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Schlagwort: Bekehrung

Bekehrung! Zum Tod von Johann Baptist Metz

Veröffentlicht am 3. Dezember 20193. Dezember 2019
Wir schulden der Welt unsere Bekehrung Genuin religiöse Antwort auf unsere Zeit. Kreuzigungsfigur in der Wotruba-Kirche, Wien

Wir schulden der Welt unsere Bekehrung: Ein verkürzter Satz, der das wiedergibt, was ich in den vergangenen Jahren vom Theologen Johann Baptist Metz gelernt habe. Metz ist an diesem Montag im Alter von 91 Jahren verstorben, statt einer Würdigung möchte ich noch einmal die Gedanken aufgreifen, die sich aktuell lesen, auch wenn sie schon 40 Jahre alt sind. Eine genuin religiöse Antwort auf die Fragen unserer Zeit.

Bekannt und gewürdigt wird er für seinen Beitrag zur politischen Theologie. Aber „politisch“ ist bei ihm nicht eng, also parteipolitisch zu verstehen, wie ich finde. Sondern schlicht weltverändernd. Was ihn wie ich meine zu einem Geistesverwandten des Papstes macht.

Wir schulden der Welt unsere Bekehrung

„Das eucharistische Tischtuch zwischen uns und den armen Kirchen (ist) zerrissen, weil wir ihnen in ihrem Elend und ihrer Unterdrückung nicht mit unserer Umkehr beistehen und weil wir uns weigern, auf das zu hören, was als Prophetie des gemeinsamen Aufbruchs aus diesen armen Kirchen zu uns dringt“: eine dramatische Sprache, die auf die Amazonassynode genauso passt wie auf andere weltweite kirchliche Probleme. Das Zitat, wie alle Gedanken Metz die ich hier aufgreife, stammt aus einem Buch, dass mich die vergangenen Jahre begleitet hat: ‚Jenseits bürgerlicher Religion‘ heißt es und wurde von Metz schon 1980 veröffentlicht.

Metz antwortet darin religiös und eben nicht innenweltlich politisch, wenn er sich die Herausforderungen anschaut. Das Bild vom eucharistischen Tischtuch finde ich spannend, die Ungleichheit in der Welt und ich füge aktualisierend hinzu auch die Zerstörung der Umwelt schädigt die Kirche im Inneren. Und es gibt kein härteres theologisches Bild als den Schaden an der Gegenwart des Herrn, der gemeinsamen Feier der Eucharistie.

Wider die Betreuungskirche

Aber nicht nur für das ganz Große ist diese geistlich theologische Sichtweise interessant. Metz spricht auch heute noch zu uns, gerade jetzt bei den Anfangsschritten zum synodalen Weg: „Haben wir nicht selbst die Betreuungskirche so sehr verinnerlicht, dass wir meinen, alles an kirchlicher Erneuerung hinge schließlich davon ab, dass die Betreuer, also vorweg der Papst und die Bischöfe, sich ändern? Tatsächlich geht es darum, dass die Betreuten sich ändern und sich nicht einfach wie Betreute benehmen.“ Das klingt erschreckend aktuell.

„Deshalb sollten wir auch jenen Mangel an Bußfertigkeit und Selbstkritik, den wir in der Kirche, speziell bei unseren kirchlichen Amtsträgern, beklagen, wenigstens bei uns selbst überwinden.“ Starker Tobak, vor allem wenn wir bedenken, wie berechtigt zum Beispiel der Ärger und Zorn bei der Vertuschung von Missbrauch durch die Autoritäten der Kirche ist. Auch hier sollen wir auch Selbstkritik üben, sagt uns Metz. Nicht einfach zu schlucken. Wir schulden der Welt unsere Bekehrung, auch hier, sagt uns Metz.

Jenseits der Verbürgerlichung

Bei Metz steht dahinter das Bild einer ‚Initiativ-Kirche’, die jenseits der Verbürgerlichungen lebt. Initiative versteht sich als das Gegenteil von versorgt werden. Es steht dafür, seinen Glauben selber in die Hand zu nehmen. Und diese Kirche beginnt nicht mit dem Warten auf Entscheidungen, sondern bei den Gläubigen selbst.

Metz sieht die Gefahr der Verwandlung des Christentums in eine bürgerliche Religion, also die Gefahr, dass wir die Erneuerung der Kirche auf Basis der bürgerlichen Religion suchen, die „als besonders ‚fortschrittlich’ und gar ‚befreiend’ vorkommen mag“. „Die bürgerliche Gesellschaft ruht nicht, bis die Religion zu ihr und zu ihren Plausibilitäten passt“. Oder an einer anderen Stelle in demselben Text: „Der Bürger lässt die Religion nicht mehr an sich heran, er bedient sich ihrer, wenn er sie ‚braucht’.“

Das Feindbild für Kirche ist also klar: Die verbürgerlichte Kirche.

Die Unterwerfung des Glaubens

Das Problem bei dieser Kirche ist, dass sie vorgibt, was Glaube und Gott sein darf und welchen Stellenwert Gott zugewiesen werden darf. Man unterwirft Glaube, Religion und Gott also bürgerlichen Funktionalismen, damit alles glatt und schön und ohne anzuecken verläuft. „Diese bürgerliche Religion fordert nichts, tröstet aber auch nicht. Gott ist in ihr zwar zitierfähig, aber kaum mehr anbetungswürdig,“ sagt Metz.

Und dann wird es spannend, denn hier zieht Metz eine Linie, die Richtung Zukunft weist. Wo der Papst etwa in Evangelii Gaudium beschreibend und würdigend bleibt, blickt Metz schon 1980 für Europa voraus. „Wo sich unsere Kirchen bewusster und entschiedener als bisher der Zumutung entziehen, Institutionen bürgerlicher Religion zu sein, öffnet sie sich einer basiskirchlichen Zukunft.“

Das wird dann ein Anfang einer Kirche als „Kirche des Volkes“.

Eine bis an die Wurzeln gehende Umkehr

Deutlich wird besonders die politische und gesellschaftliche Bedeutung, die so etwas mit sich bringt: „eine bis in die Wurzeln gehende Umkehr, die auch die ökonomischen Grundlagen unseres gesellschaftlichen Lebens einbezieht.“ Klingt vertraut, oder? „Diese Wirtschaft tötet“ und dergleichen ist eben Teil eines glaubenden Lebens und Denkens.

Interessant auch die Forderung, dass es eine „bis an die Wurzeln gehende Umkehr“ brauche. Das ist ein genuin religiöser Ansatz: Die Umkehr. Diese ist – auch das macht der Satz von Metz klar – nicht rein spirituell und innerlich zu verstehen, sondern hat gesellschaftliche Wucht. Umkehr betrifft nicht nur mich und meinen Gott im Gebet, Umkehr hat Folgen in meinem und unserem Leben. Das nimmt dem Begriff auch die etwas angestaubte Bedeutung, die wir manchmal damit verbinden. Und es zeigt, dass Umkehr keine Verharmlosung von Problemen ist, in dem ich sie ins Innere hinein verlagere. Umkehr ist der Kern des christlichen Suchens und Fragens, es verändert die Welt.

Meinen Dank an Johann Baptist Metz.

Herr, gib ihm die ewige Ruhe. Und das ewige Licht leuchte ihm.Lass sie ruhen in Frieden.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bekehrung, Deutschland, Johann Baptist Metz, Papst Franziskus, Rahner, synodaler Weg, Theologie20 Kommentare zu Bekehrung! Zum Tod von Johann Baptist Metz

Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens

Veröffentlicht am 16. Oktober 201811. November 2018
Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen? Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?

Es ist mein Lieblingsthema: Wie geht weltweite Kirche und lokale Kirche in Zukunft zusammen? Wie können wir den universellen – katholischen – Charakter der Kirche vertiefen, neu entdecken, bewahren und gleichzeitig kulturelle Verschiedenheiten wertschätzen und deren Beitrag für andere Kulturen fördern?

Dass das ein nicht einfach zu lösende Aufgabe ist, wurde noch einmal sehr deutlich, als in den vergangenen Tagen die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit zusammen getragen wurden. Das bekannte Problem: Wenn die Aussagen zu konkret sind, sind sie von ihren Umständen nicht zu lösen. Wenn sie abstrakt werden, sprechen sie kaum noch zur Wirklichkeit. Und das ist nur das induktive Vorgehen, also von Konkret zu Abstrakt. Wenn man den umgekehrten Weg geht, den deduktiven der Anwendung abstrakter Regeln auf konkrete Umstände, wird es noch schwieriger.

Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?
Studium am Morgen: Was sagen die Zeitungen?

Das Ganze wird sich noch mal zuspitzen jetzt wo die dritte Phase der Synodenarbeit läuft, die Frage nach dem „was tun?“.

Wir sind uns glaube ich schnell einig, dass das Leben der weltweiten einen Kirche nicht schlicht das Ergebnis eine Forderung oder einer Vereinheitlichung sein kann. Dafür ist theologisch die Wirklichkeit zu wichtig.

Es ist auch hier mal wieder eine Frage der Haltung. Der Germanicus – die deutschsprachige Kleingruppe – hat das in ihrem Bericht zur zweiten Phase so gesagt: der Versuchung widerstehen, das wir schon alles wüssten. „Wir sind zuerst Hörende und nicht schon die Wissenden“, so heißt es in dem Text. Das ist auf die Jugend hin gesprochen, gilt aber auch für den weiteren Blick auf die katholische Welt.

 

Zuerst Hörende

 

Dass das in die Sprache von „Versuchung“ gepackt ist ist natürlich Papst Franziskus geschuldet, der sehr stark immer wieder auf solche Versuchungen hinweist.

Es ist eine wichtige Betonung. Es ist nicht „falsch“, sondern eine „Versuchung“. Damit schieben wir es aus dem Bereich der Moral in den Bereich der Unterscheidung, vom Bereich ja/nein in den dynamischen Bereich des „welchen Schritt machen wir nun“.

„Versuchung“, das ermöglicht Umkehr.

 

Beginn der Weisheit

 

Dann: „nicht schon Wissende“. Es ist weise zuzugeben, dass wir noch gar nicht die Antwort haben. Einsicht ins eigene Nichtwissen haben ja schon die alten Philosophen als Beginn der Weisheit definiert. Da stellt man sich auch nicht vielleicht unnötige Hindernisse in den Weg. Weiterlesen “Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Bekehrung, Bischofssynode, Kirche, Reform, Synode, Versuchung, Weltkirche, Zukunft5 Kommentare zu Die Versuchung des jetzt-schon-Wissens

Der Pate

Veröffentlicht am 4. März 20184. März 2018

Gedanken zur Fastenzeit, 4

Zu den schönsten Titeln, die ich im Laufe der vergangenen Jahre bekommen habe, gehört ‚Pate‘. Hört sich doch super an, ‚Pate Bernd Hagenkord‘. Irgendwie gefährlich, mächtig, aber auch ironisch. Wenn, ja wenn es sich nicht um ein Versehen handeln würde.

Archiv: Kardinäle in Chorkleidung
Archiv: Kardinäle in Chorkleidung

Für sechs Jahre war ich als Jugendseelsorger in Hamburg, einer Stadt die nicht gerade eines überbordenden Katholizismus verdächtig ist. Dass es Menschen gibt, die mit dem Wort ‚Pater‘ nichts anfangen können, wurde mir da mehr als einmal deutlich. Aber dass daraus ‚Pate‘ wird – Mario Puzzo sei Dank – hat mich dann doch mehr als nur einen Tag lang amüsiert. Bis heute, um ehrlich zu sein.

Das mit den Titeln ist so eine Sache. Oder das mit der Anrede. Monsignore ist auch so ein Ding, da bin ich zwar persönlich nicht betroffen, aber ich habe mit dem Titel täglich zu tun. Bei uns ist das eng gefasst, nur wer zu einem solchen ernannt wird, heißt dann auch so. Hier in Italien aber ist das jeder Bischof, auch wenn er damit längst über den Titel Monsignore hinaus ist.

 

Was ist ein Kardinaldiakon?

 

Mein Lieblingstitel ist ‚Apostolischer Protonotar‘. Beliebt ist auch ‚Kardinaldiakon‘. Und so weiter.

Man sieht daran, wie Dinge wachsen. An dieser Stelle habe ich das schon einige Male formuliert, es wird irgendwie mein Thema in dieser Fastenzeit, aber mir scheint dass wir neu lernen müssen, diese Worte und Sprache neu zu füllen und zu verstehen.

Was auch für Kleidung gilt: wenn man sich die Bilder etwa von der Vollversammlung der deutschen Bischöfe ansieht, dann sieht man einen Bischof im Messgewand, und viele viele andere in Chorkleidung. Aber wer versteht heute noch, was Chorkleidung ist? Was nicht gegen die Chorkleidung spricht, aber dann doch eine Einladung ist, mal darüber nachzudenken, wie auch hier eine „Bekehrung der Lebensstile“ stattfinden kann, die zur Verkündigung wird, wie der Papst das immer wieder sagt. Weiterlesen “Der Pate”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Bekehrung, Kleidung, Monsignore, Papst Franziskus, pate, Pater, Titel, Zeichensprache3 Kommentare zu Der Pate

Der Heilige und der Papst: Franziskanische Impulse für die Reform

Veröffentlicht am 7. November 20165. November 2016

Vortrag zum Patronatsfest des Priesterseminars in Münster, 6. November 2016

„Verkündigt mit allem das Evangelium, und wenn es sein muss, dann auch mit Worten.“ Ein Satz, der dem Heiligen Franziskus zugeschrieben wird und der eine Zeitlang regelmäßig von Papst Franziskus zitiert wurde. Er drückt eine Haltung aus, die Christen eigen sein soll. Der Heilige hatte den Satz zu seinen ersten Franziskanern gesagt, der Papst münzt ihn auf alle, die ihm vor das Mikro kamen, Bischöfe, Priester, Gemeindemitarbeitern in Assisi, Generalaudienzen, überhaupt auf alle Christen, wie man seinem Schreiben Evangelii Gaudium entnehmen kann, in dem er von einer missionarischen Kirche träumt.

Franziskus und Franziskus: Es sind zwei Personen, die für Reform und Erneuerung stehen, für Widerstand und Christuszentriertheit, ein wenig auch für Dickschädeligkeit, für nicht besonders große Liebe in Teilen des Apparats, für arme Kirche für die Armen, um das Wort des Papstes zu benutzen, und für anders mehr.

Es hat schon einige Versuche gegeben, die beiden in Beziehung zueinander zu setzen. Man muss aber vorsichtig sein, die „Vergangenheit nicht zu kolonisieren“, wie es der vom Papst verehrte Jesuit Michel de Certeau ausgedrückt hat. So sehr, wie der Heilige verklärt oder als Verkörperung der jeweils eigenen Wünsche verstanden wird, so sehr geschieht es oft genug auch mit dem Papst gleichen Namens.

Fallen wir also nicht auf scheinbar allzu einfache und offensichtliche Parallelen herein und machen wir uns auf die Spurensuche.

 

Franziskus und Franziskus: Spurensuche

 

Erste Audienz des neugewählten Papstes: Franziskus erzählt in der Audienzhalle den versammelten Journalisten von der Namenswahl. Als die Auszählung der Stimmen gefährlich nahe an die benötigte Mehrheit gekommen sei, habe sich Kardinal Claudio Hummes, Franziskaner und Freund Bergoglios, zu ihm gelehnt und geraunt, „vergiss die Armen nicht, vergiss die Armen nicht“. Da sei – so Bergoglio – das erste Mal der Gedanke in ihm aufgestiegen, sich nach dem großen Heiligen zu benennen.

Nebenbemerkung: scherzhaft hat der Papst damals auch gesagt, kurz habe es ihn gejuckt, sich Clemens XV. zu nennen, in Erinnerung an den Papst, der die Jesuiten aufgelöst habe, das dann aber verworfen.

Machen wir uns nichts vor, diese Namensnennung ist ein ganz großes Ding. Das ist der Erz-Heilige der katholischen Kirche, Päpste, die sich selbst Namen gegeben haben, haben sich bewusst nie nach den zwölf Aposteln benannt, Franziskus kommt aber knapp dahinter.

Fresko in der Oberkirche von Assisi: Franziskus stützt die Kirche
Fresko in der Oberkirche von Assisi: Franziskus stützt die Kirche

In der katholischen Vorstellung und Erinnerung steht der Heilige für Einfachheit, tiefe Liebe zur Schöpfung und für die Armen, ein völliges Lassen weltlicher Macht und Status. Er steht für das charismatische Prinzip, der Papst als Amt für das hierarchische. Die beiden zusammen zu führen war und ist mutig und eine deutliche Ansage.

Eine zweite Spur: Laudato Si’. In der Enzyklika nimmt der Papst immer wieder sehr deutlich Bezug auf den großen Heiligen, nicht nur durch das lange Zitat des Sonnengesangs (in der Ursprungsversion, in der auch Schwester Tod gepriesen wird, nicht in der etwas eingekitschten Version, sie sich fast automatisch in Melodieform im Hirn bildet, wenn ich den Titel der Enzyklika nur höre). Schöpfung ist mehr als Umwelt, Schöpfung ist Gerechtigkeitsfrage, ist soziale Frage, ist Gottesfrage, ist die Frage nach der Ganzheitlichkeit der Welt, in den Worten der Enzyklika: „alles hängt mit allem zusammen“.

 

Franziskaner und Jesuit

 

Eine andere Spur hatte ich schon genannt, das Zitat vom Verkünden mit allem, und wenn es sein muss dann auch mit Worten.

Papst Franziskus hat den Heiligen noch in einem anderen Punkt aufgegriffen: im Punkt der Barmherzigkeit Gottes, die sich in der Vergebung aller Sünden ausdrückt. Der Heilige habe alle Menschen „ins Paradies“ schicken wollen, deswegen das Ringen um die Erlaubnis für einen eigenen Ablass für Assisi – für die Kapelle unten, nicht die Kirchen in der Oberstadt – den ersten Ablass außerhalb Roms, und dann auch noch ohne Geld. Für den Papst steht der Heilige auch für Gottes erbarmende Liebe, Nähe und Vergebung. „Gott vergibt. Immer. Alles.“ Weiterlesen “Der Heilige und der Papst: Franziskanische Impulse für die Reform”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bekehrung, franziskanisch, franziskanische Spiritualität, Franziskus von Assisi, Papst Franziskus, Reform der Kirche, Umkehr22 Kommentare zu Der Heilige und der Papst: Franziskanische Impulse für die Reform

Bekehrung der Strukturen

Veröffentlicht am 8. September 2015

Wenn der Papst von Reform spricht, dann spricht er meistens vom Amt des Bischofs. Was ja auch selbsterklärend ist, denn das Bischofsamt ist das Leitungsamt. Bereits in Rio, bei seiner ersten großen Reise, hat er den Bischöfen einiges ins Stammbuch geschrieben (“Was Franziskus von den Bischöfen will”), in Evangelii Gaudium ebenfalls. Es geht um die „Psychologie von Prinzen“ und dergleichen, „Der Bischof muss leiten, was nicht dasselbe ist wie sich als Herr aufzuspielen“ hat er in Rio gesagt. in Kritik und Warnung vor Versuchungen ist der Papst immer sehr stark.

Es ist auch eine notwendige Debatte, weil die Frage nach Leitung immer wieder laut gestellt wird, was ich hier ja auch schon einmal aufgegriffen habe. Es ist die Frage hinter der Debatte zur Bedeutung der Synode und so weiter.

Aber es geht auch anders herum, was wir heute gesehen haben. Papst Franziskus ändert das Kirchenrecht in Sachen Ehenichtigkeitsverfahren. Und dabei weist er den Bischöfen die zentrale Rolle zu. Bereits in Rio gab es dieses Thema: „Die Bischöfe müssen Hirten sein, nahe am Volk, Väter und Brüder, mit viel Milde; geduldig und barmherzig”.

Deswegen bekommt der Bischof auch in der Kirchenrechtsänderung von heute eine wichtige Rolle. Nicht der Bischof als Bistumsverwaltung, sondern die Person des Bischofs. Er kann nun selber in offensichtlichen Fällen selber entscheiden, ohne dass eine zweite Instanz automatisch involviert wird. Außerdem verfügt der Papst, dass der Bischof das nicht vollständig delegieren darf, er muss also selber an diesen Verfahren beteiligt sein.

Die Frage, ob eine Ehe überhaupt nach katholischem Verständnis eine wirkliche und gültige Ehe ist und jemals war, wird also nun pastoraler. Immer wieder hatte es – nicht zuletzt bei der Synode – Beschwerden gegeben, dass es in vielen Ländern fast unmöglich sei, eine solche Frage beantwortet zu bekommen, weil die Strukturen dazu zu weit weg wären und damit das Ganze viel zu teuer. Das darf nicht sein, sagt Papst Franziskus. Es braucht eine „Bekehrung der Strukturen“, damit diese näher bei den Menschen sind. Es soll und muss pastoraler werden.

Der Papst zitiert selber sein Schreiben Evangelii Gaudiumm und es lohnt sich wirklich, in Sachen Reform das Ziel, das da genannt wird, nicht aus den Augen zu verlieren: „Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient. Die Bekehrung der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet. Wie Johannes Paul II. zu den Bischöfen Ozeaniens sagte, muss ‚jede Erneuerung in der Kirche […] auf die Mission abzielen, um nicht einer Art kirchlicher Introversion zu verfallen’.“ (Nr. 27)

 

NB: Ich habe im Zitat abweichend von der offiziellen Übersetzung conversión (Originaltext) nicht als „Reform“, sondern als „Bekehrung“ übersetzt, wie auch alle anderen Sprachen: conversione, conversion und so weiter. Das ist ein religiös aufgeladenes Wort, das man nicht nur als „Reform“ wiedergeben kann.

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Rom, VatikanSchlagwörter Bekehrung, Bischof, Bischofsamt, Ehe, Franziskus, Kirchenrecht, Nichtigkeit, Papst, Reform, Synode24 Kommentare zu Bekehrung der Strukturen

Es ist ein Verb

Veröffentlicht am 16. Mai 201516. Mai 2015

Koordinatensystem für den Papst, Teil 6

Ganz vollständig ist das Koordinatensystem natürlich noch nicht, man könnte noch weitere Themen anführen. Aber vor allem fehlen noch die Koordinaten, die der Papst selber eingeführt hat. Die Zeit ist mehr wert als der Raum ist das erste Koordinate, „Dem Raum Vorrang geben bedeutet sich vormachen, alles in der Gegenwart gelöst zu haben und alle Räume der Macht und der Selbstbestätigung in Besitz nehmen zu wollen. Damit werden die Prozesse eingefroren. Man beansprucht, sie aufzuhalten. Der Zeit Vorrang zu geben bedeutet sich damit zu befassen, Prozesse in Gang zu setzen anstatt Räume zu besitzen.“

Uns macht das nervös, weil wir keine Ergebnisse sehen, keine Ergebnissicherung, keine Pläne. Er geht einfach los und vertraut dem Heiligen Geist.

„Die Einheit wiegt mehr als der Konflikt“ wäre die zweite Koordinate, auch das etwas, was wir uns innerkirchlich hinter die Ohren schreiben könnten. Leider leben Fraktionen in der Kirche vom und für den Konflikt, da klingen diese Worte des Papstes sehr aktuell. Er selber sagt das so: „Der Konflikt darf nicht ignoriert oder beschönigt werden. Man muss sich ihm stellen. Aber wenn wir uns in ihn verstricken, verlieren wir die Perspektive, unsere Horizonte werden kleiner, und die Wirklichkeit selbst zerbröckelt. Wenn wir im Auf und Ab der Konflikte verharren, verlieren wir den Sinn für die tiefe Einheit der Wirklichkeit.“

 

Die vier päpstlichen Koordinaten

 

Die dritte päpstliche Koordinate: „Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“. Ich zitiere: „Das schließt ein, verschiedene Formen der Verschleierung der Wirklichkeit zu vermeiden: die engelhaften Purismen, die Totalitarismen des Relativen, die in Erklärungen ausgedrückten Nominalismen, die mehr formalen als realen Projekte, die geschichtswidrigen Fundamentalismen, die Ethizismen ohne Güte, die Intellektualismen ohne Weisheit.“ Das hat mit nichts weniger als der Inkarnation Gottes in die Welt zu tun. Und wer schöne Ideen hat, diese Dynamik der Inkarnation aber nicht nachvollzieht, der verfehlt Jesus: „Das Wort nicht in die Praxis umzusetzen, es nicht in die Wirklichkeit zu führen bedeutet, auf Sand zu bauen, in der reinen Idee verhaftet zu bleiben und in Formen von Innerlichkeitskult und Gnostizismus zu verfallen, die keine Frucht bringen und die Dynamik des Wortes zur Sterilität verurteilen.“

Und viertens: „Das Ganze ist dem Teil übergeordnet“. Diese vier Koordinaten sind eher abstrakt. Aber wenn man das sprechen und tun dieses Papstes beobachtet, dann wird das schnell sehr konkret. Weiterlesen “Es ist ein Verb”

Kategorien Allgemein, FranziskusSchlagwörter Bekehrung, Franziskus, Kommunikation, Koordinaten, Ökumene, Papst, Reform, Synode, Wandel14 Kommentare zu Es ist ein Verb

Die Kreativität Christi: Verkündigung

Veröffentlicht am 14. Mai 20156. Mai 2015

Koordinatensystem für den Papst, Teil 5

Noch eine weitere Koordinate: „eine ständige missionarische Haltung“. Das will der Papst von seiner Kirche. EG ist voll davon, aber auch sonst sehen wir an diesem Papst einen Verkünder. Und das ist kein einfaches Konzept von Christentum, der Papst liebt Verben der Bewegung, da muss man dauernd aufstehen, aus sich heraus gehen, losgehen, aufstehen, und so weiter.

Dahinter liegt ganz schlicht die Frage, wie Christsein im 21. Jahrhundert zu leben ist. Jedenfalls nicht bürgerlich zufrieden, um noch einmal das Feindbild aufzurufen. Wir erleben einen Traditionsabbruch, wir müssen neu lernen, zu verkünden. Wir müssen christliches Handeln ohne stützendes Milieu erlernen. Das bedeutet Christsein.

EG „[Christus] kann mit seiner Neuheit immer unser Leben und unsere Gemeinschaft erneuern, und selbst dann, wenn die christliche Botschaft dunkle Zeiten und kirchliche Schwachheiten durchläuft, altert sie nie. Jesus Christus kann auch die langweiligen Schablonen durchbrechen, in denen wir uns anmaßen, ihn gefangen zu halten, und überrascht uns mit seiner beständigen göttlichen Kreativität.“

 

Nicht delegierbar

 

Und da rüttelt der Papst an unserem Verständnis von Glauben und Kirche. Verkündigung ist nämlich nicht an eine Stabsstelle delegierbar, an kein Institut und keinen Hauptamtlichen. Verkünden soll jeder. Letztlich ist das ja auch gut jesuanisch, aber irgendwie hat das keinen sehr guten Ruf bei uns.

Damit deutet der Papst auch den unglücklichen Begriff der Neuevangelisierung um. Er nutzt ihn selber überhaupt nicht, füllt die Idee aber auf seine eigene Weise. Wir müssen lernen, neu zu verkünden. Und das ist mehr, als nur das Internet zu nutzen, dahinter steckt eine Haltung. Ich zitiere noch einmal EG „Niemals verschließt sich das missionarische Herz, niemals greift es auf die eigenen Sicherheiten zurück, niemals entscheidet es sich für die Starrheit der Selbstverteidigung. Es weiß, dass es selbst wachsen muss im Verständnis des Evangeliums und in der Unterscheidung der Wege des Geistes, und so verzichtet es nicht auf das mögliche Gute, obwohl es Gefahr läuft, sich mit dem Schlamm der Straße zu beschmutzen.“ Weiterlesen “Die Kreativität Christi: Verkündigung”

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Der Papst und die Politik

Veröffentlicht am 12. Mai 201512. Mai 2015

Ein Koordinatensystem für den Papst, Teil 4

Eine weitere Koordinate: die Politik ist zurück im Vatikan. Während wir im vergangenen Oktober bei der Bischofssynode waren, alle Journalisten mit Blick auf die Kirche, trafen sich wenige Meter weg Kuba und die USA und handelten erste Schritte zur Annäherung aus. Ausgelöst hatten das zwei Briefe des Papstes, einen an Präsident Castro, einen an Präsident Obama. Nun waren die Briefe nicht der Grund für das Tauwetter, aber sie kamen zur richtigen Zeit. Und die Tatsache, dass das so lange geheim bleiben konnte und auch dass der geplante Papstbesuch auf Kuba lange geheim bleiben konnte, das zeigt die Qualität der Arbeit.

Ganz aktuell: Raúl Castro bei Papst Franziskus, Sonntag, 10. Mai 2015
Ganz aktuell: Raúl Castro bei Papst Franziskus, Sonntag, 10. Mai 2015

In meinen Kontakten mit Diplomaten begegne ich einem wieder erwachenden Respekt für das, was der Heilige Stuhl weltweit tut. Das hat mit dem Netzwerk zu tun, was die Kirche bildet, mit Kontakten, und es hat mit den Prinzipien zu tun, für die die Kirche unter den Staaten einsteht. Aber es hat auch damit zu tun, dass hoch professionell gearbeitet wird, wenn auch auf zahlenmäßig eher kleinem Niveau, und dass das was aus Rom kommt Ernst zu nehmen ist.

 

Palästina und Kuba

 

Denken Sie an den Coups mit den Friedensgebeten im Vatikan mit Palästina und Israel. Niemand hätte gedacht, dass so etwas möglich wäre. Aber es war möglich. Und schauen Sie, wer auf der Welt alles Papst Franziskus zitiert. Er ist eine politische und gesellschaftliche Größe, und zwar nicht eine zum schmücken, sondern eine Herausforderung. Er spricht von Syrien, wenn unsere Medien gerade etwas anderes vor Augen haben. Vom Irak. Vom Hunger. Von den ungerechten Wirtschaftssystemen, die Menschen wegwerfen. Weiterlesen “Der Papst und die Politik”

Kategorien Allgemein, FranziskusSchlagwörter Bekehrung, Franziskus, Kommunikation, Koordinaten, Ökumene, Papst, Reform, Synode, Wandel1 Kommentar zu Der Papst und die Politik

Der Papst und seine Reform

Veröffentlicht am 10. Mai 20156. Mai 2015

Ein Koordinatensystem für den Papst, Teil 3

Natürlich muss auch die Kurienreform erwähnt werden, das wäre meine dritte Koordinate. Das war ja einer der Aufträge an den zu wählenden Papst, wie Franziskus immer wieder bekundet. Nun ist das eine riesige Baustelle. Die Wirtschaftsangelegenheiten sind in trockenen Tüchern, es wird noch aufgeklärt und umgebaut, aber die Struktur steht und sie ist nach internationalen Standards gesetzt. Bei den Vatikanmedien ist das noch nicht entschieden, da gab es eine Firma die sich uns angesehen hat (McKinsey), dann eine Kommission, die einen Bericht und Vorschläge vorgelegt hat und nun eine neue Kommission, die Vorschläge zur Umsetzung machen soll. Das dauert alles noch.

Tatsache ist ja, dass wir mit der Williamson-Affäre, mit Vatileaks, mit der so genannten Vatikanbank IOR und jede Menge anderer Sachen klar gemacht bekommen haben, das etwas nicht stimmt im Vatikan. Es lief nicht rund, die einzelnen Bereiche arbeiteten aneinander vorbei und es war alles Mögliche, aber kein gute Dienst an der Kirche.

Wer es etwas präziser möchte: Drei Felder der Reform werden im aktuellen Heft der Herder-Korrespondenz von Ralph Rotte identifiziert: 1. das Bemühen um einen offenen Diskurs über die Aufgaben, Missstände und Veränderungsmöglichkeiten von Kurie und Kirche, 2. den Wandel der institutionellen Organisation der Kurie und 3. die Personalpolitik von Papst Franziskus.

 

Strukturveränderungen dauern

 

Für uns strukturierte Mitteleuropäer mag die Umsetzung sehr langsam daher kommen. Und es gibt ja auch berechtigte Kritik: Prozeduren und Verfahren schützen ja immer den Schwachen vor dem Starken. Der Starke setzt sich immer durch, der Schwache braucht Regeln. Deswegen wäre es wichtig, die neuen Dinge auch in Regeln zu fassen.

Wichtig dabei ist aber ganz besonders, dass es dem Papst um eine Haltung geht. Er will einen Dienst für die Weltkirche, und das ist nicht nur Sonntagsrede. Dass er die Kurie mit den fünfzehn Krankheiten der Seele konfrontiert hat, ist weniger eine Abrechnung als vielmehr der deutliche, sehr deutliche Hinweis darauf, wo die wirklichen Gefahren im Vatikan liegen.

Reform, wirklich Reform, beginnt nicht im Zentrum, sondern an der Peripherie. Hier ist der Papst ‚Schüler’ des Konzilstheologen Yves Congar, der dazu geschrieben hat. Wirkliche Reform beginnt beim Glauben der Menschen, nicht im Zentrum der Institution. Das bedeutet nicht, die Probleme zu verharmlosen oder ins Innere zu verlegen, das macht sie im Gegenteil erst wirklich wichtig und mächtig. Reform muss pastoral beginnen. Reform ist zuerst etwas Geistliches.

 

Bürgerliche Religion

 

Brechen wir das einmal auf unsere Kirche herunter: was hieße das für uns? Papst Benedikt XVI. hat uns mit „Entweltlichung“ ja schon etwas ins Stammbuch geschrieben, die „Arme Kirche für die Armen“ ist hier eine wohlmöglich noch größere und radikalere Herausforderung. Papst Franziskus will keine Kirche, die in sich selbst verkrümmt ist, sondern die aus sich heraus geht, die die Türen aufmacht um Jesus heraus zu lassen. Weiterlesen “Der Papst und seine Reform”

Kategorien Allgemein, FranziskusSchlagwörter Bekehrung, Franziskus, Kommunikation, Koordinaten, Ökumene, Papst, Reform, Synode, Wandel20 Kommentare zu Der Papst und seine Reform

Der Papst und die Ökumene der Begegnung

Veröffentlicht am 8. Mai 20156. Mai 2015

Ein Koordinatensystem für den Papst, Teil 2

Eine zweite Linie des Koordinatensystems möchte ich anführen, und zwar die Ökumene. Das ist nun nicht gerade etwas, was wir hier in Deutschland sofort mit diesem Papst verbinden würden, und es stimmt auch, die klassische Ökumene mit den Kirchen der Reformation ist nicht sein Schwerpunkt und die Auseinandersetzung mit diesen Theologien hat bei ihm auch keine Rolle gespielt.

Aber bereits bei einer der ersten Begegnungen des neuen Papstes, bei einem Essen mit Kardinälen, war Patriarch Bartholomaios eingeladen. Er war zur Wahl gekommen, natürlich nicht wissend, wer da gewählt wird, der erste Patriarch der griechisch orthodoxen Kirche seit der Spaltung vor 1.000 Jahren, der das tat.

 

„Bruder Andreas“

 

Und er sprach ein Grußwort und Papst Franziskus antwortete: „Bruder Andreas“, denn der Patriarch sieht sich als Nachfolger des Apostels Andreas, wie der Papst sich als Nachfolger des Bruders des Andreas, Petrus, sieht. Da standen also die beiden Brüder nebeneinander. Wenn es jemals Eis gegeben haben sollte, dann war das in dem Augenblick weg.

Nicht bei allen, mit der russisch orthodoxen Kirche ist das nach wie vor schwierig, aber der Kontakt ist da, und vor allem auch die Wertschätzung und der Respekt. In Israel und in der Türkei hat er das sehr deutlich gemacht.

Wir sehen auch ein völlig neues ökumenisches Feld. Ich kann mich noch gut an Interviews mit Kardinal Walter Kasper erinnern, der damals noch im Vatikan für die Einheit der Christen zuständig war. Der sagte ganz klar, dass eine Ökumene mit den Evangelikalen ganz schwer sei, weil es sie nur konkret und lokal, nicht aber organisiert gäbe und weil die sich gar nicht für Ökumene interessierten. Deren Christentum ticke ganz anders. Und nun hat ein Papst einen evangelikalen Pfarrer zu Gast, den er aus Argentinien kennt, und der erzählt ihm, dass er zu einer evangelikalen Konferenz in Texas fahre. Der Papst fragt, soll ich dir eine Botschaft mitgeben? Und Bischof Palmer, so hieß der Mann, antwortet „Klar, hier ist mein iPhone, ich zeichne das auf.“ Und dann fährt er – der Vatikan weiß von nichts – in die USA und spielt diesen Kurzfilm bei der Konferenz vor. Bei allen anderen Päpsten wäre das undenkbar, aber mit Franziskus geht das: Ein Evangelikaler wirbt mit dem Papst bei Pfingstkirchen für die Ökumene. Weiterlesen “Der Papst und die Ökumene der Begegnung”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Bekehrung, Franziskus, Kommunikation, Koordinaten, Ökumene, Papst, Reform, Synode, Wandel7 Kommentare zu Der Papst und die Ökumene der Begegnung

Koordinatensystem für diesen Papst

Veröffentlicht am 6. Mai 20156. Mai 2015

Es ist ein entscheidendes Jahr für das Pontifikat Papst Franziskus: Diese Einschätzung hört man immer wieder, wenn man mit Fachmenschen spricht, mit Vatikan- und Kirchenkennern, Journalisten und kirchlichen Insidern. Wir stecken in der Mitte einer ganzen Reihe von Prozessen, die seit dem 13. März 2013 begonnen wurden: Kurienreform ist vielleicht das erste, dann der Synodale Prozess mit den beiden Versammlungen der Bischofssynode zum Thema Familie, demnächst eine weitere Enzyklika, Ernennungen, die ersten Dinge die in der Kritik stehen und die Frage, wie der Papst damit umgeht: Das alles steckt in diesem dritten Jahr des Pontifikates Papst Franziskus.

Pater Bernd Hagenkord bei einem Vortrag in Hamburg
Entstanden ist dieses Koordinatensystem für einen Vortrag in Hamburg, Foto (c) Herzig

Nun sehen wir Vatikaner ja oft den Wald vor lauter Bäumen nicht, jeden Tag ist etwas zu berichten, immer wieder neue Initiativen, Menschen, Reisen, Themen. Trotzdem oder vielleicht deswegen möchte ich versuchen, an dieser Stelle in mehreren Folgen so etwas wie ein Koordinatensystem zu entwickeln. Die Idee dahinter wäre es, die einzelnen Handlungen, Worte, Zeichen, Themen und so weiter des Papstes etwas verstehbarer zu machen. Es soll keine Analyse sein, dafür ist es sicherlich noch zu früh, ich habe auch etwas gegen Bilanzen, das klingt immer so abschließend, aber so ein Koordinatensystem lässt sich nutzbringend beschreiben und ist nach über zwei Jahren sicherlich auch möglich.

Beginnen möchte ich mit der ersten Koordinate auf dem Balkon, am 13. März 2013. Das ist nicht sonderlich originell, fast alle Papstbeschreibungen fangen mit dem Abend nach der Wahl an, aber es ist bezeichnend. Es war einer der definierenden Momente dieses Pontifikates oder anders: es fasst etwas zusammen, was sich danach immer weiter entwickelte.

 

Kommunikation und Distanz

 

Wie sehen einen Papst, der Distanzen abbaut. Sein berühmtes „buona sera“, sein Weglassen von trennenden zeremoniellen Gewändern, sein bewusst einfaches Auftreten, das Fahren mit dem Bus, das alles baut Distanz ab. Das kann man dann jeden Mittwoch auf dem Petersplatz sehen oder viel mehr noch bei den Pfarreibesuchen in Rom oder anderswo in Italien: Umarmungen allüberall. Der Papst will Nähe, physische Nähe.

Wir sehen einen genialen Kommunikator. Seine Sprache ist klar und verstehbar, ein Dokument wie Evangelii Gaudium braucht keinen Fachmann für Kirchen-Sprech, um es den Menschen nahe zu bringen, ganz zu schweigen davon, dass es eines der wenigen kirchlichen Dokumente ist, dass zum Lachen anregt.

Zum einen liegt das an der Sprache selber, die sofort verstehbar ist. Er zitiert nicht, schreibt wie er spricht und will vor allem eines: verstanden werden. Es sind keine Texte für die Ewigkeit, sondern kommunikative Akte.

 

Kommunikative Handlungen

 

Dazu gehören auch die Sprachbilder, die der Papst nutzt, vor allem in den Morgenmessen. Maria ist keine Postbeamtin, die täglich Briefe zustellt. Wir sollen keine „Museums-Christen“ sein. Kirche ist keine Zollstation. Wir haben alle einen Hochschulabschluss in Sünde. Und so weiter. Weiterlesen “Koordinatensystem für diesen Papst”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Bekehrung, Franziskus, Kommunikation, Koordinaten, Papst, Reform, Synode, Wandel12 Kommentare zu Koordinatensystem für diesen Papst

Wie weit geht Umkehr?

Veröffentlicht am 7. Mai 20147. Mai 2014

Unter all den Verben der Bewegung, die der Papst so gerne benutzt, ragen einige heraus: Gehen, folgen, aus sich heraus gehen und vor allem umkehren. Letzteres ist ein biblisches und jesuanisches Wort und setzt sozusagen den Kurs für alle nachfolgenden Bewegungen. Und das geht bis ins Extreme, bei einem Angelusgebet (6. April dieses Jahres) deutet er die Erweckung des Lazarus in dieser Weise:

 

„Christus resigniert nicht vor den Gräbern, die wir uns selbst gebaut haben mit unseren Entscheidungen zum Bösen und zum Tod. Er lädt uns ein, befiehlt uns fast, aus dem Grab herauszukommen, in das unsere Sünden uns geworfen haben. Er ruft uns beharrlich dazu auf, aus dem Dunkel des Gefängnisses herauszukommen, in das wir uns selbst eingeschlossen haben, indem wir uns mit einem falschen, selbstsüchtigen, mittelmäßigen Leben zufrieden gegeben haben. Lassen wir uns ergreifen von diesen Worten, die Jesus heute jedem von uns wiederholt. Lassen wir uns befreien von den „Binden“ des Stolzes.“

 

P. David Birchall SJ: Abfrage unter knapp 300 Exerzitienteilnehmern
P. David Birchall SJ: Abfrage unter knapp 300 Exerzitienteilnehmern

Sprachlich das Gegenstück zur Umkehr ist die Barmherzigkeit Gottes, die kein Ende finde und die immer da sei, wie weit weg wir auch immer sein mögen.

 

„Unser Vater wird niemals müde, zu lieben, und seine Augen werden nie müde, dabei auf die Straße zu schauen, auf der der Sohn, der weggegangen ist und verloren war, zurückkehrt. Wir können von der Hoffnung Gottes sprechen: Unser Vater wartet immer auf uns, er lässt nicht nur die Tür offen, sondern er wartet auch auf uns. Dieser Vater wird auch nicht müde, den anderen Sohn zu lieben, der – obwohl immer bei ihm – doch nicht an der Barmherzigkeit teilhat, an seinem Erbarmen.“ (Bußliturgie, 28. März 2014)

 

Wir können uns auf Gott verlassen, immer, sollen uns aber auch selber in Bewegung setzen.

 

„Viele Christen stehen einfach still! Es gibt so viele unter ihnen, die nur eine schwache Hoffnung haben. Ja, sie glauben an den Himmel und dass alles gutgehen wird. Das ist schön, dass sie das glauben, aber sie sehnen sich gar nicht danach. Sie halten sich an die Gebote und Verbote, alles, alles… aber sie stehen still. (..) Dann gibt es andere wiederum, die den falschen Weg einschlagen. Das kann jedem von uns einmal passieren, das wissen wir. Das Problem aber ist nicht, den falschen Weg einzuschlagen, sondern auf diesem dann zu bleiben, obwohl man genau weiß, dass man falsch liegt! (…) Das sind irrende Christen – sie ziehen umher und gestalten ihr Leben so, als ob es sich um einen existenziellen Tourismus handeln würde. Weiterlesen “Wie weit geht Umkehr?”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Barmherzigkeit, Bekehrung, Franziskus, Johann Baptist Metz, Papst, Predigt, Reform, Wandel14 Kommentare zu Wie weit geht Umkehr?

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