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Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

Veröffentlicht am 30. Juni 201330. Juni 2013

Als Benedikt XVI. 2005 den Begriff der „Hermeneutik der Reform“ prägte, die eine „Hermeneutik der Kontinuität“ sei, war das natürlich auf das Zweite Vatikanum bezogen. Der Umgang mit dem Konzil ist emotional aufgeladen, Benedikt wollte eine sachliche Debatte.

Nun aber beschleicht mich der Verdacht, dass diese Debatte um „Bruch“ und „Kontinuität“ auch mit Bezug auf Benedikt und seinen Nachfolger Franziskus geführt wird. Kein Blatt passe zwischen die beiden sagen die einen, Franziskus sei ein ganz anderer Papst und stehe für völlig anderes, behaupten andere. Ist da also ein Bruch? Oder ist die Kontinuität stärker? Oder ist das – und hier wäre meine Position – nicht die völlig falsche Frage, die nur Päpste vor die jeweils eigenen Karren spannen wollen?

Für diesen Sonntag habe ich eine Sendung mit dem Dominikanerpater und Theologieprofessor Carsten Barwasser gemacht. Dabei kamen wir auch auf die Frage nach Bruch oder Kontinuität zu sprechen und die Antworten könnte man auch auf die Nachfolgefrage beziehen, so gelassen und gut sind sie.

 

„Die Hermeneutik des Bruchs ist etwas, das grob eingeteilt rechts und links gemeinsam haben. ‚Das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Bruch mit der Tradition, das ist gut weil damit der ganze Mist, der davor war, weggeräumt ist und wir jetzt von Null anfangen können’: Das wäre eher die progessistisch-linke Position, wenn man es denn so nennen will. Und die andere, die traditionelle Interpretation sagt: ‚Das ist ein Bruch mit der Tradition und das ist schlecht und deswegen ist das Konzil verantwortlich für alles, was anschließend an Krise und Zusammenbrechen von kirchlichen Strukturen und Berufungen und so weiter’. Das sind diese beiden Extrempositionen, die sich aber in dem einen Punkt beide treffen: dass das Konzil ein Bruch war.

Papst Benedikt hat – meiner Ansicht nach zu Recht – dagegen gesetzt, dass das Konzil kein Bruch ist, sondern ein Teil einer Tradition ist, eines Prozesses. Es bricht nicht damit sondern entwickelt weiter. Das Konzil steht in einer Kommunikation mit den Konzilien vorher, d.h. dem Ersten Vatikanum, dem Konzil von Trient und so weiter.

Die Gefahr, die meines Herachtens nach darin liegt, ist die, dass die Kontinuität so sehr betont wird, dass nicht klar wird, was eigentlich mit dem Konzil Neues passiert ist. Warum hat überhaupt das Konzil stattgefunden und was hat dieses Konzil jetzt außer einer Menge Papier gebracht?

 

Das ursprüngliche Wort von Benedikt XVI. ist ja auch „Reform“, dann erst „Kontinuität“.

 

„Genau. Aber Reform wird im kirchlichen Zusammenhang anders verwendet als im normalen Zusammenhang. Ich habe das Gefühl, dass eine der Schwierigkeiten der Kommunikation mit den Medien darin besteht, dass der Reformbegriff so unterschiedlich verwendet wird. Reform scheint mir in unserer Gesellschaft mit Modernisierung oder Effizienzsteigerung verbunden zu sein und von daher ein positiver Begriff. Reform im kirchlichen Sinn ist aber reformare, wiederherstellen. Es ist ein Zurückbinden an einen Ursprungsimpuls, und der ist nun einmal das Evangelium in Jesus Christus. Von daher speist sich Erneuerung., von daher ist es nicht einfach Modernisierung, kann es auch gar nicht sein. Und so war es von Johannes XXIII. auch genau gewünscht: Die Reform der Kirche aus dem Geist Jesu Christi.

Dabei sind aber auch neue Akzente gesetzt worden, sonst wäre es eine riesige Zeitverschwendung gewesen: Zeit, Ressourcen, Geld. Es muss in einer solchen Hermeneutik der Kontinuität deutlich werden, was an neuen Akzenten in diesem Konzil herausgekommen ist.

Es ist wichtig zu sehen, dass zum Beispiel ‚Lumen Gentium’ eine Ergänzung zum Ersten Vatikanischen Konzil ist. Anderes wie zum Beispiel der Offenbarungsbegriff sind Wiederentdeckungen, die Idee der Selbstoffenbarung Gottes ist zutiefst biblisch.

Durch das alles wird das alles davor nicht falsch, aber es wird ergänzt und es ist wichtig, das zu betonen.“

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Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches Konzil
Schlagwörter Benedikt XVI., Bruch, Franziskus, Hermeneutik, Kontinuität, Konzil, Prozess, Theologie, Vatikanum

11 Kommentare zu “Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess”

  1. Alemania: Economía, Sociedad y Derecho sagt:
    30. Juni 2013 um 14:52 Uhr

    Muy bueno! https://blog.radiovatikan.de/von-benedikt-zu-franziskus-ein-prozess/

    Antworten
  2. Andreas sagt:
    30. Juni 2013 um 22:21 Uhr

    Lumen Gentium = Licht der Völker … Mit dem Begriff Licht ist es ähnlich wie mit dem Begriff der Reform. Das, was wir allermeist als Licht bezeichnen, ist nicht das Licht selber, sondern die Wirkung des Lichtes mit Materie. Licht selber ist unsichtbar! Oder abstrakter, als Sprachwesen verwechseln wir oft das Wort, den Begriff mit der Sache selbst. Da ist es um der Sache willen bisweilen gut einzugestehen, noch unwissend zu sein, als Sprach- und Begriffsverwirrung zu betreiben. Die Menschheit ist ja noch so jung und hat noch Jahrmillionen vor sich.

    Antworten
    1. Arnd sagt:
      1. Juli 2013 um 10:41 Uhr

      na hoffen wir das Letzte mal, Andreas.

      Antworten
      1. Andreas sagt:
        1. Juli 2013 um 15:33 Uhr

        Warum nicht? Die Dinosaurier haben sich auch für 160 Millionen Jahre die Erde “untertan” gemacht und das mit einem teils kleineren bzw. weniger komplexen Gehirn.

        Antworten
  3. Arnd sagt:
    1. Juli 2013 um 10:40 Uhr

    Was Pater Barwasser hier ausspricht, ist ja, wenn man es nüchtern betrachtet, eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Dass es uns Katholiken nicht bekannt ist, liegt zum einen an den extremen Modernisten und Traditionalisten, die das Konzil aus der je entgegengesetzten Richtung instrumentalisieren. Zum anderen aber auch, dass es normalerweise in den Gemeinden keine Katechese gibt, die Selbstverständlichkeiten lehrt (ich sage dies als ehem. Messdiener, der sich alles in reiferem Alter selbst beibringen musste). Um einfach den Hl. Geist wehen zu lassen, ist nach meiner Auffassung die katholische Theologie viel zu komplex geworden. Da man das nicht einfach wieder zurückholen kann, muss man den Gläubigen schon die nötigen Hilfen zum Verständnis anbieten.

    Antworten
    1. Andreas sagt:
      2. Juli 2013 um 11:09 Uhr

      Die Komplexität bzw. die Schwierigkeit eines Zurückbindens an einen Ursprungsimpuls kann man exemplarisch schon an dem Jesuswort “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben” (Joh. 14,6) ablesen. Ist bei Johannes die Wahrheit noch die griechische “aletheia” wird daraus später römisch “veritas”, dem ethymologisch ein anders Wortfeld anhaftet. Ähnlich ist es mit “pseudos” und “falsum”. Aber welcher Dorfpfarrer kann und will den Kirchgängern diese feinen, aber nicht glaubensunwesentlichen Bedeutungsunterschiede klar machen im Sinne eines Zurückbindens an den Ausgangsimpuls”? So wird die Wahrheit – im römischen Sinne – auf rectitudo und nachfolgend auf iustitia reduziert und ihr urprünglicher anderer Wortsinn verschüttet. Oder anders ausgedrückt, die aletheia im Jesuswort wird römisch-katholisch als Gegenwort zu falsum, dem Falschen, definiert und ihre griechische Bedeutung der “Unverborgenheit” fällt dabei unter den Tisch.

      Antworten
      1. Arnd sagt:
        3. Juli 2013 um 09:34 Uhr

        Sie haben meinen Kommentar -glaube ich-missverstanden, Andreas. Ich sehe im Gegensatz zu Ihnen einen guten Sinn im katholischen Lehramt. Mein Kommentar kommt nicht aus der Ecke des Zweiflers. Das ist eine andere Geschichte, der Zweifler muss erst mal für sich selbst denken, eben zweifeln. Mir geht es darum, dass -bevor der Zweifel aufsteht- die Gläubigen erst mal die Grundkenntnisse ihres Glaubens erfahren sollten. Dies ist leider selten der Fall.

        Antworten
        1. Andreas sagt:
          3. Juli 2013 um 22:35 Uhr

          In dem Buch von Peter Knauer SJ (http://peter-knauer.de/knauer-fth.pdf) werden die Grundkenntnisse des Glaubens umfassend erklärt und dort steht auch der Kernsatz: “Der christliche Glaube ist das Anteilhaben am Gottesverhältnis Jesu.” Es geht also primär um das Anteilhaben und nicht um ein Fürwahrhalten von Glaubenssätzen und ähnlichen Dingen. Es wäre allerdings interessant herauszufinden, ob das 1982 erschienene Werk in seiner Gänze noch auf dem Boden der heutigen kirchlichen Lehramtsmeinung steht.

          Antworten
          1. Arnd sagt:
            4. Juli 2013 um 10:19 Uhr

            Lieber Andreas, das ist natürlich immer richtig, aber zum einen hat sich die katholische Theologie -die leider immer an alles denken und alles beantworten wollte- de facto so komplex entwickelt. Zum anderen ist es natürlich auch eine Notwendigkeit, zu bestimmten Fragen wie zB der Religionsfreiheit usw eine theologische Aussage zu treffen, wenn es Gläubige gibt, die dazu unterschiedliche Auffassungen haben, sich aber alle auf eine unmittelbare Beziehung zu Gott berufen.

          2. AM sagt:
            5. Juli 2013 um 11:09 Uhr

            Lieber Andreas, Lieber Arnd,

            Danke fuer den Gedankenaustausch. Solche Beiträge sind bereichernd 🙂

  4. Roland Hofbauer sagt:
    1. Juli 2013 um 22:13 Uhr

    Und dennoch ist es so, dass es allzu glatt erscheint, alles von einer Hermeneutik der Kontinuität her zu sehen.
    Wenn ich etwa an die Konzilsaussagen zur Religionsfreiheit denke, oder das Verhältnis zum Judentum – dann wird es ziemlich schwierig, diese Kontinuitäts-Theorie aufrecht zu halten. Jetzt unabhängig davon, was man von den Aussagen selber hält. Aber wär durchaus interessant, wenn jemand Aspekte der Kontinuität in diesen Bereichen finden könnte.

    Antworten

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