Barmherzigkeit – schon wieder? Ja, schon wieder. Oder besser: immer noch. Diese Themenjahre haben es ja leider so an sich, dass man sich irgendwie satt hört, so wichtig das Thema auch sein mag.
Deswegen nur noch mal kurz eine Erinnerung, wie das ganze ohne Barmherzigkeit aussehen würde. Nehmen wir die Abrahamsgeschichte: wie wäre die wohl ausgegangen, wenn der Mensch mit seinem Opfergedanken und seinem Messer nicht auf die Stimme gehört hätte? Im War Requiem erzählt das Benjamin Britten. Das Offertorium erzählt die Abrahamsgeschichte nach:
So Abram rose, and clave the wood, and went,
And took the fire with him, and a knife.
And as they sojourned both of them together,
Isaac the first-born spake and said, My Father,
Behold the preparations, fire and iron,
But where the lamb for this burnt-offering?
Then Abram bound the youth with belts and straps,
And builded parapets and trenched there,
And streched forth the knife to slay his son.
When lo! and angel called him out of heaven,
Saying, Lay not thy hand upon the lad,
Neither do anything to him. Behold,
A ram, caught in a thicket by its horns;
Offer the Ram of Pride instead of him.
But the old man would not so,
but slew his son, –
And half the seed of Europe, one by one.
Abraham behandelt seinen Sohn als Eigentum, bis zu jenem Moment, wo der Engel einschreitet. Bilderbuchartig hält uns die Bibel vor, wie Gewalt etwas ist, was wir ohne weiteres einsetzen, gepaart von diesem Verhältnis zum Anderen, das jenen verdinglicht. Britten reflektiert damit natürlich den Zweiten Weltkrieg, „And half the seed of Europe, one by one.“ Aber es ist mehr. Wir sind immer noch bereit dazu, andere drauf gehen zu lassen, damit alles gut wird.
Das ist die Welt ohne die Barmherzigkeit.