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Schlagwort: Vertrauen

Trau keinem, der zu viel von Vertrauen spricht

Veröffentlicht am 6. Juli 201929. Juni 2019
Vertrauen ja oder nein? Bruce Naumann: Room with my soul left out, Museum Hamburger Bahnhof, Berlin

Auf meinem Schreibtisch steht ein Doppelbildschirm. Wie man das bei Medienmenschen heute so hat, und nicht nur da. Zwei große Flächen, um zu arbeiten und zu lesen. Meistens ergänzen sich die Inhalte der beiden, aber ab und zu widersprechen sie sich auch. Wie neulich, als zwei völlig unterschiedliche Botschaften erschienen: Vertrauen ja oder nein?

Auf der einen Seite der Philosoph Wilhelm Schmid in der ZEIT, der für ein „gesundes Misstrauen“ im Umgang miteinander wirbt. Auf der anderen Seite der Artikel meines US-amerikanischen Mitbruders und Journalisten Thomas Reese, der für Brückenbauen wirbt und sagt, dass ohne Vertrauen menschliches Miteinander unmöglich ist. Misstrauen und Vertrauen, diese beiden …

Vertrauen Ja oder Nein?

Schmid geht es um ein Grunddilemma in der Gesellschaft, das mich hier besonders mit Blick auf die Kirchen interessiert: verlorenes Vertrauen. „Vertrauen geht verloren, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden“, sagt er schlicht und überzeugend.

Und Schmid hat auch den Weg zu neuem Vertrauen, so dieses denn verloren ist: „Was genau ist zu tun, wer definiert die Erwartungen, wer soll sie erfüllen, wer darf das kontrollieren? Einvernehmen darüber zu erzielen macht ein neues Vertrauen wahrscheinlicher.“ Erwartungen – er fügt hinzu ‚berechtigte Erwartungen‘ – sind also der Schlüssel zum Vertrauen.

Erwartungen und Erfüllung

Um nun herauszufinden, ob ich Vertrauen schenken kann, empfiehlt der Philosoph einen „Prozess der Prüfung“. Genau hinschauen. Nicht sofort glauben, sondern Erfahrungen sammeln und sich dann zu Gewissheiten verdichten lassen. Hier kann Misstrauen sinnvoll sein, nicht als Grundhaltung allen und jedem gegenüber, aber es hat seinen Platz. Oder vielleicht sollten wir es besser Skepsis nennen.

Und zwar in Maßen, was Schmid mit einer Warnung verbindet: „Ein größeres Misstrauen ist auch am Platz, wenn ein Mensch ständig vom Vertrauen spricht: Er könnte ein Interesse daran haben, mich einzulullen.“ Ein Gruß an Kirche und Politik!

Wer zu viel von Vertrauen spricht

„Vorsicht geboten ist schließlich gegenüber einer Kultur, die das Misstrauen theoretisch missachtet, praktisch aber befördert, mit immer neuen Versprechungen, die sich als uneinlösbar erweisen: immerwährender Fortschritt, Aufhebung aller Widersprüche, universelles Glück.“ Ein Gruß an unsere Konsumkultur.

Tom Reese dagegen spricht nicht als Philosoph, sondern als Praktiker. Kirche und Politik in den USA sind gespalten, Verschwörungstheorien allenthalben, fehlender Respekt dominiert die Debatten. Und das sei nicht erst seit Trump so, obwohl dessen Umgang mit der Realität einen neuen Tiefpunkt darstelle. Reese definiert den Beginn des Misstrauens in den 60er Jahren, mit Vietnam und den Dauerlügen der Politiker.

Vertrauen und Missbrauch

Der Missbrauch und der Umgang damit habe ähnliches in der Kirche ausgelöst, Vertrauen sei hier sehr schwierig wieder zu gewinnen. Im Gegensatz zu Schmid sagt Reese, dass Misstrauen und Skepsis der Normalzustand seien, die es aber zu überwinden gelte. Naives Vertrauen sei natürlich keine Lösung, aber das Verbleiben in gegnerischen Lagern ohne Dialog sei auch kein Weg.

Natürlich spricht Reese dann über Parteipolitik, und an dieser Stelle können wir sein Argument verlassen, aber die Grundlage gilt auch für uns: er wirbt mit unserem Ordensgründer dafür, in einer Aussage erst einmal das Gute zu suchen. „Die Aussage des Nächsten zu retten“ als bevorzugte Option, nennt es Ignatius. Das ist nicht dasselbe was Schmid vorschlägt.

Werben

Und was nun? Vertrauen Ja oder Nein? Beide Argumentationslinien haben ihren Wert. Wenn ich die Philosophische Haltung meinen Kollegen hier erkläre – und ich habe es versucht – erkennen sie sofort den Deutschen, oder besser das Bild, das wir aus den deutschsprachigen Kirchen in der Welt haben. Skepsis, nicht sofort an Bord gehen, immer gleich etwas zu Kritisieren haben, nichts lassen wie es ist. Das sind angeblich wir.

In Tom Reese hingegen erkennen wir eine Haltung, wie sie immer und immer wieder vom Papst vertreten wird, auch an Orten wo wir selber zögern. Die Tür sei immer offen, sagt Franziskus. Der Vorteil hier ist der Einsatz für den Dialog, immer und überall. In Misstrauen kann man sich halt auch einrichten, oder besser: denen zum Opfer fallen, die von Misstrauen und Spaltung leben. Dem müssen wir entgegen treten, mit Brücken und nicht mit neuen Mauern.

Vertrauen war mal in Mode

Vertrauen galt mal als wichtig, Trump und Konsorten haben uns das ausgetrieben. Aber ohne gibt es keinen Glauben, keine Kirche. Allein Beten geht schon nicht ohne Vertrauen, Gebet ist Vertrauen. Aber wie dahin kommen, wo dieses nicht mehr da ist?

Beide Bildschirme haben Recht. Eine einfache Lösung gibt es nicht. Ich brauche Brücken, ich darf dem trennenden Misstrauen nicht das letzte Wort geben. Gleichzeitig darf ich auch nicht naiv sein, verlorenes Vertrauen sei es in Kirche oder Gesellschaft kann man, ja darf man nicht einfordern, darum muss man werben. Und immer wieder werben. Und Strukturen einziehen, die Vertrauen schenken ermöglichen, etwa Transparenz und so weiter.

Strukturen des Vertrauens

Was zählt heute noch Vertrauen?, müssen wir uns fragen. Und wie kommen wir dahin?

Nur eines scheint mir sicher, auch mit Blick auf die Bemerkung weiter oben über das Beten: Ohne geht es nicht. Ohne wir es wie das Foto über dem Stück, dann leben wir in einem Raum ohne Seele. Klingt Ihnen zu pathetisch? Vielleicht, aber ich glaube das wäre die Welt, in die wir im Augenblick drohen, hinein zu spazieren.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Gesellschaft, Kirche, Missbrauch, Skepsis, Tom Reese, Vertrauen, Zeit13 Kommentare zu Trau keinem, der zu viel von Vertrauen spricht

Der Elefant im Raum

Veröffentlicht am 18. Juli 2014
Eine Kunstaktion von Bansky zeigt einen echten lebendigen und rot angemalten Elefanten im Raum
Banskys Version des Elefanten im Raum, Kunstaktion 2006 in LA

Die Englische Sprache kennt eine Menge wunderbarer Vergleiche, unter anderem den des Elefanten im Raum. Alle wissen, dass da etwas im Raum ist, aber keiner spricht darüber.

Bei der Lektüre der Pressemitteilungen aus diversen Bistümern heute wurde ich daran erinnert. Es wurden die Ergebnisse der statistischen Erhebungen zu Kirchenaustritten, eintritten und zu den Sakramenten bekannt gegeben.

Wo sich die einzelnen Bistümer treffen ist bei der überdurchschnittlichen Zunahme an Austritten, was nicht überrascht. Die Zahlen sind unterschiedlich, wie auch die Situationen in den Bistümern unterschiedlich sind, aber allen gemeinsam ist, dass es 2013 sehr viel mehr Austritte gegeben hat, bis zu 40% mehr, als noch 2012. Und einige Pressemeldungen fügen an, dass das mehr sind, als zu den Zeiten der Missbrauchsdebatte. Wer es genau wissen will: Die DBK hat eine Übersicht erstellt.

In vielen Stellungnahmen wird ausdrücklich auf den Vertrauensverlust hingewiesen, welcher durch die Vorgänge im Bistum Limburg entstanden sei. Mir selber scheint auch nicht unwichtig, dass das direkt im Anschluss an die Missbrauchsdebatte geschah, die ja – in der Wahrnehmung der meisten Menschen, sie selber nicht betroffen waren – eine ähnliche Geschichte war: Heimlichkeit, Schutz der Institution, Täuschung, Macht, Privilegien und nicht zuletzt Geld. Viele, die in der Missbrauchsdebatte den Bischöfen und der Kirche noch einmal eine Chance gegeben hatten, sehen sich nun endgültig enttäuscht. Aber das ist nur eine These von mir, ich kann sie überhaupt nicht belegen. Es scheint mir nur logisch und in einigen – wenigen – Gesprächen sehe ich das bestätigt.

Wo ist nun der Elefant? Der heißt „Franziskus-Effekt“. Weiterlesen “Der Elefant im Raum”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Austritt, Deutschland, Franziskus, Kirche, Limburg, Öffentlichkeit, Transparenz, Vertrauen131 Kommentare zu Der Elefant im Raum

Troll-Brigade

Veröffentlicht am 11. Juli 2014

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, die FAZ hat es vorgemacht, einen Artikel gegen die Trolle im Netz. Wer sich umtut auf Blogs und Seiten mit Kommentarfunktion oder gar an der Empfängerseite der Post sitzt, der wird bei der Lektüre des wunderbar unaufgeregten Artikels mehrfach mit dem Kopf nicken. “Meine Tage im Hass” heißt es da bei faz.net, zur Reflexion empfohlen. Denn auch das ist Teil unserer “Kultur”, wenn wir es denn so nennen wollen.

Kein eigener Beitrag von mir heute, einfach mal eine Lektüreempfehlung. Die Taktik des lauten Vorlesens verfolge ich übrigens auch, egal ob gerade jemand zuhört oder nicht. Und das absurdeste wird aufgehoben, in einem eigenen Ordner. Sonst glaubt einem das ja keiner.

 

 

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Blog, Hass, Internet, Kommentarspalte, konservativ, Troll, Vertrauen47 Kommentare zu Troll-Brigade

Vertrauen kommt in Mode

Veröffentlicht am 9. Mai 20147. Mai 2014

Ein Twitter-Satz geht bei Journalisten um die Welt: „The next big thing is not attention, the next big thing is trust”. Gesagt hat ihn ein französischer Fernsehjournalist, Eric Scherer. Wer morgen gesucht und in und angesagt und einflussreich sein wird, entscheidet der Faktor „Vertrauen“, wenn ich das einmal lose übersetzen darf.

Für einen Journalisten ist das natürlich ein ganz großes Thema, wir werden überschwemmt von Zeug, das vom Internet produziert wird, und wissen nicht recht, was eigentlich echt ist und was nicht.

Einige Kollegen werden auch neu lernen müssen, Meinung und Nachricht zu trennen, denn Meinungen kann man nicht vertrauen. Analysen schon.

Und wenn die Scherer-Satz stimmt, dann ist das auch für Kirche eine Herausforderung, nach Missbrauch, Tebartz-van Elst und so weiter. Nicht das laute Auftreten, nicht das immer Dabeisein, nicht das Gesehen-Werden, sondern das vertrauenswürdig Sein lohnt den Einsatz.

Das unterschreibe ich sofort.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Eric Scherer, Journalismus, Medien, Öffentlichkeit, Vertrauen, Wahrnehmung, Zukunft15 Kommentare zu Vertrauen kommt in Mode

Der Lackmustest für das Bischofsamt: Eine Meditation des Papstes

Veröffentlicht am 24. Mai 2013

Es ist eine Mischung aus Meditation, Ermahnung, Ermutigung und geistlichem Leitbild: Die Ansprache Papst Franziskus’ von diesem Donnerstag. Gemeinsam mit der in Rom versammelten italienischen Bischofskonferenz sprach er in einem Gottesdienst das Glaubensbekenntnis.

In der geistlichen Tradition des Jesuitenordens erkenne ich hier das wieder, was seit Ignatius von Loyola eine „Betrachtung“ genannt wird. Man stellt sich die Szene so vor, als wäre man selbst dabei und reagiert mit seiner eigenen Geschichte, seinen Wünschen und Gedanken, seinen „inneren Regungen“ auf ein biblisches Geschehen.

Und dann soll man sich – so lehrt Ignatius – „auf sich selbst zurückbesinnen“ und „Frucht ziehen“ aus den Gedanken, auch das finde ich bei Papst Franziskus.

Das soll jetzt nicht das jesuitische über Gebühr betonen, ich glaube aber, dass die geistliche Tradition, aus der der Papst kommt, wichtig ist, um seinen Gedankengang nachvollziehen zu können.

Aber genug der Einleitung: Hier die Ansprache, die Papst Franziskus am Donnerstagabend vor den Bischöfen Italiens gehalten hat: Über das Hirtenamt der Bischöfe.

 

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt,

die biblischen Lesungen, die wir gehört haben, regen uns zum Nachdenken an. Mich haben sie sehr zum Nachdenken gebracht. Daraus ist eine Meditation geworden – für uns Bischöfe und zuerst für mich selbst, einen Bischof wie ihr. Diese Gedanken möchte ich mit euch teilen. Weiterlesen “Der Lackmustest für das Bischofsamt: Eine Meditation des Papstes”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Ansprache, Bischof, Bischofsamt, Franziskus, Hirte, ignatianisch, Meditation, Papst, Sorge, Verantwortung, Vertrauen10 Kommentare zu Der Lackmustest für das Bischofsamt: Eine Meditation des Papstes

„Herr, ich vertraue Dir“

Veröffentlicht am 23. Januar 201323. Januar 2013

„Glaube ist ein personaler Akt.“ Was als Satz und Aussage sehr formal daher kommt, ist doch sehr menschlich und hat mit allem zu tun, was uns ausmacht. Benedikt XVI. beginnt an diesem Mittwoch seine Auslegungen zum Credo, zum Glaubensbekenntnis der Kirche.

 

Die Worte des Papstes:

Im Rahmen der Mittwochskatechesen jetzt im „Jahr des Glaubens“ möchte ich heute damit beginnen, das Glaubensbekenntnis zu besprechen. Es setzt mit dem bedeutsamen Satz ein: „Ich glaube an Gott.“ Was heißt das?

An Gott glauben heißt mit ihm verbunden sein, seine Offenbarung annehmen und mit Freude seinem Wort gehorchen und den Weg gehen, den es zeigt. Der Glaube ist ein personaler Akt. Gott kommt dem Menschen entgegen, der auf den Anruf antwortet. So ist der Glaube an Gott zugleich Geschenk und Aufgabe, göttliche Gnade und menschliche Antwort, ein Dialog der Liebe, in dem Gott zum Menschen wie zu Freunden redet.

Wie können wir das Sprechen Gottes hören? Die ganze Bibel berichtet davon, wie sich Gott dem Menschen mitteilt und ist selbst Mitteilung Gottes an uns. Sie lehrt uns glauben, indem sie uns zeigt, wie Gott in der Geschichte oft verborgen, geheimnisvoll und unter Schmerzen sein Erlösungswerk fortführt. Sie erzählt von den Menschen, die er anrührt und die sich ihm anvertrauen, bis zur Fülle der Offenbarung in Jesus Christus. Weiterlesen “„Herr, ich vertraue Dir“”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Abraham, Benedikt XVI., Credo, Generalaudienz, Glauben, Glaubensbekenntnis, Gott, Jahr des Glaubens, Vertrauen1 Kommentar zu „Herr, ich vertraue Dir“

Freude, Freiheit, Gnade: Benedikt XVI. über Maria

Veröffentlicht am 19. Dezember 2012

Bei der vorweihnachtlichen Generalaudienz an diesem Mittwoch sprach der Papst über Maria: Die versprochene Freude aber auch die schweren Zeiten, das Verstehen und die Demut, die Freiheit des “Ja” und die Gnade Gottes.

 

Die Katechese des Papstes:

In dieser Katechese vor Weihnachten möchte ich das Geheimnis der Verkündigung der Geburt Jesu an Maria mit Ihnen betrachten. Der Engel Gabriel redet Maria mit einem besonderen Gruß an: »Chaîrē kecharitomēne, ho Kyrios meta sou. Freue dich, du Gnadenvolle. Der Herr ist mit dir« (Lk 1,28).

Das Wort chaîrē – freue dich – ist eine im griechischen Sprachraum übliche Grußform; in den Evangelien kommt es nur einmal – eben hier – vor. Dagegen im griechischen Text des Alten Testaments erscheint es viermal und bezeichnet dort die Freude des Volkes Israel über den nahenden Messias und das Frohsein in der Tiefe des Herzens.

Diese innere Freude lässt sich selbst durch schmerzvolle Erlebnisse nicht vertreiben, sondern wird dadurch erst zur rechten Reife geführt. Weiterlesen “Freude, Freiheit, Gnade: Benedikt XVI. über Maria”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Engel, Gabriel, Generalaudienz, Gnade, Maria, Verkündigung, Vertrauen1 Kommentar zu Freude, Freiheit, Gnade: Benedikt XVI. über Maria

Treue

Veröffentlicht am 11. Juni 2012

Es ist ein alljährliches Ereignis im Kalender des Papstes, und doch hat es in diesem Jahr eine besondere Farbe: Der Abschluss des Studienjahres in der päpstlichen Diplomatenakademie in Rom.Papst Benedikt hatan diesem Montagmorgen einige Worte an die Nachwuchsmitarbeiter beim Heiligen Stuhl gerichtet, und nicht wenige haben in seinen Worten auch eine Reflexion dessen gehört, was in diesen Tagen in Rom passiert, Stichwort Vatileaks.

Ich höre darin nicht so sehr Trotz oder Widerstand oder gar Ausblendung. Aber wenn man Benedikt XVI. zuhört, bekommt man sehr schnell seine Prioritäten mit. Es geht ihm eben nicht um die Spekulationen und Machtkämpfe. Es geht um den Kern dessen, was Kirche ausmacht, und das ist eben die Beziehung zu Gott.

Genau das ist keine Ausblendung oder eine Spiritualisierung, die den Alltag nicht sehen will. Im Gegenteil. Wer nur den Alltag, gespiegelt von Zeitungen und anderen Berichten, wahrnimmt und nicht den Kern mit in den Blick bekommt, verliert sich. Die geistliche Dimension ist eben eine Dimension des Alltages und fordert ihr Recht ein, auch gehört zu werden.

 

 Papst Benedikt:

Im biblischen Zusammenhang ist die Treue vor allem eine göttliche Eigenschaft: Gott gibt sich als derjenige zu erkennen, der dem Bund, den er mit seinem Volk geschlossen hat, trotz der Untreue dieses Volkes auf ewig treu ist. Weil er treu ist, verbürgt sich Gott dafür, seinen Plan der Liebe zum Ziel zu führen, und darum ist er auch glaubwürdig und wahrhaftig.

Dieses Verhalten Gottes schafft im Menschen die Möglichkeit, seinerseits treu zu sein. Auf den Menschen bezogen, ist die Tugend der Treue zutiefst an die übernatürliche Gabe des Glaubens gebunden und wird so ein Ausdruck jener Zuverlässigkeit, die dem eigen ist, der sein ganzes Leben in Gott verankert hat. Im Glauben finden wir nämlich die einzige Gewähr für unsere Standfestigkeit (vgl. Jes 7,9b), und nur von ihm her können wir unsererseits wirklich treu sein – vor allem gegenüber Gott, dann gegenüber seiner Familie, der Kirche, die Mutter und Lehrmeisterin ist, und – in ihr – gegenüber unserer Berufung sowie gegenüber der Geschichte, in die der Herr uns hineingestellt hat.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Diplomaten, Mitarbeiter, Treue, Vatikan, Vatileaks, Vertrauen1 Kommentar zu Treue

Vatileaks ist auch eine Mediengeschichte

Veröffentlicht am 4. Juni 20127. Januar 2013

Die Frage aller Fragen, die im Augenblick im Zusammenhang mit dem Vatikan gestellt wird, ist die nach einem Machtkampf um den Heiligen Stuhl. Vertrauliche Dokumente, die veröffentlicht werden, wenig Information zu den Hintermännern und skandalträchtige Themen: Das ruft nach mehr.

Wenn man die Berichterstattung des Wochenendes hier in Italien als Maßstab nimmt, dann ist tatsächlich ein Machtkampf im Gange. La Repubblica, eine der großen Zeitungen, hatte zwei Briefe mit der Unterschrift des Papstsekretärs Georg Gänswein abgedruckt, aber den Inhalt weiß gelassen. Dazu gab es die Ankündigung (vorgeblich des Maulwurfes selber), dass er den Inhalt nicht weitergeben wolle, weil es den Papst beschädigen würde, aber wenn nicht dies oder das bald geschehen würde (Entlassungen bestimmter Personen, Transparenz im Vatikan, was immer das heißen soll), dann sähe er sich gezwungen, die ganzen Texte weiterzugeben.

Das abzudrucken ist kein Journalismus mehr, das ist Erpressung, das ist Teil eines Machtspiels, das um den Vatikan herum tobt. Natürlich ist es zu einfach, auf „die Medien“ zu zeigen und dort Schuldige zu suchen um vom Vertrauensbruch im Vatikan abzulenken. Genauso einfach ist es aber, sich jetzt zurück zu lehnen und zu sagen „Wir drucken das nur ab, wir machen die Nachrichten nicht“.

Spätestens mit diesem Wochenende wird klar, dass die Medienseite eben auch zur Geschichte um Vatileaks dazu gehört. Die Strippenzieher müssen gar nicht einmal im Vatikan selber sitzen.

Wir hier in der Redaktion als Journalisten wehren uns gegen diese Art, zu berichten. Das überschreitet eine journalistische Linie, auf diese Weise Druck auszuüben ist unprofessionell. Und es hilft überhaupt nicht bei einer informierten Meinungsbildung.
 
http://212.77.9.15/audiomp3/00319174.mp3

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Briefe, Gänswein, La Pepubblica, Vatikan, Vatileaks, Vertrauen, Vertraulichkeit3 Kommentare zu Vatileaks ist auch eine Mediengeschichte

Treue und Vertrauen

Veröffentlicht am 30. Mai 201230. Mai 2012

Was ist wichtig? Es fühlt sich merkwürdig an, heute über das Gebet und den Apostel Paulus zu schreiben, wo doch mittlerweile auch in Deutschland viel mehr noch als in Italien von Verschwörungstheorien etc. gesprochen wird. Es gibt zum Glück gute Analysen, wie etwa das Interview vom Kollegen Lutz Ring-Eifel beim Domradio. Aber leider sind auch immer mal wieder Schreihälse darunter, die von der großen Verschwörung phantasieren.

Was ist also wichtig? Gebet ist wichtig. Das löst nicht die Dringlichkeit der Probleme auf einen Schlag, aber es bringt alles in Perspektive. Die persönliche Begegnung mit Gott und die Verwandlung durch das Beten dürfen nicht durch den Rost fallen. Hier zeigt sich, worauf wir bauen und auf was wir uns verlassen.

Papst Benedikt bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch:

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

In den vorangegangenen Katechesen haben wir in der Schule des heiligen Paulus über das Gebet als eine persönliche Begegnung mit Gott nachgedacht: Durch Jesus Christus haben wir im Heiligen Geist Zugang zum Vater. Die Gewissheit, dass Gott treu ist und in seinem Sohn Ja zu uns sagt, schenkt uns Trost und Kraft.

Im zweiten Korintherbrief fordert uns Paulus auf, uns nicht von Schwierigkeiten und Sorgen überwältigen zu lassen. Wenn wir jede Situation in Verbundenheit mit Christus leben, werden wir fähig, nicht nur Trost zu empfangen, sondern auch unsererseits die zu trösten, die von Leid heimgesucht werden (vgl. 2 Kor 1,3ff).

Die tiefe Einheit mit Christus im beharrlichen, täglichen Gebet und das Vertrauen auf seine Nähe schenken Trost und machen uns zugleich bereit, die Sorgen und Leiden unserer Mitmenschen zu teilen. Dies stärkt wiederum unseren Glauben, da wir ganz konkret das Ja Gottes zu uns Menschen, die Treue seiner Liebe erfahren dürfen. Mit Paulus dürfen daher auch wir sagen: „In Christus ist das Ja verwirklicht. Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen“ (2 Kor 1,19b-20).

Es ist dann der Heilige Geist, der Gottes Ja in uns gegenwärtig und lebendig macht und in unserem Herzen den Wunsch weckt, dem Herrn zu folgen und ganz in seine Liebe einzutreten. Unsere Zustimmung zu Gottes Plan, unsere Antwort des Glaubens kommt im Lobpreis der Kirche zum Ausdruck. So mündet in Gottes Ja das Amen der Kirche ein.

(..) Im Gebet wollen wir uns stets dem Willen und der Liebe Gottes anvertrauen. Wenn wir in Verbundenheit mit dem Herrn leben und uns von ihm verändern lassen, finden wir Kraft für uns und können unseren Mitmenschen Hoffnung geben. Der Heilige Geist stärke euch mit seinen Gaben!

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Gebet, Gebetsschule, Generalaudienz, Glaube, Kirche, Paulus, Treue, Vertrauen3 Kommentare zu Treue und Vertrauen

Vatileaks und der Verrat

Veröffentlicht am 29. Mai 2012

Die Kirche lebt von Beziehungen. Beziehungen des Glaubens und Vertrauens, der Autorität und der Lehre, sie lebt von Beziehungen bei gemeinsamen Gottesdiensten und den Beziehungen, die die Tradition uns hinterlässt. Die Kirche ist kein Block, kein Staat, der sich auf eine Verfassung oder einen von Menschen gesetzten Gründungsakt stützt. Sie versteht sich in Beziehung mit Jesus, dem Grund.

Normalerweise bin ich ziemlich zurückhaltend, das Wort „Beziehung“ zu benutzen, denn es kann einen leicht kitschigen Klang haben. Häufig genug wird es als Verschleierung benutzt, um Dinge nicht aussprechen zu müssen.

In diesem Fall ist es aber völlig berechtigt: Die Menschen und ihr Glaube, die Tradition und deren Weitergabe, all das bezieht sich aufeinander. Es ist ein lebendiges Gewebe, das entstanden ist und weiter wächst.

Und genau hier trifft der Verrat. In den letzten Tagen habe ich häufiger darüber nachgedacht, wo genau der Schaden ist, den diese ganzen Veröffentlichungen oder vielmehr der Vertrauensbruch anrichtet: Er liegt genau hier. Beziehungen beruhen auf Vertrauen, und genau hier zersetzt der Verrat. Was auch immer die Motive sein mögen, der Effekt ist fürchterlich.

Kategorien Allgemein, Rom, VatikanSchlagwörter Dokumente, Vatileaks, Verrat, Vertrauen11 Kommentare zu Vatileaks und der Verrat

Wenn der Einzelne nur noch an sich selbst glaubt

Veröffentlicht am 18. Mai 201223. Mai 2012
Kapuziner Paulus Terwitte im Interview
Kapuzinerpater Paulus Terwitte

Paulus Terwitte ist ein Freund der modernen Medien, ein Blogger und Facebooker, wie er im Buche steht. Ein idealer Kandidat, sich bei der Piratenpartei zu engagieren. Oder etwa nicht?

Eine Frage, gestellt auf dem Katholikentag in Mannheim.

 

„Im Moment halte ich die Piraten noch gar nicht für eine Partei, es ist eine Bewegung, die selber noch nicht so genau weiß, wohin sie eigentlich gehen will. Sie lebt von einer uralten Sehnsucht, nämlich dass diese Welt von allen mitgestaltet werden könnte, in dem alle mitreden und alle mit den gleichen Rechten ausgestattet – und die gleichen Pflichten nicht zu vergessen. Sie sind für mich sozusagen erst einmal eine Antimandatspartei und letztlich eine Partei des Misstrauens, denn das Misstrauen gegen die jetzigen Mandatsträger gibt dieser Partei eigentlich die Kraft.

Das ist etwas, was ich schon länger beobachte: Mit der Verdunstung des Christentums nimmt die Individualisierung zu und damit auch eine Weltsicht, in der nur noch der Einzelne sich selber glaubt.”

 

Nicht nur die Künstler haben ja etwas gegen die Piratenpartei – Stichwort Urheberrecht – auch Christen haben Probleme mit deren Menschenbild.

 

„Wenn man überhaupt von einem Menschenbild der Piratenpartei sprechen kann. Das haben die glaube ich noch gar nicht so richtig. Es ist interessant, dass sich dort viele Stammtischmeinungen sammeln können, man muss sich nur einmal deren Software ansehen, mit der sie glauben, alle an Abstimmungsverfahren beteiligen zu können. Dann sieht man, dass dort threads aufgemacht werden können wie “Sollen wir nicht Kindermörder hinrichten lassen”. Das sind Dinge, wo ich hoch erstaunt bin, dass das dann so einfach flockig weiter diskutiert werden kann, letztlich auf Stammtischniveau. Weiterlesen “Wenn der Einzelne nur noch an sich selbst glaubt”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und GerechtigkeitSchlagwörter Gesetz, Mandat, Partei, Paulus Terwitte, Piratenpartei, Politik, Vertrauen3 Kommentare zu Wenn der Einzelne nur noch an sich selbst glaubt

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