Es kommt darauf an, was auf der Tasche steht. Ein italienischer Künstler hat bei uns um die Ecke ein Graffiti an die Wand gebracht – geklebt, nicht gesprüht, es musste ja schnell gehen – und damit schmunzelnd den Eindruck vieler Menschen ausgedrückt. Aber wie gesagt, auf die Tasche kommt es an.
„Valores“ steht da drauf, spanisch für „Werte“. Der Papst kommt nicht einfach so, er hat etwas dabei. Und manchmal werde ich den Eindruck nicht los, dass zu viel auf die gereckte Faust geschaut wird, zu viel auf die eigenen Erwartungen, und zu wenig auf das, was in der Tasche steckt.
Wenn in einer großen deutschen Zeitung oder in online-Magazinen in der Berichterstattung über den anstehenden Rücklauf der Fragebögen berichtet wird, dann heißt es oft, dass sich viele Menschen wünschen, dass der Wertekatalog der Kirche, das Sprechen von Sünde und von Regeln, sich ändern möge.
Einige vielleicht, damit sie unbeunruhigt weiter leben können. Andere, weil sie verletzt sind. Andere, weil sie eine lange Geschichte hinter sich haben und zu lange schon in einem Dilemma stehen. Es gibt viele Gründe, gute Gründe, aber auch leichte Gründe. So ganz einfach kann man die nicht zusammen fassen.
Der Inhalt der Tasche
Aber alle diese Gründe treffen jetzt auf den Inhalt der Tasche, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Die Werte, für die der Papst steht und die er vertritt, darf man über die Art des Sprechens nicht vergessen. Barmherzigkeit ist ein solcher Wert, aber der fordert heraus. Da geht es nicht nur um Sexualmoral, sondern auch um das Aufnehmen von Flüchtlingen in unserer Nachbarschaft, um Freizügigkeit, um Sinti und Roma, um arme Menschen. „Diese Wirtschaft tötet“ hat bei uns viel Wirbel gemacht, sind wir uns bewusst, dass wir Westler die Profiteure dieser Wirtschaft sind? All das steckt eben auch in der Tasche.
Wenn ich mir den Papst so ansehe, dann ist das eben keine Popart, dann hat das Tiefe. Eine andere Pop-Zeichnung liefert die Zeitschrift Rolling Stone. Nicht wirklich für kirchliche Berichterstattung bekannt bringt sie einen unglaublich oberflächlichen Artikel über Wandel – schlechter Benedikt, guter Franziskus – ins Blatt.
Mein Instinkt ist, zum Bremsen zu raten. All der Übermut, all die Pop-Referenzen werden sich abnutzen oder ablaufen. Bei diesem Papst ist mehr zu holen als die Aufregungen unseres Pop-Zeitalters, als das Star-Sein, das Kommunikations-Genie des Papstes.
Mich interessiert da der Inhalt der Tasche viel mehr der vorüberziehende Konsum-Jubel.