Wenn der Schutz der Schöpfung für Christen nicht optional ist, was folgt dann daraus? Was müssen wir tun? Während ich in diesen Tagen selber in Amazonien unterwegs bin, um zu lernen, zu schauen und zu hören, mag ich hier noch einmal drei Dinge nennen, welche der Papst uns – sehr allgemein – mit auf den Weg gibt. Das Ganze wird dann im Oktober während der Bischofssynode hier im Vatikan konkret zu besprechen sein.
In seiner Enzyklika Laudato Si hatte der Papst betont, dass es ein christliches Thema ist, ein Glaubensthema. Sein Referenzpunkt war und bleibt ein Gebet, der Sonnengesang des heiligen Franziskus. Das runterzubrechen und auszubuchstabieren, das ist die Herausforderung.
Was müssen wir tun?
Drei Dinge möchte ich nennen. Erstens dass Lösungen nur mit den Menschen, nicht über ihre Köpfe hinweg gefunden werden können. Klingt normal, aber wenn man sieht, wie international verhandelt wird ohne dass die Betroffenen am Tisch sitzen, können einem schon Zweifel kommen. Das Beispiel, das ich da immer wieder nenne ist die Frage, die wir an die Synode haben. Geht es wirklich nur um verheiratete Priester?
Zweitens: Die Weisheit der Menschen, die im Einklang mit der Natur leben. Da geht es natürlich vor allem um die indigenen Völker. Eine Warnung an unser technisches Denken, Alternativen aus anderen Kulturen nicht auszuschließen. Kulturen, die seit 1.000 Jahren dort leben, kennen ihr Land besser, als andere das können. Also sollten sie die „ersten Ansprechpartner“ sein, wenn es um Lösungen geht.
Verteidigung des Lebens
Und drittens: Die Verteidigung des Landes und der Natur hat nur ein einziges Ziel: Die Verteidigung des Lebens. Wenn es Kirche und Glauben um Leben geht, dann muss alles einbezogen werden, was lebt und was mit dem menschlichen Leben in Zusammenhang steht. Und da – wie der Papst in Laudato Si’ sagt – alles mit allem Zusammenhang steht, muss vor allem das geschützt werden, was großen Einfluss hat.
“Wenn der Schutz der Schöpfung für Christen nicht optional ist, was folgt dann daraus? Was müssen wir tun?”
“Erstens dass Lösungen nur mit den Menschen, nicht über ihre Köpfe hinweg gefunden werden können. Klingt normal, aber wenn man sieht, wie international verhandelt wird ohne dass die Betroffenen am Tisch sitzen, können einem schon Zweifel kommen.”
Ein kleiner Haken an diesem richtigen Ansatz:
So breit formuliert – Schutz der Schöpfung (und nicht z.B. Schutz der Amazonas-Wälder oder ähnlich spezifischeres) – ist ausnahmslos jeder Mensch Betroffener.
Man kann aber schlecht alle 8 Milliarden an einen Verhandlungstisch setzen. Folglich braucht es immer irgendein Mechanismus, wie für jeweils bestimmte Problemfelder jeweils entsprechende Gesprächsrunden zusammengesetzt werden, die dann nach Lösungen suchen.
Und egal wie man das macht, es wird immer ein paar geben, deren Meinung dann nicht repräsentiert ist und über deren Köfpfe hinweg dann Lösungen gefunden werden.
Das gilt sogar, wenn man z.B. die Probleme der Amazonas-Region betrachtet und die indiginen Völker dazuholt und gleichberechtigt am Verhandlungstisch sitzen. Denn wiederrum sitzen ja nicht “die” Völker da, sondern einige Vertreter dieser, die wiederrum irgendwie ausgewählt wurden; und irgendwen bei den indiginen Völkern der mit den ausgewählten Vertretern nicht einverstanden ist, kann es dann auch leicht geben.
Ist also gar nicht so einfach, nicht über die Köpfe einiger Betroffener hinweg zu entscheiden.
Aber man sollte sich bemühen, das zu minimieren.
Ich sehe das genauso wie Pater Hagenkord schreibt… und ich habe Hochachtung vor Papst Franziskus’ Vorgehensweise. Ich habe seinen Besuch bei den Völkern Amazoniens im vorigen Jahr am TV begleitet. Die Menschen dort verdienen jede mögliche Unterstützung, aber auf ihre – nicht auf unsere – Weise, und schon gar nicht “über ihre Köpfe hinweg”. Es sind starke, unabhängige Menschen. Sie bräuchten unsere Hilfe nicht, wenn ‘wir’ (die Industrienationen) sie in Ruhe lassen würden, wenn ‘wir’ sie nicht ausbeuten und ihren Lebensraum zerstören würden (beim Abbau von Rohstoffen wird ihr Trinkwasser und ihre Nahrung, die Fische, vergiftet; das Abholzen des Regenwaldes zerstört Unmengen von Lebensraum – und unser aller Klima; usw.).
Was kann die Kirche vor Ort leisten, wie kann sie vermitteln, und vor allem: wie das Evangelium verkünden? Auch hier meine ich, dass die Missionare und ehrenamtlichen Helfer jede mögliche Unterstützung verdienen, keine Steine im Weg, keine Anpassung an die westliche Welt, sondern Lösungen mit Respekt für die indigenen Völker und deren eigene Kultur. Und ja, die Menschen vor Ort sollten die “ersten Ansprechpartner” sein.
Im Sinne des Evangeliums sollten verheiratete Priester und Diakoninnen und Diakone möglich/selbstverständlich sein. Gerade in Amazonien, wo sie unter erschwerten Bedingungen mit aller Kraft und Engagement den indigenen Völkern dienen und die Botschaft Jesu verkünden, so wie es in deren Kultur möglich ist.
“Das ganze Leben Jesu war ein Zeugnisgeben von der Liebe seines Vaters im Himmel. Jesus ruft alle, die ihm nachfolgen, auf, dieses Zeugnis in seinem Namen weiterzutragen…” (Henri Nouwen)
Möge der Heilige Geist die bevorstehende Synode durchdringen.