwas diesen Papst charakterisiert, dann dass er keine Angst hat. Er ist angstfrei, hat nichts zu verlieren, ist nicht defensiv sondern bei allen Problemen von der Freude der Begegnung mit Jesus getragen.

Mit Papst Franziskus wird alles dynamischer. Alles bewegt sich. Viel ist noch nicht klar, noch nicht entschieden. Aber wenn ich das einmal etwas flapsig ausdrücken darf: Katholisch war immer ein Adjektiv. Papst Franziskus macht daraus – ein Verb.

 

  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Franziskus
Schlagwörter Bekehrung, Franziskus, Kommunikation, Koordinaten, Ökumene, Papst, Reform, Synode, Wandel

14 Kommentare zu “Es ist ein Verb”

  1. Vom-anderen-Stern sagt:
    16. Mai 2015 um 12:45 Uhr

    Nach meinem Verständnis gehören zunächst alle Ideen, ob realitätsfern oder -nah, uneingeschränkt zur Wirklichkeit und insofern müßte die dritte „Koordinate“ lauten: Die Realität ist wichtiger als die Idee.

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      16. Mai 2015 um 12:47 Uhr

      Das verstehe ich jetzt nicht: genau so heißt sie doch auch.

      Antworten
      1. Vom-anderen-Stern sagt:
        16. Mai 2015 um 14:04 Uhr

        Ist Wirklichkeit denn Realität?
        vgl. z.B. https://www.youtube.com/watch?v=4XnpBQnJv9k (ab 28:10)

        Antworten
        1. Pater Hagenkord sagt:
          16. Mai 2015 um 14:11 Uhr

          Wenn wir nicht zu philosophisch werden wollen: Das eine ist die Übersetzung des anderen und gleichzeitig als Fremdwort in unsere Sprache eingegangen. Wirklichkeit und Realität sind zwei Worte, die dasselbe bedeuten.

          Antworten
          1. Vom-anderen-Stern sagt:
            16. Mai 2015 um 17:40 Uhr

            Dann würde ich es anders formulieren: „Ideen sind nur so gut, wie sie die Wirklichkeit erreichen und der Vernunft entspringen.“ Denn eine gute Idee kann nachweislich die Wirklichkeit positiv gestalten. Und was wäre die Wirklichkeit ohne Ideen?

          2. Pater Hagenkord sagt:
            16. Mai 2015 um 20:42 Uhr

            Es richtet sich ja auch nicht gegen Ideen, es geht nur um eine Hierarchie der Wichtigkeiten.

          3. Vom-anderen-Stern sagt:
            19. Mai 2015 um 10:16 Uhr

            Dann ist der Satz freundlich an diejenigen Zeitgenossen gerichtet, die den Teil (= Idee) für das Ganze (= Wirklichkeit) halten. Das ließe sich dann nach meinem Verständnis auch auf religiöse Strömungen oder ganze, in sich abgeschlossene Religionssysteme anwenden im Hinblick auf die generelle, kulturelle Religionsfähigkeit/-wirklichkeit des Homo sapiens im Vergleich zu anderen irdischen Geschöpfen.

          4. Pater Hagenkord sagt:
            19. Mai 2015 um 10:32 Uhr

            Es gibt noch eine andere Verhältnisbestimmung von Idee und Wirklichkeit, die nicht Teil und das Ganze ist. Idee ist immer abstrakt, Wirklichkeit immer konkret. Wir wissen alle von Vor-Stellungen, die auf Ideen beruhen, wir alle leben davon. Wenn die aber nicht mehr offen sind für Konkretes, sondern sich das Konkrete nach Gusto ordnen, dann wird die Idee wichtiger als die Wirklichkeit.

          5. Vom-anderen Stern sagt:
            20. Mai 2015 um 15:33 Uhr

            Wenn Sie die grundlegende Quantenstrukur der Welt betrachten, ist diese konkret und abstrakt zugleich, was dem normalen Verstand skurill und „unwirklich“ vorkommen mag. Ein einzelnes Elektron oder Fullerenmolekül bewegt sich z.B. gleichzeitig durch zwei Spalte. Die Differenzierung und Hiercharisierung von Idee und Wirklichkeit scheint mir nicht so einfach zu sein, wie es das Papstwort nahelegt. Ideen können mannigfaltig sein und eine Fülle von Möglichkeiten aufzeigen, die zwar nicht allesamt verwirklicht werden müssen, als Produkte von Gedanken einer materiell-energetischen Trägersubstanz gehören sie aber mit zur ganzen konkreten Wirklichkeit und stehen nicht außerhalb von ihr. Auch ein Traum ist real, das Geträumte aber im Ganzen oft irreal, obschon gestaltet aus vorkommenden, real erfahrbaren Elementen. Ideen erweitern den menschlichen Erfahrungshorizont, die Wirklichkeit genauer zu verstehen. Das Verstehen der Wirklichkeit ist ohne Ideen, d.h. eine Vorstellung von ihr, nicht möglich. Durch Ideen und deren Überprüfung kommt der Wirklichkeit zudem Bedeutung zu. Der Satz „Die Wirklichkeit ist wichtiger (= bedeutungsvoller) als Ideen“, setzt die Idee schon als bedeutungsgebendes Werkzeug voraus und würde sich nach Ihren Worten in „Das Konkrete ist wichtiger als das Abstrakte“ umformen lassen. Wenn aber die Wirklichkeit fundamental – aus menschlicher Perspektive – konkret und zugleich abstrakt ist, also beides gleichzeitig mieinander verschränkt, hinkt der Vergleich im Satz. Ideen sind Beziehungen zur Wirklichkeit. Allenfalls kann es nicht tragfähige Beziehungen geben. Eine Wirklichkeit ohne jedwede Beziehungen durch Ideen ist jedoch menschenleer. Aber auch weil jede Idee einen personalen Ursprung hat, ist sie immer auch konkret.

          6. Pater Hagenkord sagt:
            20. Mai 2015 um 15:42 Uhr

            Das schöne an Papst Franziskus ist, das ihn 99% aller Menschen sofort verstehen. Ohne Quanten in Unordnung zu bringen oder materiell-energetische Trägersubstanzen in der Schublade zu suchen.

          7. Vom-anderen Stern sagt:
            20. Mai 2015 um 16:56 Uhr

            Andersherum kommt Einstein sogar auf 100%: „Woher kommt es, dass mich niemand versteht und j e d e r mag?“ (Albert Einstein)

          8. Pater Hagenkord sagt:
            20. Mai 2015 um 20:12 Uhr

            Nun, da haben Sie ja was mit Einstein gemeinsam. Eine Sache.

          9. Vom-anderen-Stern sagt:
            21. Mai 2015 um 09:49 Uhr

            Das ist ein schönes Kompliment, danke! Anbei ein Text zum Eintauchen in das Meer der Wirklickeit, falls sie wollen: http://www.katholische-theologie.ph-gmuend.de/Benk-Moderne%20Physik%20und%20Theologie.pdf

  2. Amica sagt:
    16. Mai 2015 um 21:09 Uhr

    An Papst Franziskus ist diese jugendliche Haltung sehr positiv zu bewerten: Von einem älteren Herren – wie er ja eigentlich einer ist – erwartet man sich eher Beständigkeit, Sicherheit. Er passt natürlich sehr gut zu einer Zeit die dynamisch ist und innerhalb der der Begriff „Jugend“ durch und durch positiv besetzt ist. Aber so ein spontaner Papst ist halt auch ein Unsicherheitsfaktor – weckt die Angst, von der oben geschrieben wird. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich mir so viel Lebhaftigkeit bei einem Papst wünschen soll, ob ich nicht vielmehr das ewig Gleiche an der Kirche so schätze, heißt ihre Zeitlosigkeit.

    Über die „engelhaften Purismen“ sollte man auch noch was loswerden – trefflicher Begriff übrigens: Purismen sind halt so wunderschön mathematisch-abstrakt, so einfach verständlich. Menschen lieben Purismen und dazu Engel, bzw. das absolut Gute. Sie sprachen mal von „Sehnsüchten“… Idealbilder (bzw. Purismen) und Sehnsüchte gehören einfach zusammen und machen das Leben irgendwie auch wertvoller. Was wäre Religion ohne diese Purismen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2025
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.OKNeinDatenschutzerklärung